saxophonistische Neuigkeiten von der Musikmesse 2014

Musikmesse 2014 Saxophonistisches (50)Die Musikmesse ist vorbei. Und ich bin darüber sehr froh. Auch wenn es insgesammt wieder ein tolles Erlebnis war, dass viel Spaß gemacht hat, so bin ich doch dieses mal deutlich erleichterter, als es zu Ende war. Nachdem jetzt das Fiepen in meinen Ohren nachgelassen hat, erhohlen sich auch langsam meine Füße von dem konstanten rumgelaufe und gestehe.
Irgendwer in der Messeleitung hatte ja die glorreiche Idee, die Messe eine Stunde früher um 9 beginnen zu lassen und somit länger zu machen. Vielleicht sind es tatsächlich diese 4 Extrastunden gewesen, die ich jetzt mehr spüre als letztes Jahr?

Wer so ein bisschen nachverfolgen möchte, was so alles passiert ist, kann dies in meinem Twitterfeed dazu nachlesen.
https://twitter.com/TobiasHaecker

Das schönste für mich ist wie jedes Jahr, all die alten Freunde und Kollegen wieder zusehen und neue kennen zu lernen, das anstrengendste ist die konsequente Lautstärke. Als ich am Freitag mal die komplette Messe fix abging, hatte ich danach irgendwie den Eindruck, dass die Bläserhalle dieses Jahr tatsächlich die lauteste war.
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Im Geheimlabor von Harry Hartmann

K1024_Prototypes FiberreedIm Zuge unserer kleinen Forestone Europatour haben wir einen Freund und „Konkurrenten“ im Süden Deutschlands besucht. Harry Hartmann von Fiberreed hat uns eingeladen, mal in seiner Werkstatt vorbei zu schauen. Ein paar Tage zuvor hatten gab es eine Rundmail, dass gerade Hanfblätter in der Entwicklung seinen. Tatsächlich hatten wir dann die Chance erste Prototypen anzutesten.

Aber erstmal gab es eine Führung durch die Werkstatt. Die meisten Maschinen sind Spezialanfertigungen und schon spannend, wie die Computergesteuerte CNC-Fräse Blätter Schnitte aus der Datenbank produziert, die zuvor mühevoll eingegeben und eingescannt werden müssen.

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neues von der Musikmesse 2012


So, endlich habe ich Zeit, über das eigentlich wesentliche zu schreiben: dem ganzen neuen Equipment und Entdeckungen von der Messe. Die aktuellen Geschehnisse auf der Messe könnt ihr in meinem Liveticker nachlesen und mein persönliches Resümee hier.
Die Berichte aus den vergangenen Jahre findet ihr dort:
Musikmesse 2011
Musikmesse 2010 

Dieses mal geh ich alphabetisch vor. Die Berichte über Forestone, B.Air und Gottsu verfasse ich jedoch in einem gesonderten Artikel, da ich dort nun reichlich Produktproben zur Hand habe und diese etwas intensiver testen kann. Der Test folgt dann die Tage.

Zu einigen Herstellen wie Borgani, Francois Louis, Aaron Drake, Brancher, Cannonball, P.Mauriat, Buffet, Keilwerth usw. kann ich leider nicht viel schreiben obwohl ich mich dort länger und gerne aufgehalten habe und viel mit denen dort geschnackt habe. Aber bei den Herstellern gab es nicht wirklich etwas neues (bzw. was ich beim letzten mal nicht antesten konnte), über das ich berichten könnte.

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Saxophon News von der Musikmesse 2011

Dear friends, readers and exibithors,
it was a great pleasure to meet you all on this year’s Musikmesse in Frankfurt. I collected plenty of impressions and a lot of your products impressed me a lot. It was also fun to chat with you and I’m sorry that each year there is little time. So I hope that we see again next year in Frankfurt. There is still no english version of saxophonistisches. de (but it will come) but you can get an idea of this article with google translation.

Liebe Freunde, Leser und Aussteller,
die Messe dieses Jahr, hat wieder viel Spaß gemacht und es war schön alte Freunde wieder zu sehen und ein paar neue kennen zu lernen. Schade nur, dass immer so wenig Zeit ist, daher hoffe ich, dass man sich nächstes Jahr in Frankfurt wieder trifft.

Auch dieses Jahr habe ich wieder massig Material von der Messe mitgebracht. Es wird also wieder ein längerer Artikel. Dieses mal war ich sogar einen Tag länger dort und ich hatte dennoch nicht genug Zeit alles was mich interessierte zu begutachten oder das, was ich begutachtete, gründlich unter die Lupe zu nehmen. Dafür gibt es dieses Jahr (zumindest kommt es mir so vor) mehr echte Neuigkeiten als letztes Jahr, (die Wirtschaftskrise scheint vorbei zu sein) weshalb ich mich dieses mal nur über wirklich neues schreibe (bzw. das, was ich letztes Jahr wahrscheinlich übersehen habe).

Wer sich auch für den Stand der Dinge oder die Unterschiede zum letzten Jahr interessiert, sollte also auch in den Messebericht von 2010 rein schauen.
Auch neu ist, dass ich dieses Jahr mal einen Messeliveticker versuchte. Wen also eine kurzweilige Beschreibung meiner Messereise interessiert, sollte auch da mal hineinschauen. Weiterlesen

Musikmesse 2011 Liveticker

So, die Messe ist vorbei und somit auch das Experiment Liveticker. Ob ich das nächste Jahr noch mache, weiß ich nicht, denn ich kam kaum zum schreiben, da es irgendwie immer wichtigeres im realen Leben gab. Dieses extreme Web 2.0, in dem man ja immer mitteilen muß, wenn man einen Kaffee trinkt, ist wohl doch nichts für mich. Und so kam es öfter vor, dass ich „aktuelle Geschehnisse“ erst 5 Stunden später schreiben konnte. Zudem  hat mich auch das iPhone massiv genervt mit der etwas umständlichen Bedienung und der penetranten Rechtschreibkorrektur, die aber wie man sieht, nicht viel bringt bzw. sogar noch Fehler einbaut.

Den ausführlichen Messebericht gibt es hier zu lesen.

Wer jetzt den Liveticker von Anfang lesen will, muß erst mal ganz runter zum Anfang scrollen (wie bei Livetickern üblich), denn hier oben ist das Ende.

 

20:14 Lasse im Bordbistro des ECs bei einer Cola und einer Curry Wurst die letzten beiden Tage Revue passieren. Viel Rumgerenne, viele Bekannte und Freunde wieder gesehen, viel gesehen, zuviel gehört. War schön, aber gut, dass die Musikmesse für mich jetzt zu Ende ist. Jetzt freue ich mich auf Essen und den Besuch bei Markus Zaja, aber das ist eine andere Story, die er hier und hier festgehalten hat.

19:29 der ICE Fußboden ist gemütlich als man denkt. Jetzt erstmal die Einträge nachtragen, zu denen ich während der Messe keine Zeit hatte und die Rechtschreibkorrekturen des ihhPhones korrigieren. Weiterlesen

Neues aus dem Hause Fiberreed

FiberreedsAnmerkung des Autors:
Der Artikel ist nun etwas älter. Inzwischen spiele ich auf allen meinen Instrumenten Forestoneblätter.
Auch hat der Straight Cut inzwischen eine weitere Überarbeitung erhalten.

Wie einige von euch wissen, bin ich ein großer Fan von Kunststoffblättern und meine „weapon of choice“ sind die Carbon Fiberreeds von Harry Hartmann. Da mein kleiner Vorrat durch die Intensivnutzung sich langsam dem Ende neigte, mußte ich neue bestellen.
Außerdem hat Harry auf der letzten Frankfurter Musikmesse seinen neuen revolutionären Blattschnitt, den „straight cut“, vorgestellt. Ich war also eh scharf die neuen Blätter auszutesten. Also bestellte ich eine Ladung für Tenor, Alt, Sopran, Bariton und Klarinette.

Über Kunststoffblätter allgemein und deren Vorzüge, wie Langlebigkeit, Konsistenz usw., möchte ich hier eigentlich nicht noch einmal alles schreiben, da ich das schon in dem großen Kunststoffblättertest getan habe. Das war mein erster Artikel und daher vielleicht noch ein wenig ungeschliffen. Vielleicht sollte ich den mal bei Gelegenheit mal überarbeiten.

Das revolutionäre an dem neuen Schnitt ist, dass er „gerade“ ist. Wie wahrscheinlich bekannt ist, stammen die Holzblätter von Bambusrohren. Daher kommt auch diese Wölbung im Herzen. Doch bei Fiberreed dachte man sich anscheinend: „Braucht man das eigentlich noch bei einem synthetischem Blatt?“, weshalb die neuen Blätter nun flach sind, also keine Wölbung mehr haben.
Der Straight Cut ist inzwischen für alle Blätter zu bekommen.
Diesen Schnitt hat sich Fiberreed übrigens patentieren lassen, also nicht zuhause mal eben nachschnitzen.

Ich hatte nun genug Gelegenheit den neuen Schnitt mit dem alten zu Vergleichen. Besonders habe ich mich auf das Carbon Tenor (M) konzentriert. Hier habe ich 5 Alte gegen 8 Neue getestet um einen möglichst allgemein gültigen Eindruck vom Unterschied zu bekommen. Auch habe ich das Carbon gegen den Natural Classic Schnitt getestet.

Fiberreed Carbon straight cutWie klingt und verhält sich nun der Straight Cut? Ich würde nicht so weit gehen, es eine Revolution zu nennen, aber der Unterschied ist mehr als deutlich. Besonders angenehm finde ich, dass sie viel leichter und angenehmer Ansprechen. Damit ist nicht gemeint, dass sie sich leichter spielen im Sinne von einer halben Stärke schwächer. Nein, sie sprechen einfach müheloser im ganzen Spektrum an. Als ich nach meiner Eingewöhnungszeit wieder die alten Blätter auflegte, fühlten die sich fast so an, als würden sie sich quer stellen. Zudem finde ich auch, dass der gerade Schnitt auch besser klingt. Erstens ist er noch ein kleines bisschen lauter, sonorer, hat mehr Resonanz, ist ein wenig heller. Der alte Schnitt klingt zwar etwas dunkler und weicher, es ist aber nicht so, dass beim neuen Schnitt im unteren Frequenzspektrum etwas weggenommen wurde. Es ist eher so, als würde oben noch etwas draufgesetzt werden, als hätte der Klang einen besonderen „Glanz“.
Obwohl der Schnitt jetzt gerade ist merke ich im Mund eigentlich keinen wirklichen Unterschied auch sonst gibt es keine Ungewohntheiten beim Verhalten des Blattes, außer, dass es sich leichter spielen lässt.

Das Carbon ist nun schon ein recht lautes und „funky“ klingedes Blatt. Ich nenne es deshalb gerne mal „den Tiger unter den Saxophonblättern“. Wem dieses Reed zu „brutal“ klingt der soll ruhig das Natural Classic probieren. Auch dieses hat mich richtig begeistert und auf der Klarinette, Sopran und Alt (klassisch) bin ich dazu gewechselt. Es ist nicht ganz so laut wie das Carbon klingt dafür aber deutlich runder und ausgeglichener. Der Klang ist eher erdig und dunkel, also wie man es von einem Klassikblatt erwartet.

Allgemein finde ich, dass die Angegeben Stärken eher etwas härter ausfallen. M entspricht nach Hersteller angaben 2,5. Persönlich kommen mir die M Blätter eher wie eine 3er statt einer 2,5er Stärke vor. Besonders deutlich habe ich das so bei den Alto Classic Blättern empfunden.
Also wer gerne deutlich eingespielten Holzblättern benutzt, sollte beim Testen der Fiberreeds vielleicht eine halbe Stufe von der sonstigen Stärke abziehen.

Besonders erfreulich ist, dass ich noch einen weiteren Sprung in der Fertigungsqualität bemerken konnte. Damit meine ich, wie gleich die Blätter ausfallen. Die Qualität war schon vorher gut und zwischen den Blättern gab es nur kleine Unterschiede. Dieses Mal konnte ich nur marginale bis fast gar keine Unterschiede zwischen den ganzen Blättern feststellen. Von den 40 Blättern, die bei mir auf dem Schreibtisch lagen, fiel eigentlich nur eines etwas raus. Also so, als würde man zwei orange Ricos aus einer Packung vergleichen. Vielleicht erleichtert der neue Schnitt auch die Produktion. Unter anderem wurden auch die Preise der Fiberreeds etwas gesenkt (etwas eher seltenes heutzutage).

Fiberreeds Tenor sopran alt neuWie schon in meinem ersten allgemeinen Kunststoffblättertest komme ich zum Fazit, dass man diese synthetic Blätter ausprobieren sollte. Mich haben die Fiberreeds vollkommen überzeugt und ich benutze sie jetzt auf jedem meiner Instrumente (naja, bis auf das Klavier).
Ich weise aber nochmal darauf hin, dass man den Kunststoffblättern eine gewisse Eingewöhnungszeit geben muß. Wie bei Holzblättern wird nicht jedem jeder Schnitt passen, weshalb es nicht heißen muß, dass wenn das Synthetikblatt bei einem selber nicht klingt, alle Synthetikblätter schlecht sind, so wie oft schnell verallgemeinert wird.
Im letzten Test meinte ich noch, dass die Kunststoffblätter nicht besser oder schlechter als Holzblätter sind, sondern nur eine Alternative zu diesen. Nach meinem neuen sehr ausgiebigen Test bin ich mir da nicht mehr ganz so sicher und ich bin gespannt, was die Entwicklung in diesem Bereich noch bringt.  Für mich ist der Straight Cut ein Schritt vorwärts aber wie schon in meinem alten Artikel zum Schluß meinte:

Einfach selber testen!

Der große Kunststoffblättertest

Immer wieder höre ich denn die Frage „Taugen denn diese Kunststoffteile überhaupt etwas?“ oder noch besser eine Pauschalausage „Dieses Plaste Zeug ist doch alles Mist“. Da frage ich gerne mal nach, ob der die wirklich schon mal getestet hat, worauf dann meist ein „nein“ oder „mal eine Minute angespielt“ höre.
Meiner Ansicht nach, haben Kunststoffblätter längst die Klangqualität von normalen Holzblättern erreicht. Viele Saxophonisten haben dennoch immer noch Vorbehalte, ohne sie jemals selber getestet zu haben. Ich spiele seit ein paar Jahren aus Überzeugung ausschließlich nur noch Kunststoffblätter und ich finde, dass jeder ernsthafte Saxophonist diese wenigstens ein mal durchprobiert haben sollte.

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Sie sind nicht besser oder ein Allheilmittel, aber eine vernünftige Alternative. Die Vorteile gegenüber Holz sind zahlreich. Um ehrlich zu sein, mein Entschluss nur noch synthetische Blätter spielen, basiert in erste Linie auf den Vorteilen. Ich bin der Meinung, dass das problemlose Handling mein Spiel wirklich konstanter macht und ich deshalb auf die letzten 3% Sound des Blattes verzichten kann. Erst später in einem größerem Blättervergleichstest stellte ich wieder fest, dass sie eigentlich auch klanglich für mich inzwischen am besten funktionieren.
Das wird aber sicherlich nicht bei jedem so sein. Bei vielen funktionieren die Plastereeds wirklich nicht, aber das muß nicht zwangsweise mit dem Material zusammenhängen. Viel wahrscheinlicher ist es, dass es am Blattschnitt liegt. Nicht jeder Blattschnitt bei Holz gefällt jedem Spieler, wie soll das also bei Kinststoff gehen, zumal es da mit den paar Marken eh noch keine wirklich große Auswahl gibt.
Zudem spielen sich die Plastikblätter in der Tat auch ein wenig anders (das heißt nicht schlechter) als normale Holzblätter. Daher sollte man beim ersten Versuchen, diesen mindestens einen ganzen Tag Eingewöhnung einräumen. Gerade das Carbon Fiberreed klingt bei vielen beim ersten mal oft grausam aber auf dem Tenor und Alt sind sie meine Lieblinge.
Auch wird ein Plastikblatt nie so gut klingen, wie das eine Lieblingsholzblatt. Auch das ist eigentlich ganz logisch. Holzblätter haben eine natürliche Varianz (je nach Marke mehr oder weniger), weil das Bambus ein organisch gewachsen Material ist. In einer 10er Packung gibt es vielleicht 2 Gurken, 3 brauchbare, 2 sehr brauchbare, 2 gute und ein exzellentes Blatt. Durch die natürliche Varianz gibt es nicht nur Abweichler nach unten in der Qualität, manchmal hat es gerade weil einzigartig ist, das Blatt Etwas, das es ganz besonderes macht. Wie soll da ein künstliches Blatt, das absolut gleich ist (naja, stimmt so auch noch nicht ganz) da mithalten. Dafür klingt es besser als die restlichen 9 Blätter in der Packung.

Vorteile

Kein Einspielen mehr: Kunststoffblätter gehen sofort los und klingen von der ersten Minute so, wie eine halbe Stunde später. Für jemanden so ungeduldigen, der immer gleich losspielen will, wie mich ideal. Auch ideal für so jemand faulen wie mich, der zu den Proben immer zu spät kommt und sich nicht sorgfältig einspielen will.

Müssen nicht gewässert werden: trocknen also nicht aus. Mit dem ersten Punkt sind sie deshalb ideal für Doppler (also Musiker die mehre Saxophone spielen) auf der Bühne.

Unempfindlich Feuchtigkeit und Temperatur: gerade im Außeneinsatz leiden Holzblätter durch die Umweltbedinungen. Daher sind Synthetics ideal für OpenAir und Marschingbandeinsätze.

Kostengünstiger: Zwar kostet ein Kunststoffblatt 4 bis 7 mal so viel wie ein normales Holzblatt, hält dafür aber je nach Hersteller 20-50mal so lang. Bei Baritonblätter lohnt es sich sogar noch mehr.

Langlebigkeit: Es ist immer ärgerlich, wenn das „gute Blatt“ an das man sich gerade erst gewöhnt hat nach zwei Wochen den Geist aufgibt. Das gute Synthetikblatt hält gerne mal ein halbes Jahr oder noch länger. So muß man sich sein Lieblingsblatt nicht immer nur aufheben, sondern kann es auch benutzen.

Konstanz: Für mich spieltechnisch der größte Vorteil. Da sie immer gleichbleibend sind auch über einen langen Zeitraum, lerne ich mein Blatt viel besser kennen. Ich habe dadurch einen besseren Sound und extremere Sachen (Altissimo, Problemtöne, Splatklänge, Effekte, usw.) funktionieren deutlich sicherer.

Keine Quitscher mehr: Ich habe seit ich die Kunststoffblätter benutze keine Quitscher oder Quäker mehr. Das liegt einfach daran, dass die Blätter alle gut sind und sich immer so verhalten wie sich ein Blatt zu verhalten hat.

Haptik: Ich persönlich und andere empfinden auch das Gefühl der Kunststoffblätter angenehmer als das der rauen Holzteile. Allerdings habe ich auch schon von einem Fall gehört, der von dem Kunststoffzeugs mit Hautreizungen reagierte.

Robuster: Die Blätter sind deutlich härter im nehmen. Wer kennt das nicht, mal kurz angeeckt und das Blatt ist Schrott. Bei Kunststoff ist die Wahrscheinlichkeit, dass es so etwas unbeschadet übersteht deutlich höher. Also auch für Grobmotoriker wie mich bestens geeignet.

Hygiene: Synthtik versifft nicht; da kann nichts in die Fasern eindringen und anfangen zu verschimmeln.

Gleichheit: Wenn man sich ein weiteres Blatt kauft, ist es so, wie das andere. Naja fast, je nach Hersteller gibt es kleine Varianzen, die fallen aber um einiges kleiner aus, als bei Holz. Hier konstatiere ich übrigens eine zunehmende Verbesserung bei den Herstellern.

weniger Zeitaufwendig: Roationssysteme braucht man nicht mehr, man muß nicht nachfeilen und schleifen und auch sonstiger Extraaufwand für die Holzteile fallen weg. Man kann die Blätter auch nachbearbeiten, aber da gehe ich bei den einzelnen Herstellern nochmal genauer darauf ein.

Optik: Also ich finde, dass sie cool aussehen. Ist aber wahrscheinlich Ansichtssache und nicht für jeden ein Kaufgrund.

Sound habe ich jetzt mal ganz bewußt, nicht als Vorteil aufgelistet, da dies auch immer eine Frage des Geschmacks ist. Ich kenne auch Spieler, die sich wegen Klang für eine Synthetikblatt entschieden haben und auch bei mir ist es so, dass ich sie klanglich am besten für mich finde. Wie gesagt, bin ich der Meinung, dass der Klang wie bei Holz sehr schnittabhängig ist. Deshalb ist es schade, dass es bisher nur so wenige Hersteller gibt und somit auch eher wenig Auswahl. Ich werde mich hier kurz nochmal mit den drei großen Kunststoffblattfirmen beschäftigen. Es gibt zwar noch Hahn und Bari, aber von denen ist hierzulande so gut wie nichts bekannt und in den letzten Jahren gab es bei denen auch keine weitere Entwicklung (zumindest ist mir nichts zu Ohren gekommen). Auch die Rico Plastikcovers werde ich hier ignorieren. Erstens sind es keine „echten“ Kunststoffblätter und zweitens haben die mich auch klanglich nicht wirklich überzeugt. Ich bezweifle, dass Holzfasern optimal schwingen können, wenn sie im schwarzem Plastik ertränkt werden.

Legere
Legere entspricht der Idee eines Kunststoffblattes am meisten. Das Prinzip basiert hier darauf, einen Kunststoff zu entwickeln, der genau die gleichen physikalischen Eigenschaften hat, wie das Holzblatt, also die selben Dichten und Schwingungseigenschaften. Sie werden mit einem Laser geschnitten, da gießen nicht möglich ist (so erklären sich auch die ca. 14€).
Besonders bemerkenswert ist hier, dass 30 Tage Umtauschrecht gegen eine andere Stärke. Man kann sich hier also genau die passende Stärke aussuchen die zu einem passt, was sich auch lohnt, da Legere in 1/4 Stärkenunterschiede anbiete. Das Umtauschrecht ist aber auch oft nötig, da sie ungewöhnlich hart ausfallen, man muss min1/2 Stärke vom gewohnten runterrechnen (besser 3/4).
Diese Blätter sind die robustesten und halten ewig (mein erstes 3Jahre funktioniert immer noch). Die Haptik ist etwas ungewohnt, da deren Oberfläche absolut glatt ist, was ich als sehr angenehm empfunden hatte und einige als Lösung zu gewissen “Reizproblemchen”.
Legere deckt die meisten Instrumente ab (ich glaube sogar auch Altklarinette) und für Alt/Tenor gibt es sie auch in der Jazzvarinate StudioCut. Die normalen haben eher einen klassischen und dunkleren Klang, während die Studiocut eher heller, straighter und moderner sind.
Man kann sie eher schwer nachbearbeiten; ist aber möglich; nicht schleifen, sondern Messer senkrecht dran und abziehen (es wird allerdings eher davon abgeraten und wer will das schon bei einem Umtauschrecht?). Man kann eigentlich nur bei Legere sagen, dass ein Blatt genau dem anderen gleicht.
Einige Spieler haben berichtet, dass nach über einer Stunde intensiven Spielens die Blätter leicht abschlaffen und die Intonation nach oben rückt. Hier rate ich einfach dazu, immer ein zweites in der Hosentasche aufzubewahren. Hosentasche deshalb, da die Legeres eine minimale Einspielung wegen der Temperatur brauchen und sich das durch die Hosentasche erübrigt.

Fibracell
Diese Blätter ähneln den Holzblättern am meisten, was Klang, Haptik und auch Aussehen angeht (gerade etwas für diejenigen, denen es peinlich sein könnte, nicht Holz zu spielen (Klassikorchester)).
Hier ist das Prinzip Teflonfasern so anzuordnen wie die Holzfasern der normalen Blätter.
Ihre Langlebigkeit liegt bei intensiver Nutzung bei über einem halben Jahr oder noch länger. Meist löst sich unten dann die Folie ab. Ich habe noch 10 Jahre alte weniger benutzte Klarinettenblätter und die spielen sich immer noch tadellos.
Leider hatten die Blätter früher eine etwas zu große Abweichrate. Die Blätter klangen nicht gleich, es gab Blätter die einfach überwältigend gut klangen und sich von alleine gespielt haben, es gab aber auch Krücken. Bei einem 15€ Blatt sollte das nicht so sein. Aber seid sie die Fibracell Premier rausgebracht haben, hat sich das geändert, und inzwischen sind sie sehr konstant.
Einige finden sie klanglich besser als die alten, andere meinen genau das Gegenteil, ich meine, Klangfarbe ist Geschmackssache. Ich habe gerüchteweise gehört, dass sie damals die Rezeptur und Herstellung verändern mußten, da aufgrund des 11.Septembers eine benötigte Chemikalie in den USA unzulässig wurde und sie deshalb umsteigen mußten.Nachberarbeiten kann man sie auch, erfordert doch viel Erfahrung und experimentieren bei diesen Blättern (vielleicht ein wenig kostspielig).
Klanglich empfinde ich diese Blätter als recht flexibel; von Rock bis Klassik geht alles. Ich meine auch, dass sie den organischsten Sound und zudem so einen gewissen „Buzz“ haben.

Fiberreed
Fiberreeds Tenor sopran alt neuHarry Hartmanns Fiberreeds sind zwar sind sie mit etwas über 20€ die mit die teuersten im Bunde aber wahrscheinlich aber dafür auch sehr interessantest. Zudem ist er ein Deutscher Hersteller. Hier ist das Prinzip, dass Herr Hartmann ein Material mit Hohlfasern benutzt, welche denen im Bambus ähnelt.
Leider habe ich noch nicht alle Blätter durchtesten können, denn er hat  im  Kunststoff bereich das  größte Angebot. Klassik, Jazz und Rock/Funkblätter. Blätter bei denen man die Andruckplatte ändern kann. (Blattschrauben die das ermöglich kosten 50€ und aufwärts).
Aber die lange Liste an prominenten Fans spricht für sich, wie David Liebmann, Archie Shepp, Jan Gabarek und viele mehr.
Ich habe lange das Carbon Fiberreed gespielt. Durch seine spezielle Struktur, erzeugt es mehr Obertöne, somit lauter und heller.
Die Langlebigkeit und Robustheit ist nicht ganz so wie bei den anderen. Bei intensiver Nutzung geht ein Blatt ca. 4 Monate, dann fängt es an etwas abzuschlaffen und weicher zu werden. Dafür ist hier das Nachbearbeiten unkompliziert. Einfach die Spitze etwas abschleifen, und das Blatt geht wieder. Allerdings sollte man aufpassen, wenn man zuviel nachschleift. Die Oberfläche ist mit einer Schutzschicht versiegelt, die verhindern soll, dass die Fasern ausspilttern und in die Lippe bohren. So eine mikroskopische Fasern kann ganz schön weh tun.
Ein ganz besonderer Service von Fiberreed ist, dass man sein Lieblingsholzblatt hinschicken kann, dass dort vermessen wird, und dann daraus ein Fiberreedklon hergestellt wird. Eine ewig haltende Kopie seines besten Blattes.
Die Konstanz hat auch hier früher ein bissle geschwankt, und die Blätter sind etwas unterschiedlich ausgefallen, auf meine Frage hin, bestätigte mir die Herr Hartmann dies und erzählte mir, dass sie deshalb neue Gerätschaften entwickelt haben. Und tatsächlich, die letzten Blätter die ich gekauft habe, hatten so gut wie kaum einen Unterschied.
Zur Musikmesse 2009 hat Harry übrigens einen neue Art Schnitt vorgestellt. Zum Test des „StraightCuts“ geht es hier!

Forestone
Last bot not Least Es eine noch recht junge japanische Firma, daher sind sie hierzulande auch noch nicht so verbreitet. Sie sind ein wenig den Legeres ähnlich, da Forestones auch einem Polymer bestehen, jedoch hat haben die es geschafft, das Blatt im Spritzgußverfahren herzustellen. Das besondere an den Blättern ist, dass das Poymer aus einem großen Teil aus natürlichen Bambusfasern besteht. Also ein natürliches Holzplasikblatt. Das macht sich auch im Klang bemerkbar, ein schöner runder ausgeglichener natürlicher Ton, insgeammt haben sie den klassischsten Klang der Kunststoffblätter. Aber man darf gespannt sein, was da noch so kommt.
Einen ausführlichen Test zu diesen Blättern gibt es hier.
Seit 2012 gibt es auch einen „unfiled“ Cut, der deutlich jazziger ist und mehr Power und Charakter hat.
http://saxophonistisches.de/die-neuen-forestone-unfiled-blatter/

Für mich persönlich ist Forestone mein Favorit, weshalb ich sie auch mit voller Überzeugung endorse.

Noch ein paar allgemeine Tipps
Es ist immer ärgerlich, wenn man sich mit der Blattstärke vertut, vor allem wenn das Blatt über 14 Euro kostet. Meist fallen die Kunststoffblätter etwas härter aus. Das liegt daran, dass die Särke angaben mit neuen Holzblättern verglichen werden. Da die Kunststoffblätter nicht nachgeben, sollte man, wenn man sonst 3er spielt, es eher mit einer 2,5 probieren. Hier eine Vergleichstabelle, die halbwegs stimmt und recht ausführlich ist.
Kunststoff versifft zwar nicht wie Holz, allerdings sollte man seine Blätter doch ab und zu mal reinigen. Warmes Wasser reicht meist schon für eine Säuberung. Wer es noch reiner braucht, kann etwas Zahnpasta benutzen oder den Blättern eine Kukidentkur verpassen. (Obskurerweise sind die Fiberreeds die einzigen Blätter die untergehen).
Ich benutze Übrigens immer zwei gleiche Blätter. Das eine wird ständig gespielt das andere ist Reserve. Blätter gehen immer dann kaputt, wenn man keine Reserve am Mann hat. Außerdem dient das 2. immer ab und zu als Kontrolle. Wenn man nur ein Blatt spielt, merkt man Veränderungen oft nicht, also wenn es weicher wird, abschlafft und seinen Geist aufgibt. Deshalb ab und zu mal vergleichend spielen und kontrollieren.

Fazit
Wie ihr merkt, bin ich begeistert von den Kunststoffblättern, aber ich möchte nochmal betonen, dass Kunststoffblätter nicht besser sind, sondern einfach eine gute Alternative. Die Blätter haben viele Vorteile, aber viele nehmen für den Sound alles in Kauf (eigentlich zurecht) selbst den ständigen Ärger mit Holzblätter. Ich hingegen würde nicht mehr zurück wollen und meine, dass sich das ausprobieren lohnt. Alleine um die ganzen falschen und veralteten Vorurteile abzubauen. Wie gesagt, für einen vernünftigen Eindruck reicht 5min anspielen nicht, da sie doch etwas anders sind. Es gibt eine Auswahl, allerdings ist diese recht überschaubar.

Mein Abschließender Rat:

EINFACH SELBER TESTEN !!!