Vorweg, ich muß dieses Jahr ganz deutlich trennen zwischen meinem persönlichen Messeerlebnis und den eines Fachbesuchers. Denn die unterscheiden sich dieses Jahr drastisch. Während ich viel zu tun und erlebt hatte rund um den Forestonestand war die Messe an sich dieses Jahr mehr als mau.
Schon die letzten Jahre gab es einen Abwärtstrend aber der Einbruch in diesem Jahr fand nicht nur ich erschreckend. Ich schätze, dass die Musikmesse um ca. 30% geschrumpft ist. Zumindest hat man Halle 1 (dort waren ursprünglich die Bläser) ganz dicht gelassen und in Halle 3 und 4 gab es hinten jeweils abgesperrte leere Flächen. Auch wirkten die Gänge dieses Jahr irgendwie breiter und es kam mir auch so vor, dass es mehr „Ausruhflächen“ für die Besucher gab. Das verstärke dann natürlich nochmal den Eindruck, dass dieses Jahr auch noch deutlich weniger Besucher kamen als letztes Jahr. (obwohl es offiziell ein Besucherrekord gegeben haben soll)
Zumindest für den Bläsersektor kann ich auch genauere Beobachtung machen. Von einigen Herstellern, die sonst auf der Messe vertreten waren, suchte man dieses Jahr die Stände vergebens und viele andere Firmen (besonders die Größeren) hatten ihre Stände in der Größe reduziert (teilweise um die Hälfte).
Auch ist die Präsenz der Chinesen wieder spürbar gesunken. Weniger und vor allem deutlich kleinere Stände. Was kurios war, dass alle chinesischen Stände ein Einheitliches buntes Banner von der Messe hatten, dass deutlich drauf hinwies, dass es sich um Chinesen handelt. Quasi wie eine Art Warnschild.
Ganz kurz nebenbei erwähnt: Tatsächlich habe ich dieses Jahr von TBS ein Saxophon mit meinem Namen drauf graviert geschenkt bekommen, dass er mir letztes Jahr angeboten hatte. Und was ich auch irgendwie ganz witzig fand, war als ein anderer chinesischer Hersteller noch versucht hatte, mich abzuwerben.
Ein weitere Enttäuschung auf der Messe war das Lineup an neuem Zeugs. Es gab nichts neues! Die letzten Jahre konnte ich noch schöne lange Artikel verfassen, was ich alles auf der Musikmesse entdeckt habe, aber dieses Jahr war NIX neues. Nada, Rien, Nothing. Hmm, also zumindest nichts wirklich spektakuläres wie zum Beispiel das Mantra Saxophon von The Wanne, die Signature MPCs von Aaron Drake oder die geniale Mechanik von Kontradotov vom letzten Jahr (oder war es das Jahr davor?). Kurz, auch von den Produktneuheiten war diese Messe (zumindest im Bläsersektor) sehr langweilig.
Naja, so ganz stimmt das auch nicht. Auf der Messe gab es ein paar frische Mundstückhersteller wie zum Beispiel Rafael Navarro oder Ted Klum, die allerdings nur sehr minimalistische oder gar keine Stände hatten. Dennoch, gerade die Ted Klummundstücke haben mich sehr begeistert und ich habe für’s Alto sogar eines ergattern können. Ein Testbericht dafür wird natürlich demnächst nach gereicht.
Außerdem habe ich hinter den Kulissen noch ein paar Interessante Prototypen gesehen und testen können (aber was es war, bleibt geheim). Der Markt steht also nicht still, vielleicht war 2013 einfach nur ein sehr schwaches Jahr.
Nun, eine Ausnahme gab es jedoch. Auch wenn ich da vielleicht nicht ganz neutral bin, weil ich da selber mitgearbeitet habe, gab es zumindest einen Stand, der im vergleich zum letzten Jahr gewachsen ist, der auffiel und tatsächlich diverse Neuheiten mit brachte.
Wir vom Forestonestand hatten reichlich an unserem neuen Stand zu tun. Auch wenn man uns am hintersten Ende der letzten Halle positionierte, war bei uns immer rege was los. Das lag vielleicht auch am gemütlichen Japanolook (echte Tatamimatten und unechte Bambuspflanzen). Zudem hatte Atsushi Watanabe seine Werkbank aufgestellt, an der er demonstrierte, wie er die neuen Forestonesaxophone zusammenbaute und justierte.
Ich hatte es in einem vorherigen Bericht ja schonmal angedeutet, dass Forestone nun auch neue Saxophone im Sortiment hat, die sie jetzt zur Messe vorstellten. Das schöne ist, dass es sich nicht um einen weiteren Standarttaiwanesen handelt, sondern Made in Japan ist und sich in Konstruktion und Somit auch im Klang doch vom Rest des Marktes unterscheidet. Gerade wegen der von Atsushi meisterlich eingestellten Mechanik, waren die Besucher durchweg mehr als angetan.
Genauso sorgte das neue Forestone Blatt „Limited Black Edition“ bei diversen professionellen Spielern für Reges Interesse. Da vielen unter anderen Kommentare wie „das Synthetische Blatt, dass am nächsten zu Holz ist, das ich bisher gespielt habe“. (Testberichte folgen selbstverständlich)
Die neue Blattschraube ging da fast unter, bis auf Pascal Brancher, der eine gewisse Produktähnlichkeit zu seiner Ligature feststellte, es aber doch mit viel Humor nahm.
Highlight waren dann die Liveacts die wir für Samstag noch organisiert hatten und sich so manch Endorser vom den Nachbarständen spontan mit dazugesellten.
Nun, mein Fazit ist also gespalten. Einerseits war die Messe irgendwie eine Enttäuschung, da es kaum neues gab und sie doch erschreckend zum Vorjahr geschrumpft ist. Wo dafür die Ursachen sind, weiß ich nicht wirklich und spekulieren mag ich da auch nicht. Andererseits habe ich viele alte Bekannte wieder getroffen, neue Leute kennen gelernt, hatte viele interessante Gespräche und gerade am Forestonestand war es dieses Jahr tatsächlich besonders spannend.
Im Endeffekt war die Messe also dann doch für mich wieder ein Highlight des Jahres, bei dem ich nach vier Tagen Dauerbeschallung (Nein, zumindest leiser ist die Musikmesse dieses Jahr nicht geworden) auch wieder froh war, als es zu Ende ging. Man kann nur hoffen, dass dieser abnehmende Trend der Musikmesse sich nicht im nächsten Jahr so fort setzt.
Schöner Artikel. Du irrst allerdings bei den Besucherzahlen, dieses Jahr gab es einen Besucherrekord von 113.000 Menschen.
Oh, wie da der eigene Eindruck trügt, aber wenigstens etwas. Aber zumindest die Bläserhalle war nicht so besucht wie letztes Jahr, da bin ich mir ziemlich sicher.
Ich lese gerade im „Börsenblatt des deutschen Buchhandels“, dass die Messe mit 113.00 Besuchen einen neuen Rekord aufgestellt hat. Nur bei den Verlagen hat es einen Rückgang gegegeben
Also wie gesagt, die Bläserhalle kenne ich ganz gut, da fehlte so einiges, außerdem waren viele Stände in ihrer Größe dieses Jahr reduziert.
Oh gerade sehe ich, dass das schon jemand gepostet hat
So haben wir das auch erlebt, enorm viel kleinere Bläserhalle und eigentlich nichts neues… Euren Stand habe ich allerdings leider gar nicht gesehen. Das wäre mal interessant gewesen!
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