Sch****, warum intoniert es nicht?!

Das wohl größte Problem beim Saxophon dürfte wohl die Intonation sein. Wahrscheinlich sogar mit Abstand. Für eine halbwegs sichere Intonation brauchen die meisten Saxophonisten Jahre. Auch heißt es, dass es kein stimmendes Saxophon gibt. Dabei ist es doch so essentiell für ein schönes Zusammenspiel. Aber woran zum Teufel liegt das eigentlich?
Gesegnet sind da die Klavierspieler, die da alle paar Jahre mal nur den Klavierstimmer anrufen müssen…

Die Saxophonisten hat es wahrscheinlich mit dieser Last mit am schlimmsten getroffen. Kennt ihr den Witz mit der Fee, die jeden Wunsch erfüllt, aber beim stimmenden Sopransax passen muß?
Nun, wer das jetzt für albern hält, soll mal ein h“ greifen und versuchen den Ton möglichst fallen zu lassen. Geübte Spieler haben da bis zu einer Quarte Spielraum. Das muß also alles kontroliert werden!

Die Gründe dafür sind vielfältig.

Die Intonation fängt nicht erst beim Saxophon an, sondern schon im Körper des Spielers. Ansatzspannung, Luftstrom, Kehlkopfstellung, Halsöffnung, ja sogar Zungenstellung wirken sich auf die Intonation aus. Je größer der Körperinnere Resonanzraum und je lockerer der Ansatz desto tiefer erklingts. Meist sind das auch Faktoren, damit es besser klingt.
Das sind aber nun alles sehr inidviduelle Faktoren. Der eine hat ne größere Zunge, ein zweiter dünne Lippen, der dirtte einen doppelten Bauchumfang usw. Das heißt schonmal, dass ein Saxophon eigentlich nicht bei jedem gleich intonieren kann.
Nun stehen sich aber auch oft, die Faktoren, wie es am besten klingt, mit denen im Widerspruch, womit der Ton am leichtesten kommt. Das führt gerade bei Anfängern dazu, das Sie oben Töne pressen.
Profis hingegen tendieren algemein meist dazu viel tiefer zu intonieren. Daher müssen Profis meist auch viel weiter mit ihrem Mundstück auf den S-Bogen.
Auch das führt dazu, dass ein Saxophon es eigentlich nicht den Bedürfnissen von einem Anfänger UND einem Profi gleichzeitig gerecht werden kann.

Ein weiteres Problem, je kürzer die Luftsäule, desto drastischer wirken Veränderungen des Spielers aus. Deshalb sind hohe Töne und das Sopran allgemein (stimmige Sopraninos sind eine Legende und deshalb reden wir hier nicht davon) auch viel schwerer zu kontrollieren. Man spricht hier auch von „kranken Tönen“.

Auch die Wahl des Mundstückes kann zu einem Mißverhältnis führen. Das Saxophon hat ja im Prinzip die Form eines Trichters. Die Spitze ist abgeschnitten und dafür sitzt da das MPC. Wenn die Kammergröße zu weit von dem Volumens der gedachten abgeschnittenen Spitze abweicht, gibt es ein weiteres intonatorisches Ungleichgewicht.

Nun kann aber auch schon eigentlich die Oktave nicht stimmen, denn wie einige wissen, erklingt diese bei doppeltem Schwingungszahlverhältnis, also halbe Luftsäule. Nun, das mag zwar noch bei Bb, B, C usw gehen. Aber wie ist das mit der Oktavklappe. Bei der Oktavklappe, gibt es eine Luftverwirbelung und die Haupschwingung „bricht“ (laienhafte Physikerklärung) und man hört nur noch den nächsten Oberton (eine Kontenebene). Also wäre es optimal, wenn jeder Ton eine Oktavklappe in der Mitte seiner Luftsäule hätte. Wir haben aber nur zwei. (Deswegen streikt auch das g“ auch mal gerne, weil es im Verhältnis zu den Oktavklappen ungünstig liegt). Ein weitere Folge der Oktavklappe ist, dass dort auch Luft ausströmt. Das verkürzt die Luftsäule und das erhöht die Intonation des Tones. Das ist zwar eher ein marginaler Faktor, aber er spielt mit.

Manchmal kann es auch ganz andere skurile Ursachen haben. Mir kamen unter anderem Holzblätter unter die Nase, bei denen nur ein Ton absolut nicht stimmte, der Rest aber ja. Da kann man auch nichts mehr machen. Ärgerlich ist dann nur, wenn man die Ursache nicht findet und sich ewig damit abmüht.

Desweiteren kann eine ungute Technik auch zu einer falschen Zusammenstellung der Obertöne zu einer grausamen Intonation führen. Ich habe schon bei einigen Hobbyspielern erlebt, dass sie eine so eine merkwürdigen Klang hatte, dass es einfach nicht in den Satz passen wollte, trotz stimmenden Grundton.

Bekannt dürften auch die Einflüsse der Temperatur auf das Instrument sein. Kalt intoniert es tiefer. Diejenigen die schon mal auf einem Weihnachtsmarkt gespielt haben, wissen wovon ich rede. Man stimmt sich ein, nach 10min spielen ist das Sax dann auf Betriebstemperatur und stimmt schon wieder ganz anders.

Auch nicht wirklich hilfreich ist es, dass es keinen wirklichen einheitlichen Kammerton gibt. 440 bis 444 sind standart. Manche Orchester liegen sogar noch höher. Logischerweise kann ein Saxophon höchstens bei nur einer Frequenz wirklich in sich stimmig sein.

Nun kann es immer noch an einem verstellten Instrument liegen, weil es schon runter gespielt ist (undichte Polster, verstellte Kopplungen) oder von ahnungslosen Chinesen zusammengeschraubt worden ist. Die Klappenöffnungen wirken sich auch massiv auf die Intonation aus. Das macht die Konstruktion und das Einstellen eines Saxophons auch nicht leichter. Zumal auch hier oft wieder zwischen gutem Klang und guter Intonation abgewogen werden muß.

Zuletzt gibt es auch noch musikalische Gründe. Das Klavier ist in einer wohltemperierten Stimmung. Quasi sind hier alle Töne leicht stimmungstechnisch zurechtgebogen, damit alles zueinander passt. Nun funktioniert das im Satz nicht ganz so. Wenn z.B. ein Akkord im Saxophonsatz der Bigband oder in einem Saxophonquartett erklingen soll, muß man die Terzen in reiner Stimmung spielen. Da hört man besonders den Unterschied zur wohltemperierten Stimmung und eine kleine und große Terz internieren schon merklich unterschiedlich.
Es gibt noch andere Fälle, wo Töne nicht wirklich in dieses Stimmungssystem passen. Die Blue Note z.B. oder in arabischer Musik sowieso. Aber das führt jetzt etwas zu weit weg vom Thema.

Nun ja, das alles klingt ja fast so, als wäre ein Saxophon ein unspielbares Instrument. Tja, ich habe auch schon Fälle gehört, wo man das tatsächlich meinen könnte. Aber wie schon gesagt, hat der Spieler beim h“ eine Quarte Spielraum. Der Saxophonist kann also alles (im Rahmen liegende) ausgleichen und muß es auch.
Wer die Techniken zur Intonationsregulierung verinnerlicht und ein inneres Ohr für die richtige Intonation hat, dem dürfte das gelingen.
Ketzerisch gesagt gibt es also nur einen Grund, warum es nicht intoniert: Man hat zu wenig geübt!

Alles andere ist Ausrede. Die meisten Saxophone stimmen in sich sehr brauchbar und wer sich ein wirklich schlecht stimmendes Saxophon zulegt ist selber schuld.
Nun könnte ich hier mehrere Tipps zum Üben der richtigen Intonation geben. Das ist mir jetzt allerdings zu aufwendig. Zudem habe ich die schon an anderer Stelle gegeben (z.B. hier und hier).
Deshalb schließe ich jetzt mit Goethe:
„Da steh ich nun, ich armer Tor!
Und bin so klug als wie zuvor;“

so spielen um so zu klingen

Eine der zentralen Fragen der Saxophonisten – und das zurecht – ist: „Ich will so und so klingen, was muß ich dafür tun?“. Bei diesem Thema werde ich mich fachlich etwas aus dem Fenster lehnen, da ich dabei auch immer noch selber dazu lerne, aber ich kenne leider sonst keinen Text, der dieses Thema mal so anspricht, weshalb ich es jetzt doch wage.

Viele denken erstmal/nur ans Equipment und so ist oft zu lesen: „Ich will so und so klingen, was muß ich dafür kaufen?“.
Als Reaktion darauf sind zwei Sachen zu lesen. Einerseits Empfehlungen von viel teurem Equipment, das erstaunlichweise fast immer von dem Empfehlenden gespielt wird, was erstaunlich ist, da der Fragende einen bestimmten Sound gefragt hat. Da habe ich schon Empfehlungen vom Otto Link Supertone Master für Funk-Sound gelesen.

Anderseits wird dann gerne schnell vorgeworfen „Du mußt einfach mehr üben!“. Leicht gesagt, aber was? „Longtones!“ Hö, die gleiche Übung für alle Sounds soll mir helfen wenn ich so und so klingen soll? Longtones sind wahrscheinlich die wichtigste Soundübung, aber eher allgemein für einen guten Sound. Wenn man einen bestimmten Sound will, reicht das aber nicht.

Fangen wir erstmal mit dem zweitrangigem/eigentlich unwichtigem an: dem Equipment! Das Equipment muß zu den Soundwünschen passen, ansonsten legt man sich nur unnötig Steine in den Weg. Mit einem Selmer Klassikmundstück wird man kein Rock spielen können. Genauso geht mit einem metallenem Mundstück mit Stufe und kleiner Kammer wird man keinen Klassik- oder Oldschooljazzsound bekommen.
Desweiteren, auch wenn man das „passendeste“ Equipment hat, wird man nicht automatisch so klingen, wie man es sich vorstellt.
Für weitere Infos, welches Equipment wie klingt, was gut ist, was „hip“ und „in“ ist und was man kaufen „soll“ braucht nur den Rest dieses Blogs lesen.

Es wird immer unterschätzt, wie essentiel die Spieltechnik für den Sound ist. Mit Spieltechnik meine ich nicht Ansatz, Atmung und so weiter, sondern wie der Ton angestoßen wird, Vibrato, Growl, Phrasing und alle anderen Stilmittel. Eher das ist es, was den Spieler unverwechselbar macht, als nur der Klang des Tones selber. Hier kann ich nur dazu raten, viel die gewünschte Stilistik zu hören und zu spielen. Für vieles gibt es tolle Schulen zum kaufen, ein guter Lehrer der fit in der Stilistik ist, ist Gold werd und natürlich sehr gut sind für so etwas Transkriptionen.

Kommen wir nun zum Kern dieses Artikel: konkrete Hinweise, Tipps und Tricks für welche Spielweise wie klingt. Soetwas liest man zu selten. Viele Lehrer und Schulen vermitteln immer nur eine „ultimative“ Spielweise. So gut z.B. „der persönliche Saxophonsound“ von David Liebmann auch sein mag, aber es schreibt doch strikt vor (der regide Ton könnte auch übersetzungsbedingt sein), wie man zu spielen hat. Allerdings dürfte das eigentlich nicht für jeden so passen. Konkret ist es z.B. für Klassiker nichts.
Auch gibt es sehr viele Beispiele von Jazzlegenden, die keine Bilderbuchspielweise haben, aber dennoch genial und individuell klingen. Oder vielleicht gerade deswegen?
(das soll jetzt keine Legitimation für eine Spielweise nach gut Dünken sein „Ich habe keinen falschen Ansatz, dass ist nur meine individuelle Technik für meinen Sound“. So eine Einstellung führt vielleicht zu einem „einmaligen Sound“, der dann aber von anderen nicht gehört werden will)
Hinzufügen muß ich, dass einige der vorgeschlagenen Techniken eher Kompromisse sind. Sie bringen einem zwar dem gewünschtem Sound näher, aber meist etwas auf Kosten der eigentlichen Soundqualität. Einen schön vollen und extrem durchsetzungfähigen und hellen Funksound gibt es einfach nicht.
Da ich nicht alles wieder von vorne erkläre, wer es vielleicht für den ein oder anderen sinnvoll, vorher den Longtones-Artikel von mir oder den Liebman zu lesen. Aber nun wirklich zu den konkreten Hinweisen:

Luftführung
Man kann so und so ins Horn blasen. Allgemein gilt, je mehr Luft verbraucht wird, desto mehr Sound. Wer einen lauten Sound mit viel Druck will, sollte auch so pusten, als ob er gerade alle Kerzen auf seinem Geburtstagskuchen ausblasen möchte. Ein schneller konzentrierter kräftiger Luftstrom. Wer einen vollen in die breite gehenden Sound möchte, sollte er „fluffig“ blasen und viel Luft mit wenig Druck verbrauchen.  Fast als würde man den gesammten Luftvorrat ohne Widerstand entweichen lassen. Das verbraucht eine Menge Luft, macht aber einen guten Jazzsound. Vielleicht erinnern sich einige an den Tipp mit dem Bariton spielen. Das kann man eigentlich nur so spielen, während ein Sopran einen deutlich konkreteren Luftstrom abverlangt.

Zungenstellung
Oft heißt es, Zunge soll man flach halten. Jedoch gerade für’s Altissimo muß man in die „iiie“- Stellung gehen. Es stimmt, dass tiefe Töne besser mit einer flachen Zunge gehen und das Altissimo mit einer hohen, der Umkehrschluß ist dann aber, dass eine tief gehaltene Zunge für einen volleren Ton mit mehr Tiefen führt und eine hochgehaltene Zunge mehr durchsetzungsfähige und stahlende Obertöne.

Unterlippe
Die meisten wissen schon, dass dieses schon immer eine Streitfrage zwischen Klassikern und Jazzern ist. Eingezogen oder ausgeklappt. Eigentlich ist es noch viel komplizierter und differnzierter. Liebmann schreibt, dass bei tiefen Tönen mehr Unterlippe an das Blatt gelegt werden muß. So werden die Blattschwingungen gedämpft, weshalb die Tiefen besser kommen. Das ist natürlich für die hohen Töne unvorteilhaft, weshalb dann weniger Unterlippe angesetzt werden soll. Liebman redet da von der V-Stellung. Auch hier gilt wieder der Umkehrschluß, wer einen gedämpften warmen Sound will, sollte allgemein mehr Unterlippe anlegen. Wer es hell und durchdringend will, sollte demensprechend weniger dämpfende Unterlippe ansetzen.
Beim eingeklappten Klassischen hat man das so nicht, allerdings ist der Druckpunkt am Blatt hier viel konkreter und starrer, weshalb das Blatt nicht so frei schwingen kann. Mit daher rührt der etwas „introvertierte“ Klassiksound.

Wieviel Mundstück im Mund
Probieren wir mal beide extreme aus. Ganz wenig, und es klingt es dünn, leise, zwart. Nehmen wir ganz viel in den Mund. Jetzt klingt es wie eine Ente auf Extasy. Je nachdem ob ihr einen brötzigen lauten Rocksound oder einen sanften oder klassischen Ton sucht solltet ihr damit ein wenig experimentieren, wie viel Mundstück ihr in den Mund nehmt

Mundstückwinkel
Oft hört man, dass das Mundstück ganz gerade aus dem Mund gehen soll (90° zwischen Kinn und MPC). Aber oft sieht man auch Extremfälle (z.B. Sanborn), die das Mundstück sehr schräg spielen (45°). Das beeinflußt, wie die Luft auf das Blatt trifft. Bei 90° trifft die Luft direkt auf das Blatt, das einen lauten durchdringenderen Sound zu folge hat. Bei schrägerem Winkel trifft die Luft eher auf das Dach des Mundstück und „prallt“ dann zum Blatt ab. Dadurch ist alles etwas indirekter, was alles etwas weicher macht. Sanborn spielt wahrscheinlich so extrem, weil er sein extrem helles und durchdringendes Mundstück so ausgleicht. Unter den ganzen Pop, Funk Jazzern ist er einer mit dem vollerem Sound. Vielleicht ein Zusammenhang?

Druckpunkt am Blatt
Die letzten drei Punkte beeinflussen auch wo denn nun genau der Druckpunkt der Lippe am Blatt ist. Je weiter hinten (also zum Saxophon hin) desto mehr schwingt das Blatt durch, dadurch lauter und brötziger. Je weiter vorne, desto weniger Blatt schwingt, umso kontrollierter ist der Ton. Hier möchte konkret darauf hinweisen, dass hier Equipment (Mundstück, Blatt) zu der eigenen Anatomie und spielweise passen muß. Jazzer, mit dicken Unterlippen, die viel Mundstück in den Mund nehmen und viel Unterlippe ansetzen, brauchen ein Mundstück mit längerer Bahn und als auch ein Blatt mit längeren Ausstich (also eher Jazzblätter). Klassiker, mit eingezogener Unterlippe, die wenig Munstück um Mund haben und zudem noch etwas Schräger spielen, brauchen Mundstücke mit kürzeren Bahnen, die natürlich mit Klassikblättern harmonieren.

Backen
Es ist eigentlich verpöhnt, beim spielen die Backen aufzublasen. Dennoch sieht man das bei einigen großen Jazzern immer wieder und tatsächlich kann man den Sound so beeinflussen. Durch das Backenaufblasen, wird die Luft im Mund mehr verwirbelt, was den Klang weicher und fluffiger macht. Dennoch ist Vorsicht geboten. Erstens siehts bescheuert aus, zweitens kann es, wenn man es sich angewöhnt, zu Gewebeschwäche führen, weshalb sich die Backen immer und immer mehr aufblasen wie bei einem Frosch. Gillespie litt da besonders schlimm dran.

Blatt einspannen
Das geht eigentlich fast schon wieder in den Bereich des Equipment und Spieltechnik. Wie man das Blatt einspannt, hat auswirkungen darauf, wie es anspricht und und schwingt. Es macht einen Unterschied, ob die Blattspite mit der MPC-Spitze abschließt, übersteht oder etwas nach hinten versetzt ist. Steht das Blatt etwas vorne ab, stößt sich der Ton direkter, häter und pervussiver an. Nimmt man das Blatt etwas zurück, klingt der Anstoß weicher.
Auch wie doll man das Blatt einspannt macht einen Unterschied. Je fester die Schraube angezigen wird, desto klarer klingt es und die hohen Töne sprechen besser an. Nicht ganz so streff, wird der Sound meist etwas verschwommener und farbiger.
Zuletzt wirkt sich noch aus, wo die Schraube ansetzt. Setzt die Schraube direkt am Schaft des Blattes (also dort wo der Ausschnitt anfängt) schwingt weniger Blatt. Die Blattschraube weiter hinten, desto mehr schwingt das Blatt. Das hat wieder einen brötzigeren Sound zur Folge, kann aber auch Probleme bei der Ansprache hervorrufen. Kiekser häufen sich.

Nun ihr merkt, vieles ist ein Kompromiß. Es gibt da zwei Herangehensweisen. Bei Liebmann wird der Ansatz dementsprechend geändert, wo man sich gerade im Register befindet um das optimalste Ergebnis (laut und voll) zu erziehlen.

Bei Klassikern ist das anders, dort wird ein gleicher Ansatz für das ganze Register gepflegt um einen möglichst homogenen Sound über den gesammten Umfang zu erziehlen. Das sind zwei Extreme und jeder muß selbst entscheiden, wo er sich zwischen den Polen bewegen möchte.
Eine schöne Übung ist die mit den Sekundschritten aus dem Longtoneartikel. Ich rate diese Übunge (sowohl nach oben als auch nach unten) bei dem Ton zu beginnen, der einem bei sich selber am besten gefällt.

Vorstellung
Super wichtig ist die Vorstellungskraft. Alleine, dass man sich einen bestimmten Sound vorstellt, kann man ihn erzeugen. Wer eine Ballade spielen will, sollte sich vorstellen, dass er für seine Angebetene spielt. Beim Blues sollte man sich in eine traurige Grundstimmung fallen lassen, für einen Bossa, sich vielleicht eine entspannende Strandszene vorstellen und beim Funk kann meinen seinen Agressionen freien lauf lassen. Das macht mehr aus als ihr denkt. Es kaum etwas langweiligeres als ein emotionsloses technisches Solo.
Auch wie ihr den Ton klingen lassen wollt, müßt ihr euch vorstellen. Wenn ich einen großen Ton erzeugen will, stelle ich mir vor, als würde ich ihn in die entfernteste Ecke des Saales strahlen lassen wollen, dass er den gesammten Raum einnimmt, usw.
Auch hier gibt es einen Unterschied zwischen Klassik und Jazz. Beim Jazz stelle ich mir vor, wie der Ton nach vorne geht, aus-/wegstrahlt – quasi extrovertiert. Wenn ich Klassik spiele, versuche ich den Ton in mir zu halten/klingen, dadurch ist er viel introvertierter.

Tja, das war jetzt viel Stoff und wahrscheinlich werde ich es öfters mal ergänzen, da ich bei diesem Thema immer noch dazu lerne. Viele dürften zu vielen hier vielleicht andere Ansichten haben und garantiert ist nicht alles „100% waterproof“, aber ich hatte das Bedürfnis, diese „Techniken“ zu sammeln, die ich immer nur hier und dort aus verschiedensten Quellen und Lehrern mitbekommen habe. Das wenigste ist so von mir. Aber auch Liebmann hat so einiges bei Rascher „abgeschrieben“, der ja nun bekanntlich Klassiker war.

Dem einen oder anderen stellt sich nun die Frage, was ist nun richtig oder zumindest „am richtigsten“.
Die Frage läßt sich nicht beantworten, da irgendwie alles seine Berechtigung hat. Für viele ist so ein heller schneidener greller Popsound etwas unerträgliches, andere finden es total „geil“. Genauso finden viele den klassischen Klang zu „lasch“ andere finden gerade den schlanken Ton wunderschön.
Vielleicht ist es am richitgsten, dass man versucht, alles etwas zu können, damit man flexibel ist und alles das spielen kann was man will und nicht nur einen Sound anbieten kann. Gerade Profis sind darauf angewiesen, dass sie das liefern können, was gerade mal verlangt wird. Pop muß anders klingen als Swing oder Klassik. Nur die wenigstens können es sich erlauben immer ihren eigenen Sound spielen zu können. Maceo Parker ist vielleicht der Inbegriff des Funksax und seine Platten verkaufen sich für einen Saxophonisten wie geschnitten Brot, aber Klassik würde ich nicht von ihm hören wollen.
Ich kann jedem nur raten, mal die verschiedenen Spieltechniken einfach mal auszuprobieren. Persönlich macht es mir Spaß, mich in den verschiedensten Stilistiken bewegen zu können und so zu klingen wie ich es brauche und will.

Der Hals (von Thomas Voigt)

hier nun die zweite Lektion von Thomas Voigt:

Hallo!

Nachdem ich bereits etwas zum Thema Atmung geschrieben habe, möchte ich nun in dieser Lesson einiges zum Thema Halsstellung loswerden.

Wir gehen als Grundvoraussetzung davon aus, dass die Luft aus dem Zwerchfell ins Instrument geblasen wird. Nun müssen wir darauf achten, dass wir uns an der engsten Stelle im Körper nicht alleine den Hahn abdrehen. Das ist vielleicht gut mit folgendem Bild vorstellbar: Ein Gartenschlauch ist an einen Wasserhahn angeschlossen. Der Wasserhahn ist aufgedreht und es bestünde theoretisch die Chance, dass das Wasser ungebremst durchfließen könnte. Nun kommt irgendein Spaßvogel und knickt den Schlauch mittig ab. Das Wasser kann nun nicht mehr mit seinem vollen Volumen durch den Schlauch fließen.

Unser Hals ist in diesem Fall mit dem abgeknickten Schlauch gleichzusetzen. Gerade im Hals im Bereich des Kehlkopfes befindet sich die engste Stelle unseres Körpers. Wir benötigen nun eine Einstellung am Kehlkopf, die einen guten Luftfluss garantiert. Wir bedienen uns da der Selbstlaute. Die deutschen Selbstlaute „a, e, i, o, u“ sind für diesen Zweck aber nicht zu gebrauchen, da sie sich von ihrer Lautbildung her eher von der Klangfarbe im Mund bilden und nicht primär im Hals. Übung 1: sprich deutlich mit geöffnetem Mund die Laute „a, e, i, o, u“.

Wir gehen in die englische Sprache zu dem Wort „I saw“ -> „ich sah“. Der Laut von dem Wort „aw“, richtig gesprochen, bildet sich weit hinten im Hals. Übung 2: sprich den Laut „a“ und verändere diesen Laut hin zu dem Laut „aw“. Dabei sollte sich der Hals weiter öffnen und der Kehlkopf verschiebt sich dabei etwas nach unten. Diese Übung sollte nur soweit trainiert werden, wie es sich „gut“ und „angenehm“ anfühlt, da man bei einer Übertreibung einen Brechreiz herbeiführen kann.

Nun ist es eine Sache, den Hals offen zu machen, aber eine andere, dies noch in Kombination mit dem Instrument zu machen. Hierzu möchte ich zuerst erklären, warum ich es für sinnvoll halte, auf diese Art und Weise Saxophon zu spielen: In der Sprache bilden wir unterschiedliche Tönhöhen über die Kehlkopfstellung. Sprechen oder singen wir nun eine Tonleiter aufwärts, wird der Hals enger, der Kehlkopf bewegt sich nach oben. Sprechen oder singen wir eine Tonleiter abwärts, wird der Hals offener und weiter, der Kehlkopf bewegt sich wieder nach unten.

Viele Saxophonisten machen leider den Fehler, dass sie bei einer musikalischen Aufwärtsbewegung eben nicht nur die Finger entsprechend bewegen, sondern – völlig ohne Grund – den Kehlkopf in der Art des Singens mit nach oben bewegen. Und wer kennt nicht das Ergebnis: die hohen Töne klingen eng und gequetscht. Spielt man eine Abwärtsbewegung, so hat das plötzlich den gegenteiligen Effekt. Und auch hier (wer kennt das Ergebnis nicht): die tiefen Töne sind zu tief.

Beim Stimmen mit dem Stimmgerät erleben wir nun folgendes Phänomen: die hohen Töne sind zu hoch und die tiefen Töne sind zu tief! Ein weiteres Problem ist, dass man, je nachdem, welche Töne man spielt, ob eher höhere oder tiefere Töne, mit der „normalen“ Blastechnik nicht weiter kommt. Der Spieler fängt an, Modifikationen an sich selbst vorzunehmen. Als Begründung kommt dann oft: „aber ich muss doch die Lippen lockerer lassen, damit die tiefen Töne kommen“ oder „ich muss mit festerem Biss an das Mundstück gehen, damit die hohen Töne kommen“.

Mit „meiner“ Blastechnik (Zwerchfellatmung, offener Halsstellung „aw“ und einem klassischen Ansatz) kann ich alle Töne auf dem Saxophon spielen, ohne etwas verändern zu müssen, um einzelne Töne überhaupt anspielen zu können. (Anmerkung am Rande: selbstverständlich korrigiere ich auch einzelne Töne bei verschiedenen Instrumenten, aber hier handelt es sich um das Ausgleichen von produktionsbedingten Defiziten von Instrumenten!)

Ich empfehle nun folgende Übungen in Kombination mit dem Instrument:

  1. Singe den Laut „aw“;
  2. Singe den Laut „aw“ und nimm dabei das Instrument in den Mund – hierbei ist darauf zu achten das sich der gesungene Ton nicht von „aw“ zu „a“ verändert, verschließe beim singen komplett das Mundstück mit den Lippen;
  3. Drücke während des Singens des Lautes „aw“ soviel Luft vom Zwerchfell ins Instrument, das zu dem gesungenen Laut ein gespielter Ton hinzukommt. In diesem Moment hört man eine Zweistimmigkeit von gesungenem und gespieltem Ton. Der gespielte Ton „scheppert“ allerdings dabei ein wenig.
  4. Blase nun den gespielten Ton ohne Unterbrechung weiter, beende nun lediglich das parallele Singen. Der gespielte Ton stabilisiert sich im Optimalfall sofort und man hat einen geraden, vollen und voluminösen gespielten Ton.
  5. Der damit geübte Spieler kann nun zur eigenen Überprüfung jederzeit beim Spielen den Laut „aw“ dazu singen um damit die eigene Halsstellung offen zu halten.

Ich gebe zu, dass das eine Übung ist, die nicht jedem Spieler auf Anhieb gelingen wird, die aber gewaltige Auswirkung auf die Tonqualität hat!

Viel Erfolg und Schöne Töne!

Atmung (von Thomas Voigt)

Wie angekündigt die erste Lektion von Thomas Voigt:

Hi!

Genauso wie jeder Sänger oder Bläser eines anderen Blasinstrumentes benötigt der Saxophonist ebenfalls eine gute Atemtechnik. Da die Atemtechnik ein sehr umfangreiches Thema ist, möchte ich mich deshalb nur auf einige wenige Tipps beschränken. Ich versuche hierbei mit Begriffen zu arbeiten, die jedem ermöglichen das Erklärte zu verstehen.

Bevor man sich mit der Atmung in der Kombination mit dem Instrument beschäftigt, sollte man sich mit verschiedenen Atemübungen beschäftigen. Auch im Unterricht sollten Lehrer und Schüler keine Hemmungen haben, sich für Atemübungen flach auf den Rücken zu legen und das Atmen in das Zwerchfell (in den „Bauch“) zu üben. Dabei sollte man entspannt immer durch den geöffneten Mund ein- und ausatmen, damit sich der Bauch durch die Atmung hebt und senkt. Ohne irgendwelche Zusätze zuerst nur atmen.

Erst in den nächsten Versuchen sollte man mal die Luft anhalten und zu einem späterem Zeitpunkt auch dosiert ein- und ausatmen. Kann man das schon ohne Instrument nicht, wird man das mit dem Saxophon erst recht nicht schaffen!

Regelmäßige Atemübungen sind mit die wichtigsten Grundlagen für das Saxophonspiel. Diese kann man später durchaus im Stehen und im Sitzen parallel zu vielen anderen Tätigkeiten trainieren. Ich empfehle gerne das Arbeiten mit diesen gelben Klebezetteln: es gibt viele Bereiche im Alltag, an denen man etwas macht, wobei die Aufmerksamkeit nicht so stark gefordert ist, das man nicht noch konzentriert dabei atmen könnte. Ich denke da z.B. vor dem Kleiderschrank, an der Nachttischlampe, am Badezimmerspiegel usw. – wer sich von Freunden oder Verwandten hier solche Klebezettel anbringen lässt „sucht“ nach solchen und könnte bei jedem Zettel 3 x konzentriert in den Bauch atmen. Je selbstverständlicher diese Form der Atmung bereits ohne Instrument wird umso leichter wird einem diese Atmung in Kombination mit dem Instrument fallen.

In manchen Saxophonschulen steht, dass nach dem Einatmen die Schultern fallen gelassen werden sollen. Ist es aber beim Einatmen überhaupt dazu gekommen, dass die Schultern angehoben wurden, wird die Luft nicht dadurch an die richtige Stelle verschoben, indem man bloß die Schultern fallen lässt. Sind die Schultern durch das Einatmen angezogen worden, sollte man meiner Erfahrung nach komplett wieder ausatmen und so in den Bauch einatmen, dass sich die Schultern gar nicht erst anheben.

Um sich selbst zu überprüfen, rate ich jedem Musiker das Atmen vor dem Spiegel zu üben. Beim Ausatmen ist darauf zu achten, dass der Luftschub, der später die Luftsäule im Instrument steuert, gleichmäßig ist. Nur so ist ein konstanter Ton gewährleistet. Der Ton des Instrumentes wird in erheblichem Maße durch diese Atmung gebildet! Beim Spielen mit dem Instrument ist darauf zu achten, dass sich beim Einatmen nur die Oberlippe anhebt und sich nicht der ganze Mund öffnet, denn dadurch verrutscht der Ansatz.

Atemübungen in drei Schritten:
Ohne Instrument auf dem Rücken liegen, ohne die Beine übereinander zu schlagen und ohne die Arme hinter dem Kopf zu verschränken:
1. durch den geöffneten Mund ein und ausatmen;
2. durch den geöffneten Mund einatmen – Luft anhalten – mit den Händen mal die „Spannung“ des Körpers fühlen und erkennen, wie weit nach „unten“ oder wie weit in die „Seiten“ man einatmen kann – anschl. Ausatmen nicht vergessen!
3. durch den geöffneten Mund einatmen – Luft kurz anhalten – nun den Mund soweit öffnen, das der Luftwiderstand beim Ausatmen ähnlich dem beim Saxophonspielen ist!

Schöne Töne!

Die Erotik des Saxophons

Dass von dem Saxophon ein besonderer Reiz ausgeht, ist eigentlich unbestreitbar. Aber woher kommt diese magische Anziehung?
Warum läuft im Hintergrund von Softpornos immer seichte jazzige Saxophonmusik? (Habe ich mir zumindest sagen lassen, dass da immer läuft)

Saxerotik

Das Saxophon ist einfach ein sehr erotisches Instrument. Ich habe darüber lange nachgedacht und ich denke, dass es verschiedenste Erklärungen dafür geben könnte.
Das Saxophon hat einen Frequenzbereich, der unserer Menschlichen stimme nicht ganz unähnlich ist und somit für unser Ohr recht angenehm. So wie eine schöne Frauenstimme oder tiefe volle Männerstimme auf uns erotisch wirken kann, kann dies also ein der Klang des Saxophones. Auch ist kaum ein Instrument so ausdrucksstark und flexibel in der Klangfarbe, weshalb sich das Sax ideal zum Ausdruck von Gefühl eignet. Interessant, dass viele Tenorsaxophonisten einen rauchigen und subversiven Sound suchen.

Zudem ist das Saxophon ein recht neues Instrument, ist im Jazz groß geworden und gilt deshalb als DAS Jazzinstrument. Es ist nicht durch „uncoole“ und „alte“ Klassikwerke „vorbelastet“. So wie der E-Gittarist in der Rockmusik ist Saxophonist im Jazz der Star auf der Bühne.
Der Jazz entstand überwiegend in den Bordellen NewOrleans und  als er seinen Siegeszug übers Land antrat und die Swing Ära der Bigbands kam, war es die neue Jugendmusik. Jazz galt als verrucht, man tanzte zum ihm lasziv, die Eltern haben es nicht verstanden und sich darüber aufgeregt und sahen darin oft Teufelsmusik. Also damals in den 30er; 20  Jahre später galt das so für den Rock’n’Roll und die Swingergenration hatte dafür kein Verständnis. Aber auch da stand oft noch ein Saxophon auf der Bühne und klang dreckiger als je zuvor. Kurz; das Saxophon oder besser der Saxophonist hatte also schnell einen gewissen Ruf. In den 80ern hatte sich mit dem seichten kitschigen und schleimigen Smoothjazz und Popsax dann auch endgültig der Bergriff des Pornosax etabliert.

Desweiteren ist das Saxophon ein Blasinstrument. Bei vielen Saxophonisten und auch mir stelle ich fest, dass sie anscheinend nicht wirklich aus ihrer oralen Phase heraus gekommen sind. Ihr müßt nur mal beobachten, wie einige Spieler ihre Blätter anfeuchten (FSK 16). Bei keinem anderen Blasinstrument, nimmt man so viel Mundstück in den Mund, wie die Saxophonisten. Der moderne Ansatz sieht aus, als würde man sein Instrument küssen, ja fast schon liebkosen.
Da fragt man sich, ob die Ähnlichkeit zwischen den Wörtern „Sax“ und „Sex“ nur zufälliger Natur ist…

Aber ich glaube auch, dass Saxophonisten die besseren Liebhaber sind. Wer eine gefühlvolle Jazzballade wirklich spielen kann, der hat auf jeden Fall auch Erfahrung mit dem anderen Geschlecht. Ein Tipp, den ich von meinem Lehrer bekommen habe ist, dass ich beim Saxophonspielen an meine Angebetete denken soll, dann spielt man gleich besser. Tatsächlich, so ist es auch. Es funktioniert aber auch anders rum. Mir wurde nun schon öfters angetragen, dass man mein Saxophonspiel als sehr anziehend empfindet.

Zuletzt werden durch das Saxophonspiel die Zungen- und Lippenfertigkeiten trainiert, zudem werden die Lippen noch besser durchblutet.  Deshalb bin ich überzeugt, dass Saxophonisten besser küssen. Bisher hat sich zumindest noch niemand bei mir beschwert. Übrigens ist das auch ein origineller Anmachspruch, der bei mir tatsächlich sogar funktioniert hat. „Hey, wußtest du eigentlich schon, dass Saxophonisten besser küssen? Das liegt an der hohen Zungen und Lippenfertigkeit“. Das dies nicht nur beim Küssen zum Vorteil gereicht, dürfte ja jeder erahnen. Mit dem Spruch gibt man sich als Saxophonist zu erkennen, was an sich schon erotisch ist, zudem macht man das Gegenüber neugierig und reizt sie zum ausprobieren. Man könnte den Spruch auch noch mit „Weißt du was Doppelzunge ist?“ ergänzen.
Nur sollte man auch halten können was man verspricht. Deshalb hier noch eine gute Übung für eine schnelle Zunge.

Diesen Rhythmus spielt man auf der gleichen Note. Es ist wichtig, das wirklich klar und in „in-time“ artikuliert. Das Tempo wird mit der Zeit gesteigert. Die Viertel dient dazu, dass sich die Zunge entspannt.(tut mir leid, dass ich es nicht als richtige Noten aufschreiben kann, aber ich denke es dürfte auch so klar sein):

||: 4 88 4 88 | 8888 8888 : ||

Nebenbei, nicht nur die Zungenfertigkeit ist beim Sax wichtig, sondern auch eine gute Fingertechnik.

Bei diesem Thema interessiert mich auch eure Meinung und Erfahrungen, also hinterlasst ein paar schöne Kommentare. Zudem könnt ihr hier zum ersten mal Abstimmen. Ich bin gespannt auf das Ergebnis.

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Feel the Pearls – Tipps zur guten Fingertechnik

Vielleicht ist beim Sax die Fingertechnik in der Tat recht einfach im Vergleich zu anderen Instrumenten und wahrlich gibt es beim Sax schwerwiegendes, woran jeder arbeiten muß. Deshalb ist es wahrscheinlich kein sehr oft behandeltes Thema und zugegeben wer nur „Oh Tannebaum“ spielen will, muß darüber auch nicht viel nachdenken. Aber dennoch meine ich, dass es oft auch unterschätzt wird, wie wichtig eine richtige Fingertechnik ist und ich habe schon einige, eigentlich fähige Saxophonisten gesehen, die es anscheinend versäumt haben, es von der Pike auf richtig zu lernen und langsam an ihre technischen Grenzen stoßen. Schade.
Aber vielleicht lege ich auch ein wenig zu viel Gewicht darauf, da ich ursprünglich vom Klavier komme, und dort eine gute Technik essentiell ist. Ich bin mir auch sicher, dass ich wegen dieser Vorerfahrung jetzt eine sehr gute Fingertechnik auf dem Sax habe und eigentlich nie technische Probleme.
Dennoch will ich dieses Thema hier einmal gründlich ab handeln. Zwar stehen in vielen Lehrbüchern irgendwelche Etüden oder zig Skalen aber wirklich auf das essentielle gehen diese selten ein.

Die richtige Haltung
Die Finger sollten rund sein und der Druck beim Schließen sollte eher von oben kommen. Das ist die natürliche Haltung und nur wenn sie unverkrampft ist kann sie wirklich schnell werden. Auf gar keinen Fall sollten die Finger gestreckt und gerade sein und der Druck seitlich von der Klappe kommen.
Ein guter Weg, sich zu kontrollieren ist, Fingerübungen vor dem Spiegel zu machen. Da fällt dann oft er auf, wie krüppelig man spielt.

Feel the Pearls
Damit ist gemeint, dass die Finger immer nahe an den Tasten bleiben und im Ruhezustand auf ihnen liegen. Viele spreizen die Finger förmlich ab, was aber zu längeren Wegen führt, wodurch man natürlich langsamer wird. Also beim öffnen der Tasten, möglichst wenig davon abheben.

Was ich auch öfter sehe, dass der linke kleine Finger wie beim Teetrinken absteht (sieht immer ein wenig verkrüppelt aus). Wer das mal kurz ausprobiert, merkt, dass sich sich dort die Sehnen und Muskeln in der Hand im Weg stehen. Also zwingt euch, auch diesen Finger auf dem Gis liegen zu lassen.DSC00224DSC00222

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Impuls
Das Öffnen und Schließen der Klappen sollten immer mit Impuls passieren. Klingt komisch, ist aber so. Nur weil man im langsamen Tempo spielt, heißt das nicht, dass sich die Finger langsam bewegen. Das ist unsauberes spielen, kann zu einem unsauberen Ton führen und dass beim Schließen mehrer Klappen nicht alle gleich decken und dies zu einem Quietscher führen könnte.

Eine tolle Übung dazu: Trocken spielen! Spielt Tonleitern ohne ins Saxophon zu blasen. Wenn ihr das richtig macht, sollte das Klappengeräusch absolut rhythmisch und „in Time“ sein (übt mit Metronom). Das klingt vielleicht erstmal einfach, aber spätestens bei Cis-Dur wird das echt anspruchsvoll. Beginnt diese Übung erstmal sehr langsam.

Also: Kurze schnelle Wege und runde lockere Finger!

Zungenstoß
Nicht nur schnelle Finger sind für schnelles spielen wichtig, sondern auch eine schnelle Zunge die synchron mit den Fingern arbeitet. Eine gute Übung hierfür ist das:
Spielt eine Tonleiter (eine Oktave) hoch und runter, erst legato und dann gleich nochmal jeden Ton gestoßen.
Empfohlener Rhythmus: 488888848888884   (4=4tel; 8=8tel)
Nach dem ihr die Oktave zweimal hoch und runter gespielt habt, wiederhohlt ihr das einen Ton höher. Diese Übung sollte so schnell wie möglich gespielt werden, aber so, dass jeder Ton gut, gleich und rhythmisch gestoßen wird. Durch das Legato vor dem Stoßen, werden Ohr und Finger auf das Stoßen vorbereitet. Bleibt auch in C-Dur. Es geht in bei dieser Übung darum, die Zunge schnell und synchron zu bekommen. Die Übung durch Cis-Dur unnötig zu verkomplizieren bringt keinen positiven Zusatzeffekt. Es geht hier um die Zunge! Konzentriert euch darauf.

Alternativgriffe
Vielleicht liegt es wirklich nur daran, dass ich vom Klavier komme, aber ich persönlich bin Verfechter dafür, dass man als Saxophonist je beide Griffe für die Töne F#, Bb, C und F“‘ kann und benutzt. Viele beschränken sich immer nur auf eine Variante. Jeder Griff hat seine Berechtigung und es gibt genug Situationen, bei denen manchmal der eine Griff deutlich technisch mehr Sinn macht als der andere (besonders in chromatischen Phrasen). Es ist reine Bequemlichkeit, den zweiten Griff zu ignorieren. Ich habe auch nicht immer alle Griffe verwendet, aber nun benutze ich ohne Nachzudenken beide Varianten, je nach dem, was wirklich besser für die Finger ist. Meine Meinung ist, wenn man die technischen Möglichkeiten gegeben hat, sollte man sie auch nutzen.

DSC00227Palmkeyrisers
Gerade wer lange Finger hat, wird vielleicht schon mal bemerkt haben, dass für ihn die Palmkeys eigentlich zu tief liegen und dass dies gerade bei schnellen Wechsel zwischen einem Palmkeyton und einem aus dem normalen Register dies sehr unvorteilhaft ist, da beim Drücken der Palmkeys die Finger sich zwangsweise immer von den Tasten entfernen. Keilwerth bietet deswegen bei seiner SX90-Serie verstellbare Palmkeys an. Alle anderen jedoch können sich leicht mit so genannten Palmkeyrisers. Ich empfinde sie eigentlich als sehr komfortabel und haben mir so manche Passagen schon vereinfacht. Persönlich fixiere ich sie immer noch mit ein wenig Gewebetape, damit sie bei intensiveren Spielen nicht abrutschen.

Übmethodiken
Manchmal gibt es einfach einen Tonsprung, der einfach nicht klappen will. Einfach drüber hinweg spielen wird nichts bringen. Greift euch nur den Tonsprung raus und übt ihn gesondert. Spiel ihn in schleife im folgenden Rhythmus:
4884884884       Steigert langsam das Tempo.
Gerade bei meinen Schüler die total am Anfang stehen, lege ich da großen Wert drauf. Sie hatten ein Problem gehabt, den Wechsel von z.B. c“ zum d“ sauber zu spielen.Wie oben erwähnt, führt es zu Quitschern, wenn man die Klappen nicht alle gleich schließt. Es ist also nicht immer ein Problem des Ansatzes oder der Luftführung, wie bei so einem Problem zuerst vermutet wird und diese Übung hilft hier sehr gut.

Bei vielen schnellen technisch anspruchsvollen Stellen helfen folgende Methodiken:
Krebst euch von hinten durch. Spielt nur die letzten 4 Noten, wenn die setzen, übt die 4 davor, wenn die dann auch setzen, setzt diese Zusammen und erarbeitet euch so die ganze Passage.
Das ist die „Salamitaktik“.

Auch sehr hilfreich ist es, solche Passagen in verschiedenen Rhythmen zu spielen. Z.B. Triolisch, umgekehrt Triolisch (also die kurze Note zuerst) oder spielt 8tel (bzw 16tel) Gruppen mit immer einer rythmischen und tonlichen Gewichtung auf einer Noten der Gruppe: 4888 4888 4888  bzw 8488 8488  8488  usw.
Die Lange Note dient einerseits als Ruhepunkt wie auch Impuls. So geht die Passage besser richtig in die Finger.

Damit habt ihr gutes Rüstzeug um euch eine vernünftige Technik anzueignen. Wenn ihr weitere Tipps und Anregungen oder Fragen habt, hinterlasst einfach einen Kommentar.

Von Bissplatten und Selbstwahrnehmung

Ein selten besprochenes Thema dabei ist es eigentlich essentiell (zumindest halte ich es dafür). Als Saxophonist muß man sich bewußt sein, dass man sich anders hört, als der Zuhörer es tut. Der Saxophonist nimmt nicht nur den vom Saxophon an die Luft abgegeben Schall über das Ohr wahr, sondern nimmt sich selbst auch noch durch die Körperschwingungen wahr. Schall wird in wellenartige Impulse über ein Medium übertragen (deshalb hört man auch niemanden im All schreien (wegen dem Vakuum)). Das geht von dem Saxophon über das Mundstück, die Zähne und die Kieferknochen zum Innenohr.

Aber was bedeutet das nun für den Künstler konkret. Es hat den Nachteil, dass man nicht den realen Sound wahr nimmt. Das Phänomen, das die eigene Stimme auf der Aufnahme immer anders klingt, ist ja bekannt. So ist das mit dem Saxophon. Eigentlich ärgerlich, da es ja zählt, was beim Publikum ankommt.
Der große Vorteil an der Sache hingegen ist, dass man sich beim musizieren in einer Gruppe, wo der „Lärm“ der anderen den eigenen Ton überdeckt, sich immer noch selber hört. Eine Art Monitoreffekt könnte man sagen.

Wegen dieser Selbstwahrnehmung haben das Material des Mundstückes und die Bißplatte einen Einfluß auf den Sound.
Viele glauben, dass das Material des Mundstückes, den Klang verändert. Das stimmt so aber nicht ganz. Mundstückmaterial und Klang stehen in keiner DIREKTEN Beziehung (also zumindest nur sehr minimal). Allerdings  gibt es einen deutlichen indirekten Zusammenhang. Wie gesagt, kommt ein Teil des Gehörten durch das Mundstück. Schall wird nicht im jedem Medium gleich übertragen. He härter desto direkter, je weicher desto mehr Dämpfung.
Davon mal abgesehen, dass 90% der Metallmundstücke eine sehr kleine Kammer und eine riesige Stufe haben (DieKammerform ist eigentlich einzig klangentscheidend) und deshalb sehr hell und laut klingen und wahrscheinlich daher das Gerücht kommt, dass Metall lauter und heller klingt, ist es auch logisch, dass Aufgrund der Tatsache, dass Metall härter ist als Kautschuk ist, dass der Sound einem heller und lauter vorkommt.
Kurz: hätte man zwei Mundstücke die von der Form identisch wären, aber aus unterschiedlichem Material, würden wir selber einen Unterschied hören, der aber eigentlich real kaum wahrnehmbar wäre.
Nun spielt uns unser Körper unterbewusst aber einen Streich. Würde man von einem Kautschukmundstück auch ein gleiches nur in Metall wechseln, würde man sich ungewohnt plötzlich heller hören. Der Körper steuert diesem unterbewußt entgegen und spätestens nach 4 Wochen spielt man angepasst, man nimmst sich wieder so wahr wie gewohnt klingt aber effektiv dunkler, weil man Metall spielt.
Ich merke auch in der BigBand, dass ich mich auf einem Holzmundstück selber kaum noch höre. Man versichert mir aber, dass ich laut genug bin.

dsc00185Und genau deshalb hat auch die Bißplatte als Puffer zwischen Zähne und Mundstück einen enormen Einfluß auf die Selbstwahrnehmung und so indirekt auf den Sound. Mal davon abgesehen, halte ich die Bißplatte eh für eine der besten Erfindungen beim Saxophon seit der Erfindung des Saxophon selbst von Adolphe Sax im Jahre 1840. Sie schützt die Zähne vor zu starken Vibrationen des Mundstückes, sie schützt das Mundstück vor Bissabdrücke der Zähne, sie stabilisiert den Ansatz (man rutscht nicht mehr auf dem Mundstück und zudem findet man immer wieder „seine“ Position) und man kann mit ihnen lustige Verbesserungen für Blattschrauben machen (siehe ältere Blogeinträge).
Die Bissplatte hat aber auch noch einen erheblichen Einfluß auf die Selbstwahrnehmung, der landläufig gerne unterschätzt wird.
Dicke und weiche Bißplatten dämpfen mehr, man hört sich selber dunkler und weicher. Zudem nimmt man Verhätnismäßig mehr den realen Sound auf, hört sich aber schlechter in Bands. Dünne und harte Bißplatten leiten den Schall besser weiter, man hört sich also lauter heller und auch besser in geräuschvoller Umgebung.
Wie gesagt, der Körper reagiert auf ungewohntem Klang mit Gegensteuern. Zur Veranschaulichung erzähle ich drei kurze Erfahungen.
Als ich frisch auf dem Tenor war hat mir mein Lehrer ein altes weißes Runyon (es bestand aus einem älteren sehr leichtem Plastik) geliehen, mit einer dieser dicken schwarzen Bißgummis darauf. Für mich klang es sehr angenehm und weich. Leider habe ich mich im BigBandsatz überhaupt nicht mehr gehört, weswegen ich die alte Bißplatte durch eine meiner dünnen und harten Gummis ausgetauscht habe. Nun habe ich mich zwar besser gehört, aber ich mochte den Klang überhaupt nicht mehr: unangenehm hell und künstlich. Man versicherte mir aber, dass ich wie vorher gleich und mehr als passabel klang.
Ein zweiter Fall war, als mir mein Lehrer zwei gleiche Mundstücke vorspielte – das eine in einer 6er und das andere in einer 7er Bahnöffnung –  vorspielte, weil er meine Meinung hören wollte. Er nahm Mundstück A als heller und lauter wahr ich hörte aber Mundstück B heller. Woran lag es also? Auf Mundstück A war eine dünne und harte Platte und auf B eine der schwarzen dicken, weichen Gummis.
Ich habe mal den Saxophonisten einer sehr bekannten japanischen DeathJazzBand getroffen und der hat mir erzählt, dass er keine Bissgummis verwendet, wegen dem Sound, weil er sich dann zu schlecht hört. Er hat mir übrignes auch erzählt, dass er pro Jahr drei bis vier Meyer Mundstücke verbraucht, weil er sie durchbeißt. Darauf zeigte er mir sein Frontzähne und man konnte die runde Mundstückform an seinen Schneidezähnen mehr als deutlich erkennen.

Deshalb, wenn ihr irgendwelche Klang-Equipment-Tests macht, solltet ihr euch vielleicht ggf. selber aufnehmen oder zumindest gegen eine Wand spielen. Wenn man direkt gegen eine harte Oberfläche spielt, wird viel reflektiert und man hört den realen Sound besser.

Persönlich bin ich Fan von den dünnen und harten Bißplatten und zwar aus verschiedenen Gründen. Zuerst ist es eine Sache der Haptik; ich mag das Gefühl nicht, wenn es zu weich ist. Des weiteren hatte ich lange Zeit ein Problem mit einen zu schneidenen Sound und so konnte ich dem auch ein wenig entgegensteuern und zuletzt halten die bei mir deutlich länger.
Die Bissgummis von Yamaha habe ich immer sehr schnell durchgebissen, obwohl ich mit recht wenig druck spiele. Ich weiß nicht woran es liegt, ob ich selber so scharfe Zähne habe oder die Japaner nur so stumpfe (naja, fürs Sushi reicht das ja). Bei den Schwarzen (weiß leider nicht mehr genau welche Marken) ist es ähnlich, die gehen auch immer kaputt und das eklige war, dass ich dann immer so kleine schwarze Gummistückchen im Mund hatte.
Die besten Bißplatten die ich je gehabt habe waren die von Runyon. Kleben1A und sind quasi unzerbeißbar. Nie hat eine so lange gehalten wie die. Meines Wissens führt die allerdings nur Duchstein (grüßt von mir, wenn ihr da bestellt).

Noch ein letzter Tipp zum Schluß. Wenn ihr eine neue Bißplatte aufklebt, dann reinigt vorher die Oberfläche sehr sorgfältigt (auch mit einem Baumwolltuch nachpolieren), denn Fettreste verhindern, dass diese optimal kleben können. Deshalb fasst auch möglichst wenig mit euren Fingern auf die Klebeseite.

Falls ihr eigene Erfahrungen zu diesem Thema habt, würde mich das sehr interessieren, also hinterlasst sie bitte als Kommentar.

klassischer vs. moderner Ansatz

Immer wieder kommt die Frage auf, was denn ein klassischer und ein moderner Ansatz überhaupt ist, wo denn der Unterschied ist und welcher nun der richtige ist.

Heute möchte ich mal ein paar Gedanken und Erfahrungen zu diesem Thema nieder schreiben.

Der Ansatz dürfte wohl einer wichtigsten Faktoren für den Sound sein, weshalb die Diskussion über den optimalen Ansatz mehr als gerechtfertigt ist. Jedoch bin ich überzeugt davon, dass es nicht das „eine richtige“ Patentrezept gibt, wie denn der Ansatz auszusehen habe.

Ich finde die Namensgebung sehr zutreffend, da sie doch von der historischen Entwicklung, dem technischen Einsatzgebiet und dem Klang passend ist.

Der klassische Ansatz wird auch oft als Klarinettenansatz bezeichnet, da er von dort auch kommt. Das Saxophonmundstück ist auch eine Entwicklung von der Klarinette und so ist es nicht verwunderlich, dass sie gleich gespielt werden.

Der Unterschied zu dem modernen Ansatz ist vereinfacht ausgedrückt eigentlich nur Stellung der Unterlippe.

Bei dem Klassischen wird sie über die Zähne nach innen geklappt und darauf dann das Mundstück gelegt; während bei dem modernen die Unterlippe eher nach außen geklappt wird und die Lippe nur noch an den Zähnen quasi aufliegt.

In der Praxis sieht man viele Zwischendinger aber auch extreme (beliebt bei einigen Jazzern der „Kußmund“).

Der Hauptunterschied im ist, dass man beim Klassischen der Kiefer als feste Stütze dient (bitte nicht mit beißen verwechseln, eher als starren Punkt sehen, wo das Mundstück aufliegt) während man beim modernen ausschließlich auf die Ringspannung der Lippen setzt („öööö“ siehe Longtoneblog). Das heißt aber nicht, dass beim klassischen Ansatz nicht mit der Lippenspannung gearbeitet wird (man ist sich eigentlich einig, dass das „Klarinettenlächeln“ auf dem Sax falsch ist).

Genau daraus folgt auch der große Unterschied im Klang und Handling. Durch die Stütze des Kiefers bei der klassischen Variante hat man mehr Sicherheit und einfachere Kontrolle (klanglich aber vor allem auch Intonation!). Der Moderne lässt dagegen das Blatt deutlich freier schwingen; der Ton klingt fetter und „brötziger“.

So erklären sich auch, warum im Jazz, wo man seinem Ton Kraft, Charakter und Aussage geben möchte, deutlich öfter der moderne Ansatz zu finden ist, hingegen im klassischen Bereich, wo absolute Tonkontrolle enorm wichtig ist, deutlich öfter auf Saxophonisten mit eingezogener Unterlippe trifft.

Ich persönlich komme ursprünglich von der Klarinette, habe also mit dem klassischen Ansatz auf dem Saxophon angefangen. Es lief damals alles recht problemlos. Irgendwann begann meine Leidenschaft für das Sax und den Jazz ernster zu werden und ich begab mich auf meine Soundsuche. Um meinen Sound größer und mächtiger werden zu lassen, wechselte ich immer mehr in kleinen Schritten zu dem modernen Ansatz. Ich klang jetzt laut und durchdringend; leider aber auch oft schrill und Intonations- und Konditionsprobleme häuften sich. Ich muß sagen, es gab Zeiten, wo ich den wechsel bereut habe. Doch durch fleißiges Üben, habe ich das nun im Griff und habe einen Sound, mit dem ich halbwegs zufrieden bin; Laut, kräftig, Charakter aber nicht unangenehm und zudem recht flexibel.

Als ich dann mit dem Sopran anfing, habe ich unbewusst erstmal wieder wie auf meiner Klarinette gespielt (war vom Feeling doch halbwegs vergleichbar). Aber wegen meines Soundwahnes habe ich hier auch versucht konsequent modern zu spielen. Letztendlich bin ich wieder zurückgewechselt und spiele auf dem Sopran einen eher klassischen Ansatz, da ich das Sopran so deutlich leichter beherrschen kann.

Hingegen könnte ich mir auf dem Bari mit einem Klassischen gar nicht vorstellen zu spielen; wäre mir viel zu verkrampft.

Ich hoffe, dem einen oder anderen hat dieses jetzt etwas weitergeholfen auf seiner „Reise“. Ich meine, dass der richtigste Ansatz der ist, der für einen am besten funktioniert. Ich kann euch nur raten, vielleicht mal etwas zu experimentieren.

All denjenigen, die dennoch auf der Suche nach konkreten Ratschlägen sind, wie es denn am ehesten gut funktioniert, denen empfehle ich, sich selber durch David Liebmans „Der persönliche Saxophonsound“ durchzuarbeiten. Wenn man irgendwas als das „richtigste“ bezeichnen kann, dann das, was dort geschrieben steht.

Er befasst sich dort ausführlich mit Anatomie und korrekten Stellungen von Lippen, Zunge und Rachen und erklärt recht verständlich; absolut lesenswert für jeden ambitionierten Saxophonisten.

kleine Tipps und Tricks für den Sound (updated)

(Einiges ist seit der Erstveröffentlichung dazu gekommen)

Moin,

diesmal eine kleine Sammlung von Tipps, Tricks und kleinen Übungen, die sich alle um den Sound drehen. Einiges davon stammt sogar direkt von mir, anderes waren Tipps von Kollegen.
In meinem Blog über die Longtones habe ich ja relativ ausführlich über die wichtigsten Soundübungen und wie man sie „richtig“ macht geschrieben. Hier nun noch ein paar Ideen, für weitere Soundübungen.


Bariton spielen, für die Luftführung

Jeder, der mal etwas Bari gespielt hat, weiß, dass man dabei einen noch lockeren Ansatz und deutlich mehr Luft verbrauchen muß. Damit meine ich nicht, die Luft schneller fließen zu lassen sondern einfach mehr Luft zu verbrauchen.

Spielt euch mit dem Bari ein, macht die Longtoneübungen, weidet euch an diesen fetten Sound.

Nun legt ihr das Bari zur Seite und spielt mit diesem Sound im Ohr, dem gleichen lockeren Ansatz und der gleichen Luftführung in euer Alt/Tenor. Ihr werdet erstaunt sein, was aus eurem Instrument rauskommt.

Versucht das zu kultivieren.


Das verstopfte Sax

Hierbei geht es darum eure Hörgewohnheit (die unmittelbar mit eurem Sound zusammenhängt) zu überlisten und diese Auszunutzen.

Stopft ein paar dicke Skisocken in euren Trichter, bevor ihr spielt (der Becher muß richtig gestopft sein) und spielt euch ein und macht die Longtoneübungen.

Euer Ton wird stumpf, leise und matt klingen. Euer Ohr hört diesen ungewohnten Sound, und unterbewußt wird euer Körper versuchen dieses auszugleichen. Wenn ihr die Socke wieder raus nehmt, werdet ihr lauter, breiter und strahlender klingen, als normal. Versucht auch dieses zu kultivieren.

Intonationsspielraum

Es ist wichtig, in der Lage zu sein, Töne anpassen zu können. Das Saxophon ist intonatorisch kein einfach zu beherrschendes Instrument. Je kürzer die Luftsäule, desto mehr Spielraum. Man spricht hier auch von „kranken Tönen“

Greift das h“ und versucht es so tief zu spielen wie ihr könnt. (Öffnet euren Rachen, um möglichst tief zu kommen). Ihr solltet in der Lage sein, den Ton um eine Terz zu ziehen.

Durch diese Übung erkennt ihr eines der größten Probleme beim Sax (ich finde es deshalb auch unsinnig auf dem Tenor mit diesem Ton einzustimmen) und ihr bekommt ein Gefühl für die Abhängigkeit zwischen Rachenraum und Intonation sowie die Fähigkeit deses besser kontrollieren zu können.

Mundstückposition

Experimentiert mit der Haltung des Mundstückes in eurem Mund. Oft hört man, möglichst viel Mundstück in den Mund nehmen und ein Winkel von 90° zwischen Blatt und Kiefer. Das ist so eigentlich nicht korrekt, es sei denn man will einen megalauten unfelxiblen Brötzsound. Wer allergins sehr dünn, leise und schmal klingt, könnte es mal damit versuchen. Auch wenn hier einige glauben, dass es ein universales Patentrezept ist, stimmt das nicht. Einige halten das schlicht für besser und verewchseln Klangqualität mit Lautstärke. Viel mehr Sinn macht es, einen schönen und flexibelen Sound anzustreben und ein natürliches Gefühl im Mund zu haben (Achtung, nicht jede Mundstückform passt in jeden Mund).
Wie weit soll ich es reinnehmen? Probiert verschiedenes aus. Je weiter ihr es reinnimmt, um so mehr Blatt schwingt, also wird es lauter, brötziger. Je weniger, desto eleganter und kontrollierter.
Welcher Winkel sollte das Mundstück haben. Je gerader (max. 90°) desto direkt fließt die Luft (sehr durchsetzungfähiger Sound); je schräger, desto mehr wird die Luft auf die Decke gerichtet und desto indirekter trifft sie auf das Blatt (der Sound wird weicher).
Wer da in der Lage ist, dass alles bewußt zu benutzen und zu variieren wird mit einer flexibleren und bewußteren Soundgestalltung belohnt.


Tiefer spielen

Bei dieser Übung solltet ihr vorsichtig sein. Sie ist nicht geeignet, die noch unsicher sind mit ihrer Intonation. Ein offener Rachen ist essentiell für einen guten Sound und euch dürfte aufgefallen sein, dass je offener desto tiefer euer Sound. Das ist auch der Grund, warum professionelle Spieler oft viel weiter mit ihrem Mundstück drauf sind als Anfänger.

Wir drehen den Spieß jetzt um.

Steckt das Mundstück so weit drauf wie möglich, legt eine CD ein eurer Übungs CDs ein, wichtig ist, dass auf der CD das Saxophon auch mitgespielt wird. (Sehr gut sind die Jazzetüden von Niehaus).

Spielt mit der CD und zwingt euch in „in tune“ zu spielen. Dadurch, dass ihr gewollt so tief spielt zwingt ihr euch, den Rachen zu öffnen.

Aber wie gesagt, für diejenigen, die noch mit einer sicheren Intonation zu kämpfen haben, könnten durch diese Übung irritiert werden und noch unsicherer werden.


Mundstückübungen

Diese erwähne ich nur der Vollständigkeit halber. Ich bin absolut kein Fan von denen, weil ich sie für verschenkte Zeit halte. Einige finden sie klasse und üben sie täglich und kaufen sich für recht viel Geld ein Stück Plastik, damit sie nicht ganz so übel klingen.

Die Übungen verdeutlichen gut, wie wichtig Rachenraum, Zungenstellung, Ansatz usw. sind und dass die kleinste Veränderung großen Effekt haben kann.
Ich bin aber der Überzeugung, dass der Übeffekt der Mundstückübungen sich so nicht auf das Sax übertragen läßt. Was nützt es, nur mit dem Mundstück intonieren zu können, wenn die Rachenstellung mit dem Sax wieder eine ganz andere ist? Zudem werden Ansatz und Rachen bei den Mundstückübungen teilweise in Extremstellungen genutzt, die so nicht auf dem Saxophon nicht genutzt werden.

Geübte Spieler sollten ohne Probleme ohne großes Üben mit dem Mundstüc sauber einen geraden Ton halten können und eine Oktave abdecken können.


Tenorblätter auf dem Alt und Bariblätter auf dem Tenor

Ich spiele ausschließlich nur noch Tenorblätter auf meinem Alt. Der Sound hat mehr ausgeprägte Tiefen und klingt fetter. Nun ist das Geschmackssache und nicht jeder kommt mit der Kombination zurecht. Zudem geht sie nicht mit jedem Munstück. Soweit ich festgestellt hae, funktioniert sie eher auf Mundstücken mit weiteren Bahnen und längeren Fenstern (american facing). Bariblätter auf dem Tenor funktionieren auch. Ich habe irgendwo sogar mal aufgeschnappt, dass die Vandorren V1 Blätter für die Leute entwickelt wurden, die lieber Bariblätter auf ihrem Tenor gespielt haben. Einfach mal selber ausprobieren, ob es bei euch passt.


Bissplatte

Der Einfluß der Bissplatte auf den Sound wird weitesgehend unterschätzt. Man hört sich beim Saxophonspielen nicht nur über den Außenschall, den das Publikum hört, sondern auch auch über den Körperschall, der über das Sax, das Mundstück, die Zähne und Knochen zum Ohr kommt. Deshalb klingen – rein subjektiv – Metallmundstücke heller. Das Material leitet die Schallwellen schneller (weil es härter ist) als Kautschuk.

Und zwischen Mundstück und Zähnen klebt die Bißplatte. Je dicker und weicher, desto mehr wird gedämpft und man hört sich von außen (realer Sound) relativ mehr.

Je dünner und härter die Bißblatte desto heller hört man sich, und man hört sich selber besser (ein gewisse Art Monitoringeffekt, der gerade in lauten Umgebungen von Vorteil sein kann).

Deshalb testet Mundstücke immer mit gleichen Bissplatten.

Wer also, einen etwas weicheren und dunkleren Sound möchte, der sollte vielleicht auf dünnere und härtere Bissplatten umsteigen. Denn man hört sich dadurch härter und heller, der Körper schaltet unbewusst um, dass man sich wieder wie gewohnt hört und effektiv klingt man dann dunkler und weicher.


Marschgabelhalterungsschraube

Bei einigesn Saxophonen hat auch das herausnehmen der Schraube für die Fixierung der Marschgabel einen Effekt. Bei mir wurde der Sound strahlender und etwas heller. Man reduziert einfach Masse noch recht weit oben am Sax. Gerade um den S-Bogen rum, haben Kleinigkeiten oft einen erheblichen Effekt.


S-Bogen rausziehen

Probiert doch mal euren S-Bogen ein/zwei Millimeter wieder heraus zu schieben, und vergleicht euren Sound. Bei einigen Saxophonmodellen, kann das durchaus einen kleinen positiven Effekt haben. Gerade die hohen Töne, können voller und weniger schrill klingen.

Einfach ausprobieren.


P-Ligging

Dies ist die Idee von meinem Freund prinzipal und geht eigentlich in dem Bereich „Pimp my Sax“ (darüber werde ich demnächst nochmal einen eigenen Blog schreiben).

Man braucht dafür nur ein Stück Lederschnur. Diese wird ca. 1cm hinter dem S-Bogenkork 2-4 mal möglichst fest und stramm um den S-Bogen gewickelt und festgeknotet.

Der Größe des Effektes kann sich je nach Saxophonmodel unterscheiden. Je billiger und tiefer das Sax, desto größer der Effekt. Auf dem Bari war es ein kleines Wunder, was ein Stück Lederschnur ausmachen kann. Auf dem Sopran, gab es keinen Unterschied.

Die Schnur unterdrückt gewisse Schwingungen im S-Bogen, wodurch sich Ansprach und Klang etwas verändern.

Man hat einen leicht höheren Blaswiederstand (kann auch ein Nachteil sein) wodurch es zu einer höheren Lautstärke kommt. Zudem klingt das das Sax etwas weniger schrill und dafür voller.

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Longtones – Der Weg zum Erfolg

Immer wieder stelle ich fest, dass bei vielen Saxophonisten die Longtoneübungen unterschätzt, mißverstanden oder sogar falsch gemacht werden. Meiner Ansicht nach sind sie die beste Übung für die Entwicklung eines guten Sounds und für die Intonation.

Eigentlich ist dies nur eine Zusammentragung und Zusammenfassung von dem, was ich aus Liebman, Rascher,  von meinem Lehrer und aus den Gesprächen mit ein paar sehr fähigen Kollegen mitgenommen habe. Ich empfehle sehr, dass sich diejenigen, die sich intensiver mit diesem Thema auseinander setzen wollen, sich „Der persönliche Saxophonsound“ von David Liebmann und „Top Tones“ von Sigurd Rascher selber zu Gemüte zu führen sollten.

Ich habe das Gefühl, dass viele die Longtoneübungen als unliebsames „Muß“ sehen, als eine Art Krafttraining. Das ist wohl die falscheste Einstellung überhaupt. Saxophon spielen ist kein Bodybuilding.
Es gilt viel mehr ein Gefühl und Vorstellung für den Ton zu entwickeln. Man sollte Spaß an den Übungen entwickeln. Wenn man sich über den herrlichen Ton freut, den man produziert, dann macht man sie richtig.

Für einen guten Sound spielen sehr viele Faktoren noch vor dem Mundstück, also im Körper (vorallem Rachenraum), eine Entscheidende Rolle. Einige Saxophonisten vermitteln daher ihren Schülern, haarklein wie sie ihren Hals öffnen müssen, wie die ganz genaue Zungenstellung ist, reden von exakten Winkeln bei Mundstück und Kiefer.

Ich bin kein Fan davon. Dieser Ansatz kann den Spieler verwirren, da er alles gleichzeitig bedenken muß und er den Fokus für anderes verliert.
Man sollte den Körper zunächst einmal versuchen lassen. selber unterbewusst die für einen beste Stellung zu finden. Nur wenn man daran keinen Gedanken während des Spiels daran verschwenden muß, wird man auch auf der Bühne beim Solo so klingen können, wie man es möchte.
Dennoch sollte man sich der Faktoren bewußt sein, weil hier auch oft Probleme liegen können.
Genug der einleitenden Worte, nun geht’s zur Sache.

Das wichtigste ist die Tonvorstellung.
Das spielen der Longtones sollte immer entspannt bleiben. Wird es anstrengend macht man entweder etwas falsch oder das Setup ist ungünstig.

Die klassische Longtonübung
Man bläst einen Ton im pp an steigert ihn auf ff und senkt dann wieder auf pp zurück beendet. Der Ton sollte ungefähr 2 (langsames Tempo) ganzen Noten entsprechen und das komplette Lungenvolumen ausnutzen (am Ende des Tones solltet ihr keine Luft mehr über haben). Der Ton sollte kontrolliert angestoßen werden, die Intonation darf sich keinsten Falls verändern und natürlich sollte der Ton auch kontrolliert wieder beendet werden. Also kein Vibrato oder sonstiges Zittern. Diese Übung sollte über das ganze Spektrum ausgeführt werden.

Nun kann und sollte man noch viel mehr mit diesen Übungen machen. Allerdings wenn alles auf einmal machen möchte, verzettelt man sich, weshalb ich meinen Schülern immer rate sich bei jedem Ton auf einen anderen der folgenden Aspekte zu konzentrieren.

  1. Stütze:
    die Luftführung spielt eine entscheidende Rolle. Wie ihr wißt, sollte die Luft
    aus dem Bauchraum kommen. Der Druck sollte konstant von der Bauchdecke kommen. (Ich glaube von Karuso stammt folgender Satz „Der Ton kommt aus dem Arschloch“) Sollte das nicht optimal sein, rate ich zu gesonderten Atemübungen. Immer schön tief in den Bauch atmen.
  2. Rachen:
    der Rachen ist quasi die Engstelle auf dem Weg zum Sax. Ihr solltet ihn möglichst weit öffnen, damit der Ton auch schön voll wird. Stellt euch vor, ihr würdet das englische Wort „saw“ sagen. Ungefähr so sollte eure Rachenstellung sein. Das hat etwas mit der Luftführung und Resonanzräumen zu tun.
  3. Zunge:
    selbst du Zungenstellung spielt eine Rolle. Experimentiert, was euch liegt. Mir hat es geholfen die Zunge erst mal allgemein tiefer zu nehmen. Durch die Zungestellung kontrolliert ihr die Luftführung im Mundraum. Bei einer flachen Zunge (wie bei dem Vokal „oohh“) geht mehr Luft durch. Das kann z.B. bei der Ansprache der tiefen Töne helfen. Bei hohen Tönen (besonders das Altissimo, aber auch bei den Obertonübungen) kann man die Luft kanalisieren und somit schneller und zielgerichteter fließen lassen. Dazu sollte sie einen leichten Buckel nach hinten formen, ähnlich wie beim Formen des Vokals „iiiihhh“.
  4. Lippen:
    Lippenhaltung und Lippenspannung – also der Ansatz – sind essentiell. Habt ihr eine entspannte Ringspannung? Mir hat es sehr geholfen, mir vorzustellen, als würde ich „öööö“ (Achtung, nicht die Zungenstellung von “öö” , Zunge bleibt flach) sagen wollen. Genau so sollte die Lippe geformt sein. Es darf nie „Gebissen“ werden, also Druck mit dem Kiefer ausgeübt werden. Auch der sollte möglichst locker bleiben. Nur ein entspannter Ansatz ermöglicht euch stundenlanges spielen und eine vernünftige Intonation.
    Über den Ansatz wird viel aber auch zurecht gestritten. Hier gibt es keine eine absolut richtige Weise. Und je nachdem was man möchte kann für einen der klassische oder moderne Ansatz, oder etwas dazwischen, besser sein. Für mehr Infos könnt ihr den Artikel über den klassischen vs. modernen Ansatz durchlesen und den für so spielen um so zu klingen. Gerade beim Ansatz ist es sinnvoll sich von einem Lehrer helfen zu lassen.
  5. Volumen:
    Stellt euch vor als würdet ihr mit eurem Ton den ganzen Raum ausfüllen wollen. Laßt ihn so groß und schön wie möglich klingen. Damit ist nicht unbedingt laut gemeint. Projektion: Stellt euch vor, als würdet ihr mit dem Ton in die hinterste Ecke eures Raums zielen, oder noch besser, in nächste Zimmer. Laßt den Ton möglichst weit tragen. Bitte auch Projektion nicht mit Lautstärke verwechseln.
  6. Resonanzräume:
    Unter Sängern lange kein Geheimnis mehr. Jeder Hohlraum im Körper kann zur Klangverstärkung genutzt werden. Fragt mich bitte nicht, wie genau das funktioniert, aber es funktioniert. Das hat damit zu tun, dass die Luftsäule in beide Richtungen schwingt, also auch in den Körper.
    Bei den tieferen Tönen müßt ihr die Vibrationen im Bauch spüren. Das ist Resonanz. Nutzt sie, und versucht sie für immer mehr Töne
    zu nutzen. Weitere Resonanzräume habe ich im Brustbereich entdeckt, ja sogar im Kopf.
  7. Luftmenge
    Für einen großen Sound müßt ihr auch viel Luft verbrauchen. Damit meine ich nicht unbedingt, dass ihr einen riesen Druck aufbaut oder die Luft schnell fließen lasst. Versucht selbst im pp möglichst viel Luft zu verbrauchen.

Wie schon erwähnt, es hat sehr viel mit Vorstellung zu tun. Manchmal hilft es mir, als würde ich für eine ganz besondere Person spielen, das hilft auch viel, den Sound zu verbessern. Wirklich.

Es gibt noch einige weitere Longtonübungen die sehr gut für Intonation und ein ausgeglichenes Spektrum sind.

Power-Longtones
Das ist ein etwas anderes Konzept als die klassischen Longtones, die aber sehr gut funktioniert, seinen eigenen Sound zu entwickeln.

Quinten und Quarten:

Hier geht es vor allem um die Intonation. Quinten und Quarten sind besonders reine Intervalle, also kleine Schwingszahlverhätnisse.

Ihr fangt mit einem tiefen Ton an, spielt darauf die Quinte, dann die Quarte, dann wieder die Quinte usw.. So hoch wie ihr könnt, und dann die Töne wieder abwärts. Wenn ihr Toptones schon könnt, bezieht sie mit ein.

Beispiel: c’ g’ c” g” c”’ g”’ c”” g”’ c”’ g” c” g’ c’

Die Töne sollten min. je eine halbe Note lang sein.
Versucht bevor ihr den nächsten Ton spielt ihn erstmal vorzuhören, ihn euch vorher vorzustellen wie er klingen soll.

Zur Unterstützung und Kontrolle kann man ein Klavier oder Stimmgerät (nicht die ganze Zeit drauf starren, ihr sollt selber hören, ob ihr richtig seid und dann nur mit dem Gerät nachkontrollieren) hinzuziehen.
Tonematching (oder auch die berüchtigten Obertonübungen)

Hier geht es nicht darum, wie oft gedacht, möglichst hoch zu kommen. Zubeißen und Töne
hochquetschen kann jeder klingt aber nur ekelhaft. Es geht hier darum Kontrolle und Gefühl für richtige Luftführung und Rachen-, Zungen- und Lippenstellung zu gewinnen und das alles unverkrampft, wie man sie später für richtige Toptones braucht.
Desweiteren entwickelt man so ein gut klingendes und stimmiges zweites Register.

Ist euch schon aufgefallen, dass die tiefen Töne oft viel besser und voller Klingen? Das ist auch eigentlich logisch, da dort das ganze Sax arbeitet. Das nutzen wir aus, und versuchen die hohen Tönen der Klangqualität der Töne mit der langen Luftsäule anzugleichen. Und das geht folgendermaßen:

Ihr greift einen tiefen Ton, überblast ihn (nicht Beißen oder Quetschen), dann spielt ihr im Wechsel den gleichen Ton mit dem normalen Griff. Ihr versucht den normalen Griff so klingen zu lassen wie der Überblasene. Sowohl Klangvolumen als auch Tonhöhe.

Beispiel: Ihr greif ein tiefes B und lasst ein b” klingen. Nun greift ihr das normale b” und versucht es genauso schön und voll klingen zu lassen.

Diese Übung kann etwas Zeit brauchen (Jahre) bis man sie beherrscht. Pressing (Beißen) sollte dabei auf jeden Fall vermieden werden. Es geht hier um Luftführung, Rachen und Zungenstellung sowie dem Ansatz. Ich hatte Probleme mit der 2. Oktave weil ich den Rachen zu weit geöffnet hatte, und zwar so viel Luft durch bekam, aber nicht zielgerichtet genug (diffuser Luftstrom). Zudem hat mir das experimentieren mit der Zungenstellung („iihh“) auch sehr geholfen.

 

RegisterausgleichenDies ist eine schöne Übung aus dem Rascher. Viele Spieler haben das Problem, dass sie unten zwar fett aber eher matt klingen, oben zwar einen schönen Strahl haben aber doch recht dünn sind.

Daher folgende Übung zum ausgleichen.

Ich fangt bei einem Ton in der Mitte an und bewegt euch nur chromatisch (auf oder ab) mit folgendem Rhythmus.
Halbe, Halbe, Ganze.

Dann wieder einen chromatischen Schritt zurück und so geht ihr immer weiter. Auf und ab und danach zurück. Bewegt euch so über das ganze Spektrum des Saxes. Der Sinn ist es, darauf zu achten, dass die Klangfarbe möglichst gleich bleibt. Gerade bei den Registerwechsel kann es zu Sprüngen führen. So bekommt ihre euren hohen Töne voller und die Tiefen strahlender.

Beispiel;

fis, g, gis ,

g, gis, a,

gis, a, ais, usw.

So das waren die wohl essentiellsten Übungen für den Sound. Ihr werdet davon nicht in einem Monat wie Coltrane oder Cannonball klingen. Das kann Ewigkeiten dauern.

Das Saxophon ist nicht wirklich so ein leichtes Instrument, wie oft gemeint wird. Viele unterschätzten die jahrelange Arbeit an der Soundgestaltung. Das ist halt der große Unterschied zu Instrumenten wie dem Klavier, bei dem man nur eine Taste anschlagen muß, und der Sound da ist.

 

 

Zuletzt bleibt die Frage, wie viel und wie lange man dieses Üben sollte. Ich kenne Saxophonstudenten, die sich mit diesen Übungen täglich min. eine halbe Stunde auseinander setzen. Halte ich aber für einen normalen Saxophonisten etwas übertrieben. Es ist besser jeden Tag min. 5 min vor der Übsession sich damit zu beschäftigen als einmal in der Woche dann für eine Stunde am Stück. Es geht hier nicht um eine Art Kraftraining sondern für das Entwickeln von Vorstellung und Gefühl. Ich starte gerne damit, meinen Ton erstmal richtig schön und groß klingen zu lassen, bevor ich mich an die Improvisation setze.

Natürlich gibt es noch weitere Übemethoden, Tipps und Tricks zur Soundgestaltung. Aber mit damit befasse ich mich in anderen Artikeln. Schaut einfach mal bei den Lektionen rein.

Viel Spaß beim Üben!