mein neues Borgani

Ich bin frisch verliebt in mein Weihnachtsgeschenk. Nun gut, es kam schon vor 10 Tagen und ich habe es mir selbst gemacht, aber das Teil zählt für mindestens zwei Geburtstage und einmal Weihnachten.

Mein neues Borgani Altosaxophon!

In meinem Bericht von den Borgani-Werkstätten in Macerata (Italien) hatte ich ja bereits erwähnt, dass ich mich dort in eines verkuckt hatte. Nach ein paar Mucken und den verkauf meines Ravens konnte ich es mir nun endlich leisten und kam nun ENDLICH bei mir an.

Im Prinzip ist es das gleiche Model das ich schon vorher getestet habe, daher verweise ich für das Grundlegende auf den alten Testartikel zum Borgani-Saxophon.

Ein paar Sachen sind aber anders. Zum einen der Koffer. Normalerweise gibt es die Borganis in den bekannten BAM-Cases geliefert. Gegen Aufpreis gibt es jedoch die italienische Luxusvariante. Genauso wie das Saxophon, handgearbeitet in Italien. Die Außenseite des Formkoffers ist feinstes Leder in einem schicken sehr dunkeln Blau. Innen ist es schön gepolstert. Nur den Platz für die Es-Klappe scheint mir arg knapp bemessen. Der Koffer ist recht klein, da er das Saxophon sehr eng einpackt. Mal schauen, ob der Reißverschluß das auf Dauer mitmacht. Der war auch bei meinem Selmer Case nach ein paar Jahren die Schwachstelle.
Da er so schmal dimensioniert ist, ist er besonders süß und praktisch und durch die hochwertige Lederoptik, begeistert das Teil einfach und ist dem Inhalt für wahr würdig.
Damit man noch etwas anderes transportieren kann gibt es ein kleines Seitenfach, in das ein Mundstück, ein Gurt, ein Stimmgerät, ein Bleistift und ein paar Blätter passen gerade rein. Realbook, Notenständer, Instrumentenständer, Getränk, restliches Zubehör und Ersatzteile passen da leider nicht wie in meinen alten Treckingcase. Auch kann man sich auf den Koffer nicht drauf setzen. Aber auf so etwas sitzt man auch nicht.

Eigentlich war ich ja Fan von der Mattvergoldung, aber im direkten Vergleich beim Anspielen habe ich doch gemerkt, dass es mir etwas zu sanft war. Die Klangunterschiede zwischen den einzelnen Finishes waren bemerkenswert. Den besten Kompromiß zwischen den feinen Klangfarben, Charakter, Durchsetzungsfähigkeit für mich fand ich bei der Vintage-Variante, also unlackiert. Interessant, da auch mein Cannonball Tenor und mein Sequoia Sopran unlackiert sind.
Allerding war mir der Klang etwas sehr „jazzig“ und ich wollte doch etwas mehr Modulationsmöglichkeiten und etwas mehr Projektion. Deshalb gab mir Orfeo noch einen alternativen Bogen (versilbert mit oldschooliger Querstrebe). Dieser klingt etwas strahlender und kompakter. Damit war das Horn perfekt für mich.

Eigentlich wollte ich ja nicht noch ein unlackiertes Saxophon, da ich bei meinem Tenor das Problem mit dem Metallgeruch an meinen Fingern durch die Oxidation habe. Auf Dauer nervt das schon ein bissle und bei meinem Hauptinstrument – dem Alto –  wollte ich das nicht. Aber durch die Mattversilberte Mechanik ist das kein Ding mehr. Zwar wird das wahrscheinlich auch anlaufen, aber es ist geruchsneutral. Zudem hat das Sax dadurch eine besondere heiße Optik, die es so so gut wie gar nicht gibt.
Wenn man die jetzigen Bildern mit dem ersten Bild vergleicht, dass ich gleich nach dem Auspacken gemacht habe, sieht man, dass das Messing schon nachdunkelt. Ich freu mich richtig darauf, wie es zunehmend an Charakter gewinnt.

Besonders in den Kleinigkeiten sieht man, dass dieses Sax etwas anderes ist. Wie in dem alten Bericht eigentlich schon erwähnt ist die gesammte Mechanik handgefertigt (jedes Teil hat die passende Seriennummer zum Sax) und wirkt dadurch viel runder. So als ob die Mechanik an das Saxophon gewachsen wäre. So fällt irgendwie kaum auf, dass manche Achsen doch etwas viel Spiel haben. Unfein, dafür sind die längen Streben (Überall wo Spitzschrauben verwendet werden, z.B. bei den Mechaniken für die tiefen Töne) innen Federgelagert. Teure aber geniale Technik.
Irgendwie passt da auch ins Bild, dass ein Tonlochkamin nicht ganz plan ist.
Besonders heiß finde ich, wie man dass „Made in Italy“ auf das Sax gestanzt hat.

Das Spielgefühl ist wieder fantastisch. Die ganze Mechanik fühlt sich nur rund an. Das meine nicht nur ich, auch meine Saxdocs waren mehr als angetan. Und auch klanglich kam das Sax bei meinen Bands auch sofort super an.

Zudem habe ich mir zwei Sonderanfertigungen von Orfeo gewünscht. Da Borgani ein kleiner Famileinebetrieb ist der komplett auf Handarbeit setzt, ist soetwas kein Problem.
Ich wollte etwas weitere Palmkeys, damit es auch in meine großen Hände passt und ich wollte aus optischen, haptischen und klanglichen Gründen keine Daumenauflage aus Plastik. Da hat Orfeo mir etwas sehr hübsches mit Perlmuteinlage gezaubert.

Wer nun neidisch geworden ist und auch ein Borgani haben will oder zumindest mal antesten, den muß ich leider enttäuschen. Schändlicherweise gibt es in Deutschland bisher kaum Händler der Borganisaxophone führt. Das liegt aber allerdings auch an der Nachfrage. Nur wenige scheinen noch sorgfältige Handarbeit wert zu schätzen. Wozu soviel Geld für ein Saxophon ausgeben, wenn man ein Massentaiwanesen, mit allem Schnickschnack und Endorsern, für die Hälfte Kaufen kann. Dabei ist der Unterschied wirklich hör- und spürbar.
Aber sobald es einen deutschen Händler gibt, wir das hier natürlich ergänzt.
Ansonsten mehr Informationen gibt es auf der Boganihomepage:
http://www.borgani.com/
Vereinzelte Instrumente gibt es u.a. hier:
Saxes & more

Nun ja, ich habe nach langem warten mein Borgani und bin glücklich. Und wenn ich jetzt eingeschneit werde, werde ich die Zeit wohl für stundenlanges Üben benutzen.
In diesem Sinne wünsche ich allen meinen Lesern ein frohes Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

5 Gedanken zu „mein neues Borgani

  1. Hi,
    gibt’s Neuigkeiten zum Vertrieb in Deutschland (am Besten NRW)?
    Lohnt es sich, nächste Woche nach Frankfurt zu fahren, um die Borganihörner mal anzuspielen?

    Viele Grüße

    • Gibt leider nichts neues, aber Musikmesse lohnt sich so oder so. Dort gibt es viel zu sehen und anzuspielen.
      Wenn du dann bei Borgani am Stand bist, kannste den Orfeo mal von mir grüßen.

  2. Jetz gibts was neues, Thomann vertreibt die Pink Gold – Silber und die goldenen Altos, die Pearl Gold, normal Gold und Joe Lovano Tenorsaxe, und das goldene, gerade Sopransax

    • Das ist nicht neu, sondern sehr veraltet. Bei Thomann sind die Ladenhüter. Das kann ich aber auch verstehen, wer bestellt solche exklusiven Instrumente auch nur online. Deshalb gibt es zwischen Thomann und Borgani auch keine aktuelle Kooperation.

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