lefreQue, das kleine Klangwunder

Als mir jemand in einem Laden (oder war es eine Musikmesse?) zum ersten Mal die erste Version des lefreQues zeigte, wußte ich sofort, warum erstens jemand auf diese Idee kam und zweitens, dass es funktioniert.
Wollte ich es testen? Nein, bloß nicht! Es war viel zu fummelig mit den damals zwei Gummibändern und nachher hätte ich es noch gewollt!
Aber in der Zwischenzeit wurde der lefreQue deutlich verbessert mit zwei übereinander gelegten Platten und einer Art „Haargummi“ mit Perle, durch das die Montage deutlich vereinfacht wurde. Allerdings sind auch so viele Varianten in Größe und Material dazu gekommen (und nicht unbedingt billigere), dass meine Lust zu testen immer noch etwas gehemmt war.
Nun ist einer meiner alten Freunde aus „der Szene“ Thomas Voigt Artist und Vertriebler für lefreQue geworden und vor kurzem hat sich ENDLICH die Gelegenheit ergeben, dass wir uns mal gemütlich zusammen hinsetzen konnte und ich mal in Ruhe das Sortiment testen konnte(/sollte(/mußte)).

Bevor ich jetzt von meinen Höreindrücken berichte eine kleine Physikstunde:
Wie gesagt, mir war sofort klar, dass das Ding wirkt und zwar wie folgt.
Ein Instrument schwingt in Resonanz mit dem erzeugten Ton. Das gilt auch für Blasinstrumente. Je besser ein Instrument mitschwingen kann (also weniger Energieverlust) desto besser ist das für den Sound.
Leider sind die meisten Instrumente nicht aus einem Stück gefertigt, sondern aus mehreren zusammen gebaut. Da gibt es dann Steck- Löt-, Schraub-, Kleb- und sonstige Verbindungen, die aber alle ungünstiger für „good vibes“ sind als durchgängiges Material.
lefreQue ist also eigentlich mehr eine Schwingungsbrücke. Die untere Platte ist sehr frei gelagert und kann somit alle Frequenzen der Schwingung gut von einem Medium auf das nächste übertragen und vice versa.  Daher liegen auch zwei Platten übereinander (die obere mit kleinen Füßchen für etwas Abstand versehen), dass die Brücke nicht vom Haltegummi gedämpft wird.
Somit kann man das lefreQue rein theoretisch an jede Übergangsstelle montieren bei allen möglichen Instrumenten. Die Homepage bietet da übrigens zahlreiche Möglichkeiten.

Allerdings gibt einige Verbindungsstellen, die sinnvoller sind als andere und da wir hier bei saxophonistisches.de sind, werde ich mich auch nur noch mit dem Saxophon aufhalten.
Hier ist die neuralgischste Stelle zwischen Mundstück und S-Bogen. Nicht nur, dass es zwei unterschiedliche Materialien sind (was eh schon ungünstig ist) liegt dazwischen noch ein fetter dämpfender Kork.

Jetzt kommen wir zu meinen Höreindrücken. Ich dachte, dass ich durch lefreQue vor allem mehr Körperschall vom Saxophon über das Mundstück bekomme, also ich mich besser hören würde. Den Effekt, den das Teil aber dann auf den tatsächlichen Klang hat, hatte ich unterschätzt. Mist, noch ein Gadget, das ich jetzt unbedingt haben möchte.

Thomas fing vorsichtig an mich zu bestücken, erstmal gingen wir am Mundstück und S-Bogen die verschiedenen Materialien durch. Harmlos fing es mit Messing und Rotmessing an, dann versilbert, Vollsilber, Vollsilber vergoldet, Vollsilber rosé vergoldet, Vollgold. So gingen wir die Preisliste immer weiter runter und waren schon im vier stelligen Bereich als er zum Ende noch die Karatzahlen hochging….
Das Traurige ist, je teurer desto größer wurde der Effekt.
Achja, welcher Effekt:

Neben der besseren Selbstwahrnehmung hat sich eine Art „Surround Effekt“ gebildet. Mein Saxophonklang war plötzlich im ganzen Raum präsenter, er war in jeder Ecke und fühlte sich insgesamt dichter an. Mehr Projektion und Klangfülle. Zudem fühlte sich das Saxophon in seiner Reaktion näher an, tiefe Töne waren leichter, mehr Klangtransparenz bei schnellen Läufen. Es ist nicht so, dass LeFreque den Klang verändert sondern eher hervorhebt. Zwischen den verschiedenen Materialien gab es schon leichte Unterschiede, welche Soundaspekte etwas mehr hervorgehoben wurde.
So war für mich Messing eher resonantere Frequenzen, Silber eher strahlen und Gold am ausgeglichensten. Ich habe auch einen Unterschied zwischen Normal und Roségold gehört. Bei mir war zweiteres etwas heller. Thomas hat das auch gehört, aber ich sei da die Ausnahme, denn normalerweise klingt Rosé weicher. Tja, dass da anscheinend keine Universalvorgabe gibt, wie was klingt bei einem, kennen wir schon von anderen Tuningprodukten.
Ich habe mir auch den Effekt nochmal von Thomas an seinen Saxophonen vorführen lassen um sicher zu gehen, dass es nicht nur die Selbstwahrnehmung ist. Tatsächlich spielte es auch mit den LeFreque kaum eine Rolle, ob er mit dem Sax oder dem Rücken zu mir Stand.

Die Größe des Effekts bei mir (und Thomas erklärte mir, dass sei bei fast allen Saxophonisten so) war bei der Messingvariante hörbar aber eher nett. Kein zwingender Kaufgrund. Bei 24k Gold war der Effekt so Massiv, dass ich dachte, ich hätte ein ganz anderes Instrument in den Händen.

Und im Nachhinein betrachte ich das als einen perfiden Akt von Thomas, hat er mich dann in der Gold weiter ausgerüstet. Erst zwischen S-Bogen und Hauptröhre, dann Hauptröhre und Knie und zuletzt Knie und Schallbecher.
Zwar hatte das LeFreque am Mundstück die größte Wirkung und je weiter unten man montierte desto geringer war der Effekt, aber es war weiter deutlich hörbar. Der Sound wurde größer und Ansprache besser. Am Ende überlegte ich kurz, ob ich wohl auf eine Milz verzichten könnte. (Tja, der Goldwert alleine macht die Teile so teuer und inzwischen hatte ich mehr Wert an meinem Sax, als das Sax selber hat).

Was es noch fieser machte war, dass Thomas erzählte, dass das so mit der Wirksamkeit vor allem bei uns Saxophonisten sei. Für Trompeter funktioniert aus irgendwelchen Gründen die Messingversion am besten. Warum das so ist, kann ich mir auch nicht erklären.

Ein grausamer Effekt war das, als dann alles wieder runter war. Plötzlich wollten die Tiefen nicht mehr, ich hatte mich zu schnell an den Luxus gewöhnt….
Mein persönlicher Kompromiss, der nun an meinem Saxophon ist, ist eine vergoldte Vollsiberversion.

Wer nun Neugierig geworden ist oder noch zweifelt kann jetzt auf der Musikmesse zu Thomas Voigt stapfen (irgendwo hinten in der Halle 8) und sich selber überzeugen lassen.
Wer es jetzt nicht hin schafft, inzwischen frühen den LeFreque auch die meisten gut bestücken Fachgeschäfte für Windisntrumente.
Ja, eigentlich ist es nur ein weiteres Tuningteil, dass man nicht unbedingt braucht und die Preise sind für uns Saxophonisten schon heftig, aber irgendwie lohnt es sich halt auch…..

Für die genauen Modelle (Größen, Materialien), Preise sowie Montage und Benutzung besucht am besten die Homepage des Herstellers.
https://www.lefreque.com/

Und wenn ihr schon dabei seid, checkt auch mal Thomas Voigt aus. Er gibt regelmäßig gute Workshops, ist ein toller klassischer Saxophonist und Dirigent des größten Saxophonorchesters in Europa
http://www.dein-saxophonist.de/
http://www.sax-for-fun.de/

 

3 Gedanken zu „lefreQue, das kleine Klangwunder

  1. Hehe, das hätte ich Dir auch sagen können 🙂
    War bei mir ganz ähnlich. Ich habe mir 2 Paar gegönnt. Ein (längeres) Paar in Vollsilber vergoldet, um Mundstück und S-Bogen zu überbrücken und ein kurzes Paar in Vollsilber für den Übergang von S-Bogen zur Schallröhre.

    Dieses kurze Paar montiere ich abernur auf mein altes Keilwerth Toneking. Da geht´s im Gegensatz zu den anderen Instrumenten ohne große Fummelei. Bei meinen anderen Saxophonen begnüge ich mich mit der Brücke vom Mundstück zum S-Bogen.

  2. Und welches Modell ist jetzt richtig für welches Instrument? wie kann ich die Maßangaben verstehen und was bedeutet dann double Reed?

    Interessant ist die Sache allemal. Der Effekt müsste doch laut deinen Berichten unnormal sein wenn man das jetzt noch mit dem Carbon S-Bogen kombiniert oder?

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