Selmer Serie III, die moderne Klassikerin

Dieses Saxophon befindet sich schon etwas länger in meinem Besitz. Auf der Suche wurde nach einem großen lauten PowerSound wurde es zeitweise von meinem Cannonball Raven abgelöst. Da ich nun aber in letzter Zeit wieder recht viel Klassik mit dem Selmer gespielt habe und ich mich wahrscheinlich leider demnächst davon trennen muß, dachte ich, dass ich zum Abschied doch noch einen Test über meine SIII schreiben könnte.

Zwar hat Selmer letztes Jahr die Serie III nochmal etwas überarbeitet, aber die Änderungen sind meines Wissens fast ausschließlich optischer Natur, also dürfte der Artikel immer noch recht aktuell sein.
Der ein oder andere hat sich garantiert gefragt, warum den Selmer denn den Vorgänger immer noch im Programm hat, ja teilweise sogar noch weiter entwickelt. Das liegt daran, dass die Serie III zu dem Super Action 80 2 keine Weiterentwicklung ist sondern eine neu Entwicklung und beide als eigenständige Modelle neben den References stehen.

Den Absatz über Beilagen kann ich mir bei Selmer sparen, da die Firma gerne ihre Saxophone nackt verkauft. Sie gehen halt davon aus, dass Selmer halt eher von Fortgeschrittenen und Profis gekauft wird, die schon ihre Mundstück, Gurte und Koffer haben. Wer dennoch original Selmermundstück, Gurt und Koffer haben will, kann dieses natürlich zu Selmer üblichen Preisen extra kaufen.

Selmer bietet die SIII und das SA 80 2 in verschiedensten Ausführungen an: versilbert, vergoldet, gebürstet und verschiedene Lackierungen. Meines (von 2003) hat einen Mattgoldenen Lack und ist ohne Gravur (gibt es jetzt nicht mehr), dadurch hat es eine sehr elegante moderne Optik. Fast schon spacig.

Da seit den 60ern fast jedes Saxophon ein Selmerklon ist, ist die Mechanik weitesgehend wie gewohnt, nur wirkt alles sehr elegant. Nichts an dem Teil wirkt irgendwie klobig. Es passt somit sehr gut in kleine Hände. Die Klappenaufgänge sind eher niedrig, aber geben so in kombination mit der wirklich sehr hochwertigen Mechanik ein sehr präzises Handling. Halt den hohen Ansprüchen der Klassiker genügend.
Aber ein paar schöne Details gibt es schon. Z.B. hat sich Selmer endlich von der Unsitte des Daumenhakens und Daumenauflage aus Plastik gelöst. Die sind bei der Serie III aus Metall. Dadruch kann das Sax hörbar besser resonieren.
Die Hochwertigen Lederpolster haben gewölbte Resonatoren ohne Nieten. Sieht man auch selten, aber das ist halt ein weiterer Selmerluxus. Durch diese Resonatoren kann das Sax sehr schön strahlen.
Bemerkenswert ist auch, dass man die Ribs verschlankt hat. Die Ribbed construction wurde von Selmer eingeführt, und man versteht darunter, dass die Mechanik auf Schienen vor montiert wird und dann werden diese Schienen ans Saxophon gelötet. Das macht das Sax stabiler und das bauen leichter, jedoch bedeutet das auch mehr Masse.
Durch die schlankeren Ribbs und nun auch mehr einzeln aufgelöteten Säulen kann das Saxophonkorpus freier schwingen und klingt farbiger (feinere Klangwirkungen).
Das besondere Feature bei dem Serie III Alto ist die Cis-Ausgleichklappe, die nur beim C#“ offen ist. Es ist ein gängig Problem bei Saxophonen, dass dieses Cis aufgrund des Lagenswechsel klanglich, intonatorisch und dynamisch raus fällt. Diese Extraklappe hilft hier in der Tat den Ton zu korrigieren und sorgt so für ein selten so homogenes Register.

Leider hat es für die rechte und linke Handkopplungen keine Einstellschrauben, dafür aber für die Klappenaufgänge für das Seit-bB und das Seit-C. Sehr clever und einfach zu handeln und habe ich so leider noch bei keinem anderen Konkurenten gesehen.
Das war es vom technischen Detail. Wer es noch ausführlicher haben will, kann ja in den Testbericht aus der Sonic reinschauen, der diesem Aspekt ja immer seine Hauptaufmerksamkeit widmet.

Leider gibt es aber auch Selmertypische Schönheitsfehler. Die Metallresonatoren rosteten schon nach einem Jahr und an einigen Stellen hat sich sehr Fix der Lack abgelöst (besonders bei der Kleinfingermechanik). Besonders Ärgerlich war, als mal plötzlich einfach ein essentielles Polster abfiel und das 5min bevor ich auf die Bühne mußte. Aber solche Geschichten kennt man ja von Selmer und die gehören irgendwie zu derem Charme dazu.

Wie schon angedeutet sind Klang, Ansprache und Intonation über das ganze register Fantastisch homogen. Das leiste pp kommt auch in den Tiefen, auch Flagolettes und Spaltklänge sind kein Problem. Ein großes dynmaisches Spektrum ohne klanglich irgendwie auszubrechen, obwohl es viele Saxophone gibt, die noch lauter können, aber das ist wohl auch nicht ziel dieses Saxophons gewesen. Kontrolle total.
Der Ton ist recht schlank (aber alles andere als dünn), was auch mit an dem recht kleinen Becher liegen könnte. Ich würde den Klang folgendermaßen beschreiben: hell, strahlend, farbig, modern und sanft. Wer den mörder Powersound sucht, ist hier also wahrscheinlich falsch. Wer es gerne lieblicher hat könnte sehr glücklich werden.

Es ist definitiv ein Klassikhorn par excellence, allerdings hat Selmer den allgemeinen Saxophonsound so geprägt, dass die Serie III auch ein elegantes Allroundhorn mit dem aufgrund des strahlenden modernen Sounds sogar Funk geht, nur bräuchte man dafür eine Mikrophonierung, da es nicht dafür gedacht ist, gegen E-Klampfen anzukämpfen.
Nur schade, dass es über 3000 Euro kostet, aber dafür ist es halt auch ein Selmer.

PS: Wer meint, dass eine Serie III sein Wunschinstrument ist, noch steht es in den Kleinanzeigen

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0 Gedanken zu „Selmer Serie III, die moderne Klassikerin

  1. Zitat: „Wer es noch ausführlicher haben will, kann ja in den Testbericht von Klaus Dapper reinschauen…“

    Klaus Dapper? Der Link verweist auf einen Artikel von Rainer Müller-Irion.

    • Ja, Photo ist mit hochgeladen, sieht aber nicht sehr spektakulär aus. Wieweit was mitgepackt ist hängt denke ich immer noch vom Händler ab, denke ich, könnte mich aber auch irren.
      Link wird repariert, wenn ich wieder zurück bin und wieder eine normal schnelle Verbindung habe.

  2. Zitat: „Den Absatz über Beilagen kann ich mir bei Selmer sparen, da die Firma gerne ihre Saxophone nackt verkauft. Sie gehen halt davon aus, dass Selmer halt eher von Fortgeschrittenen und Profis gekauft wird, die schon ihre Mundstück, Gurte und Koffer haben. Wer dennoch original Selmermundstück, Gurt und Koffer haben will, kann dieses natürlich zu Selmer üblichen Preisen extra kaufen.“

    Das hat sich ja wohl laut verlinktem Bericht von Rainer Müller-Irion geändert:
    „Beide Instrumente werden mit Koffer, Mundstück und Zubehör geliefert, was ja längere Zeit bei Selmer-Instrumenten nicht der Fall war.“

  3. Erschreckend finde ich, dass die „Klein-Finger-Mechanik“ die gleiche Abnutzung aufweist, wie mein fast 30 Jahre altes Amati Super Classic, was halt „nur“ ein tschechoslowakisches Mittelklasse-Horn ist.
    (allerdings mit Koffer, Mundstück und Gurt…
    🙂

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