die saxophonistische Mega-Blattschraube

Bei meinem Blattschraubenfetisch war es ja nur eine Frage der Zeit, bis ich mal mit einer selber entworfenen Blattschraube komme. Und jetzt ist sie da. Natürlich ein kleines Meisterwerk, was Design und Funktionalität angeht. Noch habe ich mir keinen Namen überlegt. Vielleicht nenne ich sie „Löwenzwinge“

Leider bin ich Handwerklich nicht wirklich sehr begabt, weshalb ich mich mit meiner Idee an die Profis von Klarinettenmüller in Bremen gewendet habe. Fachmännisch (bzw. fachfrauisch) hat man mir die Klemme nach meinen Wünschen gefertigt. Mit dem Ergebnis bin ich mehr als zufrieden. An dieser Stelle nochmal ein herzliches Dankeschön dafür.

Bevor jetzt irgendwelchen Plagiatsvorwürfe à la Guttenberg auftauchen nenne ich eine meiner Inspirationsquellen vorweg. Das Design erinnert nämlich an die Blattschraube von Christoph Heftrig. Tatsächlich ist die Draht-/Schnürführung recht ähnlich. Aber die Idee ist eigentlich so simpel und praktisch, dass sie eigentlich sehr naheliegend ist. Aber damit hat sich das auch mit den Ähnlichkeiten.

Durch die umlaufende Schnur, kann man die Blattschraube auf jede Mundstückgröße einstellen. Einfach eine Schnur durchziehen, Knoten machen und festziehen. Dadurch ist das Verstellen deutlich einfacher, als mit dem dünnen Draht, mit dem sich zwei Freunde sogar schon übel in den Finger geschnitten haben. Man kann übrigens durchziehen was man möchte. Egal ob Lederband oder Yoyoschnur. Da kann man also beruhigt das überstehende Ende abschneiden. Bei der Heftrig kriegt man ja niemals einen zweiten Draht durch. Auch hinterläßt Leder keine Riefen in Kautschukmundstücke, wie der dünne Draht, der Heftrig.
Außerdem kann man so auch optisch ein Statement setzen. Wer hat schon eine neongrüne Blattschraube?

Die Balken mit dem Schraubgewinde sind aus einer einfachen alten Lederblattschraube entnommen, in die dann jeweils zwei Löcher gebohrt worden sind.
Die Andruckplatte ist eine bewußte Entwicklung von mir. Durch die parallel laufenden Streben auf der Oberseite, passt sie für alle Blatttypen. Von Klarinette bis Baritonsaxophon.

Die klanglichen Auswirken dieser massiven Bauweise sind gewollt. Durch das Gewicht und dem Aufliegen auf den Streben entsteht ein charakteristischer  resonanter Klang mit ausgeprägteren Tiefen.
Die Wahl des Schnurmaterials ist auch nicht zufällig. Durch Leder bekomme ich eine organischere Ansprache (nicht so starr und mechanisch wie bei den Blechklemmen) und einen etwas runderen Klang, allerdings ohne gleich so dämpfend und schwerfällig zu sein, wie die normalen Lederblattschrauben.

Wenn man will, kann man wie gesagt, auch die Lederschnur durch etwas anderes ersetzen und so den Klang verändern, man kann sie auch ohne Andruckplatte verwenden, oder warum nicht mal Kopfüber. Es gibt sogar einen Unterschied, je nachdem wie fest man die Schraube an knallt.

Allerdings gibt es einen Nachteil. Leder gibt nach und kann reißen, wenn man zu fest zu dreht.

Natürlich hatte ich die Blattschraube auch auf der Musikmesse dabei und erhielt diverse neugierige Blicke (u.a. von Francois Louis) und war auch ab und zu Gesprächsthema.
Theo Wanne (einer der Mundstückgurus schlechthin) war sogar so interessiert, dass er sie sogar gleich selber testen wollte. Er schien sehr angetan zu sein und meinte, dass es Spaß mache, mit ihr zu spielen. Da war ich doch irgendwie etwas stolz.

Ich bin sehr zufrieden mit meinem Erstlingswerk ganz zufrieden. Das Teil ist flexibel einsetzbar und hat einen guten Klang und Anspracheverhalten. Mal schauen, wann das Ding in Serie geht und ich damit reich werde 😉
Aber noch erfreue ich mich daran, dass ich eine Schraube habe, die sonst keiner hat.

http://www.klarinettenmueller.de/

12 Gedanken zu „die saxophonistische Mega-Blattschraube

  1. Hallo Tobias,
    meinen Glückwunsch zum ersten großen Wurf!
    Sieht auf den Bildern etwas abenteuerlich aus.
    Die Andruckplatte macht auf jeden Fall etwas her.
    Ich kann mir gut vorstellen, dass es sehr auf die Auswahl des Schnurmaterials ankommt.
    Besonders attraktiv und stimmig finde ich die mattierten/patinierten Metalloberflächen, die solltest Du m.E. unbedingt beibehalten.
    Beste Grüße!

  2. Ist es möglich, dass du Namen, die einen Zusammenhang mit „Löwe“ haben, magst? 😉
    Lion’s Roar
    Löwenzwinge
    🙂 ich glaub ich weiß auch warum… 🙂

  3. Schon mal kalkuliert, was die Blattschraube in einer Kleinserie (10-20 Stk.) kosten würde?
    Nebenbei, die Bilder im Netz zu veröffentlichen, ohne Gebrauchsmusterschutz zu haben, ist schon… mutig.
    Schnell könntest Du die bei jemandem finden, der sie kreativ nachempfindet und zu vermarkten versteht.

    • Moin,
      wie im Artikel beschrieben, habe ich die nicht selber bauen lassen sondern durch Klarinettenmüller (siehe Link) im Artikel bauen lassen. Wende dich einfach an die, dann bauen die dir sicher eine. Sie haben sogar eine aus Holz auf lager. Kannst gerne von mir grüßen.

  4. Hallo ,ich habe die Blattschraube nachgebaut für mein Jodysopranmundstück.
    Als Andruckplatte habe ich eine von der Vandoren Optimum verwendet.
    Ich muss sagen,die Konstruktion ist hervorragend und und der Ton super.
    Ich bin glücklich,daß ich auf diese Seite gestoßen bin.Danke für die tolle Beschreibung.

  5. Habe selber eine ohne Andruckplatte einfach mit einer klassischen Gitarren-G-Saite aus Nylon gebaut. Funktioniert super gut und klingt auf dem Meyer 9 Kautschuk Mundstück besser als alle anderen Blattschrauben, die ich ausprobiert habe: offener, obertonreicher und freier… herzlichen Dank für die Inspiration!

Schreibe einen Kommentar zu leo Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert