Zoom H1 – Recording für die Westentasche

Die Zoom-Geräte sind ja schon länger kein Geheimtipp mehr. Viele schwärmen von einer hervorragenden Klangqualität für ein mobiles Aufnahmegerät zu verhältnismäßig kleinen Preis. Ich habe etwas überlegt, ob sich ein Test darüber lohnt, da es schon genug davon in Audiodten-Blogs und Foren gibt. Zudem bin ich als Saxophonist Analogiker und mir ist alles Musikequipment mit Strom suspekt.
Aber ich musste hier mal wieder etwas schreiben und vielleicht gibt es unter meinen Lesern genug andere, die die Technikszene ebenfalls nicht so verstehen. Daher ist dieser Test eher ein alltägliches „hands on“ als ein eine technische Prüfung.

Das Zoom H1 ein ist der relativ neue kleine Bruder vom Zoom H2 und Zoom H4, die sich ja schon großer Beliebtheit erfreuen. Bevor ich mir das H1 besorgte, hatte ich ein H4, weshalb ich die beiden etwas vergleichen kann. Weiterlesen

iJazz – Apps für Musik

-Woher weiß man, ob jemand ein iPhone hat?
-Er sagt es dir!

Zur Zeit mein Lieblingswitz. Aber ist es nicht merkwürdig, dass iPhone-Besitzer immer nur von ihrem „iPhone“ reden und nicht mehr von ihrem „Handy“?
Naja, es ist schon ein schickes Teil und durch die zahlreichen Apps kann man damit auch viel machen (sogar telefonieren). Angeblich gibt es ja auch Android-Handys die so Zeugs auch können.
Tatsächlich war eine bestimmte App für mich sogar Kaufgrund für das Teil.  Viel gibt es kostenlos, aber meist sind diese Apps eher billiger Mist. Aber auch bei den Apps für 0,79 oder 2,39 weiß man nie ob sich der Kauf wirklich lohnt. Und gerade wegen dieser überschaubaren Masse, dachte ich, dass sich ein Artikel dazu lohnen könnte.
Was man z.B. alles damit machen könnte, kann man hier oder hier sehen. Weiterlesen

Francois Louis Spectruoso Mundstücke und Pure Brass Ligature

Der Name „Francois Louis“ ist wohl in der Saxophonistenszene einer der schillerndsten. Sehr häufig wird er verknüpft mit dem Attribut „genialer Tüftler“.  Und da ist auch was dran. So hat er z.B. das Aulochrom (das erste Saxophon, dass schon alleine mit sich selber nicht intonieren kann) und die Francois Louis Ultimate Ligature, die zum echten Renner wurde. So habe ich schon mehrere ProfiBigBands gesehen, bei der 4 von 5 Saxophonisten min. 2 ihrer Instrumente damit bestückt hatten. Aber auch irgendwie zu Recht, denn die FL UL hat eine wunderbare Ansprache und einen hochwertigen Klang. Nur ist sie manchmal etwas frimelig und die Optik ist etwas rustikal; als würde sie in einer Garage zusammen geschustert worden sein.
Das ist vielleicht gar nicht so abwegig, denn der Belgier Louis ist passionierter Motorradler und hat als Mechaniker gearbeitet, bevor er sich dem Entwickeln von Saxophonequipment widmete.
So entstanden neben den Blattschrauben und dem Aulochrom noch die Smart Cap, eine eigene Blattlinie und er hat wohl auch Borgani bei deren Saxophonen beraten. Weiterlesen

rückblickende Vorschau

Liebe Leser,

das eine Jahr ist rum und schon ist das nächste da. Zeit für einen kleine Rückschau und ein Blick in die Zukunft. (Alternativ hätte die Überschrift auch vorschauender Rückblick lauten können).

Letztes Jahr fand so einiges saxophonistisches statt: die US-Tournee, die Musikmesse, der Werksbesuch in Italien, viele interessante Auftritte, Begegnungen mit Klaus Doldinger und Jerry Bergonzi und zahlreiche Artikel. Weiterlesen

Expression Mundstücke – Oldschool für Newbies

Ich habe unter meinen Schülern auch einige sehr frische Anfänger und da kommt zwangsweise die Frage, was man denn kaufen sollte. Gerade bei der Mundstückfrage muß ich mich immer etwas winden, denn ich mag nicht wirklich ein Mundstück empfehlen.

Die üblichen Kandidaten wie Meyer, Otto Link und Selmer scheiden für mich aus zwei Gründen aus. Erstens, sind sind nicht billig, eigentlich sogar zu teuer, denn zweitens ist die Qualität nicht stabil. Gerade bei diesen Mundstückherstellern gibt es immer wieder hohe Fertigungsschwankungen.  Ein „Frischling“ kann schlecht in den Laden gehen und 25 Mundstücke durchtesten und ca. 150 Euro sind definitiv zu viel für ein Mundstück, dass wegen ggf. unsauberer Arbeiten suboptimal ist.
(Nicht falsch verstehen, Selmer, Meyer und Link machen immer noch sehr gute Mundstücke, man muß sie nur rausfischen können). Weiterlesen

mein neues Borgani

Ich bin frisch verliebt in mein Weihnachtsgeschenk. Nun gut, es kam schon vor 10 Tagen und ich habe es mir selbst gemacht, aber das Teil zählt für mindestens zwei Geburtstage und einmal Weihnachten.

Mein neues Borgani Altosaxophon!

In meinem Bericht von den Borgani-Werkstätten in Macerata (Italien) hatte ich ja bereits erwähnt, dass ich mich dort in eines verkuckt hatte. Nach ein paar Mucken und den verkauf meines Ravens konnte ich es mir nun endlich leisten und kam nun ENDLICH bei mir an.

Im Prinzip ist es das gleiche Model das ich schon vorher getestet habe, daher verweise ich für das Grundlegende auf den alten Testartikel zum Borgani-Saxophon. Weiterlesen

der Resonanzweihnachtsmann

Saxophonisten sind alle equipmentverrückt, auch zur Weihnachtszeit. Ein besonderes Tuningteil zum Anbauen an das Saxophon habe ich heute auf einer Jazzsession gesehen: den Resonanzweihnachtsmann!

Wie andere Tuningteile ändert er die Masse des Saxophons und somit auch die Eigenresonanz des Instrumentes, was zu massiven Klangveränderungen führen kann.
Der Resonanzweihnachtsmann fügt dem Saxophon ein besonderes adventliches Glitzern und besinnliche Wärme zum Sound, der dadurch perfekt zu amerikanischen Weihnachtsliedern passt.

Der Resonanzweihnachtsmann wurde von einem begnadeten Bartionsaxophonsten entwickelt und in berühmten Worpsweder Kunstwerkschmieden in feinster Handarbeit hergestellt. Ca. 100 Arbeitsstunden und feinste Materialien werden verwendet und jeder Resonanzweihnachtsmann ist ein echtes Unikat. Leider ist er deshalb kein Schnäppchen. Ein Exemplar aus der limitierten Erstauflage kostet 623,99 Euro (zuzüglich Mehrwertsteuer). Aber zu Weihnachten kann man sich ja von seinen liebsten damit beschenken lassen.

Jazzwear

Kleider machen Leute, doch welche Kleider machen einem zum Jazzer?
In vielen Musikrichtungen gibt es gewisse Dresscodes, an denen man jeweilige Musiker und Fans zur Stilrichtung zuordnen kann.
Einen Punker oder HeavyMetaler erkennt man sofot. Auch Klassische Musiker sind mit schwarzem Anzug und weißem Hemd unverkennbar.

Bei Mucken und BigBandkonzerten sieht man die Jazzmusiker sehr oft in nur Schwarz rumlaufen, als wären sie in Trauer. Aber wie sieht ein Jazzer aus, wenn er auf die Session geht oder ein echtes Konzert mit seiner Combo hat? Weiterlesen

saxophonistische Adventszeit 2010

Advent, Advent ein Saxophon brennt.
Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier,
dann kommt die Erkenntnis,
dass das Saxophonquartett mal lieber nicht mit Pyrotechnik rumgespielt hätte.

Naja, zumindest wäre es mal eine Abwechslung auf dem Weihnachtsmakt.

Adventszeit heißt das wieder Aufkommen von gepanschtem Glühwein, dickmachendem Gebäck, fetten alten Männern in roten Mänteln und von Überall wird man beschallt mit schrecklich intonierenden (Kinderflötenensembels) oder überverkitschten und überspielten (Last Christmas) Weihnachtslieder. Aber es gibt schönes. Und zwar viele Adventsaktionen von verschiedenen Firmen und Menschen für Saxophonisten. Einige davon habe ich hier gelistet: Weiterlesen

saxophonistisches Weihnachtsprojekt von Lukas Hensel

Liebe Leser,
mich hat jetzt vor kurzem ein junger Saxophonist und Komponist angeschrieben mit einer Projektidee, die ich so toll fand, dass ich es hier weiter leiten möchte.
Lukas Hensel ist gerade mal 16 Jahre alt, komponiert aber schon seit einem Jahr. Er spielt Klarinette, Klavier und hat vor 3 Jahren Saxophon angefangen. Sein Saxophonlehrer ist der hier gut bekannte Markus Zaja, der ihn kräftig fördert. Sein Kompositionsprojekt soll in einem öffentlichen saxophonistischen Adventskalender münden, den er seiner Familie widmet. Aber um das zu realieren braucht er eure Hilfe, aber am besten lest ihr selber: Weiterlesen

iClarinet – die clarinéo von Nuvo

Ja das Ding ist weiß, wie ein iPod, aber nicht von Apple. Sondern sie ist von Nuvo, heißt Clarinéo, ist von Graham Lyons entwickelt und stammt aus England.
Ich muß zugeben, ich habe mir das Ding hauptsächlich bestellt, weil es so cool aussieht, aber das ist eigentlich nicht das besondere dieser Klarinette. Es handelt sich hier um eine Plastiklarinette die speziell für Kinder entwickelt worden ist und extrem günstig.
Die Clarinéo ist leichter und kürzer, hat eine reduzierte Mechanik und ist in C gestimmt. Das macht vieles einfacher für die jungen Klarinettenanfänger. Ob es sich nun um ein schick aussehendes Spielzeug oder ernstzunehmendes Instrument handelt, werde ich nun untersuchen.

Schon auf den ersten Blick merkt man, das hier vieles anders ist als bei einer normalen Klarinette. Das Ding ist so optimiert alles einfacher zu machen, dass man fast meinen könnte, dass es sich um eine komplette Neuentwicklung handelt.
Gestimmt ist es in C. Das lästige transponieren fällt weg, Kinder können mit Blockflöten, Glockenspielen, billigen Keyboarden (und was sonst so im Kinderzimmer rum schwirrt) zusammen aus den selben Noten spielen.
Dadurch ist das Instrument kürzer, ähnlich einer Es-Klarinette. Tatsächlich passen auch Es-Klarinettenmundstücke und Blätter, aber dazu komme ich später noch.
Es ist komplett aus Plastik und somit robuster und leichter. Inzwischen gibt es ja viele Plastikklarinetten und einige sind auch richtig gut, aber zum Klang komme ich wie gesagt später. Weiterlesen

Die harte Schule des alten Ostblocks! SZAXOFONISKOLA

Straßenmusik! oft nur ein lärmender Graus. Da werden Trommeln, Gitarren und Akkordeons (oder heißt es Akkordeonne) geradezu vergewaltigt. Ab und zu gibt es doch Menschen, die wirklich talentiert sind aber irgendwie durch die Maschen gefallen zu sein scheinen und höchst wahrscheinlich irgendwann beim Supertalent auftauchen. Und dann gibt es da noch die Profis, die irgendwie aus Rußland, Rumänien, Ungarn oder zumindest irgend so ein Land des ehemaligen Ostblocks kommen.

Oft wundert man sich, warum so gute Bands und Musiker auf der Straße spielen. Aber mal ehrlich, wer würde sich eine Karte für ein Konzert einer Weissrussischen Dixielandband kaufen? Und hier verdienen sie auf der Straße meist mehr, als Zuhause. Denn im ehemaligen Ostblock scheint es keinen Mangel an guten Musikern zu geben.

Schaut man an die Hochschulen, laufen da immer mal in der Jazzabteilung ein 18 Jähriger Russe am Sax rum,  alle anderen an die Wand spiel. Oder in den Klassikabteilungen; 80% Asiaten und alle technisch perfekt!
Sind die talentierter? Wohl eher nicht, aber dort herrscht eine ganz andere Disziplin und Druck beim Musikunterricht als bei unserem Wohlfühl/Hobby/aus-Spaß-an-der-Freunde/kindergerechter/ Musikschulunterricht.
Wenn der Rohrstock bei fehlerhaften Etüde droht, übt man natürlich fleißger zu Hause.
(Das ist jetzt nicht ausgedacht, sondern das wurde mir so aus erster Hand erzählt). Oft ist ein weiterer Grund, dass für viele Kinder bzw. deren ganze Familie,  die musikalische Karriere der einzige Ausweg aus der Armut ist. So stammt der jetzt weltberühmte LangLang aus sehr armen Verhältnissen und sein Vater hat sein letztes Hemd dafür hergegeben, dass der Sohnemann ans Musikkonservatorium durfte. Die Zeiten dürften wohl vorbei sein.

Da bekommt man das Gefühl, dass deutsche Musiker kaum eine Chance haben. So ist aber nicht. So Einwanderungsfreundlich ist Deutschland ja nicht, dass man einfach bleiben könnte wenn man fertig studiert hat.

Naja, und ein guter Musiker zu sein, reicht nicht immer. Eine amüsante Anekdote (ist beglaubigt, aber Quelle wird geschützt) ist, dass ein russischer über Saxophonist (Student an einer renommierten Hochschule) bei einer gut bezahlten Edelmucke doch die Frau des Gastgebers massiv angegraben hat. So schnell wird der nicht wieder angerufen.

Des weiteren merkt man eine Sache immer wieder, technisch perfekt, aber musikalisch langweilig. Ich will jetzt nicht darüber rumphilosophieren, ob sich das zwangsweise ausschließt oder was man unter Musikalität zu verstehen hat. Dennoch ist dies nicht nur ein Vorurteil sondern ist an den Hochschulen ein weit verbreitetes Problem.

Wie dem auch sei, die Musiker aus dem Osten sind fit. Als Beispiel für deren harte Ausbildung habe ich neulich in einem Notenantiquariat  eine ungarische Saxophonschule aus dem Jahre 1963 gekauft: „SZAXOFONISKOLA“.
Ganz harter Tobak. Auf der 5. Notenseite müssen schon 16tel Staccato gespielt werden. Ein deutscher Schüler bräuchte mindestens ein Jahr um so weit zu kommen und dann hätte er wahrscheinlich keine Lust dazu und legt lieber das Playalong zu „My favorite Popballaden 17“ ein.
Doch für die paar Verbissenen sind in dieser „Anfängerschule“ ein paar sehr schöne und fordernde Etüden dabei.
Tatsächlich wird darin auch Jazz behandelt. Und zwar auf den letzten sechs Seiten. Hier möchte zum Abschluß den Abschnitt über Improvisation zitieren:
„Eine der wichtigsten Eigentümlichkeiten des modernen Jazz ist die Variation oder Improvisation (=Stegreifspielen). Während im ersten Falle nur der Rhythmus der Melodie sich ändert, bleibt bei der Improvisation nur der harmonische  Aufbau der Melodie  – evtl. mit verwandten Akkorden – bestehen und die Töne der ursprünglichen Melodie „verbergen sich“ gleichsam hinter den erwklingenden Tönen.“