Tieftöner aus China – das Baritonsaxophon von Eastman

Eigentlich interessieren mich Instrumente aus China wenig. Zwar sind die meisten Modelle inzwischen gut spielbar und Intonieren brauchbar. Allerdings finde ich das meiste klanglich und als Objekt selber langweilig und ich habe wenig Vertrauen in deren Zuverlässigkeit.
Allerdings ist es beim Bartion ein wenig anders, denn die sind in der Regel teuer. Aber immer mal wieder gibt es doch eine Gelegenheit, bei denen man so ein Teil braucht. Außerdem klingt’s fett und es macht Spaß in den Tiefen rumzuröhren.

Vor kurzem durfte ich wieder in der Landesjugend-BigBand Thüringen am Bari aushelfen. Da ich kein eigenes habe, hatte ich mir von meiner alten Schulbigband ein neues Eastman Bariton ausleihen können.
Ich dachte mir, dass ein Test eines günstigen Baritonsaxophons doch vom allgemeinen Interesse sein könnte.

Eastman ist einer dieser Firmen, die Instrumente in China mit ihrem Label kaufen, importieren, noch mal hierzulande kontrollieren und dann an Einzelhändler verkaufen. Der Listenpreis für das Baritonsaxophon liegt bei 1990€. Weiterlesen

3 Koffer im vergleichenden Alltagstest

Heute werde ich drei meiner Koffer mal genauer unter die Lupe nehmen und vergleichen. Obwohl ich drei bestimmte Cases teste, ist dieser Artikel doch eher als allgemeiner Test und Ratgeber zu diesem Thema zu verstehen.
Die heutigen Testkandidaten sind das Selmer Lightcase fürs Alto, der Doppelkoffer für Alt und Sopran von Bags und der Formkoffer Pb-305 CT von Protec. Aber ich warne euch vor, der Artikel wird lang, da ich sehr ins Detail gehen werde.

Vielleicht mag für den einen oder anderen ein Koffertest eher banal sein. Aber diejenigen, die viel zu irgendwelchen Proben müssen und eher mit Fahrrad, zu Fuß oder gar öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind, wissen garantiert um die Bedeutung  eines idealen Koffers. Und diejenigen die nachts im winterlichen Leipzig zu Fuß zwei Kilometer irgendwie mit Alt, Tenor, Sopran, Klarinette, diversen Ständern, Noten und Auftrittskleidung marschiert sind, sind wahre Experten im Case-Bereich.

Standard ist eigentlich ein solider eckiger Hartschalenkoffer. In einem hochwertigen Koffer liegt das Sax auch meist sehr sicher geschützt vor Stößen aller Art und gerade die teureren sehen oft sehr edel aus. Es gibt sogar einen Vintagekoffermarkt. Nur finde ich gerade bei den sehr alten die Polsterung oft suboptimal. Ich hatte mal vor einiger Zeit mal billig ein uralt Sopran bestellt. Abgeschickt wurde es als Straight und an kam es als Curved. Lag sehr an dem originalen Koffer.
Allerdings haben die soliden Koffer den Nachteil, dass sie schwer und unhandlich sind. Viele haben keine Möglichkeit oder nur einen einfachen Tragegurt zum Schultern.
Das mag für diejenigen kein Problem sein, die den Koffer in den Kofferraum schmeißen können. Aber für Studenten, Schüler und Jazzer, die anders von zu hause zum Probenort, dann zur nächsten Kneipe und dann nachts zu Fuß oder mit dem Rad zurück müssen, ist das durchaus ein schwer wiegendes Argument.
Zwar gibt es auch die leichten und soften Gigbags, diese bieten aber Meinung nach nicht wirklich viel Schutz. Ich habe sogar schon Fälle erlebt, bei denen sich die Mechanik auf Grund eines Transportes in so einem Gigbag verbogen hatte.

Für einen sehr guten Kompromiss halte ich die formstabilen „Trekking“-Koffer, die es in verschiedensten Varianten gibt. Sie sind formstabil, aber leichter als normale Koffer, meist aus einem strapazierfähigen Material wie Cordura und bieten zum leichten Transport eine Art Rucksacksystem. Das mag vielleicht älteren Herren zu juvial, einigen Klassikern nicht elegant und diversen Jazzern nicht stylisch genug  sein, aber es ist praktisch und sicher. Natürlich nimmt keiner sein Saxophon mit auf eine TreckingTour, jedoch haben sich diese Art Koffer in meinem saxophonistischen Alltag mehr als bewährt.

Die drei Testkandidaten stammen aus dieser Koffergattung. Zwar besitze ich auch diverse normale Koffer, aber über die werde ich nichts schreiben, da es erstens nicht nicht sehr ergiebig wäre und wer kauft sich einen normalen Koffer, wenn der eh schon beim Sax dabei ist.

Teilweise haben meine Cases schon viel mitgemacht. Mein Selmercase habe ich mir damals 2003 zu meiner SIII dazu gekauft. Ja, lange war bei einem Selmer normalerweise kein Koffer dabei. Die Firma meinte halt, dass diese Instrumente eh von Profis genutzt werden und die haben schon ihre Koffer; ich meine, dass Sie so einfach mehr Geld machen können. Die Begründung, warum ich mir damals diesen Koffer gekauft habe war „Wo Selmer drin steckt, muß auch Selmer drauf stehen“…
Den Bags-Doppelkoffer habe ich mir gebraucht gekauft gehabt, da ich zu Quartettproben irgendwie mit zwei Saxophonen kommen mußte. Der Koffer war wohl auch beim Vorbesitzer sehr genutzt worden, wenn man nach den Gebrauchsspuren geht.
Der Protec ist ein aktuelles Weihnachtsgeschenk. Interessanterweise ist er dem P.Mauriat Koffern verblüffend ähnlich (man könnte fast sagen gleich bis auf das Etikett, aber dazu später mehr), weshalb ich durch die Zeit mit meinem P.Mauriat System 76 also schon Erfahrungen mit diesem Case sammeln konnte.
Lustigerweise hat auch die Sonic genau diesen Protec Koffer in ihrer letzten Ausgabe getestet. Ihr könnt nun vergleichen, welchen Test ihr besser findet 😉

Am teuersten ist natürlich der Selmer Koffer für das Alt. 229 bei Thomann. Der Doppelkoffer von Bags liegt allerdings nur knapp mit 4 Euro darunter (bei Saxtoys). Nun ist Bags ja unter den Taschenherstellern ein sehr bekannter Name, auch wenn ich selten wirkliche Begeisterung darüber höre.
Für den Tenorkoffer von ProTec, eine Firma über die ich bisher noch gar nichts gehört hatte, habe ich bei Klarinetten Müller für 136€ erstanden. (Dort ist er natürlich auch übers Internet erwerbbar)
Da nun ein Doppelkoffer nicht mit einem normalen Altocase vergleichbar ist, hier mal nebeneinander die Preise für die Altocases der jeweiligen Firma:
Selmer 229€, Bags ca. 125€, Protec ca. 120. Damit ist klar, dass Selmer wieder über Gut und Böse steht und Protec und Bags ca. auf einer normalen Ebene.

Sicherheit
Das Selmer und Protec Case habe beide eine leichte und dünne, aber sehr stabile Hartschale. Diese ist so belastbar, dass ich mich seit Jahren ohne Bedenken auf meinen Selmer Koffer setze. Der Protec bietet aufgrund seiner Form leider keine bequeme Sitzmöglichkeit.
Der Faktor Sitzkomfort sollte nicht unterschätzt werden. Auf normalen robusten Saxophonkoffern, kann man sich normalerweise ohne Bedenken setzten (sofern man einen normalen BMI hat). Leider haben Tenorkoffer fast schon die Höhe von Barhockern, weshalb sich da nur sehr lange Menschen wie ich mich darauf setzen können. Einen Barikoffer kann man hingegen wieder schon als Bartisch mißbrauchen (war äußerst praktisch, als wir uns im Saxquartett auf dem vollen Weihnachtsmarkt so uns ein kleines Plätzlein für den Glühwein machen konnten).
Dem Bags vertraue ich da allerdings nicht so. Der hat nämlich keine Hartschale sondern scheint einfach nur eine dicke Styroporwand zu haben. Allerdings ist der Doppelkoffer eh sehr klobig und durch die Zwischenwand geht das eigentlich auch. Aber aus irgendwelchen Gründen ist er nicht so bequem wie der Selmer…

Auch das Innenleben ist unterschiedlich. Gemein haben sie nur, dass sie Schaumstoffgepolstert sind. Das Selmer hat ein gutes schwarzgraues Stoffinnenleben, das wie aus einem Guß wirkt, der Bags hingegen ist in einem faderen Schwarz gehalten und die Elemente wirken etwas klotzartig.
Wichtig ist auch, wie formgenau ein Saxophon in dem Koffer drinne liegt. Selmersaxophone liegen natürlich im Selmer Koffer perfekt. Kein Spiel. Aber selbst mein BigBell Cannonball passt noch rein. Aber ob jedes Vintage Instrument reingeht (gerade mit den tiefen Klappen noch links) wage ich zu bezweifeln. Daher beim Kofferkauf immer die Passgenauigkeit im Auge haben.
In den Bagskoffern ist dagegen immer deutlich mehr Luft, so dass möglichst viele Saxophone rein passen. Aber dadurch, so finde ich, haben die Saxophone evtl. zu viel Spiel beim Transport. Gerade wie mein Sopran in dem Koffer liegt, macht mich etwas skeptisch.

In den Protec möchte ich mich hingegen am liebsten selber rein legen. Ein Traum in blauem Samt. Es liegt eng an, ist dafür aber etwas weicher. Hier kommt kein Stoß ans Sax. Aber weil es so eng ist, könnte es durchaus Probleme mit der Passgenauigkeit geben. Daher gibt es für Vintageinstrumente auch eine zweite Variante mit größerer Becheraussparung. Mein Cannonballvintage passt gerade so rein, nur der Herzschoner (dieses Zapfenteil, welches man aufs Sax steckt) war zu lang. Aber da hat mir die Madleine von Klarinetten Müller freundlicherweise als Ersatz einen schönen Herzschoner aus Holz gedrechselt. (Vielen Dank nochmal an dieser Stelle dafür).
Die von Sonic scheinen da etwas strange drauf zu sein, denn die haben für ihren Test absichtliche ein E-Piano drauf stürzen lassen und den Koffer mit Sax tatsächlich mit der Post durchs Land geschickt. Gut, dann kann ich mir diese Test ja sparen und der Protec scheint diese auch mit Bravour bestanden zu haben.

Tragekomfort
Alle Koffer sind ausgesprochen leicht. Wie viel sie genau wiegen weiß ich nicht, aber kein Vergleich zu normalen Koffern und schon gar nicht zu Teilen von Cannonball (siehe deren Saxophonteste).
Selmer und Bags haben jeweils Rucksackgurte, die man an die Koffer clippen kann. Protec erstmal nicht. Dort ist normalerweise nur ein Trageriemen zum Schultern bei. Ich finden den aber etwas kurz. Man kann es also nicht quer über die Brust nehmen. Es reicht also eher für kurze Strecken zu Fuß und öffentliche Verkehrsmittel, aber längere Strecken oder Fahrradfahren gehen so nicht. Dafür gibt es noch einen Rucksackgurtsystem für ca. 15€ separat, dessen Anschaffung ich empfehlen würde. Er ist dick gepolstert, leicht verstellbar, einen kleinen Kritikpunkt habe ich aber doch an das Teil. Durch diese U-Form (siehe Bilder) kann es sein, dass es auf den Nackenwirbel drücken kann. Sehr ungünstig. Deshalb sollte man die Gurte etwas länger lassen. Das kann dazu führen, dass bei kürzeren Menschen das Case dann beim Fahrradfahren zu tief hängt.
Genial finde ich die Gurte fürs Selmer. Noch breiter, noch mehr gepolstert, ergonomisch geformt, mit Selmerschriftzug und sogar einer obligatorisch unnötigen Handytasche. Ich habe mit dem Koffer viele Strecken zurück gelegt und immer zufrieden.
Dagegen stinkt der Bags quasi ab. Einfache Riemen die nur mit einfachsten Karabiner befestigt sind, weshalb der ganze Koffer sehr auf dem Rücken wackelt. Zum verstellen gibt es nur einfache Metallschnallen auf Achselhöhlenniveau. Diese können unangenehm drücken, vor allem beim Radfahren.

Griffe
Über den beim Selmer brauche ich gar nichts sagen, der ist nämlich gut.
Den an meinem Protec finde ich auch gut. Bei vielen Koffern hat man zwei Henkel, die man in die Hand nimmt (ein riesiger Vorteil, wenn man ein Schussel wie ich ist, vergisst den Koffer zu zu machen und sich dann schwungvoll den Koffer greift…). Hier hat man zwei ineinandergreifende Plastikteikteile, die sich dann sehr bequem tragen lassen. Allerdings habe ich mitbekommen, dass man das bei neueren Modellen verschlimmbessert hat. Jetzt gibt es kein Plastikteile mehr, sondern nur eine Schlaufe mit Klett die man um beide Henkel nimmt und so trägt. Allerdings geht das bei anderen Taschen von denen ich das kenne im Alltag nie wirklich gut und das Tragen finde ich unangenehmer.
Auch der Griff für das Vertikale-Tragen ist sinnvoll positioniert. Nicht oben drauf, da die Tenorköffer für die meisten Menschen zu lang sind; sondern seitlich. So kann ein normal großer Mensch den Koffer an diesem Griff auch mit hängendem Arm tragen ohne das er auf dem Boden schleift.
Der Bags hat natürlich die einfache Schlaufenvariante, jedoch aus echtem Leder. Für ungünstig halte ich, dass die obere Schlafe über die Außentasche geführt wird. Also sollte die Tasche an den Henkeln getragen werden, kann der Tascheninhalt gequetscht werden. Zudem hat das dazu geführt, dass die Taschenumrandung (kann man leider auf den Photos nicht erkennen) beschädigt worden ist.
Ein Griff für das Vertikale Tragen fehlt.

Verschlüsse
Fast alle Treckingcases werden mit einem umlaufenden Reißverschluß geschlossen (nicht vergessen sie wirklich zu schließen, kann zu schweren Unfällen führen (aus eigener Erfahrung)). Dieser Reißverschluß ist nun mein einziges Problem am Selmer. Durch die intensive Nutzung ist einer der „Zuzieher“ (Die Dingensbumens haben garantiert auch einen richtigen Namen, aber ich bin da halt nicht vom Fach) aus einer Bahn raus gegangen und es ist unmöglich diesen wieder einzuführen. Auch die Bahn der Tasche hat schon ihre Stellen (siehe Photo). Man kennt dieses Problem auch von Jacken hier ist es min. genauso ärgerlich. Vielleicht sind Reißverschlüsse nur ein paar Jahre zuverlässig und müssen dann kaputt gehen, aber bei einem Selmer-Koffer für über 200€ halte ich das für eine Zumutung.
Der Bags hat fast gleiche Reißverschlüsse. Noch sind diese Ok, aber wer weiß, wie lange noch.
Protec hat auch Reißverschlüsse nur sind diese größer und machen mir einen robusteren Eindruck. Sie erwecken bei mir mehr Vertrauen als bei denen für Selmer. Sehr clever halte ich, dass die Zuzieher zudem noch eine Öse habe, durch die man ein Vorhängeschloss führen kann und somit den Koffer wirklich zuschließen kann.

Äußerliches
Nun, wie schon erwähnt, sehen Trekkingcases immer eher „sportlich“ aus. Das liegt einerseits an der Rucksacktrageweise und der Cordura-Oberfläche. Praktisches und strapazierfähiges Zeugs, dafür nicht sonderlich elegant.
Dennoch schafft es das Selmercase durch sein grau etwas eleganter daher zu kommen als seine Konkurrenz (aber vielleicht liegt es auch nur daran, dass Selmer drauf steht).
Der Protec hat es mir aber auch angetan. Die kleinen orangen Nähte und Spielereien und das Kunstlederimitat auf der Tasche verleihen dem Case ein gewisses Etwas und machen den Hauptunterschied zu den P.Mauriat-Cases. Allerdings sind auch die Aufhängungen für den normalen Tragegurt besser vernäht als bei Mauriat.
Für die, die es etwas gesitteter mögen, so glaube ich, gibt es den Protec auch in einer Lederausführung.

Stauraum
Ich habe noch nie einen Saxophonisten kennen gelernt, der nur sein Saxophon und ein Mundstück in seinem Koffer transportierte. Viele haben in ihrem Koffer noch Sachen rum fliegen wie Blätter, andere Mundstücke, Tuner, S-Bögen, diverse Blattschrauben, der Gurt, Noten, Aspirin, Ständer, Kondome, Drogen usw.
In diesem Punkt geizt der Protec. Im Inneren gibt es nur ein Fach für den S-Bogen und ein Mundstück (naja, ist halt ein Formkoffer) und auch die beiden Außentaschen sind nicht wirklich groß. Die eine reicht gerade mal um jeweils den ungenutzten Gurt zu verstauen, die andere ist zwar etwas größer, aber mein K&M Notenständer passt nicht (der kleine wackelige silberne passt).
Hier ist der Selmer mit seiner großen Außentasche deutlich geschickter. Notenständer, DIN A4 Noten und Wasserflasche sind kein Problem. Kleinere Aktenordner oder Realbooks leider schon nicht mehr.
In diesem Punkt gewinnt der Bags. Er hat den größten Stauraum. Nur der innen im Sopranfach ist nicht so geschickt, da wenn man das Sopran raus genommen hat und eben schnell das Altfach aufklappt, fliegt natürlich alles durch die Gegend.

Fazit
Dieser Test ist ja mehr als allgemeiner Test für Cases aller Art gedacht. Daher auch so ausschweifend und detailliert. Also Augen auf beim Kofferkauf.
Ansonsten würde ich sagen, dass hier im Vergleich, der Selmer schon der Gewinner ist aber bedenke ich den Preis würde ich mich beim nächsten Koffer wahrscheinlich wieder für Protec entscheiden.
Zudem bevorzuge ich für das Alt noch die rechteckige Lightcase Varianten, da diese erstens mehr Stauraum und eine ordentliche Sitzgelegenheit bieten, beim Tenor, einfach aufgrund der Größe, den Formkoffer. Aber das und viele der anderen Kofferfaktoren bleiben letztendlich wohl doch eine Frage des Geschmacks

Der ultimative Saxophonstarter-Guide (Teil 3)

Hier geht’s zum ersten Teil des USSG und hier zum zweiten.

Nachdem wir uns in den anderen beiden Teilen des USSG (ultimativer Saxophonstarter-Guide) mit dem Saxophon, dem Mundstück und den Blättern beschäftigt haben, haben wir das essentielle und die schwerste Qual der Wahl schon durch. Vielleicht hätte ich auch einfach sagen sollen, kauft euch ein Yamaha 475 (Alto wenn weiblich, Tenor wenn männlich), ein Expression Mundstück (Bahn 5*) und AW-Reeds (Stärke 2) und hätte mir so Stunden für die Arbeit an den Artikeln gespart. Falsch wäre es nicht wirklich gewesen, aber auch nicht Sinn der Sache.
Da wir nun eigentlich das wichtigste hinter uns haben und jetzt nur noch Gedöns kommt, könntet ihr auch aufhören hier zu lesen und anfangen zu üben.

(Hmm, vielleicht sollte ich meinen Lesern nicht raten, mit dem Lesen des Blogs aufzuhören)

Üben kann man immer noch später (sage ich mir ab und zu zu oft und komme dann zu nichts). Hier möchte ich jetzt quasi nochmal so durchgehen, was man noch alles auf den Einkaufszettel für den Musikladen schreiben muß. Ist zwar jetzt fast alles eher Kleinvieh, aber das macht ja bekanntlicherweise auch viel (finanziellen) Mist. Außerdem möchte ich zuletzt noch ein paar Tipps für einen guten und frohen Start in die Welt des Saxophons geben. Allerdings werdet ihr hier jetzt keine einleitende Anleitung finden, wie man jetzt Saxophon spielt, das würde hier zu weit führen und der USSG bräuchte 3 weitere Teile. Wer da etwas sucht, kann gerne mal in die Rubrik Lektionen rein schauen.

Koffer
Ein guter Koffer ist Gold wert, kommt preislich meist sogar hin. Es ist meist auch immer Geschmackssache, ob man auf elegante Koffer, Formkoffer, Gigbags oder was auch immer steht. Massive Koffer haben den Vorteil, dass das Sax dort sehr sicher ist, vor jeglichem Anecken und sonstigen Stößen und man kann sich drauf setzen. Zudem sehen die Ledervarianten unglaublich schick aus. Allerdings sind diese oft schwer und unhandlich. Also wer viel mir seinem Instrument unterwegs ist und nicht immer mit dem eigenen Auto fährt, der wird sich daran schnell stören. Da sind die leichten Gigbags zum schultern komfortabler. Allerdings bieten diese kaum Schutz. Ich habe sogar schon Fälle erlebt, bei denen sich die Mechanik alleine aufgrund des Transportes in einem Gigbag verbogen hat. Ein sehr guter Mittelweg, sind die Trecking/Flight-Cases, die leichter sind und formstabil. Man hat oft noch eine große Notentasche mit dabei und bei einigen kann man sich sogar auch noch draufsetzen, wenn man nicht zu schwer ist. Ich habe bisher noch nichts besseres gesehen, als mein Selmer Lightcase.
Also meist ist beim Saxophon ein Koffer dabei (außer bei Selmer), aber der Gedanke, sich etwas praktischeres oder besseres zu holen ist hier manchmal nicht verkehrt. Wenn man für Sax und Gedöns mehr als 2500€ ausgegeben hat, sollte man nicht am Case sparen.
Wer dennoch eine günstige Variante sucht, mit der man garantiert im Mittelpunkt steht, sollte einfach mal mit dem Sax in einer Einkaufstüte kommen. Man erntet viele Blicke in der Straßenbahn und so manches Kopfschütteln von Bandkollegen.

Tuningzeugs und sonstiges Zubehörgedöns
Das kann man die ersten Jahre wirklich außer acht lassen. Die feinen Unterschiede ist man als Anfänger eh nicht in der Lage zu nutzen und ist daher heraus geschmissenes Geld. Man kann noch soviel Geld für Extraschnickschnack ausgeben (Daumenhaken, Klangbögen, das 8.Mundstück, Blattschrauben, S-Bögen) und wird eigentlich nicht besser klingen, wenn man nicht schon ein gewisses Grundniveau hat. Wer mehr über diese Problematik lesen möchte, kann das hier.

Blattschraube
Eigentlich fällt das auch unter Zubehörgedöns, jedoch mache ich hier eine kleine Ausnahme, da die meist mitgelieferte 08/15 Blattschraube meiner Ansicht nach großer Mist ist. Vor einiger Zeit habe ich hier bereits einen großen Blattschraubenreport geschrieben, in dem viel drin steht. Ich will jetzt nicht zu einer 40Euroschraube raten, dass wäre wieder schon zuviel. Aber eine einfache Lederbandschraube für 20 Euronen kann viel bringen. Sie ist unkompliziert im Handling und glättet den Sound, was bei dem oft quäkigen Anfängerklang nicht das schlechteste ist.
Und vergesst die Kappe nicht, oft ist bei so einer Schraube keine dabei, da muß man sich vielleicht nochmal extra die SmartCap von Francouis Louis besorgen bevor man gar nichts hat.

Gurt
Der aller beste Gurt der Welt ist der DeJaques, allerdings ist der schon etwas dekadent. Aber mal im Ernst, die Gurtwahl sollte im wahrsten Sinne des Wortes nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Das Sax ist schwer und ich kenne viele, die Probleme mit ihren Nacken haben. Das größte Problem ist, dass die Gurte sehr auf den heraus stehenden Nackenwirbel drücken. Nun gibt es eine Vielzahl von Gurten mit Polsterung nur leider ist die eigentlich totaler Mist. Statt den Wirbel zu zu entlasten, belastet eine Polsterung gerade diesen noch mehr. Als höchster Punkt wird dort die Polsterung zusammen gedrückt und somit das meiste Gewicht lagert nun genau auf den Wirbel. Daher kann auf Polsterung gerne verzichtet werden. Es gibt manches Kuriose Gurtgeflecht, dass den Nacken entlastet, kosten aber meist aber auch dementsprechend und diese Pferdegeschirr ähnlichen Teile sind eher unansehnlich und störend (gerade beim schicken/coolen Bühnenoutfit). Sehr gut finde ich daher den eigentlich einfachen Cebulla-Gurt der zwei getrennte Polster hat, also wirklich den Nackenwirbel entlastet (u.a. hier erhältlich).

Ständer
Ein Notenständer ist ein Muß. Die kleinen Silbernen passen zwar in jede Tasche sind aber schnell sehr klapprig und halten eigentlich keine Aktenordner (wenn ihr in einem Hobbyorchester spielt) oder Realbooks (wenn ihr nicht mehr in einem Hobbyorchester spielt) aus. Die Großen halten zwar ne Menge aus, sind aber zum transportieren nur nervig. Das hier halte ich für für einen guten Mittelweg (gibt es sogar in verschiedenen Farben).
Ein Saxophonständer macht meiner Ansicht nach auch Sinn. Ein aufgebautes Instrument im Ständer läd mehr zum üben ein, als wenn es in einem Koffer versteckt in der Ecke ist (außerdem ist es sehr dekorativ). Und gerade auf Proben ist das allemal sicherer, als das Sax einfach auf den Stuhl zu legen. Allerdings sind die normalen Ständer recht sperrig. Es gibt in der Zwischenzeit einige, die sich leicht in den Trichter des Saxes verstauen lassen und dadurch sehr mobil sind (dafür lohnen sich auch die 10 Euro mehr, glaubt mir).

Metronom und Stimmgerärt
So bitter es ist beides ist leider fürs Üben essentiell. Beim Sklaventreiber sollte man darauf achten, dass man sich einen lauten besorgt, damit man das Teil beim spielen auch noch hört. (Es gibt welche mit Ausgang für zum an die Anlage anschließen). Es gibt auch zahlreiche Kombigeräte, allerdings sind die guten teurer, als je ein Metronom und ein Stimmgerät. Es gibt inzwischen auch Tuner mit Vibrationsabnahme. Das ist für den Saxophonsiten eigentlich recht praktisch. An den Schallbecher geklemmt, kann man sich auch in der noch lauten Umgebungen (z.B. direkt vor der Probe, wenn sich alle einspielen) und selbst beim Spielen selbst, kann man einen verstohlenen Blick auf das Gerät werfen und kontrollieren am man selber gerade nicht stimmt oder doch der Nachbar (man muß es ja danach nicht verraten).  Ein schickes Gerät, das viel kann und wenig kostet ist das hier. Ansonsten kann man allem vom KORG vertrauen.

Wischer und Putzzeugs
Nur Klassiker putzen ihre Instrumente, Jazzer stehen zu ihrem Dreck. Im Gegenteil, man ist sogar noch stolz auf jede Gebrauchsspur, den die verleiht dem Instrument Charakter, klingt also besser. Ich persönlich putze auch selten, da es beim Sax wenig Grund gibt, wenn man nicht ständig nach (oder während) des Essens Sax spielt. Nur Mundstück und Blatt werden regelmäßig mal heißem Wasser (selten auch mal ne Kukidentkur (Vorsicht bei Kautuschukmundstücken, hier kein zu heißes Wasser und kein Kukident, weil sich sonst Schwefel raus löst) ) gereinigt, damit es nicht stinkt und hin und wieder auch mal der S-Bogen, da sich bei mir dort nach einer Zeit Zeugs ansammelt, dass erstens irgendwann auch müffelt und zweitens den Klang verändert (ein spannendes Thema unter Trompetern). Ansonsten ist es eigentlich doch ratsam mit einem Durchziehwischer nach dem Spielen mal durch zugehen. Allerdings reicht dafür auch ein altes Stofftaschentuch, das an eine Schnur gebunden ist und am anderen Ende ein paar Holzperlen in einer Reihe befestigt sind, aus. Von den Staubfeudeln muß ich vehement abraten. Warum kann man hier nachlesen.
Wer sich ein sibernes oder unlackiertes Instrument kauft und es glänzend bleibend haben möchte ist selbst Schuld. Silber läuft unweigerlich an und muß daher ständig mit Silberputztüchern gereinigt werden und ein Sax hat viele Ecken und Kanten. Bei unlackiertem Messing ist es fast aussichtslos gegen anputzen zu wollen.
Allerdings ist meist beim Sax schon ausreichend Zeugs dabei.

Sonstiger Kleinkram
Was man sonst noch in Reserve im Koffer haben sollte:
-Bißplatten (aber das habe ich Teil 2 des USSG schon erwähnt)
-Fett (für den S-Bogen Kork und die Steckverbindung Sax-Bogen)
-Zigarettenpapier (für Notfallmaßnahmen bei undichten Klappen und zu dünnem S-Bogen Kork)
-Reedguard (meist reicht das Plasteteil aus, dass beim Blatt dabei ist, aber inzwischen sparen auch da die Firmen und mit einem Schicken Blattaufbewahrungsoption kann man im Saxsatz noch mehr angeben).
-4 Wäscheklammern (für windige Outdoorgigs um die Noten zu befestigen. Wer sozial veranlagt ist, nimmt noch mehr für die restlichen Kollegen mir)

noch ein paar Tipps
Ich würde euch ja gerne jetzt noch etwas Literatur zum Anfang empfehlen, nur kenne ich keine Anfängerschulen. Das was ich damals hatte, war eine ca. 300 Jahre alte aus dem Russischem übersetze Anfängerschule, in der Jazz kurz im letzten Kapitel nebenbei erwähnt wird. Die möchte ich keinem antuen. Außerdem geht nichts über einen guten Lehrer. Oft ist das so ein Streitpunkt aber ich rate vehement zum Unterricht (warum steht hier).

Sucht euch schnell eine Gruppe gleichgesinnter, mit denen ihr musizieren könnt. Das Sax ist eigentlich kein Solointrument. Es macht Spaß und motiviert mit anderen zu spielen, außerdem schult es extrem in einer Band zu sein, die einen fordert. Es gibt viele Hobbyblasorchester die ein harmloses Niveau haben aber viel Freude beim musizieren.

Verschont das Internet! Das meine ich wirklich ernst, überlegt euch gut, was ihr Online stellt. Seid selbstkritisch! Überlegt, wer das wirklich hören will. Ich kenne zig schlechter Saxaufnahmen, die durch das Netz gehen und eigentlich jeden nur nerven. Wer will den wirklich hören, wie es klingt, wenn jemand nach einem Monat Summertime zu einem Playalong dudelt? Selbst wenn ihr Rückmeldung über euren Stand haben möchtet, sind viele zu nett und beschönigen gerne, sie finden es teilweise sogar gut, weil sie selber nicht besser spielen können, oder ihr werdet böswillig zerrissen. Außerdem, was einmal im Netz gelandet ist, bleibt auch dort. Deshalb gibt es nur sehr wenig von mir im Netz, weil ich mit den meisten Aufnahmen nicht zufrieden genug bin. Ich braucht also auch nicht anfangen zu bloggen, denn ich kann euch sagen, das macht ’ne Menge Arbeit und es ist schwer, noch nach einem halben Jahr wirklich noch etwas neues zu sagen zu haben. Und falls ich Fragen habt und die im Netz stellen wollt, benutzt bei der Seite die Suchfunktion. Wahrscheinlich hatte jemand schon vorher das gleiche Problem. So hat man erstens seine Antworten sofort und zweitens nervt nicht die Forenuser.

Stellt euch gut mit den Nachbarn. Wahrscheinlich werden die in nächster Zeit viel erdulden müssen. Eine Vorwarnung und vielleicht eine Flasche Rotwein beruhigen das Gemüt. Macht euch schlau, wie lange ihr Üben könnt (ist von Bundesland, Instrument und Hausordnung unterschiedlich) und haltet euch daran. Auf der Homepage von dem Saxophonisten Bastian Fiebig gibt es einen schönen zusammenfassenden Artikel darüber.
Es wurde schon wegen weniger geklagt. Wenn Ihr dann allerdings im Treppenhaus die ersten Komplimente für euer Spiel bekommt, dann seid Ihr auf dem richtigen Weg.

Ach ja, und als letzten Tipp, immer schön fleißig und regelmäßig in meinen Blog rein schauen und ein gründlicher Blick in die Lektionen lohnen sich auch 😉

to be continued ?
Man weiß nie was noch kommt, und wie die Hollywoodgrößen will ich mir ein mögliches Sequel offen halten. Bilder (muß mir nur noch etwas passendes einfallen) und Rechtschreibkorrektur kommen hier allerdings auch noch.