Top of the Top der Saxmikrophone – AMT Q7 LS & Q7 P808

Musiker bestimmter Instrumente kennen sich oft sehr gut mit Technikkrams aus. Gitarristen kennen ihre Effektgeräte, Keyboarden sind mit der Peripherie zum Computer meist sehr gut bewandert. Und dann gibt es die Musiker, die von allem, wo Strom fließt keinen Plan haben. So scheint es auch bei den Saxophonisten. Selten, dass man mal einen mit Loop- oder Effekgeräten sieht oder jemand, der aktiv mit Abelton arbeitet. Schon bei der Frage nach einem guten Mikrophon und was man so alles dafür braucht sind die meisten sehr ratlos. So ging es mir auch, als ich nach etwas neuem suchte.
Daher wird das hier auch nicht der hochqualifizierte Audi HiFi-Test mit Frequenzanalyse und diversen Hörbeispielen sondern eher ein praktisches Hands-on.

Aktuell werden zwei Namen genannt, wenn es um das Nonplusultra geht. SD-Systems und AMT. Beides hatte ich kurz in der Hand und zu beiden hatte ich einen kleinen persönlichen Kontakt. Aber schnell habe ich mich entschieden, das mir das AMT mehr liegt und dass ich das ausführlicher testen wollte.
(Ich hatte damals einige Vergleichsaufnahmen gemacht, aber leider finde die aber nicht mehr).

Applied Microphone Technologies ist eine die für alle möglichen Instrumente High End Mikorphone herstellt und ein beeindruckendes Sortiment an Endorsern. Von Herbie Hancock über Steve Wonder, von Eddie Daniels bis zu Dave Liebmann.

Konkret handelt es sich beim Saxophon Mikrophon von AMT um das Modell Q7 LS. Aber Michael Schulze vom deutschen Vertrieb riet mir, doch auch mal die Posaunenvariante Q7 P808 zu testen, da sich einige andere Saxophonisten (u.a. Lee Mayll) dafür entschieden haben. Beide habe eine hochsensible Kondensatorkapsel, was die Dinger auch so hochwertig macht.
Zusätzlich habe ich auch gleich das neuste Funksystem Quantum 7 von AMT zur Hand gehabt.

Persönlich mag ich es überhaupt nicht, wenn ein Kabel an mir herunter baumelt. Ich trete da IMMER drauf und bei Technik auf der Bühne mag ich es gerne robust und einfach.

Handling
Das erste, was ich an dem AMT genial fand war, dass man den Clip mit einer Schraube noch fixieren kann. So ist das Mikrophon bombenfest am Instrument. Wie oft hatte ich es schon, dass sich diverse Clipmirkophone bei mir an den unpassensten Gelgenheiten gelöst haben, weil ich zu viel rumgehampelt habe oder irgendwie an irgendwas angestoßen bin. Daher kann ich den Clip auch hinten am Schallbecher montieren (unterhalb der Tief-B-Taste), ohne das sich das Mikro löst, wenn man das Sax mal am Körper hängen hat. Somit ist das Mikro auch etwas dezenter am Sax als wenn es vorne dran hängt.
Der Schwanenhals ist sehr stabil, damit hatte ich in meiner Zeit (ich nutze das Mikro schon über ein Jahr) keine Probleme. Die Aufhängung des Kondensatorkapsel ist sehr gut gelöst. Klappengeräusche sind minimalst. Kein Vergleich zu den meisten anderen Systemen, die ich bis dato hatte. Zuletzt sieht die Konstrukion mit dem Metallring auch recht edel und hochwertig aus. Optik spielt ja auf der Bühne auch immer mit.

Klang
Zuhause haben mir beide Varianten gefallen. Das LS welches für Saxophon war hatte eine etwas hellere und feinere Charakteristik und ich fand sehr natürliches Bild. Das P808 hingegen hatte im Vergleich einen etwas wärmeren und runden Klang. Das wundert mich nicht, denn wer schon mal im Orchester vor den Posaunen gesessen hat, weiß, wie laut, scheppernd und durchdringend so ein Teil sein kann. Das XXX ist also ein wenig dafür ausgerichtet, einen spitzen klang etwas wohltuender zu gestallten.

Beides fand ich gut, die Entscheidung fiel aber bei einem Livegig. Irgendsoeine Loungemucke mit DJ für irgendeine wohlhabende Firma. Da war genug Gelegenheit zwischen den Mikros ständig hin und her zu wechseln. Und es war dann doch recht eindeutig. Den angenehmeren Klang für das wofür ich es regelmäßig brauchte hatte ich mit dem P808. Zwar hatte ich das Gefühl, dass ich mit dem LS mehr feinere „saxophonistische Klangnuancen“ hatte, aber es doch bei mir etwas spitzer bzw durchdringender war.
Daher war mein persönliches Fazit, wer einen feinen klassischen Sound hat und alle Nuancen haben möchte oder wer sich in lauter Musik deutlich im Klangbild absetzen möchte ist mit dem LS sehr gut bedient. Vielleicht ist es auch besser fürs Recording.

Ich habe mich als für das P808 entschieden. Später hat sich auch bei Aufnahmesessions gezeigt, dass dieses Clipmikro manchmal besser klingt, als das egentliche
Wer tendenziel eher kräftig am start ist, aber ein rundes Klangbild live möchte sollte unbedingt auch das P808 testen.

Für die gerade Sopranspieler möchte ich noch erwähnen, dass es von AMT eine Lösung gibt mit zwei Mikrophonköpfen (Model TA2 bzw. TA6) gibt, um sowohl den Sound der oberen Klappen aber auch den der tiefen ideal einzufangen.

Funkstrecke
Ich werde hier in keine technischen Details geben, dafür fehlt mir absolut die Kompetenz. Ich kann sagen, dass es funktioniert. (was nach meinen Erfahrungen mit preiswerten Sendestrecken, anscheinend nicht selbstverständlich ist).
Aber, die Kompaktheit des Senders fand ich fantastisch. Man kann es direkt ans Mirko klemmen. Einige mögen es nicht so, da so mehr am Becher ist, andererseits hat man quasi keine Kabellage mehr und muß den Sender irgendwie an das Sax „dingsen“ (manachmal passt der Clip, andere kleben, andere bauen sich merkwürdige Konstruktionen) oder in die Hosentasche stecken.
Toll ist auch, dass man sehr einfach und schnell den Sender per Infrarot mit dem Empfänger koppeln kann.
Der Sender selber ist eher von der größeren und schwereren Sorte. Das mag zwar für die Qualität sprechen, war für mich aber ein Minus für jemanden, der noch viel mit Rad und Bahn zu seinen Gigs fährt. Da macht ein Kilo mehr oder weniger einen deutlichen Unterschied.

Fazit
Nach über einem Jahr intensiver Nutzung habe ich immer noch das Gefühl, das beste Mikrophon auf dem Markt für mich gefunden zu haben. Nie war ich bei einem Livegig und Recording unzufrieden oder hattte Probleme, habe nur positives Feedback von Tontechnikern und Kollegen bekommen.
Topp of the Topp kostet halt leider auch Topp. Preise ab 550€ sind eine Ansage. Es gibt verschiedene Versionen, je nachdem mit welcher Funkmarke man die nutzen möchte (Jede Firma hat da ja ihre eigene Stecker) oder ob man noch irgendwelche Adapter benötigt. Da sollte man sich also vorher nochmal genau schlau machen, was genau man braucht.
Die Quantum 7 Sendeanlage liegt auch nochmal bei ca. 500€. Hier habe ich mich dann aber aus rein preislichen Gründen für eine normale Sendeanlage von Shure entschieden. Die funktioniert auch.

Aber letzendlich die ca.200Euro, die ich zu einem Mittelklasse Mikrophon plus gezahlt habe, waren es mir auf jeden Fall wert zu wissen, dass ich zweifelsfrei etwas gutes in den Händen habe.

Also wer auf der Suche nach einem Clip Mirkophon ist, sollte es unbedingt ausprobieren.
Das geht zum Beispiel auch jetz auf der Musikmesse wo Michael Schulz mit auf dem Stand von Harald Dallhammer (Halle 8) mit ausstellt.

Beziehen kann man sie aktuell am besten immer noch online direkt vom deutschen Importeur Michael Schulz (bitte lieb von mir grüßen):

www.sax-ess.de

www.appliedmicrophone.com

3 Gedanken zu „Top of the Top der Saxmikrophone – AMT Q7 LS & Q7 P808

  1. Hi Tobias, ähnliche Erfahrung habe ich auch zwischen LS und P 808 gemacht. Leider hatte ich im Zeitraum des Testens zwar top Technik im Bandraum, aber keine Live Erfahrung in verschiedenen Situationen machen können. Zwischen LS und P 808 hat das 808 ähnlich wie von Dir beschrieben abgeschnitten, aber das LS hat deutlich besser aufgelöst. Interessant wäre der Vergleich auf den Live-Bühnen gewesen, aber da hatte ich beide nicht mehr. Favorit bei mir die Vorgänger-Kapseln von AMT, absolute „Sahneschnittchen“ im Sound! Getestet mit kabelgebundenen Strecken und Funkstrechen AMT Q7 / Sennheiser EW 100 und EW 500.

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