Ein kleines Jubiläum zum 50sten!

Liebe Leser,

ich mag es kaum glauben, aber das ist schon der 50ste Blogeintrag. Wenn man so in die Übersicht reinschaut, stellt man fest, dass die Übersicht inzwischen ganz schön unübersichtlich geworden ist. Ich glaube da muß ich mir bei Zeiten mal etwas überlegen.

Auch die Besucherzahlen steigen stetig. Im letzten Monat hatte ich 4450 Besucher und zZ. liege ich bei ca. 170 Besuchern pro Tag (liegt vielleicht auch daran, dass ich bei so merkwürdigen Googelsuchen auftauche). Ich hoffe das bleibt so steigend. Also fühlt euch frei, meinen Blog überall hin zu verlinken, wo ihr meint, dass es passt.

Ein paar Neuigkeiten gibt es auch.Ich habe vor kurzem den großen Kunststoffblättertest einer Generalüberholung unterzogen. Von dem alten Forentext ist nicht mehr viel übrig. Ich hoffe auch, dass es weniger orthographische Mängel gibt (ich suche immer noch einen ehrenamtlichen Lektor).

Demnächst wird es hier ein paar Gastschreiber geben. Ein paar befreundete Profis wollen mit ein paar Texten zu saxophonistisches etwas beitragen. Von Thomas Voigt habe ich ein paar sehr gute Lektionen bekomme, die in nächster Zeit online stellen werde und Volker Kaufmann hat mir einen schönen Testbericht über seine Brancher Saxophone versprochen. Außerdem haben sich noch zwei weitere Freunde angekündigt, aber dazu erst später mehr.

Von mir gibt es demnächst natürlich das Finale des USSG (ultimativer Saxophonstarter-Guide), eine kleine Liste empfehlenswerter Literatur und meine Gedanken zur Streitfrage „Equipment vs. Üben“. Auch steht noch aus der Text über „meine schlimmste Mugge“, aber die war anscheinend doch traumatisierender als gedacht, denn ich habe immer noch Probleme das aufzuarbeiten.

Zuletzt will ich noch ein Photo, dass mich „in action“ zeigt,  mit euch teilen, dass ein Freund von mir gemacht habe und von dem ich total angetan bin (also vom Photo).

Also noch viel Spaß mit meinem Blog und alles Gute wünscht euch

Euer Tobias

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Klangbeschreibung

Wir Musiker haben oft ein Problem, wenn es darum geht, wenn wir über Klänge reden wollen. Es fehlen oft die richtigen Worte, die das Gehörte angemessen beschreiben. Die Saxophonisten leiden darunter besonders, da diese doch sehr klangverliebt sind und alle auf der Suche nach ihrem eigenen individuellen aber ausgereiften Sound sind. Dabei halte ich es für essentiell Begriffe dafür zu haben, denn wenn man einen Begriff hat, hat man eine geistige Schublade mit der man das gehörte leichter einordnen kann. So entwickelt sich eine genaue Klangvorstellung, welche wiederum für die Entwicklung des eigenen Sounds unabdingbar ist.
Der Klang eines Musikinstrumentes ist min. genauso komplex und vielschichtig wie der Geschmack von gutem Wein. Weinkenner haben aber wenigstens einen anerkannten und gebräuchlichen Wortschatz mit dem sie umgehen können. Den haben Musiker leider nicht.
Die meisten kennen gerade mal hell oder dunkel, warm und weich. Aber wenn man dann mal nachfragt, was denn mit „weich“ gemeint ist, beginnt das Überlegen und oft hört man bei so etwas recht unterschiedliche Definitionen. Aber das ist auch kein wunder, da fast jeder Begriff, bis auf laut und leise, nur behelfsmäßiger Natur und nicht Teil der Akustik sind. Im Grunde sind alles Synästhesien; hell und dunkel beschreiben einen optischen Sinneseindruck, warm beschreibt ein Temperaturempfinden, weich und hart sind ausdrücke für haptisches Fühlen, farbig sind Bilder, voll ist ein Gefäß und breit ist der Alkoholiker.
So ließe sich die Liste beliebig fortsetzen. Es ist also kein wunder, dass wir uns mit der Klangbeschreibung so schwer tun. Ich glaube nicht, dass dieses Blog annähernd die Mammutaufgabe bewältigen könnte, einen einheitlichen Wortschatz zu prägen, dafür wird Musik auch viel zu unterschiedlich wahrgenommen, aber vielleicht macht es dem einen oder anderen bestimmte Begrifflichkeiten klarer oder hilft ihm eine differenzierte Klangvorstellung zu entwickeln.

Persönlich unterscheide ich zudem noch zwischen den beiden Kategorien Klangqualität und Klangfarbe. Oft hört man, dass der Sound ja Geschmackssache sei. Das sehe ich anders. Es gibt einfach Aspekte im Sound die auch ganz objektiv einen guten Sound ausmachen, wie dynamisches Spektrum, Projektion, Klangvolumen. Keiner findet einen dünnen Sound schön. Alles wie hell, dunkel, warm, weich, hart usw, sind nach dem persönlichen Geschmack zu bewerten und fallen unter Klangfarbe. Zum Beispiel klingt das Vollsilbersaxophon von Yanagisawa sehr hell und weich, das absolut nicht meinen Geschmack trifft, aber dennoch finde ich, dass es ein extrem gutes Horn ist, da Projektion und Volumen einfach fantastisch sind.

Klangqualität

dynamisches Spektrum: wie laut und wie leise ein Saxophon kann. Ein ppp ist nicht immer selbstverständlich genauso wenig wie ein müheloses fff.

Volumen: das beschreibe ich gerne als Soundmasse (nicht verwechseln mit Lautstärke), wie groß und schwer ein Sound ist. Das Gegenteil wäre dann ein dünner Sound. Gerade hier wird der Unterschied zwischen Anfänger (dünner Sound) und Profi (voluminöser Sound) deutlich.

Projektion: ist in etwa die Durchsetzungskraft. Auch das hat nichts mit reiner Lautstärke zu tun. Es geht hier um, wie gut man sich gegen andere Instrumente durchsetzen kann und wie weit der Klang trägt. Stellt euch einen etwas weiter entfernten Punkt vor und genau dort hin wollt ihr euren Ton tragen.

Raum füllend: hat auch etwas mit Projektion zu tun. Also wie gut und einnehmend ihr alles um euch rum insgesamt beschallen könnt.

Als Beispiel für Projektion und Raumfüllen kann man eine Opernsängerin anführen, die es schafft unverstärkt mit ihrer Stimme den ganzen Konzertsaal bis zum letzten Platz in der Ecke zu beschallen. Wie das funktioniert, weiß ich leider selber nicht ganz genau. Es hat aber mit jahrelanger Erfahrung, Üben und der richtigen Technik zu tun.


Klangfarbe

hell: ein hoher Anteil an hohen Frequenzen. Schärfe kommt oft mit dazu, muß aber nicht

dunkel: wenig hohe Frequenzen; sehr dunkle Sounds klingen oft gedämpft.

rund: der gesammte Frequenzbereich ist recht homogen. Die Frequenzberge sind auch etwas „breiter“, d.h. einzelne Frequnezen sind nicht deutlich hervorgehoben und raus hörbar. Dies wäre eigentlich schon eine Klangqualität, aber es auch etwas der Gegensatz zu „Charakter“ im Sound, der sich meist eher durch zerklüfteltere Frequenzspektren auszeichnet. Klassische Saxophonisten bevorzugen einen sehr runden Klang.

resonant/sonor: wichtige Frequenzen heben sich deutlich mehr hervor und sind besser zu hören. Gibt oft „Charakter“.

scharf: bestimmte hohe Frequenzen sind deutlich ausgeprägt (hohe, schmale Frequenzberge). Man empfindet den Klang sehr oft als schneidend. Gerade moderne Saxophonisten (Rock, Funk) bevorzugen einen aggressiveren Sound. Hilft sich gegen E-Klampfen durchzusetzen.

warm/weich: oft ist das ein Zusammenspiel aus rund und dunkel (oft und gerne mit vielen Subtones); der sound wird als besonders angenehm empfunden, hat aber wenig härte und kann sich schlecht durchsetzen. Zu übertrieben klingt es sehr schnell nach „Softie“ und kitschig. Im modernen Popbereich, gibt es auch weich und hell klingende Saxophonisten. Diese empfinde ich immer als besonders „schleimig“ (z.B. Kenny G und Captain Cook)

cool: das Gegenteil von warm, weich und schleimig. Geht etwas in die Richtung transparent/klar/straight (s.u.)

hart: das Gegenteil von weich. Oft gefragt im Funk/Rock bereich. Schärfe läuft oft parallel, muß aber nicht.

farbig: wenn der Sound besonders viele interessante Klangnuancen hat

lyrisch: ist sehr nah an warm/weich und farbig hat aber eine gewisse klassische/singende Komponente.

breit: ein sehr ausufernder Sound, der viel im Frequenzbereich abdeckt (breite Frequenzberge), oft geht bei sehr breiten Sounds, der Kern flöten.

schlank/fokussiert: damit ist nicht dünn gemeint, eher elegant. Gerade im klassischen Bereich gern gesehen.

Kern/zentriert: ist nicht gleich schlank und auch nicht unbedingt das Gegenteil von breit. Ein Großteil der Soundmasse ist konzentriert und das wird als Kern bezeichnet. Darum kann sich auch noch viel abspielen. Ein guter Kern ist wichtig für einen prägnanten Sound.

leicht/fluffig: ein Ton ohne schwere, der etwas zu schweben scheint. Also nicht zu dunkel aber mit gewissen Subtones. Man höre Paul Desmond zu.

bauchig: ein ausgeprägter Anteil an tiefen Frequenzen, muß aber nicht unbedingt gleichbedeutend mit dunkel/warm/weich sein.

Glanz: schwer zu beschreiben. Der wird erzeugt noch ein paar schöne Obertöne, ist aber nicht unangenehm wie bei der Schärfe.

Näseln: gewisse nasale Randfrequenzen. Ähnlich wie bei dem Klang einer Oboe. Näseln ist etwas ganz typsiches im französischem Selmersound.

Buzz: so ein gewisses surren und flimmern, dass irgendwie neben dem Eigentlichen Sound stehen zu scheint. Dies ist sehr oft im funkigerem Bereich anzutreffen. Besonders markant finde ich das bei David Sanborn und der Dulfer.

edge: könnte man mit Randschärfe übersetzen. Es ist sehr nahe an „Buzz“. Es sind auch recht hohe Frequnezen, die eine gewisse Schärfe und Durchsetzungskraft haben.

transparent/klar/straight: Wenn im Frequenzspektrum besonders die Obertonreihe herauskommt und nicht zuviel sonstiges Gedöns im Spektrum. Oft sind solche Sounds auch von der helleren Natur. Yamahas sind ein gutes Beispiel für diese Art von Klang. Viele empfinden das eher als Langweilig, wobei es fast schon eine Klangqualität ist.

Rauschen: der Saxophonsound hat oft einen gewissen Geräuschanteil, Frequenzen, die nicht wirklich zum Obertonspektrum des Tons gehören. Dies gibt des Jazzsaxophon oft einen Teil seinens „Soundcharakters“. Zumindest machen sie den Klang eines Saxophones „stimmhafter“. Die beliebten Subtones sind auch eine Art Rauschen. Auf Wiki gibt es dazu einen interessanten Eintrag.

Braun: auch bekannt als brown noise oder brown ton. Klang hat auf den Menschen ja auch immer eine Wirkung und dieser Ton hat eine ganz besondere. Viele halten es ja für eine Urbande Legende, aber ich habe schon einige „Saxophonisten“ gehört, wo es mir eigentlich so ging.

charaktervoll: ich mag diesen Begriff nicht, da „Charakter“ für vieles und nichts steht. Er ist jedoch das Hauptargument vieler Vintagefans. Vielleicht mögen die älteren Kannen mehr davon haben, haben dafür aber in der Regel weniger Klangqualität als ein modernes Profihorn, wie z.B. ein „langweiliges“ Yamaha. Ich meine, dass manchmal „charakter“ eher „Störgeräusch“ ist. Ich persönlich bin der Auffassung, dass es erstmal wichtiger ist, gut zu klingen als charaktervoll. Ich kenne einige Fälle, wo die „saxophonisten“ besonders „charaktervoll“ klingen, man denen aber überhaupt nicht zuhören kann und will.

Das waren natürlich  nicht alle Begriffe, die so verwendet werden und leider ist es auch fast unmöglich dieses alles wirklich adäquat zu beschreiben, aber ich hoffe dennoch, dass ihr euch etwas drunter vorstellen könnt. Eine weitere Problematik ist, dass oft manchmal ähnliches meinen bzw. sich überschneiden; die Begriffe sind oft etwas schwammig und zuletzt interpretiert die auch jeder immer etwas anderes. So sind auch die hiesigen Beschreibung meine subjektive Wahrnehmung. Wahrscheinlich werde ich hier gelegentlich mal etwas ergänzen oder umschreiben.

Auch muß ich nochmal betonen, dass viel von der Klangfarbe auch mit der Spieweise zu tun hat. Es ist nicht so, dass nur der gehaltene Ton (also was man als Frequenzspektrum gerne misst) den Klang ausmacht. Schneidet man Anfang und Ende eines Tones weg und würdet man ihn so euch vorspielen, ihr wärt überrascht, was da alles im Klang fehlt. Man könnte keinen Spieler wieder erkennen. Gerade wie der Ton angespielt wird macht viel aus. Man kann einen Ton sanft und weich anspielen oder sehr hart. Das hinzufügen von Subtones, Vibrato usw. ist auch Spieltechnik.

Also die Moral von der Geschicht ist mal wieder: Wenn ihr einen persönlichen und guten Sound entwickeln wollt, hilft leider nur Üben, Üben und nochmals Üben…

Der ultimative Saxophonstarter-Guide (Teil 2)

Hier geht’s zum ersten Teil des ultimative Saxophonstarter-Guide.

So, nachdem das Einstiegsquiz bestanden worden ist und man vielleicht schon ein Instrument in der Hand hat, stehen noch ein paar andere Punkte aus, die man zum Anfang beachten sollte.
Leider hört es mit der Auswahl des Instruments leider mit der Entscheidungsqual nicht auf.

Mundstück und Blatt sind für den Sound meist entscheidender als das Saxophon selber. Zwar sind beim Saxophon schon ein Mundstück und ein oder zwei Blätter beigelegt. Blätter sind Verschleißware und je nachdem was für ein Sax man gekauft hat ist das beigefügte Mundstück brauchbar oder totaler Mist.
Die Krux an der Sache ist, dass man als Anfänger eigentlich brauchbares und leicht zu spielendes Equipment braucht, es aber als Anfänger nicht bewerten kann, ob das eigene Equipment das ist. Schlechtes Equipment kann zu vielen Problemen führen und der Einsteiger weiß nicht was es ist und verzweifeln daran.

Was die Auswahl des richtigen Equipments angeht, heißt es eigentlich leider wieder Probieren über Probieren, aber da man das als Anfänger schlecht wirklich gut beurteilen, was was taugt, kann das schwer werden. Leider verhält sich auch Equipment bei jedem anders, weshalb das, was bei jemand anderem funktioniert nicht zwangsläufig für einem selber funktionern muß. Zu viel Gesuche kann zu Frust führen und hält vom echten Üben ab. Zudem ist Materialschlacht auch immer mit großen Ausgaben verbunden. Daher rate ich, schnell etwas zu finden, auf dem man sich halbwegs wohl fühlt und man gut zurecht kommt und dann dabei erstmal zu bleiben.

Das Mundstück
DSC00132Die Suche nach dem passendem Mundstück (MPC=mouthpiece) ist oft eine niemals endende Suche. Hier gibt es einen Einblick in meine Odyssee. Es geht also nicht darum, möglichst schnell das beste Mundstück zu finden, sondern erstmal eines zu haben, auf dem man bequem seine ersten Schritte machen kann. Daher muß man auch nicht gleich 200 Euro dafür ausgeben. Wie in meiner Odyssee zu erkennen ist, kann auch ein Plastikmundstück für 30 Euro sehr gut sein und ist für den Anfänger absolut ausreichend. Als Saxophonist wird man öfter noch seine Mundstücke wechseln, also warum unnötig am Anfang dafür zu viel Geld ausgeben.

Gerne werden die Marken Otto Link, Meyer und Selmer empfohlen, ich hingegen rate an dieser Stelle davon ab. Eigentlich sind es gute Mundstücke, aber deren Ruhm basieren eher noch auf alten glorreichen Zeiten und heutzutage erlebt man immer wieder eine hohe Varianz bei diesen Marken, d.h. man hat schnell mal eine Gurke, merkt es nicht und müht sich damit ein paar Jahre ab. Vortreffliches hört man über die neuen ExpressionMPCs die wirklich günstiger sind.  Begeistert bin ich auch von den Cannonballmundstücken, die hier allerdings kaum so einzeln zu bekomme sind. Sehr solide sind die einfachen Ricos, Yamahas und Yanagisawas. Wer es etwas hochklassiger haben möchte, so halte ich die normalen Kautschuk MPCs von Jody, Brancher, Vandorren und Lebayle für gute Allrounder. Ich verstehe auch nicht, dass Anfängern oft KlassikMPCs (wie das Selmer S80) – also Mundstücke die vornehmlich für die klassische Musik gedacht sind – empfohlen wird. Diese sind oft nicht wirklich flexibel und gerade einem Anfänger würde ich zu ein Allrounder raten. Außerdem landen wahrscheinlich über 80% aller Saxophonisten eh beim Jazz.

Wie ein Mundstück klingt hängt maßgeblich von der Form ab. Was meist über das Material des Mundstücks gesagt wird, stimmt so leider nicht und kann getrost ignoriert werden (wer mehr wissen will, kann kurz hier reinschauen). Kammergröße, Kammerform, Baffle, Einlauf, Bahnlänge und Bahnöffnung sind entscheidend. Hier gibt es eine riesige Auswahl an Herstellern und Modellen und bei jedem Modell noch verschiedene Bahnöffnungen (teilweise auch Kammergrößen und Bahnlängen). Um die Verwirrung perfekt zu machen, hat jeder Hersteller seine eigene Skalierung. Vergleichstabellen findet ihr in den Linktipps.
Ich rate dem Anfänger von allen Extremen ab. Sehr große bzw. sehr enge (darunter fallen fast alle MetallMPCs) Kammern sind schwerer zu beherrschen. Übernehmt euch auch nicht bei der Bahnöffnung, das ist etwas in das man hineinwachsen muß. Die Bahnöffnung bestimmt, wie viel Luft man braucht. Je größer desto mehr Sound, allerdings auch schwieriger zu kontrollieren (Luftführung, Intonation, usw.). Alles ab 7 und aufwärts ist zu offen. Allerdings finde ich vieles, was man dem Anfänger sonst so empfiehlt (Yamaha 4c, Selmer C usw) zu eng. Je nachdem ob man eine kleine Lunge hat (oder Raucher ist) oder eine gigantische Puste (so wie der Wolf in dem Märchen mit den 3 Schweinchen) kann man sich für Öffnungen um die 5 oder 6 entscheiden.
Ach ja, und kauft euch gleich ein paar Bißplatten mit. Schützt die Zähne und das Mundstück, stabilisiert den Ansatz und reduziert den durchs MPC übertragene Körperschall.

Die Blätter
Saxophon BlätterEin kleines unscheinbares Teil mit großer Wirkung. Erst das Blatt läßt die Luft schwingen und nur so erzeugt das Saxophon einen Ton. Das Blatt ist also auch essentiell für den Sound und ihr erratet es schon, es gibt wieder eine unüberschaubare Auswahl an Marken, Modellen und Schnitten und alle klingen und verhalten sie sich unterschiedlich und nicht jedes Blatt passt zu jedem Mundstück und auch Spieler gleich gut. Zudem gibt es bei Blättern noch verschiedene Stärken. Und natürlich sind die Stärke angaben bei den Herstellern auch nicht gleich. Hier eine brauchbare Vergleichstabelle.
Die Stärke gibt an wie hart das Blatt ist, also wie leicht es sich spielen läßt. Ein weiches Blatt läßt mehr Spielraum in der Tongestalltung, fordert also auch mehr Kontrolle. Mit einem stärkerem Blatt kriegt man etwas mehr Sound raus (lauter). Ist das Blatt zu weich, kann es zu quiken führen, die hohen Töne stehen nicht stabil genug, die Ansprache ist schwammig und/oder die Oktave überspringt zu leicht; ist es viel zu weich, macht das Blatt, wenn man etwas mehr Gas gibt einfach dicht und blockiert. Ist das Blatt zu hart, strengt das spielen sehr an und man ermüdet sehr schnell; ist es viel zu hart, kriegt man es erst gar nicht zu schwingen.
Die Blattstärke muß passend zur Bahnöffnung gewählt werden. Je offener das Mundstück, desto leichter sollte das Blatt sein  (da das Blatt dort mehr ausschwingt), also bei engen Mundstücken dementsprechend härtere Blätter. Oft hört man, man sollte mit der härtesten Stärke spielen, mit der man noch klar kommt. Ich hingegen finde, dass Musik machen kein Bodybuilding ist. Man sollte mit der Stärke spielen, mit der man 2-3 Stunden bequem spielen kann. Man kann nicht wirklich musizieren, wenn man körperlich mit dem Equipment kämpft. Bei Bahnöffnungen um 5 und 6 sind Stärken um die 2/2,5 für einen Anfänger absolut ausreichend. Wenn man etwas fitter beim spielen wird, kann man die Blattstärke langsam erhöhen.
Wie schon gesagt, das Blatt ist Verschleißmaterial. Viele Anfänger spielen ein Blatt bis es abgeschlafft ist und dann noch zwei weitere Monate. Wenn Blätter abschlaffen verlieren sie ihre Spannung, klingen mistig und machen diverse Probleme. Aber oft wird das nicht bemerkt und der Anfänger ärgert sich, dass er so viele Probleme hat. Wechselt also regelmäßig. Am besten führt ihr ein Rotationsprinzip ein. Vier eingespielte Blätter werden in einem Turnus gespielt, jeden Tag ein anderes. So hat man erstens eine Kontrolle und merkt, wenn eines abschlafft und man hat immer Ersatz, wenn eines plötzlich kaputt geht.
Ja, ihr ahnt es schon: Blätter sind verdammt zickig und bedürfen viel Pflege. Hier habe ich mal ein paar Tipps für den Umgang mit Holzblätter zusammengefasst. Das ist auch einer der Gründe, warum ich selber Kunststoffblätter spiele (hier ein etwas ausführlicherer Test). Sie haben diverse Vorteile und können gerade Anfänger das Leben erleichtern. Allerdings sollte man schon wissen, welche Blattstärke man braucht. Am Anfang ist nicht immer ganz klar, was man braucht und so kauft man ein teures Plasteblatt nur um festzustellen, dass es bei der Stärke nicht passt.
Also was für Blätter soll man nun kaufen. Auch hier wird wieder oft zu etwas geraten, was ich so nicht verstehe. Es werden die blauen Vandoren und die orangen Ricos empfohlen. Das sind aber nur die günstigsten Blätter der zwei bekanntesten Marken. Günstig bedeutet, dass die Blätter weniger selektiert, also mehr Krücken in einer Packung sind. Ein Profi kann Krücken erkennen und nachbearbeiten. Wie soll das ein Anfänger machen? Investiert ruhig zwei Euro mehr, dafür könnt ihr dann sicher gehen, mehr bessere Blätter und weniger Krücken zu haben. Ein kleiner Tipp ist, beim Kauf sich die Blätter vorher nochmal einzeln anzuschauen. Haltet es gegen das Licht und schaut, ob das Herz gleichmäßig und symmetrisch gewachsen ist.
Welche Marke oder Modell man kauft ist eigentlich egal. Fragt man 10 Saxophonisten, was sie denn für die besten Blätter halten, bekommt man 12 verschiedene Antworten. Die bekannten Blattmarken funktionieren also alle. Es ist also nicht so schwer, wie ein passendes/funktionierendes Mundstück zu finden. Die Feinheiten im Klang wird man als Anfänger eh nicht aus den Blättern rausholen können. Die einzige Marke, die ich vielleicht empfehlen kann, sind AW-Reeds (u.a. hier erhältlich); nicht umbedingt, weil sie so gut klingen, aber ich und viele andere Saxophonisten haben festgestellt, dass es die Marke mit der geringsten Varianz ist und jedes Blatt funktioniert (außerdem ist es eine deutsche Firma).

Wer jetzt immer noch keine Ahnung hat, was er sich zulegen soll, für den ist vielleicht dieses Anfängersetup etwas.

to be continued
Man kennt es von Filmen, fast nie bleibt es bei nur zwei Teilen. Meist sind es Trillogien. Ich hoffe nur, dass es bei dem ultimativen Saxophonstarter-Guide eher um ein „Zurück in die Zukunft“ als ein „Matrix“ handelt. Mit dem Saxophon, dem Mundstück und den Blättern haben wir jetzt das essentielle schon behandelt. Wer bei der ganzen Auswahl, die es auf dem Markt dafür gibt, sich absolut überfordert fühlt, ist es zurecht. Aber „don’t panic!“, viele Saxophonisten suchen ihr Leben lang nach dem richtigen Equipment. Allerdings ist das Equipment für die Musik eher zweitrangig, also zerbrecht euch nicht zu sehr den Kopf darüber.

Im dritten und finalen Teil geht es um das restliche Gedöns und ein paar Tipps für den Anfang.

Die Erotik des Saxophons

Dass von dem Saxophon ein besonderer Reiz ausgeht, ist eigentlich unbestreitbar. Aber woher kommt diese magische Anziehung?
Warum läuft im Hintergrund von Softpornos immer seichte jazzige Saxophonmusik? (Habe ich mir zumindest sagen lassen, dass da immer läuft)

Saxerotik

Das Saxophon ist einfach ein sehr erotisches Instrument. Ich habe darüber lange nachgedacht und ich denke, dass es verschiedenste Erklärungen dafür geben könnte.
Das Saxophon hat einen Frequenzbereich, der unserer Menschlichen stimme nicht ganz unähnlich ist und somit für unser Ohr recht angenehm. So wie eine schöne Frauenstimme oder tiefe volle Männerstimme auf uns erotisch wirken kann, kann dies also ein der Klang des Saxophones. Auch ist kaum ein Instrument so ausdrucksstark und flexibel in der Klangfarbe, weshalb sich das Sax ideal zum Ausdruck von Gefühl eignet. Interessant, dass viele Tenorsaxophonisten einen rauchigen und subversiven Sound suchen.

Zudem ist das Saxophon ein recht neues Instrument, ist im Jazz groß geworden und gilt deshalb als DAS Jazzinstrument. Es ist nicht durch „uncoole“ und „alte“ Klassikwerke „vorbelastet“. So wie der E-Gittarist in der Rockmusik ist Saxophonist im Jazz der Star auf der Bühne.
Der Jazz entstand überwiegend in den Bordellen NewOrleans und  als er seinen Siegeszug übers Land antrat und die Swing Ära der Bigbands kam, war es die neue Jugendmusik. Jazz galt als verrucht, man tanzte zum ihm lasziv, die Eltern haben es nicht verstanden und sich darüber aufgeregt und sahen darin oft Teufelsmusik. Also damals in den 30er; 20  Jahre später galt das so für den Rock’n’Roll und die Swingergenration hatte dafür kein Verständnis. Aber auch da stand oft noch ein Saxophon auf der Bühne und klang dreckiger als je zuvor. Kurz; das Saxophon oder besser der Saxophonist hatte also schnell einen gewissen Ruf. In den 80ern hatte sich mit dem seichten kitschigen und schleimigen Smoothjazz und Popsax dann auch endgültig der Bergriff des Pornosax etabliert.

Desweiteren ist das Saxophon ein Blasinstrument. Bei vielen Saxophonisten und auch mir stelle ich fest, dass sie anscheinend nicht wirklich aus ihrer oralen Phase heraus gekommen sind. Ihr müßt nur mal beobachten, wie einige Spieler ihre Blätter anfeuchten (FSK 16). Bei keinem anderen Blasinstrument, nimmt man so viel Mundstück in den Mund, wie die Saxophonisten. Der moderne Ansatz sieht aus, als würde man sein Instrument küssen, ja fast schon liebkosen.
Da fragt man sich, ob die Ähnlichkeit zwischen den Wörtern „Sax“ und „Sex“ nur zufälliger Natur ist…

Aber ich glaube auch, dass Saxophonisten die besseren Liebhaber sind. Wer eine gefühlvolle Jazzballade wirklich spielen kann, der hat auf jeden Fall auch Erfahrung mit dem anderen Geschlecht. Ein Tipp, den ich von meinem Lehrer bekommen habe ist, dass ich beim Saxophonspielen an meine Angebetete denken soll, dann spielt man gleich besser. Tatsächlich, so ist es auch. Es funktioniert aber auch anders rum. Mir wurde nun schon öfters angetragen, dass man mein Saxophonspiel als sehr anziehend empfindet.

Zuletzt werden durch das Saxophonspiel die Zungen- und Lippenfertigkeiten trainiert, zudem werden die Lippen noch besser durchblutet.  Deshalb bin ich überzeugt, dass Saxophonisten besser küssen. Bisher hat sich zumindest noch niemand bei mir beschwert. Übrigens ist das auch ein origineller Anmachspruch, der bei mir tatsächlich sogar funktioniert hat. „Hey, wußtest du eigentlich schon, dass Saxophonisten besser küssen? Das liegt an der hohen Zungen und Lippenfertigkeit“. Das dies nicht nur beim Küssen zum Vorteil gereicht, dürfte ja jeder erahnen. Mit dem Spruch gibt man sich als Saxophonist zu erkennen, was an sich schon erotisch ist, zudem macht man das Gegenüber neugierig und reizt sie zum ausprobieren. Man könnte den Spruch auch noch mit „Weißt du was Doppelzunge ist?“ ergänzen.
Nur sollte man auch halten können was man verspricht. Deshalb hier noch eine gute Übung für eine schnelle Zunge.

Diesen Rhythmus spielt man auf der gleichen Note. Es ist wichtig, das wirklich klar und in „in-time“ artikuliert. Das Tempo wird mit der Zeit gesteigert. Die Viertel dient dazu, dass sich die Zunge entspannt.(tut mir leid, dass ich es nicht als richtige Noten aufschreiben kann, aber ich denke es dürfte auch so klar sein):

||: 4 88 4 88 | 8888 8888 : ||

Nebenbei, nicht nur die Zungenfertigkeit ist beim Sax wichtig, sondern auch eine gute Fingertechnik.

Bei diesem Thema interessiert mich auch eure Meinung und Erfahrungen, also hinterlasst ein paar schöne Kommentare. Zudem könnt ihr hier zum ersten mal Abstimmen. Ich bin gespannt auf das Ergebnis.

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Ein Finish der etwas anderen Art

Viele Leute streiten sich, ob das Finish (also die Oberfläche des Saxes) einen Einfluß auf den Klang hat (mehr dazu hier). Einige meinen ja, dass es sich nur um eine Placeboeffekt handelt, also weil das Silbersax so schnell glänzt, man meint, dass es heller klingt. Da stellt sich bei mir die Frage, wie denn dann der Effekt bei meiner heutigen Ausgrabung ist. Diese „liebevoll“ handbemalten Saxophone von der Firma Greatmind-Saxophones aus Taiwan sind ein garantierter Blickfang. Daneben verblasst selbst mein schwarz vernickeltes und Sandgestrahltes Raven. Endlich ein Hersteller der sich auch mal traut, die ganze nackte Dame auf das Sax zu bringen.
Vor Jahren hatte die kleine Amerikanische Firma LA Sax damit angefangen bemalte Saxophone auf den Markt zu werfen. Flammen-, Tiger-, Zebra- und andere ähnlich klischeehafte Muster gab es. Doch ein Richtiger Erfolg hat sich nicht eingestellt (Gott sei Dank). Die Asiaten scheinen auch diese Idee adaptiert und weiterentwickelt zu haben.

Wie es sich für Saxophone gehört, gibt es florale Motive in verschiedensten Ausführungen und Farbverirrungen. Auch Vögel sind ja nichts besonderes mehr auf Saxophonen. Den Ornithologen dürfte die Auswahl hier begeistern, allerdings finde ich immer noch, dass Selmer mit seinem Flamingo den Vogel abgeschossen hat (bildlich gemeint). Auch nehme ich Cannonball das Pferd übel, dass die „naked Lady“ überdeckt. Pferde gibt es hier auch; genauer gesagt Einhörner!
Naja, über Geschmack läßt sich bekanntlich nicht streiten und deshalb hat die Firma anscheinend logischweise beschlossen für wirklich jeden Geschmack etwas anzubieten. Ob nun grichische Göttinne, spanische Matadore, japanische Samurai, ägyptische Sklavinnen, der naturwissenschaftliche Weltraum  oder vertraut wirkende Kopien von Bildern die bei uns in den Kunstmuseen hängen. Wer steht nicht auf diese kleinen süßen und überhaupt nicht kitschigen Babyengel? Wenn ich durch die Porzelanabteilungen hiesiger Kaufhäuser gehe, scheint sich das gut zu verkaufen, also warum sowas nicht auf ein Saxophon malen.Vielleicht sollten wir nicht zu schnell urteilen, denn das ist das, wovon die Asiaten denken, dass das unser Geschmack ist. Vielleicht haben sie recht?
Nur Cannonball scheint auf dem amerikanischen Markt einen Schritt weiter zu sein. Gerüchteweise habe ich aufgeschnappt, dass auf ihrer nächsten Vintagereihe eine Auto graviert werden soll.

Hier geht’s zur Herstellerseite. Viel Spaß beim herumstöbern in dieser „interessanten Vielfalt“.
http://www.greatmind-sax.com/

Der einzige Feind für diese „Schönheiten“ ist nur noch die Dunkelheit. Aber auch dafür hatte Greatmind-saxophones eine Idee: Glow-in-the-dark-Saxophone! So spart man sich wenigstens die Notenpultleuchte…

(Bilder von sax.co.uk)