Neulich im Nachtbus

Öffentliche Verkehrsmittel können manchmal spannend sein, vor allem im Leipzig und dort vor allem Nachts! Und so begab sich auch folgendes vor ein paar Tagen.
Ich war mit einem Freund gegen halb 3 auf dem Heimweg von einem Konzert von Freunden.
Hinter uns saß eine Gruppe junger Männer, die anscheinend gerade aus der Disco kamen und dort gut gefeiert hatten. Sowohl der Alkohol- sowie Lautstärkepegel waren recht hoch.
Ich blickte mich nur kurz um und erhielt sofort ein: „Ey, was guggst duh?!“ (aus Authentizitätsgründen werde ich die Konversation lautmalerisch schreiben)
Och, eigentlich nüx, wieso?“
Mein entwaffnendes Lächeln hatte ihn beruhigt, weshalb er sich wieder umdrehte. Aber anscheinend hatten wir Freundschaft geschlossen, denn eine Minute später kam die Frage: „Ey, haste malne Kibbe?“
Nee, leider nicht, ich bin Nichtraucher“, „Ey, das kann doch gar nischt sein, dass du geene Kibbe hasd…“
Wie kommt man aus so etwas elegant heraus? Genau, man schiebt einen Grund vor:
Ich bin Saxophonist, da ist sowas schädlich“ (Ok, es hat nicht wirklich Auswirkungen, aber schädlich ist es ja sowieso)
Was bis du?“
Ich spiele Saxophon“
… Ey cool! … Bisd du schon reich und berühmd?“
Nein, als Jazzer wird man nicht reich und berühmt“
Ey, hasd du eben nich noch gesacht, dass du Saxophonist bis?“
…“
(was soll man sagen? eine entwaffnende Logik)
Ey mein Gümbel ist Rapper“ Er dreht sich zu seinem Kumpel um (der ebenfalls eine Bomberjacke trug) „Ey, der hier ist Saxophonist!“
Cooel“, jetzt wendet sich sein Kumpel zu mir „Bist du gut?“
Naja, ich würde sagen, dass ich nicht schlecht bin“
„Isch bin Räba. Ey, hasd du vielleicht Lust mit uns mal einen Track aufzunehmen, so featureringmäßig, weiß du?“
Warum nicht? Funk liegt mir, und über so eine HipHopNummer passt das oft sehr gut. In was für eine Richtung rappt ihr?“
„Pornorap!“
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… ah, ok…“
Du kommst mal zu uns und spielst eine Line, oder so. Gib mal deine Handynummer.
Kennst du Frauenarzt?“
„Frauenarzt? …nein.“
(wäre ich schlagfertig gewesen, hätte ich zurückfragen sollen, ober den Saxophonisten Gynäkologen kennt, aber so etwas fällt einem ja immer erst hinterher ein)

Kennst du Massiv“
„Ja, der sagt mir schon was“
„Sowas machen wir etwa. Kennst du Bushido“
Ja, ist mir auch ein Begriff“
„So wie der früher, nicht wie jetzt, jetzt ist er ne Muschi. Total Komerz“

„Ah stimmt, ich habe neulich mal eine Spiegel-Reportage über ihn gesehen, bei der er zuhause in einem kleinbürgerlichem Wohnzimmer bei Mutti saß und Tee getrunken hat“
.
Jetzt kam der Nachtbus endlich am Bahnhof an, dem zentralen Umsteigeplatz, und mein Freund und ich verabschiedeten uns schnell. Wir begaben uns zum Treffpunkt für alle Nachtschwärmer (egal wie alt, welcher sozialen Schicht zugehörig oder ob Wessi oder Ossi), die noch einen gewissen Hunger verspüren: McDonalds
!
10 Minuten später trafen dort
auch unsere neuen Freunde ein (klar, ein Weg in Schlangenlinien ist einfach länger und braucht mehr Zeit). Wir hatten uns schon in die „intellektuellen Abteilung“ zurückgezogen (McCafé) und blieben daher unbehelligt. (Man könnte hier fast schon von einer McDonalds-2-Klassengesellschaft reden)

Ich bezweifle auch, dass sie sich am nächsten Tag überhaupt noch daran erinnerten, sie werden sich wahrscheinlich eines Tages nur wundern, warum sie ihn ihrem Handy den Eintrag „Tobias Sax“ haben.
Schade eigentlich, dass hätte ein lustiges Projekt werden können und wahrscheinlich finanziell einträglich.

Das P.Mauriat System 76 im Testlabor

Eigentlich wollte ich ein anderes Tenor, leider war dieses zu dem damaligen Zeitpunkt vergriffen und da ich aber dringend ein Tenor braucht war mein Händler (www.saxtoys.de) so großzügig mir erst mal ein anderes Tenor zu leihen. Und so kam ich zu einem System 76 Tenor in Goldlack und ohne hoch Fis.

Mein anderes Tenor ist jetzt endlich verfügbar und ich dachte, bevor ich das Mauriat zurück gebe, könnte ich noch einen kleinen Test dazu schreiben.

P.Mauriat ist eine komplett taiwanesische Firma die seit einiger Zeit sehr gute Saxophone für das Profisegment baut zu einem recht akzeptablen Preis und hat einige sehr namenhafte Endorser unter Vertrag (u.a. James Carter). Vor ein paar Jahren war noch nicht ganz so klar, wo P.Mauriat herkommen, da unter dem Firmenlogo groß noch „Paris“ (So wie bei einem anderen älteren großem Saxunternehmen) steht.

Warum jetzt darunter noch New York, London und Tokio (aber nicht Berlin) steht sowie die 4 etwas kryptischen Seriennummern bleibt rätselhaft. Auch was mit „spezial handmade“ gemeint ist, erschließt sich mir auch nicht so richtig. Aber die etwas sonderliche Firmenpolitik der Taiwanesen soll heute nicht das Thema sein.

Fangen wir mit der Ausstattung an. Geliefert wird das Saxophon mit einem sehr guten Formkoffer. Schwarzes Cordua außen; blauer gepolsteter Samt innen. Sieht edel aus, sehr stabil und das Sax liegt sicher und behutsam darin. Nur die Außentaschen fallen für meinen Geschmack etwas zu klein aus. Es passen leider keine Noten rein. Der Rest der Beilagen ist normal. Das Mundstück ist nicht schlecht, sehr spielbar, aber nichts besonderes.

Mauriat bietet eine große Palette an verschiedenen Saxophonen an und diese meist auch noch in unterschiedlichen Finisches. Bei einigen Modellen hat man sogar die Option ohne hoch Fis. Das dürfte einige erfreuen, denn es gibt eine Vielzahl an Spielern, die meinen, dass ohne hoch Fis das Saxophon voller und besser klingt, sowie die Ansprache besser ist. Leider hatte ich kein Mauriat mit hoch Fis, wäre interessant gewesen, diese direkt zu vergleichen. Interessant ist auch, dass Selmer vor kurzem (wahrscheinlich vorher) ein Reference Model ohne hoch Fis rausgebracht hat.

Es gibt zwei Modelle, die besonders erfolgreich sind. Das System 76 und das PMXT 66R (Die nummern sind leicht unterschiedlich zwischen den Saxophonarten; diese beziehen sich nur auf das Tenor). Es gibt deutliche unterschiede in den Ausführungen. Das 66R hat andere Gravuren, Daumenauflagen, einen größeren Becher, leicht andere Mechanik und gebördelte Tonlochringe. Klanglich geht dieses in die Reihe der VintageBigBell-Hörner.

Das System 76 ist anders, aber ich finde nicht schlechter.

Das Exemplar, dass hier vor mir liegt, ist golden lackiert, hat eine florale Gravur auf dem Becher und Knie (nichts weltbewegendes aber ansehnlich) und als besonderen Hinkucker farbiges Perlmutt. Besonders gelungen finde ich die linke Daumenauflage in die auch Perlmutt eingelegt worden ist. Ich finde, dass die Haptik dadurch sehr verbessert wird. Der Daumenhaken ist aus Metall (so wie es der Trend gerade angibt). Der S-Bogen hat die Bezeichnung „super VI neck“. Da allerdings nur ein S-Bogen dabei war, ist mir dieses Gimmick auch nicht ganz so schlüssig.

Weitere Besonderheiten, sind die Gis-Klammer (die wir zum ersten mal bei Cannonball gesehen haben), die Doppelarme für die tiefen Töne (auch von Cannonball bekannt), der etwas größere Becher (muß ich nochmal sagen, woher wir das kennen)und das Motiv im Ring der Becher-Korpus-Verbindung (jaja, auch hier). Selbst die Marschgabelhalterung sieht ungewohnt bekannt aus). Merkwürdig finde ich aber, dass nur C und H Doppelarme bekommen haben, das tiefe B allerdings nicht. Ansonsten findet man viel vertrautes für ein aktuelles Profihorn. Ribbed Construktion (die Mechanik ist auf einer Schiene vormontiert, dadurch gibt es Vorteile in der Montage und es klingt direkter), gute Lederpolster mit Metallresonatoren (doomed, nicht genietet!). Allerdings gibt es kaum Einstellschrauben. Fast alle Klappenöffnungen und Kopplungen sind mit Kork geregelt, gefällt mir persönlich nicht so sehr, da ich gerne selber mal Hand anlege und es mir die Schrauben sehr erleichtern, schnell mal eine Korrektur vorzunehmen. Die Mechanik ist sehr gut verarbeitet, mir sind keine Mängel aufgefallen dennoch wirkt sie etwas weich im Vergleich zu den etwas bekannteren Profimarken. Ob sich diese längerfristig als so zuverlässig zeigt, muß man abwarten.

Intonation und Ansprache sind so wie man es von einem Profiinstrument erwartet. Gut und ohne wirkliche Mängel. In dem Intensiven Einsatz im BigBandsatz sind keine Intonationsunregelmäßigkeiten aufgefallen.

Wie klingt nun dieses Horn? Ich hasse es, es sagen zu müssen, aber sehr Mark VIig. Ich war beim ersten anspielen wirklich überrascht wie gut es klingt. Wie der Zufall es so will, habe ein neues PMXT 66R UL zum vergleich hier stehen. Das 66R klingt sehr voll und dunkel. Das System76 klingt vielleicht nicht ganz so voll, aber alles andere als dünn. Es ist sehr viel mehr direkter , etwas heller und hat deutlich mehr Charakter. Es erinnert wirklich an ein französisches Vintageinstrument. Persönlich gefällt es mir fast besser als das PMXT 66R UL welches von vielen sehr hoch gelobt wird

Der Listenpreis des System 76 liegt bei 2800,- und ist damit zwar ein eher teurer Taiwanese liegt aber immer noch deutlich unter den Spitzenmodellen der Japaner, Selmer oder anderen etablierteren großen Marken. Für einSaxophon auf diesem Niveau ist das ein gutes Preisleitungsverhältnis zumal selten der Listenpreis am Ende verlangt wird.

Obwohl ich persönlich aus ein paar Gründen wahrscheinlich nicht der größte Fan von P.Mauriat bin, so muß ich doch sagen, dass das System 76 ein verdammt gut klingendes Saxophon ist, das keine wirklichen Makel hat, gut zusammengebaut worden ist und das noch zu einem für das Profisegement recht fairen Preis. Wer ein modernes Horn mit Mark VI mäßigem Sound sucht, sollte auch dieses hier probieren.

www.saxtoys.de

http://www.pmauriatmusic.com/

Bitte entsorgt die Staubfeudel

Gestern zur Probe zeigt mir unser erster Altist stolz sein neues Spielzeug. Einer dieser merkwürdigen Staubfeudel, die man in das Saxophon stecken kann, wenn man es im Koffer lagert.
Ich schaue ihn an und sage „Schmeiß dieses Teil bloß weg“ „Wieso?“ Und so hatte ich die Idee zu einem neuen Blogeintrag.

Ja, wieso eigentlich? Besser ist die Frage, wofür ist dieser Feudel überhaupt gut. Früher hatte dieses Teil einen wirklichen Nutzen. In Früheren Zeiten waren die Lederpolster noch nicht imprägniert und der ständige Wechsel von feucht und trocken hat das Leder sehr schnell ausgedorrt wodurch die Polster auch dementsprechend schnell verschlissen war. Der Feudel hatte die Funktion, die Feuchtigkeit im Sax zu halten, damit die Poster nicht immer so schnell austrocknen und dadurch länger halten.

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Doch in Zeiten guter Imprägniermittel sind diese Teile so überflüssig wie ein Kropf. Einige denken, man würde damit das Sax sauber machen. Dafür eignen sie sich überhaupt nicht, dafür gibt es die Durchziehwischer. Der Feudel verteil den Schmutz nur besser.

Es gibt sogar gute Gründe dieses Teil schnellstmöglich zu entsorgen. Wie gesagt, das Teil hält die Feuchtigkeit im Sax. Diese warme, feuchte, dunkle Umgebung in der die ganze Siffe hängen bleibt ist die ideal Umgebung für Keime, Bakterien und sonstigem schleimigen und lebendigem Zeugs. Und das steckt ihr immer wieder in euer Saxophon? Bäh!

Ein weiterer Grund warum diese Dinger auf den Müll gehören ist, dass sie fuseln. Diese Fuseln bleiben gerne in den Rillen der Polster kleben und können zu Undichtigkeiten führen.

Das habe ich auch so meinem Kollegen erklärt, aber er meinte dann, dass er ihn trotzdem behält, worauf ich ihn fragte: „Wieso? Weil Charlie Parker auch so ein Teil benutzt hat?“
„Ja genau, woher wußtest du das?“

Meine Mundstückodysee

Welcher Saxophonist kennt das nicht; die ewige Suche nach dem richtigen Mundstück. Auch ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht, viel angespielt, viele Mundstücke gekauft und viel Geld ausgegeben. Heute möchte ich ein wenig davon erzählen; von meinen Problemen, Erfahrungen und auch ein wenig von den Lehren, die ich daraus gezogen habe.

Für diejenigen, die neu auf diesem Gebiet sind, die können vielleicht ein paar hilfreiche Hinweise hierraus entnehmen, und diejenigen, die schon etwas erfahrener sind, für gilt das eventuell auch noch oder sie erkennen sich sogar in einigen Punkten wieder und können dem eine lustige Seite abgewinnen.

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Alles begann, als ich noch ein junger Schüler war und ich absolut ahnungslos über Mundstücke war. Noch bevor ich übhaupt mit dem Saxophon angefangen habe meinte mein Klarinetten- und Saxophonlehrer, dass ich das beiliegende Mundstück vergessen kann und  ein Selmer S80 F Mundstück kaufen sollte. Ich sagte meinen Eltern, dass mein Lehrer gesagt hat, ich soll dieses Mundstück spielen, also kauften sie es. Das beiliegende Mundstück, ein Yamaha 4c (eigentlich das Standartanfängermundstück, das zu Beginn eigentlich total ausreichend gewesen wäre) wurde nicht mal ausgepackt.
Ein Jahr später sollte ich dann in der Schulbigband spielen; mein Lehrer meinte dann, „du brauchst ein anderes Mundstück, du brauchst ein Otto Link Supertone Master 7*“. Also haben meine Eltern ein Otto Link Supertone Master 7* gekauft.
Ich habe mir nie Gedanken über meine Mundstücke gemacht, habe auch nicht wirklich einen Unterschied gehört. Ich habe einfach meinem Lehrer geglaubt, dass es besser klingt und ich war glücklich.
Das ging auch eine ganze Weile so, aber in der Zeit bekam ich immer wieder gesagt, dass beste Jazzmundstück für das Alt wäre ein Meyer. „Alle spielen das!“ Also habe ich mir bei Gelegenheit ein solches gekauft (in Tokio in einem riesigen Yamahastore, eine merkwürdige Gelgenheitheit nebenbei gesagt).
Ist euch etwas aufgefallen? Bisher war noch nicht einmal die Rede gewesen, dass ich die Mundstücke vorher angspielt habe. Man hat mir immer gesagt, „kaufen“ und ich (bzw. meine Eltern) haben es gemacht. Auch wenn das Meyer, das Selmer und das Otto Link die beliebtesten Mundstücke sind(auch in diesen Bahnöffnungen), so stimmt es nicht, dass dies auch die besten sind. Gerade diese Firmen leiden unter einer hohen Fertigungsschwankung. Die meisten Mundstücke von denen sind eher gutes Mittelmaß und ihr Ruf ist eher durch ältere rumreichere Zeiten begründet. Das richtige und passende Mundstück ist immer eine sehr individuelle Frage. Auch wenn ich damals noch lange kein guter Spieler war, so wären ein paar Hinweise oder der Rat „unbedingt testen“ doch gut gewesen anstatt nur die Kaufanweisung von dem, was alle haben.

dsc00131Wie dem auch sei, mit dem Studium begann ich mich auch intensiver mich mit dem Saxophon zu beschäftigen und auch mit meinem Sound. Mit dem Meyer war ich nicht so glücklich, weil ich eigentlich die Haptik von Metall und flache Dächer bevorzugte, da ich von der Klarinette kam. Ich fing also an jetzt wirklich auf Sound- und Mundstücksuche zu gehen. Es began eine lange  Zeit, in der ich meist sehr unzufrieden mit meinem Sound war und massig mit verschiedenstem Equipment experimentierte und viel Zeugs kaufte (Blattschrauben, Blätter, Daumenhaken, S-Bögen).
Wegen der Haptik (und auch der Optik) wollte ich Metall. Ich war noch sehr jung und wild und wollte auch so einen Sound. Unerbittlich, hell und laut (dass es dann manchmal für den Zuhörer etwas unangenehm klang war mir egal, teilweise sogar beabsichtigt).
Per Zufall gelangte ich an ein Brancher B24. Eigentlich ein tolles modernes Mundstück. Ideal für Funk und Rock und kann mit jedem Guardala mithalten.  Zumindest war ich erstmal laut, konnte ich mich durchsetzen und es traf in etwa auch meinen damaligen Soundgeschmack. Aber dennoch hatte ich Konditions- und Intonatiosprobleme und es klang oben rum oft einfach zu dünn. Also war es vielleicht doch nicht so passend, das Testen ging wieder los und ich landete zwischenzeitlich bei einem Yanagisawa Mundstück Metallmundstück 8. Das klang deutlich ausgeglichener, der Sound etwas voller und es war etwas einfacher zu spielen. Jedoch war damit nicht lange glücklich, da mir Power fehlte und das Mundstück zu weich war, zudem gab’s auch immer noch leichte Intonationsprobleme oben rum. Zu dem Zeitpunkt hatte ich wohl fast alle gängigen Metallmundstücke auf dem Markt getestet.
Dann kam das Highlight. Das neue Superhightech Mundstück. Das JodyJazz DV8 für 350 Euro. Was für ein Sound, was für eine Lautstärke. Nicht mehr nur hell und scharf sondern auch noch ganz viele coole Tiefen. Ich hatte im Vergleich sogar ein Dave Guardala SuperKing für 990Euro in der Hand damals. Ich war jetzt der lauteste und konnte mich gegen 50 Bläser durchsetzen. Geil!
Dieses Mundstück hatte ich ein Jahr gespielt und war selber mit meinem Sound erstmal recht zufrieden. Ich selber habe in der Zeit auch einige Fortschritte gemacht, was Ansatz, Intonation und Sound angingen. Dennoch lezte Probleme blieben und wollten trotz richtigem und intensiven Üben einfach nicht weg gehen. Kondition war mangelhaft; nach einer Stunde rutschen Intonation und der Sound oben rum in den Keller. Was machte ich nur falsch?

Die Einsicht kam eigentlich mit dem Experiment „back to the roots“. Zum Spaß räumte ich Yamaha 4c Mundstück raus, steckte es auf mein Horn und spielte damit. Es klang nicht schlecht, hatte etwas interessantes im Sound und wegen der Abwechslung spielte ich einfach ein paar Tage damit. Als ich mich eingespielt habe, kam ich auch gut mit der größeren Außenform zurecht und die größte und wichtigste Erkentnis war, das Spielen fiel mir leicht. Ich konnte länger spielen und es klang von selbst schön und angenehm. Dadurch inspiriert hohlte ich mir mein Meyer Mundstück und ein weiteres Plastikmundstück (6er Bahn), das bei meinem Cannonballsaxophon beilag, zurück, die ich bis dato verliehen hatte. Ignoranterweise habe ich dieses vorher nie für voll genommen und wollte es schon verkaufen ohne es wirklich je intensiv gespielt zu haben. Und tatsächlich spiele ich nun seit ein paar Monaten dieses Mundstück mit großem Erfolg.  Es klingt voll, hat einen sehr modernen Glanz, ich habe quasi keine Intontionsprobleme, kann ohne weiteres mehrere Stunden ohne Ermüden spielen. Ich bin zwar nicht mehr so laut wie voher (deshalb war ich anfangs auch nicht so überzeigt, aber mein Lehrer drängte mich, erstmal dabei zu bleiben), aber ich habe genug Projektion und Strahl entwickelt, dass ich auch ohne riesen Stufe und kleiner Kammer mich gut (auch gegen E-Gitarren) durchsetzen kann und auf 4 Oktaven komme. Ich bekomme jetzt öfter Komplimetne für meinen Klang und ab und zu schmilzt auch schon die Damenwelt dahin. Im Prinzip ist dieses an sich „billige“ Beipackmundstück ein Meyerklon. Bei mir ist dieses Mal die Kopie besser als das Original.

Aber woran lag es nun, dass ich mit den vorherigen Mundstücken so viel ärger hatte. Obwohl ich eigentlich auf flache Dächer stehe macht sich die breite Form sehr bemerkbar. Deswegen muß ich meine Lippen nicht mehr ganz so eng schließen, die Muskeln sind entspannter, es braucht weniger Kraft, weswegen ich länger spielen kann und Intonation und Klang auch besser sind. Ein weiterer Faktor ist, dass das Innenleben der Metallmundstücke sehr ähnlich ist. Kleine kammer, große Stufe und sehr ausgeprägter baffel. Das macht den Sound schnell unangenehm schneidend, zudem werden Intonation und Kontrolle auch noch schwerer. Also für einen flexiblen angenehmen Jazzsound nicht so das Wahre. Leider haben sich diese Form mit der Pop und Funk Musik, die ja öfters mal einen durchsetzungfähigen Sound verlangen sehr etabliert.  Viele verwechseln einfach Lautstärke mit Klangqualität. Das habe ich auch lange gemacht.
Ich will damit nicht sagen, dass diese ganzen Metallmundstücke schlecht sind; ich bereue inzwischen ein wenig den Verkauf des Otto Links, des Branchers und des Yanagisawas, waren alles tolle Mundstücke (aber ich bin jung und brauche das Geld und Mama und Papa zahlen auch nicht mehr für alles), nur meine ich, dass sich viele damit überschätzen.
Zuletzt macht sich vielleicht auch die etwas kleinere Bahnöffnung bemerkbar. Je größer die Bahnöffnung, desto mehr Luft geht zwar durch und somit mehr Soun, aber auch desto mehr Spielraum hat man, also desto mehr muß man kontrollieren. Ich habe jetzt trotz kleiner Öffnung einen größeren Sound.

dsc00133Ist meine Reise abgeschlossen? Nein ich denke nicht. Solange ich mich mich mit meinem Sound kritisch auseinandersetze um ihn zu verbessern, werde ich auch immer über mein Equipment nachdenken. Obwohl ich erst nicht ganz überzeugt war, habe ich mich jetzt auf dieses Mundstück eingestellt und bin gerade recht zufrieden mit meinem Mundstück und ich habe für dieses Beipackteil ein 350 Euro Mundstück in die Schublade gesteckt. Es trifft zwar nicht ganz mein Soundziel, aber es spielt sich leicht und angenehm und ich habe festgestellt, dass das doch wichtiger ist, als der eigenen Soundvostellung möglichst nahe zu kommen. Was nützt es ein Mundstück zu haben, auf dem man 10min wie Cannonball und Micheal Brecker zusammen klingt, aber man danach nicht mehr stimmt und furchtbar dünn klingt. Für den Zuhörer und Mitspieler ist es besser, wenn man lange schön klingt.
Aber ich experimentiere weiter.  Zur Zeit lasse ich ein Mundstück speziell nach meinen Soundwünschen fertigen. Ich war lange sehr skeptisch, was diese Custommademundstücke angeht, da ich immer der Meinung war, dass es eigentlich genug Auswahl auf dem Markt gibt, sich Soundvorstellungen auch ändern und diese Teile doch recht teuer sind (und auch schwer weiterzuverkaufen, da sie individuell zugeschnitten sind). Ich habe vor 2 Jahren fortlaufend meinen Soundgeschmack verändert. Mal wollte ich so, dann wollte ich so klingen. Erst im letztenjahr kristallisierte sich endlich eine festere Richtung raus und ich spiele nun schon eine kleine Zeit. Ich habe auch in letzter Zeit vieles (nun auch im Kautschukbereich) getestet und nur weil ich wirklich nie ganz zufrieden war, weil ich doch recht spezielle Wünsche habe, habe ich den Schritt zu den Custommademundstücken dann doch gemacht. Übrigens, als aller erstes habe ich dem Mundstückschnitzer gesagt, dass ich eines haben will, dass sich vorallem leicht und angenehm spielen läßt. Ich werde euch davon hier in meinem Blog berichten, wenn es angekommen ist. (hier ist nun der Test dieses MPCs)

So, was wollte ich euch mit meiner kleinen Geschichte eigentlich sagen? Einerseits dient dies wirklich für mich als eine Selbstreflexion anderseits hoffe ich, dass ich dem ein oder anderen damit helfen konnte. Vielleicht bewahrt es den ein oder anderen davor, die gleichen Fehler zu machen, vielleicht findet jemand hier einen wertvollen Tipp und vielleicht ermutigt es einige wenige, die bei der Suche schon schier am verzweifeln sind. Aber wenn es für euch nur ein amusantes Resümé meines Umherirrens auf dem Mundstückmarkt ist, ist das auch gut.
Wie gesagt, es geht nichts über das selber testen, die besten Mundstücke müssen nicht immer die teuersten sein, lauter ist nicht immer unbedingt besser und wichtig ist es, dass sich das Mundstück angenehm spielen lässt (es muß nicht immer 7* und mehr sein).
Ach ja, und zuletzt möchte ich nochmal betonen: Equipment ist nicht alles; wenn ihr nicht auch an euch arbeitet, wird das beste Mundstück der Welt nicht gut klingen.

 

Der Resonanzring – und schon wieder ein Tuningteil?

Ein Ring sie zu knechten, sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden!

Ob nun dieser Ring wirklich so mächtig ist oder doch nur aus dem Kaugummiautomaten kommt, wird sich zeigen.

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Der Resonanzring kommt zwischen S-Bogen und S-Bogenhülse des Saxophones. Er ist aus Messing (unlackiert) und es gibt ihn  für die verschiedenen Saxophone, aber auch verschiedene Hülsendurchmesser.Zudem gibt es den Resonanzring auch in drei verschiedenen Ausführungen.Dick, Dünn und Flach, die alle leicht unterschiedliche Effekte haben.
Entwickelt wurde der Resonanzring von Klaus-Peter Herrmann und ist erhältlich für je 25Euro (z.B. hier: http://www.saxophon-service.de/homep/Resonanzring.html).

Aber wie klingt der Ring nun? Schwer zu sagen. Das alleinige herausziehen des S-Bogens um ein oder zwei Millimeter hat oft schon einen positiven Effekt (einfach mal ausprobieren).
Jedoch hat auch der Massenzusatz des Ringes noch einen Effekt.
Wie die verschiedenen Ringe nun klingen kann ich leider nicht sagen, da ich im Laden nur Dünn und zweimal Dick anspielen konnte und dann nur einen (der mit dem deutlichsten Effekt) mitgenommen habe. Sobald ich die Gelegenheit habe, auch die anderen Ringe gründlicher Test zu spielen, werde ich hier einen Nachtrag einreichen.

Wie auch bei den anderen Tuningteilen (Schucht, Klangbogen, etc.) ist der Effekt von Saxophon und Spieler unterschiedlich.
Ich habe auf meinem Saxophon einen etwas volleren Sound, weniger schneidende Obertöne, etwas mehr Charakter und einem klein wenig offeneren Sound festgestellt. Die Auswirkungen waren bei mir zwar nicht weltbewegend und ich meine auch dass der Ring etwas weniger Auswirkungen hat als z.B. die Schuchtprodukte (siehe den Testbericht „Pimp my Sax“), aber der Ring ist ja erstens auch kleiner und kostet weniger.

Mein Fazit: Jeder der an so etwas Interesse hat, sollte es selber ausprobieren, denn die Ergebnisse sind sehr individuell, aber ich und auch andere haben die Effekte als durchaus positiv wahr genommen. Viele halten diese Tuningprodukte für überflüssig, für mich sind sie eine Möglichkeit Nuancen im Klang meines Instrumentes bewusst zu beeinflussen.

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Daumenauflagenpolster

Vielleicht stelle ich mich nur etwas an, aber ich bin mit den meisten Daumenauflagen sehr unzufrieden. Ich finde sie sehr unkomfortabel. Wann erkennen die Hersteller die Problematik, dass der Daumen nicht flach ist; eine ergonomisch angepasste Auflagefläche wäre etwas schönes.
Für jeden, dem es genauso geht, hier ein kleiner Tipp:

Man braucht nur ein wenig Filz und Tesa-Gewebe (das ist sowieso geniales Zeug und für alles mögliche einsetzbar).

Ihr legt ein oder zwei Schichten (je nachdem wie sehr gepolstert ihr es mögt) und überklebt das ganze sorgfältig und alles abschließend mit dem Gewebetape.Ich habe den Rand nochmal mit einem Streifen umklebt, damit alles besser hält.
Passt auf, dass der Oktavmechanismus nicht behindert wird.
Wenn ihr sorgfältig geklebt habt, wird dies auch eine Weile halten.

Allerdings muß ich auch darauf hinweisen, dass gerade bei Metalldaumenauflagen es zu Soundveränderungen kommen kann. Meistens wirkt es dann dämpfend.

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