Länger frische Saxophonblätter mit dem ReedJuvinate

reedjuvinate-003Eigentlich brauche ich dieses Produkt persönlich ja gar nicht, da ich ja treuer Forestone-Benutzer bin und somit mit Holzblättern nicht mehr viel zu tun habe. Für die „paar unbelehrbaren“ 😉 habe ich jetzt allerdings etwas neues gefunden und um mein Resümee mal vorweg zu nehmen: UNBEDINGT KAUFEN!

Aber vielleicht mal von vorne: Die Mühen um ein gutes Holzblatt sind ein ewiger Kampf. Die Gestaltet sich schon schwer und hat man erst mal seine Marke gefunden sind in der 10er Schachtel oft nur ein paar wirklich gute drin. Und so entwickelten Saxophonisten die verschiedensten Methoden, Tricks und Kniffe ihre guten Blätter möglichst lange am Leben zu halten.
Und aus dieser Ecke habe ich schon viel kurioses gehört. Beliebt ist ja das „Einlegen“. Ich habe sogar von einem Fall gehört, der seine Blätter in Bier lagerte….

Die Grundidee, die Blätter feucht zu halten, ist ja nicht dumm. Das ständige Nass und Austrocknen tut keinem Holz gut, zudem ist ein feuchtes Blatt sofort spielbereit. Daher schwören einige Saxophonisten und Klarinettisten darauf, ihre Blätter nass zu lagern. Die Rezepturen dafür sind recht unterschiedlich; oft ist es nur Wasser, aber gerne werden auch diverse Alkoholika verwendet (Whisky für Jazz, Rum für Latin usw.)
Neben dem kaschiertem Alkoholismus vieler Musiker sehe ich da allerdings zwei Probleme.
Erstens gab es bisher keine vernünftige Aufbewahrungsmöglichkeit. Viele verwenden Einmachgläser, die in Saxophonkoffern schon gerne mal kaputt gingen oder sich öffneten (riesige Schweinerei) und zweitens (finde zumindest ich persönlich, gibt aber auch andere Meinungen dazu) sind nasse Blätter deutlich träger. Im Idealzustand beim spielen, sind Blätter halt nur feucht und nicht nass.
Daher haben einige Spieler und Hersteller versucht ein Case zu basteln, bei dem man die Luftfeuchtigkeit halten bzw. regulieren kann. Das hat allerdings einen gravierenden Fehler. Bei Dunkelheit, Wärme und Feuchtigkeit gedeihen halt wunderbar Bakterien und Pilze. Bääh!

ReedJuvinate product shot (1)Der ReedJuvinate ist das erste Reedcase, das im Bereich der „Feuchtlagerung“ durchdacht ist, sowohl in der Funktion als auch in der Praktikabilität.Das Teil erinnert sehr an die alten Geldbörsen, die man als Kind am Strand hatte und benutzte, wenn man sich ein Eis kaufen wollte. Es ist robust und der Schraubverschluß ist dank des Gummirings wasserdicht.
Innen befindet sich drei Schuber für Blätter (passend für alle Blatttypen) sowie ein Mikroporöses Feuchtigkeitsreservoir (auch genannt Schwamm).
Wodurch das ganze jetzt aber seinen Sinn bekommt ist, dass der ReedJuvinate mit Listerine (originale Rezeptur) verwendet werden soll. Der Erfinder John Mackey ist selber Physiker und arbeitet in einem biomedizinischem Labor und lange probiert und getüftelt, bis er die Optimale Lösung gefunden hat.
Tatsächlich macht der Einsatz von dem Mundwasser Sinn. Es ist desinfizierend und unbedenklich in der Verwendung, zudem bekommen die Reeds einen leichten frischen Minzflavor.

Die Verwendung ist recht simpel, die Blätter werden in den Reedjuvinate getan, dann wird dieser mit Listerine befüllt, verschließt diesen, lässt das ganze 10min einziehen und schüttet dann den Reedjuvinate wieder aus. Das soll man ca. einmal pro Woche wiederholen.
Der Schwamm speichert genug Flüssigkeit, dass die Blätter optimal feucht gehalten werden, aber nicht tropfend nass sind.
Für diejenigen, die ihre Blätter allerdings doch gerne ganz nass spielen, die können den ReedJuvinate auch so verwenden, es wird aber geraten, das Listerine zur Hälfte mit Wasser zu verdünnen.
Das Aufrechterhalten eines Feuchtigkeitszustandes sowie das abtöten aller Keime und sonstigem Zeugs verlängert das Leben der Holzblätter deutlich. Wie lange, kann ich nicht wirklich sagen, da es auch davon abhängt wie viel und wie man die Blätter spielt. Ich habe zwar schon Gerüchte von bis zu einem Jahr gehört, aber das wage ich dann doch zu bezweifeln.
Auch dass das feuchte Blatt quasi sofort spielfertig ist, ist angenehm, genauso wie das Frischegefühl der Blätter. Empfindliche Lippen müssen vielleicht aufpassen, da der hohe Alkoholgehalt des Mundwassers halt auch etwas Schärfe verursacht.
Ich habe übrigens für den Test nicht die originale Rezeptur von Listerine bekommen (die muß man inzwischen eher bestellen) sondern Cool Mint. Die beinhaltet Sorbitol, ein Zuckerersatzstoff, die evt auch etwas verkleben kann (ich hatte davon nichts bemerkt) und aufgrund der Farbe den Blättern einen ganz leichten Blaustich gibt.

Wie schon gesagt, das Handling ist unkompliziert und der Behälter sehr stabil, also perfekt geeignet für den Einsatz im Saxophonkoffer und am Notenpult. Zudem macht die Verwendung aufgrund der quitschorangen Farbe irgendwie auch Spaß. Versionen mit Magnetclip sind wohl auch schon in Planung.
Schade nur, dass ein Reedjuvinator nur drei Blätter fassen kann. Ich persönlich empfehle normalerweise ein Rotationssystem mit 4 Blättern.

Zur Abwechslung ist der ReedJuvinate im vergleichen zu den meisten besseren Gadgets sogar erstaunlich billig: 15$ (plus Porto). Leider ist er bisher nur auf der kanadischen Internetseite erhältlich. Auch wenn mit dem Import etwas mehr Mühen und Kosten verbunden sind, Leute, es lohnt sich.
So macht es mir auch wieder Spaß, die Holzblätter raus zu kramen. Allerdings, zurück wechseln auf Holz werde ich dennoch nicht 😉

http://reedjuvinate.com/

reedjuvinate-banner-002

4 Gedanken zu „Länger frische Saxophonblätter mit dem ReedJuvinate

  1. Hallo,
    ich hab dein Review hier gelesen und mir gedacht: „das müsste man doch auch selber bauen können“.
    Gesagt, getan

    Ich hab mir ein Box für den Strand, in der man Schlüssel und co aufbewahren kann besorgt, meine ist aber eckig und nicht rund und hab einen ganz normalen Haushaltsschwamm zugeschnitten. Auf den schwamm hab ich einen Blattschutz, die die bei den Vandoren Blättern dabei sind, geklebt und fertig ist das gute Stück.

    Wenn ich mal Erfahrungswerte habe wie es sich so schlägt kann ich ja dir gerne mal berichten.

    Liebe Grüße Lukas

  2. Hallo,
    ich fand deinen Tipp auch sehr gut, nur den Preis für ein Reedjuvenate doch ziemlich heftig (inzwischen 22,50 $). Dieselbe Dose (natürlich leer) habe ich mir bei Globetrotter gekauft (Relags Beech Box, kostet nur 1,95 €). Dann habe ich mir noch ein 3er-Pack einfache Haushaltstopfschwämme gekauft (0,99 €) und aus einem davon ein im Querschnitt dreieckes längliches Stück herausgeschnitten und es zusammen mit drei Stück Blattschutz, wie sie bei Rico dabei sind (da kann man die Reeds von oben hineinschieben) in die Dose gesteckt – fertig!

  3. Es gibt von Vandoren auch das Hygro-Case, das funktioniert im Prinzip genauso. Man muss nur die Luftlöcher abkleben und den Schwamm mit Listerine oder Vodka/Whisky/Gin voll saugen und schon hat man ein Case nach dem selben Prinzip für sechs Blätter und mit besserem Formfaktor.

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