Eigentlich interessieren mich Instrumente aus China wenig. Zwar sind die meisten Modelle inzwischen gut spielbar und Intonieren brauchbar. Allerdings finde ich das meiste klanglich und als Objekt selber langweilig und ich habe wenig Vertrauen in deren Zuverlässigkeit.
Allerdings ist es beim Bartion ein wenig anders, denn die sind in der Regel teuer. Aber immer mal wieder gibt es doch eine Gelegenheit, bei denen man so ein Teil braucht. Außerdem klingt’s fett und es macht Spaß in den Tiefen rumzuröhren.
Vor kurzem durfte ich wieder in der Landesjugend-BigBand Thüringen am Bari aushelfen. Da ich kein eigenes habe, hatte ich mir von meiner alten Schulbigband ein neues Eastman Bariton ausleihen können.
Ich dachte mir, dass ein Test eines günstigen Baritonsaxophons doch vom allgemeinen Interesse sein könnte.
Eastman ist einer dieser Firmen, die Instrumente in China mit ihrem Label kaufen, importieren, noch mal hierzulande kontrollieren und dann an Einzelhändler verkaufen. Der Listenpreis für das Baritonsaxophon liegt bei 1990€. Könnte im Laden also durchaus noch etwas günstiger zu erwerben sein. Für dieses hier, wurde meines Wissens 1600 von meiner ehemaligen Schule gezahlt.
Das Bariton kommt in einem schwarzen Lightcase. Und hier haben wir das erste positive Merkmal. Beim ersten Hochhebens war ich erstaunt, wie leicht doch das ganze Teil ist. Und es hat Rollen! Der zweite Pluspunkt. Wer ab und zu Bari spielt, weiß wie wichtig dieser Transportfaktor ist.
Sehr gut finde ich die Gewichtsverteilung vom mittleren Griff. Aber wenn man das Teil länger trägt, finde ich einen echten Griff doch sinnvoller als die beiden Schlaufen mit dieser „Umwicklung“.
Die anderen beiden Griffe auf der Oberseite sind für das tragen zu zweit gedacht. Das finde ich persönlich etwas überflüssig, da man ein Bari sehr wohl noch alleine stemmen kann, auch wenn es mühselig ist. (aber vielleicht braucht es ja zwei kleine Chinesen (, ich weiß, der warböse)). Dann gibt es noch an der Seite einen Griff an dem man den Koffer auf den Rollen ziehen kann. Nur leider sind Rollen und Griff für einen Rechtshänder verkehrt herum angebracht. (Wer jetzt nicht weiß, was ich meine, sollte es an seinem eigenen Rollkoffer ausprobieren, was gemeint ist).
Bei den Griffen bin ich auch skeptisch, ob die zierliche Befestigung auf Dauer den Strapazen gerecht wird, aber das wird erst die Zeit zeigen.
Schön wäre auch gewesen, wenn die Räder etwas weiter auseinander montiert wären (würde für mehr Stabilität beim ziehen sorgen) und wenn die Räder nicht aus Vollplastik wären sondern weicher bzw. irgendwie gefedert wäre, damit nicht jede Rille im Straßenpflaster den Koffer erschüttern würde. Zudem stehen die etwas weit ab vom Koffer, was ihn nur unnötig länger macht. Aber wer schon mal ein Bari etwas länger getragen hat wird froh um die Rädchen sein.
Es gibt noch eine Außentasche, die genug Platz bietet für Noten und Notenständer. Verschlossen wird mit einem Rundumreißverschluß. Schade, dass es keinen Trageriemen oder dergleichen gibt, dass man den Koffer auch irgendwie Schultern könnte. Radfahrer müssen sich hier also etwas anderes suchen.
Das Innenleben ist auch schwarz womit der Koffer ein geschmackvollen Eindruck macht. Die Polsterung ist aus einem ähnlichen Schaumstoff wie ich ihn aus meinem Selmer Lightcase kenne. Das ist optimal, da das Saxophon so sicher liegt und sowohl kleine als auch große Stöße gut abgefedert werden. Nur die Aussparung am unteren Knie finde ich etwas knapp bemessen.
Wäre das mein Saxophon und nicht ein geliehenes, ich würde mich auf diesen Koffer auch drauf setzen. Kurzum, der Koffer überzeugt und den würde ich mir auch so kaufen.
Das Zubehör ist standard. Ein Putztuch, ein Fettstift und ein Halsgurt. Wer einen normalen Halsgurt bei einem Bari benutzt ist bei späteren Haltungsschäden selber schuld. Da könnte Eastman ruhig stattdessen so ein Pferdegeschirr mit beilegen. Das Mundstück ist ein typisches Beipackteil. Es funktioniert, mehr aber auch nicht. Es ist etwas leise, Ansprache geht und bei meiner bevorzugten Blattmarke klang es etwas schnarrig. Aber nur die wenigstens Firmen packen da was ordentliches dabei, also kann man das den Chinesen nicht vorwerfen.
Kommen wir zum Bartion selber. Da ich kein wirklich versierter Barispieler bin (reiner Gelegenheitsbaritonist) will ich mich bei den technischen Details nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Doch ich meine, dass mich dieses Sax doch sehr an Yanagisawasaxophone erinnert hat. Mir wurde auch zugesteckt, dass es sich hier sogar um ein Yanaklon handeln soll. Da hätten sie natürlich von einem der besten kopiert.
Optisch ist das Insturment eher unaufregend. Es hat eine (für ein Baritonsax) kleine florale Gravur auf dem Becher und kommt in einem sehr blassgelben Goldton, der in den 80zigern modern war. (Farblich passend für das James Last Orchester). Doch heutzutage ist das nicht mehr Uptodate.
Was mir jedoch positiv aufgefallen ist, dass sowohl Daumenhaken als auch linke Daumenauflage aus Metall sind. Das finde ich ich sowohl optisch, haptisch aber vor allem klanglich besser.
Etwas merkwürdig finde ich, dass nur das Tief C Doppelarme hat und tief Cis, H, Bb und A nicht. Der Doppelarm soll für mehr Stabilität sorgen, damit sich die Klappe nicht so schnell verdreht und damit nicht mehr deckt. Das ist Sinnvoll bei schweren Klappen mit langen Armen, und gerade bei billigeren Mechaniken die nicht so hart sind. Deswegen ist es mir unverständlich, warum nur das Tief C damit ausgestattet ist.
Ansonsten gibt es technisch nichts besonderes mehr. Keine Einstellschrauben, außer den ganz üblichen, oder sonstigen Schnickschnack. Außer vielleicht den kleinen merkwürdigen Stopper für das hohe E oder die Kopplungen der tiefen Töne, bei denen es eine sehr breite Korkauflagefläche gibt. Denn das war einer der Punkte, die erstmal vor dem Spielen korrigiert werden mußten. Da hier sehr viel über Kork gerieben wurde, waren die tiefen Töne (also deren Mechanik) sehr schwerfällig. Hier mußte der Kork erstmal ordentlich gefettet werden, damit die Mechanik da unten flutscht. Gerade bei einem Bari wird diese viel benörtigt, da muß alles „wie geschmiert“ laufen.
Der zweite Punkt war, dass sich die Schraube bei der Rolle des Tief-B-Tasters fast verabschiedet hatte. Ohne Spezialschraubenzieher hätte ich die nicht ohne einen kleinen Abbau wieder reindrehen können. Unfein.
Zuletzt wäre auch fast ein Korken für den Oktavmechanismuß flöten gegangen. Es hatten sich immer beide Klappen geöffnet. Ich wunderte mich, warum d“ so schlecht ging und ohne einen anwesenden Saxophonprofessor hätte ich das wahrscheinlich nie entdeckt. Durch etwas Leukosilk konnte das dann behelfsmäßig repariert werden.
Aber solche Sachen müßten echt nicht sein.
Aber nachdem das alles „gefixt“ wurde, war ging alles tadellos. Ansonsten sieht das Sax gut verarbeitet aus. Nur bei dem „Stabilisierungsteil“ im oberen Bogen sieht man noch die Lötstellen, aber das ist dort üblich. Nur am S-Bogen haben ich einen minimalen Lackfehler entdecken können.
Zuletzt kamen mir die Tonlochkamine minimalst scharfkantig vor, aber ob das die Polster beeinträchtigt, wird nur die Zeit zeigen.
Alles andere war Ok, selbst der Federdruck war bis auf eine Ausnahme (Es-Klappe) relativ gleichmäßig.
Ansprache und Intonation sind auch Ok. Nur die üblichen Nervensägen d“ (zu hoch) und c#“ (zu tief) waren etwas sehr markant.
Die zweite Oktave ist klanglich sogar relativ ausgeglichen zur ersten, was bei Baritonsaxophonen ja nicht so selbstverständlich ist. Den Sound des Baris würde ich als klassisch bzw. eher runder und wärmer bezeichnen. Daher ist das Bari wohl eher für das klassische Saxophonquartett oder sinfonische Blasorchester und als Allroundintstrument geeignet als für Tower of Power Zeugs oder Jazzsologedöns. Wer ein Horn zum rumgnödeln und röhren in den Tiefen sucht wird hier vielleicht nicht so glücklich. Wer aber etwas ausgeglichenes sucht, könnte damit damit sehr froh werden.
Genial wäre ein zweiter S-Bogen gewesen, vielleicht etwas mit hohem Nickelanteil, damit man auch mal etwas brötziger und durchsetzungsfähiger spielen könnte.
Ihr merkt, voll begeistert bin ich nicht. Man darf aber nicht vergessen, dass es ein supergünstiges Chinasax ist (auch wenn um die 1900 immer noch eine Stange Geld ist). Wer wirklich etwas mehr möchte, muß halt min. das doppelte Ausgeben und der wirklich gute Scheiß beginnt halt eben erst so ab 5000.
Man muß also sagen, dass es für den Preis echt gut ist und es meines Erachtens mit den doch sehr oft gesehen Yamaha 32 Bariton mithalten kann, dabei aber doch deutlich günstiger ist.
Den Profi wird dieses Bari vielleicht nicht befriedigen können, aber es dürfte Ideal sein, den notorischen Bedarf bei Gelegenheitsmutliinstrumentalisten, Musikvereinen und Musikschulen zu decken.
Einzig sollte man doch jemanden mit Ahnung von Mechanik um einen haben, falls mal doch wieder ein Kork oder Schraube abgefallen ist.
Erklär mir doch mal welches Bariton du auf einem Fahrrad transportierst? 😀
Das gibt es oft genug
Kein Problem.
Mein Amati im Holzkoffer transportiere ich oft auf dem Rad. Eine Hand an den Lenker, eine an den Koffergriff und dann geht’s los.
Ich achte drauf, nicht über Schlaglochpisten zu heizen, sondern Unebenheiten zu umfahren.
Wo ein Amati ist, ist auch ein Weg!
Hmm was ist denn ein Bartion? Hab ich noch nie gespielt 😉 (Siehe Zeile 6 und nochmal unten)
Ansonsten interessanter Test…