Das Forestone Saxophon – japanische Handwerkskunst vom feinstem

Forestone Saxophon Tenor Alt (7)Ich hatte es ja bereits in den letzten Artikeln angedeutet, ich habe ein neues Saxophon. Brandneu von der Musikmesse, das Forestonesaxophon. Um genauer zu sein, ich habe sogar zwei. Ein lackiertes Tenor und ein unlackiertes Altsaxophon. Letzteres ist das erste seiner Art und ganz frisch für die Musikmesse produziert worden. Und ich habe es mir dann gleich unter den Nagel gerissen.

Die Firma Forestone ist an sich gerade mal 4 Jahre alt und eigentlich für seine Synthetikblätter mit Bambusfasern bekannt. Jetzt haben sie ihre Produktpalette erweitert und produzieren eigene Saxophone. Sehr erfreut bin ich, dass es nicht ein weiteres Standardtaiwanhorn ist, denn davon gibt es auf dem Markt schon eh zu viele.
Das Sax ist „Made in Japan“, was, wenn man die Yamaha Custom und die Yanagisawa Saxophone kennt, schon mal sehr viel versprechend klingt.
Und hier kommen wir dann zur ersten Besonderheit der Forestonesaxophone. Zwischen der Seriennummer und dem „Made in Japan“ steht „Handmade by Atsushi“. So weit ich weiß, ist es das erste mal, dass der Erbauer des Instruments auch drauf steht.
Atsushi Watanabe ist in Japan als einer der besten Holzblasinstrumentenbauer bekannt und war, bevor er zu Forestone wechselte, der führende Ausbilder bei Shimamura Gakki (die größte Musikladenkette Japans). Tatsächlich spürt man den Unterschied sofort (dazu später mehr), dass das Instrument nicht von irgendeinem Fabrikarbeiter zusammengeschustert worden ist, sondern von einem Experten zusammen gebaut, der dafür auch mit seinem Namen steht. Allerdings wird deshalb das Forestone Saxophon eher eine limitierte Sache sein, da eine Person nicht 1000 Instrumente pro Jahr herstellen kann.

Forestone Saxophon Tenor Alt (2)Schauen wir uns das Sax mal genauer an. Auf den ersten Blick, sieht man erstmal nichts ungewöhnliches. Keine fancy Doppelarme, merkwürdige Einstellschrauben, verstellbare Palmkeys oder dergleichen. Das ist wohl der japanischen Ästhetik geschuldet, die es ja schlicht aber elegant bevorzugen. Daher wurde auf jeden unnötigen „Schnickschnack“ verzichtet.
Der Goldlack ist hat er einen dunkleren Honigton, was ich sehr ansprechend finde. Die große Gravur ist sehr ansprechend und besonders hübsch finde ich, dass diese auf dem S-Bogen weiter geführt worden ist.
Allerdings eine Sache doch alles andere als Standard. Auf den zweiten Blick sieht man, dass die Mechanik nie auf großen Schienen (Ribs) vormontiert ist, wie bei fast allen anderen Saxophonen heute auf dem Markt. Viele Mechanikteile sind einzeln direkt auf den Korpus angelötet, andere teile sind auf deutlich kleineren Ribs vormontiert. Also eine Art Hybridkonstruktion.
Kurz zu Erklärung: die Bauweise mit vormontierten Schienen ist etwas einfacher (kostengünstiger), bringt mehr Masse, also etwas mehr Blaswiderstand und etwas kernigeren Sound. Einzeln aufgelötete Böckchen (Säulen, Posts) bedeuten weniger Masse, eine leichtere Ansprache, das Sax kann freier schwingen und man hat mehr „Farben“ im Sound. Die meisten Vintages und einige wenige aktuelle Exoten (z.B. Borgani) weisen eine solche Bauweise auf. Das Forestone Saxophon steht also irgendwo dazwischen was man tatsächlich auch im Klang merkt, aber da komme ich noch später darauf.

Forestone Saxophon Tenor Alt (8)Die Parts selber kommen aus Taiwan, machen für mich aber einen deutlich robusteren Eindruck, als ich es von der taiwanesischen Konkurrenz kenne. Die Bauteile werden in Japan nochmal modifziert und mit dem von B.Air entwickelten DCTV Process behandelt. Dies beinhaltet u.a. ein schonendes kryogenisches Einfrieren. Dadurch kann sich das Metall „entspannen“. Materialwissenschaftler wissen, dass man so die Atomgitterstruktur in eine bessere Ordnung „pressen“. Dies soll zu einem freieren Schwingen führen. Wen das Thema interessiert, Yamaha hat dazu ein eine kleine Studie gemacht.
Bei den Polstern handelt sich um Pisoni Pros, die einen gewölbten Metallresonantor haben ohne Niete in der Mitte, was eine optimale Reflexion des Klangs sorgt. Auch das sieht man eher selten.
Die Teile werden von Atsushi dann nochmal nachbearbeitet und das Saxophon von ihm komplett zusammengebaut und feinjustiert.

Jeder erfahrene Saxophonist weiß, wie wichtig eine gute Einstellung des Saxophones ist. Nicht nur, dass alles Deckt, dass es kein unnötiges Spiel in der Mechanik gibt, nichts klappert aber auch das jede Federspannung optimal ist. Und hier punktet das Saxophon. Selten habe ich eine so Mechanik gehabt, die sich so rund angefühlt hat. Super smooth wie ich es zuvor nur von meinem Borgani kannte, so präzise wie man es nur von einem Yamaha Custom oder Yanagisawa gewöhnt ist und sehr robust.
Auch in Frankfurt war jeder vom Feeling der Saxophone begeistert. Persönlich finde ich den Federdruck etwas weich, aber die Japaner mögen es so, da es für sie ein Zeichen besserer Qualität ist.
Sehr praktisch war, dass Atsushi auf der Messe auch da war und für mich mein Saxophon genau nach meinen Wünschen nachjustierte. Ein Traum.

Auch Ansprache und Intonation sind sehr gut. Aufgrund der reduzierten Masse ist die Ansprache leichter. bietet aber aufgrund der Hybridkonstruktion dennoch genügend Widerstand, dass auch jeder Profi damit glücklich ist.
Die Intonation ist extrem gut. Auf der Messe hat sich ein Spieler aus dem Rascherquartett mit einem Stimmgerät sehr genau damit befasst und war danach mehr als erfreut. Persönlich habe ich festgestellt, dass man das Mundstück etwas mehr auf den S-Bogen schieben muß als gewohnt. Bei 442Hz wurde es langsam knapp, aber es stimmt tadellos. Wer jedoch ein Mundstück mit sehr engem Konus spielt, sollte da beim Kauf nochmal darauf testen.

Und wie klingt es nun? Da gingen die Meinungen auseinander, einige meinten eher Selmer andere verglichen es mehr mit Conn. Ich persönlich würde es zwischen Conn und Selmer einordnen auf eine moderne Art und Weise. Tatsächlich macht das Sinn, wenn man sich die Bauweise anschaut. Das Konusdesign ist eher schlanker, wie man es von Selmer kennt, die Auflötung der Mechanik ohne große Schienen erinnert eher an viele amerikanische Vintages. Die Metallresonatoren sorgen für einen ausgeglichenen obertonreichen Klang.
Eigentlich meinte jeder, dass es definitiv eine eigene Klangcharakterstik hat. Sehe ich genauso, zumindest hebt es sich deutlich von den ganzen Bigbell oder MarkVI Klonen ab, die es ja zu Hauf auf dem Markt gibt. Der Klang ist rund, ausgeglichen, farbenreich, modulationsfähig. Ein sehr schönes Allroundhorn. Dafür ist es allerdings nicht das lauteste Saxophon. Wer etwas schreiendes und extrem durchsetzungsfähiges sucht, für den gibt es andere passendere Hörner.
In der Goldlackausführung mit dem normalen S-Bogen könnten sogar Klassiker glücklich werden. Für das Altsaxophon gibt es noch einen alternativen S-Bogen der einen deutlich kernigeren und direkteren Sound bietet. Für das Tenor soll ein alternativer Bogen noch folgen. Und wie bereits erwähnt, gibt es das Forestone Saxophon auch in einer unlackierten Version.
Der Jazzbogen schiebt den Klang eher in Richtung Conn und die unlackierteren Hörner klingen „vintagiger“. Also etwas mehr Charakter, freier, heller, resonanter. Der Goldlack macht es runder, ausgeglichener und wärmer, ohne hörbar Sound zu schlucken.

Forestone Saxophon Tenor Alt (5)Ob nun das Saxophon mit einem oder beiden S-Bogen geliefert wird, hängt immer vom jeweiligen Nationalen Vertrieb ab. In Amerika bevorzugten 95% den Jazzbogen während in Japan das wieder ganz anders aussah. Sicher wird aber der zweite Bogen optional extra erhältlich sein.
Zum Saxophon liefert Forestone einen Protec Formcase, Bird-Strap, ein Forestone Mundstück, eine der neuen Forestone Ligature und natürlich ein passendes Forestoneblatt. Das ist sehr hochwertiges Zubehör.

Aktuell steht das Forestone Saxophon noch im keinem Laden, allerdings hat der deutsche Vertrieb schon einige bestellt. Daher gibt es auch noch keine Ladenpreise. Erfahrungsgemäß, wenn man sich die internationalen Preise anschaut, dürften die dann im Laden etwas teurer als P.Mauriat oder Cannonball aber unter den Yamaha Custom Saxophonen und in etwa Yanagisawa liegen, bietet aber im direkten Vergleich etwas mehr als die Japaner und ist ein deutlicher Sprung zu den normalen Taiwanesen.

Fazit
Ihr merkt, ich bin mal wieder begeistert und um so glücklicher bin ich, dass ich Forestone endorsen kann. Treue Leser wissen, wie sehr ich von meinem Borgani geschwärmt habe, aber mit dem Forestone bin ich gerade mindestens genauso glücklich. Tatsächlich sind sie sich klanglich gar nicht mal so unterschiedlich, wobei ich wohl mit dem Forestone etwas mehr Biss habe, weshalb es jetzt meine neue Nummer 1 geworden ist.
Meiner Ansicht nach, hat Forestone einen echten „Big Player“ auf den Markt geschmissen und könnte unter Umständen das nächste Trendsaxophon werden. Klar schlägt sich das auch preislich nieder, ist aber im Vergleich mit den anderen Tophörnern doch günstiger.
Es macht halt tatsächlich einen Unterschied, ob ein Sax von irgendeinem Fabrikarbeiter zusammen gebaut worden ist oder von einem japanischem Meister, der dafür mit seinem Namen steht.

10 Gedanken zu „Das Forestone Saxophon – japanische Handwerkskunst vom feinstem

  1. Das ist ja nun schon eine Weile her, dass Du über das Forestone-Sax berichtet hast. Immer noch scheint es in Deutschland nicht verfügbar zu sein. Ich habe es bei Sax UK gesehen, allerdings nur lackiert. Gibt es denn auch das unlackierte Modell bald einmal (bei Sax UK oder irgendwo in Deutschland) zu kaufen?

    Zudem habe ich bei Sax UK gesehen, dass dort weder ein Mundstück noch ein Reed noch der Birdstrap dabei war. Heißt das, für England gibt es das nicht als Zubehör dazu oder heißt das, dass es das generell jetzt nicht mehr dazugibt?

    Was für Informationen hast Du da als Endorser? Danke!

  2. Hallo zusammen, nun muss ich auch einmal meinen Kommentar hinterlassen nach immer nur passiv lesen.
    Das Forestone scheint in Europa bisher kaum Fuss gefasst zu haben. Ich wohne mitten in den Bergen (nicht bei den sieben Zwergen!) und siehe da, mein Musikhaus im Bergdorf hat es! Also gleich ausgerückt und schon hab ich ein unlackiertes Alto daheim. Ich probiere es jetzt seit ein paar Tagen und kann wie folgt berichten: Durchwegs saubere Verarbeitung, Alles deckt gut, ärgerlich war allerdings, dass nach ein paar Stunden üben bereits die erste Stellschraube am Boden lag. Naja, kann passieren. Ergonomisch liegt für mich alles wie angegossen in den Händen, wer nicht zu grosse Hände hat Dezimegreifer am Klavier), wird Freude haben. Der Sound ist wunderbar weich, kernig und geht das Horn geht sofort los. Als Newbie Oldie kann ich pp auf Anhieb spielen., trotzdem normal Sopran spiele. Stimmigkeit ist meiens Erachtens nicht ganz OK, kann aber noch am meinem Ansatz liegen. Spiele ein zahmes Vandoren Optimum AL3 mit 2,5er Classik darauf. Sicher nicht das ideale Mundstück, zugegeben, aber als Referenz sicher besser zu vergleichen als ein Exot. Das Forestone Mundstück war bei mir nicht dabei, komisch.
    Bisher bin ich ziemlich zufrieden damit, allein der Preis ist hier bei uns echt happig mit 3700 Teuronen. Ich bin mir nicht sicher, ob ein Newcommer im Bereich Instrumentenbau, auch mit einem Referenzerbauer solche Preise lukrieren kann. Wer auf eventuellen Wiederverkauf spekuliert, hat sicher verloren, bis der Name Referenz geworden ist. In der Preisklasse gibt es von den Alteingesessenen extreme Konkurenz, die sicher Werthaltig ist und auf die man sich in Sachen Beständigkeit und Mechanik verlassen kann.
    Wie gesagt, hier wird die Luft dünn für Experimente und die Verkaufszahlen sind nicht derart hoch, sodass das Klientel, das diese Preisklasse in Erwägung zieht sicher alles durch probiert und vergleicht.
    Auf jeden Fall ist der Wurf gelungen und der Klang toll!
    Warten wir ab, welcher Preis dann wirklich als VP ausgeschrieben wird.

    • Als ob die Ladenpreise immer aus der Luft gegriffen würden. Ein Saxophon kostet in der Produktion, und je höher die Produktionsqualität, desto höher der Preis. Und da ich ein bissle Einblick in die Interna habe, weiß ich, dass die Gewinnmargen beim Hersteller auch nicht so hoch sind, wie bei anderen Marken.
      Welche Einstellschraube meinst du, denn eigentlich bis auf das nötigste, verzichtet das Forestone ja darauf.

      Aber freut mich, dass es dir gefällt.

  3. Ich will wahrlich nicht irgendwelche wirtschaftlichen Kalkulationen eines jeden Herstellers in Frage stellen, lediglich anmerken, dass der mir mitgeteilte Preis locker für ein YXX 875, oder ein SXX II mithalten kann. Da wird sich einfach der Hersteller schwer tun. Nichts anderes habe ich sagen wollen. Das hat nichts damit zu tun, ob das Instrument das wert ist, oder nicht. Der Markt ist frei und wird es uns zeigen. Ich habe aber sowieso noch nirgends einen offiziellen Preis gesehen. Weisst Du da mehr?
    Zur Schraube: die Anschlag-Stellschraube von der vorletzen Klappe vom Schallbecher aus gesehen, ist davongeflogen. Wie die genau heisst, weiss ich nicht, man kann das ja auch nirgends nachlesen.

  4. Nun bin ich mal wieder einer Empfehlung von Tobis Haecker gefolgt – ein Forestone Tenor unlackiert gekauft. Das „hochwertige Zubehör“ war leider nicht vorhanden.
    Weder Mundstück, eine Ligature noch ein Forestoneblatt.
    Der japanische Meister, der „mein“ Instrument zusammengebaut hat, war wohl doch irgendein Fabrikarbeiter. Nach einigen Stunden – saxofoonwinkel.nl in Deventer – habe ich dann ein wirklich perfekt eingestelltes Horn erhalten.

    • Bitte beachte doch, dass der Artikel nun schon etwas älter ist.

      Und wenn man ein Saxophon rund um die Welt schickt, kann es durchaus sein, dass es nicht mehr perfekt eingestellt ist.

      Aber hat dir das Sax denn nun gefallen?

  5. Ich habe ein unlackiertes Alt angespielt – es hat mir sehr gut gefallen, so dass ich in Betracht ziehe, es mir zuzulegen. Mir ist aufgefallen, dass das Instrument gebördelte Tonlöcher hat. Ist dies bei allen Forestone Saxophonen der Fall? Es wird nirgends erwähnt – nicht mal auf der Forestone Internet Seite.

    Einzig gefällt mir die Auflage für den linken Daumen nicht: diese ist aus Plastik. Das ist eine Kleinigkeit – vor allem bei einem unlackierten Saxophon sollte aus meiner Sicht eine „Brass“ Auflage drin sein.

    Das Saxophon hat nur einen S-Bogen. Wie kann ich denn erkennen, ob es sich um den Classic- oder Jazz-Bogen handelt?

    Insgesamt ein sehr schönes Instrument – übrigens auch gut eingestellt.

  6. Es ist also jetzt generell so, dass das Horn „nackt“ geliefert wird, ohne Mundstück, Ligatur und Blatt? Da zu hast Du noch gar nichts gesagt. Ist ja schon ein großer Unterschied zu Deiner Beschreibung.

    Vielleicht solltest Du das mal als Update in Deinen Artikel aufnehmen und angeben, was nun wirklich heutzutage geliefert wird.

    Es wäre überhaupt schön, wenn bei älteren Artikeln Updates kämen, wenn sich bei Forestone etwas verändert. Ohne dass man das erst hier aus den Kommentaren erfahren muss, weil irgendjemand das Horn gekauft hat.

    Als Endorser weißt Du doch mehr, und es wäre schön, wenn Du das auch in regelmäßigen Abständen weitergeben würdest.

    Insbesondere, dass es das „hochwertige Zubehör“ anscheinend nie gegeben hat, wäre doch eine Berichtigung wert. Du hast das ja schließlich ziemlich betont.

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