Im Bericht von der Musikmesse 2011 hatte ich ja bereits erwähnt, dass ich vom neuen Charlie Parker Mundstück von Aaaron Drake sehr angetan war. Endlich gibt es dies auch in diesen Breitengraden zu erwerben und ich kann es mal gründlicher unter die Lupe nehmen. Mal sehen, ob man damit tatsächlich Bird’s Klängen näher kommt.
Aaron Drake ist ein schon seit längerem amerikanischer Mundstückschnitzer, der schon seit längerem dafür bekannt dafür ist gute Mundstücke aus Keramik! herzustellen. Allerdings scheint er davon etwas abzukommen, den in den letzten Jahren hat sich seine Palette an Mundstücken stark erweitert, größtenteils Hardrubber und relativ frisch auch Metall. Das mag vielleicht mit der Skepsis der Kundschaft gegenüber Keramik zu tun haben.
Besonders interessant ist seine Legends Serie, in der er alte Mundstücke von berühmten Saxophonisten klont. Nach dem Stan Getz Mundstück ist dieses Jahr nun das Charlie Parker Mundstück erschienen.
Vielleicht wäre es sinnvoll, an dieser Stelle einen kleinen Exkurs über Bird’s Sound und sein Equipment einzuschieben. Tatsache ist, dass es nicht den einen Parkerklang gibt. Das hängt mit unter auch daran, dass er nicht konstant ein Equipment durchgespielt hat. Er wechselte oft Mundstücke und Saxophone. Das lag oft daran, dass er die verpfändete um Geld für Heroin zu beschaffen. Dann lieh er sich ein Horn von einem Freund, spielte einen Gig und verpfändete darauf dann auch das Horn. Meist spielte er ein Conn 6M (naked Lady), später kurzzeitig sogar das berühmte Plastesax Grafton und zuletzt King S20. Genauso wechselten seine Mundstücke, wobei er jedoch meist mit Brillhart MPCs gesehen wurde. Quellen: Link 1, Link 2
Ein anderer Faktor war der Mensch Charlie Parker selber. Es gib Aufnahmen, bei denen er einfach ein mistiges Blatt spielt und man diverse Quikser hört, ein andermal ist er so high, dass er gegen das Mikrophon stößt. Bei der berühmten LA Session kam er gerade aus der Entzugsklinik. Man hört förmlich wie gequält er gewesen sein muß.
Viele Jazzdozenten predigen, man müsse erst mal 10 Jahre Parker nachspielen, bevor man Jazz spielen kann. Vielleicht sollte man den Jazzstudenten dann auch konsequenterweise, das Heroin zu Verfügung stellen. Vielleicht kommt man ja nur so zu echtem Jazz…
Zurück zum neuem Mundstück. Eigentlich wollte ich es über den deutschen Händler testen, doch irgendwie verhielt der sich so grummelig und umständlich, dass ich mich kurzerhand an den niederländischen Laden Saxofoonwinkel gewandt habe. 2 Tage später, hatte ich das Mundstück auch schon in meinen Händen.
Bisher gibt es dies nur in 3 Größen: 4*(original), 5* und 6*, welches ich zum testen orderte.
Das Mundstück kommt in einer soliden Holzbox (die auch jedem Waldörfler gefallen würde) und zum Schutz ist ein schöner roter Samtbeutel beigelegt. Also erst mal auspacken…
Es ist weiß! Das ist das, was einem als erstes ins Auge stößt. Das dürfte schon das erste Indiz sein, was da geklont wurde. Das Weiß ist kein helles Eipodweiß sondern eher ein dunkleres Vintageweiß. Auf dem Mundstück ist in Gold eingelassen das Drakelogo sowie „Bird“ und „Charlie Parker TM“. Auf das „TM“ gehe ich später noch ein.
Dieses mal gibt es aber keine „originalen Zahnabdrücke“, wie es sie beim Stan Getz Modell gibt. Schade?
Das Material ist eine Art Komposit, welches die gleichen Eigenschaften haben soll, wie das des orginal Mundstückes.
Ansonsten ist dieses Mundstück (in der originalen 4* Öffnung) eine exakte Kopie des Mundstückes, das in Parker’s King S20 Koffers lag. Was für ein Mundstück das nun ist, wird aus Urheberrechtsgründen nicht verraten.
Aber wenn man sich das Mundstück und sein Innenleben so anschaut (siehe Photos), liegt der Verdacht nahe, dass es sich um ein Brillhart handeln dürfte. Wahrscheinlich einem Streamline. (Link zu mehr Infos über Brillhartmundstücke)
Wie klingt es aber und klingt man damit wie Bird? Wie schon gesagt, den einen Parkersound gibt es nicht und neben dem Mundstück sind am Sound ja noch das Blatt, das Saxophon und Hauptsächlich der Spieler verantwortlich. Aber allgemein verbindet man mit Parker ja einen sehr harten und direkten Sound, jedoch geht das von mir getestete Mundstück in der Öffnung 6* in eine etwas andere Richtung. Das auf der Messe gespielte Mundstückstück hatte ich deutlich härter in Erinnerung, was aber wahrscheinlich an der kleineren originalen 4* Öffnung lag.
Dieses Mundstück hat einen eher hellen und samtigen Klang mit angenehmen Subtones (sofern man Subtones spielen kann). Ich empfinde das als einen angenehm leichten eleganten Jazzsound, der auch gut zu Bossa passen würde. Vintagefreunde, die nicht nur den utraharten Bebopsound oder ’nen ganz dreckigen Bluessound suchen, könnten daran echte Freude haben.
Für Funk oder den allgemeinen Einsatz gegen E-Gitarren dürfte es hingegen weniger passen.
Aufgrund der mittellangen Bahn und dem langem Fenster funktionieren darauf auch gut Tenorblätter (nur mal so als Tipp zum ausprobieren).
Ansprache und Intonation sind top. Ich hatte erst bedenken wegen der kleinen Bahnöffnung, da ich sonst eigentlich 8er spiele, kam dann aber mit der 6* doch gut zurecht. Mit .082Zoll entspricht es allerdings auch eher einer 7er als einer 6er und tatsächlich tut eine kleinere Öffnung auch mal ganz gut, da sich doch viele Überschätzen. Zudem scheint es einen Trend weg von so Öffnungen wie 9ern und 10ern zu geben.
Definitv ist es eine schöne Ergänzung zum Mundstückmarkt. Es gibt zwar zig Meyer Klone aber etwas vergleichbares zu den alten Brillharts gibt so eigentlich nicht mehr.
Das ganze hat nur einen Haken und zwar der stolze Preis von um die 400Euro. Die Preise für hochwertige HardRubber und Komposit Mundstücken scheinen in letzter Zeit anzuziehen. Bei Aizen zahlt man um die 280, Theo Wanne liegt auch deutlich über 300. Ein Teil des Preises erklärt allerdings über das „TM“. Tatsache muß man Tantiemen für die Nutzung des Namens „Charlie Parker“ zahlen.
Wer jetzt dennoch Interesse an diesem Mundstück hat, kann dieses bei Saxofoonwinkel bestellen.
Fazit
Mir hat das Mundstück sehr gefallen. Ein schöner Klang, der nicht von der Stange ist, top Performance und eine geniale Optik. Würde es nur 150Euro kosten, hätte ich es sofort behalten. Allerdings bei dem Preis, muß ich es wohl oder über doch zurück schicken.
Ich möchte mich außerdem nochmal ganz Herzlich beim Saxofoonwinkel für die freundliche bereitstellung des Testexemplars bedanken.
http://www.saxshop.nl/
http://www.drakeceramicinstruments.com/