Borgani Saxophontag in Köln

Aufgrund meiner Borgani Artikel bekomme ich öfters mal Anfragen, wo man denn diese Hörner anspielen könnte. Das ist allerdings recht schwierig, da es kaum Borganihändler hierzulande gibt. Nun gibt es aber in Köln die seltene Gelegenheit bei dem Borgani Sax Day diesen Sonntag (6.11.) alle Hörner mal anspielen zu können und später bei einem Konzert auch in Action zu hören. Mehr könnt ihr dem Flyer entnehmen.

Allen Teilnehmern wünsche ich viel Spaß und grüßt den Orfeo von mir.

http://borgani.com/
http://www.eigelsteintorburg.de/

Saxophon News von der Musikmesse 2011

Dear friends, readers and exibithors,
it was a great pleasure to meet you all on this year’s Musikmesse in Frankfurt. I collected plenty of impressions and a lot of your products impressed me a lot. It was also fun to chat with you and I’m sorry that each year there is little time. So I hope that we see again next year in Frankfurt. There is still no english version of saxophonistisches. de (but it will come) but you can get an idea of this article with google translation.

Liebe Freunde, Leser und Aussteller,
die Messe dieses Jahr, hat wieder viel Spaß gemacht und es war schön alte Freunde wieder zu sehen und ein paar neue kennen zu lernen. Schade nur, dass immer so wenig Zeit ist, daher hoffe ich, dass man sich nächstes Jahr in Frankfurt wieder trifft.

Auch dieses Jahr habe ich wieder massig Material von der Messe mitgebracht. Es wird also wieder ein längerer Artikel. Dieses mal war ich sogar einen Tag länger dort und ich hatte dennoch nicht genug Zeit alles was mich interessierte zu begutachten oder das, was ich begutachtete, gründlich unter die Lupe zu nehmen. Dafür gibt es dieses Jahr (zumindest kommt es mir so vor) mehr echte Neuigkeiten als letztes Jahr, (die Wirtschaftskrise scheint vorbei zu sein) weshalb ich mich dieses mal nur über wirklich neues schreibe (bzw. das, was ich letztes Jahr wahrscheinlich übersehen habe).

Wer sich auch für den Stand der Dinge oder die Unterschiede zum letzten Jahr interessiert, sollte also auch in den Messebericht von 2010 rein schauen.
Auch neu ist, dass ich dieses Jahr mal einen Messeliveticker versuchte. Wen also eine kurzweilige Beschreibung meiner Messereise interessiert, sollte auch da mal hineinschauen. Weiterlesen

Musikmesse 2011 Liveticker

So, die Messe ist vorbei und somit auch das Experiment Liveticker. Ob ich das nächste Jahr noch mache, weiß ich nicht, denn ich kam kaum zum schreiben, da es irgendwie immer wichtigeres im realen Leben gab. Dieses extreme Web 2.0, in dem man ja immer mitteilen muß, wenn man einen Kaffee trinkt, ist wohl doch nichts für mich. Und so kam es öfter vor, dass ich „aktuelle Geschehnisse“ erst 5 Stunden später schreiben konnte. Zudem  hat mich auch das iPhone massiv genervt mit der etwas umständlichen Bedienung und der penetranten Rechtschreibkorrektur, die aber wie man sieht, nicht viel bringt bzw. sogar noch Fehler einbaut.

Den ausführlichen Messebericht gibt es hier zu lesen.

Wer jetzt den Liveticker von Anfang lesen will, muß erst mal ganz runter zum Anfang scrollen (wie bei Livetickern üblich), denn hier oben ist das Ende.

 

20:14 Lasse im Bordbistro des ECs bei einer Cola und einer Curry Wurst die letzten beiden Tage Revue passieren. Viel Rumgerenne, viele Bekannte und Freunde wieder gesehen, viel gesehen, zuviel gehört. War schön, aber gut, dass die Musikmesse für mich jetzt zu Ende ist. Jetzt freue ich mich auf Essen und den Besuch bei Markus Zaja, aber das ist eine andere Story, die er hier und hier festgehalten hat.

19:29 der ICE Fußboden ist gemütlich als man denkt. Jetzt erstmal die Einträge nachtragen, zu denen ich während der Messe keine Zeit hatte und die Rechtschreibkorrekturen des ihhPhones korrigieren. Weiterlesen

SOGNI SEPOLTI

Menschen. Baustellen. Vergrabene Wünsche.

So wurde die Ausstellung des italienischen Malers PG Slis überschrieben. Ich wurde gebeten die Eröffnung musikalisch zu untermalen.
Ich kannte den Künstler und seine Werke bereits aus einer früheren Ausstellung, weshalb ich mit Freude zusagte, da mich seine Bilder sehr beeindruckt haben.
Große und düstere Ansichten verlassener Industrieruinen, verfallenden Kathedralen und leeren Städten. Ein besonderes Augenmerk scheint in der architektonischen Geometrie zu liegen.
Noch ist PG Slis jung aber er erfreut sich zunehmender Ansehen und bei seinem Talent ist es kein Wunder, dass er demnächst eine Ausstellung auf der Biennale de Venezia hat.
Auch wenn ich mir die Bilder wohl nicht ins Wohnzimmer hängen würde,  war ich von seinem Werk sehr angetan, weshalb ich mir Gedanken machte, wie ich die Stimmung der Bilder am besten musikalisch umsetzen konnte. Weiterlesen

mein neues Borgani

Ich bin frisch verliebt in mein Weihnachtsgeschenk. Nun gut, es kam schon vor 10 Tagen und ich habe es mir selbst gemacht, aber das Teil zählt für mindestens zwei Geburtstage und einmal Weihnachten.

Mein neues Borgani Altosaxophon!

In meinem Bericht von den Borgani-Werkstätten in Macerata (Italien) hatte ich ja bereits erwähnt, dass ich mich dort in eines verkuckt hatte. Nach ein paar Mucken und den verkauf meines Ravens konnte ich es mir nun endlich leisten und kam nun ENDLICH bei mir an.

Im Prinzip ist es das gleiche Model das ich schon vorher getestet habe, daher verweise ich für das Grundlegende auf den alten Testartikel zum Borgani-Saxophon. Weiterlesen

Zu Besuch bei Orfeo Borgani

Auf der letzten Musikmesse habe ich Orfeo Borgani kennen gelernt und ich war damals sehr angetan von seinen Instrumenten. Es entstand ein regelmäßiger Kontakt und er lieh mir sogar eines seiner Instrumente für einen Test. Zu dem Test geht es hier lang.
Orfeo hat mich zu einer Werksbesichtigung nach Macerata eingeladen und zufälligerweise war eh ein Familienurlaub ende August geplant, weshalb ich die Gelegenheit natürlich ergriffen habe.

Macerata liegt ungefähr auf Höhe Roms am rechten Rand Italiens. Es ist keine besonders große Stadt, dafür hat sie eine der ältesten Universitäten und liegt bezaubernd auf einem kleinen Berg (bzw. großen Hügel) so dass man an schönen Tagen eine umwerfende weite Aussicht hat.
Wir waren etwas irritiert, als uns das Navi auf der Fahrt nicht in das Industriegebiet sondern immer weiter auf den Berg in eine sehr zentrale Wohnsiedlung lotste. Aber tatsächlich, der Borganibetrieb befindet sich im Herzen von Macerata.

Wir wurden sehr freundlich von Orfeo Borgani und seinem Assistenten Massimo begrüßt. Man erklärte uns dann auch, warum sich sein Betrieb mitten in einer Wohnsiedlung befindet, denn dieser ist hier schon seit über 50 Jahren.
Daß Borgani ein Familienbetrieb in der 4. Generation ist (gegründet 1872) und so einer der ältesten Saxophonfirmen (älter als Selmer) ist, hatte ich schon ausführlicher im Test zu dem Alto erzählt. In diesem Haus ist sogar der jetzige Firmenchef Orfeo geboren worden.

Dort werden auch alle Arbeiten ausgeführt, bis auf das Gehämmere und die galvanischen Arbeiten, um die Nachbarn nicht zu belästigen.
Leider hatten wir nur am letzten Tag Betriebsferien Zeit, weshalb uns nur Orfeo empfangen konnte. Dennoch hat er uns jeden Arbeitsschritt gezeigt und erklärt vom Ausstanzen des Bleches bis hin zum fertigen Saxophon. Dabei macht Borgani vieles etwas anders, als wie man es von anderen größeren Firmen kennt. Aber am besten Fange ich ganz von Vorne an.

Es wird nur das beste Messing verwendet, nach einer speziellen Legierungszusammensetzung, die Borgani durch viele Experimente bestimmt hat und tatsächlich wird JEDES Teil handgehämmert (nicht nur der Becher, wie so oft heutzutage). Orfeo erklärte mir, dass dies essentiell für ein gut klingendes Horn ist und man früher die Saxophone nur so hergestellt hat und wahrscheinlich dies der Grund ist, warum die alten Kannen oft so gut klingen. Denn am Material selber kann es nicht liegen, denn hier hat sich die Qualität in den letzten 70 Jahren deutlich gesteigert.
Interessant fand ich das Verfahren, mit dem Borgani nach dem Hämmern, die Hauptschallröhre glatt und in Form bringt. Das Rohr wird über einen Dorn aufgezogen, und dann würd über das Rohr mechanisch ein Bleiring gezogen (vergleichbar mir dem überrollen eines Kondoms, bloß mit viel mehr Kraft). Der Bleiring weitet sich natürlich und ist danach müll, aber dadurch wird das Messingrohr glatt und die Metalldicke des Bleches ist schön gleichmäßig.
Zur Demonstration nahm Orfeo ein fertig bearbeitetes Rohr und schlug es wie eine Glocke an. Tatsächlich hörte man einen schönen reinen Klang, der angenehm nach klang. Da ahnt man schon, dass hieraus später ein gutes Instrument wird.
Der gehämmerte S-Bogen wird zwecks Formvollendung hydraulisch aufgeblasen. Leider weiß ich nicht mehr genau, welcher Druck angelegt wird, ich weiß nur, dass ich sehr beeindruckt von der Bar-Zahl war.

Der nächste Schritt ist Tonlöcher stanzen und Kamine ziehen. Hierbei wird drauf geachtet, dass man kein Tonloch durch die noch kaum zu erkennenden Lötnaht gezogen wird, denn das würde das Sax an der Stelle instabil machen. Tatsächlich sollte es also bei jedem Sax eine Längslinie geben, auf der es keine Tonlöcher gibt.
Dann wird poliert. Bis zu 7 mal mit verschiedenen Lappen (die zunehmend flauschiger werden). Für die Vintage-Variante wird die Oberfläche wieder angerauht.
Bemerkenswert ist, dass die Mattfinishes nicht durch eine Politur oder Sandstrahlen zustande kommen, sondern einfach anders galvanisch veredelt werden. Vergoldet ist also nicht gleich vergoldet.

In einer weiteren kleinen Halle werden die Kleinteile hergestellt. In HANDARBEIT. Keine gestanzte Massenware. Jedes Teil hat sogar seine zum Saxophon passende Seriennummer.
Einer der größten Unterschiede zu den meisten anderen Marken ist, dass Borgani die Säulchen der Mechanik einzeln an das Saxophon. Dafür wird eine gruselige Maschine benutzt (siehe Photo), um die Säulchen alle auf die richtige Position zu setzen. Das ist natürlich viel aufwendiger (mehr Zeit, mehr Sorgfallt), als vorgefertigte Rippen draufzuklatschen. Aber durch die einzelnen Säulen kann das Instrument viel freier schwingen und mehr Klangnuancen geben.  Es ist die Extraarbeit also wert.
Die Instrumente, die keine Vintages werden sollen, werden nun galvanisch behandelt (versilbert, vergoldet, usw.) und dann nochmal poliert. Lackierungen gibt es aus Soundgründen nicht. Sehr lobenswert.

Jetzt geht es an das Zusammensetzen. Wieder ungewöhnlich ist, dass sie erst die Mechanik anschrauben und perfekt justieren und dann die Polster einsetzen, während die Mechanik noch drauf ist. Auch das ist wieder recht aufwendig, man könnte doch die Poster vorher einsetzen, bzw. die Mechanik wieder ab und dann die Polster nacheinander reinsetzen (so wie es die meisten SaxDocs machen). Aber das Polstereinsetzen ist eine Wissenschaft für sich, denn einerseits müssen alle Mechanikkopplungen gut zueinander passen, die Klappenaufgänge genau passen und dann müssen die Polster auch noch perfekt sitzen. Hier muß oft, solange der Kleber noch flüssig ist, nachgebessert werden. Zwar mag Borganis Methode sehr frimelig sein, aber so garantiert man, dass die Polster bestmöglich sitzen und das Sax so lange und gut deckt.
Zuletzt wird natürlich alles nochmal gecheckt und probegespielt und fertig das das Borgani Saxophon.

Natürlich ließ ich es mir nicht nehmen die verschiedenen Hörner nochmal gründlich anzuspielen. Dafür ging es zurück in den Vorführraum in dem an viele Photos berühmter Saxophonisten mit Unterschrift hingen, die schon bei Borgani ein und aus gingen. Da waren Jan Gabreck, Gerry Muligan, Michael Brecker und natürlich Joe Lovano. Und jetzt ich!

Ein Borgani hatte ich ja bereits mal ausführlich getestet (siehe hier), daher wußte ich, was für schöne Hörner mich erwarten. Jedoch zwei Sachen haben mich doch wieder überrascht. Erstens wie groß die Unterschiede zwischen den einzelnen Finishes sind. Einige halten das ja für eine Glaubensfrage oder Voodoo, ich hingegen weiß, dass es tatsächlich einen (auch physikalisch erklärbaren) Unterschied gibt. Aber ich war doch überrascht, wie groß und deutlich die Unterschiede bei Borganisaxophonen ist. Das liegt vielleicht auch daran, dass die Borganis recht dick galvanisiert werden. So bieten sie eine große Klangpalette von weich und gedeckt  bis hin zu hart und funky an. Es lohnt sich also verschiedene Finishes durchzutesten.
Nun mag der ein oder andere meinen, dass liege wie bei Selmer an einer natürlichen Schwankung bei der Herstellung. Das ist aber nicht der Fall, aufgrund der zweiten Sache die mich so überrascht hat. Ich habe auch Saxophone mit dem gleichen Finish im Vergleich gespielt und sie waren kaum unterscheidbar. Das spricht für eine sehr hohe Produktionsqualität.

Eigentlich wollte ich da gar nicht weg, da ich mich natürlich in eine dieser italienischen Schönheiten verkuckt hatte (ich meine natürlich ein Saxophon). Ein Vintage mit mattversilberter Mechanik. Orfeo war so freundlich es mir zurückzulegen und nun spare ich. Daher stehen meine anderen Altsaxophone nun auch zum Verkauf.

Also zuletzt möchte ich mich nochmal ganz Herzlich bei Orfeo Borgani bedanken für die ausführliche Tour und die Nerven die er gezeigt hat, als ich danach zwei Stunden seine Saxophone ausprobierte. Zudem habe ich so einiges über die Produktion von Saxophonen gelernt und an vielen Punkten kann man sehen, wie viel Mühe und extra Arbeit sie in ihr Produkt stecken. Das macht sich leider auch im Preis bemerkbar, aber wer mal ein Borgani in der Hand gehabt hat, weiß, dass die es wert sind.

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Endlich wieder da, die italienische Flexitone

Einer meiner ersten Artikel auf diesem Blog war der Testbericht zum italienischen Nachbau der Selmer Magnitone Blattschraube von Corrado Manuzzato. Ich bin von dieser Ligature restlos überzeugt und ich nutze sie regelmäßig auf meinen Instrumenten. Damit befinde ich mich in guter Gesellschaft. Schon Benny Goodman nutze das Original und Joe Lovano nutzt das aktuelle italienische Modell. Leider gab es diese Klemme eine Zeitlang nur im italienischen Eaby und dann gar nicht mehr. Ich bekam zig Anfragen, wo man denn diese Schrauben her bekommen könnte und ich mußte immer mit den Schultern zucken. Bis jetzt.

Denn nun ist sie unter dem eigenem neuen Namen „Flexitone“ endlich wieder erhältlich. Borgani, die auch wunderschöne Saxophone herstellen (siehe hier), hat den Gerneralvertrieb übernommen, so dass man sie um einiges leichter beziehen kann. Hierzulande sind sie schon bei Mike Duchsteins Saxophon-Service erhältlich.

Auch wenn der alte Test der Flexitone/Magnitone noch etwas ungelenk formuliert ist, so stimmt immer noch alles, weshalb ich jetzt einfach darauf verweise.
Es gibt aber ein paar neue Ausführungen. Zum einen gibt es die Schraube nun auch in einer Small-Variante für Sopran- und Metallmundstücke und es gibt sie in Vernickelt. Dadurch sieht silbern aus, läuft aber nicht an. Optisch passt sie somit besser zu den meisten Klarinetten oder silbernen Saxophonen, mit denen sich die die BareBrassVintage Optik beißen würde (es gibt Menschen, die beim Klemmenkaufen auf so etwas achten).
Daneben gibt es tatsächlich sogar noch einen kleinen akustischen Unterschied. Die Vernickelte klingt minimal direkter, kerniger und härter. Tendenziell würde ich klanglich eher die Unlackierte vorziehen, jedoch groß ist der Unterschied nicht, und wenn ich es funky will, benutze ich eher die vernickelte Flexitone.

Ein weiterer unschätzbarer Vorteil ist, dass die normalen Mundstückkappen perfekt auch über die Flexitone passen. Und dass sie verstellbar für die meisten Mundstückgrößen ist, muß ich denke ich nicht nochmal erwähnen. Zuletzt bin ich Fan der sehr eleganten Optik.

Deshalb bin ich froh, dass es diese Blattschraube nun in den normalen Handel geschafft hat, obwohl ich es auch etwas schade finde, dass ich meine Blattschraube wohl bald nicht mehr besonders exklusiv sein wird. Allerdings kostet die Flexitone aufgrund der Zwischenhändler nun 58€ und liegt damit auf dem Preisniveau ähnlich guter Schrauben.
Wer als die Flexitone Ligature will, der kann sie nun entweder bei Borgani oder Duchstein ordern.

Eine italienische Schönheit namens Borgani

Borgani?! Dieser Name stößt hierzulande eher auf Unkenntnis. Da kommen Kommentare wie „Waren das nicht die Bösen bei Star Trek?“ ; höchstens vielleicht noch „Spielt der Joe Lovano nicht sowas?“. Auch ich wurde erst per Zufall auf der letzten Musikmesse darauf aufmerksam und war mehr als angetan. Seit dem konnte ich kaum noch warten, so ein Teil mal gründlicher unter die Lupe nehmen zu können. Nun habe ich so ein Schmuckstück endlich da und möchte es gerne meinen Lesern vorstellen. „Gestatten, diese besondere Schönheit heißt Borgani“.

Um wirklich erklären zu können, warum es sich hierbei um etwas besonderes handelt muß ich wahrscheinlich ganz vorne Anfangen. Und zwar im Jahre 1872 in einem Dorf Mittelitaliens namens Macerata. Genauso könnte auch eine schöne Urlaubslektüre beginnen, aber so fängt die Geschichte des Famlienunternehmes Borgani an. Der Gründer Augusto Borgani schickte seinen Sohn Arturo in die Staaten um bei Conn zu lernen. Das Familien Geschäft wurde  von da an immer an den Sohn weiter gereicht. In den 50ern expandierte Borgani dann weltweit und fertigte für die Masse (leider auch mit dementsprechender Qualität). Aber gegen die asiatische Konkurenz hatte man natürlich kaum eine Chance, weshalb es – wie bei den anderen italienischen Herstellern – sehr ruhig um Borgani wurde. In den 80zigern wurde das unternehmen nun an die 4. Generation Borgani weiter gereicht und Orfeo Borgani besinnte sich auf die alten Werte zurück und produziert jetzt nur noch nach alter Tradition vollkommen handgearbeitete Saxophone für das Profisegment.
Nur nebenbei, damit ist Borgani eine der ältesten Saxfirmen. Sogar noch älter als Selmer.

Zum Testen hat mir Orfeo das Instrument zugeschickt, dass ich bereits auf der Messe in der Hand hatte. Ein Altsaxophon 24k vergoldet und Sandgestrahlt. Diese Finishvariante wird bei Borgani „pearl gold“ genannt. Modellbezeichnungen gibt es dort nicht wirklich, weil es halt nur eines gibt. Keine Schülersaxophone, keine Nachbauten keine sonstiges irgendwas Marketinggedöns. Auch bemerkenswert finde ich, dass es aus qualitativen und soundtechnischen Gründen keine lackierten Instrumente gibt. Dieser Ansichten habe ich eh schon lange und freue mich, dass das ein Hersteller endlich mal konsequent umsetzt. Von Borgani gibt es nur Altos, Tenöre und Sopranos in unlackiert, versilbert und vergoldet (24K) und diese auch noch in einer „Pearl“-Variante (mattoptik durch Sandstrahlung). Die Sopranos haben den Clou eines austauschbaren Schallbechers (siehe Messebericht). Tenor und Alt wahlweise mit oder ohne Hoch-Fis oder mit angelötetem Schallbecher (bessere Resoanz, jedoch komplizierter beim Zerlegen).

Das Instrument kam in einem soliden kleinen Formkoffer. Das Teil kommt aus dem Hause Bam, aber keine Angst, das steht nicht drauf, stattdessen wird es verziert durch das elegante Borganiemblem. Die zwei Farbenoptik verleiht dem Teil einen edlen modernen Pfiff. Angetan war ich besonders vom Trageriemen. Da hat sich jemand mal Gedanken gemacht. Witzig finde ich das „Geheimfach“. Allerdings etwas ungünstig gelöst, da man als Deckel eine Plastikschale verwendet, die formtechnisch nicht ganz zum Borgani passt. Da ist nach meinem Befinden zu wenig Spielraum zum Instrument. Da es ein Formkoffer ist, ist halt kaum Platz für sonstiges Gedöns, dafür ist das Case aber auch sehr handlich. Sonstiges Zubehör ist nur noch ein Gurt und ein Wischtuch.

Nun zum Instrument. Ich habe mir diese Finishausführung zum testen extra gewünscht. Ich glaube nicht, dass die Bilder wirklich wiedergeben, wie schön das matte Gold aussieht. Außerdem finde ich es klanglich gut. Zuletzt ist Gold korosionsbeständig und läuft nicht wie Silber an.
Die florale Gravur ist schick und edel, kommt aber unter der Vergoldung nicht sehr hervor. Schade.

Schauen wir uns doch mal das Sax genauer an.
Der Schallbecher ist eher schmalerer Natur und ist merkwürdigerweise eher links orientiert. Der S-Bogen hat auch eine etwas ungewöhnliche Form. Er erinnert mich stark an echte Vintage-Instrumente (nicht so Youngtimer wie das Mk VI). Etwas mehr aufgerichteter und länger. Gernerell wirkt das Sax optisch schlanker.
Die vergoldete Mechanik macht einen sehr soliden Eindruck. An ihr sieht man besonders, dass es sich um reine Handarbeit handelt. Alles ist wirklich jeweils für das eine Saxophon angepasst. Dadurch hat man beim spielen ein so rundes und flüssiges Gefühl, wie ich das sonst kaum kenne. Dagegen wirken viele Asiaten nur eckig und kantig. Der Federdruck ist für mich angenehm (also nicht schlaff); nur die Mechanik des linken kleinen Fingers ist verhältnismäßig zu stark eingestellt.
Generell scheint hier alles runder. Viele Streben und Arme sind elegant um das Sax geschwungen. Keine geraden Winkel wie man es sonst kennt. Auch das ist einer der Gründe, warum dieses Sax so aus der Masse heraus sticht. Allerdings mußt man auch sagen, dass diese Individuelle Fertigung sich auch selbst bedingt. Denn es gibt so ein paar „italienische Eigenarten“ die an sich nicht ganz so korrekt sind, aber nonchalant korrigiert werden. Z.B. sitzt die Oktavklappenhülse des S-Bogens nicht wirklich mittig sondern rutschte etwas nach links. Dem Sound tut das keinen Abbruch, aber das ist wohl Teil des besonderen italienischen Charms. Daher ist jedes Instrument ein echtes Unikat (aber nicht so wie bei Selmer).
Natürlich handelt es sich bei den Inlays um echtes Perlmut. Beim Bb-Drücker (linke Hand) ist jedoch das Perlmut verschwunden. Mir sagt das zu. Die Gis-Klappe fällt auch irgendwie raus. Sonst ist der Arm ja immer oben auf die Klappe angelötet. Hier nicht. Wie ein großer Tropfen hängt die Klappe am Hebel.
Die Stützstrebe der linken Kleinfingermechanik geht etwas schräg nach unten, was für eine noch sichere Stabilisierung sorgt. Merkwürdig ist auch die Schraube am Daumenhaken. Um diese zu lösen brauch man anscheinend einen extra Schraubenzieher. Warum?
Durch all diese kleinen Unterschiede und die runden Arme wirkt die Mechanik als wäre sie an dem Saxophon eher „festgewachsen“ als montiert.
Bemerkenswert ist, das die Mechanik auf einzelnen Säulchen montiert ist und nicht auf vorgefertigten Schienen. Diese wurden von Selmer (wem sonst?) eingeführt und erleichtern die Montage. Das führt aber auch zu einem „engeren“ Klang. Durch die einzelenen Säulchen kann das Sax jedoch freier Schwingen, was sich sehr auf den Klang auswirkt (aber dazu kommen wir noch später). Leider machen das ansonsten nur noch wenige andere (u.a. Keilwerth und Sequoia) das so.
Was ich persönlich sehr schade finde, ist, dass es so gut wie keine Einstellschrauben gibt. Nur das nötigste, ist mit einem Schraubenzieher verstellbar. Rechte und Linke Hand Kopplungen sowie alle anderen Klappenaufgänge sind per Kork eingestellt. Das ist zwar eigentlich eine Geschmacksfrage, aber für mich mach anderen Hobbytüftler ist es mit Schrauben leichter, schnell mal selber Korrekturen zu vollziehen.
Ausgesuchte Pisoni Pads, Filze, Federn und Schrauben scheinen von genauso hoher Qualität zu sein, wie der Rest. Schade nur, dass die Daumenauflage der linken Hand noch aus Plastik ist. Passt meinem Epfinden anch nicht zum Rest des Bildes.

Also man man sieht an allen Ecken und Enden, dass die Borganis wirklich traditionell und komplett per Hand gefertigt werden. Da muß ich auch nicht noch extra erwähnen, dass Schallbecher und Co. handgeklöppelt sind; auch andere Werbeargumente von anderen Firmen sind hier quasi eine Selbstverständlichkeit. Daher werden allerdings auch nur um die 300 Borganis pro Jahr gebaut. Meines Wissens ist Borgani eine der letzten Firmen, die noch so produzieren.

Ansprache ist gut und ausgeglichen. Hat einen gewissen Widerstand, so wie die meisten Profis es bevorzugen. Die Intonation entspricht dem sonstigen Qualitätsniveau. Mir ist nur aufgefallen, dass die Palmkeys ab dem e“‘ etwas nach oben tendieren, aber das läßt sich leicht durch einen etwas verringerten Klappenaufgang korrigieren. Ansonsten erfüllt es sogar Klassikerbedürfnisse. Auch der Klang ist sehr homogen. d‘ und d“ klingen schön voll. Nur das a“ ist manchmal minimal stumpfer.

Kommen wir nur zum Klang. Zwei Wörter würde es ausreichend beschreiben: „einfach schön“. Ich wüßte nicht womit ich das Borgani jetzt direkt vergleichen könnte, weil es doch einen sehr eigenen Klang hat. Nicht so kernig und näselnd wie man es von Selmer kennt. Rund, warum, voll und sehr farbenreich. Das liegt wahrscheinlich mit an der Konstruktion mit den einzelenen Säulchen.
Persönlich mag ich auch den Klang von Vergoldungen. Der Ton wird konkreter und strahlt mehr ohne dabei so hell und klar zu werden wie eine Versilberung. Sandstrahlungen macht den Sound meist ein wenig obertonreicher/strahlender.
Da nun der Klang recht rund und warm ist, mischt er sich gut in Sätzen ein, das heißt aber auch, dass es nicht so ideal dafür geeignet ist gegen E-Gitarren zu kämpfen. Für diejenigen, die einen lauten, schrillen und rabiaten Sound suchen, gibt es also wahrscheinlich passendere Kandidaten. Diejenigen, die es gerne mal auch lyrischer mögen, werden das Teil lieben. Dadurch kann es gerade für Klassik ein faszinierendes Instrument sein.
Dennoch halte ich es für ein sehr flexibles Horn. Mit der richtigen Setupwahl geht auch Bigband und Funk genauso gut und für die meisten Jazzbereiche bietet das Borgani eine interessante Klangvariante. Und für die ganz extreme Lautstärken gibt es ja heutzutage Mikrophone und Lautsprecher.
Vielleicht ist das der italienische Sound. Zumindest habe ich keine Probleme mich bei dem Klang in Urlaubsstimmung beim Sonnenuntergang und einen italienischen Rotwein an der mediteranen Küste vorzustellen.
Kurz, kein Ferrari, sondern eher ein Lamborgani.

Tja, warum ist dann Borgani hierzulande ein so unbeschriebenes Blatt? Das liegt wohl daran, dass Borgani noch keinen deutschen Vertrieb hat. Erst jetzt sind Borganische Instrumente hierzulande erhältlich. Der Berliner Mike Duchstein von www.saxophon-service.de hat nun ein Satz im Vintage Finish (unlackiert) bei sich stehen. Dort können sie also angespielt und erworben werden. Tja, qualitativ hochwertige Handarbeit ist nie billig und somit liegen die Preise für Borgani bei 3000 und aufwärts. Ein Schelm, der jetzt an spätrömische Dekadenz denkt. Jedoch wenn man es mit Selmerpreisen vergleicht oder die von einem gewissen schweizer Betrieb, wo ja auch noch rein per Hand arbeitet, scheinen mir die Preise reel und fair.
Ich sollte darauf hinweisen, da es sich um einen Betrieb handelt, in dem noch alles handwerklich gearbeitet wird in nicht all zu großen Auflagen, erfüllt Borgani auch speziellere Kundenwünsche. Wer also eine bestimmte Finishzusammensetzung will (z.B. unlackiert mit vergoldeten Klappen) und bestimmte Änderungen der Mechanik, sollte einfach mal bei Mike oder Orfeo nachfragen. Bei der Gelegenheit könnt ihr gleich von mir grüßen.

Fazit
Wie man merkt, bin ich dem Horn mehr als angetan. Optisch, haptisch und klanglich ein sehr edles Instrument, das einfach den Flair des ganz Besonderen hat. Superlative wie „das beste Saxophon, das ich je gespielt habe“ benutze ich nicht, obwohl es in diesem Fall der Sache schon recht nah ist. „Ein Saxophon eines Caesars würdig.“
Mein Problem ist jetzt folgendes: Ich will es! Braucht nicht irgendwer noch ein Selmer oder Cannonball Altsaxophon?

Ich möchte mich übrigens noch mal bei Orfeo Borgani und Mike Duchstein für die Bereitstellung des Testinstrumentes bedanken.
http://www.borgani.com/
http://saxophon-service.de/

neues und altbekanntes von der Frankfurter Musikmesse 2010

Puuh, war das wieder eine Odyssee. Ich saß länger in irgendwelchen Zügen als das ich mir auf der Messe die Hacken wund laufen konnte. Irgendwann um 4 Uhr morgens mußte ich aufstehen (für einen Jazzer ist das eher eine Zeit zum ins Bett gehen) und bin dann irgendwann spät zu einer Zeit im Bett gelandet, die für einen Jazzer angemessen ist. Und dennoch habe ich nicht mal die Hälfte von dem auf der Messe geschafft, was ich eigentlich alles besichtigen und anspielen wollte. Trotzdem war es sehr interessant und, sich gelohnt und es ist genung zusammen gekommen, dass es für einen langen schönen (bzw schön langen) Artikel reicht.

Der Artikel scheint doch etwas länger zu werden, aber da mir keine sinnvolle Teilung einfällt ich jedoch ein paar Tage dran schreiben werde, werde ich ihn etappenweise ergänzen. Also müßt ihr also öfters mal vorbei schauen.

Vorweg, um hier einiges zu realtivieren (und auch einiges, was man woanders über die Messe lesen kann), die Messe ist alles andere als eine ruhige Umgebung. Es klingt, tönt, trötet, musiziert, krächst von überall. Akustische Kontamination wohin man „blickt“. Insofern sind alle klanglichen Eindrücke, die man dort hat mit bedacht zu genießen. Ein echter Test ist nicht möglich. Man spielt ein Sax 5min an, von Überall tönt anderes, die Ohren sind belegt und man kann leider nicht mit seinem gewohnten Instrument vergleichen. Sein eigenes Instrument mitzubringen war untersagt. Selbst Drum Sticks waren verboten. Man hatte sich nen Lärmschutzgrenze von 70dB gesetzt, wurde aber kaum irgendwo gehalten. Naja, vielleicht bei den Streichern. Deren Halle war ne Wohltat für die Ohren. Also werde ich keine definitven Aussagen machen, welches Saxophon wie klingt, und welches wie gut ist und welches nicht gut ist.
Zudem werde ich mich mit Preisaussagen zurückhalten. Erstens, hängt es immer vom Händler ab, wieviel irgendwas am Ende kostet. Zweitens, habe ich oft vergessen zu fragen. Drittens will ich nicht immer überall nochmal nachschauen und dann ggf. etwas falsches schreiben.
Und sorry, leider habe ich vergessen alles zu Photographieren und einige Bilder fehlen auch unerklärlicherweise. Also müßt ihr für visuelles und natürlich mehr Infos auf die Seiten der Hersteller, die natürlich alle verlinkt sind, bemühen.

Vielleicht nun erstmal so ein paar allgemeine Sachen, die ich so festgestellt habe zu meinen.
Es gab eigentlich wenig wirklich neues auf der Messe, was es nicht auch schon die Jahre zuvor gegeben hat. (Vielleicht liegt vielleicht an der Wirtschaftskrise?) Auch würde ich nicht sagen, dass es irgendwelche großen Qualitätssprünge nach oben oder nach unten bei irgendwelchen Händlern gegeben hat. Vieles entsprach den Erwartungen.
Irgendwie schien mir das Thema Sopran doch dieses Jahr recht vordergründig zu sein, aber dazu später mehr.
Erfreulich fand ich persönlich, dass diese Pseudoantik-Airbrush-Lack langsam aus den Regalen verschwindet. Der neue Trend ist „aged unlaquered“. Also dieser dunkle bis bräunliche Farbton an unlackierten Instrumenten, wie es Inderbinen schon seit Jahrenhat  und P.Mauriat vor zwei Jahren bei seinem PMXT 66R UL einführte, das (nicht ganz zu unrecht) Verkaufsschlager zum Verkaufsschalger avoncierte. Der Farbton kommt entweder durch die Messinglegierung selber oder durch verschiedenste „älterungs Methoden“ wie Säurebad oder das Stehen lassen im taiwanesischen Regen (was vielleicht im Prinzip das selbe ist). Ich finde diese Optik nicht nur ansprechender als die PseudoVintageOptik auch finde ich es klanglich besser.
Die massive Präsenz der Chinesen, zumindest in der Bläserhalle, die mir zwei Jahre zuvor sehr aufgefallen ist, ist dieses Jahr doch merklich zurückgegangen. Macht nichts, die waren auch in dieser Masse und der gleichen „Qualität“ und Klangsoße doch sehr langweilig.

Kommen wir nun also zu den einzelnen Austellern. Einige Hersteller habe ich bewußt ausgeklammert. Selmer, Yamaha, Yanagisawa stehen in jedem besseren Saxophonladen. Jupiter und Konsorten erst recht. Mich zog es bei der Messe eher zu denen, wo es wirklich etwas neues gab und solche die man nicht überall findet.  Natürlich gab es auf der Messe ein paar Pflichtbesuche, die erstmal abgeleistet werden mußten.

Fiberreeds
Da ich neue Blätter brauchte und viele Händler einen günstigeren Messepreis haben und ich mich auf ein Wiedersehen mit Harry Hartmann freute, gehörte der Besuch an seinem Stand zu den ersten Stationen. Den neuen „straight cut“ gab es ja schon vor einem Jahr und hat mich schon lange überzeugt. Neu ist ein der „Wiener Schnitt“ für Klarinette der jetzt auf der Messe frisch vorgestellt worden ist.

Theo Wanne
Der berühmte Mundstückschnitzer hatte einen gemeinsamen Stand mir Fiberreed und da ja seine Mundstücke der „neue Geheimtipp“ war mußte ich dort auch etwas schnuppern. Aber mit den Geheimtipps ist es so eine Sache. Alle zwei Jahre gibt es einen neuen. Vor zwei Jahren war es Jody Jazz mit seinem DV (zu dessen Stand habe ich es leider nicht geschafft, aber meines Wissens gab es da eh nichts neues), davor Lebayle und SR Technologies, davor Brancher usw.
Meist sind die Mundstücke wirklich ganz gut, aber das Rad erfinden sie eigenlich nie neu.
Die eigene Mundstücklinie von Theo Wanne gibt es ca. schon seit 2 Jahren. Jetzt ist sie komplett mit jeweils 5 verschiedenen Mundstücken für Alt und Tenor in verschiedenen „Helligkeitsstufen“. Man hat also die Wahl zwischen dem ultralauten hellenden FUnkmundstück, über den Allrounder zu dem ganz warmen smoothen Oldschool teil. Die 5 verschiedenen Mundstücke tragen die Namen indischer Gottheiten (sehr exotisch aber besser als irgendwelche sinnlosen Kürzel, wie DV NY, MBII, LBR oder so vielsagende Namen wie Jazz und Studio). Schick sehen die Teile ja aus und zudem gibt es sie nun auch nicht mehr nur in Metall sondern auch in Holz und Kautschuk. Aber keinen normalo Kautschuk sondern super spezial Vintagesuper Hardrubber, der besonders bröselig auf Schleifpapier ist (???).
Das besondere an den Wanne MPCs ist die „true large chamber“. Treue Leser wissen, dass ich kein Fan mehr bin, von den vielen engkammrigen MPCs auf dem Markt. Aber ob nun die „true large chamber“ nun eine neue Revolution ist oder nur eine neuerfindung des Rads lasse ich mal offen.
Weil es nicht wirklich Sinn macht, auf einem fremden Saxophon 20 Mundstücke zu testen, habe ich mir nur ein HR Alto Amma geben lassen. Schickes Mundstück, dass ich bei gelegenheit mal ordentlich Test spielen müßte.
Gefallen hat mir auch die neue Blattschraube von Theo Wanne, die bei dem Mundstück dabei war. Eigentlich ist sie konzipiert wie die Francois Louis Ultimate Ligature sieht aber stylischer aus. Zudem gibt es sie mit zig aberwitzigen Andruckplatten. Gold, Plain, soger ne Vintageandruckplatte. Absolut abtrus und absolut geil. Wäre sie wie die Mundstücke nicht ganz so hochpreisig gewesen, hätte ich sie gleich so mitgenommen. Jetzt muß ich mal schauen, wie ich da geschickt dran komme und einen weiteren Blattschrauben Test dazu schreiben kann.

oboes.ch
Auch hier wollte ich ganz bewußt wieder hin. Den vor zwei Jahren hatte ich auf der Messe ein sehr chickes kleines hölzernes Reedcase erstanden. Leider hatte ich es verloren und fand nichts, was so gut gewesen ist, wie dieses Case. Flach, aus schickem Holz, stylischer Magnetverschluß. Ich wußte leider auch die Firma nicht mehr, weshalb ein Nachbestellen auch nicht ging. Wie praktisch, dass die meisten Händler die gleichen Standorte wie vor zwei Jahren hatten und so habe ich mir einfach das gleiche wieder gekauft.
Der Hersteller ist Schweizer und scheint wohl eher aus dem Oben bereich zu kommen. Es gibt alles rund ums Oboenblättchen und deren Aufbewahrung. Daneben gibts halt auch noch Cases für Sax- und Klarinettenblätter. Die Qualität ist schweizerhaft. Das einzig irritierende war, dass ich mit einer Standdame gesprochen habe, die chinesischen Ursprungs war und deren englisch (Deutsch ging gar nicht) recht gebrochen war. Neben den Holzvarianten gibt es noch Varianten mit Stoffüberzug der von chinesischen Mustern verziert ist. (Ein Schelm, der jetzt chineschische Produktion wittert…)
Mit meinem Blättercase bin ich hochzufrieden und habe natürlich gleich meine neuen Fiberreeds rein gelegt.

Variosax
Diesen Stand habe ich eher zufällig entdeckt. Es  handelt sich quasi um einen nachrüstbaren großen „micro-tuner“. Micro-tuner findet man heute noch ab und zu an alten Saxophonen. Man steckte das MPC auf, und anstatt, dass man dieses beim stimmen nun, über den Korken schieben mußte, konnte man nun bequem, den S-bogen minimal verlängern, bzw. verkürzen. Hat sich aber nicht durchgesetzt wurde sogar oft nachträglich bei GÜs abmontiert.
Bei dem Variosax ist alles etwas größer. Man kann das Teil so weit ausziehen, dass das ganze Sax bis zu einem Halbton tiefer klingt.
Viele werden fragen, „Wozu?“. Und ich nehme an, die Frage hat man auf dem Stand wohl auch öfters gehört. Nunja, einerseits hat man wieder die Vorzüge eines guten Micro-Tuners andererseits kann man sich so diverse Tonarten erleichtern. Wenn man eine schwere hat, z.B. Fis-Dur, macht man Zack und kann in F-Dur spielen.
Zuletzt wird noch eine Klangverbesserung geredet („mehr Obertöne“), weil es keinen dämpfenden Kork mehr gibt. Das sehe ich ähnlich.
Der Hersteller ziehlt nach eigenen Ausagen eher auf Anfänger und Amateure, die sich mit schweren Tönarten schwer tun.

Nun sehe ich eine Reihe an Problemen. Erstens, wenn man einfach zwei cm länge dazu tut, wird das Sax nicht mehr so in sich stimmen können. Das trifft vor allem die höheren Töne. Im mittleren und tiefen Bereich dürfte sich Probleme in Grenzen halten. Intonation ist sowieso so eine Sache. Ein in sich perfekt gestimmtes Sax gibt es nicht, und er Spieler muß aktiv selber hören und stimmen (aber dazu schreibe ich demnächst mal etwas). Desweiteren passen nicht alle Mundstücke. Gängiges wie Meyer und Yamaha haben einen schmalen schaft, nur leider gibt es viele andere Mundstücke, die nicht passen, da muß sich er Hersteller noch etwas ausdenken.
Viele S-Bögen haben am Ring vor dem Korken, der müßte abmontiert werden, damit das VarioSax drauf geht. Solch einen Eingriff dürften viele scheuen. Generell muß das Teil von jemanden mit Ahnung montiert werden, was zusätzliche Kosten bedeutet.
Zudem bleibt die Frage des Sinns. Nehmen wir mal das Alto. Mit dem Teil kann man aus einem Es-Instrument ein D Instrument machen. Nur gibt es keine Noten für D-Instrumente. Selbst wenn mal mal ein Stück in Fis-Dur vor sich hat, man müßte sich die Stimme in F selber neu schreiben. (ob da das üben in Fis nicht vielleicht schneller geht, muß jeder selber wissen). Und selbst wenn es um das Improvisieren gehen sollte, sind doch die meisten, die mit komplizierten Tonarten dort konfrontiert werden auch soweit, dass sie auch in Fis spielen könnten.

Ich will nicht sagen, dass dieses Ding schlecht ist, ich meine nur, dass der Käuferkreis, für die das Interessant sein dürfte wahrscheinlich eher gering ist.

nuvo clarinéo
Auch dieser Stand war eher eine Zufallsentdeckung, war er doch nicht in der Bläserhalle sondern auf meinem Weg zu Chilinotes im Verlagsbereich in Halle 3. Es handelt sich hier um eine Plastikklarinette für Kinder. Optisch sehr auffallend duch das iPod weiß (mit peppigen Farbkleksen) und einem etwas dezenterem iPod schwarz. Das erste Anfassen war etwas merkwürdig, da doch alles aus Plastik ist und vieles anders als bei einer normalen Klarinette (vorallem kleiner). Aber dann sprach ich etwas mit dem Typen (auf englisch, da er wie das Produkt aus England kommt), schaute mir das Gerät nochmal genauer an und spielte es auch an.
Meine Skepsis wich der Begeisterung für die vielen durchdachten Details.
Also, das Plastikklarinetten gut klingen können ist kein Geheimnis mehr und auch dieser Körper ist „acustic desinged“. Es passen echte Es-Klarinettenmundstücke drauf und es spielt sich und klingt eigentlich sehr sehr annehmbar. Für die Kids gibt es auch ein Mundstück, das ist aber nicht so der Hit, jedoch gibt es dazu ein passendes Plastikblatt, welches einen Nippel hat, wodurch es immer richtig sitzt. Auch die Blattschraube ist idiotensicher. Auch wenn die Mechanik aus Plastik ist, scheint das Ding doch recht robust (made for kids).
Das Teil ist in C-gestimmt. Hurra, endlich mal ein Blasinstrument, wo man nicht mehr transponieren muß. Auch gut für Kids; es erleichtert ungemein das Zusammenspiel mit anderen ungemein. So viel Einfachheit  bringt reine Spielfreude auch die gelungene peppige Optik dürfte dem Spaß am musizieren helfen. Und das ganze soll dann ca. 150 Euro kosten, wenn es über den Teich zu uns kommt. Genial!
Ich denke aber, dass es nicht nur für Kinder ideal ist. Auch viele Erwachsene dürften damit als Nebeninstrument ihre Freude habe. Als Reise- oder Gaginstrument. Für so etwas hat man doch immer im Koffer Platz und es ist auf jeden Fall besser zum Üben als irgendwelche ekligen Mundstückübungen. Zudem dürfte es der Brüller sein, wenn man soetwas auf der Session oder bei einem Konzert aus der Tasche zieht.
Bei mir steht das Teil auf der Wunschliste.

Chili notes
Zur Pflicht gehörte auch ein Besuch bei Bastian Fiebig und Chilienotes. Ich machte mich dort ein wenig schlau, womit ich meine Schüler „quälen“ kann. Diverse Schulen, sinnvolle und hochwertige Playalongzeugs zur Improvistion und schöne Duette für Sax und Klavier. Neben allerlei Messetratscht hat man mir erzählt, dass es jetzt seit kurem die Homepage neu ist. Ein Blick lohnt sich. Zudem es ist die Seite mit der einzig vernünftigen Datenbank für gestohlene Instrumente. Nebenbei ist Chilinotes auch der deutscher Generalimporteur von Brancher und ich nutze die Chance die Saxophone dort in der Verlagshalle in einer Ruhe anzuspilen, an die in der Bläserhalle selber nicht zu denken war.

Brancher
Die Saxophone von Brancher sind noch recht neu (ca. 2 Jahre) haben aber schon einen hervoragenden Ruf. Mundstücke und Equipment gibt es schon länger von Brancher und da weiß man, dass das hochklassiges Zeug ist. (Die Blätter sind 100% Öko (wilder Bambus) und die Blattschrauben werden bei Cartier gefertigt) Nach meinem Anspielen meine ich, die Saxophone auch. Die Ausstattung super (was für Halsgurte, hätte ich keine zwei DeJaques, hätte ich mir von denen noch etwas gehohlt. Mechanisch, technisch und verarbeitungstechnisch merkt man sofort, dass man etwas besonderes in der Hand hat. Vorallem am Gewicht. Das Tenor wiegt fast soviel wie ein normales Bari (gut, dass die Gurte von gleicher Qualität sind). Klanglich sind die Teile sehr französisch. Also eher zentriert. Die Altoversion mit dem höheren Kupferanteil ist merklich weicher und klassischer, die normalen Messingvarianten, sind eher Jazzig und könnten viele Mk VI Fans bezaubern.
Besonders bemerkenswert fand ich das Sopran mit den DREI S-bögen. Alle klingen sie so dermaßen unterschiedlich, dass man meint, man hätte drei verschiedene Saxophone. Von der grellen Quitschtröte bis hin zum warmen exotischen Schlangenbeschwörungsflöte. Beim Brancherstand selber war ich dann nur noch eher kurz um mir die verschiedenen Finishes anzuschauen. Den Schwarz- und Antiklack gibt es nciht mehr (sehr gut) aber dafür eine schwarze versilberung (edel!).
Kurz: Brancher ist so wie Selmer sein sollte.
Da freue ich mich jetzt schon sehr auf das Testexemplar, auf das mir demnächst geliehen wird.

Trevor James
Bei Trevor James bin ich eigentlich nur wegen deren rosa Sax stehen geblieben und weil ich davon ein Photo wollte. Das Photo gibt es leider aus irgendwelchen Gründen nicht, dafür hat hat man mir erklärt, worum es sich bei dem Ding handelt. Es ist keine Geschmacksverfehlung sondern ein Kindersaxophon (quasi die HelloKitty Varaiante). Ansprechende Optik für Mädchen (für Jungs gibt es das noch in Schwarz und unisex in Gold). Die Mechanik ist reduziert, keine Doppeltasten, nur bis zum tiefen C (dennoch ein normal großer Schallbecher). Nun ja, das macht vielleicht das erlernen in den ersten 3 Monaten leichter, aber danach fehlen die zusätzlichen Tasten meiner Ansicht nach. Dafür ist das Instrument auch deutlich leichter. Es ist zumindest ein interessantes Konzept, dumm nur, dass ich vergessen habe nachzufragen, wieviel das Teil nun kosten soll.
Dann habe ich mir auch noch kurz die Profireihe von Trevor James zu gemüte gefügt. Die Mechanik erinnerte mich vom Gefühl etwas an Keilwerth (wahrscheinlich wegen der Tasten). Ansonsten haben die leider nicht so viel besonderes. Da würde ich mir etwas mehr Einfallsreichtum wie bei der Kinderserie wünschen, damit die Trevor James wirklich oben mitspielen könnte. (Sofern die das überhaupt wollen, denn den meisten Umsatz macht man mit Mittelklasseinstrumenten wie bei Jupiter und auf diesem Gebiet scheint Trevor James Fuß gefasst zu haben)

System 54
Auch nicht so wirklich überzeugt hat mich dieses mal System54.  Die sind auch gerade mal ca. zwei Jahre alt, haben sich in Deutschland aber schnell den Ruf als sehr brauchbarer Taiwanese mit gutem Preisleistungsverhältnis gemacht. Selber hatte ich schon Instrumente von ihnen, die von „weniger überzeugend“ bis hin zu „besser als der 500Euro teurere „große Bruder“ P.Mauriat“  in der Hand gehabt.
Am Stand fragte ich nun sehr direkt „So, was ist denn euer neues Spitzenmodel“ „Das da, aber das können Sie nicht anspielen, das ist runter gefallen und nun kaputt“ „Hmm, ihr hattet doch auch mal ein schickes Modell mit weißen Keramikresonatoren, oder? Kann ich das mal spielen“ „Oh, das ist schon lange veraltet“. Ich verkniff mir anzumerken, dass das doch ca. vor einem Jahr neu eingeführt worden war.
Bei System54 konnte man auch wieder den oben erwähnten Finishtrend bemerken. Zwar gabs noch ein paar Antiklacker aber deutlich viele Agedbrasser.
Also habe ich mir das nächstbeste Saxophon gegriffen und Mundstück drauf. Nach zwei Minuten legte ich es auch schon wieder zurück: gewohnte Taiwankost. Das ist überhaupt kein negativ Urteil, kommt doch dort inzwischen sehr gutes Zeugs her. Doch erst wenn System54 mal für über ein Jahr ein durchgängies Sortiment mit etwas eigener Handschrift hat, könnten die Hörner interessanter werden und System54 endlich aus dem Schatten ihres großen Bruders heraus tretten. Ich meine, das Potential hätten sie und genug qualifizierte Endorser haben die auf jeden Fall an Bord.

P.Mauriat
Also nun direkt zum Inbegriff der Taiwanhörner: P.Mauriat. Die hatten ja auch so ihre Probleme mit einer etwas überschwenglichen Produktauswahl und Identitäsfindung. Aber die Marke hat sich etabliert und zwei ihrer Saxophonemodelle haben einen gewissen Erfolgszug angetreten (das PMXT 66r und das System76, hier zum Test).
Ich stellte die gleiche Frage wie beim kleinen Bruder nach dem neuen TopHorn. Hier war plötzlich erstmal Ratlosigkeit und das Suchen begann. „Verschwunden??“. Also habe ich mir einfach das zentral präsentierte Alto gegriffen (unnötig zu erwähnen, in Agedbrassfinish). Ich schien mir das neue PMirgendwas 86 gegriffen zu haben. Nanu, was ist den das für ein zierlicher Becher, wo ist den der BigBell hin? Ein kurzes Anspielen bestätigte meine Vermutung. Es handelt sich um eine Art Nachbau eines Vintage Conns zu handeln. Endlich! Fehlte nur noch die nackte Frau drauf. Schöner dunkler oldschooliger Klang. Soweit ich weiß, ist soetwas auf dem modernen Markt neu. Hat P.Mauriat jetzt eine echte Eigenentwicklung im Sortiment? Mir hat das Teil zumindest sehr gefallen; bei nächster Gelegenheit, muß ich mir das nochmal genauer anschauen.
Dann kam ich noch etwas ins Plaudern mit dem Vertreter des neuen deutschen Vertriebes (schon wieder einer?) und ich erzählte ihm so von meinen Eindrücken zu Mauriat und erklärte ihm, dass die zu weiche Applikatur der Hörner in meinen Augen deren größtes Manko sei. Er wirkte etwas überrascht darüber aber interessiert. Vielleicht hat denen das  einfach noch keiner gesagt, dass die ne härtere Mechanik brauchen.  Die Entwicklungen bei Mauriat scheinen spannend zu bleiben.

Oleg
Diesen Namen haben zwar viele Saxophonisten schon mal gehört, wissen den aber nicht wirklich einzuordnen. Mir geht’s da genauso. Sie stellen Saxophone, Mundstücke und allen sonstigen Equipmentgedöns her und meist sehr hochpreisig. Darunter sehr edle metallenenMechanikanbauten wie Palmkeyrisers usw. Das bekannteste Produkt dürften die Olegature sein, eine metallene Gewebeschraube (das Kettenhemd läßt grüßen).

Eigentlich hatte ich Oleg nicht auf meinem Plan für die Messe, aber da gab es doch einen Eyecatcher der mich zum stehen bleiben zwang: Halsgurte in den möglichsten und unmöglichsten Mustern: Leopard, Knallrosa, Schlangenleder, roter Glitter, Alligator. (Natürlich(hoffentlich) Immitat). Ideal für Saxophonisten, die bei Brian Setzer, (den) Tiffanys oder dergleichen spielen .

Desweiteren Standen dort noch diverse Basssaxophone (oder derartiges) dort rum, wobei mir nicht klar war, ob die nun auch von Oleg waren, oder von einer anderen Firma, mit denen sie sich den Stand teilten. Auf dem Bild kann man wahrscheinlich den fettesten Schallbecher der Messe sehen (hinter dem Saxspieler).

Cannonball
Als bekennender Fan mußte ich auch hier wieder hin. Besonders gefreut hat es mich, dass Tevis und Sheryl (das sind die Gründer und Chefs von CB) sich sogar noch vom letzten Messebesuch vor zwei Jahren erinnerten. Gravierend viel neues gab es nicht. Das Vintage wurde genau vor zwei Jahren neu vorgestellt. Ich nahm also die Chance wahr und teste nochmal das ganze Sortiment durch. Endlich auch mal die Sopransaxophone, die es in Curved, Straight und Halfcurved gab. Gewohnt gute CB-Qualität und wieder haben mir die unlackierten am besten gefallen, dennoch hatte ich nicht das Verlangen, mein Sequoia dagegen einzutauschen.
Die Klarinetten mit den alternativen Bechern und Birnen fand ich auch gut und witzig, aber ich bin zu wenig echter Klarinettist als das ich nach 5min ein echtes Urteil darüber fällen könnte.
Wirklich neu waren zwei Sachen. Die neuen Vintagegravuren. Anstelle der Lady Godiva (die Nackte mit dem Pferd) gibt es nun ein Seemotiv mit Schiff. Ich, als Mensch mit maritimen Hintergrund, fand es sehr ansprechend. Statt dem ständigen floralem Gedöns mal etwas Gischt und Wellen. (Schade nur, dass keine nackte Meerjungfrau drauf war).
Und natürlich gibt es dem Trend folgend ein neues Finish: The Brute. Ihr ahnt es schon, ein neuer Agedbrass-Vertreter. Nach Aussagen von CB durch ein Säureätzbad. Klingt gut, sieht gut aus, weiter so.

Rampone & Cazzani
Die Italiener sind ja seit ein paar Jahren keine gänzlich unbekannten mehr in Deutschland. Gerade die Sopransaxophone erfreuen sich großer Beliebtheit, da sie einen schönen eigenen Klang haben. Nur gab es öfters mal etwas Kritik über die Qualität der Endfertigung an der Mechanik (unplane Tönlöcher, falsche Klappenöffnungen, schnell klappernde Mechanik). Nichts was ein guter Saxdoc nicht korrigieren könnte, aber unnötig. Bei einem kurzen Anspielen der Dinger hatte ich nicht wirklich das Gefühl, als hätte sich da jetzt massiv etwas getan. Dafür gehören sie optisch, meiner Meinung nach, zu dem hübschesten und edelsten auf dem Markt.
Also was gibt es neues bei R&C. Soprane in allen Ausführungen: Silber, unlackiert, Messing, Kupfer, SterlingSilver, Straight, Curved, Halfcurved in allen Varianten und Kombinationen. Da wird auch der größte Sopranfetischist fündig

Inderbinen
Er gehört wahrscheinlich zu den schillernsten Namen in der (zumindest in der deutschen) Szene. Man hört in dem Zusammenhang so einige Superlative: „Bestes Saxophon“ (wie? auch besser als das Mk6?). Klar, dass ein Besuch bei Thomas Inderbinen zur Pflicht gehörte. Am Stand selber mußte ich erstmal ausführlich schauen. Denn Inderbinen baut nicht nur Saxophone, sondern auch flöten, Posaunen, diverse andere Blechblasinstrumente und sehr interessante Trompeten. Davon hatte einige ein sehr spezielles Finish. Dort wurden auf die Oberfläche noch verschiedene Metallraspeln aufgeschmolzen. Schade dass ich keine Trompete spielen kann, die hätte ich gerne auch als Saxophonist angespielt, aber so blamieren wollte ich mich da nicht.
Aber die Saxophone sehen auch so schon heiß genug aus. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Inderbineninstrumente werden quasi geschmiedet. Immer wieder erhitzt und dann behämmert. Und zwar das ganze Instrument und nicht wie bei den meisten Profifirmen nur der Schallbecher (ohne erhitzen). Dadurch entsteht auch diese gräuliche geschmiedeter Stahloptik. (der Vorreiter des Agedbrassoptik).
Die Mechanik stammt von Yamaha 62er Instrumenten, die er dort abbaut, dann anpasst und an seine Instrumente  packt. Das hat zwei Gründe, erstens ist die Mechanik von Yamaha sehr zuverlässig und das 62 halbwegs preisgünstig. Ein anderer, warum er keine andere nimmt, ist, dass Inderbinen recht kleine Tonlöcher hat (Vintagesound) und die meisten anderen modernen Instrumente Klappen für große Tonlöcher hat.
Nun aber Mundstück drauf und anspielen. Vor zwei Jahren war das nicht ganz so einfach, denn damals hatte die Messeverantwortlichen Inderbinen wegen der Lautstärke auf dem Kieker, weshalb man immer in die Schallkabine mußte.
So ganz ungerechtfertigt ist das nicht, denn die Inderbinen erfüllen auf jeden Fall einen Superlativ. Sie sind die lautesten. Es ist unglaublich, beim Alto scheint es keine Grenze zu geben. Man gibt mehr und mehr Gas und es wird immer noch lauter. Vielleicht kommt es faher, dass viele es für das beste Saxophon halten, da viele Lautstärke mit Klangqualität verwechseln. Auch das Tenor macht auch so auf, vielleicht nicht ganz so krass wie das Alt. Das Sopran klingt zwar auch gut, aber hat nicht den gleichen Wow-Effekt wie bei Alt oder Tenor.
Leise geht jedoch auch, sogar sehr gut. Tolle Ansprache. Klanglich hat es deutlichen Charakter, aber auch ordentlich, aber nicht ganz so nörgelnd wie Selmer und mächtig breite Soundmasse. Vielleicht steckt da noch ein wenig Ami im Schweizer. Ein definitives Jazzhorn.
Ich weiß nicht, ob es das beste Saxophon ever ist, aber definitv gehört es zu dem besten was es so gibt. Wer jetzt Kaufgelüste hat sollte auch wissen, dass es zwei weitere Superlative gibt: der Preis (über 7000€) und die Wartezeit (über zwei Jahre).
Da kam mir die Frage auf, warum Herr Inderbinen denn seine Firma noch nicht erweitert hat. Mit einer größeren Produktion, könnten die Saxe billiger werden, er die Nachfrage decken und somit noch mehr Geld machen.
Jedoch hat er daran kein Interesse, er möchte an jedes Instrument, dass seinen Namen trägt selber Hand anlegen und er will auch wissen, zu wem seine Instrumente gehen. Tja, das scheint eine schweizer Einstellung zu sein, die wohl auch ein Grund für diese schweizer Qualität zu sein. Vorbildhaft! Also neben der Qualität hat man also auch noch die Exclusivität.
Ob nun ein Inderbinen auch mein Traum geworden ist? Eher nicht. Und dafür gibt es ein paar Gründe. Ich persönlich mag die Yamaha 62 Mechanik nicht so. Sie liegt mir nicht so gut in den Händen zudem liegt dessen Design noch in den 80ern. Für eine moderne Applikatur finde ich sie etwas antiquiert. Deweiteren sind über 7000 Euro sehr sehr viel Geld für ein Saxophon. Es gibt Saxophone für 1/3 des Preises die fast das gleiche bringen. Das letzte, das mich etwas stört, ist, dass man zwei Jahre auf sein Horn warten muß. Man kann es also nicht vorher antesten und dann kaufen was man in der Hand gehabt hat. Also quasi die Katze im Sack, wobei es sich hier eher um einen kraftprotzenden Tiger handeln dürfte. Schade, dass es für Inderbinen keinen Gebrauchtmarkt gibt, wobei dort die Saxophone wahrscheinlich teurer wären als neu.

Keilwerth
Auf dem Besuch bei Keilwerth habe besonders gefreut, da ich dort auch meinen alten Freund Thomas Voigt mal wieder treffen konnte. Ja, Keilwerth gibt es noch und so wie es scheint auch noch ein bisschen länger. Sehr frische News waren auf der Messe, dass man wahrscheinlich einen neuen Investor gefunden hat.
Auch brand aktuell ist das neue Sopran von Keilwerth, das von Dave Liebman und Benedikt Eppelsheim entwickelt worden ist und dessen Prototyp frisch auf der Messe präsentiert worden ist.
Optisch macht es wirklich was her: der Body in einem schönem bräunliches AgedBrass und die Mechanik in einer spacigen matten Titanoptik. Das dürften einige von den Vintage Serien schon kennen, aber ich mag diesen originellen (noch nicht kopierten) Look. Persönlich finde ich den klaren Schutzlack aus klanglichen Gründen überflüssig, aber das macht Keilwert ja bei allen seinen Saxophonen so und man hat keinen Ärger mit nach Messing riechenden Händen nach dem Spielen.
Auch an der Mechanik gibt es ein paar interessante Neuerungen. Die Palmkeys sind nach vorne gerichtet und abgeflacht und liegen somit sehr gut in der Hand. Die Mechanik der beiden Fisse war dagegen etwas sonderbar. Man klärte mich auf, dass dieser Prototyp speziell auf Liebmans Bedürfnisse zurecht geschnitten ist und Liebmann hat ne Patschehand-Technik. Er spielt mit gestreckten fingern (und nicht korrekt wie alle anderen mit gebogenen), weshalb diese beiden Tasten für ihn angehoben sind. Dies soll aber in aber nicht in die spätere Serienproduktion so übernommen werden. Etwas skuril wirkte eine kleine JingJangGravur auf dem Sax. Keine Ahnung was das soll, aber die Amis sind da ja manchmal etwas komisch. Aber das sind nicht die einzige spezial Anpassungen für Liebmann, was ich beim Anspielen bemerken mußte. Wie einige vielleicht wissen, hat Liebmann aufgrund einer Gewebeschwäche eine recht eigene Spielweise und so verhält sich auch das Sopran.
Insofern war für mich Intonation und Ansprache recht ungewohnt. Jedoch soll es auch viele Messe Besucher gegeben haben, die damit so gut klar gekommen sind, wie mit keinem anderen Sopran zuvor.
Dafür fand ich den Klang sehr viel versprechend, nicht so ne Grelltröte wie man es sonst kennt.
Ich sprach auch nochmal kruz mit Benedikt Eppelsheim über die Kuriosität, dass einige damit so Probleme hätten und andere gar nicht. Es ist halt ein Prototyp speziel für Liebmann.
Es wird für den normalen Markt eine „nicht Liebmannversion geben“ mit einem anderen S-Bogen und noch ein paar anderen Kleinigkeit, so dass es sich so verhält, wie die meisten Spieler es gewöhnt sind. Man darf gespannt sein.
Es wird aber wohl auch eine käufliche Liebmanverion geben. Wahrscheinlich wird die sich in den USA, wo der Liebman sehr geschätzt wird, gut verkaufen. Außerdem dürfte es vielleicht für diejenigen interssant sein, die auf sonstigen Sopranen große Intonationsprobleme haben.

Eppelsheim
Wie die meisten Saxophonsiten, mußte auch ich wieder zu Eppelsheim. Für die unwissenden, Eppelsheim ist ein Münchener Saxentwickler der sich auf die Extremen spezialisiert hat. Bass und Tubax (bis zu eine Oktave tiefer als der Bass) auf der eine Seite und das Soprillo (eine Oktave höher als das Sopran) auf der anderen. Zudem hat er noch Kontrafagotte und Kontrabaßßklarinetten im Angebot.
Das Soprillo ist eine herausforderung und ich war froh, ne ganze Tonleiter sauber spielen zu können. Wer Wurstfinger hat, dürfte auch Probleme haben, noch richtig an die Tasten zu kommen. Aber mein Favorit ist aber das Es-Tubax. Die Hauptröhre ist doppelt geschwungn weshalb es nur minimal höher ist als normales Bari. Dadurch brauch man kein LKW mehr zum Transport, ein Kombi reicht.
Zudem ist es in Es gestimmt, wodurch man ganz einfach in einem Satz die Baristimme spielen kann. Genial ist auch, dass Barimundstücke drauf gehen und man nicht so ein Sondergedöns braucht wie bei Basssaxophonen.
Durch die enge Mensur ist es für so einen Tieftöner sogar noch recht zentriert und verschwimmt nicht so in einem Bassgewarber und die Ansprache wird dadurch leichter. Dennoch, wenn man richtig Gas in der Tiefe gibt, meint man die Erde vibriren zu spüren. Das macht einfach Spaß.
Wer nun auch auf ein Tubax schielt dem sei noch gesagt, dass so ein Teil über 15000 kostet mit über einem halben Jahr Wartezeit.
Aber Eppelsheim hatte auch etwas eigenes neues: ein C-Sopran. Da es ja immer einige Saxophonisten gibt, die sich über das Transponieren Aufregen (und diese vom Klientel auch oft zum Sopran tendieren) dürfte das für so einige recht interessant sein. Es soll auch längst nicht so teuer werden, denn es wird größtenteils in China produziert und Eppelsheim macht dann die Endeinstellung. Als er mir das sagte, hatte ich das Gefühl, dass er einen Gesichtsausdruck machte, dass das wohl doch mehr Arbeit für ihn ist, als erwartet.
Beim Anspielen fand ich das Sopran auch zufriedenstellend. Klanglich jetzt nicht eine Revolution, eher gewohnt gute Kost, wobei ich meine, leichte Tendenzen bei Intonation und Ansprache wie beim Liebman Sopran festgestellt zu haben, jedoch in deutlich kleinerer Form.

Borgani
Auch bei diesem Stand bin ich eher zufällig reingestolpert. Ich hatte Borgani sträflichweise nicht auf dem Plan. Aber in Deutschland sind sie relativ unbekannt. Das einzige was man über die hier so hört ist „Spielt Joe Lovano nicht Borgani, oder so?“ Warum er das tut, weiß ich nun, aber dazu später mehr.
Was mir als erstes in Auge gestoßen ist, war eine bekannte Blattschraube. Der Magnitonenachbau von Corrado Mauzzato. Das war mir schon sehr symphatisch, weil ich die Schraube persönlich für sehr gut halte. Inswischen gibt es sie sogar auch in einer Sopranvariante.
Dann erblickte ich etwas, dass ich gar nicht so recht glauben wollte. Sie hatten doh tatsächlich Sopransaxophone mit ABSCHRAUBAREN und somit austauschbaren Schallbechern. Ich dachte, die sind ja verrückt, aber witzige Idee. Den Becher gab es in verschiedenen Materialausführungen und dann noch mit Tuninigstreifen (also für mehr Masse). Mir war klar, dass sie wohl anders klingen mußten, dennoch mußte ich das nochmal selber für mich ausprobieren. Wir praktisch, dass Borgani eine eigene Schallkabine hatte, so konnte das mit etwas mehr Ruhe anspielen.
Die erste Überraschung, „Hey, das Sopran klingt ja richtig gut“. Ich war wirklcih verblüfft. Ansprache top, Mechanik und Handling top. Dann gleich nochmal den Becher abgeschraubt und den anderen dran. Größerer Unterschied als vermutet. Ich raus, und habe mir gleich nochmal das Sopran in der pink vergoldeten Variante geholt. Das klang sogar noch schöner.
Also frage ich den Herr Borgani himself (Familienbetrieb in der 4. Generation) nach seinem Profi-Modellen. Wie, es gibt nur ein Modell? Sie haben nur wirklcih nur eine Serie, aber in verschiedenen Finishes. Unlackiert, Versilbert und Vergoldet, und dann je sogar noch in einer Matt Ausführung. KEINE LACKIERTEN INSTRUMENTE, aus klanglichen Gründen. Endlich mal ein Hersteller, der da genauso denkt wie ich.
Ich nahm mir also die vergoldete Variante in Matt (sehr hübsch) und zog mich zurück in die Schallkabine. Ein so wohliges Gefühl hatte ich auf der Messe sonst nie an einem Saxophon gehabt. Ein warmer starker Ton, richtig viel Sound. Die Mechanik flutschte wie Butter. Das ist meine Entdeckung der Messe. Borgani hat mich absolut begeistert. Meinen ersten Dämpfer erhielt ich aber, als ich nach dem ungefähren Preis gefragt habe.
Die Borgani Instrumente gehen erst so bei ca. 4000 Euro los. Und das liegt daran, dass alles bei denen noch hochwertige Handarbeit ist. Das braucht halt seine Zeit, kostet dementsprechend aber wie es aussieht lohnt es sich im Resultat.
Ich habe mir vorgenommen, dass ich Borgani noch mal ganz genau unter die Lupe nehmen müßte jedoch dürfte es schwer werden, da es bis jetzt nur einen einzigen Deutschen Händler mit Borgani Instrumenten im Sortimenten gibt.
Tja, wohin es in meinem nächsten Italienurlaub geht, weiß ich also jetzt schon.

Fazit
Du meine Güte, dass der Artikel so lang ausarten würde hätte ich nicht gedacht. Und dabei habe ich trotz des Stresses nicht einmal die Hälfte geschafft, von dem, was ich so vorhatte. Selmer, Yamaha und Yanagisawa hatte ich schon vorher ausgeklammert, weil ich wußte, dass es eng wird, aber dennoch, wäre ich da gerne mal gewesen. Zumal Selmer wohl auch eine überarbeitete SIII vorgestellt hat. Eigentlich wollte ich mich auch bei Expression blicken lassen, aber die habe ich gar nicht gefunden. Ein vergleich mir Jupiter wäre dann auch interessant gewesen. Zudem hätte ich gerne mal ein paar Chinesen genauer aufs Korn genommen.
Geärgert hat mich, dass wohl die Japaner mit Forestone ein neues Kunststoffblatt auf dem Markt gebracht haben. Das hätte ich unbedingt testen müssen. Ein anderer Japaner, der eigentlich ein Besuch wert gewesen wäre, war Aizen mit seinen Repliken von alten Meyer und Selmer Soloist Mundstücken, die sich großer Begeisterung erfreuen.
Tja, nächstes Jahr sind deshalb 3 Tage Messebesuch geplant, nur fragt sich, wie lang dann der Messeartikel werden soll. Ich habe ja fast schon über eine Printausgabe von Saxophonistisches nachgedacht…