Der Saxständer-Transformer von Hercules

Heute ein weiterer Testbericht über einen Saxophonständer der zusammenklappbar im Becher transportierbar ist. Wie einige es vielleicht noch in Erinnerung haben, war ich im Nachhinein mit der neuen Variante des mobilen Ständers von K&M, dem „Jazz“, doch nicht ganz zufrieden. So bin ich dann vor kurzem auf eine weitere Alternative zu diesem Ständer gestoßen. Es lohnt sich, den alten Test zum „Jazz“ nochmal kurz zu überfliegen, da ich hier öfters Vergleiche zu den direkten Konkurrenten machen werde.

Nach dem Umzug nach Bremen war auch quasi ein Antrittsbesuch bei meinem neuen „Local Dealer“ Pflicht für mich. In dem gemütlichen Räumen von KlarinettenMüller und ich fing an mit Mitarbeitern über dies und das zu fachsimpeln und alles auszutesten, was sie so da hatten (ich glaube ich ging den guten Menschen min. eine Stunde auf die Nerven).
So ist mir dann dort auch der Hercules TravLite Saxophone Stand DS430B aufgefallen. Wie bereits schon erwähnt, ist sein besonderer Clou, dass man ihn so zusammenfalten kann, dass er in den Becher des Saxophons rein passt, und somit ideal zu transportieren ist. Normale Saxophonständer sind ja meist eher von sehr klobiger und sperriger Natur. Damit steht der Hercules in direkter Konkurrenz zu Ständern „Saxxy“ und „Jazz“ von K&M.

Woher die Firma Hercules stammt konnte ich nicht raus bekommen. Der Name ist wohl ein Anspielung darauf, dass die Produkte genauso stark/standsicher sind wie der antike griechische Halbgott Herakles. Da wäre eigentlich der Name „Atlas“ passender, der ja bekanntlich als Strafe den ganzen Himmel auf ewig tragen muß (Obwohl, Herakles das auch kurz gemacht hat, aber das ist eine andere Geschichte).
Kurios finde ich, dass einer ihrer deutschen Endorser das Comedypärchen Mundstuhl ist.
Die Produkte selber werden in China hergestellt, genauer gesagt Tianjin, was zufälligerweise auch der Geburtsort meiner Freundin ist. Folgender Dialog entwickelte sich daraus (hier in Lautschrift):
„Hey, sag mal, du kommst doch auch aus Tiangjang?“ „Das heißt Tienjin.“ „Tanjing?“ „Nein, Tienjin!“  „Tangtang?“ „Tienjin“ „Tieinien“ „TIENJIN“ „Sag ich doch die ganze Zeit!

Zurück zum Ständer selber. Mit dabei, ein schwarzer Samtbeutel zur Aufbewahrung, damit das Sax innen nicht zerkratz. Die Verarbeitung und das Material des Ständers machen für mich einen sehr ordentlichen Eindruck. Allerdings so ganz an das deutsche K&M Niveau kommt es nicht ganz.
Dennoch finde ich das Design sehr gelungen. Es wirkt deutlich filigraner als der massive Jazz und sonstige normale Ständer. Zwar nicht ganz so durchgestylt wie dieser jedoch deutlich mehr als der Saxxy. Er ist auch nicht ganz so ausladend wie die Jazzs, was bei kleinen engen Bühnen schon mal ein Vorteil sein kann.

Alles was ich an dem „Jazz“ bemängelt hatte, scheint Hercules umgesetzt zu haben. Der Gabelüberzug ist deutlich griffiger, unten gibt es eine bessere Auflage und die Gabel selber arretiert sich. Beim Jazz hatte ich es öfters mal, dass sich beim Herausnehmen ein Arm nach oben stellte und ich es beim Zurückstellen fast nicht bemerkt hätte.

Das Auf und Abbauen folgt einem ganz anderen Prinzip als bei K&M. Dort muß man erst aufschrauben (beim Saxxy fand ich das noch nicht so gelungen gelöst), aufschrauben und wieder zudrehen, fertig.
Beim Hercules sind es ca. doppelt so viele Handgriffe. Das macht aber nichts, da diese mir viel mehr Spaß machen als das Geschraubsel. Man entwickelt eine gewisse infantile Freude beim Klick, Klack, Klick und Einrasten der ganzen technischen Raffinessen. Es ist so, als würde man mit einem Transformer spielen.
Ein weiterer Clou ist es, dass dieser Ständer sowohl für Alt als AUCH Tenor gedacht ist. Der Steg ist ausziehbar. Clever!
Demzufolge ist die Gabel für Altos auch etwas weit (wie bei normalen Ständern auch), ist aber egal, da der Gabelüberzug sehr griffig ist und somit das Alt nicht rutscht.
Das Tenor sitzt perfekt darin. Da nun der Ständer sehr filigran ist, schwingt er mit dem Tenor auch etwa hypnotisch, wenn man ihn ansößt. Es besteht aber kein Erhöhtes Risiko, dass das Sax dabei um- oder rausfällt, zumindest bei mir. Aber mal sehen, was der Langzeittest bringen wird. Anscheinend scheint der Ständer zumindest nicht für alle Saxophone ideal zu sein, denn von Hercules selber hat gemeint, dass einige Kunden nicht ganz zufrieden war.
Allgemein halte ich ihn jetzt für deutlich sicherer als den Jazz oder gängige 08/15 Ständer. Aber mal sehen, was der Langzeittest bringen wird.

Zwar ist der Hercules, da er auch ins Alto passen muß, deutlich kleiner als der Tenorjazz, jedoch auch deutlich schwerer. 490g sind fast ein halbes Kilo, dass man im Koffer schleppen muß. Da klingt zwar wenig, aber einem Saxophonisten muß ich nicht erzählen, wie schwer so ein Koffer mit viel Gedöns drinnen werden kann.

Preislich liegt er mit 37€ in etwa genau so wie die K&M Produkte. Halte ich für angemessen. Leider habe ich diesen Ständer bei keinem meiner anderen Händler gesehen außer halt bei meinem neuem: KlarinettenMüller. Dort kann man ihn auch über Versand erwerben. Auch ansonsten scheint mir der Laden freundlich und kompetent. Also grüßt von mir, wenn ihr dort bestellt.

Fazitös würde ich sagen, der Ständer ist sehr zu empfehlen (mal schauen, was beim Langzeittest raus kommt) und irgendwie ist der kleine Hercules ein sehr witzig Objekt. Auch wenn es hier so klingt mag, muß man allerdings seine vorherigen Ständer nicht sofort ad acta legen. Auch der Jazz und Saxxy sind eigentlich gut und ich würde fast meinen, dass im Endeffekt vielleicht sogar eher eine Frage des Geschmacks ist, welchen Ständer man besser findet. Dennoch wandert mein alter jetzt in die Kleinanzeigen, denn ich brauche keine 6 Ständer für 3 Saxophone.

8 Gedanken zu „Der Saxständer-Transformer von Hercules

    • Ich habe mich bereits mit der Firma Hercules auseinander gesetzt und raus bekommen, dass hinter denen die taiwanesische KHS music Group gehört, die wohl schon länger im Musikbusiness unterwegs sind. U.a. gehört auch Jupiter zu denen.
      Sehr netter Kontakt übrigens.
      Man hat mir auch erzählt, dass einige wohl doch unzufrieden waren mit der Standsicherheit bei Tenören weshalb Sie jetzt nur zwei getrennte Ständer haben.

  1. Hallo Tobias,
    ich komme gerade von meinem Sax.händler und habe meinen kombinierten Alt./Tenorständer von Hercules gegen den reinen Tenorständer getauscht. Große Enttäuschung – das Tenor rutscht in dem Ständer und wenn es nicht optimal steht oder nur minimal bewegt wird, rutscht es auch raus. Ich habe den Eindruck, dass der untere Befestigungspunkt zu tief liegt. Bei meinem Keilwerth mit dem weiten Bogenteil fasst der untere Befestigungspunkt schon unter die Krümmung des Bogenteils. Nun glaube ich, dass wegen des weiten Bogenteils der Trichter beim Keilwerth etwas kürzer ist. Kann man den Ständer vielleicht kürzen oder die beiden Gabelarme oben etwas nach unten biegen.
    Mit dem normalen HerculesStänder bin ich hoch zufrieden. Der mobile ständer ist beim Keilwerth in der jetzigen Form völlig unbrauchbar.
    Gruß
    Prislop

    • Hmmm,
      danke für den Kommentar. Ich kann ja den Ständer nur mit meinen Saxophonen testen und da ist er super. Aber von der Firma Hercules habe ich ja eine Ähnliche Aussage bekommen (siehe letzten Kommentar).
      Vielleicht hätten dann die K&M Ständer besser zum Keilwerth gepasst, wer weiß.
      Kann man also als Lehre vielleicht daraus ziehen, dass nicht jeder Ständer passt zu jedem Sax passt.

      • Ich werde noch vor Weihnachten mit Keilwerth und Ständer zu dem Händler gehen und testen. Erstaunlicherweise saß das Keilwerth in dem kombinierten AltTenorStänder besser. Vermutlich weil da der untere Auflagepunkt etwas höher saß. Da war es dann aber der Ständer, der etwas instabil war. Diese Kombination machte aber alles in allem einen solideren Eindruck. Der Tenorständer geht bei dem Keilwerth gar nicht. Das Sax rutsch raus. Ich halte euch auf dem laufenden.
        Gruß
        Prislop

  2. So, ich habe jetzt den HerculesTraveller gegen den K&M Saxxy eingetauscht. Auch hier ist natürlich der verdrehte Trichter an dem KeilwerthTenor ein Problem. Aber längst nicht so groß wie an dem HerculesStänder. Das Sax dreht sich zwar etwas im Ständer, droht aber nicht herauszufallen. Zudem habe ich die rechte Aufnahmestange um 1 cm gekürzt. Wenn das Sax richtig in den Ständer gestellt wird, steht der Trichterrand auf beiden seiten gleichmäßig auf. so steht das Sax. sicher.
    Prislop

  3. hallo,
    ich spiele ein B&S series 1000 alt. Ich hab den großen Ständer von K&M, will aber auch so einen kleinen. Weiß jemand welcher der drei Kleinen (K&M Saxxy, K&M Jazz und der Hercules) am besten zu meinem Sax passt? Der Schalltrichter ist ganz am Ende etwas größer als bei anderen Saxofonen.
    Für Tipps wär ich sehr dankbar
    leo

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert