Eine italienische Schönheit namens Borgani

Borgani?! Dieser Name stößt hierzulande eher auf Unkenntnis. Da kommen Kommentare wie „Waren das nicht die Bösen bei Star Trek?“ ; höchstens vielleicht noch „Spielt der Joe Lovano nicht sowas?“. Auch ich wurde erst per Zufall auf der letzten Musikmesse darauf aufmerksam und war mehr als angetan. Seit dem konnte ich kaum noch warten, so ein Teil mal gründlicher unter die Lupe nehmen zu können. Nun habe ich so ein Schmuckstück endlich da und möchte es gerne meinen Lesern vorstellen. „Gestatten, diese besondere Schönheit heißt Borgani“.

Um wirklich erklären zu können, warum es sich hierbei um etwas besonderes handelt muß ich wahrscheinlich ganz vorne Anfangen. Und zwar im Jahre 1872 in einem Dorf Mittelitaliens namens Macerata. Genauso könnte auch eine schöne Urlaubslektüre beginnen, aber so fängt die Geschichte des Famlienunternehmes Borgani an. Der Gründer Augusto Borgani schickte seinen Sohn Arturo in die Staaten um bei Conn zu lernen. Das Familien Geschäft wurde  von da an immer an den Sohn weiter gereicht. In den 50ern expandierte Borgani dann weltweit und fertigte für die Masse (leider auch mit dementsprechender Qualität). Aber gegen die asiatische Konkurenz hatte man natürlich kaum eine Chance, weshalb es – wie bei den anderen italienischen Herstellern – sehr ruhig um Borgani wurde. In den 80zigern wurde das unternehmen nun an die 4. Generation Borgani weiter gereicht und Orfeo Borgani besinnte sich auf die alten Werte zurück und produziert jetzt nur noch nach alter Tradition vollkommen handgearbeitete Saxophone für das Profisegment.
Nur nebenbei, damit ist Borgani eine der ältesten Saxfirmen. Sogar noch älter als Selmer.

Zum Testen hat mir Orfeo das Instrument zugeschickt, dass ich bereits auf der Messe in der Hand hatte. Ein Altsaxophon 24k vergoldet und Sandgestrahlt. Diese Finishvariante wird bei Borgani „pearl gold“ genannt. Modellbezeichnungen gibt es dort nicht wirklich, weil es halt nur eines gibt. Keine Schülersaxophone, keine Nachbauten keine sonstiges irgendwas Marketinggedöns. Auch bemerkenswert finde ich, dass es aus qualitativen und soundtechnischen Gründen keine lackierten Instrumente gibt. Dieser Ansichten habe ich eh schon lange und freue mich, dass das ein Hersteller endlich mal konsequent umsetzt. Von Borgani gibt es nur Altos, Tenöre und Sopranos in unlackiert, versilbert und vergoldet (24K) und diese auch noch in einer „Pearl“-Variante (mattoptik durch Sandstrahlung). Die Sopranos haben den Clou eines austauschbaren Schallbechers (siehe Messebericht). Tenor und Alt wahlweise mit oder ohne Hoch-Fis oder mit angelötetem Schallbecher (bessere Resoanz, jedoch komplizierter beim Zerlegen).

Das Instrument kam in einem soliden kleinen Formkoffer. Das Teil kommt aus dem Hause Bam, aber keine Angst, das steht nicht drauf, stattdessen wird es verziert durch das elegante Borganiemblem. Die zwei Farbenoptik verleiht dem Teil einen edlen modernen Pfiff. Angetan war ich besonders vom Trageriemen. Da hat sich jemand mal Gedanken gemacht. Witzig finde ich das „Geheimfach“. Allerdings etwas ungünstig gelöst, da man als Deckel eine Plastikschale verwendet, die formtechnisch nicht ganz zum Borgani passt. Da ist nach meinem Befinden zu wenig Spielraum zum Instrument. Da es ein Formkoffer ist, ist halt kaum Platz für sonstiges Gedöns, dafür ist das Case aber auch sehr handlich. Sonstiges Zubehör ist nur noch ein Gurt und ein Wischtuch.

Nun zum Instrument. Ich habe mir diese Finishausführung zum testen extra gewünscht. Ich glaube nicht, dass die Bilder wirklich wiedergeben, wie schön das matte Gold aussieht. Außerdem finde ich es klanglich gut. Zuletzt ist Gold korosionsbeständig und läuft nicht wie Silber an.
Die florale Gravur ist schick und edel, kommt aber unter der Vergoldung nicht sehr hervor. Schade.

Schauen wir uns doch mal das Sax genauer an.
Der Schallbecher ist eher schmalerer Natur und ist merkwürdigerweise eher links orientiert. Der S-Bogen hat auch eine etwas ungewöhnliche Form. Er erinnert mich stark an echte Vintage-Instrumente (nicht so Youngtimer wie das Mk VI). Etwas mehr aufgerichteter und länger. Gernerell wirkt das Sax optisch schlanker.
Die vergoldete Mechanik macht einen sehr soliden Eindruck. An ihr sieht man besonders, dass es sich um reine Handarbeit handelt. Alles ist wirklich jeweils für das eine Saxophon angepasst. Dadurch hat man beim spielen ein so rundes und flüssiges Gefühl, wie ich das sonst kaum kenne. Dagegen wirken viele Asiaten nur eckig und kantig. Der Federdruck ist für mich angenehm (also nicht schlaff); nur die Mechanik des linken kleinen Fingers ist verhältnismäßig zu stark eingestellt.
Generell scheint hier alles runder. Viele Streben und Arme sind elegant um das Sax geschwungen. Keine geraden Winkel wie man es sonst kennt. Auch das ist einer der Gründe, warum dieses Sax so aus der Masse heraus sticht. Allerdings mußt man auch sagen, dass diese Individuelle Fertigung sich auch selbst bedingt. Denn es gibt so ein paar „italienische Eigenarten“ die an sich nicht ganz so korrekt sind, aber nonchalant korrigiert werden. Z.B. sitzt die Oktavklappenhülse des S-Bogens nicht wirklich mittig sondern rutschte etwas nach links. Dem Sound tut das keinen Abbruch, aber das ist wohl Teil des besonderen italienischen Charms. Daher ist jedes Instrument ein echtes Unikat (aber nicht so wie bei Selmer).
Natürlich handelt es sich bei den Inlays um echtes Perlmut. Beim Bb-Drücker (linke Hand) ist jedoch das Perlmut verschwunden. Mir sagt das zu. Die Gis-Klappe fällt auch irgendwie raus. Sonst ist der Arm ja immer oben auf die Klappe angelötet. Hier nicht. Wie ein großer Tropfen hängt die Klappe am Hebel.
Die Stützstrebe der linken Kleinfingermechanik geht etwas schräg nach unten, was für eine noch sichere Stabilisierung sorgt. Merkwürdig ist auch die Schraube am Daumenhaken. Um diese zu lösen brauch man anscheinend einen extra Schraubenzieher. Warum?
Durch all diese kleinen Unterschiede und die runden Arme wirkt die Mechanik als wäre sie an dem Saxophon eher „festgewachsen“ als montiert.
Bemerkenswert ist, das die Mechanik auf einzelnen Säulchen montiert ist und nicht auf vorgefertigten Schienen. Diese wurden von Selmer (wem sonst?) eingeführt und erleichtern die Montage. Das führt aber auch zu einem „engeren“ Klang. Durch die einzelenen Säulchen kann das Sax jedoch freier Schwingen, was sich sehr auf den Klang auswirkt (aber dazu kommen wir noch später). Leider machen das ansonsten nur noch wenige andere (u.a. Keilwerth und Sequoia) das so.
Was ich persönlich sehr schade finde, ist, dass es so gut wie keine Einstellschrauben gibt. Nur das nötigste, ist mit einem Schraubenzieher verstellbar. Rechte und Linke Hand Kopplungen sowie alle anderen Klappenaufgänge sind per Kork eingestellt. Das ist zwar eigentlich eine Geschmacksfrage, aber für mich mach anderen Hobbytüftler ist es mit Schrauben leichter, schnell mal selber Korrekturen zu vollziehen.
Ausgesuchte Pisoni Pads, Filze, Federn und Schrauben scheinen von genauso hoher Qualität zu sein, wie der Rest. Schade nur, dass die Daumenauflage der linken Hand noch aus Plastik ist. Passt meinem Epfinden anch nicht zum Rest des Bildes.

Also man man sieht an allen Ecken und Enden, dass die Borganis wirklich traditionell und komplett per Hand gefertigt werden. Da muß ich auch nicht noch extra erwähnen, dass Schallbecher und Co. handgeklöppelt sind; auch andere Werbeargumente von anderen Firmen sind hier quasi eine Selbstverständlichkeit. Daher werden allerdings auch nur um die 300 Borganis pro Jahr gebaut. Meines Wissens ist Borgani eine der letzten Firmen, die noch so produzieren.

Ansprache ist gut und ausgeglichen. Hat einen gewissen Widerstand, so wie die meisten Profis es bevorzugen. Die Intonation entspricht dem sonstigen Qualitätsniveau. Mir ist nur aufgefallen, dass die Palmkeys ab dem e“‘ etwas nach oben tendieren, aber das läßt sich leicht durch einen etwas verringerten Klappenaufgang korrigieren. Ansonsten erfüllt es sogar Klassikerbedürfnisse. Auch der Klang ist sehr homogen. d‘ und d“ klingen schön voll. Nur das a“ ist manchmal minimal stumpfer.

Kommen wir nur zum Klang. Zwei Wörter würde es ausreichend beschreiben: „einfach schön“. Ich wüßte nicht womit ich das Borgani jetzt direkt vergleichen könnte, weil es doch einen sehr eigenen Klang hat. Nicht so kernig und näselnd wie man es von Selmer kennt. Rund, warum, voll und sehr farbenreich. Das liegt wahrscheinlich mit an der Konstruktion mit den einzelenen Säulchen.
Persönlich mag ich auch den Klang von Vergoldungen. Der Ton wird konkreter und strahlt mehr ohne dabei so hell und klar zu werden wie eine Versilberung. Sandstrahlungen macht den Sound meist ein wenig obertonreicher/strahlender.
Da nun der Klang recht rund und warm ist, mischt er sich gut in Sätzen ein, das heißt aber auch, dass es nicht so ideal dafür geeignet ist gegen E-Gitarren zu kämpfen. Für diejenigen, die einen lauten, schrillen und rabiaten Sound suchen, gibt es also wahrscheinlich passendere Kandidaten. Diejenigen, die es gerne mal auch lyrischer mögen, werden das Teil lieben. Dadurch kann es gerade für Klassik ein faszinierendes Instrument sein.
Dennoch halte ich es für ein sehr flexibles Horn. Mit der richtigen Setupwahl geht auch Bigband und Funk genauso gut und für die meisten Jazzbereiche bietet das Borgani eine interessante Klangvariante. Und für die ganz extreme Lautstärken gibt es ja heutzutage Mikrophone und Lautsprecher.
Vielleicht ist das der italienische Sound. Zumindest habe ich keine Probleme mich bei dem Klang in Urlaubsstimmung beim Sonnenuntergang und einen italienischen Rotwein an der mediteranen Küste vorzustellen.
Kurz, kein Ferrari, sondern eher ein Lamborgani.

Tja, warum ist dann Borgani hierzulande ein so unbeschriebenes Blatt? Das liegt wohl daran, dass Borgani noch keinen deutschen Vertrieb hat. Erst jetzt sind Borganische Instrumente hierzulande erhältlich. Der Berliner Mike Duchstein von www.saxophon-service.de hat nun ein Satz im Vintage Finish (unlackiert) bei sich stehen. Dort können sie also angespielt und erworben werden. Tja, qualitativ hochwertige Handarbeit ist nie billig und somit liegen die Preise für Borgani bei 3000 und aufwärts. Ein Schelm, der jetzt an spätrömische Dekadenz denkt. Jedoch wenn man es mit Selmerpreisen vergleicht oder die von einem gewissen schweizer Betrieb, wo ja auch noch rein per Hand arbeitet, scheinen mir die Preise reel und fair.
Ich sollte darauf hinweisen, da es sich um einen Betrieb handelt, in dem noch alles handwerklich gearbeitet wird in nicht all zu großen Auflagen, erfüllt Borgani auch speziellere Kundenwünsche. Wer also eine bestimmte Finishzusammensetzung will (z.B. unlackiert mit vergoldeten Klappen) und bestimmte Änderungen der Mechanik, sollte einfach mal bei Mike oder Orfeo nachfragen. Bei der Gelegenheit könnt ihr gleich von mir grüßen.

Fazit
Wie man merkt, bin ich dem Horn mehr als angetan. Optisch, haptisch und klanglich ein sehr edles Instrument, das einfach den Flair des ganz Besonderen hat. Superlative wie „das beste Saxophon, das ich je gespielt habe“ benutze ich nicht, obwohl es in diesem Fall der Sache schon recht nah ist. „Ein Saxophon eines Caesars würdig.“
Mein Problem ist jetzt folgendes: Ich will es! Braucht nicht irgendwer noch ein Selmer oder Cannonball Altsaxophon?

Ich möchte mich übrigens noch mal bei Orfeo Borgani und Mike Duchstein für die Bereitstellung des Testinstrumentes bedanken.
http://www.borgani.com/
http://saxophon-service.de/

Sch****, warum intoniert es nicht?!

Das wohl größte Problem beim Saxophon dürfte wohl die Intonation sein. Wahrscheinlich sogar mit Abstand. Für eine halbwegs sichere Intonation brauchen die meisten Saxophonisten Jahre. Auch heißt es, dass es kein stimmendes Saxophon gibt. Dabei ist es doch so essentiell für ein schönes Zusammenspiel. Aber woran zum Teufel liegt das eigentlich?
Gesegnet sind da die Klavierspieler, die da alle paar Jahre mal nur den Klavierstimmer anrufen müssen…

Die Saxophonisten hat es wahrscheinlich mit dieser Last mit am schlimmsten getroffen. Kennt ihr den Witz mit der Fee, die jeden Wunsch erfüllt, aber beim stimmenden Sopransax passen muß?
Nun, wer das jetzt für albern hält, soll mal ein h“ greifen und versuchen den Ton möglichst fallen zu lassen. Geübte Spieler haben da bis zu einer Quarte Spielraum. Das muß also alles kontroliert werden!

Die Gründe dafür sind vielfältig.

Die Intonation fängt nicht erst beim Saxophon an, sondern schon im Körper des Spielers. Ansatzspannung, Luftstrom, Kehlkopfstellung, Halsöffnung, ja sogar Zungenstellung wirken sich auf die Intonation aus. Je größer der Körperinnere Resonanzraum und je lockerer der Ansatz desto tiefer erklingts. Meist sind das auch Faktoren, damit es besser klingt.
Das sind aber nun alles sehr inidviduelle Faktoren. Der eine hat ne größere Zunge, ein zweiter dünne Lippen, der dirtte einen doppelten Bauchumfang usw. Das heißt schonmal, dass ein Saxophon eigentlich nicht bei jedem gleich intonieren kann.
Nun stehen sich aber auch oft, die Faktoren, wie es am besten klingt, mit denen im Widerspruch, womit der Ton am leichtesten kommt. Das führt gerade bei Anfängern dazu, das Sie oben Töne pressen.
Profis hingegen tendieren algemein meist dazu viel tiefer zu intonieren. Daher müssen Profis meist auch viel weiter mit ihrem Mundstück auf den S-Bogen.
Auch das führt dazu, dass ein Saxophon es eigentlich nicht den Bedürfnissen von einem Anfänger UND einem Profi gleichzeitig gerecht werden kann.

Ein weiteres Problem, je kürzer die Luftsäule, desto drastischer wirken Veränderungen des Spielers aus. Deshalb sind hohe Töne und das Sopran allgemein (stimmige Sopraninos sind eine Legende und deshalb reden wir hier nicht davon) auch viel schwerer zu kontrollieren. Man spricht hier auch von „kranken Tönen“.

Auch die Wahl des Mundstückes kann zu einem Mißverhältnis führen. Das Saxophon hat ja im Prinzip die Form eines Trichters. Die Spitze ist abgeschnitten und dafür sitzt da das MPC. Wenn die Kammergröße zu weit von dem Volumens der gedachten abgeschnittenen Spitze abweicht, gibt es ein weiteres intonatorisches Ungleichgewicht.

Nun kann aber auch schon eigentlich die Oktave nicht stimmen, denn wie einige wissen, erklingt diese bei doppeltem Schwingungszahlverhältnis, also halbe Luftsäule. Nun, das mag zwar noch bei Bb, B, C usw gehen. Aber wie ist das mit der Oktavklappe. Bei der Oktavklappe, gibt es eine Luftverwirbelung und die Haupschwingung „bricht“ (laienhafte Physikerklärung) und man hört nur noch den nächsten Oberton (eine Kontenebene). Also wäre es optimal, wenn jeder Ton eine Oktavklappe in der Mitte seiner Luftsäule hätte. Wir haben aber nur zwei. (Deswegen streikt auch das g“ auch mal gerne, weil es im Verhältnis zu den Oktavklappen ungünstig liegt). Ein weitere Folge der Oktavklappe ist, dass dort auch Luft ausströmt. Das verkürzt die Luftsäule und das erhöht die Intonation des Tones. Das ist zwar eher ein marginaler Faktor, aber er spielt mit.

Manchmal kann es auch ganz andere skurile Ursachen haben. Mir kamen unter anderem Holzblätter unter die Nase, bei denen nur ein Ton absolut nicht stimmte, der Rest aber ja. Da kann man auch nichts mehr machen. Ärgerlich ist dann nur, wenn man die Ursache nicht findet und sich ewig damit abmüht.

Desweiteren kann eine ungute Technik auch zu einer falschen Zusammenstellung der Obertöne zu einer grausamen Intonation führen. Ich habe schon bei einigen Hobbyspielern erlebt, dass sie eine so eine merkwürdigen Klang hatte, dass es einfach nicht in den Satz passen wollte, trotz stimmenden Grundton.

Bekannt dürften auch die Einflüsse der Temperatur auf das Instrument sein. Kalt intoniert es tiefer. Diejenigen die schon mal auf einem Weihnachtsmarkt gespielt haben, wissen wovon ich rede. Man stimmt sich ein, nach 10min spielen ist das Sax dann auf Betriebstemperatur und stimmt schon wieder ganz anders.

Auch nicht wirklich hilfreich ist es, dass es keinen wirklichen einheitlichen Kammerton gibt. 440 bis 444 sind standart. Manche Orchester liegen sogar noch höher. Logischerweise kann ein Saxophon höchstens bei nur einer Frequenz wirklich in sich stimmig sein.

Nun kann es immer noch an einem verstellten Instrument liegen, weil es schon runter gespielt ist (undichte Polster, verstellte Kopplungen) oder von ahnungslosen Chinesen zusammengeschraubt worden ist. Die Klappenöffnungen wirken sich auch massiv auf die Intonation aus. Das macht die Konstruktion und das Einstellen eines Saxophons auch nicht leichter. Zumal auch hier oft wieder zwischen gutem Klang und guter Intonation abgewogen werden muß.

Zuletzt gibt es auch noch musikalische Gründe. Das Klavier ist in einer wohltemperierten Stimmung. Quasi sind hier alle Töne leicht stimmungstechnisch zurechtgebogen, damit alles zueinander passt. Nun funktioniert das im Satz nicht ganz so. Wenn z.B. ein Akkord im Saxophonsatz der Bigband oder in einem Saxophonquartett erklingen soll, muß man die Terzen in reiner Stimmung spielen. Da hört man besonders den Unterschied zur wohltemperierten Stimmung und eine kleine und große Terz internieren schon merklich unterschiedlich.
Es gibt noch andere Fälle, wo Töne nicht wirklich in dieses Stimmungssystem passen. Die Blue Note z.B. oder in arabischer Musik sowieso. Aber das führt jetzt etwas zu weit weg vom Thema.

Nun ja, das alles klingt ja fast so, als wäre ein Saxophon ein unspielbares Instrument. Tja, ich habe auch schon Fälle gehört, wo man das tatsächlich meinen könnte. Aber wie schon gesagt, hat der Spieler beim h“ eine Quarte Spielraum. Der Saxophonist kann also alles (im Rahmen liegende) ausgleichen und muß es auch.
Wer die Techniken zur Intonationsregulierung verinnerlicht und ein inneres Ohr für die richtige Intonation hat, dem dürfte das gelingen.
Ketzerisch gesagt gibt es also nur einen Grund, warum es nicht intoniert: Man hat zu wenig geübt!

Alles andere ist Ausrede. Die meisten Saxophone stimmen in sich sehr brauchbar und wer sich ein wirklich schlecht stimmendes Saxophon zulegt ist selber schuld.
Nun könnte ich hier mehrere Tipps zum Üben der richtigen Intonation geben. Das ist mir jetzt allerdings zu aufwendig. Zudem habe ich die schon an anderer Stelle gegeben (z.B. hier und hier).
Deshalb schließe ich jetzt mit Goethe:
„Da steh ich nun, ich armer Tor!
Und bin so klug als wie zuvor;“

sinnlose und bekloppte Forendiskussionen

Es ist kein Geheimnis, dass ich bei den Betreibern der verschiedenen Saxophonforen nicht sonderlich beliebt bin. Auch werden Verlinkungen zu diesem Blog dort auch nicht gerne gesehen. Bei verschiedenen Boards im Netz wurden sogar die Threads, die auf meinen Blog verwiesen aus eher fadenscheinigen Gründen gelöscht und in gewissen Welten wird sogar vorsorglich jeder Link zu mir gelöscht.

Deshalb drehe ich den Spieß mal um und verlinke direkt zu „Highlights“ der Forenwelten. Die Links wurden eher mal nebenbei gesammelt, weshalb es garantiert noch mehr und „besseres“ gibt. Falls ihr noch andere Diskussionsrunden dieser Art kennt, setzt einfach einen Link als Kommentar.
Aber seid gewarnt, diese Links sind eher für die Leser geeignet, die sehr viel Zeit haben oder subkulturelles Verhalten in virtuellen Ballungsräumen studieren wollen.
Dennoch, ich wünsche viel Spaß beim lesen.

mäntelchen für das saxophon

Saxophonersatz zum Üben

Do you guys put stickers on your saxophone?

Wann beginnt ein Sax zu stinken?

Sind Saxophonisten Geizhälse?

Wodurch lasst ihr euch vom Saxen abhalten

Wie komme ich „kostenlos“ an ein Selmer Alto?

Suche möglichst hartes Blatt für Tenorsaxophon

Im intimen Kreis mit Jerry Bergonzi

Über den Anfang des Konzertes kann ich nichts sagen, da ich mal wieder zu spät gekommen bin (wie üblich). Ich schlich mich also rein, gesellte mich zu einem Kommilitonen und fragte ob ich was verpasst hätte. Er drehte sich um „Ohhh, jaaa“.
Wahrscheinlich hatte er recht, denn der Rest des Konzertes war einfach beeindruckend.

Obwohl Jerry Bergonzi eine sehr große Nummer unter den aktuellen Jazzsaxophonisten ist, muß ich glaube ich doch ein paar Worte über ihn verlieren, da er (zumindest hier zulande) auf unerhörte Unkenntnis stößt.
Er hat natürlich mit zig Größen zusammen gespielt, ist Dozent an zig renomierten Musikhochschulen und Konservatorien (Berklee, Paris, Mannheim u.s.w.) und besonders seine Schulereihe „Inside Improvisation“ sind sehr beliebt bei Saxophonstudenten. Der letzte Band „Hexatonics“ hat sogar für ein gewisses Aufsehen an den Musikhochschulen gesorgt, da es ziemlich „kranker shit“ ist. Im Prinzip geht es darum, dass Akkordpärchen gegenüber gestellt werden. Ein sehr eleganter (wenn auch sehr komplexer) Weg, für neue Motive, interessante Farben und Outside/Inside spielen.
(Genaueres und mehr auf Wikipedia)

Und das konnte man am letzten Donnerstag (6.5.2010) im Jazzkeller der HfK Bremen angewand hören. Zumindest glaube ich das. Denn Bergonzi hat eine fantastische Teschnik und die hohe Geschwindigkeit machte es nicht leichter das gespielte nachzuvollziehen. Aber um so beeindruckender war es.
Durch die Triobestzung wirkte es noch konzentrierter. Bassist und Schlagzeuger waren ebenfalls imposant. Schändlicherweise weiß deren Namen leider nicht mehr, werden hier aber noch nachgereicht.

Schade, dass der Jazzkeller nicht so gut besucht war. Hauptsächlich die Jazzabteilung der Hochschule, die das Konzert sichtlich genoß. Ok, Bergonzi mag zwar kein Mainstream Jazz sein und diejenigen, die Charlie Parker schon für schwere Kost halten, dürften hier eher Panik kriegen, aber es doch Schade, dass guter Jazz so wenig Resonanz hat. Aber vielleicht lag es auch daran, dass nur ein gewisser „Bergnozi“ angekündigt worden war.

Allerdings führte das auch zu einer sehr intimen angenehmen Atmosphere und so war es für mich ein leichtes, mich nach dem Konzert an Bergonzi anzuschleichen und ihn zu interviewen. Er stellte sich als sehr symphatischer Mensch heraus und hatte wegen dem Konzert auch sehr gute Laune, weshalb er sehr bereitwillig zustimmte.
Im Prinzip habe ich fast die gleichen Fragen wie beim Doldinger-Interview gestellt. Interessant wie unterschiedlich die Antworten ausfallen. Aber Jerry war auch sehr locker drauf, was vielleicht auch an der späten Stunde gelegen haben könnte. „In vino veritas“ bzw. „In Haake-Beck veritas“.

Für die Qualität (und das Format) muß ich mich entschuldigen, da ich an dem Abend mein Zoom nicht dabei hatte, habe ich es notgedrungen einfach mit meinem Handy aufgenommen.

Jerry Bergonzi Interview Part I

Und hier viel mir die letzte Frage doch noch ein
Jerry Bergonzi Interview Part II

Jerry Bergonzi ist zur Zeit auf Europa Tournee, also schaut mal, ob er nicht auch in eurer Nähe spielt. Wie gesagt, der Konzertbesuch  lohnt sich. Hier geht es zu seiner Homepage:
http://www.jerrybergonzi.com/

Gesichtslifting durch Jary Custom

Na, Wortwitz verstanden? Gesichtslifting – Refacing? Ok, war nicht mein bester, aber irgendwie braucht man ja eine Überschrifft und eine Einleitung.

Einige erinnern sich vielleicht noch an meinem Lion’s Roar-Bericht und das ich davon sehr angetan war. Ich hatte es mir von dem Mundstückschnitzer Dave Jary aus den USA „maßschneidern“ lassen. Deshalb hatte ich mir schon im letzten Jahr ein Lion’s Roar II für’s Tenor geleistet. Auch das entsprach sehr meinen Vorstellungen.
Da Dave es sehr genau mit den Kundenwünschen nimmt, hatte er mir angeboten, dass er sie sich nochmal vornimmt und Korrekturen vornimmt, wenn ich das wünschen sollte.
Ein paar Kleinigkeiten waren die ich etwas anders wollte. Für’s Alt wollte ich dann doch etwas mehr Edge, da Lion’sRoar I doch breiter und luftiger ist und ich mich manchmal nicht ganz so gut durchsetzen konnte. Beim TenorMPC waren meine gewohnten Blätter etwas schwer, weshalb die mir etwas zu mühselig waren.

Also schickte ich die Mundstücke zurück in die USA. Bei der Gelegenheit habe ich noch drei Mundstücke, die noch in meiner Schublade verstaubt, damit Dave die sich mal zu Brust nimmt. Ich habe gesagt, mach was du willst und überrasch mich.
Da war ein Meyer M7M, dass ich mal in Tokio erstanden hatte, aber nur mittelmaß war, ein hölzernes Lebayle (Jazz 6*), dass irgendwie knochig klang und mein altes Selmer S80 F, bei dem etwas von der Spitze abgebrochen war.

Die Preise von Dave Jary finde ich sehr fair, weshalb ich dachte, probiere ich doch einfach mal aus, was so ein Refacing alles bringe kann.
Kurz: mehr als ich erwartet hätte.

Die Wünsche für meine beiden Lion’sRoars hat er mir erfüllt und auch die anderen Mundstücke sind jetzt sehr gut.

Das Selmer spielt sich sehr weich und angenehm. Zwar klingt es immer noch nach Selmer, aber deutlich angenehmer. Er hat die Spitze ersetzt indem er mit einer Art Modeliermaasse anheftete und komplett neu formte. Man kann aber, wenn man es nicht weiß, nichts von außen erkennen. Das hat er sehr geschickt gemacht. Die Siderails sind vielleicht etwas dick geraten, aber mich störts nicht.

Das Lebayle hat er deutlich geöffnet und die Bulletstep hat er länger gezogen. Habe ich so vorher noch nicht gesehen. Es klingt jetzt eher straight und modern, aber nicht schrill und dünn. Hat was und es ist ein schöner Gegensatz zu dem Lion’s Roar II, welches recht raugh mit einer ordentlichen Portion Subtones ist.

Aber am begeistersten bin ich aber von meinem Meyer (welches jetzt nun mehr als eine Weltumrundung hinter sich hat). Nach seiner Aussage, hat er aus dem neuen Meyer ein Altes gemacht. Vorallem hat er Bahn und Einlauf bearbeitet. Ich bin leider viel zu wenig bewandert im VintageMundstückmarkt um dazu etwas sagen zu können, aber das Mundstück klingt so etwas von Be-Bop. Unglaublich direkt und hart. Dunkel, aber alles andere als ein Softie. Ein echt männliches Mundstück, weshlab es jetzt auch zu meiner Weapon of Choice avoncierte. Damit habe ich einen kräftigen Sound mit einen schönen Jazzcharakter, bin aber auch sehr flexibel, so dass ich damit stilistisch fast alles abdecken kann.

Ich kann also Dave Jarys Arbeit nur empfehlen und selbst mit den Portokosten aus den USA ist er im Vegleich zu seinen Kollegen recht preiswert. Sehr freundlicher Kontakt mit typisch amerikanischem Understatement, nur sollte man ein bis zwei Wochen drauf rechnen, zu seiner Zeitangabe, da er meist mit Arbeit überschüttet ist (die Nachfrage spricht für sich). Am besten checkt ihr selber mal seine Homepage:

http://www.jarycustom.com/