Eigentlich wollte ich zu den NY Bros und dem Slant Sig Mundstück von Theo Wanne schon länger einen Bericht schrieben, da sie schon seit längerer Zeit die Mundstücke meiner Wahl sind.
Die Namen der Mundstücke verraten eigentlich schon, was sich dahinter versteckt. Beim NY Bros handelt es sich um einen Meyer Klon für’s Altsaxophon und das Slant ist ein Otto Link Hard Rubber Klon für’s Tenorsaxophon. Die Klassiker wenn es um Kautschuckmundstücke für Jazz geht.
Eigentlich spiele ich schon seit Jahren diverse Meyer-Klone und komme immer wieder darauf zurück. Und auch meine Schüler landen bei ihrer Sucher meist auf Meyerlike Mundstück für’s Alto und einem Tone Edge.
Warum ist das so? Weil die Mundstückschnitzer schon in den alten Tagen wußten, was sie tun und es sich bei beiden um eigentlich ganz einfache Designs ohne Schnickschnack sind. Runde Kammer, ein nur leichter Baffle, keine Ecken oder Kanten. Das macht einen angenehmen und flexiblen Sound. Außerdem ist zumindest in Europa die Zeit der schrillen Saxophonsounds der 70/80/90er vorbei und man besinnt sich auf einen klassischen Jazzsound von zwischen 40-60ziger.
Die Originalmundstücke, als bei Otto Link und Meyer noch echte Schnitzer saßen sind sehr begehrt und erreichen teilweise absurde Sammlerpreise.
Da ist es nicht verwunderlich, dass es so viele Meyerklone von vielen und teils auch sehr guten Herstellern gibt. Aber um so verwunderlicher ist es, dass es so wenig Slantklone gibt.
Ich werde hier trotz meiner persönlichen Begeisterung nicht sagen, dass das die besten Mundstücke sind oder die besten Meyerkopien auf dem Markt, denn das gibt es nicht. Für jeden Spieler funktioniert Equipment anders und nicht jeder will das gleiche, aber ich habe schon diverse neidische Kollegen und Schüler gehabt, die meine Mundstücke ausprobiert haben (zu den Zeitpunkten, waren die Mundstücke hierzulande noch gar nicht erhältlich und ich kam nur durch „special connections“ an diese).
Es sind einfach handwerklich extrem gut designte Mundstücke.
Theo Wanne ist ein wahrer Mundstücknerd. Er gilt als einer der besten Mundstückrefacer, hat dann eine eigene (hochpreisige) Mundstücklinie mit dem Konzept der True Chamber herausgebracht. Alles gute Mundstück, die alle trotz der Baffles sehr fett klingen aufgrund der großen Kammer. Allerdings ist der Sound bei allen sehr Modern, was in den USA und Asien recht beliebt ist, bei uns Europäern aber gerade aktuell nicht so, weshalb man die hierzulande eher seltener sieht.
Und auch sonst tüftelt er gerne viel. Vor ein paar Jahren hat er auch eine eigens Saxophon (gefertigt zu großen Teilen in Taiwan) mit vielen innovativen Features heraus gebracht.
Für das NY Bros und das Slant hat er sich lange mit seiner Sammlung alter Meyer und Link Mundstücke beschäftigt und zu einem seiner Meinung nach optimalen Ergebnis zusammen gefasst.
Interessant ist auch das neue Fiberrodmaterial, dass statt normalen Kautschuk verwendet wird. Es soll den Eigenschaften von Vintagehardrubber sehr nahe kommen, dabei aber stabiler sein und keinen Schwefel abgeben. Es ist schon etwas härter, aber ich finde es immer noch sehr angenehm im Spielgefühl. Ich hatte die Möglichkeit das gleiche Mundstück einmal in dem Fiberrod und einmal mit normalen Kautschuk zu spielen. Einen großen Unterschied habe ich nicht gehört.
Klanglich kann ich eigentlich gar nicht viel sagen. Das NY Bros klingt halt wie ein sehr gutes Meyer, ich würde es eher im leicht hellen und durchsetzungsfähigem Spektrum dieser verorten, aber das, was mich zu diesen Meyermundstücken immer wieder hinzieht ist einfach der volle und flexible Klang. Man kann halt dunkel und soft für eine Jazzballade spielen, kräftig und hell für etwas Pop/Funk oder projektionsreich für Lead in der Bigband.
Ähnlich ist es mit dem Slant, wobei dies eher einen fetten und leicht dunkleren Sound hat, so wie man sich ein Tenor eben vorstellt.
Dank sehr guten CNC Maschinen sind alle Rails und die Tip perfekt verarbeitet. Leider sind Varianzen in der Herstellung von Mundstücken immer noch keine Seltenheiten und gerade bei den originalen Hersteller Meyer und Link kommt aufgrund der Masse immer wieder Gurken vor. Das passiert bei Wanne eben nicht, alleine deshalb sind die Mundstücke besser als die Massenware. Das hat allerdings auch seinen Preis.
Aber freudigerweise ist dieser nicht ganz so hoch, wie man das sonst von den Theo Wanne Mundstücken kennt. Im 300 Euro bereich finde ich diese hochwertigen Mundstücke sehr fair angesetzt.
Wer also ein sehr gutes Mundstück sucht, für einem flexiblen Einsatz im ganzen Jazz/Pop-Bereich, sollte diese beiden ruhig mit auf seine Liste setzen.
Leider gibt es sie noch nicht so oft in Deutschland aber zum Beispiel bei PMS in Hamburg sind sie erhältlich oder halt eben jetzt auf der Musik Messe. Ihr findet den Stand in Halle 8 K47 (es ist in der hintersten Halle in der hintersten Ecke).
Wenn ihr da seid und ausprobiert, dann sagt Bryan Vance Hallo von mir.