Francois Louis Spectruoso Mundstücke und Pure Brass Ligature

Der Name „Francois Louis“ ist wohl in der Saxophonistenszene einer der schillerndsten. Sehr häufig wird er verknüpft mit dem Attribut „genialer Tüftler“.  Und da ist auch was dran. So hat er z.B. das Aulochrom (das erste Saxophon, dass schon alleine mit sich selber nicht intonieren kann) und die Francois Louis Ultimate Ligature, die zum echten Renner wurde. So habe ich schon mehrere ProfiBigBands gesehen, bei der 4 von 5 Saxophonisten min. 2 ihrer Instrumente damit bestückt hatten. Aber auch irgendwie zu Recht, denn die FL UL hat eine wunderbare Ansprache und einen hochwertigen Klang. Nur ist sie manchmal etwas frimelig und die Optik ist etwas rustikal; als würde sie in einer Garage zusammen geschustert worden sein.
Das ist vielleicht gar nicht so abwegig, denn der Belgier Louis ist passionierter Motorradler und hat als Mechaniker gearbeitet, bevor er sich dem Entwickeln von Saxophonequipment widmete.
So entstanden neben den Blattschrauben und dem Aulochrom noch die Smart Cap, eine eigene Blattlinie und er hat wohl auch Borgani bei deren Saxophonen beraten. Weiterlesen

Expression Mundstücke – Oldschool für Newbies

Ich habe unter meinen Schülern auch einige sehr frische Anfänger und da kommt zwangsweise die Frage, was man denn kaufen sollte. Gerade bei der Mundstückfrage muß ich mich immer etwas winden, denn ich mag nicht wirklich ein Mundstück empfehlen.

Die üblichen Kandidaten wie Meyer, Otto Link und Selmer scheiden für mich aus zwei Gründen aus. Erstens, sind sind nicht billig, eigentlich sogar zu teuer, denn zweitens ist die Qualität nicht stabil. Gerade bei diesen Mundstückherstellern gibt es immer wieder hohe Fertigungsschwankungen.  Ein „Frischling“ kann schlecht in den Laden gehen und 25 Mundstücke durchtesten und ca. 150 Euro sind definitiv zu viel für ein Mundstück, dass wegen ggf. unsauberer Arbeiten suboptimal ist.
(Nicht falsch verstehen, Selmer, Meyer und Link machen immer noch sehr gute Mundstücke, man muß sie nur rausfischen können). Weiterlesen

Gesichtslifting durch Jary Custom

Na, Wortwitz verstanden? Gesichtslifting – Refacing? Ok, war nicht mein bester, aber irgendwie braucht man ja eine Überschrifft und eine Einleitung.

Einige erinnern sich vielleicht noch an meinem Lion’s Roar-Bericht und das ich davon sehr angetan war. Ich hatte es mir von dem Mundstückschnitzer Dave Jary aus den USA „maßschneidern“ lassen. Deshalb hatte ich mir schon im letzten Jahr ein Lion’s Roar II für’s Tenor geleistet. Auch das entsprach sehr meinen Vorstellungen.
Da Dave es sehr genau mit den Kundenwünschen nimmt, hatte er mir angeboten, dass er sie sich nochmal vornimmt und Korrekturen vornimmt, wenn ich das wünschen sollte.
Ein paar Kleinigkeiten waren die ich etwas anders wollte. Für’s Alt wollte ich dann doch etwas mehr Edge, da Lion’sRoar I doch breiter und luftiger ist und ich mich manchmal nicht ganz so gut durchsetzen konnte. Beim TenorMPC waren meine gewohnten Blätter etwas schwer, weshalb die mir etwas zu mühselig waren.

Also schickte ich die Mundstücke zurück in die USA. Bei der Gelegenheit habe ich noch drei Mundstücke, die noch in meiner Schublade verstaubt, damit Dave die sich mal zu Brust nimmt. Ich habe gesagt, mach was du willst und überrasch mich.
Da war ein Meyer M7M, dass ich mal in Tokio erstanden hatte, aber nur mittelmaß war, ein hölzernes Lebayle (Jazz 6*), dass irgendwie knochig klang und mein altes Selmer S80 F, bei dem etwas von der Spitze abgebrochen war.

Die Preise von Dave Jary finde ich sehr fair, weshalb ich dachte, probiere ich doch einfach mal aus, was so ein Refacing alles bringe kann.
Kurz: mehr als ich erwartet hätte.

Die Wünsche für meine beiden Lion’sRoars hat er mir erfüllt und auch die anderen Mundstücke sind jetzt sehr gut.

Das Selmer spielt sich sehr weich und angenehm. Zwar klingt es immer noch nach Selmer, aber deutlich angenehmer. Er hat die Spitze ersetzt indem er mit einer Art Modeliermaasse anheftete und komplett neu formte. Man kann aber, wenn man es nicht weiß, nichts von außen erkennen. Das hat er sehr geschickt gemacht. Die Siderails sind vielleicht etwas dick geraten, aber mich störts nicht.

Das Lebayle hat er deutlich geöffnet und die Bulletstep hat er länger gezogen. Habe ich so vorher noch nicht gesehen. Es klingt jetzt eher straight und modern, aber nicht schrill und dünn. Hat was und es ist ein schöner Gegensatz zu dem Lion’s Roar II, welches recht raugh mit einer ordentlichen Portion Subtones ist.

Aber am begeistersten bin ich aber von meinem Meyer (welches jetzt nun mehr als eine Weltumrundung hinter sich hat). Nach seiner Aussage, hat er aus dem neuen Meyer ein Altes gemacht. Vorallem hat er Bahn und Einlauf bearbeitet. Ich bin leider viel zu wenig bewandert im VintageMundstückmarkt um dazu etwas sagen zu können, aber das Mundstück klingt so etwas von Be-Bop. Unglaublich direkt und hart. Dunkel, aber alles andere als ein Softie. Ein echt männliches Mundstück, weshlab es jetzt auch zu meiner Weapon of Choice avoncierte. Damit habe ich einen kräftigen Sound mit einen schönen Jazzcharakter, bin aber auch sehr flexibel, so dass ich damit stilistisch fast alles abdecken kann.

Ich kann also Dave Jarys Arbeit nur empfehlen und selbst mit den Portokosten aus den USA ist er im Vegleich zu seinen Kollegen recht preiswert. Sehr freundlicher Kontakt mit typisch amerikanischem Understatement, nur sollte man ein bis zwei Wochen drauf rechnen, zu seiner Zeitangabe, da er meist mit Arbeit überschüttet ist (die Nachfrage spricht für sich). Am besten checkt ihr selber mal seine Homepage:

http://www.jarycustom.com/

 

Ein rotes Kuriosum

Dieses „Ding“ viel mir per Zufall in die Hand und so abenteuerlich es aussieht um so weniger weiß man darüber. Läßt es sich spielen, wer schnitzt so etwas sonderbares, gibt es davon noch mehr und warum diese Farbe? Fragen über Fragen. Zu einer Probe meines alten Saxophonquartettes aus Leipzig „Saxtrovertiert“ brachte der Tenorist mal dieses alte Mundstück mit, dass er wieder bei sich in der Schublade gefunden hatte um es mir dem Saxgeek mal zu zeigen. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Es ist ein altes Plastikmundstück in knallrot, naja, teilweise altersbedingt eher orange. Eine ungewöhnlich schlange längliche Form. Vermutlich für das Tenor. Die einzige Markierung ist ein ominöses „X“ auf dem Rücken. Dabei war nur einer dieser alten vernickelten Einhandspanner. Das Innenleben ist noch sonderbarer. Eine merkwürdiger Einlauf und eine Stufe, die jeglicher Beschreibung spottet. Es ist eher eine Klippe, die in eine großen Kammer  führt, die sogar noch unter der Klippe ausgewölbt ist. Läßt sich soetwas überhaupt spielen? Das es wohl viel benutzt worden ist, war am Geruch auszumachen. Es hing ihm ein Odör von alten Bier an. Der Vorbesitzter hatte wohl das ein oder andere feuchtfröhliche Konzert damit. Dennoch der Forschergeist war größer als unsere Skepsis und Ekel, weshalb Der Baritonist sich das Teilgreift und es auf sein Bari steckt. Alles andere als schön. Der Tenorist greift es sich wieder und tut es seinem tieferen Kollegen gleich. Natürlich muß ich auch mit dem Alto ran. Und weil es bei mir am „besten Klang“ hat es mir der Tenorist geschenkt. Nachdem ich es gründlich gereinigt hatte (ein leichter Malzgeruch ist einfach nicht weg zu bekommen) habe ich es nochmal gründlich testgespielt. Es ist definitv ein Tenormundstück. Es gibt zwar viele bessere Mundstücke aber man kann es spielen und es intoniert sogar brauchbar. Der Klang ist recht „speziel“. Es ist etwas dünn und recht schrill. Kein Wunder bei dieser Stufe. Dafür hat es etwas ungewöhnliches und eignet sich ideal für Rock’n’Roll-Zeugs. Ich versuchte natürlich rauszufinden, was ich nun in den Händen hatte. Der Tenorist wüßte auch nicht wo das herkam. Es war wohl im Koffer eines alten Saxophones dabei, dass er mal hatte. Daher ist es höchstwahrscheinlich, dass es aus dem alten Ostblock stammt. Etwas vergleichbares konnte ich auch in den weiten des Internets nicht finden. Nur den Einlauf hatte ich schon mal bei alten englischen Mundstücken ROC Britone schon so gesehen. Aber ansonsten war nichts den Britones ähnlich und wie sollte so ein Mundstück hinter die Mauer kommen? Vielleicht war es ein geheimer Prototyp der Russen und wurde in der KGB-BigBand verwendet? Dies könnte auch die das ungewöhnliche Rot des Mundstückes erklären erklären. Wer weiß. Aber vielleicht weiß ja einer meiner Leser mehr über den Ursprung. Hinweise können als Kommentar hier gepostet werden.

Nachtrag: Ich habe mich auch an Mouthpiecemuseum gewendet. Stefan, der sich zu meinem Erstaunen als deutscher Auswanderer herausstellte, gab mir auch eine sehr kompetente Antwort. Er hat mir erklärt, dass man diese Einlaufform „wedge-baffle“ nennt. Neben Britone hat eine weitere englische Firma: Brawler. Beide gibt es nicht mehr. Er tippt auf ein „Tripe Sonority“ Modell. Die gab es wohl aus rotem Nylon. Das jetzt kein Logo drauf steht und wie es in den Osten kommen könnte, erklärt er so, dass einige Mundstückhersteller (z.B. Keilwerth) ihre Mundstücke auch nach drüben verkauften, allerdings ohne ihre Firmenbezeichnungen. Die wurden von verschiedensten Subfirmen mit den Kuriosten Logos vertrieben. Oft in sehr kleinen Stückzahlen. Vielleicht gab es da auch die Firma „X“. Er schätzte den (Sammler-)Wert eines solchen Teils auf bis zu 150€. Also für die Infos nochmal ein ganz großes Dankeschön an Stefan. Alerdings bleibt ungeklärt, wie und warum nun ein englisches Mundstück in die DDR kam. Außerdem ist die Stufe sehr extrem und alles andere als eine Serienproduktion. Vielleicht ein Prototyp, aber das macht die „Auslieferung“ in den Osten noch unwahrscheinlicher. Nun habe ich im Forum das hier entdeckt. Das Plastik kommt einem doch bekannt vor. Vielleicht gab es zu dem Zeitpunkt, als die Mundstücke gefertigt wurden, gerade mal wieder in der DDR kein schwarzes Plastik. Dies würde eher auf die Theorie eines durchgedrehten MarkneukirchnerMundstückschnitzer begünstigen. Aber persönlich halte ich die KGB-BigBand-Variante doch noch am wahrscheinlichsten.

über klassische Mundstücke

Eines vorweg, im Klassikbereich bin ich Anfänger, weshalb dieser Testbericht eher oberflächlicher Natur ist. Ich würde mir nicht anmaßen hier eine Expertise zu schreiben. Dennoch möchte ich meine Erfahrungen zu meiner Mini-Klassikmundstück-Odyssee teilen (hier geht’s zur großen Mundstücksodyssee).

Da ich nun an der HfK Bremen jetzt klassischen Saxophonuntericht habe, brauche ich nun auch ein echtes Klassikmundstück. Das Lion’s Roar hat zu viele jazzige Subtones und Nebengeräusche und das Cannonballmundstück ist zu poppig. Zwar hatte ich noch ein gutes Selmer S80 MPC, aber mit der Bahnöffnung F (ca. 7) viel zu offen für ein seriöses und leichtgängiges Klassik-MPC und zudem ist es mir mal runter gefallen und an der Spitze etwas abgebrochen.

Gerade in der Klassik sind die Ansprüche an Tonkontrolle und richtigem Klang (bewußt vermeide ich hier das Wort „Sound“) sehr hoch. Der klassische Klang ist nicht so ausufernd wie ein Jazzsound. Schlanker, kompakter, homogener, ausgeglichener, sanfter, lyrischer. Oft erinnert der Klassikklang an Streicher. Das hat so auch seinen Sinn, dass es in Blasorchester der Saxsatz das Klangspektrum der Seiteninstrumente abdecken muß.
Da ist es irgendwie klar, dass man da ein passendes Mundstück braucht mit deutlich kleinerer Bahnöffnung.
Aber es gibt dort auch diverse Kontroversen, wie genau denn ein klassisches Saxophon klingen muß und was man für Equipment spielen muß.
Aber da will ich mich nicht einmischen und bin froh, dass man als Jazzer klingen kann wie man will und sagt, „das ist mein Sound“. Wenn es da nicht die JazzPolizei gäbe, die auch so ihre Vorstellungen hat, wie genau alles sein müßte….

Nun ja, die Übergangslösung war mal wieder mein Yamaha 4c. Damit ging vieles wie es gehen sollte. Nur mußte ich wieder auf Blattsuche, was ich immer am frustrierensten finde. Kaum hat man ein gutes Blatt gefunden, hat man es aus Versehen kaputt gemacht. Also habe ich in meiner Blattkiste gewühlt und stellte fest, dass ich fast nur Jazzblätter hatte und ein paar blaue Vandoren, derentwegen – oder besser gesagt, wegen den Frust über diese inhomogenen Blätter – ich auf Kunststoff gewechselt habe. Jedoch haben Klassikblätter auf Klassikmundstücken einen Sinn, denn der French Cut (auch „filed“ genannt) passt besser zu den meist kürzeren Bahnlängen.
Die AW’s gingen, nur fehlte mir die richtigen Stärken oder sie waren schon zu alt (merkwürdigerweise sind diese ausgewiesenen Klassikblätter unfiled), die Alxander Superial waren mir zu plärrig, die teueren Ricoreserve habe ich jetzt noch nicht testen können, Gonzales war mir zu jazzig und da es sonst nicht viel gibt bin ich jetzt doch wieder (erstmal) bei Vandoren Blau gelandet.

Das Yamaha 4c ist besser als sein Ruf und obwohl es jetzt vielleicht gereicht hätte ist es auf Dauer doch etwas limitiert weshalb ich nun auch wieder auf Mundstücksuche ging.
Im Gegensatz zum Jazz-MPC-Markt ist der Klassikmarkt glücklicherweise/leider sehr überschaubar. Klassische Rascher-, Buescher-, Connmundstücke sind rar und Exoten. Normalerweise findet man in den Läden nur Vandoren oder Selmer.

Selmer ist (oder war?) das Maß der Dinge wenn es um Klassik geht. Viele weinen alten (besseren?) Zeiten nach. Nicht nur beim Sax auch bei den Mundstücken wie z.B. das „Airflow“. Selmer scheint ein Faible für ungewöhnliche Innenleben wie die Quadratische Kammer haben. Ich bin nicht so ein Fan davon, da Kanten im MPC immer zu Brüchen im Frequenzspektrum nach oben (also es heller und plärrender machen) führen. Interessanterweise hat auch das Yamaha eine quadratische Kammer, nur nicht ganz so extrem.
Selmer führt 3 Mundstücke die für Klassik ausgeschrieben sind. Das weit verbreitete S80, das nicht so verbreitete S90 und noch ein Klassikmetall Variante. Metall will ich diversen Gründen nicht mehr und das S90 wird schon von Selmer als moderner, direkter Allrounder u.a. auch für Pop beschrieben. Das S80 hatte ich schon in einer F-Öffnung und war eigentlich ein sanfter Allrounder (auch gerade wegen der größeren Öffnung). Am meisten benutzt von Klassikern ist das S80 C*. Auch wird dieses gerne Anfängern empfohlen als einfach zu spielendes Allroundmundstück. Das kann ich gar nicht nachvollziehen. Erstens ist es nicht billig, zweitens steht Selmer (zurecht) im Ruf nicht wirklich Konstant (siehe unten) zu sein (ein Anfänger kann nicht beurteilen, ob er nun ein gutes oder schlechtes MPC ergattert hat), drittens ist es ein deutliches Klassik MPC (also nix Allround) zuletzt ist C* sehr geschlossen und wenn man später Jazz machen möchte (min 80% aller Saxophonisten), sollte man sich schon am Anfang gewöhnen, schon etwas Luft beim Blasen zu verbrauchen.
Selbst für ein Klassikmundstück ist es mir dann doch zu eng und so habe ich mir ein C** und ein D besorgt.

Bei Vandoren (die andere Größe im Klassikbereich) gelten als Klassikmundstücke das V5 und das Optimum. Hier muß man ein wenig bei den Größenangaben aufpassen, denn ein A27 ist geschlossener als ein A20. Die Nummerierung ist Kreuz und Quer da es auch noch Unterschiede in der Bahnlänge gibt. Also einen sorgfältigen Blick in die Broschüren werfen. Getestet habe ich ein V5 A28 und A15 und ein Optimum AL4.
(Eine gute Liste zum Vergleichen von Mundstücköffnungen findet ihr bei den kenneswerten Webseiten)

Wie praktisch wenn meinen Saxhändler seines Vertrauens hat zu den man hingehen kann und testen (Wehe jemand denkt jetzt an Thomann). Also ging ich zum KlarinettenMüller der einige Vandoren und Selmermundstücke hatte.  Ich konnte Sie „kurz“ im Laden anspielen (als Musikladenangestellter brauch man manchmal ’ne Menge Nerven) und das was ich genauer untersuchen wollte konnte ich dann auch eine Woche zum testen mitnehmen. Das ist der Vorteil an den kleinen Läden also unterstützt eure Lokal Dealer.

Zu den Qualitätsschwankungen bei Selmer wird ja viel gesagt und auch hier wieder so ein Fall. Das C** war unspielbar. Kein Ton konnte man raus bringen. Nach Hörensagen soll wohl die Mundstückproduktion bei Selmer folgendermaßen ablaufen: Hausfrau sitzt an einer Maschine, aus einer Kiste nimmt sie einen Rohling, setzt diesen ein, zieht einen Hebel, Ratsching, und schmeißt das Mundstück in eine andere Kiste. Irgendwie ist klar, dass bei der Auftragsmenge nicht jedes Mundstück ausgiebig angetestet und nachbearbeitet wird und so kommt es dann zu solchen Nieten. Aber ob dann noch ein Preise von ca. 150 Euro gerechtfertigt sind, ist eine andere Frage. Wahrscheinlich war beim C** der Tisch nicht plan und/oder die Bahnen nicht symmetrisch.
Das S80 D war Ok, aber im Vergleich zu dem Mundstück, dass ich dann am Ende genommen habe, kam da zu wenig raus. Außerdem wollte ich einen sehr runden, warmen und weichen Klassikklang und das Selmer klang mir auch zu selmerig.
Interessant ist auch die Blattschraube, die neuerdings jetzt bei den Selmermundstücken dabei ist. Zwar geht sie in der Tat besser als die normale aber wirklich überzeugt hat sie mich nicht. Vielleicht liegt es daran, dass die Auflagestreben quer zur Schwingungsrichtung sind oder daran, dass der alte „traditionelle“ Selmerstyle verlorgen gegangen ist. Man hat mir gesagt, dass die meisten Kunden die alte Variante bevorzugen.

Über die Qualität von Vandoren kamen mir noch nie Klagen zu Ohren und auch kann hier nichts bemängeln. Mit um die 100 Euro ist der Preis auch sehr im Rahmen. Das Optimum war schnell aus dem Rennen. Nicht weil es schlecht ist sondern weil es nicht meinen Vorstellungen eines klassischen Klangs entsprach. Ich würde sagen, dass es ein ideales Allroundmundstück für französische Radiomusiker ist.
Von den V5 Mundstücken hatte ich zuerst das A28 getestet und war verwundert, warum das so schwer bei mir ansprach. Trotz verschiedenster Blätter ging es nie wirklich leicht. Mit dem Mundstück war alles in Ordnung (hatte noch ein gleiches zum Vergleich spielen können).
Das V15 ging tadellos. Runder eher warmer Klang. Leichte Ansprache und Kontrolle. Und im Vergleich zu allen anderen Mundstücken kam da auch am meisten raus. Alles so wie ich wollte weshalb ich es dann letztendlich auch gekauft habe.
Der Hauptunterschied zwischen dem A15 und dem A28 war die Bahnlänge. Anscheinend funktionieren aufgrund meiner etwas dickeren Lippen („Jazzlips“) kürze Bahnen nicht bei mir. Das war so für mich auch eine neue Erkenntnis und es ist gut so etwas zu wissen. Also wenn es die Möglichkeit verschiedener Bahnlängen gibt bei einer Marke, sollte man dieses durchaus auch mal ausprobieren.
Leider sind bei den Vandoren-MPCs keine Schrauben dabei. So muß man sich diese Extra kaufen. Z.B. die Vandoren Optimum für min. 50€.  Tja, leider passt diese auch sehr gut zu dem Vandorenmundstücken. Zum Glück hatte ich so eine schon in der Schublade.

Nun wie schon gesagt, die Auswahl an Klassikmundstücken ist minimal. Es dürfte ruhig mehr auf dem gängigen Markt sein, aber vielleicht ist für die Klassik einfach zu wenig Nachfrage. Andererseits hat es mir eine größere und Längere Suche erspart. Die Qualität von Selmer war eher enttäuschend (man hätte es ahnen können), dafür war Vandoren wieder einmal empfehlenswert. Sehr erhellend war für mich die Erfahrung mal wieder mit Mundstücken mit kleineren Bahnöffnungen und -längen zu tun gehabt haben.

Die Smart Cap – Intelligente Kappen für das Mundstück?

Ich hatte es im großen Blattschraubenreport angekündigt, hier ist der große Mundstückkappentest!

Naja, bleiben wir mal auf dem Boden. Dennoch die Mundstückkappe ist ein unterschätztes „Gadget“, schützt es doch das so empfindliche Blatt. Gute Lösungen sind selten und bei den meisten highclass Ligatures passen die normalen Metallkappen nicht.

Die Plastikkappen von Rovner, die bei den Lederschrauben dabei sind, haben so die Angewohnheit schnell zu brechen . Einige Kappen sind mehr als unförmig und sperrig, also nichts für die Hosentasche.
Und ob man es glaubt oder nicht, die Metallkappen zu der Vandoren Optimum kosten bis zu 60 Euro!
Dabei geht es auch anders, wie man bei der geschickten Lösung von Ligaphon sehen kann. So flach, passt es auch in die Hemdtasche.

Eine Alternative gibt es, die Smart Cap von Francouis Louis. Außerdem in verschiedenen Farben!  Auch wenn die Kappe (wahrscheinlich) keinen Einfluß auf den Klang hat, mag vielleicht ein Test dennoch sinnvoll sein, weil sie die einzige Kappe (zur Zeit) auf dem Markt ist, die blattschraubenunabhängig auf dem Mundstück sitzen kann.

Es gibt die Smart Cap in drei Größen und fünf Farben, damit man etwas passendes für sich finden kann. Die Farbwahl überzeugt nicht wirklich. Standart schwarz, normales Rot und Blau und eigentlich sehr häßliches Türkis und Beige. Ich habe den Francouis mal auf einer Musikmesse kennen gelernt und irgendwie kamen wir auf das Thema. Tatsächlich hat das Beige sogar irgendeine Bewandnis. Da wir uns auf französisch unterhielten habe ich nicht alles verstanden, es ging irgendwie darum, dass diese Kappe farblich zum Beigen DeJaques-Gurtes seines Freundes passte.
Das mit den Größen ist so eine Sache. Die „Ärmchen“ müssen zum Mundstückumfang passen, sonst hält bzw. passt nicht. Zwar gibt es für den Fall, dass das Mundstück zu schlank ist, so kleine Gummischlaustulpen, nur halten die nicht auf den Ärmchen und gehen sofort verloren. Früher gab’s statt den Gummistulpen Korkstreifen die man einkleben konnte. Das war eigentlich durchaus besser, nur klebten die nicht gut und gingen schnell wieder ab. Ich habe einfach nen guten Sekundenkleber genommen, dann haben die gehalten. Aber wie gesagt, leider gibt es die nicht mehr, weshalb man sich jetzt selber etwas baseln muß, was man unter die Ärmchen kleben kann, wenn diese etwas zu weit für das Mundstück sind. Aber Optimal ist es nur, wenn die Kappe so schon auf das MPC passt.
Leider ist das bei nur drei Größen etwas schwierig. Die Kleine (I) halte ich für verfehlt. Zwar passen die Ärmchen auf Sopran HR MPCs (HR=HardRubber=Kautschuk, MPC=Mouthpiece=Mundstück), jedoch ist die Kappe deutlich länger als der Sopranblattausschnitt, steht also über und hält nicht gut. Da hatte man wohl auch an Metallalto MPCs gedacht. Nur ist die Kappe I eigentlich etwas zu schmal für Altoblätter (warum das ein Problem ist, dazu komme ich später). Mir bleibt schleierhaft, wofür also die kleine Variante passend sein soll, denn schon für KlarinettenMPCs sind die Ärmchen zu eng.
Größe II passt ideal auf Alto HR MPCs und vielleicht noch auf breitere TenorMetallMPCs. Für Klarinette ist sie zu lang.
Die Größte (III) passt auf gängige TenorHRMPCs.

Ein besonderer Clou der Smart Cap ist das Filzkissen auf der Blattseite. Dieses ist zum naß machen gedacht und soll so das Blatt feucht halten. Ein kleiner aber wirksamer Trick, damit die Blätter in Spielpausen nicht eintrocknen. Professionelle Doubler wissen es zu schätzen.

Ein weiteres Kappenproblem ist, dass man nie weiß wohin damit. Die skurrile Form bietet diverse kreative und spleenige Möglichkeiten dafür (siehe Photos). Ein grelle Farbe sorgt zudem dafür, dass man sie nicht so schnell verliert.

Jedoch kann ich die Kappe nicht uneingeschränkt empfehlen, da sie doch ein paar kleine Mankos. Neben der bescheidenen Farbauswahl, sitzt die Kappe auch wenn sie optimal passt nicht so fest wie man es gerne hätte. Auch ungeschickt ist die Rundung innen dort wo die Blattspitze ist. Dadurch kann es in Einzelfällen kommen, dass die Ecken des Blattes nach oben gebogen werden, was zu einer Verschlechterung der Ansprache des Blattes führen kann. Im Gegensatz dazu ist die Kappe der Ligaphone an der Stelle plan; das Blatt kann also nicht „wellen“.

Dennoch ist eine Smart Cap immer besser als gar keine Cap und mit 4,60€ auch nicht wirklich teuer. Sie ist fast überall erhältlich, wo es auch die Francois Louis Ultimate Ligature gibt. Jedoch die bunten Kappen habe ich bisher bei Mike Duchsteins Saxophon-Service erblickt. In gewissen Kreisen ist daher das Nachfragen bei Mike, ob sie bunte Kappen haben, ein beliebter Insider. Daneben, dass sie als einzige die bunten Kappen ist auch deren Lieferserice besonders.Ich hatte am Dienstag gegen Mittag bei ihnen anrufen und schon am nächsten Tag um 9 war das Paket da. Wenn das mal kein Saxophon-Service ist.

Der ultimative Saxophonstarter-Guide (Teil 3)

Hier geht’s zum ersten Teil des USSG und hier zum zweiten.

Nachdem wir uns in den anderen beiden Teilen des USSG (ultimativer Saxophonstarter-Guide) mit dem Saxophon, dem Mundstück und den Blättern beschäftigt haben, haben wir das essentielle und die schwerste Qual der Wahl schon durch. Vielleicht hätte ich auch einfach sagen sollen, kauft euch ein Yamaha 475 (Alto wenn weiblich, Tenor wenn männlich), ein Expression Mundstück (Bahn 5*) und AW-Reeds (Stärke 2) und hätte mir so Stunden für die Arbeit an den Artikeln gespart. Falsch wäre es nicht wirklich gewesen, aber auch nicht Sinn der Sache.
Da wir nun eigentlich das wichtigste hinter uns haben und jetzt nur noch Gedöns kommt, könntet ihr auch aufhören hier zu lesen und anfangen zu üben.

(Hmm, vielleicht sollte ich meinen Lesern nicht raten, mit dem Lesen des Blogs aufzuhören)

Üben kann man immer noch später (sage ich mir ab und zu zu oft und komme dann zu nichts). Hier möchte ich jetzt quasi nochmal so durchgehen, was man noch alles auf den Einkaufszettel für den Musikladen schreiben muß. Ist zwar jetzt fast alles eher Kleinvieh, aber das macht ja bekanntlicherweise auch viel (finanziellen) Mist. Außerdem möchte ich zuletzt noch ein paar Tipps für einen guten und frohen Start in die Welt des Saxophons geben. Allerdings werdet ihr hier jetzt keine einleitende Anleitung finden, wie man jetzt Saxophon spielt, das würde hier zu weit führen und der USSG bräuchte 3 weitere Teile. Wer da etwas sucht, kann gerne mal in die Rubrik Lektionen rein schauen.

Koffer
Ein guter Koffer ist Gold wert, kommt preislich meist sogar hin. Es ist meist auch immer Geschmackssache, ob man auf elegante Koffer, Formkoffer, Gigbags oder was auch immer steht. Massive Koffer haben den Vorteil, dass das Sax dort sehr sicher ist, vor jeglichem Anecken und sonstigen Stößen und man kann sich drauf setzen. Zudem sehen die Ledervarianten unglaublich schick aus. Allerdings sind diese oft schwer und unhandlich. Also wer viel mir seinem Instrument unterwegs ist und nicht immer mit dem eigenen Auto fährt, der wird sich daran schnell stören. Da sind die leichten Gigbags zum schultern komfortabler. Allerdings bieten diese kaum Schutz. Ich habe sogar schon Fälle erlebt, bei denen sich die Mechanik alleine aufgrund des Transportes in einem Gigbag verbogen hat. Ein sehr guter Mittelweg, sind die Trecking/Flight-Cases, die leichter sind und formstabil. Man hat oft noch eine große Notentasche mit dabei und bei einigen kann man sich sogar auch noch draufsetzen, wenn man nicht zu schwer ist. Ich habe bisher noch nichts besseres gesehen, als mein Selmer Lightcase.
Also meist ist beim Saxophon ein Koffer dabei (außer bei Selmer), aber der Gedanke, sich etwas praktischeres oder besseres zu holen ist hier manchmal nicht verkehrt. Wenn man für Sax und Gedöns mehr als 2500€ ausgegeben hat, sollte man nicht am Case sparen.
Wer dennoch eine günstige Variante sucht, mit der man garantiert im Mittelpunkt steht, sollte einfach mal mit dem Sax in einer Einkaufstüte kommen. Man erntet viele Blicke in der Straßenbahn und so manches Kopfschütteln von Bandkollegen.

Tuningzeugs und sonstiges Zubehörgedöns
Das kann man die ersten Jahre wirklich außer acht lassen. Die feinen Unterschiede ist man als Anfänger eh nicht in der Lage zu nutzen und ist daher heraus geschmissenes Geld. Man kann noch soviel Geld für Extraschnickschnack ausgeben (Daumenhaken, Klangbögen, das 8.Mundstück, Blattschrauben, S-Bögen) und wird eigentlich nicht besser klingen, wenn man nicht schon ein gewisses Grundniveau hat. Wer mehr über diese Problematik lesen möchte, kann das hier.

Blattschraube
Eigentlich fällt das auch unter Zubehörgedöns, jedoch mache ich hier eine kleine Ausnahme, da die meist mitgelieferte 08/15 Blattschraube meiner Ansicht nach großer Mist ist. Vor einiger Zeit habe ich hier bereits einen großen Blattschraubenreport geschrieben, in dem viel drin steht. Ich will jetzt nicht zu einer 40Euroschraube raten, dass wäre wieder schon zuviel. Aber eine einfache Lederbandschraube für 20 Euronen kann viel bringen. Sie ist unkompliziert im Handling und glättet den Sound, was bei dem oft quäkigen Anfängerklang nicht das schlechteste ist.
Und vergesst die Kappe nicht, oft ist bei so einer Schraube keine dabei, da muß man sich vielleicht nochmal extra die SmartCap von Francouis Louis besorgen bevor man gar nichts hat.

Gurt
Der aller beste Gurt der Welt ist der DeJaques, allerdings ist der schon etwas dekadent. Aber mal im Ernst, die Gurtwahl sollte im wahrsten Sinne des Wortes nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Das Sax ist schwer und ich kenne viele, die Probleme mit ihren Nacken haben. Das größte Problem ist, dass die Gurte sehr auf den heraus stehenden Nackenwirbel drücken. Nun gibt es eine Vielzahl von Gurten mit Polsterung nur leider ist die eigentlich totaler Mist. Statt den Wirbel zu zu entlasten, belastet eine Polsterung gerade diesen noch mehr. Als höchster Punkt wird dort die Polsterung zusammen gedrückt und somit das meiste Gewicht lagert nun genau auf den Wirbel. Daher kann auf Polsterung gerne verzichtet werden. Es gibt manches Kuriose Gurtgeflecht, dass den Nacken entlastet, kosten aber meist aber auch dementsprechend und diese Pferdegeschirr ähnlichen Teile sind eher unansehnlich und störend (gerade beim schicken/coolen Bühnenoutfit). Sehr gut finde ich daher den eigentlich einfachen Cebulla-Gurt der zwei getrennte Polster hat, also wirklich den Nackenwirbel entlastet (u.a. hier erhältlich).

Ständer
Ein Notenständer ist ein Muß. Die kleinen Silbernen passen zwar in jede Tasche sind aber schnell sehr klapprig und halten eigentlich keine Aktenordner (wenn ihr in einem Hobbyorchester spielt) oder Realbooks (wenn ihr nicht mehr in einem Hobbyorchester spielt) aus. Die Großen halten zwar ne Menge aus, sind aber zum transportieren nur nervig. Das hier halte ich für für einen guten Mittelweg (gibt es sogar in verschiedenen Farben).
Ein Saxophonständer macht meiner Ansicht nach auch Sinn. Ein aufgebautes Instrument im Ständer läd mehr zum üben ein, als wenn es in einem Koffer versteckt in der Ecke ist (außerdem ist es sehr dekorativ). Und gerade auf Proben ist das allemal sicherer, als das Sax einfach auf den Stuhl zu legen. Allerdings sind die normalen Ständer recht sperrig. Es gibt in der Zwischenzeit einige, die sich leicht in den Trichter des Saxes verstauen lassen und dadurch sehr mobil sind (dafür lohnen sich auch die 10 Euro mehr, glaubt mir).

Metronom und Stimmgerärt
So bitter es ist beides ist leider fürs Üben essentiell. Beim Sklaventreiber sollte man darauf achten, dass man sich einen lauten besorgt, damit man das Teil beim spielen auch noch hört. (Es gibt welche mit Ausgang für zum an die Anlage anschließen). Es gibt auch zahlreiche Kombigeräte, allerdings sind die guten teurer, als je ein Metronom und ein Stimmgerät. Es gibt inzwischen auch Tuner mit Vibrationsabnahme. Das ist für den Saxophonsiten eigentlich recht praktisch. An den Schallbecher geklemmt, kann man sich auch in der noch lauten Umgebungen (z.B. direkt vor der Probe, wenn sich alle einspielen) und selbst beim Spielen selbst, kann man einen verstohlenen Blick auf das Gerät werfen und kontrollieren am man selber gerade nicht stimmt oder doch der Nachbar (man muß es ja danach nicht verraten).  Ein schickes Gerät, das viel kann und wenig kostet ist das hier. Ansonsten kann man allem vom KORG vertrauen.

Wischer und Putzzeugs
Nur Klassiker putzen ihre Instrumente, Jazzer stehen zu ihrem Dreck. Im Gegenteil, man ist sogar noch stolz auf jede Gebrauchsspur, den die verleiht dem Instrument Charakter, klingt also besser. Ich persönlich putze auch selten, da es beim Sax wenig Grund gibt, wenn man nicht ständig nach (oder während) des Essens Sax spielt. Nur Mundstück und Blatt werden regelmäßig mal heißem Wasser (selten auch mal ne Kukidentkur (Vorsicht bei Kautuschukmundstücken, hier kein zu heißes Wasser und kein Kukident, weil sich sonst Schwefel raus löst) ) gereinigt, damit es nicht stinkt und hin und wieder auch mal der S-Bogen, da sich bei mir dort nach einer Zeit Zeugs ansammelt, dass erstens irgendwann auch müffelt und zweitens den Klang verändert (ein spannendes Thema unter Trompetern). Ansonsten ist es eigentlich doch ratsam mit einem Durchziehwischer nach dem Spielen mal durch zugehen. Allerdings reicht dafür auch ein altes Stofftaschentuch, das an eine Schnur gebunden ist und am anderen Ende ein paar Holzperlen in einer Reihe befestigt sind, aus. Von den Staubfeudeln muß ich vehement abraten. Warum kann man hier nachlesen.
Wer sich ein sibernes oder unlackiertes Instrument kauft und es glänzend bleibend haben möchte ist selbst Schuld. Silber läuft unweigerlich an und muß daher ständig mit Silberputztüchern gereinigt werden und ein Sax hat viele Ecken und Kanten. Bei unlackiertem Messing ist es fast aussichtslos gegen anputzen zu wollen.
Allerdings ist meist beim Sax schon ausreichend Zeugs dabei.

Sonstiger Kleinkram
Was man sonst noch in Reserve im Koffer haben sollte:
-Bißplatten (aber das habe ich Teil 2 des USSG schon erwähnt)
-Fett (für den S-Bogen Kork und die Steckverbindung Sax-Bogen)
-Zigarettenpapier (für Notfallmaßnahmen bei undichten Klappen und zu dünnem S-Bogen Kork)
-Reedguard (meist reicht das Plasteteil aus, dass beim Blatt dabei ist, aber inzwischen sparen auch da die Firmen und mit einem Schicken Blattaufbewahrungsoption kann man im Saxsatz noch mehr angeben).
-4 Wäscheklammern (für windige Outdoorgigs um die Noten zu befestigen. Wer sozial veranlagt ist, nimmt noch mehr für die restlichen Kollegen mir)

noch ein paar Tipps
Ich würde euch ja gerne jetzt noch etwas Literatur zum Anfang empfehlen, nur kenne ich keine Anfängerschulen. Das was ich damals hatte, war eine ca. 300 Jahre alte aus dem Russischem übersetze Anfängerschule, in der Jazz kurz im letzten Kapitel nebenbei erwähnt wird. Die möchte ich keinem antuen. Außerdem geht nichts über einen guten Lehrer. Oft ist das so ein Streitpunkt aber ich rate vehement zum Unterricht (warum steht hier).

Sucht euch schnell eine Gruppe gleichgesinnter, mit denen ihr musizieren könnt. Das Sax ist eigentlich kein Solointrument. Es macht Spaß und motiviert mit anderen zu spielen, außerdem schult es extrem in einer Band zu sein, die einen fordert. Es gibt viele Hobbyblasorchester die ein harmloses Niveau haben aber viel Freude beim musizieren.

Verschont das Internet! Das meine ich wirklich ernst, überlegt euch gut, was ihr Online stellt. Seid selbstkritisch! Überlegt, wer das wirklich hören will. Ich kenne zig schlechter Saxaufnahmen, die durch das Netz gehen und eigentlich jeden nur nerven. Wer will den wirklich hören, wie es klingt, wenn jemand nach einem Monat Summertime zu einem Playalong dudelt? Selbst wenn ihr Rückmeldung über euren Stand haben möchtet, sind viele zu nett und beschönigen gerne, sie finden es teilweise sogar gut, weil sie selber nicht besser spielen können, oder ihr werdet böswillig zerrissen. Außerdem, was einmal im Netz gelandet ist, bleibt auch dort. Deshalb gibt es nur sehr wenig von mir im Netz, weil ich mit den meisten Aufnahmen nicht zufrieden genug bin. Ich braucht also auch nicht anfangen zu bloggen, denn ich kann euch sagen, das macht ’ne Menge Arbeit und es ist schwer, noch nach einem halben Jahr wirklich noch etwas neues zu sagen zu haben. Und falls ich Fragen habt und die im Netz stellen wollt, benutzt bei der Seite die Suchfunktion. Wahrscheinlich hatte jemand schon vorher das gleiche Problem. So hat man erstens seine Antworten sofort und zweitens nervt nicht die Forenuser.

Stellt euch gut mit den Nachbarn. Wahrscheinlich werden die in nächster Zeit viel erdulden müssen. Eine Vorwarnung und vielleicht eine Flasche Rotwein beruhigen das Gemüt. Macht euch schlau, wie lange ihr Üben könnt (ist von Bundesland, Instrument und Hausordnung unterschiedlich) und haltet euch daran. Auf der Homepage von dem Saxophonisten Bastian Fiebig gibt es einen schönen zusammenfassenden Artikel darüber.
Es wurde schon wegen weniger geklagt. Wenn Ihr dann allerdings im Treppenhaus die ersten Komplimente für euer Spiel bekommt, dann seid Ihr auf dem richtigen Weg.

Ach ja, und als letzten Tipp, immer schön fleißig und regelmäßig in meinen Blog rein schauen und ein gründlicher Blick in die Lektionen lohnen sich auch 😉

to be continued ?
Man weiß nie was noch kommt, und wie die Hollywoodgrößen will ich mir ein mögliches Sequel offen halten. Bilder (muß mir nur noch etwas passendes einfallen) und Rechtschreibkorrektur kommen hier allerdings auch noch.

Jody Jazz DV – das Mundstück mit dem goldenen Schnitt

Diejenigen, die meine Mundstückodysee gelesen haben, wissen, dass ich dieses Mundstück regulär eigentlich gar nicht mehr spiele, aber nicht, weil es ein schlechtes Mundstück – im Gegenteil -, sondern weil es mir und meinen Soundvorstellungen nicht mehr so passte. Da es jedoch ein hervoragendes Mundstück, eigentlich noch recht neu auf dem Markt, auf  ein revolutionäres (ob, das wirklich so ist, soll hier geklärt werden) Prinzip basiert und zudem mit das teuerste Mundstück (neu), was man auf dem Markt kaufen kann, ist, dachte ich mir, dass sich ein Test lohnt.

DSC00675Jody Espina war sozusagen bei Runyon in der Lehre und schnitzt schon seid einiger Zeit sehr gute Mundstücke. Den Lehrmeister kann man z.B. daran erkennen, dass Espinas Mundstücke Classic und ESP mit einem Spoiler, den man schon von Runyon kennt, ausgerüstet sind. Besonders mag ich die Jazz HR Mundstücke (HR steht für HardRubber, also Kautschuk), die ich für sehr gute Allrounder zu einem vernünftigen Preis halte und gerne Anfängern und Fortgeschrittenen empfehle. Ich spiele dieses auf dem Sopran und auf dem Tenor habe ich es mir mal geliehen gehabt und war sehr angetan.

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Mundstücke sind wie Schuhe

DSC00667Klingt merkwürdig, ist aber so. Naja, zumindest hat diese Analogie, die ich sehr schön finde, sehr viele stimmige Punkte (naja, wenn man ab und zu ein Auge beim übertragenen Bild zudrückt). Im Prinzip geht es darum, dass Schuhe und Mundstücke beide nur indivduel passen und dass sie nicht zu jeder Gelegenheit passen.

Wenn man ein neues Mundstück braucht – bzw. Schuhe – muß man zunächst in ein Geschäft und dort beginnt das Ausprobieren. Jeder Fuß/Mund ist anders, also braucht man erst die richtige Größe (Schuhlänge/MPCÖffnung). Zu klein und es ist eng und drückt, zu groß und alles rutscht und wackelt. Ärgerlich ist, dass irgendwie jede Firma andere Größenangaben hat, somit alles anders ausfällt und dann gibt es immer noch Umrechnungen zwischen dem metrischen und dem amerikanischem Maß. Beim Mundstück sollte man sich vielleicht etwas mehr Zeit nehmen als bei Schuhen, aber meist merkt man erst nach einer Woche Eingewöhnung „wo der Schuh drückt“. Von blindem Bestellen im Internet ist also abzuraten. Und dann hat man doch meist mehr Geld ausgegeben als man eigentlich dachte und wieder sind 200€ ausgegeben. Nebenbei, wenn man darüber nachdenkt, wer schon vorher alles in den Schuhen seine Füße rein streckte oder ins Mundstück geblasen hat, ist das eigentlich eine ganz schön eklige Angelegenheit.

DSC00665Zudem passt nicht jeder Schuh zu jeder Gelegenheit. So wie man mit Sportschuhen nicht in die Oper geht, kann man mit einem Guardala (oder einem anderen Metallmundstück mit Stufe und kleiner Kammer) keine Klassik spielen. Somit wäre Leder beim Schuh, Kautschuk beim Mundstück, Kunststoff wäre Metall, Stoff wäre Plastik und selbst der holländische Holzschuh findet sein Pendent. Wie gesagt, die Stufenmundstücke à la Guardala wären wohl Hightechturnschuhe, elgante schwarze Lacklederschuhe wären dann Klassik Mundstücke und die 20 Jahre alten Lieblingsschuhe, die zwar schon total abgetragen sind aber dafür so gemütlich wie sonst keine anderen Schuhe, sind die Vintagejazzmundstücke. Da stellt sich mir die Frage, was wohl die Pendents zu Birkenstock oder FlipFlops sind?

Sind dann Blattschrauben so etwas wie Einlagen? Sind ja quasi extra Andruckplatten für Füße.
Des weiteren habe die Meisten viele Mundstücke/Schuhe in ihren Schubladen und Schränken und benutzen doch eigentlich fast immer nur das eine Paar/MPC.
Die letzte Übereinstimmung ist dann der Geruch, wenn man sein Mundstück nicht ab und zu reinigt.

The Lion’s Roar von Jary Custom

Ich hattees ja schon angekündigt, dass ich mir in Amerika ein Custom made Mundstück habe schnitzen lassen. Das heißt, dass ich gesagt habe, wie ich klingen möchte und das Mundstück wurde so geschnitzt, dass ich so klinge. Soweit die Theorie, mal sehen ob das in der Realität auch so funktioniert.

Wie ich in meiner Mundstück Odysee ja schon „knapp“ erzählt habe, habe ich gefühlt alles angetestet, was man normal so kaufen kann, also lag dann irgendwann die Idee sich ein Custommade Mundstück nahe. Aber bei wem?

DSC00203Was habe ich also gemacht? Ich habe eine Email geschrieben und an alle halbwegs bekannten Refacer geschrieben und dann bin ich bei dem geblieben, von dem ich die beste und kompetenteste Antwort bekommen habe:
Jary Custom Mouthpieces von Dave Jary

nur bei ihm hatte ich das Gefühl, dass er wirklich verstanden hatte, was ich mir für einen Sound vorstelle.

Ich will einen männlichen Altosound. Eine Mischung aus Maceo Parker und Cannonball Adderly (wer würde nicht so klingen wollen). Einen kräftigen Jazzsound, interessantes Frequenzspektrum (zerklüftelt), hart mit Punch, sehr gute Projektion, ausgeprägte Tiefen die fast schon an einen Tenorsound erinnern und sehr breit (Cannonball), eine funky „edge“ (man könnte auch Randschärfe sagen) aber ohne zu hell und schneidend zu sein (Maceo).  Also nicht dünn, hell, plärrend oder kitschig, warm und weich.
Sehr wichtig war es mir, dass es sich sehr bequem spielen lässt und möglichst flexibel ist (von Bach über Jazzballaden bis zum Funk). Meine Probleme waren, dass ich nach langem spielen Oben rum ab und zu etwas zu dünn werde. Außerdem war mein Sound zwar schön breit, doch hatte ich immer das Gefühl, dass es in der Mitte an Substanz fehlte und so etwas „hohl“ klang. Zudem habe ich ihm eines meiner Lieblingsblätter geschickt, damit er es genau drauf abstimmt. Das besondere ist, dass es ein Fiberreed Carbonblatt für TENOR ist. Wahrscheinlich ist dies das erste AltoMPC, das speziell für den Einsatz mit Tenorblätter gedacht ist (warum ich das mache, habe ich in meinem Soundtipps erklärt). Zusätzlich wollte ich, dass er mir das Dach flacher macht, weil ich es nicht mag, wenn ich mein Maul so weit aufreißen muß beim spielen.

Zwar biete JaryCustom auch eigene Rohlinge aber ich wollte etwas optisch auffallenderes und da ich kein Metall wollte habe ich mich für ClearPastik entschieden. Ich habe mich mit Dave Jary abgesprochen und dann bei Hans Zinner einen Rohling in der passenden Größe geordert. Somit ist das Mundstück zum Teil auch Deutsch und zudem ist das Zinner ein sehr guter Rohling gewesen. Diesen habe ich dann in die USA zu Dave geschickt und dann begann das Warten. Ich das Projekt und somit das Mundstück Lion’s Roar getauft. Einerseits, weil in meinem Namensurprung eine „Löwe“ steckt und zweitens, irgendwie sollte es auch so klingen (-;

DSC00219Nach einer gefühlten Ewigkeit kam mein Lion’s Roar endlich vor zwei Wochen mit der Post an. Mundstück auf’s Raven und rein geblasen und mir wurde schlagartig bewusst, dass ich ein sehr gutes Mundstück und das wohl interessanteste Mundstück, das mir bisher begegnete, gerade in meinen Händen hatte.
Jetzt habe ich ich mich etwas auf das Mundstück eingespielt und kann jetzt über meinen ersten richtigen Eindruck schreiben.

Und hat er das Wunder vollbracht, mich so klingen zu lassen, wie ich es wollte! Ein ganz klares: Jein!
Mir war vorher klar, dass ein Mundstück keine Wunder bewirkt und das alle meine Wünsche zu erfüllen eigentlich unmöglich sein müßte, zudem kommt der Hauptsound immer noch vom Spieler. Kein Equipment ist in der Lage einen schlechten Spieler gut klingen zu lassen bzw. einen Fortgeschritten wie Cannonball und Maceo zusammen.

Was nicht so durchkommt ist diese Funky Edge, die ich mir vorgestellt habe. Es ist recht dunkel, aber nicht weich und warum, sonder direkt und es hat eine fantastische Projektion. Die vielleicht leicht fehlende Brillianz bzw. den doch stark dunklen Farbton kann man leicht mit der richtigen Liagtur noch zurecht biegen. Was leider auch etwas fehlt, ist sind diese Tenorhaften ausgeprägten Tiefen und es ist auch nicht ganz so breit (aber das liegt an Zinnerrohling, das irgendwie gerade Seiteninnenwände hat, und somit die Breite irgendwie etwas bestimmen), wie mein vorheriges. Also weniger Cannonball und Maceo, als erwartet. Dafür hat das Lion’s Roar eine überraschende luftige Note im Sound. Im Piano ist es ein wahres Subtonewunder. Man hört ein deutliches Luftrauschen, ich habe aber nicht das Gefühl, das Luft verschwendet wird. Das gibt den Ton eine ungewöhnlich aber verdammt stylische Jazznote. Ein Freund meinte sogar dass es ihn an Desmond erinnere, ein anderer an Lee Konitz. Eigentlich finde ich das sehr sehr cool allerdings raubt dies auch ein wenig die stilistische Flexibilität. Bach geht damit so nicht. Aber vielleicht, wenn ich mich richtig an das Mundstück gewöhnt habe, kann ich das genug kontrollieren, dass ich meinem Sax auch wieder „baroke“ Töne entlocken kann.
Aber alles was mir wirklich wichtig ist, wurde erfüllt.  Ich habe den Punch, es ist volltöned (schließt sich oft aus, aber nicht hier), ich habe den Charakter und es spielt sich super leicht und angenehm. Die Höhe sind deutlich stabiler, alles stimmt, Altissimo und die ganz tiefen gehen so leicht wie nie zuvor. Zwar ist es nicht mehr so breit aber der Sound ist mit lauter interssanten Frequenzen gefüllt. Ich habe deutlich mehr Soundsubstanz. Ich meine wirklich, dass es das beste Mundstück ist (zumindest für mich), dass ich bisher gehabt habe.

DSC00221Ich habe Dave gefragt, was er eigentlich alles an meinem Mundstück gemacht hat. Die Öffnung und Baffel sind komplett überarbeitet (auch passend zum Blatt). Er hat mir erzählt, dass er hier lang experimentiert hat und in sich in kleinen Schritten ans Optimum getastet hat. Zudem hat er die Innenkammer gerundet und geglättet. Wie besprochen hat er das Dach auch etwas abgeflacht. Ich finde, dass es dadurch eine sehr elegante Krümmung bekommen hat. Das Arbeiten mit dem durchsichtigen Akrylplastik ist besonders aufwenidig, da alle arbeiten sehr sorgfältig nass nachgeschliffen und poliert werden mußten, damit es danach immer noch so schön ist. Persönlich vermute ich, dass er an dem Lion’s Roar etwas mehr Stunden saß, als normal.

Natürlich bleibt da noch die Frage, wie viel hat der Spaß denn jetzt gekostet. 300? 400? oder noch mehr?
Für den Rohling von Zinner habe ich mit Porto 60Euro gezahlt. Eine Komplettüberarbeitung eines Kautschukmundstückes kostet bei Jarycustom 160 Dollar, Porto zurück 27 Dollar. Damals waren das zusammen umgerechnet 136,67Euro. Somit habe ich für mein Custommade Mundstück  knapp 200 Euro gezahlt. Gute Kautschukmundstücke von der Stange können auch schnell mal soviel kosten, insofern finde ich diesen Preis sehr günstig. Jarycustom bietet auch eigene Rohlinge an (ab 29$). Die Verarbeitung von Metall kostet mehr. Zusätzlich bietet er noch andere Serviceleistungen (Platings usw.) an.

Bleibt jetzt eigentlich nur noch das abschließende Resumé. Was das Lion’s Roar angeht, bin ich absolut glücklich und ich attestiere dem Dave Jary, dass er ein Meister seines Faches ist.
Was nun die Custommade Mundstücke allgemein angeht war ich lange sehr skeptisch, ob die wirklich so gut sind, ob sie alle Wünsche erfüllen und das Geld wert sind.
Also ich gebe zu bedenken, dass ich nun diverse Mundstücke hinter mir hatte und ich eine sehr deutliche Soundentwicklung hinter mir habe und ich bin bei weitem noch nicht am Ende. In der Zeit haben sich meine Soundvorstellungen oft sehr geändert. Erst in letzter Zeit fühlte ich mich etwas gesetzter und konnte so sehr exakt beschreiben was ich wollte, wo meine Probleme waren und was ich brauche. Nur dadurch und dass ich auf dem regulären Markt nicht fündig wurde machten es für mich Sinnvoll, mich an einen Refacer zu wenden.
Aber ich hätte nicht gedacht, dass ein mit Sorgfalt hausgemachtes Mundstück so viel ausmacht hätte ich auch nicht gedacht. Bei Meyer, Selmer und Otto Link sind inzwischen Massenware und bei diesem kommt es oft vor, dass die nicht mehr so exakt gearbeitet sind und daher eher mittelmäßig ausfallen. Dass das bei einem Cutommade passiert, ist eher unwahrscheinlich. Insofern sehe ich die Custommademundstücke nicht mehr so skeptisch. Wie gut das Mundstück ausfällt, hängt natürlich auch vom können des Refacers ab. Ich möchte aber jetzt auch keinen Anfänger dazu verleiten, sich gleich ein teures Custommade zu bestellen. Jemand der noch keine exakte Soundvorstellung und Entwicklung hinter sich hat, dem kann so ein Teil nicht so viel nutzen. Das beste Mundstück, kann niemanden automatisch gut klingen lassen und ich kenne einige Fälle, bei denen sich Leute für 400Euro eines haben fertigen lassen und immer noch nicht gut klangen.
Aber jedem erfahrenem Spieler, der noch auf der Suche ist, kann man raten, ein Custommade mal in Betracht zu ziehen.

http://www.jarycustom.com/

 

Meine Mundstückodysee

Welcher Saxophonist kennt das nicht; die ewige Suche nach dem richtigen Mundstück. Auch ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht, viel angespielt, viele Mundstücke gekauft und viel Geld ausgegeben. Heute möchte ich ein wenig davon erzählen; von meinen Problemen, Erfahrungen und auch ein wenig von den Lehren, die ich daraus gezogen habe.

Für diejenigen, die neu auf diesem Gebiet sind, die können vielleicht ein paar hilfreiche Hinweise hierraus entnehmen, und diejenigen, die schon etwas erfahrener sind, für gilt das eventuell auch noch oder sie erkennen sich sogar in einigen Punkten wieder und können dem eine lustige Seite abgewinnen.

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Alles begann, als ich noch ein junger Schüler war und ich absolut ahnungslos über Mundstücke war. Noch bevor ich übhaupt mit dem Saxophon angefangen habe meinte mein Klarinetten- und Saxophonlehrer, dass ich das beiliegende Mundstück vergessen kann und  ein Selmer S80 F Mundstück kaufen sollte. Ich sagte meinen Eltern, dass mein Lehrer gesagt hat, ich soll dieses Mundstück spielen, also kauften sie es. Das beiliegende Mundstück, ein Yamaha 4c (eigentlich das Standartanfängermundstück, das zu Beginn eigentlich total ausreichend gewesen wäre) wurde nicht mal ausgepackt.
Ein Jahr später sollte ich dann in der Schulbigband spielen; mein Lehrer meinte dann, „du brauchst ein anderes Mundstück, du brauchst ein Otto Link Supertone Master 7*“. Also haben meine Eltern ein Otto Link Supertone Master 7* gekauft.
Ich habe mir nie Gedanken über meine Mundstücke gemacht, habe auch nicht wirklich einen Unterschied gehört. Ich habe einfach meinem Lehrer geglaubt, dass es besser klingt und ich war glücklich.
Das ging auch eine ganze Weile so, aber in der Zeit bekam ich immer wieder gesagt, dass beste Jazzmundstück für das Alt wäre ein Meyer. „Alle spielen das!“ Also habe ich mir bei Gelegenheit ein solches gekauft (in Tokio in einem riesigen Yamahastore, eine merkwürdige Gelgenheitheit nebenbei gesagt).
Ist euch etwas aufgefallen? Bisher war noch nicht einmal die Rede gewesen, dass ich die Mundstücke vorher angspielt habe. Man hat mir immer gesagt, „kaufen“ und ich (bzw. meine Eltern) haben es gemacht. Auch wenn das Meyer, das Selmer und das Otto Link die beliebtesten Mundstücke sind(auch in diesen Bahnöffnungen), so stimmt es nicht, dass dies auch die besten sind. Gerade diese Firmen leiden unter einer hohen Fertigungsschwankung. Die meisten Mundstücke von denen sind eher gutes Mittelmaß und ihr Ruf ist eher durch ältere rumreichere Zeiten begründet. Das richtige und passende Mundstück ist immer eine sehr individuelle Frage. Auch wenn ich damals noch lange kein guter Spieler war, so wären ein paar Hinweise oder der Rat „unbedingt testen“ doch gut gewesen anstatt nur die Kaufanweisung von dem, was alle haben.

dsc00131Wie dem auch sei, mit dem Studium begann ich mich auch intensiver mich mit dem Saxophon zu beschäftigen und auch mit meinem Sound. Mit dem Meyer war ich nicht so glücklich, weil ich eigentlich die Haptik von Metall und flache Dächer bevorzugte, da ich von der Klarinette kam. Ich fing also an jetzt wirklich auf Sound- und Mundstücksuche zu gehen. Es began eine lange  Zeit, in der ich meist sehr unzufrieden mit meinem Sound war und massig mit verschiedenstem Equipment experimentierte und viel Zeugs kaufte (Blattschrauben, Blätter, Daumenhaken, S-Bögen).
Wegen der Haptik (und auch der Optik) wollte ich Metall. Ich war noch sehr jung und wild und wollte auch so einen Sound. Unerbittlich, hell und laut (dass es dann manchmal für den Zuhörer etwas unangenehm klang war mir egal, teilweise sogar beabsichtigt).
Per Zufall gelangte ich an ein Brancher B24. Eigentlich ein tolles modernes Mundstück. Ideal für Funk und Rock und kann mit jedem Guardala mithalten.  Zumindest war ich erstmal laut, konnte ich mich durchsetzen und es traf in etwa auch meinen damaligen Soundgeschmack. Aber dennoch hatte ich Konditions- und Intonatiosprobleme und es klang oben rum oft einfach zu dünn. Also war es vielleicht doch nicht so passend, das Testen ging wieder los und ich landete zwischenzeitlich bei einem Yanagisawa Mundstück Metallmundstück 8. Das klang deutlich ausgeglichener, der Sound etwas voller und es war etwas einfacher zu spielen. Jedoch war damit nicht lange glücklich, da mir Power fehlte und das Mundstück zu weich war, zudem gab’s auch immer noch leichte Intonationsprobleme oben rum. Zu dem Zeitpunkt hatte ich wohl fast alle gängigen Metallmundstücke auf dem Markt getestet.
Dann kam das Highlight. Das neue Superhightech Mundstück. Das JodyJazz DV8 für 350 Euro. Was für ein Sound, was für eine Lautstärke. Nicht mehr nur hell und scharf sondern auch noch ganz viele coole Tiefen. Ich hatte im Vergleich sogar ein Dave Guardala SuperKing für 990Euro in der Hand damals. Ich war jetzt der lauteste und konnte mich gegen 50 Bläser durchsetzen. Geil!
Dieses Mundstück hatte ich ein Jahr gespielt und war selber mit meinem Sound erstmal recht zufrieden. Ich selber habe in der Zeit auch einige Fortschritte gemacht, was Ansatz, Intonation und Sound angingen. Dennoch lezte Probleme blieben und wollten trotz richtigem und intensiven Üben einfach nicht weg gehen. Kondition war mangelhaft; nach einer Stunde rutschen Intonation und der Sound oben rum in den Keller. Was machte ich nur falsch?

Die Einsicht kam eigentlich mit dem Experiment „back to the roots“. Zum Spaß räumte ich Yamaha 4c Mundstück raus, steckte es auf mein Horn und spielte damit. Es klang nicht schlecht, hatte etwas interessantes im Sound und wegen der Abwechslung spielte ich einfach ein paar Tage damit. Als ich mich eingespielt habe, kam ich auch gut mit der größeren Außenform zurecht und die größte und wichtigste Erkentnis war, das Spielen fiel mir leicht. Ich konnte länger spielen und es klang von selbst schön und angenehm. Dadurch inspiriert hohlte ich mir mein Meyer Mundstück und ein weiteres Plastikmundstück (6er Bahn), das bei meinem Cannonballsaxophon beilag, zurück, die ich bis dato verliehen hatte. Ignoranterweise habe ich dieses vorher nie für voll genommen und wollte es schon verkaufen ohne es wirklich je intensiv gespielt zu haben. Und tatsächlich spiele ich nun seit ein paar Monaten dieses Mundstück mit großem Erfolg.  Es klingt voll, hat einen sehr modernen Glanz, ich habe quasi keine Intontionsprobleme, kann ohne weiteres mehrere Stunden ohne Ermüden spielen. Ich bin zwar nicht mehr so laut wie voher (deshalb war ich anfangs auch nicht so überzeigt, aber mein Lehrer drängte mich, erstmal dabei zu bleiben), aber ich habe genug Projektion und Strahl entwickelt, dass ich auch ohne riesen Stufe und kleiner Kammer mich gut (auch gegen E-Gitarren) durchsetzen kann und auf 4 Oktaven komme. Ich bekomme jetzt öfter Komplimetne für meinen Klang und ab und zu schmilzt auch schon die Damenwelt dahin. Im Prinzip ist dieses an sich „billige“ Beipackmundstück ein Meyerklon. Bei mir ist dieses Mal die Kopie besser als das Original.

Aber woran lag es nun, dass ich mit den vorherigen Mundstücken so viel ärger hatte. Obwohl ich eigentlich auf flache Dächer stehe macht sich die breite Form sehr bemerkbar. Deswegen muß ich meine Lippen nicht mehr ganz so eng schließen, die Muskeln sind entspannter, es braucht weniger Kraft, weswegen ich länger spielen kann und Intonation und Klang auch besser sind. Ein weiterer Faktor ist, dass das Innenleben der Metallmundstücke sehr ähnlich ist. Kleine kammer, große Stufe und sehr ausgeprägter baffel. Das macht den Sound schnell unangenehm schneidend, zudem werden Intonation und Kontrolle auch noch schwerer. Also für einen flexiblen angenehmen Jazzsound nicht so das Wahre. Leider haben sich diese Form mit der Pop und Funk Musik, die ja öfters mal einen durchsetzungfähigen Sound verlangen sehr etabliert.  Viele verwechseln einfach Lautstärke mit Klangqualität. Das habe ich auch lange gemacht.
Ich will damit nicht sagen, dass diese ganzen Metallmundstücke schlecht sind; ich bereue inzwischen ein wenig den Verkauf des Otto Links, des Branchers und des Yanagisawas, waren alles tolle Mundstücke (aber ich bin jung und brauche das Geld und Mama und Papa zahlen auch nicht mehr für alles), nur meine ich, dass sich viele damit überschätzen.
Zuletzt macht sich vielleicht auch die etwas kleinere Bahnöffnung bemerkbar. Je größer die Bahnöffnung, desto mehr Luft geht zwar durch und somit mehr Soun, aber auch desto mehr Spielraum hat man, also desto mehr muß man kontrollieren. Ich habe jetzt trotz kleiner Öffnung einen größeren Sound.

dsc00133Ist meine Reise abgeschlossen? Nein ich denke nicht. Solange ich mich mich mit meinem Sound kritisch auseinandersetze um ihn zu verbessern, werde ich auch immer über mein Equipment nachdenken. Obwohl ich erst nicht ganz überzeugt war, habe ich mich jetzt auf dieses Mundstück eingestellt und bin gerade recht zufrieden mit meinem Mundstück und ich habe für dieses Beipackteil ein 350 Euro Mundstück in die Schublade gesteckt. Es trifft zwar nicht ganz mein Soundziel, aber es spielt sich leicht und angenehm und ich habe festgestellt, dass das doch wichtiger ist, als der eigenen Soundvostellung möglichst nahe zu kommen. Was nützt es ein Mundstück zu haben, auf dem man 10min wie Cannonball und Micheal Brecker zusammen klingt, aber man danach nicht mehr stimmt und furchtbar dünn klingt. Für den Zuhörer und Mitspieler ist es besser, wenn man lange schön klingt.
Aber ich experimentiere weiter.  Zur Zeit lasse ich ein Mundstück speziell nach meinen Soundwünschen fertigen. Ich war lange sehr skeptisch, was diese Custommademundstücke angeht, da ich immer der Meinung war, dass es eigentlich genug Auswahl auf dem Markt gibt, sich Soundvorstellungen auch ändern und diese Teile doch recht teuer sind (und auch schwer weiterzuverkaufen, da sie individuell zugeschnitten sind). Ich habe vor 2 Jahren fortlaufend meinen Soundgeschmack verändert. Mal wollte ich so, dann wollte ich so klingen. Erst im letztenjahr kristallisierte sich endlich eine festere Richtung raus und ich spiele nun schon eine kleine Zeit. Ich habe auch in letzter Zeit vieles (nun auch im Kautschukbereich) getestet und nur weil ich wirklich nie ganz zufrieden war, weil ich doch recht spezielle Wünsche habe, habe ich den Schritt zu den Custommademundstücken dann doch gemacht. Übrigens, als aller erstes habe ich dem Mundstückschnitzer gesagt, dass ich eines haben will, dass sich vorallem leicht und angenehm spielen läßt. Ich werde euch davon hier in meinem Blog berichten, wenn es angekommen ist. (hier ist nun der Test dieses MPCs)

So, was wollte ich euch mit meiner kleinen Geschichte eigentlich sagen? Einerseits dient dies wirklich für mich als eine Selbstreflexion anderseits hoffe ich, dass ich dem ein oder anderen damit helfen konnte. Vielleicht bewahrt es den ein oder anderen davor, die gleichen Fehler zu machen, vielleicht findet jemand hier einen wertvollen Tipp und vielleicht ermutigt es einige wenige, die bei der Suche schon schier am verzweifeln sind. Aber wenn es für euch nur ein amusantes Resümé meines Umherirrens auf dem Mundstückmarkt ist, ist das auch gut.
Wie gesagt, es geht nichts über das selber testen, die besten Mundstücke müssen nicht immer die teuersten sein, lauter ist nicht immer unbedingt besser und wichtig ist es, dass sich das Mundstück angenehm spielen lässt (es muß nicht immer 7* und mehr sein).
Ach ja, und zuletzt möchte ich nochmal betonen: Equipment ist nicht alles; wenn ihr nicht auch an euch arbeitet, wird das beste Mundstück der Welt nicht gut klingen.