Nachtrag vom 5.5.2012: Inzwischen hat sich einiges bei Forestone getan. Den aktuellen Test zu den neuen Blättern findet ihr hier: http://saxophonistisches.de/die-neuen-forestone-unfiled-blatter/
Wie der treue Leser wahrscheinlich schon weiß, bin ich überzeugter Kunststoffblattnutzer. Um so erfreuter war ich, dass in diesem Bereich wieder etwas neues gibt und natürlich mußte ich diese Dinger schnellst möglich testen. Also fragte ich bei Forestone Reeds direkt nach und Sie waren tatsächlich so freundlich mir ein paar Testblätter zur Verfügung zu stellen.
Forestone ist eine junge japanische Firma und stößt nun mit ihren neuen Kunststoffblättern auf den europäischen Markt. Bevor Unklarheiten auftreten, es wird übrigens „Fo-räs-ton“ ausgesprochen. Auch die Blätter haben erst vor kurzem die finale Produktreife bekommen und ich habe quasi etwas vom ersten Satz der second Generation bekommen. Bisher gibt es nur Blätter für Sopran, Alt, Tenor und Böhm und deutsche Klarinette. Blätter für Bariton, andere Klarinettenarten, weitere Stärkegerade und ggf. weitere Schnitte sollen noch kommen.
Das besondere an den Forestone Blättern ist, dass sie zwar Kunststoffblätter sind, aber dennoch aus Bambus. Tatsächlich bestehen sie zum Teil aus natürlichem Material, quasi Ökoplastik bzw. Natürlicher Kunststoff. Wer darin einen Widerspruch zu sehen meint, soll sich hier eines besseren belehren lassen. Es handelt sich um ein modernes Hightechpolymer das Bestandteil Bambusfasern enthält. So bekommt das Material ganz spezielle physikalische Eigenschaften, die sich in diesem Falle in einem sehr natürlichem Schwingungsverhalten äußern. Das Polymer wird durch ein spezielles Spritzgußverfahren dann in Blattform gebracht. Das ist bemerkenswert, denn Legere hat dies nicht geschaft. Deren Blätter bestehen auch aus einem homegenen Polymer (im Gegensatz zu Fibracell und Fiberreed, die auf Faser/Röhren-Strukturen setzen), das die gleichen physikalischen Schwingungseigenschaften wie ein Holzblatt hat. Diese werden bei Legere geschnitzt, denn es war zu problematisch die dünne Spitze des Blattes zu spritzen. Forestone hat dafür spezielle Maschinen mit einem neuen Verfahren entwickelt und besitzt darauf genau wie auf deren genaue Polymerrezeptur Patente. So können sie eine großtmögliche Homogenität zwischen den einzelnen Blättern garantieren trotz dem Anteil natürlicher Fasern. Interessant ist, dass es pro Instrument nur eine Spritzform gibt und der Härtegrad des Blattes über die Rezeptur des Polymers bestimmt wird. Wer jetzt vielleicht vor sich schon mehrere Blätter von Forestone liegen hat, so wie ich gerade, wird vielleicht verschiedene Farbstufen feststellen. Das liegt jetzt nicht an der Polymerzusammensetzung, sonder, so wurde mir gesagt, an der Temperatur der Maschine, die sich während des Betriebes langsam heißläuft. Es handelt sich sozusagen um verschiedene Bräunungsstufen, die aber spieltechnisch keinen Einfluß haben.
Die Blätter selber kommen in einer sehr schicken schwarzen kleinen Pappbox, verziert mit silberner Schrift und Kanji und schwarz abgesetzten Bambusgewächs. Die Verpackung läßt schon mal auf ein Highclass Produkt schließen. Das Blatt selber ist nochmal in einem kleinen Pappschuber. Persönlich würde ich einen Plastikschuber wie man es Vandorren oder Rico kennt bevorzugen, da länger aushalten und mehr Schutzbieten und Reedcases machen bei Kunststoffblättern ja weniger Sinn, da man eh meist nur eines in Benutzung hat. Jedoch Forestone ist eine moderne Firma und nimmt seine naturverbundenheit (auch wenn es eigentlich nur ein Bestandteil des Polymers ist) sehr ernst und hat deshalb zur Vermeidung von mehr Plastikmüll sich dagegen entschieden.
Als ich zum ersten mal die braune Farbe der Blätter auf der Homepage gesehen habe, war ich eher skeptisch, da dies nicht unbedingt meine Lieblingsfarbe ist und sie nicht unbedingt dazu einläd etwas in den Mund zu nehmen (außer Schokolade). Doch in real, gefällt mir der Farbton recht gut. Er soll wohl zusätzlich noch unterstreichen, dass es sich hier noch teilweise um ein natürliches Produkt handelt. Das auf den Blätterrücken mit Silber aufgedruckte Forestonelogo mit den Tannen vermittelt einen einen merkwürdigen Weihnachten Eindruck. Die Haptik erinner sehr an die der Legere Blätter. Also sehr glatt. Ich persönlich finde das sehr angenehm an der Lippe, da mir Holz und die Fasrigkeit der anderen Kunststoffblätter manchmal als eher unangenehm empfinde. Zudem sind die Blätter so leicht zu reinigen.
Für meinen Test habe ich Blätter für alle meine Saxophone und Klarinette bekommen, sogar in verschiedenen Stärken und teilweise sogar bestimmte Stärken doppelt. So konnte ich mir ein recht gutes Bild vom Angebot machen. Die Homogenität ist in der Tat hervorragend. Zwar habe ich teilweise minimale Unterschiede noch feststellen können, aber es ist kein Vergleich zu Holzblättern und selbst manche andere Kunststoffblatt Firma könnte sich da noch eine Scheibe bei Forestone abschneiden.
Da sich die Blätter auf allen Instrumenten sehr ähnlich verhalten und geklungen haben, kann ich jetzt allgemein für alle schreiben. Die Forestone bieten natürlich alle üblichen Vorteile von Kunstoffblätter, wie Temperatur- und Feuchtigkeitsunabhängigkeit usw. Wie langlebig die Blätter sind, kann man noch nicht sagen, da es sie ja noch nicht lange gibt. Aber meine „Stresstest“ zeigten, dass sie doch sehr viel aushalten. Da sie den Legeres in der Beschaffenheit nicht unähnlich sind, nehme ich daher an, dass sie ähnlich lange halten. Also so gut wie ewig. Nur mit dem Nachbearbeiten ist es wie bei Legere sehr schwierig. Aber das machen je nur die wenigsten Kunststoffblattuser.
Die Ansprache ist natürlich sofort top, wobei ich wie bei Legere eine kleine Einspielzeit meine zu bemerken. Sozusagen auf Betriebstemperatur bringen, aber das kann man ja auch durch die Hosentasche bewerkstelligen. Bei extremeren Spielarten wie Multiphonics und Flagolettes verhalten sich die Forestone leicht anders als gewohnt, aber das ist nach kurzer Umgewöhnung auch kein Problem mehr.
Klanglich decken die Blätter eine große Lücke im Spektrum der Kunststofblätter. Dunkel, rund, homogen, ausgeglichen, sanft, kurz sehr klassisch. Das ist auch gut so, denn das gibt es so noch nicht. Zwar sind die normalen Legeres und das Fiberreed Classic auch eher klassisch orientiert, sind im Vergleich zu Forestone aber heller, schärfer haben mehr „charakter“. Damit meine ich nicht, dass die Forestone charakterlos klingen, im Gegenteil, ich empfinde den klang als sehr natürlich, nur halt sehr Klassik orientiert. Das ist auch kein Wunder, wenn man sich den Schnitt anschaut. Der French-Cut (auch filed genannt) passt auch besonders gut auf klassikmundstücke oder Mundstücke mit eher kürzerer Bahn. Auf Jazzmundstücke mit langen Bahnen passen die Blätter. Es ist nicht unbedingt das lauteste und durchsetzungsfähige Blatt. Wer das sucht, für den gibt es passendere Reeds. Aber Forestone hat schon angedeutet, dass es diejenigen auch schon etwas in Planung hat.
Markus Zaja, ein guter Freund dieses Blogs, hat nun auch die Forestone-Blätter gestestet und dazu berichte mit schönen Soundfiles verfasst. Forestone Sopran Forestone Tenor
Fazit Bei Forestone handelt es sich definitiv um schöne Blätter. Vielleicht ist die deutlich klassische Richtung nicht jeder Mann Sache, aber viele dürfte es freuen, dass es so etwas endlich gibt. Außerdem darf man nicht vergessen, dass es sich hier noch um eine sehr junge Firma mit einem jungen Produkt handelt. Ich bin gespannt, was man zukünftig noch von Fotestone erwarten darf.
Wen das Thema Kunststoffblätter interessiert, hier geht es zum großen Kunststoffblättertest, indem nun auch Forestone aufgenommen worden ist.
Sehr schade ist es, dass es bisher noch keinen deutschen Laden gibt, der diese Blätter führt. Daher kann ich auch nichts über den Preis sagen. Wahrscheinlich würde der dann, ähnlich wie die anderen Kunststoffblätter bei um die 20 Euro liegen. Allen Interessierten bleibt solange nur, sie direkt über die japanische Homepage zu beziehen.
http://www.forestone-japan.com/
Abschließend möchte mich hier auch noch mal herzlichst bei Forestone für die freundliche Bereitstellung der Testblätter bedanken.