Einer der Artikel von mir, die ich auch jetzt noch für lesenswert halte, ist meine Lektion über die Longtones. Und es ist wohl auch sinnvoll diesen parallel zu dieser Lektion zu lesen:
Longtones – der Weg zum Erfolg
Nun habe ich in meinem Unterricht eine etwas andere Variante entwickelt, die bei meinen Schülern sehr gut zu fruchten scheint.
Bei den klassischen Longtones geht es darum Tonkontrolle zu entwickeln. Zwischen pp bis ff und wieder zurück, dass die Intonation und Klangfarbe gleich bleibt, sowie, dass Crescendo und Decrescendo möglichst gleichmäßig ist. Und das alles mit einem kompletten vollen Atemzug.
Das ist gar nicht mal so leicht, denn wenn man Töne leiser spielt, geht die Intonation nach oben und so ein h“ ist ein ziemlich kranker Ton (sehr kurze Luftsäule) und schwankt daher ganz schön.
Also eine essentielle Übung!
Allerdings, wo genau bleibt da jetzt die Entwicklung zu einem größeren Ton? Schließlich muß man doch mit den Faktoren Rachen, Zunge, Luftführung, Ansatz und so weiter experimentieren um so eine Verbesserung erzielen zu können.
So kam ich schließlich auf das Konzept der Powerlongtones. Hier geht es nur darum, den Sound zu formen. Während bei den klassischen Longtones Intonation und Klangfarbe gleich gehalten werden sollen, passiert bei den Power-Longtones genau das Gegenteil!
Ziel ist es, bewußt mit Kangfarbe und Intonation zu experimentieren, um so seinen Sound kontinuierlich zu verbessern und bis zum „Maximum“ auszureizen. Und so geht’s
1) Holt tief Luft (wie in der Longtonartikel beschrieben) und blast ganz normal und relaxed ins Horn.
2) Jetzt gebt immer mehr „Energie“, so dass der Sound lauter, großer, voller, resonanter, projizierender wird.
-ihr dürft mit allem experimentieren Luftführung, Luftdruck, Intonation, Rachen, Zunge, Ansatz (Lippenspannung, Kieferdruck, Mundstückwinkel usw.)
-wichtig ist, dass der Sound nur größer wird und ja nicht nachlasst.
3) hört erst bei eurem „Maxium“ auf. Jetzt sollte auch eure ganze Luft verbraucht sein.
Eigentlich müßt ihr nicht bewußt darauf achten, was euer Körper wie macht. Viel wichtiger ist es, über die Ohren zu gehen. Hört euch zu, hört wie sich euer Sound verändert und steuert so auf eine Verbesserung hin. Es schadet aber auch nicht, ab und an mal doch drauf zu achten, was der Körper macht und was das für den Sound zu folge hat. Wichtig ist aber, dass ihr euer Ohr schult und eine Vorstellung für euren Sound entwickelt. Es ist erstaunlich, was alleine die Vorstellung/Bewußtsein eines guten Sound unterbewußt ausrichten kann.
Es gibt einige objektive Faktoren für einen guten Sound, auf die Ihr hier gezielt hin arbeiten könnt.
-Lautstärke ist natürlich das erste woran man denkt, aber darum geht es gar nicht in erster Linie
-Projektionsfähigkeit, euer Ton muß gut tragen. Stellt euch vor, dass der Sound Kilometer weit reicht, er durch die Wand geht und den Nachbarn nervt, dass ihr euch als Satzführer über den Satz setzen könnt.
-Volumen: ein schön fetter Sound, der den ganzen Raum in Tonwatte hüllt.
-Resonanz: bringt das Saxophon zum schwingen, den Raum und euch selber (siehe Resonanzräume)
-bringt euren Sound zum „singen“
Bewusst nutze ich den etwas schwammigen (halbesoterischen) Begriff „Energie“. Denn beim Saxophon spielen, kommen so viele Faktoren zusammen, dass eine Zusammenfassung kaum möglich ist.
Auf ein paar Faktoren möchte ich noch eingehen.
– das der Ansatz locker sein und man nie beißen sollte, muß ich denke ich nicht näher erläutern.
– verwechselt Energie nicht mit Luftdruck. Zwar gilt „viel Luft = viel Sound“, aber die Art der Luftführung ist essentiell. Seid ruhig verschwenderisch mit der Luft. Versucht gerade im unteren Register eher eine breite und hauchende Luftführung vorzustellen. Das macht den Sound fetter.
– gerade im oberen Register ist es erstaunlich, was für einen Soundunterschied es machen kann, wenn man nur den Ton minimal fallen läßt. Eigentlich alle Saxophonisten tendieren natürlich, da oben zu hoch Intonieren. Ich habe festgestellt, dass da oben eine gute Klangfarbe und eine gute Intonation Hand in Hand gehen.
– fangt mit den Power-Longtones auf dem tiefen Eb an. Das ist meiner Ansicht nach der best funktionierende tiefe Ton. (das D hat das Problem, dass da nur eine Klappe offen ist und C# und tiefer liegen ungünstig im „Knick“). Gerade bei den tiefen Tönen, kann man das sehr gut mit der Resoanz erarbeiten um alles schön zum schwingen zu bringen.
-pro Übsession reichen zwei bis viel Longtones (richtig gemacht, sind die recht anstrengend). Macht aber nicht immer nur die gleichen Töne, sondern versucht mit der Zeit immer wieder das ganze Register durchzugehen.
Weitere Faktoren die, mit denen man experimentieren kann, habe ich in dieser Lektion gelistet:
Natürlich braucht man nicht immer einen „Mördersound“ und jeder hat andere Vorstellungen von einem schönen Klang. Diese Übung funktioniert auch in andere Richtungen. Man kann auch auf einen möglichst runden, fluffigen und weichen Sound zielen oder einen Modernen/Poppigen mit viel Buzz zielen.
Ich persönlich halte es für sinnvoll (und mache das auch täglich) direkt nach dem Einspielen vor allem anderen zwei/drei dieser Power-Longtones zu machen um sich selber so auf einen guten Sound „zu eichen“.
Aber es macht auch oft Sinn, das mal beim üben eines Stückes zu machen. Gerade wenn man sich sehr auf Noten und Technik konzentrieren muß, sackt der Sound ab. Dann unterbreche ich mich oder meinen Schüler und spiele einen Longtone für einen wichtigen Ton des Stückes in der Klangfarbe, die ich mir für das Stück wünsche.
Ich muß jetzt allerdings noch anführen, dass dieses Konzept nicht unbedingt für Klassiker geeignet ist. Senn dort geht es nicht um den „kräftigsten Sound“ sondern es gibt ein sehr diszipliniertes und feines Klangideal. Dem muß man sich auch durch eine innere Tonvorstellung annähern. Nur dürften die hier angegeben Tipps für Klassiker nicht sooo zielführend sein.
Zudem spielen Klassiker Mundstücke mit sehr definierter Klangcharakteristik. Diejenigen, die eher flexible und modulationsfähige Mundstücke spielen, dürften hier mit größere Effekte erzielen.
Ich hoffe, dass euch dieses Konzept auch weiter hilft und das eure Nachbarn nicht zu sauer werden.
Was ich unbedingt ergänzen würde und für unabdingbar in diesem Zusammenhang halte ist die Kombination von Zwerchfell- und Brustatmung. Diese Techniken sind für eine gute Luftführung grundlegend, fehlen aber im Artikel fast vollständig. E
Ich empfehle dir das Buch Stütze !!? von http://www.robertkreutzer.at/ Dort werden deine Behauptungen „Der Druck sollte konstant von der Bauchdecke kommen.“ mehrfach widerlegt.
Also, dieser Artikel soll ganz bewußt nicht die einzelnen Faktoren beschreiben. Wichtiger ist über das hören zu gehen. Die Körperfaktoren habe ich anderswo oft genug angeschnitten und in kompletter Ausführung, würden sie den Rahmen eines Artikel komplett sprengen.
Das mit der Bauchdecke kommt hier gar nicht vor.
Man kann sollte AUCH in Zwerchfell und Brusteinatmen, aber das ist zunächst zweitrangig!
Sehr viel wichtiger ist es, immer den Bauch zu bedienen! Das ist keine Selbstverständlichkeit bei vielen Anfängern, ja selbst Profis.
Viele Bücher, Lehrer, Profis, Dozenten, Professoren vertreten „den Bauch“. Man sollte richtig sehen, wie der arbeitet. Das hat nicht nur mit dem konstanten Luftdruck zu tun, sondern auch mit Resonanz!
Der Begriff „Stütze“ ist in der Tat schwammig, ich meine damit konstante, kräftige kontrollierte Luftführung/Luftdruck.
Ich werde mir den Text anschauen, aber ich warne vor, in dem Bereich Luftführung (gerade im Gesangsbereich) gibt es sehr sehr viele Sondermeinungen, die aber meist zu recht alleine stehen und ins Sortiment Esoterik und Wohlfühlmusikmachen einzuordnen sind.
Oder glaubst du, dass der Mond, deinen Atemrhythmus bestimmt hat?
Zuletzt muß ich anmerken, dass obwohl sehr viel zwischen Gesang und Saxophonspielen ähnlcih ist, man als Saxophonist definitiv mehr Luft und mehr Druck braucht.
Es war mir wichtig darauf hinzuweisen.
Ich kenne das Esoterik-Gedüns nur Oberflächlich (das reicht aber auch schon) und es ist gut, dass du davor warnst. Auf deine Frage möchte ich antworten: Glabst du, dass man mit dem Bauch atmet ?
Das stimmt, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass Sänger und Blechbläser i.d.R. in diesem Bereich über mehr und tiefergehendes Wissen als Saxophonisten verfügen, weil sie eben mehr als wir Saxophonisten auf einer funktionierende Atmung angewiesen sind.
Wir atmen natürlich mit den Lungen, die haben aber keine eigene Muskeln, daher müssen andere Muskeln die Lunge aufziehen. Am meisten Volumen und die beste Kontrolle gewinnste mit den Muskeln der Bauchregion. Zwerchfell und Brust setze ich dann nur noch zusätzlich drauf. (wie die Sahne auf dem Eisbecher)
Es stimmt, das die Gesangsbereich viel wissen, nicht nur was die Atmung angeht (bei den Blechbläsern wäre ich wieder vorsichtig). Habe mich da schon mit vielen Leuten unterhalten. Allerdings sollte man im Gesangsbereich bei allgemeinem Wissen bleiben. Denn dort gibt es auch sehr viel obskures.
also, um mal was als alter knacker zu sagen …
im laufe der jahrzehnte wechseln die begriffe schon mal. zusätzlich bestehen bereits im deutschen zwischen den bundesländern der BRD erhebliche bedeutungsschwankungen bei vielen fachbegriffen. leider ist davon besonders der kaum lesbare artikel aus öserreich betroffen, man ahnt, das da gutes gemeint ist.
von blechbläsern auf holzbläser mit einfach-rohrblatt zu schließen ist kaum haltbar, besonders wenn die unterschiede zu konischem korpus und streng oder halbkonischem korpus ignoriert werden.
na, habt ihr saxophon, deutsche und französische klarinette sofort erkannt ? gar das wiener modell im ohr ?
also: gut gemeinter artikel, mondluft braucht man nicht, und bitte: das zwerchfell kann NUR einatmen, die gesamtheit der bäuchlichen muskelsysteme erledigt die ausatmung.
hätten wir keine bauchdecke, würde das gedärm herausquillen, wer will das schon. in der tat gibt es nicht nur leistenbrüche, sondern auch bauchbrüche…
*leggä !*
sich selbst als resonanzkörperzu verstehen ist besonders bei einfach rohrblatt-instrumenten sinnvoll, da sie die schwingung nach dem prinzip der gedeckten pfeife erzeugen und dies wesentlich besser zu resonanzen führt als eine an sich sehr viel dünnere aber eben längere luftsäule wie bei blechblas-kollegen.
bestimmte feinheiten der luftgebung sind bei den einen ein muß, bei den anderen auch störend oder überartifiziell.
daß saxophonisten hier über kaum wissen verfügen ist genauso eine schande, wie die übertragung nichtsaxophonischer prinzipien aufs saxophon.
😀