Vor kurzem verschlug es mich in den Laden vom Holzblasinstrumentenmeister Armin Weis in Marburg. Kenner der Szene wissen, dass es sich hier um einen ganz besonderen Laden handelt.
Armin Weis hat sich nämlich auf Mark VI Saxophone spezialisiert. Neben dem üblichen modernen Sortiments, das man in den meisten gut sortierten Saxophonläden findet hat Armin Weiß eine beeindruckende Palette alter Selmer Saxophone zusammen getragen.
Aber warum ist das jetzt so etwas besonderes?
Viele Saxophonisten glauben, dass das Mark VI „das beste Saxophon ever“ sei. Ich sehe das persönlich etwas differenzierter. Einen ausführlicheren Artikel zum Mark VI Mythos von mir findet ihr hier:
http://saxophonistisches.de/selmer-mark-vi-%E2%80%93-doch-nur-eine-mythos/
In dem Artikel komme ich zum Schluß, dass Selmer zwar nicht die besten Saxophone baut, aber mit dazu gehört, dass das Mark VI das letzte Vintagehorn ist aber mit moderner Applikatur, was eine reizvolle Kombination ist und dass die Mark VI teils sehr unterschiedlich klingen.
Aber genau da liegt der Reiz in Armins Shop. Wo hat man schon mal die Gelegenheit, mehrere – und nicht nur ein paar – Mark VI direkt nebeneinander anzuspielen. Da wir beide an dem Tag nicht unendlich viel Zeit hatten, habe ich nur einen Schnelldurchgang durch die Altos machen können, aber das Erlebnis war verblüffend. Die Mark VI waren teilweise extrem unterschiedlich, (aber alle gut bis excellent), aber sofort hatte die Hörner auch Einfluß auf mich als Spieler. Je nachdem wie das Saxophon klang und ansprach, habe ich auch sofort anders gespielt. Einen solchen Effekt, dass mich verschiedene Hörner so unterschiedlich beeinflussen.
Es drängt sich fast schon ein Vergleich zu Harry Potter auf, als er im Laden von Olivander sich seinen Zauberstab aussucht.
Das´erste Horn, dass ich hatte, passte nicht wirklich zu mir, das nächste war sehr crispy und eher funky, das darauf folgende sehr sanft und smooth und ein andere wieder so oldschoolig, dass ich nicht anders konnte, und diverse BeBop Licks loslassen mußte.
Armin erzählte mir, dass dies tatsächlich ein häufiger Effekt in seinem Laden ist. Es sei halt nicht immer so, dass sich der Spieler das Horn aussucht, sondern oft sucht sich das Horn den Spieler aus.
(Aber ich muß auch ganz ehrlich sagen, dass ich mit meinem neuen Forestone Saxophon immer noch mehr als glücklich bin. Dieses konnte problemlos mit den vielen schönen Selmer Hörnern mithalten.)
An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass Armin seine Mark VI nicht an Sammler verkauft, sondern nur Spieler, die das Horn dann auch wirklich regelmäßig zum klingen bringen. Diese Leidenschaft kann ich sehr gut verstehen.
Um so viele alte Selmer anbieten zu können, kauft sein Partner Harry Schubkegel (auch kein Unbekannter in der Szene) gezielt Mark VI Saxophone auf und Armin richtet und überhohlt diese dann.
Dies ist ein weiterer Punkt ist, warum mich die Hörner so ansprachen. Armin ist ein echter Meister seines Fachs. Richtig gute Saxdocs sind selten, aber nach meinem Eindruck gehört er wohl zu einem der besten im Lande.
Dementsprechend anregend war dann auch unser Fachgesimpel und ich weiß, dass ich da irgendwann nochmal mit etwas mehr Zeit nach Marburg muß. Ich kann jetzt auch die Mark VI Leidenschaft vieler Spieler auch etwas besser nachvollziehen.
Wer also auf der Suche nach einem neuen Saxophon ist und mit einem Mark VI am liebäugeln ist, dem kann ich nur ans Herz legen, den Weg nach Marburg zu machen. Es lohnt sich.
Die Auswahl der Hörner kann man sich auch vorher sehr bequem von zu hause auf seiner sehr gut gestalteten Internethomepage anschauen, die mit zahlreichen Infos gespickt ist.
http://legendary-saxophones.de/
Zitat: „… dass das Mark VI das letzte Vintagehorn ist aber mit moderner Applikatur, was eine reizvolle Kombination ist ….“
…spontan fällt mir hier das Buffet Superdynaction ein, das dieselbe Zuschreibung durchaus verdient. Das Super 20 vielleicht auch. oder?
t.
da alle heutigen Saxophone eine Kopie des mark VI sind (bzw dessen Mechanik), hat mein Satz durchaus eine gewisse gültigkeit. Das heißt aber nicht, dass alle anderen Mechaniken bis dato schlecht waren.
Jein.
Das Design des MKVI hat sich letztendlich durchgesetzt. Dadurch ging leider Individualität verloren, aber das ist ja ein anderes Thema.
Wenn aber es aus der selben Ära Saxophone gibt, die ebenfalls die Attribute „Vintage“ und gute Mechanik besitzen, dann kann man Deine Aussage leider nicht unkommentiert so stehen lassen.
mecca for saxophonists, it’s true 🙂
Schade, dass der Blog eingeschlafen zu sein scheint.
Nein, nicht ganz, ist gerade nur Pause, da bei mir gerade viel los ist. Ich brauche einfach nur mal wieder etwas Zeit und Muse, dann kommen auch wieder Artikel!
Ich teile deine Meinung zu MK VI. Sehr wohltuend das mal aus anderem Munde zu hören. Dieses Horn ist (mittlerweile) das hoffnungslos überbewertetste überhaupt. Es werden nicht selten Preise bis zu 12’000,-€ (!) für gewisse Exemplare bezahlt, das ist nichts weiter als Nepp (z.B. quinntheeskimo bei ebay USA, den ich persönlich kenne und der auch ein erstklassiger Händler ist, aber was MK VI angeht einfach viel zu teuer). Ich habe jahrelang King, Martin und Conn gespielt (aktuell King S20) und es gibt für mich nicht einen Grund, dem MK-VI-hype hinterherzueifern. Falls ich je auf ein moderneres Horn umsteige, dann eher die Fabrikate, die du so schön hier beschreibst (Borgani, Forestone, Cannonball). Aber ich gebe zu, das hat auch stark was mit Prinzipien zu tun: Mag sein, dass Daimler gute Autos baut, aber ich werde mir NIE so eine Schüssel kaufen. Lieber Toyota – funktioniert am Ende wahrscheinlich besser, kostet wesentlich weniger und ist nicht so prätenziös. Und das Argument „Profi“ ist m.M.n. ebenfalls an den Haaren herbeigezogen, denn ich bin selbst einer. Sehr lustig finde ich auch das Argument „Mechanik“, v.a. wenn’s auf die linke kl.Finger-Mechanik geht: mal Hand aufs Herz: wie viele von euch spielen denn ständig Hochgeschwindigkeits-licks auf tief Bb, B u C#?
Sehr interessant ist in dieser Hinsicht auch die Geschichte mit den Reference: Selmer wollte damit im Grunde den „Vintage-Markt“ ihrer eigenen Instrumente (an dem sie aber nicht mehr Teil hatte, weil ja MK VI schon lange nicht mehr produziert wird) wieder „reaktivieren“ und somit daran verdienen. Nach anfänglichem hype sind diese Hörner aus der Profi-Welt mittlerweile wieder restlos verschwunden und werden nun noch von Zahnarzt-Gattinen gespielt, die eigentlich gerne ein MK VI hätten um anzugeben, aber nicht in der Lage sind, sich selbst eines zu besorgen. Zum Glück gibt es mittlerweile genügend andere Hersteller, die gleichwertige oder bessere Hörner bauen.
Wer heutzutage ein MK VI spielt nachdem er 10 andere Fabrikate getestet hat: ok. Wer sich heutzutage ein MK VI kauft, ohne irgend eine andere Alternative in Betracht gezogen zu haben: armer Idiot!
Vorsicht, verwechsle Sammlerwert nicht mit Spielwert. Die MK VI die mehr als 4000 kosten, haben Sammlerwert. Wer allerdings wegen dem Sammlerpreis denkt, er kaufe ein besseres Sax, tja…..
Ich bin so ein armer Idiot, der in der jetzigen Hochpreiszeit ein MK6 bei Armin Weiss erworben hat und auch noch ein Amateur….
Für mich gab es nur einen Grund dieses Horn zu nehmen, u.z. weil es mich optisch und vor allem klanglich regelrecht angesprungen hat. Ich hab so etwas vorher noch nie gehört und die Ansprache ist so extrem leicht dass man es bald mit der Nase anspielen könnte. Ich hab auch noch 7 andere Mk6 angespielt, von denen ich nie im Leben eines genommen hätte auch nicht für 1800 Euronen geschweige denn für 5….,
weil sie nicht an mich gingen.
Weiterer Punkt: Es macht einfach keinen Spass Geld für ein Saxophon hinzulegen egal ob Yanagisawa, Yamaha, Wundersteinchen Cannonball, Selmer, Expression, Brancher usw. und nach einem 1/4 Jahr die Gewissheit zu haben dass es jetzt nur noch die Hälfte wert ist. Da taugt dann das Beispiel „Super Toyota“ wer will den Japs haben wenn er mal 50.000 km hat????
Ich hab kein Mk6 gekauft weil ich so geil auf Neuentwicklungen mit tollen Fantasienamen aus Taiwan bin und den Wertverlust alle paar Jahre mit Freunden feiere. Ich kann die Scheiße wie „die neue Selmer Klasse“ oder „spielt sich wie ein“ nicht mehr hören, weil es eben immer die Kopie ist!!!!!
Aber trotzdem gilt : Jedem das seine……spielen muss er selber…….und die unten stehen hören den Unterschied sowieso nicht………