Die Alternative zum Binden, die Silverstein Ligature

Silverstein LigatureHach, inzwischen macht das Saxophonbloggen oft richtig Spaß, vor allem dann, wenn man ständig die neusten Gadgets testen darf und der regelmäßige Leser kennt meinen Blattschraubenfimmel ja schon.
Heute kann ich sogar wieder ein Highlight präsentieren: the Silverstein Ligature!
In der englischsprachigen Saxophongemeinde gab es deswegen schon einen kleinen „Fuzz“, diverse hochrangige Saxophonisten (u.a. Liebmann und Bergonzi) berichteten extrem gutes und da wäre natürlich auch der extrem stolze Preis von 140$….

Natürlich wurde ich da neugierig, schrieb die Firma an und die waren so Freundlich mir ein Exemplar für einen Test zu überlassen. Ein paar Tage später hatte ich dann auch ein kleines Packet in der Post. Sehr überrascht und erfreut war ich, als ich gesehen habe, dass die sehr schicke Tinbox sogar mit meinem Namen personalisiert wurde.

Was der Idee der Silverstein zu Grunde liegt, ist für Klarinettisten schnell ersichtlich. Viele – vor allem die deutschen Klarinettisten – binden noch ganz traditionell ihre Blätter mit einen Bindfaden an ihr Mundstück, obwohl es doch eine Menge guter Blattschrauben und gibt und das Binden doch schon etwas umständlich ist. Daher ist anzunehmen, dass neben rein traditionellen Gründen wohl auch noch musikalische mitspielen.

1239434_10202906367797294_1538939242_nUnter Saxophonisten ist das eher unüblich, auch weil man an sich, speziell dafür geriffelte Mundstücke braucht.

Die Konstruktionsidee ist eigentlich simpel aber dafür sehr hochwertig und edel umgesetzt. Die Schnüre scheinen aus einem Art Kevlar Material zu sein. Es is auf jeden Fall recht kräftig und somit auch recht Formstabil. Also keine Angst, dass sich das irgendwie verknoten könnte.

Der Hersteller gibt auch an, dass diese Feuchtigkeit aufnehmen können und so helfen kann, die Blattfeuchtigkeit zu regulieren. Ich bin da etwas skeptisch und weil ich Kunststoffblätter spiele, tat das auch nicht viel zur Sache.

Das Handling ist sehr einfach, Schraube zu und fertig. Kein Rumfummeln, dass die Andruckplatte auch gerade sitzt, da es keine gibt. Das Blatt liegt nur auf den Schnüren. Es ist auch egal, ob die Silverstein gerade drauf sitzt. Ich persönlich setze sie etwas schräger drauf, damit die Schraube nicht so direkt vor meiner Nase sitzt.
Die 5 Umschlingungen geben genug halt und die seitlichen Metallbarren sorgen dafür, dass auch alle immer schön in Reihe bleiben. Man muß auch keine Angst haben, dass der „Bock“ der auf dem Mundstück sitzt, dieses verkratzen könnte oder rutscht, da die Füße eine Gummiauflage haben.
Übrigens hat auch jede Silverstein eine Seriennummer. Ich finde das bei einer Blattschraube zwar nicht wirklich notwendig, zeigt aber auch, wie viel Mühe in ein Exemplar gesteckt wird. Allgemein macht das Ganze Design sehr viel Sinn, was ein Zeichen ist, dass da länger dran getüftelt worden ist.

Leider muß ich jetzt sagen, dass die Silverstein ihr Geld wirklich wert ist. Ansprache und und Klang sind extrem gut, eine der besten Blattschrauben die ich angespielt habe. Ich kann mich gar nicht entscheiden, ob ich die Silverstein oder meine Forestone Ligature besser finde.
Ich kann jetzt verstehen, warum Klarinettisten binden. Die Ansprache ist schnell aber organisch und das fühlt sich sehr gut an. Metallblattschrauben reagieren schnell, aber sind irgendwie auch oft starr, Lederblattschrauben fühlen sich in der Ansprache weicher an sind aber auch langsam, was besonders im Flageolett-Bereich hinderlich sein kann. Kein Wunder, dass Klarinettisten heutzutage immer noch binden.
Klanglich ist die Silverstein, voll, rund und offen. Mein Empfinden ist, dass sie weniger Eigenklang mitbringt, dafür aber das Optimum von Blatt und Mundstück zulässt. Eine Allroundblattschraube für Leute, die ihren Sound gerne viel modulieren.

Silverstein ligatureWas aber erwähnt werden muß, dass die Blattschraube sich mit der Zeit etwas ausdehnt. Tatsächlich klingt sie auch etwas besser, nachdem ich sie so eingespielt habe, aber beim Kauf sollte man daher allerdings rauf achten, dass man die Blattschraube nicht zu groß kauft, denn ansonsten kann man sie nicht mehr schön zuknallen und die positiven Effekte verfliegen.
Bei mir wurde das leider etwas knapp. Ich habe daher die Metallbarren umgedreht wodurch die Schnüre nicht mehr direkt auf dem Mundstück aufliegen. Ich bilde mir auch ein, dass es so, sogar noch ein klitzle bissle besser klingt.

Noch ist die Silverstein noch nicht so verbreitet. Soweit ich weiß, hat sie in Deutschland bisher nur Musik Bertram und in Österreich Votruba Musik. Aber sie haben dieses Jahr in Frankfurt auf der Musikmesse in der Halle 4 einen Stand, wo man sie austesten kann.

Fazit
Wieder einmal bewahrheitet sich, Qualität hat ihren Preis. Ich denke, dass man wohl demnächst noch diverse Prospieler mit dieser Blattschraube sehen wird, aber ein Massenphänomen dürfte sie aufgrund des etwas exclusiven Preis kaum werden. Es gibt auch andere gute Blattschrauben, die nur die Hälfte kosten. Wer aber gerade etwas Geld zuviel für sein Hobby über hat, könnte einen Blick riskieren.
Mehr Infos gibt es auf ihrer Internet- und Facebookseite:

http://www.silversteinworks.com/

https://www.facebook.com/SilversteinLigature

4 Gedanken zu „Die Alternative zum Binden, die Silverstein Ligature

  1. Hallo Tobias,

    vielen Dank für die Vorstellung der Silverstein Ligature. Ich finde, sie ist eine sehr gute Alternative zu den herkömmlichen Blattschrauben und sie ist einen Test jederzeit wert.
    Ich bin also neugierig geworden und hätte noch ein paar Fragen bevor ich sie evtl. kaufen werde:
    Die Ligature gibt es, auf der Seite von Silverstein, nur in einer Größe. Du schreibst, man solle aufpassen, dass man sie nicht zu groß kauft… . Gibt es noch Abstufungen? Die Durchmesser der MPC sind ja verschieden.
    Und meine zweite Frage: Die Ligarture wird ja auf dem MPC mittels der Stellschraube festgespannt. Drückt das dünne Metallstück senkrecht, auf das Mundstück? Da würde, meiner Meinung nach, doch die Gefahr bestehen, dass man sich das Mundstück an dieser Stelle zerkratzt?

  2. Hmm, auf der Homepage gibt es US und Internationale Größen, mir ist nicht ganz klar, was was ist, aber ich nehme an, dass die US größen für die dickeren Mundstücke ist.
    Und nein, man braucht keine Angst haben, dass die Schraube das Mundstück verkratzt, da dort Gummiauflagen sitzen.

    • Hallo Tobias,
      vielen Dank für die Info. Die Gummiauflage konnte ich auf den Fotos nicht erkennen.
      Da werde ich mir die Ligature mal bestellen, diese Konstruktion halte ich für sinnvoll. Der Preis dagegen…naja.
      VG

      René

      • Es gibt verschiedene Größen: für Alt und Tenor u. Sopran jeweils Small und Medium, und für Metall auch small u. medium.
        Wir haben eine Tabelle mit den gängigsten Mundstücken und den dazupassenden Ligaturen.

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