Entlastung für den Hals – der neue BirdStrap von B.Air

Gleich vorweg, der BirdStrap ist meiner Ansicht nach, der beste Saxophongurt, der mir bisher untergekommen ist. Seit einem Jahr benutze ich ausschließlich nur noch diesen Gurt. Da ist es mal an der Zeit, dass ich mal einen gründlichen Bericht darüber schreibe, zumal er ja erst vor kurzem bei uns auf den Markt kam.

B.Air ist ein japanischer Hersteller für allerlei trickreiches Zubehör für Blasinstrumente. Auch der BirdStrap ist mehr als durchdacht:

-Essentiell sind die getrennten Nackenpolster. Diese entlasten die Nackenwirbel, welche oft sehr empfindlich sind. Viele Gurte haben zwar eine dicke Polsterung, was aber wenig bringt, da die Wirbel herausstehen und somit immer noch am meisten Druck abbekommen.
Allerdings wer schon Probleme mir Hals oder Rücken hat und/oder ein recht schweres Instrument spielt, dem rate ich lieber ganz auf Halsgurte zu verzichten und sich was anderes zu suchen. Da gibt es inzwischen diverse brauchbare Alternativen; so doof sie auch aussehen.

-Ich weiß nicht, ob es nur mir so geht, aber bei vielen anderen Halsgurten liegt das Verbindungsteil zwischen Schnur und Halsteil genau auf meinem obersten Brustknochen auf, was ich oft als eher unangenehm empfunde. Das Halsteil des Birdstraps ist ein paar Zentimeter länger, weshalb genau dort kein hartes Teil mehr aufliegt.

-der eigentliche Clou ist aber wohl der Flügel, der die Schnur aufspannt. Das hat den genialen Effekt, dass der Hals nicht mehr zugeschnürt wird. Das ist nicht nur besser für die Blutzufuhr ins Gehirn sondern ermöglicht ein freieres atmen und spielen. Denn ein Faktor für einen guten Sound ist es, mit einem möglichst offenen und entspannten Hals zu spielen (grob vereinfacht ausgedrückt).
Außerdem ist dadurch in Kombination mit den getrennten Nackenpolstern eine deutlich bessere Gewichtsverteilung gegeben.
Jeder der den Gurt um hatte, hat das beides sofort gemerkt und zumindest mir geht es inzwischen so, dass ich mit einem Normalen Gurt überhaupt nicht mehr spielen mag/kann.

-zuletzt ist auch der Haken eine Neuentwicklung. Endlich mal kein billiger Plastikkarabiner. Metallkarabiner genießen normalerweise wenig vertrauen, da diese früher gerne mal brachen (Gußeisen). Aber der hier ist extrem hochwertig und durch ein kryogenisches Verfahren zusätzlich gehärtet. Da bricht nichts.
Zum Schutz gegen Metallabrieb an der Aufhängeöse vom Saxophon ist ein kleiner Plastiküberzug über den Haken mit dabei. Allerdings verliert man dadurch die Klangwirkung, die ein Metallhaken haben kann. In der Tat gibt ein Metallhaken dem System andere Schwingungseigenschaften, die den Klang durchaus positiv beeinflussen können. Jedoch sollte man damit rechnen, dass man nach einigen Jahren vielleicht eine neue Öse ans Saxophon löten lassen muß. Je nach bevorzugtem Effekt kann man beim BirdStrap den Plastikschoner drauf lassen oder abziehen.

Den Gurt gibt es in verschiedenen Größen. S ist nur was für Kinder, M ist eher für kleinere Menschen oder Saxophonisten, die hauptsächlich Alto spielen, L benutze ich für alles, von Sopran bis Bari und XL ist dann für die, die es wirklich länger als normal brauchen.
Das Material ist echtes Leder, dass sorgfältig vernäht worden ist und der Flügel ist aus sehr robustem Plastik.

Wem die normale schwarze Version mit stabilem Plastikflügel nicht hip oder auffällig genug ist, oder man noch etwas mit mehr Klasse sucht, kann sich auch der B.Air Homepage sein Farbkombination mit Metallflügel frei zusammen stellen. Allerdings sollte man sich etwas in Japanisch auskennen und der Gurt kostet dann locker drei mal so viel wie normal:
http://www.b-air.jp/order/birdstrap/
Daneben gibt es auch diverse Sondermodelle und Einzelanfertigungen, wie zum Beispiel das sehr „extravagante“ Modell für den Saxophonisten Motoharu von Soil&Pimp Sessions (siehe Photo).
Ich habe auf der Musikmesse einen in neongrüner Schlangenleder Optik und einen mit japanischem Wellenmotiv und vergoldet ergattert.

Ihr merkt, ich bin total begeistert von dem BirdStrap und inzwischen kann man ihn auch in Deutschland käuflich erwerben, zum Beispiel bei Reedguard.com.
Allerdings hat der Spaß auch seinen Preis, den die hohe Qualität (besonders die japanische) ist halt nicht billig und so dürfte der BirdStrap das Portemonaie so manchen Hobby Saxophonisten übersteigen. Jedoch für jeden Profi, der sein Horn mehrere Stunden täglich um den Hals hat, ist das mehr als sinnvoll investiertes Geld.

http://www.b-air.jp/
http://hmtrading.jp/

10 Gedanken zu „Entlastung für den Hals – der neue BirdStrap von B.Air

  1. Ich lese deinen Blog schon seit längerer Zeit, und habe fast alle Berichte von Dir mit Interesse gelesen. Hast Du mal die lefreque Resonator Plättchen getestet? Deine Meinung würde mich wirklich interessieren. Ich bin ziemlich begeistert von den Dingern, obwohl sie in den meisten Foren verrissen werden. Gruß Markus

  2. Wow, der Preis ist nicht schlecht.
    Ein geteiltes Polster hat auch der Cebulla-Gurt – bei 35 EUR/Stk.
    Der hat zwar keinen Spreizflügel, aber schmerzhaft aufliegen tut der nicht und ein Einschnüren habe ich auch noch nicht feststellen können.
    Bei mir hängt grundsätzlich ein Bari dran, der Plaste-Haken hält auch und hat anscheinend auch noch keine Ermüdungserscheinungen.

      • Ich finde Deinen Blog hochinteressant und sehr wertvoll, aber in bezug auf den Bird Strap vs. Cebulla kann ich Dir nicht zustimmen. Der Cebulla ist erstklassig verarbeitet, dazu in Handarbeit. Mir tut meiner seit Jahren gute Dienste und in meinem Freundeskreis sind mittlerweile alle auf Cebulla umgestiegen. Und einen „Spreizfügel“ gibts von Cebulla auch, dort heisst er „extra weiter Höhenversteller“ – ich habe mir einen solchen besorgt und finde den zusätzlich entlastenden Effekt sehr angenehm. Zum Thema Qualitätsunterschiede: Wenn ich mir den Bird-Strap auf der Abbildung in Großformat ansehe, und mit den Modellen auf der Cebulla-Website vergleiche, dann komme ich eher zum gegenteiligen Schluss, nämlich dass der Cebulla einen wertigeren Eindruck macht. Und er kostet 35 EUR, weniger als ein Drittel des Bird Straps. In einem anderen Punkt dagegen bin ich wieder mit Dir einig: Wer wirklich Nacken- oder HWS-Probleme hat, sollte sich zusätzlich was anderes, z.B. einen Freeneck besorgen und diesen immer dann benutzen, wenn es aufs Aussehen nicht ankommt – ansonsten halt immer einen Cebulla, Bird Strap o.ä. dabei haben.

          • Hi
            Ich bin zwar bei saxgurten auch eher ein Verfechter von guten Metallhaken, z.B. solche aus nicht-rostendem Chromstahl wie Zappatini sie in der ersten Serie verwendete. Glasfaserverstärkte Kunststoffhaken tun auch, da reiccht die Festigkeit allemal. Allerdings muss man auch da aufpasssen, da die Drehverbindung bei den noch oft verwendeten Modellen eine wesentlich tiefere Vestigkeit aufweist, al der Haken selber (ich habe den ab-reisstest mit einem solchen Haken gemacht).

            Der beim BirdStrap verwendete Haken scheint mir nicht geschmiedet, sondern eins dieser Spritzgussmodelle zu sein und das ist ganz schlecht, deren Bruchfestigkeit ist mies.
            Was meint denn der Hersteller zu seinem Haken?

            antonio

          • Ich hatte das zwar schon im Artikel recht deutlich erwähnt. Gerade weiß Metalkarabiner in der Vergangenheit brüchig waren, ist der hier aus einem anderen Metall und zudem kryogenisch gehärtet. Das ist einer der Kostenpunkte bei diesem Gurt. Da muß es schon mit dem Teufel zugehen, bis der Haken bricht.

  3. Ich habe mit Interesse die meinungen über beide Gurte, also dem BirdStrap und Cebulla, gelesen.
    Beide Gurte sind nicht nur bei HWS-Problemen DAS Mittel der Wahl, sondern auch präventiv gesehen absolut sinnvoll.
    Die erwähnten Haken und Karabiner werden oft unterschätzt. Gerade der glasfaserverstärkte Karabiner ist fast unkaputtbar. Er trägt ca. 40…50kg und da hat man mit einem Saxophon genug Reserve. Ich habe solchen Karabiner seit nunmehr 8 jahren täglich in Gebrauch und an ihm kann ich keinerlei Abnutzung feststellen. Selbst die Öse am Saxophon weist keinerlei mechanische Beschädigungen auf. Für mich wäre dieser Kunststoffkarabiner einem aus Metall vorzuziehen.
    Was die Polster angeht, da gibt es schon Unterschiede. Die beim Cebulla bestehen aus Kautschuk und beim Birdstrap aus Silikon. Werden beide flächig belastet, eben beim Tragen am Hals, dann empfinde ich den Kautschuk angenehmer.
    Für mich haben beide Gurte ein großes Plus gegenüber anderen Produkten. Hinsichtlich des Preises muss aber jeder selber wissen was er ausgeben möchte. Qualitative Unterschiede sehe ich nicht, der Cebulla ist sogar absolut hochwertig verarbeitet und in Handarbeit gefertigt. Zwischenzeitlich gibt es ihn auch mit einem Spreizer.

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