mein neues Borgani

Ich bin frisch verliebt in mein Weihnachtsgeschenk. Nun gut, es kam schon vor 10 Tagen und ich habe es mir selbst gemacht, aber das Teil zählt für mindestens zwei Geburtstage und einmal Weihnachten.

Mein neues Borgani Altosaxophon!

In meinem Bericht von den Borgani-Werkstätten in Macerata (Italien) hatte ich ja bereits erwähnt, dass ich mich dort in eines verkuckt hatte. Nach ein paar Mucken und den verkauf meines Ravens konnte ich es mir nun endlich leisten und kam nun ENDLICH bei mir an.

Im Prinzip ist es das gleiche Model das ich schon vorher getestet habe, daher verweise ich für das Grundlegende auf den alten Testartikel zum Borgani-Saxophon. Weiterlesen

iClarinet – die clarinéo von Nuvo

Ja das Ding ist weiß, wie ein iPod, aber nicht von Apple. Sondern sie ist von Nuvo, heißt Clarinéo, ist von Graham Lyons entwickelt und stammt aus England.
Ich muß zugeben, ich habe mir das Ding hauptsächlich bestellt, weil es so cool aussieht, aber das ist eigentlich nicht das besondere dieser Klarinette. Es handelt sich hier um eine Plastiklarinette die speziell für Kinder entwickelt worden ist und extrem günstig.
Die Clarinéo ist leichter und kürzer, hat eine reduzierte Mechanik und ist in C gestimmt. Das macht vieles einfacher für die jungen Klarinettenanfänger. Ob es sich nun um ein schick aussehendes Spielzeug oder ernstzunehmendes Instrument handelt, werde ich nun untersuchen.

Schon auf den ersten Blick merkt man, das hier vieles anders ist als bei einer normalen Klarinette. Das Ding ist so optimiert alles einfacher zu machen, dass man fast meinen könnte, dass es sich um eine komplette Neuentwicklung handelt.
Gestimmt ist es in C. Das lästige transponieren fällt weg, Kinder können mit Blockflöten, Glockenspielen, billigen Keyboarden (und was sonst so im Kinderzimmer rum schwirrt) zusammen aus den selben Noten spielen.
Dadurch ist das Instrument kürzer, ähnlich einer Es-Klarinette. Tatsächlich passen auch Es-Klarinettenmundstücke und Blätter, aber dazu komme ich später noch.
Es ist komplett aus Plastik und somit robuster und leichter. Inzwischen gibt es ja viele Plastikklarinetten und einige sind auch richtig gut, aber zum Klang komme ich wie gesagt später. Weiterlesen

Intonations tuning

Heute möchte ich etwas vorstellen, was für jeden Saxophonisten essentiel ist. Ein Stimmgerät. Keiner will mit einem Saxophonisten spielen der nicht intoniert. Zwar sollte man das eigentlich alles selber hören, aber ein Stimmgerät ist eine sinnvolle Sache zur Selbstkontrolle oder ein schnelles eben mal einstimmen.

Sehr oft schreibe ich Testberichte über eher kostspieligeres Equipment. Das heute getestete Objekt kostet 10€ und ist damit wahrscheinlich mit das günstigste auf dem Markt. Zudem hat es sogar einen Clip mit Tonabnehmer. Über das Herkunftsland brauchen wir jetzt gar nicht mehr reden.
Daher ist auch der Name des Gerätes eher zweitrangig: Harley Benton MT100 Clip-Metro-Tuner.

Neben dem Stimmgerät bietet es noch die Funktion ein Metronoms und Tongebers. Es hat 6 Knöpfe aberfast schon zu viele funktionen, dass einiges unnötig umständlich wird.
Man kann einerseits die Stimmung des Instruments angeben (C, F, Eb, Bb). Finde ich überflüssig, da die meisten Musiker die ein transponierendes Instrument spielen das auch im Kopf können. Und man kann auch noch verschiedene Instrumente einstellen. Als ob ein 440Hz a ander bei einer Geige intoniert.
Man kann die Tonhöhe verstellen und zwar von 430 bis 450Hz. Auch hier muß ich mit dem Kopf schütteln. Wer hat schon mal (außer irgendwelche Barokmusiker) schon in 432 oder 339Hz gespielt? Das ärgerlichste an dem Gerät ist, dass es für das Verstellen der Stimmung nur einen Knopf gibt. Das heißt, dass wenn man von 442 auf 440Hz 18mal auf dem Knopf drücken muß, um wieder auf 440Hz zu kommen. Und oft tippt man da einmal zu viel und kann nochmal 19mal  drauf drücken.
Und dann gibt es da noch das Flattuning. Weiß der Geier wozu man das braucht.

Wenigstens kann man beim Tempo nach oben UND unten verstellen. Zudem kann man einstellen ob man 4tel, 8tel, triolen, 16tel, punktierte 8tel oder jazz 8tel haben möchte. Und dann gibt es noch alle Taktarten von 0/4tel bis 9/4tel Takt. Hä??
Man kann sogar die Lautstärke einstellen, aber insgesammt ist es so laut, dass man eh nichts mehr hört. Man kann es sich natürlich ans Ohr klemmen. Aber ist es ein selten häßlicher Ohrung und zweitens tut schnell das Ohrläppchen weh.

Das Stimmgerät funktioniert. Es gibt zwar stimmgeräte die feiner und schneller reagieren, aber eigentlich tut es dies hier auch. Wenn man Töne eh nicht halten kann, macht auch ein Stimmgerät nicht viel Sinn, oder?

Eines meiner lieblings Features dieses Gerätes ist seine Hintergrundbeleuchtung. Sie ist BLAU. Das macht ja bekanntlich glücklich. So erkennt man den Ausschlag halt auch im Dunkel als auch bei Tageslicht. Aber da es halt nur digitales Gefizel ist nichts für Kurzsichtige. Daher gibt es noch eine Leuchtdiode die Grün leuchtet, wenn es richitg ist und rot wenn man daneben liegt. Leider weiß man nicht in welche Richtung. Das ist bei anderen Geräten geschickter.
Und keine Angst wegen der Batterie. Das Gerät schaltet sich selbstständig aus. Und es eine Handelsübliche Kopfzelle drinne, die gefühlt ewig hält.

Aber der besondere Clou, weshalb dieses Gerät in meinem Koffer ist und nicht das schwarze Korg (welches ich jetzt auch verlegt habe, aber davon mal abgesehen), ist der Clip. Das Teil ist dermaßen praktisch. Mal davon abgesehen, dass es an windigen Tagen als Notenklemme mißbraucht werden kann, fliegt das Teil nirgends mehr herum oder muß es auf den Boden legen oder in irgendwelche Taschen. Einfach an den Notenständer klippen und es ist immer sofort griffbereit. Leider kann man den Klipp nicht einfach abmachen (nur abschrauben) weshalb das Teil nichts für die Hemdtasche ist.
Aber eigentlich will ich auf den  Tonabnehmer hinaus. Der funktioniert nicht nur bei Gitarren sondern tatsächlich auch bei Saxophonen und allen anderen Instrumenten die gestimmt werden müssen. Das hat den imensen Vorteil, dass man sich auch in lauter Umgebung (z.B. kurz vor Beginn der Probe) einstimmen kann. Es sieht auch sehr futristisch aus, wenn man so ein Teil am Becher klemmen hat, nur für mich als Brillenträger ist das etwas umständlich, da ich unter der Brille durchschielen muß und dann erkenne ich kaum noch das Display. Man kann das Teil natürlich auch am S-Bogen klemmen, aber das sieht etwas strange aus.

Aber am Becher geklemmt kann man das Teil sogar während des Spielens benutzen indem man einfach mal bei einem langen Ton drauf schielt. Gerade bei Streitereien im Satz kann man dann mit sicherheit sagen, „Ich war richtig, mein Stimmgerät hats bestätigt“. Ob man dann dabei die Wahrheit spricht, ist dann aber eher zweitrangig.

Kurzum, ich halte die 10Euronen für dieses Teil für eine sehr lohnende Investition. Obwohl ich kein Freund des Großkapitalistischen Konzerns Thomann bin verweise ich darauf, denn dort gibt es das Teil.
http://www.thomann.de/de/harley_benton_mt100.htm
Doch Obacht, der Thomann-Mindestbestellbetrag liegt bei 25€. Garantiert findet man in dem doch sehr großen Angebot etwas nützliches, aber es doch skuril, wenn man etwas mitbestellt, dass mehr kostet als der Artikel für den man sich eigentlich interessiert.

Forestone Reeds – neue Hightech-Blätter aus dem Land der aufgehenden Sonne

Nachtrag vom 5.5.2012: Inzwischen hat sich einiges bei Forestone getan. Den aktuellen Test zu den neuen Blättern findet ihr hier: http://saxophonistisches.de/die-neuen-forestone-unfiled-blatter/

Wie der treue Leser wahrscheinlich schon weiß, bin ich überzeugter Kunststoffblattnutzer. Um so erfreuter war ich, dass in diesem Bereich wieder etwas neues gibt und natürlich mußte ich diese Dinger schnellst möglich testen. Also fragte ich bei Forestone Reeds direkt nach und Sie waren tatsächlich so freundlich mir ein paar Testblätter zur Verfügung zu stellen.

Forestone ist eine junge japanische Firma und stößt nun mit ihren neuen Kunststoffblättern auf den europäischen Markt. Bevor Unklarheiten auftreten, es wird übrigens „Fo-räs-ton“ ausgesprochen. Auch die Blätter haben erst vor kurzem die finale Produktreife bekommen und ich habe quasi etwas vom ersten Satz der second Generation bekommen. Bisher gibt es nur Blätter für Sopran, Alt, Tenor und Böhm und deutsche Klarinette. Blätter für Bariton, andere Klarinettenarten, weitere Stärkegerade und ggf. weitere Schnitte sollen noch kommen.

Das besondere an den Forestone Blättern ist, dass sie zwar Kunststoffblätter sind, aber dennoch aus Bambus. Tatsächlich bestehen sie zum Teil aus natürlichem Material, quasi Ökoplastik bzw. Natürlicher Kunststoff. Wer darin einen Widerspruch zu sehen meint, soll sich hier eines besseren belehren lassen. Es handelt sich um ein modernes Hightechpolymer das Bestandteil Bambusfasern enthält. So bekommt das Material ganz spezielle physikalische Eigenschaften, die sich in diesem Falle in einem sehr natürlichem Schwingungsverhalten äußern. Das Polymer wird durch ein spezielles Spritzgußverfahren dann in Blattform gebracht. Das ist bemerkenswert, denn Legere hat dies nicht geschaft. Deren Blätter bestehen auch aus einem homegenen Polymer (im Gegensatz zu Fibracell und Fiberreed, die auf Faser/Röhren-Strukturen setzen), das die gleichen physikalischen Schwingungseigenschaften wie ein Holzblatt hat. Diese werden bei Legere geschnitzt, denn es war zu problematisch die dünne Spitze des Blattes zu spritzen. Forestone hat dafür spezielle Maschinen mit einem neuen Verfahren entwickelt und besitzt darauf genau wie auf deren genaue Polymerrezeptur Patente. So können sie eine großtmögliche Homogenität zwischen den einzelnen Blättern garantieren trotz dem Anteil natürlicher Fasern. Interessant ist, dass es pro Instrument nur eine Spritzform gibt und der Härtegrad des Blattes über die Rezeptur des Polymers bestimmt wird. Wer jetzt vielleicht vor sich schon mehrere Blätter von Forestone liegen hat, so wie ich gerade, wird vielleicht verschiedene Farbstufen feststellen. Das liegt jetzt nicht an der Polymerzusammensetzung, sonder, so wurde mir gesagt, an der Temperatur der Maschine, die sich während des Betriebes langsam heißläuft. Es handelt sich sozusagen um verschiedene Bräunungsstufen, die aber spieltechnisch keinen Einfluß haben.

Die Blätter selber kommen in einer sehr schicken schwarzen kleinen Pappbox, verziert mit silberner Schrift und Kanji und schwarz abgesetzten Bambusgewächs. Die Verpackung läßt schon mal auf ein Highclass Produkt schließen. Das Blatt selber ist nochmal in einem kleinen Pappschuber. Persönlich würde ich einen Plastikschuber wie man es Vandorren oder Rico kennt bevorzugen, da länger aushalten und mehr Schutzbieten und Reedcases machen bei Kunststoffblättern ja weniger Sinn, da man eh meist nur eines in Benutzung hat. Jedoch Forestone ist eine moderne Firma und nimmt seine naturverbundenheit (auch wenn es eigentlich nur ein Bestandteil des Polymers ist) sehr ernst und hat deshalb zur Vermeidung von mehr Plastikmüll sich dagegen entschieden.

Als ich zum ersten mal die braune Farbe der Blätter auf der Homepage gesehen habe, war ich eher skeptisch, da dies nicht unbedingt meine Lieblingsfarbe ist und sie nicht unbedingt dazu einläd etwas in den Mund zu nehmen (außer Schokolade). Doch in real, gefällt mir der Farbton recht gut. Er soll wohl zusätzlich noch unterstreichen, dass es sich hier noch teilweise um ein natürliches Produkt handelt. Das auf den Blätterrücken mit Silber aufgedruckte Forestonelogo mit den Tannen vermittelt einen einen merkwürdigen Weihnachten Eindruck. Die Haptik erinner sehr an die der Legere Blätter. Also sehr glatt. Ich persönlich finde das sehr angenehm an der Lippe, da mir Holz und die Fasrigkeit der anderen Kunststoffblätter manchmal als eher unangenehm empfinde. Zudem sind die Blätter so leicht zu reinigen.

Für meinen Test habe ich Blätter für alle meine Saxophone und Klarinette bekommen, sogar in verschiedenen Stärken und teilweise sogar bestimmte Stärken doppelt. So konnte ich mir ein recht gutes Bild vom Angebot machen. Die Homogenität ist in der Tat hervorragend. Zwar habe ich teilweise minimale Unterschiede noch feststellen können, aber es ist kein Vergleich zu Holzblättern und selbst manche andere Kunststoffblatt Firma könnte sich da noch eine Scheibe bei Forestone abschneiden.

Da sich die Blätter auf allen Instrumenten sehr ähnlich verhalten und geklungen haben, kann ich jetzt allgemein für alle schreiben. Die Forestone bieten natürlich alle üblichen Vorteile von Kunstoffblätter, wie Temperatur- und Feuchtigkeitsunabhängigkeit usw. Wie langlebig die Blätter sind, kann man noch nicht sagen, da es sie ja noch nicht lange gibt. Aber meine „Stresstest“ zeigten, dass sie doch sehr viel aushalten. Da sie den Legeres in der Beschaffenheit nicht unähnlich sind, nehme ich daher an, dass sie ähnlich lange halten. Also so gut wie ewig. Nur mit dem Nachbearbeiten ist es wie bei Legere sehr schwierig. Aber das machen je nur die wenigsten Kunststoffblattuser.

Die Ansprache ist natürlich sofort top, wobei ich wie bei Legere eine kleine Einspielzeit meine zu bemerken. Sozusagen auf Betriebstemperatur bringen, aber das kann man ja auch durch die Hosentasche bewerkstelligen. Bei extremeren Spielarten wie Multiphonics und Flagolettes verhalten sich die Forestone leicht anders als gewohnt, aber das ist nach kurzer Umgewöhnung auch kein Problem mehr.

Klanglich decken die Blätter eine große Lücke im Spektrum der Kunststofblätter. Dunkel, rund, homogen, ausgeglichen, sanft, kurz sehr klassisch. Das ist auch gut so, denn das gibt es so noch nicht. Zwar sind die normalen Legeres und das Fiberreed Classic auch eher klassisch orientiert, sind im Vergleich zu Forestone aber heller, schärfer haben mehr „charakter“. Damit meine ich nicht, dass die Forestone charakterlos klingen, im Gegenteil, ich empfinde den klang als sehr natürlich, nur halt sehr Klassik orientiert. Das ist auch kein Wunder, wenn man sich den Schnitt anschaut. Der French-Cut (auch filed genannt) passt auch besonders gut auf klassikmundstücke oder Mundstücke mit eher kürzerer Bahn. Auf Jazzmundstücke mit langen Bahnen passen die Blätter. Es ist nicht unbedingt das lauteste und durchsetzungsfähige Blatt. Wer das sucht, für den gibt es passendere Reeds. Aber Forestone hat schon angedeutet, dass es diejenigen auch schon etwas in Planung hat.

Markus Zaja, ein guter Freund dieses Blogs, hat nun auch die Forestone-Blätter gestestet und dazu berichte mit schönen Soundfiles verfasst. Forestone Sopran Forestone Tenor

Fazit Bei Forestone handelt es sich definitiv um schöne Blätter. Vielleicht ist die deutlich klassische Richtung nicht jeder Mann Sache, aber viele dürfte es freuen, dass es so etwas endlich gibt. Außerdem darf man nicht vergessen, dass es sich hier noch um eine sehr junge Firma mit einem jungen Produkt handelt. Ich bin gespannt, was man zukünftig noch von Fotestone erwarten darf.

Wen das Thema Kunststoffblätter interessiert, hier geht es zum großen Kunststoffblättertest, indem nun auch Forestone aufgenommen worden ist.

Sehr schade ist es, dass es bisher noch keinen deutschen Laden gibt, der diese Blätter führt. Daher kann ich auch nichts über den Preis sagen. Wahrscheinlich würde der dann, ähnlich wie die anderen Kunststoffblätter bei um die 20 Euro liegen. Allen Interessierten bleibt solange nur, sie direkt über die japanische Homepage zu beziehen.

http://www.forestone-japan.com/

Abschließend möchte mich hier auch noch mal herzlichst bei Forestone für die freundliche Bereitstellung der Testblätter bedanken.

Selmer Serie III, die moderne Klassikerin

Dieses Saxophon befindet sich schon etwas länger in meinem Besitz. Auf der Suche wurde nach einem großen lauten PowerSound wurde es zeitweise von meinem Cannonball Raven abgelöst. Da ich nun aber in letzter Zeit wieder recht viel Klassik mit dem Selmer gespielt habe und ich mich wahrscheinlich leider demnächst davon trennen muß, dachte ich, dass ich zum Abschied doch noch einen Test über meine SIII schreiben könnte.

Zwar hat Selmer letztes Jahr die Serie III nochmal etwas überarbeitet, aber die Änderungen sind meines Wissens fast ausschließlich optischer Natur, also dürfte der Artikel immer noch recht aktuell sein.
Der ein oder andere hat sich garantiert gefragt, warum den Selmer denn den Vorgänger immer noch im Programm hat, ja teilweise sogar noch weiter entwickelt. Das liegt daran, dass die Serie III zu dem Super Action 80 2 keine Weiterentwicklung ist sondern eine neu Entwicklung und beide als eigenständige Modelle neben den References stehen.

Den Absatz über Beilagen kann ich mir bei Selmer sparen, da die Firma gerne ihre Saxophone nackt verkauft. Sie gehen halt davon aus, dass Selmer halt eher von Fortgeschrittenen und Profis gekauft wird, die schon ihre Mundstück, Gurte und Koffer haben. Wer dennoch original Selmermundstück, Gurt und Koffer haben will, kann dieses natürlich zu Selmer üblichen Preisen extra kaufen.

Selmer bietet die SIII und das SA 80 2 in verschiedensten Ausführungen an: versilbert, vergoldet, gebürstet und verschiedene Lackierungen. Meines (von 2003) hat einen Mattgoldenen Lack und ist ohne Gravur (gibt es jetzt nicht mehr), dadurch hat es eine sehr elegante moderne Optik. Fast schon spacig.

Da seit den 60ern fast jedes Saxophon ein Selmerklon ist, ist die Mechanik weitesgehend wie gewohnt, nur wirkt alles sehr elegant. Nichts an dem Teil wirkt irgendwie klobig. Es passt somit sehr gut in kleine Hände. Die Klappenaufgänge sind eher niedrig, aber geben so in kombination mit der wirklich sehr hochwertigen Mechanik ein sehr präzises Handling. Halt den hohen Ansprüchen der Klassiker genügend.
Aber ein paar schöne Details gibt es schon. Z.B. hat sich Selmer endlich von der Unsitte des Daumenhakens und Daumenauflage aus Plastik gelöst. Die sind bei der Serie III aus Metall. Dadruch kann das Sax hörbar besser resonieren.
Die Hochwertigen Lederpolster haben gewölbte Resonatoren ohne Nieten. Sieht man auch selten, aber das ist halt ein weiterer Selmerluxus. Durch diese Resonatoren kann das Sax sehr schön strahlen.
Bemerkenswert ist auch, dass man die Ribs verschlankt hat. Die Ribbed construction wurde von Selmer eingeführt, und man versteht darunter, dass die Mechanik auf Schienen vor montiert wird und dann werden diese Schienen ans Saxophon gelötet. Das macht das Sax stabiler und das bauen leichter, jedoch bedeutet das auch mehr Masse.
Durch die schlankeren Ribbs und nun auch mehr einzeln aufgelöteten Säulen kann das Saxophonkorpus freier schwingen und klingt farbiger (feinere Klangwirkungen).
Das besondere Feature bei dem Serie III Alto ist die Cis-Ausgleichklappe, die nur beim C#“ offen ist. Es ist ein gängig Problem bei Saxophonen, dass dieses Cis aufgrund des Lagenswechsel klanglich, intonatorisch und dynamisch raus fällt. Diese Extraklappe hilft hier in der Tat den Ton zu korrigieren und sorgt so für ein selten so homogenes Register.

Leider hat es für die rechte und linke Handkopplungen keine Einstellschrauben, dafür aber für die Klappenaufgänge für das Seit-bB und das Seit-C. Sehr clever und einfach zu handeln und habe ich so leider noch bei keinem anderen Konkurenten gesehen.
Das war es vom technischen Detail. Wer es noch ausführlicher haben will, kann ja in den Testbericht aus der Sonic reinschauen, der diesem Aspekt ja immer seine Hauptaufmerksamkeit widmet.

Leider gibt es aber auch Selmertypische Schönheitsfehler. Die Metallresonatoren rosteten schon nach einem Jahr und an einigen Stellen hat sich sehr Fix der Lack abgelöst (besonders bei der Kleinfingermechanik). Besonders Ärgerlich war, als mal plötzlich einfach ein essentielles Polster abfiel und das 5min bevor ich auf die Bühne mußte. Aber solche Geschichten kennt man ja von Selmer und die gehören irgendwie zu derem Charme dazu.

Wie schon angedeutet sind Klang, Ansprache und Intonation über das ganze register Fantastisch homogen. Das leiste pp kommt auch in den Tiefen, auch Flagolettes und Spaltklänge sind kein Problem. Ein großes dynmaisches Spektrum ohne klanglich irgendwie auszubrechen, obwohl es viele Saxophone gibt, die noch lauter können, aber das ist wohl auch nicht ziel dieses Saxophons gewesen. Kontrolle total.
Der Ton ist recht schlank (aber alles andere als dünn), was auch mit an dem recht kleinen Becher liegen könnte. Ich würde den Klang folgendermaßen beschreiben: hell, strahlend, farbig, modern und sanft. Wer den mörder Powersound sucht, ist hier also wahrscheinlich falsch. Wer es gerne lieblicher hat könnte sehr glücklich werden.

Es ist definitiv ein Klassikhorn par excellence, allerdings hat Selmer den allgemeinen Saxophonsound so geprägt, dass die Serie III auch ein elegantes Allroundhorn mit dem aufgrund des strahlenden modernen Sounds sogar Funk geht, nur bräuchte man dafür eine Mikrophonierung, da es nicht dafür gedacht ist, gegen E-Klampfen anzukämpfen.
Nur schade, dass es über 3000 Euro kostet, aber dafür ist es halt auch ein Selmer.

PS: Wer meint, dass eine Serie III sein Wunschinstrument ist, noch steht es in den Kleinanzeigen

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brachiale Klemme aus Puerto Rico: die neue Rhino Ligature

Dieses mal bin ich echter Vorreiter. Ich dürfte wohl der einzige in Europ sein, der bis jetzt eine dieser ganz neuen Blattschrauben sein Eigen nennen kann. Per Zufall im „Gesichtsbuch“ bin ich auf den Erfinder und Hersteller Roberto Feliciano gestoßen, der in Puerto Rico einen Ruf als hervorragender Saxdoc genießt. Ich habe ihn angefragt und er war so großzügig mir eine der ersten dieser Klemmen zum Testen für den Blog zu Verfügung zu stellen.

Die Ligature kam in einer schmucken Schmuckbox und nach dem Auspacken war ich erstmal verblüfft wie groß und massiv sie ist. Die Schraube macht ihrem Namen „Rhino Ligature“ alle Ehre.
Defintiv ist die stabilste Klemme die ich bisher gesehen habe.  Sie ist aus unlackiertem Messing und wirklich tadellos verarbeitet und wirkt deutlich professioneller als z.B. die Francois Louis Ultimate Ligature, die ja irgendwie noch den Charme einer Garagenarbeit hat.
Die Optik der Rhino dürfte vielleicht aufgrund der Größe Geschmackssache sein. Definitv ist sie ein Statement und ich persönlich finde; es hat etwas.

Bei genauerem Hinsehen erkennen wir auch ein paar Ähnlichkeiten zu anderen Hightechschrauben. Zum Beispiel die gelagerte Andruckplatte wie es von Francouis Louis kennen (wobei dieses Prinzip bei Otto Link schon deutlich länger bekannt ist und es auch inzwischen andere Hersteller wie Theo Wanne übernommen haben). Neu sind allerdings diese kleinen Flügelchen an der Platte. Die sollen verhindern, dass sich die Andruckplatte beim Zuschrauben quer stellt. Somit bleibt die Andruckplatte immer gerade, was auch für bessere Schwingungseigenschaften des Blattes sorgen soll Eigentlich eine pfiffige Idee, auch wenn ich allerdings damit bei anderen Schrauben noch kein wirkliches Problem hatte.
Ein weiteres schon von der FF fortissimo Ligature bekanntes Prinzip ist, dass der einzige Berührungspunkt oben Zentral auf dem Mundstück aufliegt. Die FF gilt ja als eine der frei schwingensten aber auch unhandlichsten Blattschrauben. Nun hat die Rhino aber an den Berührungspunkten einen Gummiüberzug. Das sorgt einerseits für noch bessere Schwingungseigenschaften (wie bei der Saxxas/Winslow) und gibt deutlich mehr Halt.

Ein weiterer Vorteil dieser Konstruktion plus der langen Schraube ist, dass die Rhino somit auf jedes Mundstück passt. Nun gut, auf dem Sopran sieht sie wirklich etwas lächerlich aus. Deswegen gibt es auch noch eine kleine  Rhino Version die speziell für Klarinetten, Sopran und Metallmudstücke gedacht ist.
Es wird wohl auch noch andere Größen geben und da es sich um reine Handarbeit handelt sind auch bei Roberto Feliciano Spezialwünsche zur Größe möglich.

Die Ansprache ist wie erwartet sehr gut. Sie geht einfach los von den ganz Tiefen bis hoch ins Flagolett. Dennoch wirkt die Ansprache recht organisch (also eher weicher wie bei den Lederschrauben und nicht so hart wie bei den Metallschrauben) was vielleicht an der Ledereinlage auf der Andruckplatte liegt. Wahrscheinlich ist dadurch der Sound der Rhino auch eher runder und wärmer als man es vermutet hätte. Ich würde den Klang der Schraube am ehsten mit der FL mit Gummiplatte vergleichen.
Aus diesem Grund wird Roberto zukünftig auch weitere alternative Andruckplatten anbieten, damit der Spieler die Möglichkeit hat, den Sound zu verändern. Meine Andruckplatte ist schon auf dem Postweg und sobald sie da ist, wird es hier einen Nachtrag geben.

Persönlich bin ich von der Rhino Ligature mehr als überzeugt und ich benutze sie in meinem regulären Sortiment auf dem Tenor. Damit bin ich nicht allein, denn auch der weltberühmte kubanische Altsaxophonist Paquito  D’Rivera benutzt jetzt die Rhino.

Wer nun Interesse bekommen hat, muß sich direkt an Roberto in Puerto Rico wenden, da die Schraube so neu ist, dass sich dafür noch kein Vertrieb gefunden hat. Einziges Manko ist der Preis, denn der liegt bei 150$.

Weitere Infos und Kontaktmöglichkeiten gibt es auf Roberto Felicianos Homepage:
http://www.drmusicpr.com/

Endlich wieder da, die italienische Flexitone

Einer meiner ersten Artikel auf diesem Blog war der Testbericht zum italienischen Nachbau der Selmer Magnitone Blattschraube von Corrado Manuzzato. Ich bin von dieser Ligature restlos überzeugt und ich nutze sie regelmäßig auf meinen Instrumenten. Damit befinde ich mich in guter Gesellschaft. Schon Benny Goodman nutze das Original und Joe Lovano nutzt das aktuelle italienische Modell. Leider gab es diese Klemme eine Zeitlang nur im italienischen Eaby und dann gar nicht mehr. Ich bekam zig Anfragen, wo man denn diese Schrauben her bekommen könnte und ich mußte immer mit den Schultern zucken. Bis jetzt.

Denn nun ist sie unter dem eigenem neuen Namen „Flexitone“ endlich wieder erhältlich. Borgani, die auch wunderschöne Saxophone herstellen (siehe hier), hat den Gerneralvertrieb übernommen, so dass man sie um einiges leichter beziehen kann. Hierzulande sind sie schon bei Mike Duchsteins Saxophon-Service erhältlich.

Auch wenn der alte Test der Flexitone/Magnitone noch etwas ungelenk formuliert ist, so stimmt immer noch alles, weshalb ich jetzt einfach darauf verweise.
Es gibt aber ein paar neue Ausführungen. Zum einen gibt es die Schraube nun auch in einer Small-Variante für Sopran- und Metallmundstücke und es gibt sie in Vernickelt. Dadurch sieht silbern aus, läuft aber nicht an. Optisch passt sie somit besser zu den meisten Klarinetten oder silbernen Saxophonen, mit denen sich die die BareBrassVintage Optik beißen würde (es gibt Menschen, die beim Klemmenkaufen auf so etwas achten).
Daneben gibt es tatsächlich sogar noch einen kleinen akustischen Unterschied. Die Vernickelte klingt minimal direkter, kerniger und härter. Tendenziell würde ich klanglich eher die Unlackierte vorziehen, jedoch groß ist der Unterschied nicht, und wenn ich es funky will, benutze ich eher die vernickelte Flexitone.

Ein weiterer unschätzbarer Vorteil ist, dass die normalen Mundstückkappen perfekt auch über die Flexitone passen. Und dass sie verstellbar für die meisten Mundstückgrößen ist, muß ich denke ich nicht nochmal erwähnen. Zuletzt bin ich Fan der sehr eleganten Optik.

Deshalb bin ich froh, dass es diese Blattschraube nun in den normalen Handel geschafft hat, obwohl ich es auch etwas schade finde, dass ich meine Blattschraube wohl bald nicht mehr besonders exklusiv sein wird. Allerdings kostet die Flexitone aufgrund der Zwischenhändler nun 58€ und liegt damit auf dem Preisniveau ähnlich guter Schrauben.
Wer als die Flexitone Ligature will, der kann sie nun entweder bei Borgani oder Duchstein ordern.

Eine italienische Schönheit namens Borgani

Borgani?! Dieser Name stößt hierzulande eher auf Unkenntnis. Da kommen Kommentare wie „Waren das nicht die Bösen bei Star Trek?“ ; höchstens vielleicht noch „Spielt der Joe Lovano nicht sowas?“. Auch ich wurde erst per Zufall auf der letzten Musikmesse darauf aufmerksam und war mehr als angetan. Seit dem konnte ich kaum noch warten, so ein Teil mal gründlicher unter die Lupe nehmen zu können. Nun habe ich so ein Schmuckstück endlich da und möchte es gerne meinen Lesern vorstellen. „Gestatten, diese besondere Schönheit heißt Borgani“.

Um wirklich erklären zu können, warum es sich hierbei um etwas besonderes handelt muß ich wahrscheinlich ganz vorne Anfangen. Und zwar im Jahre 1872 in einem Dorf Mittelitaliens namens Macerata. Genauso könnte auch eine schöne Urlaubslektüre beginnen, aber so fängt die Geschichte des Famlienunternehmes Borgani an. Der Gründer Augusto Borgani schickte seinen Sohn Arturo in die Staaten um bei Conn zu lernen. Das Familien Geschäft wurde  von da an immer an den Sohn weiter gereicht. In den 50ern expandierte Borgani dann weltweit und fertigte für die Masse (leider auch mit dementsprechender Qualität). Aber gegen die asiatische Konkurenz hatte man natürlich kaum eine Chance, weshalb es – wie bei den anderen italienischen Herstellern – sehr ruhig um Borgani wurde. In den 80zigern wurde das unternehmen nun an die 4. Generation Borgani weiter gereicht und Orfeo Borgani besinnte sich auf die alten Werte zurück und produziert jetzt nur noch nach alter Tradition vollkommen handgearbeitete Saxophone für das Profisegment.
Nur nebenbei, damit ist Borgani eine der ältesten Saxfirmen. Sogar noch älter als Selmer.

Zum Testen hat mir Orfeo das Instrument zugeschickt, dass ich bereits auf der Messe in der Hand hatte. Ein Altsaxophon 24k vergoldet und Sandgestrahlt. Diese Finishvariante wird bei Borgani „pearl gold“ genannt. Modellbezeichnungen gibt es dort nicht wirklich, weil es halt nur eines gibt. Keine Schülersaxophone, keine Nachbauten keine sonstiges irgendwas Marketinggedöns. Auch bemerkenswert finde ich, dass es aus qualitativen und soundtechnischen Gründen keine lackierten Instrumente gibt. Dieser Ansichten habe ich eh schon lange und freue mich, dass das ein Hersteller endlich mal konsequent umsetzt. Von Borgani gibt es nur Altos, Tenöre und Sopranos in unlackiert, versilbert und vergoldet (24K) und diese auch noch in einer „Pearl“-Variante (mattoptik durch Sandstrahlung). Die Sopranos haben den Clou eines austauschbaren Schallbechers (siehe Messebericht). Tenor und Alt wahlweise mit oder ohne Hoch-Fis oder mit angelötetem Schallbecher (bessere Resoanz, jedoch komplizierter beim Zerlegen).

Das Instrument kam in einem soliden kleinen Formkoffer. Das Teil kommt aus dem Hause Bam, aber keine Angst, das steht nicht drauf, stattdessen wird es verziert durch das elegante Borganiemblem. Die zwei Farbenoptik verleiht dem Teil einen edlen modernen Pfiff. Angetan war ich besonders vom Trageriemen. Da hat sich jemand mal Gedanken gemacht. Witzig finde ich das „Geheimfach“. Allerdings etwas ungünstig gelöst, da man als Deckel eine Plastikschale verwendet, die formtechnisch nicht ganz zum Borgani passt. Da ist nach meinem Befinden zu wenig Spielraum zum Instrument. Da es ein Formkoffer ist, ist halt kaum Platz für sonstiges Gedöns, dafür ist das Case aber auch sehr handlich. Sonstiges Zubehör ist nur noch ein Gurt und ein Wischtuch.

Nun zum Instrument. Ich habe mir diese Finishausführung zum testen extra gewünscht. Ich glaube nicht, dass die Bilder wirklich wiedergeben, wie schön das matte Gold aussieht. Außerdem finde ich es klanglich gut. Zuletzt ist Gold korosionsbeständig und läuft nicht wie Silber an.
Die florale Gravur ist schick und edel, kommt aber unter der Vergoldung nicht sehr hervor. Schade.

Schauen wir uns doch mal das Sax genauer an.
Der Schallbecher ist eher schmalerer Natur und ist merkwürdigerweise eher links orientiert. Der S-Bogen hat auch eine etwas ungewöhnliche Form. Er erinnert mich stark an echte Vintage-Instrumente (nicht so Youngtimer wie das Mk VI). Etwas mehr aufgerichteter und länger. Gernerell wirkt das Sax optisch schlanker.
Die vergoldete Mechanik macht einen sehr soliden Eindruck. An ihr sieht man besonders, dass es sich um reine Handarbeit handelt. Alles ist wirklich jeweils für das eine Saxophon angepasst. Dadurch hat man beim spielen ein so rundes und flüssiges Gefühl, wie ich das sonst kaum kenne. Dagegen wirken viele Asiaten nur eckig und kantig. Der Federdruck ist für mich angenehm (also nicht schlaff); nur die Mechanik des linken kleinen Fingers ist verhältnismäßig zu stark eingestellt.
Generell scheint hier alles runder. Viele Streben und Arme sind elegant um das Sax geschwungen. Keine geraden Winkel wie man es sonst kennt. Auch das ist einer der Gründe, warum dieses Sax so aus der Masse heraus sticht. Allerdings mußt man auch sagen, dass diese Individuelle Fertigung sich auch selbst bedingt. Denn es gibt so ein paar „italienische Eigenarten“ die an sich nicht ganz so korrekt sind, aber nonchalant korrigiert werden. Z.B. sitzt die Oktavklappenhülse des S-Bogens nicht wirklich mittig sondern rutschte etwas nach links. Dem Sound tut das keinen Abbruch, aber das ist wohl Teil des besonderen italienischen Charms. Daher ist jedes Instrument ein echtes Unikat (aber nicht so wie bei Selmer).
Natürlich handelt es sich bei den Inlays um echtes Perlmut. Beim Bb-Drücker (linke Hand) ist jedoch das Perlmut verschwunden. Mir sagt das zu. Die Gis-Klappe fällt auch irgendwie raus. Sonst ist der Arm ja immer oben auf die Klappe angelötet. Hier nicht. Wie ein großer Tropfen hängt die Klappe am Hebel.
Die Stützstrebe der linken Kleinfingermechanik geht etwas schräg nach unten, was für eine noch sichere Stabilisierung sorgt. Merkwürdig ist auch die Schraube am Daumenhaken. Um diese zu lösen brauch man anscheinend einen extra Schraubenzieher. Warum?
Durch all diese kleinen Unterschiede und die runden Arme wirkt die Mechanik als wäre sie an dem Saxophon eher „festgewachsen“ als montiert.
Bemerkenswert ist, das die Mechanik auf einzelnen Säulchen montiert ist und nicht auf vorgefertigten Schienen. Diese wurden von Selmer (wem sonst?) eingeführt und erleichtern die Montage. Das führt aber auch zu einem „engeren“ Klang. Durch die einzelenen Säulchen kann das Sax jedoch freier Schwingen, was sich sehr auf den Klang auswirkt (aber dazu kommen wir noch später). Leider machen das ansonsten nur noch wenige andere (u.a. Keilwerth und Sequoia) das so.
Was ich persönlich sehr schade finde, ist, dass es so gut wie keine Einstellschrauben gibt. Nur das nötigste, ist mit einem Schraubenzieher verstellbar. Rechte und Linke Hand Kopplungen sowie alle anderen Klappenaufgänge sind per Kork eingestellt. Das ist zwar eigentlich eine Geschmacksfrage, aber für mich mach anderen Hobbytüftler ist es mit Schrauben leichter, schnell mal selber Korrekturen zu vollziehen.
Ausgesuchte Pisoni Pads, Filze, Federn und Schrauben scheinen von genauso hoher Qualität zu sein, wie der Rest. Schade nur, dass die Daumenauflage der linken Hand noch aus Plastik ist. Passt meinem Epfinden anch nicht zum Rest des Bildes.

Also man man sieht an allen Ecken und Enden, dass die Borganis wirklich traditionell und komplett per Hand gefertigt werden. Da muß ich auch nicht noch extra erwähnen, dass Schallbecher und Co. handgeklöppelt sind; auch andere Werbeargumente von anderen Firmen sind hier quasi eine Selbstverständlichkeit. Daher werden allerdings auch nur um die 300 Borganis pro Jahr gebaut. Meines Wissens ist Borgani eine der letzten Firmen, die noch so produzieren.

Ansprache ist gut und ausgeglichen. Hat einen gewissen Widerstand, so wie die meisten Profis es bevorzugen. Die Intonation entspricht dem sonstigen Qualitätsniveau. Mir ist nur aufgefallen, dass die Palmkeys ab dem e“‘ etwas nach oben tendieren, aber das läßt sich leicht durch einen etwas verringerten Klappenaufgang korrigieren. Ansonsten erfüllt es sogar Klassikerbedürfnisse. Auch der Klang ist sehr homogen. d‘ und d“ klingen schön voll. Nur das a“ ist manchmal minimal stumpfer.

Kommen wir nur zum Klang. Zwei Wörter würde es ausreichend beschreiben: „einfach schön“. Ich wüßte nicht womit ich das Borgani jetzt direkt vergleichen könnte, weil es doch einen sehr eigenen Klang hat. Nicht so kernig und näselnd wie man es von Selmer kennt. Rund, warum, voll und sehr farbenreich. Das liegt wahrscheinlich mit an der Konstruktion mit den einzelenen Säulchen.
Persönlich mag ich auch den Klang von Vergoldungen. Der Ton wird konkreter und strahlt mehr ohne dabei so hell und klar zu werden wie eine Versilberung. Sandstrahlungen macht den Sound meist ein wenig obertonreicher/strahlender.
Da nun der Klang recht rund und warm ist, mischt er sich gut in Sätzen ein, das heißt aber auch, dass es nicht so ideal dafür geeignet ist gegen E-Gitarren zu kämpfen. Für diejenigen, die einen lauten, schrillen und rabiaten Sound suchen, gibt es also wahrscheinlich passendere Kandidaten. Diejenigen, die es gerne mal auch lyrischer mögen, werden das Teil lieben. Dadurch kann es gerade für Klassik ein faszinierendes Instrument sein.
Dennoch halte ich es für ein sehr flexibles Horn. Mit der richtigen Setupwahl geht auch Bigband und Funk genauso gut und für die meisten Jazzbereiche bietet das Borgani eine interessante Klangvariante. Und für die ganz extreme Lautstärken gibt es ja heutzutage Mikrophone und Lautsprecher.
Vielleicht ist das der italienische Sound. Zumindest habe ich keine Probleme mich bei dem Klang in Urlaubsstimmung beim Sonnenuntergang und einen italienischen Rotwein an der mediteranen Küste vorzustellen.
Kurz, kein Ferrari, sondern eher ein Lamborgani.

Tja, warum ist dann Borgani hierzulande ein so unbeschriebenes Blatt? Das liegt wohl daran, dass Borgani noch keinen deutschen Vertrieb hat. Erst jetzt sind Borganische Instrumente hierzulande erhältlich. Der Berliner Mike Duchstein von www.saxophon-service.de hat nun ein Satz im Vintage Finish (unlackiert) bei sich stehen. Dort können sie also angespielt und erworben werden. Tja, qualitativ hochwertige Handarbeit ist nie billig und somit liegen die Preise für Borgani bei 3000 und aufwärts. Ein Schelm, der jetzt an spätrömische Dekadenz denkt. Jedoch wenn man es mit Selmerpreisen vergleicht oder die von einem gewissen schweizer Betrieb, wo ja auch noch rein per Hand arbeitet, scheinen mir die Preise reel und fair.
Ich sollte darauf hinweisen, da es sich um einen Betrieb handelt, in dem noch alles handwerklich gearbeitet wird in nicht all zu großen Auflagen, erfüllt Borgani auch speziellere Kundenwünsche. Wer also eine bestimmte Finishzusammensetzung will (z.B. unlackiert mit vergoldeten Klappen) und bestimmte Änderungen der Mechanik, sollte einfach mal bei Mike oder Orfeo nachfragen. Bei der Gelegenheit könnt ihr gleich von mir grüßen.

Fazit
Wie man merkt, bin ich dem Horn mehr als angetan. Optisch, haptisch und klanglich ein sehr edles Instrument, das einfach den Flair des ganz Besonderen hat. Superlative wie „das beste Saxophon, das ich je gespielt habe“ benutze ich nicht, obwohl es in diesem Fall der Sache schon recht nah ist. „Ein Saxophon eines Caesars würdig.“
Mein Problem ist jetzt folgendes: Ich will es! Braucht nicht irgendwer noch ein Selmer oder Cannonball Altsaxophon?

Ich möchte mich übrigens noch mal bei Orfeo Borgani und Mike Duchstein für die Bereitstellung des Testinstrumentes bedanken.
http://www.borgani.com/
http://saxophon-service.de/

Gesichtslifting durch Jary Custom

Na, Wortwitz verstanden? Gesichtslifting – Refacing? Ok, war nicht mein bester, aber irgendwie braucht man ja eine Überschrifft und eine Einleitung.

Einige erinnern sich vielleicht noch an meinem Lion’s Roar-Bericht und das ich davon sehr angetan war. Ich hatte es mir von dem Mundstückschnitzer Dave Jary aus den USA „maßschneidern“ lassen. Deshalb hatte ich mir schon im letzten Jahr ein Lion’s Roar II für’s Tenor geleistet. Auch das entsprach sehr meinen Vorstellungen.
Da Dave es sehr genau mit den Kundenwünschen nimmt, hatte er mir angeboten, dass er sie sich nochmal vornimmt und Korrekturen vornimmt, wenn ich das wünschen sollte.
Ein paar Kleinigkeiten waren die ich etwas anders wollte. Für’s Alt wollte ich dann doch etwas mehr Edge, da Lion’sRoar I doch breiter und luftiger ist und ich mich manchmal nicht ganz so gut durchsetzen konnte. Beim TenorMPC waren meine gewohnten Blätter etwas schwer, weshalb die mir etwas zu mühselig waren.

Also schickte ich die Mundstücke zurück in die USA. Bei der Gelegenheit habe ich noch drei Mundstücke, die noch in meiner Schublade verstaubt, damit Dave die sich mal zu Brust nimmt. Ich habe gesagt, mach was du willst und überrasch mich.
Da war ein Meyer M7M, dass ich mal in Tokio erstanden hatte, aber nur mittelmaß war, ein hölzernes Lebayle (Jazz 6*), dass irgendwie knochig klang und mein altes Selmer S80 F, bei dem etwas von der Spitze abgebrochen war.

Die Preise von Dave Jary finde ich sehr fair, weshalb ich dachte, probiere ich doch einfach mal aus, was so ein Refacing alles bringe kann.
Kurz: mehr als ich erwartet hätte.

Die Wünsche für meine beiden Lion’sRoars hat er mir erfüllt und auch die anderen Mundstücke sind jetzt sehr gut.

Das Selmer spielt sich sehr weich und angenehm. Zwar klingt es immer noch nach Selmer, aber deutlich angenehmer. Er hat die Spitze ersetzt indem er mit einer Art Modeliermaasse anheftete und komplett neu formte. Man kann aber, wenn man es nicht weiß, nichts von außen erkennen. Das hat er sehr geschickt gemacht. Die Siderails sind vielleicht etwas dick geraten, aber mich störts nicht.

Das Lebayle hat er deutlich geöffnet und die Bulletstep hat er länger gezogen. Habe ich so vorher noch nicht gesehen. Es klingt jetzt eher straight und modern, aber nicht schrill und dünn. Hat was und es ist ein schöner Gegensatz zu dem Lion’s Roar II, welches recht raugh mit einer ordentlichen Portion Subtones ist.

Aber am begeistersten bin ich aber von meinem Meyer (welches jetzt nun mehr als eine Weltumrundung hinter sich hat). Nach seiner Aussage, hat er aus dem neuen Meyer ein Altes gemacht. Vorallem hat er Bahn und Einlauf bearbeitet. Ich bin leider viel zu wenig bewandert im VintageMundstückmarkt um dazu etwas sagen zu können, aber das Mundstück klingt so etwas von Be-Bop. Unglaublich direkt und hart. Dunkel, aber alles andere als ein Softie. Ein echt männliches Mundstück, weshlab es jetzt auch zu meiner Weapon of Choice avoncierte. Damit habe ich einen kräftigen Sound mit einen schönen Jazzcharakter, bin aber auch sehr flexibel, so dass ich damit stilistisch fast alles abdecken kann.

Ich kann also Dave Jarys Arbeit nur empfehlen und selbst mit den Portokosten aus den USA ist er im Vegleich zu seinen Kollegen recht preiswert. Sehr freundlicher Kontakt mit typisch amerikanischem Understatement, nur sollte man ein bis zwei Wochen drauf rechnen, zu seiner Zeitangabe, da er meist mit Arbeit überschüttet ist (die Nachfrage spricht für sich). Am besten checkt ihr selber mal seine Homepage:

http://www.jarycustom.com/

 

Flying Goose Saxophonblätter süß-sauer?!

Als Überschrift zu dem heutigen Test dieser neuen CHINESISCHEN Blattmarke sind mir noch diverse andere Wortwitze eingefallen aber ich will nicht zu sehr auf Klischees rumreiten (nur ein Bißchen).
Auch das Erscheinungsdatum für diesen Test ist nicht ganz zufällig, denn heute ist das chinesisches Neujahr. Heute beginnt das Jahr des Tigers. Ich fand’s irgendwie passend, zum Anlaß diesen Artikel zu veröffentlichen und zu klären ob es sich bei den sehr kostengünstigen chinesischen Blätter nun um echte Klanghölzer handelt oder sie sich doch nur als Beilage zu Gericht Nr. 44 (gebratene Nudeln mit Ente) eignen.

Ein Novum ist, dass dieser Test gesponsort wurde (langsam ging dieses ganze Equipmentangesammle ganz schön ins Geld). Die Blätter habe ich direkt vom Reedguard, dem Deutschen Importeur von Flying Goose Reeds, gestellt bekommen.
Per Zufall kam ich mit dem Chef ins Gespräch, es kam dann die Idee auf, dass man doch diese Blätter mal ausführlich testen sollte und er bot mir dann an (obwohl ich androhte keinen beschönigenden Test zu schreiben) mir einen Satz Blätter zu schicken.
Reedguard vertreibt nicht nur die chinesischen Blätter sondern ist auch für jeden Vandorenspieler interessant. Zwar hat er nur die Klassik, JaVa und ZZ für Saxophon im Angebot dafür ist er mit Thomann der günstigste Anbieter für diese Blätter, hat aber keine Mindestbestellmenge wie der Musikhausriese.
Hier geht’s zum Reedguard-Onlineshop
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Die Vorbehalte über chinesische Produkte sind groß und mannigfaltig. Ich persönlich meine, dass das nicht ganz ungerechtfertigt ist, bei den ganzen Geschichten, die durch die Nachrichten geisterten, und der meist schlechten Qualität der meisten Produkte aus dem Reich der Mitte. In den Foren habe ich bereits als Kommentare zu den Chinablättern schon Sachen gelesen wie „So etwas kommt bei mir gar nicht erst in den Mund“. Das der Preis nur die Hälfte von dem der üblichen Marken kostet macht auch skeptisch.
Aber andererseits, wenn jemand Ahnung über Bambus hat, dann wahrscheinlich die Chinesen. Es ist bestimmt kein Zufall, dass Pandas, die Bambusgourmets schlechthin, nur in China natürlich ansässig sind. (Wahrscheinlich sind diese jetzt noch mehr vom Aussterben bedroht, weil wir auf deren Futter spielen wollen).
Anscheinend war auch Reedguard zunächst sehr skeptisch und hat bevor es sie eingeführt hat, die Blätter beim TÜV Rheinland LGA labortechnisch auf mikrobiliogische und chemische Gefahren testen lassen. Die Testberichte liegen mir auch vor und das Labor konnte nichts finden. Also die Blätter sind gesundheitlich absolut unbedenklich.

Getestet wurden vier 10er-Packungen für Sopran, Alt und Tenor und zum Vergleich vom Marktführer Vandoren 11 Blätter in den verschiedenen Blattschnitten Klassik (die Blauen), JaVa (JazzVandoren) und ZZ (Jazz). Die Blätter wurden von mir alle wie hier beschrieben gleich vorbehandelt, damit ich nicht alles ewig einspielen muß. Getestet wurde es mit meinem ganzen üblichen Equipment. Wen es genau interessiert, was es ist, kann es unten bei „über mich“ nachlesen.

Erster Eindruck

Die Blätter kommen in einer schlichten kleinen Plastikbox. Die finde ich gar nicht mal so schlecht, denn die Blätter liegen darin optimal und sie ist schön klein und Flach, dass sie problemlos in Hemd- und Sakotasche passt. Außerdem ist sie stabiler als diese Pappschachteln. Dafür haben die Blätter nicht je so eine einzelne Plastehülse (Wovon sich allerdings bei mir schon eine ganze Schublade angesammelt habe. Keine Ahnung, warum ich die immer behalte, brauch man doch nie wieder).
Wenn man die Blätter ausgepackt hat, könnten einige gleich als erste Kritik äußern: „Hmm, die sind aber nicht gerade symmetrisch geschnitten, der Ausschnitt ist krum und schief, der Rücken ist total fleckig und sie sind recht blass, also nicht genug abgelagert“. Als ich nun die Vandorenblätter je aus ihren Verpackungen* befreit habe sehen die ganz genauso aus. Egal was man so hört, äußerlich kann man fast gar nichts über die Qualität aussagen. Das einzige was noch hilft, ist gegen’s Licht halten und schauen ob der Schatten halbwegs symmetrisch ist.

*Seit einiger Zeit verpackt Vandoren seine Blätter auch nochmal alle einzeln. Soviel zum Thema Umweltschutz. Zudem kann man die Blätter auch vor dem Kauf nicht mehr kontrollieren.

Der Schnitt des Blattes ist amerikanisch/unfiled oder wie man es nennen will. Das heißt, dass die Rinde am Anfang des Ausschnittes nicht abgefeilt ist. Das sieht man vor allem bei Blätten, welche als Jazzblätter gelten (siehe den Unterschied im Vergleich zu einem Vandoren Klassik). Soweit ich das beurteilen kann, ist das Herz recht dick und die Spitze eher dünn. Was jedoch im Vergleich auffällt ist, dass der Ausschnitt der Flying-Goose-Blätter merklich kürzer ist als bei anderen Blätter (siehe Bild Vergleich zu JaVa). Mal schauen, wie sich das auswirkt.

Bevor wir zum Spieltest kommen noch der Geschmackstest. Beim ersten „Anlutschen“ schmecken mir die Blätter eigentlich sehr gut. Mit gebratenem Reis und der passenden Sojasauce könnte das vielleicht eine tolle Vorspeise für „das perfekte Dinner“ sein. Zumindest schmecken sie intensiver und süßer als die Vandoren-Blätter.

Ansprache

Als erstes habe ich, um die Konsistenz zu prüfen, jeweils die Blätter einer Box durchgespielt. Obwohl die Ausschnitte der Blätter teilweise etwas wild aussehen ist die Konstanz der Blätter überraschend gut. Die Blätter klingen sehr gleich. Bei den 10erPackung vielen ein bis zwei aus der Reihe, weil sie entweder etwas schwerer ansprachen und/oder etwas muffiger klangen.
Da hatte ich schon Packungen renommierter Blattmarken, in der sich mehr Krücken befanden. Also hier schon mal ein Plus.

Also ziehe ich die Vandoren Blätter zum Vergleich ran. Je nach Mundstück sind die Ergebnisse unterschiedlich. Bei dem Sopran und dem klassischem Alt sprachen die Flying Goose Blätter deutlich besser an: Lauter, mehr Sound, leichtere Ansprache. Beim Tenor gefielen mir die ZZ und JaVa doch besser. Da haben die Flying Goose nicht ganz optimal gepasst, Sound muffiger, Ansprache schwerer. Bei dem Alt (Jazz) mit dem Standartmundstück (ein Meyer-Clon) hielt es sich die Waage, da würde ich ehrlich sagen, dass es nur noch eine Frage des Geschmacks ist. Zuletzt habe ich noch mit meinem Lion’s Roar getestet, dass speziell auch für die Verwendung mit Tenorblättern konzipiert wurde. Hier haben die Flying-Goose Altoblätter nicht so gefunzt dafür die Tenorvariante um so besser. Warum ist das so? Ich vermute, dass das mit der Bahnlänge der Mundstücke und dem recht kurzen Ausschnitt der Flying Goose Blätter zu tun hat.
Bei meinem französischem Klassikmundstück (also kürzere Bahn) haben die Vandoren Jazzblätter nicht wirklich funktioniert, das Klassik ging wie es sollte und die Flying Goose gingen ab. Dafür waren die ZZ und JaVa beim Tenor-Jazz MPC und dem Lion’s Roar (lange Bahn) deutlich besser. So würde sich auch erklären, warum die Tenorblätter sehr gut auf meinen AltojazzMPCs gehen.
Bei den Sopranblättern ist der Ausschnitt eher normal lang.

Anhand des Schnittes konnte man es erahnen, es handelt sich um ein „Jazzblatt“. Wie die JaVa und die ZZ, zeichnet es sich durch eine sehr schnelle Ansprache aus und es ist verhältnismäßig laut.

Klang

Das ist eigentlich auch wieder eine sehr subjektive Sache, aber mehr dazu hier. Die Vandorenblätter dürften den meisten Saxophonisten ja bekannt sein. Das Klassik klingt klassisch, also rund/homogen und eher dunkel. Die ZZ sind heller, resonanter, lauter und JaVa sind ähnlich hell, empfinde sie aber als moderner mit einem gewissen „Buzz“.
Die FlyingGooseBlätter sind dem JaVa am ähnlichsten. Sie dürften nicht jedermanns Geschmacks sein, das sie für mein Empfinden noch moderner ausfallen, (teilweise fast schon poppig), der „Buzz“ ist deutlich ausgeprägter, wodurch es natürlich auch deutlich Charakter hat. Es ist zwar hell, aber nicht zu sehr und ich finde das recht viel Sound/Lautstärke raus kommt. Wer einen „Pornosound“ für die Mädels sucht, könnte hier vielleicht fündig werden.
Daher ging es auf meinem KlassikSetup, obwohl es sehr gut ansprach, nicht.
Auf dem Sopran und die Tenorblätter auf dem Lion’s Roar hat mir es eigentlich ganz gut gefallen.

Fazit

Also ich werde jetzt nicht auf Flying Goose wechseln. Erstens gefielen mir zwar einige Kombination ganz gut, aber wie Rollins, Coltrane oder Parker klinge ich damit auch nicht. Zweitens bin ich überzeugter Kunststoffblattspieler. Aber ich muß gestehen, die Blätter sind deutlich besser als erwartet und sie stinken nicht gegen die Vandorenblätter ab, kosten dabei weniger als die Hälfte! Das ist eigentlich DAS Argument, warum man diese mal ausprobieren sollte. Vielleicht ist es auch etwas für Leute, die sich mal am Schnitzen ausprobieren möchten.
Ich möchte auch nochmal erwähnen, dass für diesen Test über 50 Blätter im Vergleich vorlagen, weshalb ich sehr systematisch an die Sache ging. Man kann also nicht jedes Blatt auf alles prüfen, was meiner Ansicht nach auch nicht viel Sinn macht. Wie der Test schon gezeigt hat, verhält sich jede Mundstück, Mund und Blattkombination anders.

Interessant halte ich diese Blätter für diejenigen, die einen modernen Jazzsound suchen aber ein Mundstück mit kürzerer Bahn haben(gut wenn man dünne Lippen hat) oder Tenorblatter auf dem Alt bevorzugen.
Wenn die Chinesen es nun auch hinbekommen, Saxophone mit dieser Qualität zu fertigen, könnte das Saxspielen bald zu einem bezahlbaren Hobby werden.

Wenn ihr selber schon Erfahrungen mit diesen Blättern gemacht habt, hinterlasst doch einfach einen Kommentar.

Auch nochmal ein großes Dankeschön an Daniel von Reedguard für Sponsoring. Ich hätte auch nichts dagegen, wenn andere Händler und Firmen vielleicht nachziehen 😉

Brancher-Saxophone – die neue Highclass!? (von Volker Kaufmann)

Ich hatte es ja schon angekündigt und hier ist er endlich; der Branchersaxophon Test von Volker Kaufmann. Ich hatte mich da besonders drauf gefreut, da die Branchersaxophone auf den letzten Musikmessen wie eine Bombe einschlugen. Zudem ist damit dieser Blog mal wieder der Sonic zuvor gekommen, denn die hat zu den Branchers noch keinen Test.

Photos werden die Tage nachgereicht!

Die Firma Brancher hatte sich in der Vergangenheit einen Namen durch moderne Mundstücke und Blätter gemacht. Seit 2008 baut Brancher auch Saxophone der Profiklasse. Die Mechanik, die Resonatoren und die Polster werden in Frankreich gebaut. Die Teile werden zur Endmontage nach Taiwan geschickt. In der selben Werkstatt werden die Korpusse gehämmert. Anschließend werden die fertigen Hupen von Pascal Brancher getestet und justiert.

Damals spielte ich noch ein Keilwerthsx90R Tenor und ein TopTone Altsax. Ein neues Altsaxophon mußte her. Auf der Musikmesse in Frankfurt testete ich alle möglichen Firmen an. Eigentlich hatte ich mich schon auf einen Kandidaten festgelegt, dann kam ich an den Stand von Pascal Brancher. Ich probierte ein Altsaxophon im Antiklook aus und das aus Goldmessing.
Verliebt habe ich mich sofort in die Optik des Antiklook. Die Ansprache und der Sound waren eine Klasse für sich.

Die Entscheidung war gefallen. Doch dann machte ich einen echten Fehler. Ich probierte auch noch das Tenor aus. Nach Hause fuhr ich dann mit einer Bestellung von zwei Saxophonen im Antiklook.
Nach gut einem halben Jahr kam dann der Anruf von Chili Notes, dem Brancher Vertrieb für Deutschland, Österreich und die Schweiz.
Endlich waren sie da. Meine zwei neuen Babys.

Beide kamen sie in schwarzen Hartschalenkoffer mit Kunststoffüberzug. Außen an den Koffern sind eine kleine Tasche für CD´s Batterien, Stifte und eine große Tasche in die locker ein Ringbuchordner rein paßt. Zudem Rucksackgarnitur und Regenüberzug. Innen ein großes Fach für Kleinteile, eins für den S-Bogen und ein Loch fürs Mundstück.Das Saxophon liegt perfekt in dem Koffer. Damit schickt man es auch mit gutem Gewissen im Flugzeug auf reisen.
Allerdings haben solche Koffer auch einen Nachteil. Man packt viel zu viel rein, mit dem Ergebnis, daß er einfach zu schwer wird. Deshalb ist bei meinem Tenorkoffer auch schon der Griff etwas eingerissen. Also doch besser wenigstens den Notenständer extra tragen.

Die Ausstattung der Saxophone ist einmalig.
Zwei unterschiedliche S-Bögen, beide in schwarzen Samtsäckchen untergebracht, Durchzugswischer für Korpus und S-Bogen, ein Brancher-Luxus Halsgurt, 2 Packungen Brancherblätter und ein Branchermundstück aus Kautschuk oder Metall nach Wahl (mit Cartier-Schraube). Ich kenne sonst keinen anderen Hersteller, der professionelle Mundstücke beipackt.
Natürlich werden einige wieder sagen, daß die Profis, die so ein Horn bestellen schon ihre eigenen Mundstücke haben und das nicht brauchen, aber da zum Kundenstamm für Highclasssaxophone auch sehr viele Hobbymusiker gehören halte ich diese Mundstücke für sehr passend. Außerdem kann man die Mundstücke, wenn sie einem nicht gefallen ja immer noch weiterverkaufen.

Für den Antiklook werden die fertigen Korpusse sandgestrahlt, lackiert und dann gebürstet. Der höhere Arbeitsaufwand muß leider auch extra bezahlt werden. Das ganze macht etwa 400 Euro aus im Vergleich zum Goldlack.
Auf dem Schallbecher ist eine florale Gravur und seitlich eingelasert das Brancherlogo.
Das selbe Logo wurde auch per Laser in die S-Bögen eingebrannt.
Der Daumenhaken ist aus Metall und die Daumenauflage für die linke Hand aus Kunststoff.
Die Klappen sind mit echten Perlmutteinlagen die eingeklebt sind. Bei der Gis-Klappe und der seitlichen Fis-Klappe, bin ich mir da nicht so sicher, ob es sich dabei auch um Perlmutt handelt.
Die Polster sind mit Heißkleber eingeklebt.
Beim Altsaxophon sind die Tief H-Klappe und die C-Klappe mit Doppelärmchen ausgestattet. Beim Tenor sind alle tiefen Klappen, außer der Cis-Klappe mit Doppelärmchen ausgestattet.

Eines der besondersten Merkmale und vielleicht die große Inovation bei diesen Hörner ist, dass die Resonatoren aus massiven Messingblöcken ausgefräst und werden mit der Klappe verschraubt sind. Sie haben somit einen maximalen Durchmesser, das heißt, größer könnten die nicht sein. Sie füllen das Tonloch fast komplett aus und verlaufen Beckenförmig. Dadurch wird erreicht, daß bei geschlossenen Klappen die Resonanz erhöht wird und bei geöffneten Klappen die Projektion und die Kraft im Klang verstärkt.

Die Hörner sind handgehämmert und es wird dickeres Material verwendet, als bei den meisten anderen Herstellern, was natürlich das Gewicht auch etwas in die Höhe treibt, aber den Sound positiv beeinflußt. Der Schalltrichter ist auch größer geformt als üblich. Anscheinend ein weiterer Vertreter in dem wieder modernen BigBelltrend.

Aufgrund des höheren Gewichtes wurde beim Tenor eine zusätzliche Verstrebung eingebaut. Bei dem Prototypen, wo dieses noch fehlte, war während des Transportes die Schrauben abgebrochen.
Die Böckchen sind auf Montagebänder gelötet, wie bei den meisten modernen Hörnern.
Natürlich sind Einstellschrauben zur Feinjustage für die Klappen der rechten und linken Hand vorhanden.

Verarbeitung

Die S-Bögen passen perfekt und lassen sich tadellos feststellen. Es gibt nirgends unnötiges Spiel.
Beim Tenor wurde am Zapfen für die obere Oktavklappe nachgelötet, leider erst nach dem Lackieren, was nicht gerade sehr schön aussieht und in dieser Preisklasse nicht sein dürfte.
Was mir nicht gefiel, war, daß sämtliche Federn zu lasch eingestellt waren. Auf Nachfrage wurde mir gesagt, daß das von Pascal Brancher absichtlich so gemacht wurde, damit der Käufer selbst entscheiden kann, wie stark er die Federspannung haben möchte und die Federn nicht unnötig oft hin und her gebogen werden müssen. Wohl Ansichtssache, ob man das gut finden soll oder nicht.

Anspieltest

Die ersten Worte nach den ersten paar Tönen sind fast immer:“WOW, geht das ab“.
So war es auch bei mir. Der Sound ist eine Mischung aus Keilwerth SX90R und Selmer MK6.
Das heiß, so offen und röhrend wie ein SX90 und trotzdem zentriert und nörgelnd wie ein MK6.
Blaswiderstand ist kaum vorhanden, aber immer noch genug um sich wohl zu fühlen.
In den Tiefen spricht es einfach nur Butterweich an, egal ob mit Vollgas oder pianissimo. So geht es weiter bis zum Hoch Fis. Die Flagoletts spielen sich, wie das normale Register.

Aber was sagt das Stimmgerät dazu?Im Prinzip sagt es das, was man fühlt. Man fühlt, was das Handling angeht, ein MK6. Will heißen E2 etwas zu hoch. Allerdings auch nur minimal. Ansonsten alles im Grünen Bereich.

Das ist wohl auch der Grund, warum alteingesessene MK6 Spieler sagen, daß die Brancher die besten MK6 sind, die sie jemals in der Hand hatten.

Bei dem zweiten S-Bogen ändert sich die Stimmung überhaupt nicht. Dieser bietet aber mehr Blaswiderstand und klingt insgesamt braver. Also schnell mal das klassische Mundstück drauf. Und tatsächlich wird damit dieser Tiger von einem Saxophon zu einem Schmusekätzchen und einem durchaus klassischen Horn. Mir wäre ein noch engerer S-Bogen als Zweitbogen lieber. Aber vielleicht kommt das ja auch noch.

Interessant sind auch die Soundunterschiede bei den Finishes.Vor kurzem hatte ich ein Goldlacktenor in den Händen. Obwohl die Hörner absolut Baugleich sind, ist der Unterschied doch erheblich. Durch den Goldlack klingt das Saxophon wärmer und muffeliger, insgesamt braver als der Antiklook. Ansonsten waren Ansprache und Verhalten gleich.

Fazit

Pascal Brancher baut nicht nur Mundstücke der Spitzenklasse, jetzt auch noch absolute Spitzensaxophone. Angeboten werden sie in verschiedenen Finnishes, die zum Teil sehr stark den Sound der Hörner ändern.

Knapp 5000 Euro für das Tenor und 4000 für das Alt jeweils im Antiklook sind natürlich keine Schnäppchen und ob ein teilweise in Taiwan hergestelltes Saxophon so teuer sein muß sei mal dahingestellt. Allerdings allein schon durch das mitgelieferte Zubehör relativiert sich dieser Preis. Außerdem hat man ein Designerhorn der absoluten Oberklasse.

Pascal Brancher ist es gelungen ein Saxophon zu bauen, daß mit den 4 Großen nicht nur mithalten kann. Es stellt sie meiner Meinung nach auch absolut in den Schatten.


über klassische Mundstücke

Eines vorweg, im Klassikbereich bin ich Anfänger, weshalb dieser Testbericht eher oberflächlicher Natur ist. Ich würde mir nicht anmaßen hier eine Expertise zu schreiben. Dennoch möchte ich meine Erfahrungen zu meiner Mini-Klassikmundstück-Odyssee teilen (hier geht’s zur großen Mundstücksodyssee).

Da ich nun an der HfK Bremen jetzt klassischen Saxophonuntericht habe, brauche ich nun auch ein echtes Klassikmundstück. Das Lion’s Roar hat zu viele jazzige Subtones und Nebengeräusche und das Cannonballmundstück ist zu poppig. Zwar hatte ich noch ein gutes Selmer S80 MPC, aber mit der Bahnöffnung F (ca. 7) viel zu offen für ein seriöses und leichtgängiges Klassik-MPC und zudem ist es mir mal runter gefallen und an der Spitze etwas abgebrochen.

Gerade in der Klassik sind die Ansprüche an Tonkontrolle und richtigem Klang (bewußt vermeide ich hier das Wort „Sound“) sehr hoch. Der klassische Klang ist nicht so ausufernd wie ein Jazzsound. Schlanker, kompakter, homogener, ausgeglichener, sanfter, lyrischer. Oft erinnert der Klassikklang an Streicher. Das hat so auch seinen Sinn, dass es in Blasorchester der Saxsatz das Klangspektrum der Seiteninstrumente abdecken muß.
Da ist es irgendwie klar, dass man da ein passendes Mundstück braucht mit deutlich kleinerer Bahnöffnung.
Aber es gibt dort auch diverse Kontroversen, wie genau denn ein klassisches Saxophon klingen muß und was man für Equipment spielen muß.
Aber da will ich mich nicht einmischen und bin froh, dass man als Jazzer klingen kann wie man will und sagt, „das ist mein Sound“. Wenn es da nicht die JazzPolizei gäbe, die auch so ihre Vorstellungen hat, wie genau alles sein müßte….

Nun ja, die Übergangslösung war mal wieder mein Yamaha 4c. Damit ging vieles wie es gehen sollte. Nur mußte ich wieder auf Blattsuche, was ich immer am frustrierensten finde. Kaum hat man ein gutes Blatt gefunden, hat man es aus Versehen kaputt gemacht. Also habe ich in meiner Blattkiste gewühlt und stellte fest, dass ich fast nur Jazzblätter hatte und ein paar blaue Vandoren, derentwegen – oder besser gesagt, wegen den Frust über diese inhomogenen Blätter – ich auf Kunststoff gewechselt habe. Jedoch haben Klassikblätter auf Klassikmundstücken einen Sinn, denn der French Cut (auch „filed“ genannt) passt besser zu den meist kürzeren Bahnlängen.
Die AW’s gingen, nur fehlte mir die richtigen Stärken oder sie waren schon zu alt (merkwürdigerweise sind diese ausgewiesenen Klassikblätter unfiled), die Alxander Superial waren mir zu plärrig, die teueren Ricoreserve habe ich jetzt noch nicht testen können, Gonzales war mir zu jazzig und da es sonst nicht viel gibt bin ich jetzt doch wieder (erstmal) bei Vandoren Blau gelandet.

Das Yamaha 4c ist besser als sein Ruf und obwohl es jetzt vielleicht gereicht hätte ist es auf Dauer doch etwas limitiert weshalb ich nun auch wieder auf Mundstücksuche ging.
Im Gegensatz zum Jazz-MPC-Markt ist der Klassikmarkt glücklicherweise/leider sehr überschaubar. Klassische Rascher-, Buescher-, Connmundstücke sind rar und Exoten. Normalerweise findet man in den Läden nur Vandoren oder Selmer.

Selmer ist (oder war?) das Maß der Dinge wenn es um Klassik geht. Viele weinen alten (besseren?) Zeiten nach. Nicht nur beim Sax auch bei den Mundstücken wie z.B. das „Airflow“. Selmer scheint ein Faible für ungewöhnliche Innenleben wie die Quadratische Kammer haben. Ich bin nicht so ein Fan davon, da Kanten im MPC immer zu Brüchen im Frequenzspektrum nach oben (also es heller und plärrender machen) führen. Interessanterweise hat auch das Yamaha eine quadratische Kammer, nur nicht ganz so extrem.
Selmer führt 3 Mundstücke die für Klassik ausgeschrieben sind. Das weit verbreitete S80, das nicht so verbreitete S90 und noch ein Klassikmetall Variante. Metall will ich diversen Gründen nicht mehr und das S90 wird schon von Selmer als moderner, direkter Allrounder u.a. auch für Pop beschrieben. Das S80 hatte ich schon in einer F-Öffnung und war eigentlich ein sanfter Allrounder (auch gerade wegen der größeren Öffnung). Am meisten benutzt von Klassikern ist das S80 C*. Auch wird dieses gerne Anfängern empfohlen als einfach zu spielendes Allroundmundstück. Das kann ich gar nicht nachvollziehen. Erstens ist es nicht billig, zweitens steht Selmer (zurecht) im Ruf nicht wirklich Konstant (siehe unten) zu sein (ein Anfänger kann nicht beurteilen, ob er nun ein gutes oder schlechtes MPC ergattert hat), drittens ist es ein deutliches Klassik MPC (also nix Allround) zuletzt ist C* sehr geschlossen und wenn man später Jazz machen möchte (min 80% aller Saxophonisten), sollte man sich schon am Anfang gewöhnen, schon etwas Luft beim Blasen zu verbrauchen.
Selbst für ein Klassikmundstück ist es mir dann doch zu eng und so habe ich mir ein C** und ein D besorgt.

Bei Vandoren (die andere Größe im Klassikbereich) gelten als Klassikmundstücke das V5 und das Optimum. Hier muß man ein wenig bei den Größenangaben aufpassen, denn ein A27 ist geschlossener als ein A20. Die Nummerierung ist Kreuz und Quer da es auch noch Unterschiede in der Bahnlänge gibt. Also einen sorgfältigen Blick in die Broschüren werfen. Getestet habe ich ein V5 A28 und A15 und ein Optimum AL4.
(Eine gute Liste zum Vergleichen von Mundstücköffnungen findet ihr bei den kenneswerten Webseiten)

Wie praktisch wenn meinen Saxhändler seines Vertrauens hat zu den man hingehen kann und testen (Wehe jemand denkt jetzt an Thomann). Also ging ich zum KlarinettenMüller der einige Vandoren und Selmermundstücke hatte.  Ich konnte Sie „kurz“ im Laden anspielen (als Musikladenangestellter brauch man manchmal ’ne Menge Nerven) und das was ich genauer untersuchen wollte konnte ich dann auch eine Woche zum testen mitnehmen. Das ist der Vorteil an den kleinen Läden also unterstützt eure Lokal Dealer.

Zu den Qualitätsschwankungen bei Selmer wird ja viel gesagt und auch hier wieder so ein Fall. Das C** war unspielbar. Kein Ton konnte man raus bringen. Nach Hörensagen soll wohl die Mundstückproduktion bei Selmer folgendermaßen ablaufen: Hausfrau sitzt an einer Maschine, aus einer Kiste nimmt sie einen Rohling, setzt diesen ein, zieht einen Hebel, Ratsching, und schmeißt das Mundstück in eine andere Kiste. Irgendwie ist klar, dass bei der Auftragsmenge nicht jedes Mundstück ausgiebig angetestet und nachbearbeitet wird und so kommt es dann zu solchen Nieten. Aber ob dann noch ein Preise von ca. 150 Euro gerechtfertigt sind, ist eine andere Frage. Wahrscheinlich war beim C** der Tisch nicht plan und/oder die Bahnen nicht symmetrisch.
Das S80 D war Ok, aber im Vergleich zu dem Mundstück, dass ich dann am Ende genommen habe, kam da zu wenig raus. Außerdem wollte ich einen sehr runden, warmen und weichen Klassikklang und das Selmer klang mir auch zu selmerig.
Interessant ist auch die Blattschraube, die neuerdings jetzt bei den Selmermundstücken dabei ist. Zwar geht sie in der Tat besser als die normale aber wirklich überzeugt hat sie mich nicht. Vielleicht liegt es daran, dass die Auflagestreben quer zur Schwingungsrichtung sind oder daran, dass der alte „traditionelle“ Selmerstyle verlorgen gegangen ist. Man hat mir gesagt, dass die meisten Kunden die alte Variante bevorzugen.

Über die Qualität von Vandoren kamen mir noch nie Klagen zu Ohren und auch kann hier nichts bemängeln. Mit um die 100 Euro ist der Preis auch sehr im Rahmen. Das Optimum war schnell aus dem Rennen. Nicht weil es schlecht ist sondern weil es nicht meinen Vorstellungen eines klassischen Klangs entsprach. Ich würde sagen, dass es ein ideales Allroundmundstück für französische Radiomusiker ist.
Von den V5 Mundstücken hatte ich zuerst das A28 getestet und war verwundert, warum das so schwer bei mir ansprach. Trotz verschiedenster Blätter ging es nie wirklich leicht. Mit dem Mundstück war alles in Ordnung (hatte noch ein gleiches zum Vergleich spielen können).
Das V15 ging tadellos. Runder eher warmer Klang. Leichte Ansprache und Kontrolle. Und im Vergleich zu allen anderen Mundstücken kam da auch am meisten raus. Alles so wie ich wollte weshalb ich es dann letztendlich auch gekauft habe.
Der Hauptunterschied zwischen dem A15 und dem A28 war die Bahnlänge. Anscheinend funktionieren aufgrund meiner etwas dickeren Lippen („Jazzlips“) kürze Bahnen nicht bei mir. Das war so für mich auch eine neue Erkenntnis und es ist gut so etwas zu wissen. Also wenn es die Möglichkeit verschiedener Bahnlängen gibt bei einer Marke, sollte man dieses durchaus auch mal ausprobieren.
Leider sind bei den Vandoren-MPCs keine Schrauben dabei. So muß man sich diese Extra kaufen. Z.B. die Vandoren Optimum für min. 50€.  Tja, leider passt diese auch sehr gut zu dem Vandorenmundstücken. Zum Glück hatte ich so eine schon in der Schublade.

Nun wie schon gesagt, die Auswahl an Klassikmundstücken ist minimal. Es dürfte ruhig mehr auf dem gängigen Markt sein, aber vielleicht ist für die Klassik einfach zu wenig Nachfrage. Andererseits hat es mir eine größere und Längere Suche erspart. Die Qualität von Selmer war eher enttäuschend (man hätte es ahnen können), dafür war Vandoren wieder einmal empfehlenswert. Sehr erhellend war für mich die Erfahrung mal wieder mit Mundstücken mit kleineren Bahnöffnungen und -längen zu tun gehabt haben.