Kabinett des Grauens

Eigentlich will ich hier ja niemanden vorführen. Jeder fängt mal an und nicht jeder hat Talent. Das soll auch keinen daran hindern, dass er Spaß an seinem Hobby  zu haben. Nicht jeder kann ein kleiner Charlie Parker sein. ABER wenn man wirklich (noch) schlecht ist, muß man dass doch nicht auf Video bannen und dann für die ganze Welt hoch laden. Nun, ein paar dieser Peinlichkeiten habe ich hier gesammelt. Ich wünsche allen viel Spaß, aber seid gewarnt, das ist nur etwas für wirklich Hartgesottene.

Als erstes eine Soundfile zu einer besonders interessanten Version des „türkischen Marsch“ von Mozart

Und hier ein paar Highlights von Youtube:

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Anekdoten, Geschichtchen und sonstige Lebensweisheiten

Nun jeder kennt Geschichten, die anfangen mit „Der Freund meines Freundes ist mal…“ oder „Der Schwippschwager meiner Tante 3. Grades hat mal…“. Und immer sind diese Geschichten sowas von wahr und es wird schnell auf das Grab der eigentlich noch lebenden Mutter geschworen. Was ich allerdings hier gesammelt habe ist wirklich mir passiert und ist so wahrheitsgemäß aufgeschrieben, soweit ich mich daran noch richtig erinnere (Übertreibungen sind allerdings stilistische Mittel des Autors und damit auch legitim). Noch steht hier nicht viel, da ich älteres schon vergessen habe (deshalb habe ich jetzt angefangen das aufzuschreiben), aber es wird stetig mal wieder etwas neues dazukommen.

K1024_IMG_1693Meine Popband hatte einen Gig beim Bremer Sechs-Tage-Rennen (Einem Fahrradrennen mit allerlei Veranstaltungen und Bierständen drumherum). Wir sollten auf der Newcomerstage spielen. Als wir zum Aufbauen kamen, waren wir etwas von den vor der Bühne stehenden Elektrorädern irritiert.
Der Veranstalter hatte die „witzige“ Idee, dass doch das Publikum den Strom für die Bühne durch Strampeln auf den Rädern generieren könnten. Das war natürlich vorher nicht abgesprochen und dementsprechend begeistert waren wir.
Das alles hat dann auch ganz toll funktioniert. Als das Publikum zu wenig trat war plötzlich die gesamte Anlage aus und nur noch Schlagzeug und Sax zu hören und als es zu viel in die Pedale trat brannten plötzlich zwei Boxen durch. Pyrotechnik der etwas anderen Art.
(Bremen, den 10.1.2013)

Ich stehe mit ein paar Musikerkollegen draußen vor der Bar wo wir gerade Pause von einer eigenen Funksession machen. Es kommt eine Frau mittleren alters, kuckt kurz rein und fragt uns dann ob heute live Musik sei (Schlagzeug, Keys, Bass und Saxophone standen gut sichtbar hinterm Schaufenster). Wir bestätigen die Annahme worauf die Frau dann meint „Live Musik kann ich ja nicht haben, nech?!“
Wir lachen alle herzlich, doch das bleibt uns dann schlagartig im Hals stecken, als die Frau dann tatsächlich geht und wir realisieren, dass der Spruch kein Witz war.
(Bremen, den 28.12.2012)

Ab und an spiele ich als Solist auch über Elektrozeugs in Clubs und auf Parties. In Rostock spielte ich dann mit einer DJane aus Ibiza die sehr harten Deep House auflegte. Ist zum drüber spielen nicht unbedingt dankbar, da „Bumpf, Bumpf, Bumpf“ nicht wirklcih viel anbietet. Zudem war das Publikum etwas strange an dem Abend und egal was ich machte, irgendwie kam keine Resonanz aus dem Publikum. Etwas frustrierend, als ich dann mein Set beenden wollte und vom Tresen absteige kommt dann so ein zwei Meter großer breitschultriger Schwarzer auf mich zu, legt seinen Arm über meine Schultern und sagt zu mir „Sag mal, kannst du nicht etwas vernünftiges Spielen, etwas das man auch kennt“
… Oha, wie komme ich da wieder raus. Da lächelte er mich an und sagt „Ach Quatsch, ich find das super, was du machst. Du bist der einzige Grund, warum ich noch hier bin“. Das hat mir in dem Moment echt den Abend gerettet und dann war es doch irgendwie noch ein sehr cooler Gig am Ende.
(Rostock, den 22.12.2012)

Irgendwie habe ich in letzer Zeit, dass Tenor wohl etwas sehr vernachlässigt, denn  irgendwie wollte es nicht klingen, die Tiefen gingen nicht usw. Kurz, ich hatte wenig Lust auf’s Tenor und habe es nur gespielt, wenn es nötig war.
Naja, heute brauchte ich es allerdings wieder für eine Probe. Irgendwann mußte ich mich dann mal nach Noten beugen und was fällt da plötzlich aus dem Trichter? Mein kleiner DeJaques Saxophongurt den ich min. seit einem halben Jahr als verloren geglaubt hatte…
Danach ging alles wieder deutlich besser. Spricht das nun gegen mich, weil ich ein halbes Jahr nicht gemerkt habe, dass ein Gurt in meinem Sax steckt, oder für mich, weil ich trotz dessen mit dem Sax noch spielen konnte?
(Bremen, den 17.7.2012)

Was so alles als Bühne durchgeht. TÜV-geprüft ist das jedenfalls nicht:
(Bremen, den 14.7.2012)

Als ich neulich mal wieder bei McDoof war nach ‚em Saxophon unterrichten fragt mich die Bedienung, was ich da in meinem Koffer hätte.
-Ein Saxophon.
-Cool, spielste mir was vor?
-Willste das wirklich?
-Klar!
-Hmm, nun gut.
Ich packe mein Sax fix aus und zocke Yard Bird Suite an. Es gab spontanen Beifall aus dem ganzen McDoof nur die Gruppe Teenes kuckte sehr verdattert aus der Wäsche. Aber meinen Cheeseburger mußte ich trotzdem bezahlen.
(Bremerhaven, den  6.6.2012)

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Saxophon F.A.Q.

Da sich gewisse Fragen häuften und ich nicht alle immer wieder einzeln beantworten will, dachte ich, es wäre mal an der Zeit für einen saxophonistische FAQ Bereich.

Ich will mit dem Saxophon anfangen, was soll ich kaufen, was soll ich machen?
Als erstes dürfte wohl der Erwerb eines Saxophons ganz sinnvoll sein. Alles, was man als Anfänger dazu wissen muß, steht im ultimativen Saxophonstarter-Guide. Ich persönlich empfehle auch sehr, sich einen guten Lehrer zu suchen (hier warum).
Auch kann es nicht schaden, etwas in den Lektionen zu stöbern.

Ich habe zu viel Geld und will etwas saxophonistisches kaufen, aber was?
Öhm, erst mal schön für dich. Bei den Testberichten findest du genug. Ich werde hier aber keine Meinung zu irgendwas abgeben, was ich selber nicht richtig getestet habe.

Ich will so klingen wie XXX, was muß ich dafür kaufen? Weiterlesen

der Resonanzweihnachtsmann

Saxophonisten sind alle equipmentverrückt, auch zur Weihnachtszeit. Ein besonderes Tuningteil zum Anbauen an das Saxophon habe ich heute auf einer Jazzsession gesehen: den Resonanzweihnachtsmann!

Wie andere Tuningteile ändert er die Masse des Saxophons und somit auch die Eigenresonanz des Instrumentes, was zu massiven Klangveränderungen führen kann.
Der Resonanzweihnachtsmann fügt dem Saxophon ein besonderes adventliches Glitzern und besinnliche Wärme zum Sound, der dadurch perfekt zu amerikanischen Weihnachtsliedern passt.

Der Resonanzweihnachtsmann wurde von einem begnadeten Bartionsaxophonsten entwickelt und in berühmten Worpsweder Kunstwerkschmieden in feinster Handarbeit hergestellt. Ca. 100 Arbeitsstunden und feinste Materialien werden verwendet und jeder Resonanzweihnachtsmann ist ein echtes Unikat. Leider ist er deshalb kein Schnäppchen. Ein Exemplar aus der limitierten Erstauflage kostet 623,99 Euro (zuzüglich Mehrwertsteuer). Aber zu Weihnachten kann man sich ja von seinen liebsten damit beschenken lassen.

Jazzwear

Kleider machen Leute, doch welche Kleider machen einem zum Jazzer?
In vielen Musikrichtungen gibt es gewisse Dresscodes, an denen man jeweilige Musiker und Fans zur Stilrichtung zuordnen kann.
Einen Punker oder HeavyMetaler erkennt man sofot. Auch Klassische Musiker sind mit schwarzem Anzug und weißem Hemd unverkennbar.

Bei Mucken und BigBandkonzerten sieht man die Jazzmusiker sehr oft in nur Schwarz rumlaufen, als wären sie in Trauer. Aber wie sieht ein Jazzer aus, wenn er auf die Session geht oder ein echtes Konzert mit seiner Combo hat? Weiterlesen

Die harte Schule des alten Ostblocks! SZAXOFONISKOLA

Straßenmusik! oft nur ein lärmender Graus. Da werden Trommeln, Gitarren und Akkordeons (oder heißt es Akkordeonne) geradezu vergewaltigt. Ab und zu gibt es doch Menschen, die wirklich talentiert sind aber irgendwie durch die Maschen gefallen zu sein scheinen und höchst wahrscheinlich irgendwann beim Supertalent auftauchen. Und dann gibt es da noch die Profis, die irgendwie aus Rußland, Rumänien, Ungarn oder zumindest irgend so ein Land des ehemaligen Ostblocks kommen.

Oft wundert man sich, warum so gute Bands und Musiker auf der Straße spielen. Aber mal ehrlich, wer würde sich eine Karte für ein Konzert einer Weissrussischen Dixielandband kaufen? Und hier verdienen sie auf der Straße meist mehr, als Zuhause. Denn im ehemaligen Ostblock scheint es keinen Mangel an guten Musikern zu geben.

Schaut man an die Hochschulen, laufen da immer mal in der Jazzabteilung ein 18 Jähriger Russe am Sax rum,  alle anderen an die Wand spiel. Oder in den Klassikabteilungen; 80% Asiaten und alle technisch perfekt!
Sind die talentierter? Wohl eher nicht, aber dort herrscht eine ganz andere Disziplin und Druck beim Musikunterricht als bei unserem Wohlfühl/Hobby/aus-Spaß-an-der-Freunde/kindergerechter/ Musikschulunterricht.
Wenn der Rohrstock bei fehlerhaften Etüde droht, übt man natürlich fleißger zu Hause.
(Das ist jetzt nicht ausgedacht, sondern das wurde mir so aus erster Hand erzählt). Oft ist ein weiterer Grund, dass für viele Kinder bzw. deren ganze Familie,  die musikalische Karriere der einzige Ausweg aus der Armut ist. So stammt der jetzt weltberühmte LangLang aus sehr armen Verhältnissen und sein Vater hat sein letztes Hemd dafür hergegeben, dass der Sohnemann ans Musikkonservatorium durfte. Die Zeiten dürften wohl vorbei sein.

Da bekommt man das Gefühl, dass deutsche Musiker kaum eine Chance haben. So ist aber nicht. So Einwanderungsfreundlich ist Deutschland ja nicht, dass man einfach bleiben könnte wenn man fertig studiert hat.

Naja, und ein guter Musiker zu sein, reicht nicht immer. Eine amüsante Anekdote (ist beglaubigt, aber Quelle wird geschützt) ist, dass ein russischer über Saxophonist (Student an einer renommierten Hochschule) bei einer gut bezahlten Edelmucke doch die Frau des Gastgebers massiv angegraben hat. So schnell wird der nicht wieder angerufen.

Des weiteren merkt man eine Sache immer wieder, technisch perfekt, aber musikalisch langweilig. Ich will jetzt nicht darüber rumphilosophieren, ob sich das zwangsweise ausschließt oder was man unter Musikalität zu verstehen hat. Dennoch ist dies nicht nur ein Vorurteil sondern ist an den Hochschulen ein weit verbreitetes Problem.

Wie dem auch sei, die Musiker aus dem Osten sind fit. Als Beispiel für deren harte Ausbildung habe ich neulich in einem Notenantiquariat  eine ungarische Saxophonschule aus dem Jahre 1963 gekauft: „SZAXOFONISKOLA“.
Ganz harter Tobak. Auf der 5. Notenseite müssen schon 16tel Staccato gespielt werden. Ein deutscher Schüler bräuchte mindestens ein Jahr um so weit zu kommen und dann hätte er wahrscheinlich keine Lust dazu und legt lieber das Playalong zu „My favorite Popballaden 17“ ein.
Doch für die paar Verbissenen sind in dieser „Anfängerschule“ ein paar sehr schöne und fordernde Etüden dabei.
Tatsächlich wird darin auch Jazz behandelt. Und zwar auf den letzten sechs Seiten. Hier möchte zum Abschluß den Abschnitt über Improvisation zitieren:
„Eine der wichtigsten Eigentümlichkeiten des modernen Jazz ist die Variation oder Improvisation (=Stegreifspielen). Während im ersten Falle nur der Rhythmus der Melodie sich ändert, bleibt bei der Improvisation nur der harmonische  Aufbau der Melodie  – evtl. mit verwandten Akkorden – bestehen und die Töne der ursprünglichen Melodie „verbergen sich“ gleichsam hinter den erwklingenden Tönen.“

Warum Kenny G der beste Saxophonist ist!

Ich nehme an, dass 90% meiner Leser erst mal den Kopf schütteln werden. Vergessen wir also kurz die etwas provozierende Überschrift und fangen von Vorne an. Auf die Idee zu diesem Artikel bin ich wegen eines nicht sehr netten Kommentares von Pat Metheny über Kenny G gekommen. Es warf bei mir die Frage auf, wer denn nun der beste Saxophonist ist, wenn doch Kenny G angeblich der schlechteste sei.

Zunächst müßte man klären, woran man denn nun aus macht, wer den der beste bzw. schlechteste Saxophonist ist. Man braucht etwas absolutes etwas meßbares. Das Problem an Musik ist, dass es Kunst ist (zumindest meistens). Jeder hat da andere Vorlieben, der eine steht auf BeBop, ein anderer auf Klassik und einige sogar auf Volksmusik. Also geschmacklich unausstreitbar.

Absolut meßbar wäre vielleicht wer am höchsten, lautesten und schnellsten spielen kann. Wenn es danach ginge müßte ich mit unter den besten sein, aber da ich das bekanntlich (noch) nicht bin, ist das wohl kein Kriterium. Und will man wirklich, dass es in der Musik zugeht wie im Sport?
Kann man sich auf die Kritiker und JazzPolizei verlassen? Nun erstens sind das auch nur Menschen und zweitens betrachten die immer nur ihr Fachgebiet. Also auch nicht allgemeingültig.
Nur weil ein paar Freaks Bebop als die tollste Musik aller Zeiten halten, ist sie das noch lange nicht.

Leider scheint es nur ein allgemein gültiges Kriterium zu geben: die Plattenverkäufe! Nur die geben einen ehrlichen Querschnitt aller Musikgeschmäcker. Also musikalische Demokratie. Dagegen zu meinen, man hätte einen besseren Musikgeschmack als andere ist doch eher anmaßend. Und das dann anderen so drauf zu drücken ist dann vielleicht schon musikalische Diktatur.

Also geht es wieder ums Geld, wer also am meisten Platten verkauft und somit am meisten Kohle macht, ist der erfolgreichste und somit der Beste. Bei den Saxophonisten ist das dann wohl Kenny G, aber warum wird er dann so geschmäht?
Neid! Es gibt zig Easylistening Saxophonisten die leicht metrosexuel aussehen und Tonnen Schmalz im Ton haben, aber Kenny G ist wahrscheinlich der erfolgreichste, berühmteste und reichste Saxophonist. Er hat  ein eigenes Flugzeug (Ok, zwar nur eine DHC-2 Beaver, aber immerhin), hatte Gastauftritte in Southpark, Family Guy und Celebritiy DeathMatch, hat seine eigene Saxophonlinie, ist Grammy Gewinner und zudem spielt er Golf mit Tiger Woods (hat ein Handicap von +0,6). Grund genug für viele Kollegen, die in verranzten (also „authentischen“) Jazzschuppen spielen müssen, die Nase zu rümpfen.

Er ist an sich kein schlechter Saxophonist und seine Musik bzw. Easy Listening/ Smooth Jazz allgemein als Mist abzustempeln ist auch nicht gerechtfertig. Er war damals einer der ersten, die diesen Trend mitentwickelten.
OK, das überspielen von Louis Armstrongs What a Wonderful World war schon daneben, aber man hat sich doch nur darüber so aufgeregt, weil es so oft verkauft worden ist. Wahrscheinlich hat das mehr Leuten gefallen als es Leute gibt, die mit dem Namen Ornette Coleman etwas anfangen können. Es gibt auch immer genug andere Projekte „echter Jazzer“ die man durchaus kritisch betrachten kann. Z.B. finde ich es eklig, dass Pat Methiny für sein Projekt „Orchestrion“ seine Band beurlaubt hat, damit er selber alleine alle Instrumente mechanisch steuern kann. So klingt es dann auch für mich, noch lebloser als Aebersold.

Generell verstehe ich die Schmähung einiger Jazzer von EasyListening/Smooth Jazz eh nicht. Es heißt schon EasyListening, da kann man doch keine Ansprüche an hohe Kunst stellen. Es geht doch gerade drum, dass sie angenehm leicht und verständlich für alle und nicht so ultraverkopft wie Bebop oder FreeJazz ist, mit denen nur ein paar Jazzfreaks etwas anfangen können.
Was soll denn sonst in Softpornos, Fahrstühlen und Szenerestaurants laufen? Wäre Deathmetall oder Bayrische Volksmusik besser? Easy Listening ist auch immer noch Jazz und kann auch gut sein und ideale Musik zum chillen. Zudem führt es viele erst an „echten Jazz“ heran. Um zu sagen, dass dies keine Musik sei, muß man schon ein ziemlicher Jazznazi sein.

Ich will jetzt nicht ernsthaft behaupten, dass Kenny G der beste Saxophonist der Welt ist. Er gehört auch nicht unbedingt zu meinen Lieblingssaxophonisten. Aber mir geht dieses dumme rumgesülze vieler MöchtegernJazzAvargandisten ziemlich auf den Keks und die meisten „anspruchsvollen“ Jazzer spielen so gut wie alles für Geld. Außerdem es geht immer noch schlimmer, z.B. Captain Cook.

Stories von einer US-Tournee

Nun, ich hatte ja versprochen, dass ich von der US-Tournee erzählen werde. Dies soll jetzt kein chronologisch vollständiger Bericht werden, sondern eher eine wahllos zusammen gewürfelte Sammlung von Anekdoten, Erfahrungen und interessanter Ereignisse, an die mich jetzt noch erinnern kann.

Unser Hauptengagement hatten wir in Fort Wayne zum Germanfest. Eine Art Oktoberfest für Amis. Und aus irgendeinem Grund wollten sie dieses Jahr eine deutsche Jazzband. Neben uns waren in LineUp auch so Größen wie die Spitzbuam und die Randfichten. Natürlich mußten wir nicht im großem Bierzelt spielen sondern eher die exklusiveren Randevents in den Clubs. Dennoch führte unsere Anwesenheit dort zu einigen kulturellen Mißverständnissen und sonderbaren Begebenheiten; und damit meine ich nicht das Ferkelwurststopfen, welches wir glorreich für Deutschland gewonnen haben.
Vielmehr ergründeten wir die deutschen Wurzeln und den Stellenwert des Jazzes in dessen Geburtsland.

Naja, zunächst einmal war ich sehr happy, dass ich mein Tenor mit ins Handgepäck nehmen konnte. Es ist doch erstaunlich, was so alles oben in die Gepäckablagen passt. Ob das so bei Ryan-Air funktioniert hätte, bleibt zweifelhaft. Ich wollte auch unbedingt ein Bild von dem durchleutetem Saxophon, der Sicherheitsbeamte schaute etwas verdutzt, als ich das  photographieren wollte. Das habe ich wohlweislich in München gemacht. Bei einem amerikanischem Sicherheitsbeamten, hätte ich mich das nicht getraut.

Ihr glaubt gar nicht, wo man uns spielen lassen wollte im ersten Club unserer Tour. Man dachte, dass es eine gute Idee wäre, uns quasi im Hinterraum (bei den Bierbraufässern) spielen zu lassen und uns dann über die Hausanlage laufen zu lassen. Wie konnten sie dann doch überzeugen, dass es aus akustischen Gründen („Joah, aber das würde hier halt doch sehr hallig klingen“), doch mehr Sinn machen würde im Gästeraum zu spielen. Würde ja auch gut aussehen. Sie waren zwar etwas mißmutig ein paar Tische für eine behelfsmäßige Bühne zu opfern.
Aber an sich, war das bezeichnend. Wir mußten dann doch öfters realisieren, dass Jazz in seinem eigenem Land nichts zählt (so in etwa wie dieser Prophet). In Europa ist Jazz eine überall akzeptiere Kunstform. In den USA ist Jazz eine akzeptierte Form der musikalischen Untermalung beim Essen.
Und tatsächlich in DEM Jazzclub von FortWayne kam dann ein Kellner zu uns, während wir spielten, und sagte uns, wir sollen leiser spielen, damit wir die Gäste nicht stören. Wir straften ihn dann mit einem „Du-wagst-es-uns-bei-unserer-Kunst-zu-stören“-Blick ab und spielten dann noch etwas lauter. (Nicht viel, gerade so, dass wir es mitbekommen haben, aber der Manager des Restaurants nicht).
Dennoch war die Resonanz nach unseren Auftritten immer überschwänglich. Die Leute kamen dann auf uns zu und lobten uns zum Himmel mit „Hey, Guys, you are great!“, „I loved your show, bro!“ usw. und kauften unsere CDs. Am ersten Abend fühlten wir uns noch ganz toll, merkten dann aber doch schnell, dass es sich hier nur um typisches amerkianisches Overstatement handelte und es eher unserem deutschem nüchternem „nicht schlecht“ entsprach.

Interessant war auch die Konfrontation mit den deutschen Wurzeln der Amerikaner. Einer derjenigen, die uns ansprachen, weil wir Deutsch sprachen, erzählte uns, dass 52% aller Amerikaner irgendwie deutsche Vorfahren hätten. Das konnten wir zwar gar nicht so recht glauben, aber es überraschte uns doch, wie viele irgend welche deutschen Urgroßeltern hatten und auch interessant war, was für deutsche Wortfetzen noch einige drauf hatte.

Wir hatten dann auch einen Gig in einer FußBallsportsbar. An dieser WM hatten die Amis besonders Interesse an Fußball bekommen, da sie sich ja verhältnismäßig gut geschlagen hatten. Aber so ganz scheinen sie das Spiel wohl nicht begriffen zu haben. Der Tischkicker, den wir dort entdeckten hatte aus irgendwelchen Gründen 26 Spieler. Aber was soll man von jemand erwarten, die Jubeln, wenn der Ball ins Torwartaus geschlagen wird, weil sie denken, dass gerade ein Touchdown erzielt worden ist.
Diese Fußballsportsbar war wohl auch der deutsche Treffpunkt in FortWayne, denn als wir diese betraten, erblicken wir an den holzgetäfelten Wänden Hirschgeweihe und deutsche Wappen. Und überall standen an den Wänden in pseudoaltdeutscher Schrift  auf Deutsch alte Lebensweisheiten wie „Ein treuer Hund, ein gutes Pferd, sind mehr als tausend Weiber wert“.
An dem Abend gab es eine recht hohe Lederhosenquote. Obwohl wir an diesem Abend, wie üblich wieder über den hohen Klee gelobt worden sind (siehe oben), waren doch wohl nicht alle ganz glücklich mit unserem Repertoir. Man kam auf uns zu und man fragte uns in sehr gutem Deutsch, ob wir nicht auch mal eine Polka spiele könnten. Eine Dame erzählte uns sogar, dass sich ihr Mann nie mit „dieser Hottentottenmusik“  (O-Ton!) anfreunden konnte.

Verblüffend ist auch, was so als Deutsches Kulturgut über den Teich kommt. Wir wurden mehrfach gefragt, ob wir nicht auch etwas von Rammstein spielen könnten. Wir waren dann meist froh, dass sie nichts von Tokio Hotel hören wollten, die sich dort ja auch zur Zeit großer Beliebtheit erfreuen.
Als deutsche Volkslieder gelten dort übrigens schon Helge Schneiders „FitzeFitzeFaze“ und „Katzenklo“ welches unsere Gastmutter textsicher vorsingen konnte.

Für weitere deutsche musikalische Inspiration und natürlich um etwas Bier, Sauerkraut, Würstle und Bretzel (oder zumindest was die Amis dafür halten) zu gönnen. Wir waren etwas erstaunt über die Qualität der musikalischen Darbietungen. (Wie schnell doch ein Soundcheck gehen kann, wenn man nur überprüft, ob alle Mikros an sind). Es war streckenweise ganz lustig, deutschtümliche Gassenhauer von Amerikanern in Lederhosen zu hören. Und tatsächlich gab es auch große Unterschiede in der Qualität.
Wir haben sogar einen Soundcheck einer Band mitbekommen, der ungefähr so ablief: „-Ist das Mikrophon an? -Ja, das ist an! -Ist dieses Mirkophon an? Ja, das ist auch an? Und ist das Mikrophon an? …“
Jedoch einen Bass habe ich auf der Bühne nie gesehen, aber gehört (wo der wohl herkam).
Dafür waren einige kuriose Saxophonspieler dabei. Saxophon und Polka sind also doch vereinbar, zumindest irgendwie. Von einem habe ich sogar ein hübsches Video. Die Stimmung der Amis war fröhlich und feucht. Teutonische Musik scheint wohl allgemein für mehr Stimmung zu sorgen als unser Jazz und Funk. Vielleicht lag es aber auch am deutschem Bier und daran, dass wir uns im Herzen des Amerikansichen Biblebelt (Indiana) befanden.

Interessant war auch unser Besuch bei „Sweetwater“, dem amerikanischem Thomann Gegenstück. Nachdem wir in den eher zu Prestigegründen existierenden Verkäufsräumen ordentlich Krach auf den neusten Spielereien gemacht hatten, wagten wir noch ein paar Blicke im Rest des Unternehmens. Anscheinend läuft SweetWater ganz gut, denn neben eigenem Aufnahmestudio und Konzertsaal, gab es für die Mitarbeiter allerlei Annehmlichkeiten wie Fitnessstudio, Friseur, Indoorgolf , Spielehalle und Bistro. Ob das bei Thomann ähnlich aussieht? Die Lager und Verpackungshalle war in ihren Ausmaßen mehr als beeindruckend (siehe Photo).

Aber es gab auch ein Paar Lichtblicke. In Chicago war der Vibe doch anders. Das merkte man schon an dem ersten Saxophon spielenden Straßenmusiker, der uns über den Weg lief und irgendwie verdammt authentisch spielte.
Dort hatten wir einen Gig in einem UndergroundClub der in der Szene landesweit bekannt ist. Dort hatten wir auch eine ganz andere Resonanz. Deshalb sind wir am nächsten Abend nochmal hin für die Pro Session um ein wenig von der echten Jazzszene mitzubekommen.
Ich habe noch nie Musiker live so grooven gehört. Wie von einer anderen Welt. Ich weiß nicht, ob ich erwähnen muß, dass fast alle Musiker schwarz waren. Es gab auch eine Saxophonistin die einen gewaltigen Druck drauf hatte und wahrscheinlich die weibliche indianische Variante eines Maceo Parkers ist. Ihr indianischer Name war übersetzt „Crazy Fox“ was sich als sehr passend (nicht nur wegen der Fuchsschwänze, die hinten baumeln hat) rausstellte. Auch der Rest war gigantisch. Ein älter Pianist (natürlich auch schwarz) dem man das Gefühl hatte die Lebenserfahrungen zu hören. Ein Percussionist mit sehr starken Afrikanischen Wurzeln der gelegentlich auch ein sozialkritische Poetry improvisierte. Schwarze Schwestern die fantastisch Jazz, Soul und Funk Standarts intonierten und feurige Scatsoli ablieferten. Ein junger Posaunist in Anzug, der Mister Cool persönlich hätte sein können. Eine RaggaeDrummer der so herrlich laidback und groovend spielen könnte, und natürlich ein etwas beleibter Bassist der sich am Soul großgessen hat. Aber es war nicht alle so dunkel pigmentiert. Ein weißer hammer Sänger, ein Harpspieler mit amtlichen Harphalfter und ein Bluesgitarrist (geschmacklose Hawaiihemden scheinen wohl immer noch ein Musthave zu sein). Kurz alles ultra authentisch. Es wurden alle Klischees erfüllt, aber nur im positiven Sinne.
Wir haben uns dann auch ein wenig mit ihnen unterhalten um zu erfahren, wie es so den amerikanischen Jazzern ergeht. Obwohl wir es mit Leuten zu tun hatten, die schon auf Welttourneen unterwegs waren verdienen die in Chicago je nach Monat um die 2100 bis nur 500Dollar was in so einer Stadt so gut wie nichts ist.
Auch sehr interessant fand ich, dass keiner von denen von Berklee oder Konsorten stammen. Sozusagen alles auf den Straßen von Chicago oder NewYork aufgesogen. Das erklärt auch diesen Groove, denn diese Leuten spielten mit so viel „Heart and Soul“ so wie wir es mit unser preußischen Marsch-, bayrischen Volksmusiktradition wahrscheinlich nie so nachmachen können. Irgendwie eine bittere Erkenntnis, aber anderseits haben wir dafür Bach und Co., aber das kann man sich nur schwer auf der Straße aneignen.

sinnlose und bekloppte Forendiskussionen

Es ist kein Geheimnis, dass ich bei den Betreibern der verschiedenen Saxophonforen nicht sonderlich beliebt bin. Auch werden Verlinkungen zu diesem Blog dort auch nicht gerne gesehen. Bei verschiedenen Boards im Netz wurden sogar die Threads, die auf meinen Blog verwiesen aus eher fadenscheinigen Gründen gelöscht und in gewissen Welten wird sogar vorsorglich jeder Link zu mir gelöscht.

Deshalb drehe ich den Spieß mal um und verlinke direkt zu „Highlights“ der Forenwelten. Die Links wurden eher mal nebenbei gesammelt, weshalb es garantiert noch mehr und „besseres“ gibt. Falls ihr noch andere Diskussionsrunden dieser Art kennt, setzt einfach einen Link als Kommentar.
Aber seid gewarnt, diese Links sind eher für die Leser geeignet, die sehr viel Zeit haben oder subkulturelles Verhalten in virtuellen Ballungsräumen studieren wollen.
Dennoch, ich wünsche viel Spaß beim lesen.

mäntelchen für das saxophon

Saxophonersatz zum Üben

Do you guys put stickers on your saxophone?

Wann beginnt ein Sax zu stinken?

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Wodurch lasst ihr euch vom Saxen abhalten

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