Menschen. Baustellen. Vergrabene Wünsche.
So wurde die Ausstellung des italienischen Malers PG Slis überschrieben. Ich wurde gebeten die Eröffnung musikalisch zu untermalen.
Ich kannte den Künstler und seine Werke bereits aus einer früheren Ausstellung, weshalb ich mit Freude zusagte, da mich seine Bilder sehr beeindruckt haben.
Große und düstere Ansichten verlassener Industrieruinen, verfallenden Kathedralen und leeren Städten. Ein besonderes Augenmerk scheint in der architektonischen Geometrie zu liegen.
Noch ist PG Slis jung aber er erfreut sich zunehmender Ansehen und bei seinem Talent ist es kein Wunder, dass er demnächst eine Ausstellung auf der Biennale de Venezia hat.
Auch wenn ich mir die Bilder wohl nicht ins Wohnzimmer hängen würde, war ich von seinem Werk sehr angetan, weshalb ich mir Gedanken machte, wie ich die Stimmung der Bilder am besten musikalisch umsetzen konnte.
Ich hatte mir moderne Improvisation vorgestellt, die ein wenig in Richtung Rio Noda gehen würde. Die Kuratorin war sehr angetan von der Idee und so hatte ich freie Hand mich mal künstlerisch total auszuleben.
Deshalb entwarf ich ein Improvisationskonzept in dem ich grob Spieltechniken, Tonmaterial und Ablauf skizzierte die ich für die Improvisation nutzte. Genauso klar war, dass ich bei einem italienischem Künstler mein italienisches Baby nutzen würde, mein Borgani Alto.
Wie man den „Noten“ entnehmen kann, benutzte ich verschiedene Effekte wie Spaltklänge, Klappengedöns, Flagoletts Grows, verschiedene exotische Skaalen (eine sogar selbst entworfen). Passend zur Ausstellung habe ich es „Sogni sepolti“ genannt, was nichts anderes als vergrabene Wünsche auf italienisch heißt.
Bewußt habe ich sehr konstruierte Skaalen ohne echtes Klangzentrum gewählt, um die düstere Leere der Bilder wiederspiegeln zu können.
Ich frage mich, ob jemand das rhythmische Leitmotiv im 2. Satz erkannt hat, oder dass ich in 12 Ton-Technik improvisierte. Erstaunlicherweise hat es den Publikum gefallen.
Die alte Fabrikhalle war zwar etwas unterkühlt (passend zur Thematik) hatte aber eine sehr schöne Akustik und Hall, wodurch der Saxophonklang schön getragen wurde, wodurch das Spielen noch viel Spaß machte.
Die Ausstellungseröffnung war dann auch ein voller Erfolg, was vielleicht auch an dem original italienischen Käse, Mortadella und Wein lag.
Leider hatte ich mein Aufnahmegerät vergessen, weshalb ich ein paar Impressionen mit meinem iPhone sammelte. Neben ein paar Bildern gibt es auch eine kleine Aufnahme vom Beginn des 1. Satzes:
Wer jetzt neugierig auf die Bilder geworden ist; die Ausstellung läuft noch bis zum 3. April und kann immer Mittwochs bis Sonntag von 14-19 Uhr besichtigt werden. Man findet sie im Quartier 925/ Koch&Bergfeld im Kirchweg 200, Bremen-Neustadt.
na da haben wir doch mal eine ausgesprochen eindrucksvolle performance …
gründlich die frühe moderne studiert habend zeigt haecker, was man so damit alles anstellen kann, ohne daß ein intellektuellenfeindliches publikum, so denn überhaupt dort vorhanden – gleich kotzen würde.
das muß man erstmal hinbekommen !
*applause !
auch wenns nicht wirklich zum thema passt. ich hab den gleichen füller wie auf dem bild oben 🙂
Was sind denn Spaltklänge?