rückblickende Vorschau

Liebe Leser,

das eine Jahr ist rum und schon ist das nächste da. Zeit für einen kleine Rückschau und ein Blick in die Zukunft. (Alternativ hätte die Überschrift auch vorschauender Rückblick lauten können).

Letztes Jahr fand so einiges saxophonistisches statt: die US-Tournee, die Musikmesse, der Werksbesuch in Italien, viele interessante Auftritte, Begegnungen mit Klaus Doldinger und Jerry Bergonzi und zahlreiche Artikel. Weiterlesen

Expression Mundstücke – Oldschool für Newbies

Ich habe unter meinen Schülern auch einige sehr frische Anfänger und da kommt zwangsweise die Frage, was man denn kaufen sollte. Gerade bei der Mundstückfrage muß ich mich immer etwas winden, denn ich mag nicht wirklich ein Mundstück empfehlen.

Die üblichen Kandidaten wie Meyer, Otto Link und Selmer scheiden für mich aus zwei Gründen aus. Erstens, sind sind nicht billig, eigentlich sogar zu teuer, denn zweitens ist die Qualität nicht stabil. Gerade bei diesen Mundstückherstellern gibt es immer wieder hohe Fertigungsschwankungen.  Ein „Frischling“ kann schlecht in den Laden gehen und 25 Mundstücke durchtesten und ca. 150 Euro sind definitiv zu viel für ein Mundstück, dass wegen ggf. unsauberer Arbeiten suboptimal ist.
(Nicht falsch verstehen, Selmer, Meyer und Link machen immer noch sehr gute Mundstücke, man muß sie nur rausfischen können). Weiterlesen

mein neues Borgani

Ich bin frisch verliebt in mein Weihnachtsgeschenk. Nun gut, es kam schon vor 10 Tagen und ich habe es mir selbst gemacht, aber das Teil zählt für mindestens zwei Geburtstage und einmal Weihnachten.

Mein neues Borgani Altosaxophon!

In meinem Bericht von den Borgani-Werkstätten in Macerata (Italien) hatte ich ja bereits erwähnt, dass ich mich dort in eines verkuckt hatte. Nach ein paar Mucken und den verkauf meines Ravens konnte ich es mir nun endlich leisten und kam nun ENDLICH bei mir an.

Im Prinzip ist es das gleiche Model das ich schon vorher getestet habe, daher verweise ich für das Grundlegende auf den alten Testartikel zum Borgani-Saxophon. Weiterlesen

der Resonanzweihnachtsmann

Saxophonisten sind alle equipmentverrückt, auch zur Weihnachtszeit. Ein besonderes Tuningteil zum Anbauen an das Saxophon habe ich heute auf einer Jazzsession gesehen: den Resonanzweihnachtsmann!

Wie andere Tuningteile ändert er die Masse des Saxophons und somit auch die Eigenresonanz des Instrumentes, was zu massiven Klangveränderungen führen kann.
Der Resonanzweihnachtsmann fügt dem Saxophon ein besonderes adventliches Glitzern und besinnliche Wärme zum Sound, der dadurch perfekt zu amerikanischen Weihnachtsliedern passt.

Der Resonanzweihnachtsmann wurde von einem begnadeten Bartionsaxophonsten entwickelt und in berühmten Worpsweder Kunstwerkschmieden in feinster Handarbeit hergestellt. Ca. 100 Arbeitsstunden und feinste Materialien werden verwendet und jeder Resonanzweihnachtsmann ist ein echtes Unikat. Leider ist er deshalb kein Schnäppchen. Ein Exemplar aus der limitierten Erstauflage kostet 623,99 Euro (zuzüglich Mehrwertsteuer). Aber zu Weihnachten kann man sich ja von seinen liebsten damit beschenken lassen.

Jazzwear

Kleider machen Leute, doch welche Kleider machen einem zum Jazzer?
In vielen Musikrichtungen gibt es gewisse Dresscodes, an denen man jeweilige Musiker und Fans zur Stilrichtung zuordnen kann.
Einen Punker oder HeavyMetaler erkennt man sofot. Auch Klassische Musiker sind mit schwarzem Anzug und weißem Hemd unverkennbar.

Bei Mucken und BigBandkonzerten sieht man die Jazzmusiker sehr oft in nur Schwarz rumlaufen, als wären sie in Trauer. Aber wie sieht ein Jazzer aus, wenn er auf die Session geht oder ein echtes Konzert mit seiner Combo hat? Weiterlesen

saxophonistische Adventszeit 2010

Advent, Advent ein Saxophon brennt.
Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier,
dann kommt die Erkenntnis,
dass das Saxophonquartett mal lieber nicht mit Pyrotechnik rumgespielt hätte.

Naja, zumindest wäre es mal eine Abwechslung auf dem Weihnachtsmakt.

Adventszeit heißt das wieder Aufkommen von gepanschtem Glühwein, dickmachendem Gebäck, fetten alten Männern in roten Mänteln und von Überall wird man beschallt mit schrecklich intonierenden (Kinderflötenensembels) oder überverkitschten und überspielten (Last Christmas) Weihnachtslieder. Aber es gibt schönes. Und zwar viele Adventsaktionen von verschiedenen Firmen und Menschen für Saxophonisten. Einige davon habe ich hier gelistet: Weiterlesen

saxophonistisches Weihnachtsprojekt von Lukas Hensel

Liebe Leser,
mich hat jetzt vor kurzem ein junger Saxophonist und Komponist angeschrieben mit einer Projektidee, die ich so toll fand, dass ich es hier weiter leiten möchte.
Lukas Hensel ist gerade mal 16 Jahre alt, komponiert aber schon seit einem Jahr. Er spielt Klarinette, Klavier und hat vor 3 Jahren Saxophon angefangen. Sein Saxophonlehrer ist der hier gut bekannte Markus Zaja, der ihn kräftig fördert. Sein Kompositionsprojekt soll in einem öffentlichen saxophonistischen Adventskalender münden, den er seiner Familie widmet. Aber um das zu realieren braucht er eure Hilfe, aber am besten lest ihr selber: Weiterlesen

iClarinet – die clarinéo von Nuvo

Ja das Ding ist weiß, wie ein iPod, aber nicht von Apple. Sondern sie ist von Nuvo, heißt Clarinéo, ist von Graham Lyons entwickelt und stammt aus England.
Ich muß zugeben, ich habe mir das Ding hauptsächlich bestellt, weil es so cool aussieht, aber das ist eigentlich nicht das besondere dieser Klarinette. Es handelt sich hier um eine Plastiklarinette die speziell für Kinder entwickelt worden ist und extrem günstig.
Die Clarinéo ist leichter und kürzer, hat eine reduzierte Mechanik und ist in C gestimmt. Das macht vieles einfacher für die jungen Klarinettenanfänger. Ob es sich nun um ein schick aussehendes Spielzeug oder ernstzunehmendes Instrument handelt, werde ich nun untersuchen.

Schon auf den ersten Blick merkt man, das hier vieles anders ist als bei einer normalen Klarinette. Das Ding ist so optimiert alles einfacher zu machen, dass man fast meinen könnte, dass es sich um eine komplette Neuentwicklung handelt.
Gestimmt ist es in C. Das lästige transponieren fällt weg, Kinder können mit Blockflöten, Glockenspielen, billigen Keyboarden (und was sonst so im Kinderzimmer rum schwirrt) zusammen aus den selben Noten spielen.
Dadurch ist das Instrument kürzer, ähnlich einer Es-Klarinette. Tatsächlich passen auch Es-Klarinettenmundstücke und Blätter, aber dazu komme ich später noch.
Es ist komplett aus Plastik und somit robuster und leichter. Inzwischen gibt es ja viele Plastikklarinetten und einige sind auch richtig gut, aber zum Klang komme ich wie gesagt später. Weiterlesen

Die harte Schule des alten Ostblocks! SZAXOFONISKOLA

Straßenmusik! oft nur ein lärmender Graus. Da werden Trommeln, Gitarren und Akkordeons (oder heißt es Akkordeonne) geradezu vergewaltigt. Ab und zu gibt es doch Menschen, die wirklich talentiert sind aber irgendwie durch die Maschen gefallen zu sein scheinen und höchst wahrscheinlich irgendwann beim Supertalent auftauchen. Und dann gibt es da noch die Profis, die irgendwie aus Rußland, Rumänien, Ungarn oder zumindest irgend so ein Land des ehemaligen Ostblocks kommen.

Oft wundert man sich, warum so gute Bands und Musiker auf der Straße spielen. Aber mal ehrlich, wer würde sich eine Karte für ein Konzert einer Weissrussischen Dixielandband kaufen? Und hier verdienen sie auf der Straße meist mehr, als Zuhause. Denn im ehemaligen Ostblock scheint es keinen Mangel an guten Musikern zu geben.

Schaut man an die Hochschulen, laufen da immer mal in der Jazzabteilung ein 18 Jähriger Russe am Sax rum,  alle anderen an die Wand spiel. Oder in den Klassikabteilungen; 80% Asiaten und alle technisch perfekt!
Sind die talentierter? Wohl eher nicht, aber dort herrscht eine ganz andere Disziplin und Druck beim Musikunterricht als bei unserem Wohlfühl/Hobby/aus-Spaß-an-der-Freunde/kindergerechter/ Musikschulunterricht.
Wenn der Rohrstock bei fehlerhaften Etüde droht, übt man natürlich fleißger zu Hause.
(Das ist jetzt nicht ausgedacht, sondern das wurde mir so aus erster Hand erzählt). Oft ist ein weiterer Grund, dass für viele Kinder bzw. deren ganze Familie,  die musikalische Karriere der einzige Ausweg aus der Armut ist. So stammt der jetzt weltberühmte LangLang aus sehr armen Verhältnissen und sein Vater hat sein letztes Hemd dafür hergegeben, dass der Sohnemann ans Musikkonservatorium durfte. Die Zeiten dürften wohl vorbei sein.

Da bekommt man das Gefühl, dass deutsche Musiker kaum eine Chance haben. So ist aber nicht. So Einwanderungsfreundlich ist Deutschland ja nicht, dass man einfach bleiben könnte wenn man fertig studiert hat.

Naja, und ein guter Musiker zu sein, reicht nicht immer. Eine amüsante Anekdote (ist beglaubigt, aber Quelle wird geschützt) ist, dass ein russischer über Saxophonist (Student an einer renommierten Hochschule) bei einer gut bezahlten Edelmucke doch die Frau des Gastgebers massiv angegraben hat. So schnell wird der nicht wieder angerufen.

Des weiteren merkt man eine Sache immer wieder, technisch perfekt, aber musikalisch langweilig. Ich will jetzt nicht darüber rumphilosophieren, ob sich das zwangsweise ausschließt oder was man unter Musikalität zu verstehen hat. Dennoch ist dies nicht nur ein Vorurteil sondern ist an den Hochschulen ein weit verbreitetes Problem.

Wie dem auch sei, die Musiker aus dem Osten sind fit. Als Beispiel für deren harte Ausbildung habe ich neulich in einem Notenantiquariat  eine ungarische Saxophonschule aus dem Jahre 1963 gekauft: „SZAXOFONISKOLA“.
Ganz harter Tobak. Auf der 5. Notenseite müssen schon 16tel Staccato gespielt werden. Ein deutscher Schüler bräuchte mindestens ein Jahr um so weit zu kommen und dann hätte er wahrscheinlich keine Lust dazu und legt lieber das Playalong zu „My favorite Popballaden 17“ ein.
Doch für die paar Verbissenen sind in dieser „Anfängerschule“ ein paar sehr schöne und fordernde Etüden dabei.
Tatsächlich wird darin auch Jazz behandelt. Und zwar auf den letzten sechs Seiten. Hier möchte zum Abschluß den Abschnitt über Improvisation zitieren:
„Eine der wichtigsten Eigentümlichkeiten des modernen Jazz ist die Variation oder Improvisation (=Stegreifspielen). Während im ersten Falle nur der Rhythmus der Melodie sich ändert, bleibt bei der Improvisation nur der harmonische  Aufbau der Melodie  – evtl. mit verwandten Akkorden – bestehen und die Töne der ursprünglichen Melodie „verbergen sich“ gleichsam hinter den erwklingenden Tönen.“

Zu Besuch bei Orfeo Borgani

Auf der letzten Musikmesse habe ich Orfeo Borgani kennen gelernt und ich war damals sehr angetan von seinen Instrumenten. Es entstand ein regelmäßiger Kontakt und er lieh mir sogar eines seiner Instrumente für einen Test. Zu dem Test geht es hier lang.
Orfeo hat mich zu einer Werksbesichtigung nach Macerata eingeladen und zufälligerweise war eh ein Familienurlaub ende August geplant, weshalb ich die Gelegenheit natürlich ergriffen habe.

Macerata liegt ungefähr auf Höhe Roms am rechten Rand Italiens. Es ist keine besonders große Stadt, dafür hat sie eine der ältesten Universitäten und liegt bezaubernd auf einem kleinen Berg (bzw. großen Hügel) so dass man an schönen Tagen eine umwerfende weite Aussicht hat.
Wir waren etwas irritiert, als uns das Navi auf der Fahrt nicht in das Industriegebiet sondern immer weiter auf den Berg in eine sehr zentrale Wohnsiedlung lotste. Aber tatsächlich, der Borganibetrieb befindet sich im Herzen von Macerata.

Wir wurden sehr freundlich von Orfeo Borgani und seinem Assistenten Massimo begrüßt. Man erklärte uns dann auch, warum sich sein Betrieb mitten in einer Wohnsiedlung befindet, denn dieser ist hier schon seit über 50 Jahren.
Daß Borgani ein Familienbetrieb in der 4. Generation ist (gegründet 1872) und so einer der ältesten Saxophonfirmen (älter als Selmer) ist, hatte ich schon ausführlicher im Test zu dem Alto erzählt. In diesem Haus ist sogar der jetzige Firmenchef Orfeo geboren worden.

Dort werden auch alle Arbeiten ausgeführt, bis auf das Gehämmere und die galvanischen Arbeiten, um die Nachbarn nicht zu belästigen.
Leider hatten wir nur am letzten Tag Betriebsferien Zeit, weshalb uns nur Orfeo empfangen konnte. Dennoch hat er uns jeden Arbeitsschritt gezeigt und erklärt vom Ausstanzen des Bleches bis hin zum fertigen Saxophon. Dabei macht Borgani vieles etwas anders, als wie man es von anderen größeren Firmen kennt. Aber am besten Fange ich ganz von Vorne an.

Es wird nur das beste Messing verwendet, nach einer speziellen Legierungszusammensetzung, die Borgani durch viele Experimente bestimmt hat und tatsächlich wird JEDES Teil handgehämmert (nicht nur der Becher, wie so oft heutzutage). Orfeo erklärte mir, dass dies essentiell für ein gut klingendes Horn ist und man früher die Saxophone nur so hergestellt hat und wahrscheinlich dies der Grund ist, warum die alten Kannen oft so gut klingen. Denn am Material selber kann es nicht liegen, denn hier hat sich die Qualität in den letzten 70 Jahren deutlich gesteigert.
Interessant fand ich das Verfahren, mit dem Borgani nach dem Hämmern, die Hauptschallröhre glatt und in Form bringt. Das Rohr wird über einen Dorn aufgezogen, und dann würd über das Rohr mechanisch ein Bleiring gezogen (vergleichbar mir dem überrollen eines Kondoms, bloß mit viel mehr Kraft). Der Bleiring weitet sich natürlich und ist danach müll, aber dadurch wird das Messingrohr glatt und die Metalldicke des Bleches ist schön gleichmäßig.
Zur Demonstration nahm Orfeo ein fertig bearbeitetes Rohr und schlug es wie eine Glocke an. Tatsächlich hörte man einen schönen reinen Klang, der angenehm nach klang. Da ahnt man schon, dass hieraus später ein gutes Instrument wird.
Der gehämmerte S-Bogen wird zwecks Formvollendung hydraulisch aufgeblasen. Leider weiß ich nicht mehr genau, welcher Druck angelegt wird, ich weiß nur, dass ich sehr beeindruckt von der Bar-Zahl war.

Der nächste Schritt ist Tonlöcher stanzen und Kamine ziehen. Hierbei wird drauf geachtet, dass man kein Tonloch durch die noch kaum zu erkennenden Lötnaht gezogen wird, denn das würde das Sax an der Stelle instabil machen. Tatsächlich sollte es also bei jedem Sax eine Längslinie geben, auf der es keine Tonlöcher gibt.
Dann wird poliert. Bis zu 7 mal mit verschiedenen Lappen (die zunehmend flauschiger werden). Für die Vintage-Variante wird die Oberfläche wieder angerauht.
Bemerkenswert ist, dass die Mattfinishes nicht durch eine Politur oder Sandstrahlen zustande kommen, sondern einfach anders galvanisch veredelt werden. Vergoldet ist also nicht gleich vergoldet.

In einer weiteren kleinen Halle werden die Kleinteile hergestellt. In HANDARBEIT. Keine gestanzte Massenware. Jedes Teil hat sogar seine zum Saxophon passende Seriennummer.
Einer der größten Unterschiede zu den meisten anderen Marken ist, dass Borgani die Säulchen der Mechanik einzeln an das Saxophon. Dafür wird eine gruselige Maschine benutzt (siehe Photo), um die Säulchen alle auf die richtige Position zu setzen. Das ist natürlich viel aufwendiger (mehr Zeit, mehr Sorgfallt), als vorgefertigte Rippen draufzuklatschen. Aber durch die einzelnen Säulen kann das Instrument viel freier schwingen und mehr Klangnuancen geben.  Es ist die Extraarbeit also wert.
Die Instrumente, die keine Vintages werden sollen, werden nun galvanisch behandelt (versilbert, vergoldet, usw.) und dann nochmal poliert. Lackierungen gibt es aus Soundgründen nicht. Sehr lobenswert.

Jetzt geht es an das Zusammensetzen. Wieder ungewöhnlich ist, dass sie erst die Mechanik anschrauben und perfekt justieren und dann die Polster einsetzen, während die Mechanik noch drauf ist. Auch das ist wieder recht aufwendig, man könnte doch die Poster vorher einsetzen, bzw. die Mechanik wieder ab und dann die Polster nacheinander reinsetzen (so wie es die meisten SaxDocs machen). Aber das Polstereinsetzen ist eine Wissenschaft für sich, denn einerseits müssen alle Mechanikkopplungen gut zueinander passen, die Klappenaufgänge genau passen und dann müssen die Polster auch noch perfekt sitzen. Hier muß oft, solange der Kleber noch flüssig ist, nachgebessert werden. Zwar mag Borganis Methode sehr frimelig sein, aber so garantiert man, dass die Polster bestmöglich sitzen und das Sax so lange und gut deckt.
Zuletzt wird natürlich alles nochmal gecheckt und probegespielt und fertig das das Borgani Saxophon.

Natürlich ließ ich es mir nicht nehmen die verschiedenen Hörner nochmal gründlich anzuspielen. Dafür ging es zurück in den Vorführraum in dem an viele Photos berühmter Saxophonisten mit Unterschrift hingen, die schon bei Borgani ein und aus gingen. Da waren Jan Gabreck, Gerry Muligan, Michael Brecker und natürlich Joe Lovano. Und jetzt ich!

Ein Borgani hatte ich ja bereits mal ausführlich getestet (siehe hier), daher wußte ich, was für schöne Hörner mich erwarten. Jedoch zwei Sachen haben mich doch wieder überrascht. Erstens wie groß die Unterschiede zwischen den einzelnen Finishes sind. Einige halten das ja für eine Glaubensfrage oder Voodoo, ich hingegen weiß, dass es tatsächlich einen (auch physikalisch erklärbaren) Unterschied gibt. Aber ich war doch überrascht, wie groß und deutlich die Unterschiede bei Borganisaxophonen ist. Das liegt vielleicht auch daran, dass die Borganis recht dick galvanisiert werden. So bieten sie eine große Klangpalette von weich und gedeckt  bis hin zu hart und funky an. Es lohnt sich also verschiedene Finishes durchzutesten.
Nun mag der ein oder andere meinen, dass liege wie bei Selmer an einer natürlichen Schwankung bei der Herstellung. Das ist aber nicht der Fall, aufgrund der zweiten Sache die mich so überrascht hat. Ich habe auch Saxophone mit dem gleichen Finish im Vergleich gespielt und sie waren kaum unterscheidbar. Das spricht für eine sehr hohe Produktionsqualität.

Eigentlich wollte ich da gar nicht weg, da ich mich natürlich in eine dieser italienischen Schönheiten verkuckt hatte (ich meine natürlich ein Saxophon). Ein Vintage mit mattversilberter Mechanik. Orfeo war so freundlich es mir zurückzulegen und nun spare ich. Daher stehen meine anderen Altsaxophone nun auch zum Verkauf.

Also zuletzt möchte ich mich nochmal ganz Herzlich bei Orfeo Borgani bedanken für die ausführliche Tour und die Nerven die er gezeigt hat, als ich danach zwei Stunden seine Saxophone ausprobierte. Zudem habe ich so einiges über die Produktion von Saxophonen gelernt und an vielen Punkten kann man sehen, wie viel Mühe und extra Arbeit sie in ihr Produkt stecken. Das macht sich leider auch im Preis bemerkbar, aber wer mal ein Borgani in der Hand gehabt hat, weiß, dass die es wert sind.

http://www.borgani.com/

Schreibblockade

Liebe Leser,

ich weiß, eigentlich hatte ich versprochen, dass jetzt etwas mehr Artikel kommen würden, aber leider scheine ich gerade etwas an einer Schreibblockade zu leiden. Es „fließt“ nicht wirklich und ich habe auch wenig Lust einen total verkrampften Artikel zu schreiben. Aber ich bin zuversichtlich, dass mich demnächst wieder die Muse küßt und dann wird’s hier neue Artikel hageln.

Dafür könnt ihr nun die Artikel direkt in Facebook und Twitter verlinken oder per Email versenden. Ich hoffe ihr macht davon reichlich Gebrauch.

Viele Grüße
Tobias

Intonations tuning

Heute möchte ich etwas vorstellen, was für jeden Saxophonisten essentiel ist. Ein Stimmgerät. Keiner will mit einem Saxophonisten spielen der nicht intoniert. Zwar sollte man das eigentlich alles selber hören, aber ein Stimmgerät ist eine sinnvolle Sache zur Selbstkontrolle oder ein schnelles eben mal einstimmen.

Sehr oft schreibe ich Testberichte über eher kostspieligeres Equipment. Das heute getestete Objekt kostet 10€ und ist damit wahrscheinlich mit das günstigste auf dem Markt. Zudem hat es sogar einen Clip mit Tonabnehmer. Über das Herkunftsland brauchen wir jetzt gar nicht mehr reden.
Daher ist auch der Name des Gerätes eher zweitrangig: Harley Benton MT100 Clip-Metro-Tuner.

Neben dem Stimmgerät bietet es noch die Funktion ein Metronoms und Tongebers. Es hat 6 Knöpfe aberfast schon zu viele funktionen, dass einiges unnötig umständlich wird.
Man kann einerseits die Stimmung des Instruments angeben (C, F, Eb, Bb). Finde ich überflüssig, da die meisten Musiker die ein transponierendes Instrument spielen das auch im Kopf können. Und man kann auch noch verschiedene Instrumente einstellen. Als ob ein 440Hz a ander bei einer Geige intoniert.
Man kann die Tonhöhe verstellen und zwar von 430 bis 450Hz. Auch hier muß ich mit dem Kopf schütteln. Wer hat schon mal (außer irgendwelche Barokmusiker) schon in 432 oder 339Hz gespielt? Das ärgerlichste an dem Gerät ist, dass es für das Verstellen der Stimmung nur einen Knopf gibt. Das heißt, dass wenn man von 442 auf 440Hz 18mal auf dem Knopf drücken muß, um wieder auf 440Hz zu kommen. Und oft tippt man da einmal zu viel und kann nochmal 19mal  drauf drücken.
Und dann gibt es da noch das Flattuning. Weiß der Geier wozu man das braucht.

Wenigstens kann man beim Tempo nach oben UND unten verstellen. Zudem kann man einstellen ob man 4tel, 8tel, triolen, 16tel, punktierte 8tel oder jazz 8tel haben möchte. Und dann gibt es noch alle Taktarten von 0/4tel bis 9/4tel Takt. Hä??
Man kann sogar die Lautstärke einstellen, aber insgesammt ist es so laut, dass man eh nichts mehr hört. Man kann es sich natürlich ans Ohr klemmen. Aber ist es ein selten häßlicher Ohrung und zweitens tut schnell das Ohrläppchen weh.

Das Stimmgerät funktioniert. Es gibt zwar stimmgeräte die feiner und schneller reagieren, aber eigentlich tut es dies hier auch. Wenn man Töne eh nicht halten kann, macht auch ein Stimmgerät nicht viel Sinn, oder?

Eines meiner lieblings Features dieses Gerätes ist seine Hintergrundbeleuchtung. Sie ist BLAU. Das macht ja bekanntlich glücklich. So erkennt man den Ausschlag halt auch im Dunkel als auch bei Tageslicht. Aber da es halt nur digitales Gefizel ist nichts für Kurzsichtige. Daher gibt es noch eine Leuchtdiode die Grün leuchtet, wenn es richitg ist und rot wenn man daneben liegt. Leider weiß man nicht in welche Richtung. Das ist bei anderen Geräten geschickter.
Und keine Angst wegen der Batterie. Das Gerät schaltet sich selbstständig aus. Und es eine Handelsübliche Kopfzelle drinne, die gefühlt ewig hält.

Aber der besondere Clou, weshalb dieses Gerät in meinem Koffer ist und nicht das schwarze Korg (welches ich jetzt auch verlegt habe, aber davon mal abgesehen), ist der Clip. Das Teil ist dermaßen praktisch. Mal davon abgesehen, dass es an windigen Tagen als Notenklemme mißbraucht werden kann, fliegt das Teil nirgends mehr herum oder muß es auf den Boden legen oder in irgendwelche Taschen. Einfach an den Notenständer klippen und es ist immer sofort griffbereit. Leider kann man den Klipp nicht einfach abmachen (nur abschrauben) weshalb das Teil nichts für die Hemdtasche ist.
Aber eigentlich will ich auf den  Tonabnehmer hinaus. Der funktioniert nicht nur bei Gitarren sondern tatsächlich auch bei Saxophonen und allen anderen Instrumenten die gestimmt werden müssen. Das hat den imensen Vorteil, dass man sich auch in lauter Umgebung (z.B. kurz vor Beginn der Probe) einstimmen kann. Es sieht auch sehr futristisch aus, wenn man so ein Teil am Becher klemmen hat, nur für mich als Brillenträger ist das etwas umständlich, da ich unter der Brille durchschielen muß und dann erkenne ich kaum noch das Display. Man kann das Teil natürlich auch am S-Bogen klemmen, aber das sieht etwas strange aus.

Aber am Becher geklemmt kann man das Teil sogar während des Spielens benutzen indem man einfach mal bei einem langen Ton drauf schielt. Gerade bei Streitereien im Satz kann man dann mit sicherheit sagen, „Ich war richtig, mein Stimmgerät hats bestätigt“. Ob man dann dabei die Wahrheit spricht, ist dann aber eher zweitrangig.

Kurzum, ich halte die 10Euronen für dieses Teil für eine sehr lohnende Investition. Obwohl ich kein Freund des Großkapitalistischen Konzerns Thomann bin verweise ich darauf, denn dort gibt es das Teil.
http://www.thomann.de/de/harley_benton_mt100.htm
Doch Obacht, der Thomann-Mindestbestellbetrag liegt bei 25€. Garantiert findet man in dem doch sehr großen Angebot etwas nützliches, aber es doch skuril, wenn man etwas mitbestellt, dass mehr kostet als der Artikel für den man sich eigentlich interessiert.