Saxophonistisches hat Geburtstag!

Es gibt Menschen, die ständig irgendwelche Geburtstage verpassen. Ich bin sogar ein Extremfall. Vergesse ich doch glatt meinen eigenen – naja, also den meines Blogs. Also wird das jetzt schnell mal nachgeholt.

Saxophonistisches wurde am 11.Februar ein Jahr alt!

Ich mag es kaum glauben, dass ich nun schon ein ganzes Jahr texte und gelesen werde. Ich möchte hier an dieser Stelle nochmal meinen treuen Lesern ganz herzlich danken. Denn ohne diesen Zuspruch, würde es Saxophonistisches wahrscheinlich so nicht geben.
Ich hätte nie gedacht, dass sich der Blog so entwickelt. Die Besucherzahlen steigen stetig. Im Januar hatte ich über 11000 Besucher.
Inzwischen stehen hier schon 77 Artikel und über 280 Kommentare. Da fällt es auch mir schwer, noch die Übersicht zu behalten.
Auch wird es langsam auch kniffliger noch Themen zu finden, über die ich schreiben kann und nachher auch halbwegs lesenswert sind. Aber noch habe ich ein paar Ideen und neues Equipment für einen Testbericht fällt einem immer mal in die Hand (wenn es nur nicht so teuer wäre). Zudem habe ich leider nicht immer soviel Zeit zum Bloggen wie ich gerne hätte. Neulich, als ich mal zwei Wochen nichts veröffentlichte haben sich schon die ersten Leser beschwert, wann denn etwas neues käme. Da war ich richtig geschmeichelt.

Also für euch, will ich mir weiter Mühe geben immer schöne und unterhaltsame Artikelchen in einer gewissen regelmäßigkeit zu verfassen. Und ich hoffe, dass Saxophonistisches auch in einem Jahr noch genauso gut läuft.

Euer Tobias

Flying Goose Saxophonblätter süß-sauer?!

Als Überschrift zu dem heutigen Test dieser neuen CHINESISCHEN Blattmarke sind mir noch diverse andere Wortwitze eingefallen aber ich will nicht zu sehr auf Klischees rumreiten (nur ein Bißchen).
Auch das Erscheinungsdatum für diesen Test ist nicht ganz zufällig, denn heute ist das chinesisches Neujahr. Heute beginnt das Jahr des Tigers. Ich fand’s irgendwie passend, zum Anlaß diesen Artikel zu veröffentlichen und zu klären ob es sich bei den sehr kostengünstigen chinesischen Blätter nun um echte Klanghölzer handelt oder sie sich doch nur als Beilage zu Gericht Nr. 44 (gebratene Nudeln mit Ente) eignen.

Ein Novum ist, dass dieser Test gesponsort wurde (langsam ging dieses ganze Equipmentangesammle ganz schön ins Geld). Die Blätter habe ich direkt vom Reedguard, dem Deutschen Importeur von Flying Goose Reeds, gestellt bekommen.
Per Zufall kam ich mit dem Chef ins Gespräch, es kam dann die Idee auf, dass man doch diese Blätter mal ausführlich testen sollte und er bot mir dann an (obwohl ich androhte keinen beschönigenden Test zu schreiben) mir einen Satz Blätter zu schicken.
Reedguard vertreibt nicht nur die chinesischen Blätter sondern ist auch für jeden Vandorenspieler interessant. Zwar hat er nur die Klassik, JaVa und ZZ für Saxophon im Angebot dafür ist er mit Thomann der günstigste Anbieter für diese Blätter, hat aber keine Mindestbestellmenge wie der Musikhausriese.
Hier geht’s zum Reedguard-Onlineshop
.

Die Vorbehalte über chinesische Produkte sind groß und mannigfaltig. Ich persönlich meine, dass das nicht ganz ungerechtfertigt ist, bei den ganzen Geschichten, die durch die Nachrichten geisterten, und der meist schlechten Qualität der meisten Produkte aus dem Reich der Mitte. In den Foren habe ich bereits als Kommentare zu den Chinablättern schon Sachen gelesen wie „So etwas kommt bei mir gar nicht erst in den Mund“. Das der Preis nur die Hälfte von dem der üblichen Marken kostet macht auch skeptisch.
Aber andererseits, wenn jemand Ahnung über Bambus hat, dann wahrscheinlich die Chinesen. Es ist bestimmt kein Zufall, dass Pandas, die Bambusgourmets schlechthin, nur in China natürlich ansässig sind. (Wahrscheinlich sind diese jetzt noch mehr vom Aussterben bedroht, weil wir auf deren Futter spielen wollen).
Anscheinend war auch Reedguard zunächst sehr skeptisch und hat bevor es sie eingeführt hat, die Blätter beim TÜV Rheinland LGA labortechnisch auf mikrobiliogische und chemische Gefahren testen lassen. Die Testberichte liegen mir auch vor und das Labor konnte nichts finden. Also die Blätter sind gesundheitlich absolut unbedenklich.

Getestet wurden vier 10er-Packungen für Sopran, Alt und Tenor und zum Vergleich vom Marktführer Vandoren 11 Blätter in den verschiedenen Blattschnitten Klassik (die Blauen), JaVa (JazzVandoren) und ZZ (Jazz). Die Blätter wurden von mir alle wie hier beschrieben gleich vorbehandelt, damit ich nicht alles ewig einspielen muß. Getestet wurde es mit meinem ganzen üblichen Equipment. Wen es genau interessiert, was es ist, kann es unten bei „über mich“ nachlesen.

Erster Eindruck

Die Blätter kommen in einer schlichten kleinen Plastikbox. Die finde ich gar nicht mal so schlecht, denn die Blätter liegen darin optimal und sie ist schön klein und Flach, dass sie problemlos in Hemd- und Sakotasche passt. Außerdem ist sie stabiler als diese Pappschachteln. Dafür haben die Blätter nicht je so eine einzelne Plastehülse (Wovon sich allerdings bei mir schon eine ganze Schublade angesammelt habe. Keine Ahnung, warum ich die immer behalte, brauch man doch nie wieder).
Wenn man die Blätter ausgepackt hat, könnten einige gleich als erste Kritik äußern: „Hmm, die sind aber nicht gerade symmetrisch geschnitten, der Ausschnitt ist krum und schief, der Rücken ist total fleckig und sie sind recht blass, also nicht genug abgelagert“. Als ich nun die Vandorenblätter je aus ihren Verpackungen* befreit habe sehen die ganz genauso aus. Egal was man so hört, äußerlich kann man fast gar nichts über die Qualität aussagen. Das einzige was noch hilft, ist gegen’s Licht halten und schauen ob der Schatten halbwegs symmetrisch ist.

*Seit einiger Zeit verpackt Vandoren seine Blätter auch nochmal alle einzeln. Soviel zum Thema Umweltschutz. Zudem kann man die Blätter auch vor dem Kauf nicht mehr kontrollieren.

Der Schnitt des Blattes ist amerikanisch/unfiled oder wie man es nennen will. Das heißt, dass die Rinde am Anfang des Ausschnittes nicht abgefeilt ist. Das sieht man vor allem bei Blätten, welche als Jazzblätter gelten (siehe den Unterschied im Vergleich zu einem Vandoren Klassik). Soweit ich das beurteilen kann, ist das Herz recht dick und die Spitze eher dünn. Was jedoch im Vergleich auffällt ist, dass der Ausschnitt der Flying-Goose-Blätter merklich kürzer ist als bei anderen Blätter (siehe Bild Vergleich zu JaVa). Mal schauen, wie sich das auswirkt.

Bevor wir zum Spieltest kommen noch der Geschmackstest. Beim ersten „Anlutschen“ schmecken mir die Blätter eigentlich sehr gut. Mit gebratenem Reis und der passenden Sojasauce könnte das vielleicht eine tolle Vorspeise für „das perfekte Dinner“ sein. Zumindest schmecken sie intensiver und süßer als die Vandoren-Blätter.

Ansprache

Als erstes habe ich, um die Konsistenz zu prüfen, jeweils die Blätter einer Box durchgespielt. Obwohl die Ausschnitte der Blätter teilweise etwas wild aussehen ist die Konstanz der Blätter überraschend gut. Die Blätter klingen sehr gleich. Bei den 10erPackung vielen ein bis zwei aus der Reihe, weil sie entweder etwas schwerer ansprachen und/oder etwas muffiger klangen.
Da hatte ich schon Packungen renommierter Blattmarken, in der sich mehr Krücken befanden. Also hier schon mal ein Plus.

Also ziehe ich die Vandoren Blätter zum Vergleich ran. Je nach Mundstück sind die Ergebnisse unterschiedlich. Bei dem Sopran und dem klassischem Alt sprachen die Flying Goose Blätter deutlich besser an: Lauter, mehr Sound, leichtere Ansprache. Beim Tenor gefielen mir die ZZ und JaVa doch besser. Da haben die Flying Goose nicht ganz optimal gepasst, Sound muffiger, Ansprache schwerer. Bei dem Alt (Jazz) mit dem Standartmundstück (ein Meyer-Clon) hielt es sich die Waage, da würde ich ehrlich sagen, dass es nur noch eine Frage des Geschmacks ist. Zuletzt habe ich noch mit meinem Lion’s Roar getestet, dass speziell auch für die Verwendung mit Tenorblättern konzipiert wurde. Hier haben die Flying-Goose Altoblätter nicht so gefunzt dafür die Tenorvariante um so besser. Warum ist das so? Ich vermute, dass das mit der Bahnlänge der Mundstücke und dem recht kurzen Ausschnitt der Flying Goose Blätter zu tun hat.
Bei meinem französischem Klassikmundstück (also kürzere Bahn) haben die Vandoren Jazzblätter nicht wirklich funktioniert, das Klassik ging wie es sollte und die Flying Goose gingen ab. Dafür waren die ZZ und JaVa beim Tenor-Jazz MPC und dem Lion’s Roar (lange Bahn) deutlich besser. So würde sich auch erklären, warum die Tenorblätter sehr gut auf meinen AltojazzMPCs gehen.
Bei den Sopranblättern ist der Ausschnitt eher normal lang.

Anhand des Schnittes konnte man es erahnen, es handelt sich um ein „Jazzblatt“. Wie die JaVa und die ZZ, zeichnet es sich durch eine sehr schnelle Ansprache aus und es ist verhältnismäßig laut.

Klang

Das ist eigentlich auch wieder eine sehr subjektive Sache, aber mehr dazu hier. Die Vandorenblätter dürften den meisten Saxophonisten ja bekannt sein. Das Klassik klingt klassisch, also rund/homogen und eher dunkel. Die ZZ sind heller, resonanter, lauter und JaVa sind ähnlich hell, empfinde sie aber als moderner mit einem gewissen „Buzz“.
Die FlyingGooseBlätter sind dem JaVa am ähnlichsten. Sie dürften nicht jedermanns Geschmacks sein, das sie für mein Empfinden noch moderner ausfallen, (teilweise fast schon poppig), der „Buzz“ ist deutlich ausgeprägter, wodurch es natürlich auch deutlich Charakter hat. Es ist zwar hell, aber nicht zu sehr und ich finde das recht viel Sound/Lautstärke raus kommt. Wer einen „Pornosound“ für die Mädels sucht, könnte hier vielleicht fündig werden.
Daher ging es auf meinem KlassikSetup, obwohl es sehr gut ansprach, nicht.
Auf dem Sopran und die Tenorblätter auf dem Lion’s Roar hat mir es eigentlich ganz gut gefallen.

Fazit

Also ich werde jetzt nicht auf Flying Goose wechseln. Erstens gefielen mir zwar einige Kombination ganz gut, aber wie Rollins, Coltrane oder Parker klinge ich damit auch nicht. Zweitens bin ich überzeugter Kunststoffblattspieler. Aber ich muß gestehen, die Blätter sind deutlich besser als erwartet und sie stinken nicht gegen die Vandorenblätter ab, kosten dabei weniger als die Hälfte! Das ist eigentlich DAS Argument, warum man diese mal ausprobieren sollte. Vielleicht ist es auch etwas für Leute, die sich mal am Schnitzen ausprobieren möchten.
Ich möchte auch nochmal erwähnen, dass für diesen Test über 50 Blätter im Vergleich vorlagen, weshalb ich sehr systematisch an die Sache ging. Man kann also nicht jedes Blatt auf alles prüfen, was meiner Ansicht nach auch nicht viel Sinn macht. Wie der Test schon gezeigt hat, verhält sich jede Mundstück, Mund und Blattkombination anders.

Interessant halte ich diese Blätter für diejenigen, die einen modernen Jazzsound suchen aber ein Mundstück mit kürzerer Bahn haben(gut wenn man dünne Lippen hat) oder Tenorblatter auf dem Alt bevorzugen.
Wenn die Chinesen es nun auch hinbekommen, Saxophone mit dieser Qualität zu fertigen, könnte das Saxspielen bald zu einem bezahlbaren Hobby werden.

Wenn ihr selber schon Erfahrungen mit diesen Blättern gemacht habt, hinterlasst doch einfach einen Kommentar.

Auch nochmal ein großes Dankeschön an Daniel von Reedguard für Sponsoring. Ich hätte auch nichts dagegen, wenn andere Händler und Firmen vielleicht nachziehen 😉

Brancher-Saxophone – die neue Highclass!? (von Volker Kaufmann)

Ich hatte es ja schon angekündigt und hier ist er endlich; der Branchersaxophon Test von Volker Kaufmann. Ich hatte mich da besonders drauf gefreut, da die Branchersaxophone auf den letzten Musikmessen wie eine Bombe einschlugen. Zudem ist damit dieser Blog mal wieder der Sonic zuvor gekommen, denn die hat zu den Branchers noch keinen Test.

Photos werden die Tage nachgereicht!

Die Firma Brancher hatte sich in der Vergangenheit einen Namen durch moderne Mundstücke und Blätter gemacht. Seit 2008 baut Brancher auch Saxophone der Profiklasse. Die Mechanik, die Resonatoren und die Polster werden in Frankreich gebaut. Die Teile werden zur Endmontage nach Taiwan geschickt. In der selben Werkstatt werden die Korpusse gehämmert. Anschließend werden die fertigen Hupen von Pascal Brancher getestet und justiert.

Damals spielte ich noch ein Keilwerthsx90R Tenor und ein TopTone Altsax. Ein neues Altsaxophon mußte her. Auf der Musikmesse in Frankfurt testete ich alle möglichen Firmen an. Eigentlich hatte ich mich schon auf einen Kandidaten festgelegt, dann kam ich an den Stand von Pascal Brancher. Ich probierte ein Altsaxophon im Antiklook aus und das aus Goldmessing.
Verliebt habe ich mich sofort in die Optik des Antiklook. Die Ansprache und der Sound waren eine Klasse für sich.

Die Entscheidung war gefallen. Doch dann machte ich einen echten Fehler. Ich probierte auch noch das Tenor aus. Nach Hause fuhr ich dann mit einer Bestellung von zwei Saxophonen im Antiklook.
Nach gut einem halben Jahr kam dann der Anruf von Chili Notes, dem Brancher Vertrieb für Deutschland, Österreich und die Schweiz.
Endlich waren sie da. Meine zwei neuen Babys.

Beide kamen sie in schwarzen Hartschalenkoffer mit Kunststoffüberzug. Außen an den Koffern sind eine kleine Tasche für CD´s Batterien, Stifte und eine große Tasche in die locker ein Ringbuchordner rein paßt. Zudem Rucksackgarnitur und Regenüberzug. Innen ein großes Fach für Kleinteile, eins für den S-Bogen und ein Loch fürs Mundstück.Das Saxophon liegt perfekt in dem Koffer. Damit schickt man es auch mit gutem Gewissen im Flugzeug auf reisen.
Allerdings haben solche Koffer auch einen Nachteil. Man packt viel zu viel rein, mit dem Ergebnis, daß er einfach zu schwer wird. Deshalb ist bei meinem Tenorkoffer auch schon der Griff etwas eingerissen. Also doch besser wenigstens den Notenständer extra tragen.

Die Ausstattung der Saxophone ist einmalig.
Zwei unterschiedliche S-Bögen, beide in schwarzen Samtsäckchen untergebracht, Durchzugswischer für Korpus und S-Bogen, ein Brancher-Luxus Halsgurt, 2 Packungen Brancherblätter und ein Branchermundstück aus Kautschuk oder Metall nach Wahl (mit Cartier-Schraube). Ich kenne sonst keinen anderen Hersteller, der professionelle Mundstücke beipackt.
Natürlich werden einige wieder sagen, daß die Profis, die so ein Horn bestellen schon ihre eigenen Mundstücke haben und das nicht brauchen, aber da zum Kundenstamm für Highclasssaxophone auch sehr viele Hobbymusiker gehören halte ich diese Mundstücke für sehr passend. Außerdem kann man die Mundstücke, wenn sie einem nicht gefallen ja immer noch weiterverkaufen.

Für den Antiklook werden die fertigen Korpusse sandgestrahlt, lackiert und dann gebürstet. Der höhere Arbeitsaufwand muß leider auch extra bezahlt werden. Das ganze macht etwa 400 Euro aus im Vergleich zum Goldlack.
Auf dem Schallbecher ist eine florale Gravur und seitlich eingelasert das Brancherlogo.
Das selbe Logo wurde auch per Laser in die S-Bögen eingebrannt.
Der Daumenhaken ist aus Metall und die Daumenauflage für die linke Hand aus Kunststoff.
Die Klappen sind mit echten Perlmutteinlagen die eingeklebt sind. Bei der Gis-Klappe und der seitlichen Fis-Klappe, bin ich mir da nicht so sicher, ob es sich dabei auch um Perlmutt handelt.
Die Polster sind mit Heißkleber eingeklebt.
Beim Altsaxophon sind die Tief H-Klappe und die C-Klappe mit Doppelärmchen ausgestattet. Beim Tenor sind alle tiefen Klappen, außer der Cis-Klappe mit Doppelärmchen ausgestattet.

Eines der besondersten Merkmale und vielleicht die große Inovation bei diesen Hörner ist, dass die Resonatoren aus massiven Messingblöcken ausgefräst und werden mit der Klappe verschraubt sind. Sie haben somit einen maximalen Durchmesser, das heißt, größer könnten die nicht sein. Sie füllen das Tonloch fast komplett aus und verlaufen Beckenförmig. Dadurch wird erreicht, daß bei geschlossenen Klappen die Resonanz erhöht wird und bei geöffneten Klappen die Projektion und die Kraft im Klang verstärkt.

Die Hörner sind handgehämmert und es wird dickeres Material verwendet, als bei den meisten anderen Herstellern, was natürlich das Gewicht auch etwas in die Höhe treibt, aber den Sound positiv beeinflußt. Der Schalltrichter ist auch größer geformt als üblich. Anscheinend ein weiterer Vertreter in dem wieder modernen BigBelltrend.

Aufgrund des höheren Gewichtes wurde beim Tenor eine zusätzliche Verstrebung eingebaut. Bei dem Prototypen, wo dieses noch fehlte, war während des Transportes die Schrauben abgebrochen.
Die Böckchen sind auf Montagebänder gelötet, wie bei den meisten modernen Hörnern.
Natürlich sind Einstellschrauben zur Feinjustage für die Klappen der rechten und linken Hand vorhanden.

Verarbeitung

Die S-Bögen passen perfekt und lassen sich tadellos feststellen. Es gibt nirgends unnötiges Spiel.
Beim Tenor wurde am Zapfen für die obere Oktavklappe nachgelötet, leider erst nach dem Lackieren, was nicht gerade sehr schön aussieht und in dieser Preisklasse nicht sein dürfte.
Was mir nicht gefiel, war, daß sämtliche Federn zu lasch eingestellt waren. Auf Nachfrage wurde mir gesagt, daß das von Pascal Brancher absichtlich so gemacht wurde, damit der Käufer selbst entscheiden kann, wie stark er die Federspannung haben möchte und die Federn nicht unnötig oft hin und her gebogen werden müssen. Wohl Ansichtssache, ob man das gut finden soll oder nicht.

Anspieltest

Die ersten Worte nach den ersten paar Tönen sind fast immer:“WOW, geht das ab“.
So war es auch bei mir. Der Sound ist eine Mischung aus Keilwerth SX90R und Selmer MK6.
Das heiß, so offen und röhrend wie ein SX90 und trotzdem zentriert und nörgelnd wie ein MK6.
Blaswiderstand ist kaum vorhanden, aber immer noch genug um sich wohl zu fühlen.
In den Tiefen spricht es einfach nur Butterweich an, egal ob mit Vollgas oder pianissimo. So geht es weiter bis zum Hoch Fis. Die Flagoletts spielen sich, wie das normale Register.

Aber was sagt das Stimmgerät dazu?Im Prinzip sagt es das, was man fühlt. Man fühlt, was das Handling angeht, ein MK6. Will heißen E2 etwas zu hoch. Allerdings auch nur minimal. Ansonsten alles im Grünen Bereich.

Das ist wohl auch der Grund, warum alteingesessene MK6 Spieler sagen, daß die Brancher die besten MK6 sind, die sie jemals in der Hand hatten.

Bei dem zweiten S-Bogen ändert sich die Stimmung überhaupt nicht. Dieser bietet aber mehr Blaswiderstand und klingt insgesamt braver. Also schnell mal das klassische Mundstück drauf. Und tatsächlich wird damit dieser Tiger von einem Saxophon zu einem Schmusekätzchen und einem durchaus klassischen Horn. Mir wäre ein noch engerer S-Bogen als Zweitbogen lieber. Aber vielleicht kommt das ja auch noch.

Interessant sind auch die Soundunterschiede bei den Finishes.Vor kurzem hatte ich ein Goldlacktenor in den Händen. Obwohl die Hörner absolut Baugleich sind, ist der Unterschied doch erheblich. Durch den Goldlack klingt das Saxophon wärmer und muffeliger, insgesamt braver als der Antiklook. Ansonsten waren Ansprache und Verhalten gleich.

Fazit

Pascal Brancher baut nicht nur Mundstücke der Spitzenklasse, jetzt auch noch absolute Spitzensaxophone. Angeboten werden sie in verschiedenen Finnishes, die zum Teil sehr stark den Sound der Hörner ändern.

Knapp 5000 Euro für das Tenor und 4000 für das Alt jeweils im Antiklook sind natürlich keine Schnäppchen und ob ein teilweise in Taiwan hergestelltes Saxophon so teuer sein muß sei mal dahingestellt. Allerdings allein schon durch das mitgelieferte Zubehör relativiert sich dieser Preis. Außerdem hat man ein Designerhorn der absoluten Oberklasse.

Pascal Brancher ist es gelungen ein Saxophon zu bauen, daß mit den 4 Großen nicht nur mithalten kann. Es stellt sie meiner Meinung nach auch absolut in den Schatten.


Volker Kaufman

Auch Volker Kaufmann lernte ich über die einschlägigen Foren kennen und schnell stellten wir fest, dass wir auf einer Wellenlänge liegen. Deshalb gängeln wir uns auch regelmäßig und so konnte ich ihn als weiteren Gastschreiber für meinen Blog gewinnen.
Volker muszierte schon als kleiner Stepke im örtlichen Spielmannszug und Musikverein. Seine ersten Griffe auf dem Sax zeigte ihm seine Mutter den Rest lernte er bei Bastian Fiebig und avoncierte zu einem seiner Spitzenschülern.
Zwar lernte er Chemisch-technischer und Umwelt-technischer Assistent beschloss dann aber selbstständig zu sein.
Als freischaffender Musiker ist er im Pfälzer Raum unterwegs (Kuseler Musikantenland) und unterrichtet auch Saxophon, Klarinette und Querflöte. Zudem hat er als Organist die Prüfung zum Chorleiter und Kirchenmusiker abgelegt.
Mit seinen diversen Projekten folgten Auftritte mit Heinz Glass(Epitaph), Rüdiger Baldauf(TVTotal Band), Max Greger jr., Hugo Strasser, Alex Auer(Söhne Mannheims), DJ Marco Sönke.
Hier geht’s zu seiner Seite.

Artikel von Volker Kaufmann:
Branchersaxophone – die neue Highclass!?

 

Die Firma Brancher hatte sich in der Vergangenheit einen Namen durch moderne Mundstücke und Blätter gemacht. Seit 2008 baut Brancher auch Saxophone der Profiklasse. Die Mechanik, die Resonatoren und die Polster werden in Frankreich gebaut. Die Teile werden zur Endmontage nach Taiwan geschickt. In der selben Werkstatt werden die Korpusse gehämmert. Anschließend werden die fertigen Hupen von Pascal Brancher getestet und justiert.

 

Damals spielte ich noch ein Keilwerthsx90R Tenor und ein TopTone Altsax.

Ein neues Altsaxophon mußte her.

Auf der Musikmesse in Frankfurt testete ich alle möglichen Firmen an.

Eigentlich hatte ich mich schon auf einen Kandidaten festgelegt, dann kam ich an den Stand von Pascal Brancher.

Ich probierte ein Altsaxophon im Antiklook aus und das aus Goldmessing.

Verliebt habe ich mich sofort in die Optik des Antiklook. Die Ansprache und der Sound waren eine Klasse für sich.

Die Entscheidung war gefallen. Doch dann machte ich einen echten Fehler. Ich probierte auch noch das Tenor aus. Nach Hause fuhr ich dann mit einer Bestellung von zwei Saxophonen im Antiklook.

 

 

Nach gut einem halben Jahr kam dann der Anruf von Chili Notes, dem Brancher Vertrieb für Deutschland, Österreich und die Schweiz.

Endlich waren sie da. Meine zwei neuen Babys.

 

 

Beide kamen sie in schwarze Hartschalenkoffer mit Kunststoffüberzug. Außen an den Koffern sind eine kleine Tasche für CD´s Batterien, Stifte und eine große Tasche in die locker ein Ringbuchordner rein paßt. Zudem Rucksackgarnitur und Regenüberzug.

Innen ein großes Fach für Kleinteile, eins für den S-Bogen und ein Loch fürs Mundstück.

Das Saxophon liegt perfekt in dem Koffer. Damit schickt man es auch mit guten Gewissen im Flugzeug auf reisen.

 

Allerdings haben solche Koffer auch einen Nachteil. Man packt viel zu viel rein, mit dem Ergebnis, daß er einfach zu schwer wird. Deshalb ist bei meinem Tenorkoffer auch schon der Griff etwas eingerissen.

Also doch besser wenigstens den Notenständer extra tragen.

 

Die Ausstattung der Saxophone ist einmalig.

Zwei unterschiedliche S-Bögen, beide in schwarzen Samtsäckchen untergebracht, Durchzugswischer für Korpus und S-Bogen, ein Brancher-Luxus Halsgurt, 2 Packungen Brancherblätter und ein Branchermundstück aus Kautschuk oder Metall nach Wahl (mit Cartier-Schraube). Ich kenne sonst keinen anderen Hersteller, der professionelle Mundstücke beipackt.

Natürlich werden einige wieder sagen, daß die Profis, die so ein Horn bestellen schon ihre eigenen Mundstücke haben und das nicht brauchen, aber da zum Kundenstamm für Highclasssaxophone auch sehr viele Hobbymusiker gehören halte ich diese Mundstücke für sehr passend. Außerdem kann man die Mundstücke, wenn sie einem nicht gefallen ja immer noch weiterverkaufen.

 

Für den Antiklook werden die fertigen Korpusse sandgestrahlt, lackiert und dann gebürstet.

Der höhere Arbeitsaufwand muß leider auch extra bezahlt werden. Das ganze macht etwa 400 Euro aus im Vergleich zum Goldlack.

Auf dem Schallbecher ist eine florale Gravur und seitlich eingelasert das Brancherlogo.

Das selbe Logo wurde auch per Laser in die S-Bögen eingebrannt.

Der Daumenhaken ist aus Metall und die Daumenauflage für die linke Hand aus Kunststoff.

Die Klappen sind mit echten Perlmutteinlagen die eingeklebt sind. Bei der Gis-Klappe und der seitlichen Fis-Klappe, bin ich mir da nicht so sicher, ob es sich dabei auch um Perlmutt handelt.

Die Polster sind mit Heißkleber eingeklebt.

Beim Altsaxophon sind die Tief H-Klappe und die C-Klappe mit Doppelärmchen ausgestattet. Beim Tenor sind alle tiefen Klappen, außer der Cis-Klappe mit Doppelärmchen ausgestattet.

 

Eines der besondersten Merkmale und vielleicht die große Inovation bei diesen Hörner ist, dass die Resonatoren aus massiven Messingblöcken ausgefräst und werden mit der Klappe verschraubt sind. Sie haben somit einen maximalen Durchmesser, das heißt, größer könnten die nicht sein. Sie füllen das Tonloch fast komplett aus und verlaufen Beckenförmig. Dadurch wird erreicht, daß bei geschlossenen Klappen die Resonanz erhöht wird und bei geöffneten Klappen die Projektion und die Kraft im Klang verstärkt.

Die Hörner sind handgehämmert und es wird dickeres Material verwendet, als bei den meisten anderen Herstellern, was natürlich das Gewicht auch etwas in die Höhe treibt, aber den Sound positiv beeinflußt. Der Schalltrichter ist auch größer geformt als üblich. Anscheinend ein weiterer Vertreter in dem wieder modernen BigBelltrend.

 

Aufgrund des höheren Gewichtes wurde beim Tenor eine zusätzliche Verstrebung eingebaut. Bei dem Prototypen, wo dieses noch fehlte, war während des Transportes die Schrauben abgebrochen.

Die Böckchen sind auf Montagebänder gelötet, wie bei den meisten modernen Hörnern.

Natürlich sind Einstellschrauben zur Feinjustage für die Klappen der rechten und linken Hand vorhanden.

 

 

Verarbeitung

 

 

Die S-Bögen passen perfekt und lassen sich tadellos feststellen. Es gibt nirgends unnötiges Spiel.

Beim Tenor wurde am Zapfen für die obere Oktavklappe nachgelötet, leider erst nach dem Lackieren, was nicht gerade sehr schön aussieht und in dieser Preisklasse nicht sein dürfte.

 

Was mir nicht gefiel, war, daß sämtliche Federn zu lasch eingestellt waren. Auf Nachfrage wurde mir gesagt, daß das von Pascal Brancher absichtlich so gemacht wurde, damit der Käufer selbst entscheiden kann, wie stark er die Federspannung haben möchte und die Federn nicht unnötig oft hin und her gebogen werden müssen.

Wohl Ansichtssache, ob man das gut finden soll oder nicht.

 

 

Anspieltest

 

Die ersten Worte nach den ersten paar Tönen sind fast immer:“WOW, geht das ab“.

So war es auch bei mir. Der Sound ist eine Mischung aus Keilwerth SX90R und Selmer MK6.

Das heiß, so offen und röhrend wie ein SX90 und trotzdem zentriert und nörgelnd wie ein MK6.

Blaswiderstand ist kaum vorhanden, aber immer noch genug um sich wohl zu fühlen.

In den Tiefen spricht es einfach nur Butterweich an, egal ob mit Vollgas oder pianissimo.

So geht es weiter bis zum Hoch Fis. Die Flagoletts spielen sich, wie das normale Register.

 

Aber was sagt das Stimmgerät dazu?

Im Prinzip sagt es das, was man fühlt. Man fühlt, was das Handling angeht, ein MK6.

Will heißen E2 etwas zu hoch. Allerdings auch nur minimal. Ansonsten alles im Grünen Bereich.

Das ist wohl auch der Grund, warum alteingesessene MK6 Spieler sagen, daß die Brancher die besten MK6 sind, die sie jemals in der Hand hatten.

 

Bei dem zweiten S-Bogen ändert sich die Stimmung überhaupt nicht. Dieser bietet aber mehr Blaswiderstand und klingt insgesamt braver. Also schnell mal das klassische Mundstück drauf.

Und tatsächlich wird damit dieser Tiger von einem Saxophon zu einem Schmusekätzchen und einem durchaus klassischen Horn.

Mir wäre ein noch engerer S-Bogen als Zweitbogen lieber. Aber vielleicht kommt das ja auch noch.

Interessant sind auch die Soundunterschiede bei den Finishes.

Vor kurzem hatte ich ein Goldlacktenor in den Händen. Obwohl die Hörner absolut Baugleich sind, ist der Unterschied doch erheblich. Durch den Goldlack klingt das Saxophon wärmer und muffeliger, insgesamt braver als der Antiklook.

Ansonsten waren Ansprache und Verhalten gleich.

 

 

Fazit

 

Pascal Brancher baut nicht nur Mundstücke der Spitzenklasse, jetzt auch noch absolute Spitzensaxophone. Angeboten werden sie in verschiedenen Finnishes, die zum Teil sehr stark den Sound der Hörner ändern.

 

Knapp 5000 Euro für das Tenor und 4000 für das Alt jeweils im Antiklook sind natürlich keine Schnäppchen und ob ein teilweise in Taiwan hergestelltes Saxophon so teuer sein muß sei mal dahingestellt. Allerdings allein schon durch das mitgelieferte Zubehör relativiert sich dieser Preis. Außerdem hat man ein Designerhorn der absoluten Oberklasse.

Pascal Brancher ist es gelungen ein Saxophon zu bauen, daß mit den 4 Großen nicht nur mithalten kann. Es stellt sie meiner Meinung nach auch absolut in den Schatten.

 

 

über klassische Mundstücke

Eines vorweg, im Klassikbereich bin ich Anfänger, weshalb dieser Testbericht eher oberflächlicher Natur ist. Ich würde mir nicht anmaßen hier eine Expertise zu schreiben. Dennoch möchte ich meine Erfahrungen zu meiner Mini-Klassikmundstück-Odyssee teilen (hier geht’s zur großen Mundstücksodyssee).

Da ich nun an der HfK Bremen jetzt klassischen Saxophonuntericht habe, brauche ich nun auch ein echtes Klassikmundstück. Das Lion’s Roar hat zu viele jazzige Subtones und Nebengeräusche und das Cannonballmundstück ist zu poppig. Zwar hatte ich noch ein gutes Selmer S80 MPC, aber mit der Bahnöffnung F (ca. 7) viel zu offen für ein seriöses und leichtgängiges Klassik-MPC und zudem ist es mir mal runter gefallen und an der Spitze etwas abgebrochen.

Gerade in der Klassik sind die Ansprüche an Tonkontrolle und richtigem Klang (bewußt vermeide ich hier das Wort „Sound“) sehr hoch. Der klassische Klang ist nicht so ausufernd wie ein Jazzsound. Schlanker, kompakter, homogener, ausgeglichener, sanfter, lyrischer. Oft erinnert der Klassikklang an Streicher. Das hat so auch seinen Sinn, dass es in Blasorchester der Saxsatz das Klangspektrum der Seiteninstrumente abdecken muß.
Da ist es irgendwie klar, dass man da ein passendes Mundstück braucht mit deutlich kleinerer Bahnöffnung.
Aber es gibt dort auch diverse Kontroversen, wie genau denn ein klassisches Saxophon klingen muß und was man für Equipment spielen muß.
Aber da will ich mich nicht einmischen und bin froh, dass man als Jazzer klingen kann wie man will und sagt, „das ist mein Sound“. Wenn es da nicht die JazzPolizei gäbe, die auch so ihre Vorstellungen hat, wie genau alles sein müßte….

Nun ja, die Übergangslösung war mal wieder mein Yamaha 4c. Damit ging vieles wie es gehen sollte. Nur mußte ich wieder auf Blattsuche, was ich immer am frustrierensten finde. Kaum hat man ein gutes Blatt gefunden, hat man es aus Versehen kaputt gemacht. Also habe ich in meiner Blattkiste gewühlt und stellte fest, dass ich fast nur Jazzblätter hatte und ein paar blaue Vandoren, derentwegen – oder besser gesagt, wegen den Frust über diese inhomogenen Blätter – ich auf Kunststoff gewechselt habe. Jedoch haben Klassikblätter auf Klassikmundstücken einen Sinn, denn der French Cut (auch „filed“ genannt) passt besser zu den meist kürzeren Bahnlängen.
Die AW’s gingen, nur fehlte mir die richtigen Stärken oder sie waren schon zu alt (merkwürdigerweise sind diese ausgewiesenen Klassikblätter unfiled), die Alxander Superial waren mir zu plärrig, die teueren Ricoreserve habe ich jetzt noch nicht testen können, Gonzales war mir zu jazzig und da es sonst nicht viel gibt bin ich jetzt doch wieder (erstmal) bei Vandoren Blau gelandet.

Das Yamaha 4c ist besser als sein Ruf und obwohl es jetzt vielleicht gereicht hätte ist es auf Dauer doch etwas limitiert weshalb ich nun auch wieder auf Mundstücksuche ging.
Im Gegensatz zum Jazz-MPC-Markt ist der Klassikmarkt glücklicherweise/leider sehr überschaubar. Klassische Rascher-, Buescher-, Connmundstücke sind rar und Exoten. Normalerweise findet man in den Läden nur Vandoren oder Selmer.

Selmer ist (oder war?) das Maß der Dinge wenn es um Klassik geht. Viele weinen alten (besseren?) Zeiten nach. Nicht nur beim Sax auch bei den Mundstücken wie z.B. das „Airflow“. Selmer scheint ein Faible für ungewöhnliche Innenleben wie die Quadratische Kammer haben. Ich bin nicht so ein Fan davon, da Kanten im MPC immer zu Brüchen im Frequenzspektrum nach oben (also es heller und plärrender machen) führen. Interessanterweise hat auch das Yamaha eine quadratische Kammer, nur nicht ganz so extrem.
Selmer führt 3 Mundstücke die für Klassik ausgeschrieben sind. Das weit verbreitete S80, das nicht so verbreitete S90 und noch ein Klassikmetall Variante. Metall will ich diversen Gründen nicht mehr und das S90 wird schon von Selmer als moderner, direkter Allrounder u.a. auch für Pop beschrieben. Das S80 hatte ich schon in einer F-Öffnung und war eigentlich ein sanfter Allrounder (auch gerade wegen der größeren Öffnung). Am meisten benutzt von Klassikern ist das S80 C*. Auch wird dieses gerne Anfängern empfohlen als einfach zu spielendes Allroundmundstück. Das kann ich gar nicht nachvollziehen. Erstens ist es nicht billig, zweitens steht Selmer (zurecht) im Ruf nicht wirklich Konstant (siehe unten) zu sein (ein Anfänger kann nicht beurteilen, ob er nun ein gutes oder schlechtes MPC ergattert hat), drittens ist es ein deutliches Klassik MPC (also nix Allround) zuletzt ist C* sehr geschlossen und wenn man später Jazz machen möchte (min 80% aller Saxophonisten), sollte man sich schon am Anfang gewöhnen, schon etwas Luft beim Blasen zu verbrauchen.
Selbst für ein Klassikmundstück ist es mir dann doch zu eng und so habe ich mir ein C** und ein D besorgt.

Bei Vandoren (die andere Größe im Klassikbereich) gelten als Klassikmundstücke das V5 und das Optimum. Hier muß man ein wenig bei den Größenangaben aufpassen, denn ein A27 ist geschlossener als ein A20. Die Nummerierung ist Kreuz und Quer da es auch noch Unterschiede in der Bahnlänge gibt. Also einen sorgfältigen Blick in die Broschüren werfen. Getestet habe ich ein V5 A28 und A15 und ein Optimum AL4.
(Eine gute Liste zum Vergleichen von Mundstücköffnungen findet ihr bei den kenneswerten Webseiten)

Wie praktisch wenn meinen Saxhändler seines Vertrauens hat zu den man hingehen kann und testen (Wehe jemand denkt jetzt an Thomann). Also ging ich zum KlarinettenMüller der einige Vandoren und Selmermundstücke hatte.  Ich konnte Sie „kurz“ im Laden anspielen (als Musikladenangestellter brauch man manchmal ’ne Menge Nerven) und das was ich genauer untersuchen wollte konnte ich dann auch eine Woche zum testen mitnehmen. Das ist der Vorteil an den kleinen Läden also unterstützt eure Lokal Dealer.

Zu den Qualitätsschwankungen bei Selmer wird ja viel gesagt und auch hier wieder so ein Fall. Das C** war unspielbar. Kein Ton konnte man raus bringen. Nach Hörensagen soll wohl die Mundstückproduktion bei Selmer folgendermaßen ablaufen: Hausfrau sitzt an einer Maschine, aus einer Kiste nimmt sie einen Rohling, setzt diesen ein, zieht einen Hebel, Ratsching, und schmeißt das Mundstück in eine andere Kiste. Irgendwie ist klar, dass bei der Auftragsmenge nicht jedes Mundstück ausgiebig angetestet und nachbearbeitet wird und so kommt es dann zu solchen Nieten. Aber ob dann noch ein Preise von ca. 150 Euro gerechtfertigt sind, ist eine andere Frage. Wahrscheinlich war beim C** der Tisch nicht plan und/oder die Bahnen nicht symmetrisch.
Das S80 D war Ok, aber im Vergleich zu dem Mundstück, dass ich dann am Ende genommen habe, kam da zu wenig raus. Außerdem wollte ich einen sehr runden, warmen und weichen Klassikklang und das Selmer klang mir auch zu selmerig.
Interessant ist auch die Blattschraube, die neuerdings jetzt bei den Selmermundstücken dabei ist. Zwar geht sie in der Tat besser als die normale aber wirklich überzeugt hat sie mich nicht. Vielleicht liegt es daran, dass die Auflagestreben quer zur Schwingungsrichtung sind oder daran, dass der alte „traditionelle“ Selmerstyle verlorgen gegangen ist. Man hat mir gesagt, dass die meisten Kunden die alte Variante bevorzugen.

Über die Qualität von Vandoren kamen mir noch nie Klagen zu Ohren und auch kann hier nichts bemängeln. Mit um die 100 Euro ist der Preis auch sehr im Rahmen. Das Optimum war schnell aus dem Rennen. Nicht weil es schlecht ist sondern weil es nicht meinen Vorstellungen eines klassischen Klangs entsprach. Ich würde sagen, dass es ein ideales Allroundmundstück für französische Radiomusiker ist.
Von den V5 Mundstücken hatte ich zuerst das A28 getestet und war verwundert, warum das so schwer bei mir ansprach. Trotz verschiedenster Blätter ging es nie wirklich leicht. Mit dem Mundstück war alles in Ordnung (hatte noch ein gleiches zum Vergleich spielen können).
Das V15 ging tadellos. Runder eher warmer Klang. Leichte Ansprache und Kontrolle. Und im Vergleich zu allen anderen Mundstücken kam da auch am meisten raus. Alles so wie ich wollte weshalb ich es dann letztendlich auch gekauft habe.
Der Hauptunterschied zwischen dem A15 und dem A28 war die Bahnlänge. Anscheinend funktionieren aufgrund meiner etwas dickeren Lippen („Jazzlips“) kürze Bahnen nicht bei mir. Das war so für mich auch eine neue Erkenntnis und es ist gut so etwas zu wissen. Also wenn es die Möglichkeit verschiedener Bahnlängen gibt bei einer Marke, sollte man dieses durchaus auch mal ausprobieren.
Leider sind bei den Vandoren-MPCs keine Schrauben dabei. So muß man sich diese Extra kaufen. Z.B. die Vandoren Optimum für min. 50€.  Tja, leider passt diese auch sehr gut zu dem Vandorenmundstücken. Zum Glück hatte ich so eine schon in der Schublade.

Nun wie schon gesagt, die Auswahl an Klassikmundstücken ist minimal. Es dürfte ruhig mehr auf dem gängigen Markt sein, aber vielleicht ist für die Klassik einfach zu wenig Nachfrage. Andererseits hat es mir eine größere und Längere Suche erspart. Die Qualität von Selmer war eher enttäuschend (man hätte es ahnen können), dafür war Vandoren wieder einmal empfehlenswert. Sehr erhellend war für mich die Erfahrung mal wieder mit Mundstücken mit kleineren Bahnöffnungen und -längen zu tun gehabt haben.

Die Smart Cap – Intelligente Kappen für das Mundstück?

Ich hatte es im großen Blattschraubenreport angekündigt, hier ist der große Mundstückkappentest!

Naja, bleiben wir mal auf dem Boden. Dennoch die Mundstückkappe ist ein unterschätztes „Gadget“, schützt es doch das so empfindliche Blatt. Gute Lösungen sind selten und bei den meisten highclass Ligatures passen die normalen Metallkappen nicht.

Die Plastikkappen von Rovner, die bei den Lederschrauben dabei sind, haben so die Angewohnheit schnell zu brechen . Einige Kappen sind mehr als unförmig und sperrig, also nichts für die Hosentasche.
Und ob man es glaubt oder nicht, die Metallkappen zu der Vandoren Optimum kosten bis zu 60 Euro!
Dabei geht es auch anders, wie man bei der geschickten Lösung von Ligaphon sehen kann. So flach, passt es auch in die Hemdtasche.

Eine Alternative gibt es, die Smart Cap von Francouis Louis. Außerdem in verschiedenen Farben!  Auch wenn die Kappe (wahrscheinlich) keinen Einfluß auf den Klang hat, mag vielleicht ein Test dennoch sinnvoll sein, weil sie die einzige Kappe (zur Zeit) auf dem Markt ist, die blattschraubenunabhängig auf dem Mundstück sitzen kann.

Es gibt die Smart Cap in drei Größen und fünf Farben, damit man etwas passendes für sich finden kann. Die Farbwahl überzeugt nicht wirklich. Standart schwarz, normales Rot und Blau und eigentlich sehr häßliches Türkis und Beige. Ich habe den Francouis mal auf einer Musikmesse kennen gelernt und irgendwie kamen wir auf das Thema. Tatsächlich hat das Beige sogar irgendeine Bewandnis. Da wir uns auf französisch unterhielten habe ich nicht alles verstanden, es ging irgendwie darum, dass diese Kappe farblich zum Beigen DeJaques-Gurtes seines Freundes passte.
Das mit den Größen ist so eine Sache. Die „Ärmchen“ müssen zum Mundstückumfang passen, sonst hält bzw. passt nicht. Zwar gibt es für den Fall, dass das Mundstück zu schlank ist, so kleine Gummischlaustulpen, nur halten die nicht auf den Ärmchen und gehen sofort verloren. Früher gab’s statt den Gummistulpen Korkstreifen die man einkleben konnte. Das war eigentlich durchaus besser, nur klebten die nicht gut und gingen schnell wieder ab. Ich habe einfach nen guten Sekundenkleber genommen, dann haben die gehalten. Aber wie gesagt, leider gibt es die nicht mehr, weshalb man sich jetzt selber etwas baseln muß, was man unter die Ärmchen kleben kann, wenn diese etwas zu weit für das Mundstück sind. Aber Optimal ist es nur, wenn die Kappe so schon auf das MPC passt.
Leider ist das bei nur drei Größen etwas schwierig. Die Kleine (I) halte ich für verfehlt. Zwar passen die Ärmchen auf Sopran HR MPCs (HR=HardRubber=Kautschuk, MPC=Mouthpiece=Mundstück), jedoch ist die Kappe deutlich länger als der Sopranblattausschnitt, steht also über und hält nicht gut. Da hatte man wohl auch an Metallalto MPCs gedacht. Nur ist die Kappe I eigentlich etwas zu schmal für Altoblätter (warum das ein Problem ist, dazu komme ich später). Mir bleibt schleierhaft, wofür also die kleine Variante passend sein soll, denn schon für KlarinettenMPCs sind die Ärmchen zu eng.
Größe II passt ideal auf Alto HR MPCs und vielleicht noch auf breitere TenorMetallMPCs. Für Klarinette ist sie zu lang.
Die Größte (III) passt auf gängige TenorHRMPCs.

Ein besonderer Clou der Smart Cap ist das Filzkissen auf der Blattseite. Dieses ist zum naß machen gedacht und soll so das Blatt feucht halten. Ein kleiner aber wirksamer Trick, damit die Blätter in Spielpausen nicht eintrocknen. Professionelle Doubler wissen es zu schätzen.

Ein weiteres Kappenproblem ist, dass man nie weiß wohin damit. Die skurrile Form bietet diverse kreative und spleenige Möglichkeiten dafür (siehe Photos). Ein grelle Farbe sorgt zudem dafür, dass man sie nicht so schnell verliert.

Jedoch kann ich die Kappe nicht uneingeschränkt empfehlen, da sie doch ein paar kleine Mankos. Neben der bescheidenen Farbauswahl, sitzt die Kappe auch wenn sie optimal passt nicht so fest wie man es gerne hätte. Auch ungeschickt ist die Rundung innen dort wo die Blattspitze ist. Dadurch kann es in Einzelfällen kommen, dass die Ecken des Blattes nach oben gebogen werden, was zu einer Verschlechterung der Ansprache des Blattes führen kann. Im Gegensatz dazu ist die Kappe der Ligaphone an der Stelle plan; das Blatt kann also nicht „wellen“.

Dennoch ist eine Smart Cap immer besser als gar keine Cap und mit 4,60€ auch nicht wirklich teuer. Sie ist fast überall erhältlich, wo es auch die Francois Louis Ultimate Ligature gibt. Jedoch die bunten Kappen habe ich bisher bei Mike Duchsteins Saxophon-Service erblickt. In gewissen Kreisen ist daher das Nachfragen bei Mike, ob sie bunte Kappen haben, ein beliebter Insider. Daneben, dass sie als einzige die bunten Kappen ist auch deren Lieferserice besonders.Ich hatte am Dienstag gegen Mittag bei ihnen anrufen und schon am nächsten Tag um 9 war das Paket da. Wenn das mal kein Saxophon-Service ist.

3 Koffer im vergleichenden Alltagstest

Heute werde ich drei meiner Koffer mal genauer unter die Lupe nehmen und vergleichen. Obwohl ich drei bestimmte Cases teste, ist dieser Artikel doch eher als allgemeiner Test und Ratgeber zu diesem Thema zu verstehen.
Die heutigen Testkandidaten sind das Selmer Lightcase fürs Alto, der Doppelkoffer für Alt und Sopran von Bags und der Formkoffer Pb-305 CT von Protec. Aber ich warne euch vor, der Artikel wird lang, da ich sehr ins Detail gehen werde.

Vielleicht mag für den einen oder anderen ein Koffertest eher banal sein. Aber diejenigen, die viel zu irgendwelchen Proben müssen und eher mit Fahrrad, zu Fuß oder gar öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind, wissen garantiert um die Bedeutung  eines idealen Koffers. Und diejenigen die nachts im winterlichen Leipzig zu Fuß zwei Kilometer irgendwie mit Alt, Tenor, Sopran, Klarinette, diversen Ständern, Noten und Auftrittskleidung marschiert sind, sind wahre Experten im Case-Bereich.

Standard ist eigentlich ein solider eckiger Hartschalenkoffer. In einem hochwertigen Koffer liegt das Sax auch meist sehr sicher geschützt vor Stößen aller Art und gerade die teureren sehen oft sehr edel aus. Es gibt sogar einen Vintagekoffermarkt. Nur finde ich gerade bei den sehr alten die Polsterung oft suboptimal. Ich hatte mal vor einiger Zeit mal billig ein uralt Sopran bestellt. Abgeschickt wurde es als Straight und an kam es als Curved. Lag sehr an dem originalen Koffer.
Allerdings haben die soliden Koffer den Nachteil, dass sie schwer und unhandlich sind. Viele haben keine Möglichkeit oder nur einen einfachen Tragegurt zum Schultern.
Das mag für diejenigen kein Problem sein, die den Koffer in den Kofferraum schmeißen können. Aber für Studenten, Schüler und Jazzer, die anders von zu hause zum Probenort, dann zur nächsten Kneipe und dann nachts zu Fuß oder mit dem Rad zurück müssen, ist das durchaus ein schwer wiegendes Argument.
Zwar gibt es auch die leichten und soften Gigbags, diese bieten aber Meinung nach nicht wirklich viel Schutz. Ich habe sogar schon Fälle erlebt, bei denen sich die Mechanik auf Grund eines Transportes in so einem Gigbag verbogen hatte.

Für einen sehr guten Kompromiss halte ich die formstabilen „Trekking“-Koffer, die es in verschiedensten Varianten gibt. Sie sind formstabil, aber leichter als normale Koffer, meist aus einem strapazierfähigen Material wie Cordura und bieten zum leichten Transport eine Art Rucksacksystem. Das mag vielleicht älteren Herren zu juvial, einigen Klassikern nicht elegant und diversen Jazzern nicht stylisch genug  sein, aber es ist praktisch und sicher. Natürlich nimmt keiner sein Saxophon mit auf eine TreckingTour, jedoch haben sich diese Art Koffer in meinem saxophonistischen Alltag mehr als bewährt.

Die drei Testkandidaten stammen aus dieser Koffergattung. Zwar besitze ich auch diverse normale Koffer, aber über die werde ich nichts schreiben, da es erstens nicht nicht sehr ergiebig wäre und wer kauft sich einen normalen Koffer, wenn der eh schon beim Sax dabei ist.

Teilweise haben meine Cases schon viel mitgemacht. Mein Selmercase habe ich mir damals 2003 zu meiner SIII dazu gekauft. Ja, lange war bei einem Selmer normalerweise kein Koffer dabei. Die Firma meinte halt, dass diese Instrumente eh von Profis genutzt werden und die haben schon ihre Koffer; ich meine, dass Sie so einfach mehr Geld machen können. Die Begründung, warum ich mir damals diesen Koffer gekauft habe war „Wo Selmer drin steckt, muß auch Selmer drauf stehen“…
Den Bags-Doppelkoffer habe ich mir gebraucht gekauft gehabt, da ich zu Quartettproben irgendwie mit zwei Saxophonen kommen mußte. Der Koffer war wohl auch beim Vorbesitzer sehr genutzt worden, wenn man nach den Gebrauchsspuren geht.
Der Protec ist ein aktuelles Weihnachtsgeschenk. Interessanterweise ist er dem P.Mauriat Koffern verblüffend ähnlich (man könnte fast sagen gleich bis auf das Etikett, aber dazu später mehr), weshalb ich durch die Zeit mit meinem P.Mauriat System 76 also schon Erfahrungen mit diesem Case sammeln konnte.
Lustigerweise hat auch die Sonic genau diesen Protec Koffer in ihrer letzten Ausgabe getestet. Ihr könnt nun vergleichen, welchen Test ihr besser findet 😉

Am teuersten ist natürlich der Selmer Koffer für das Alt. 229 bei Thomann. Der Doppelkoffer von Bags liegt allerdings nur knapp mit 4 Euro darunter (bei Saxtoys). Nun ist Bags ja unter den Taschenherstellern ein sehr bekannter Name, auch wenn ich selten wirkliche Begeisterung darüber höre.
Für den Tenorkoffer von ProTec, eine Firma über die ich bisher noch gar nichts gehört hatte, habe ich bei Klarinetten Müller für 136€ erstanden. (Dort ist er natürlich auch übers Internet erwerbbar)
Da nun ein Doppelkoffer nicht mit einem normalen Altocase vergleichbar ist, hier mal nebeneinander die Preise für die Altocases der jeweiligen Firma:
Selmer 229€, Bags ca. 125€, Protec ca. 120. Damit ist klar, dass Selmer wieder über Gut und Böse steht und Protec und Bags ca. auf einer normalen Ebene.

Sicherheit
Das Selmer und Protec Case habe beide eine leichte und dünne, aber sehr stabile Hartschale. Diese ist so belastbar, dass ich mich seit Jahren ohne Bedenken auf meinen Selmer Koffer setze. Der Protec bietet aufgrund seiner Form leider keine bequeme Sitzmöglichkeit.
Der Faktor Sitzkomfort sollte nicht unterschätzt werden. Auf normalen robusten Saxophonkoffern, kann man sich normalerweise ohne Bedenken setzten (sofern man einen normalen BMI hat). Leider haben Tenorkoffer fast schon die Höhe von Barhockern, weshalb sich da nur sehr lange Menschen wie ich mich darauf setzen können. Einen Barikoffer kann man hingegen wieder schon als Bartisch mißbrauchen (war äußerst praktisch, als wir uns im Saxquartett auf dem vollen Weihnachtsmarkt so uns ein kleines Plätzlein für den Glühwein machen konnten).
Dem Bags vertraue ich da allerdings nicht so. Der hat nämlich keine Hartschale sondern scheint einfach nur eine dicke Styroporwand zu haben. Allerdings ist der Doppelkoffer eh sehr klobig und durch die Zwischenwand geht das eigentlich auch. Aber aus irgendwelchen Gründen ist er nicht so bequem wie der Selmer…

Auch das Innenleben ist unterschiedlich. Gemein haben sie nur, dass sie Schaumstoffgepolstert sind. Das Selmer hat ein gutes schwarzgraues Stoffinnenleben, das wie aus einem Guß wirkt, der Bags hingegen ist in einem faderen Schwarz gehalten und die Elemente wirken etwas klotzartig.
Wichtig ist auch, wie formgenau ein Saxophon in dem Koffer drinne liegt. Selmersaxophone liegen natürlich im Selmer Koffer perfekt. Kein Spiel. Aber selbst mein BigBell Cannonball passt noch rein. Aber ob jedes Vintage Instrument reingeht (gerade mit den tiefen Klappen noch links) wage ich zu bezweifeln. Daher beim Kofferkauf immer die Passgenauigkeit im Auge haben.
In den Bagskoffern ist dagegen immer deutlich mehr Luft, so dass möglichst viele Saxophone rein passen. Aber dadurch, so finde ich, haben die Saxophone evtl. zu viel Spiel beim Transport. Gerade wie mein Sopran in dem Koffer liegt, macht mich etwas skeptisch.

In den Protec möchte ich mich hingegen am liebsten selber rein legen. Ein Traum in blauem Samt. Es liegt eng an, ist dafür aber etwas weicher. Hier kommt kein Stoß ans Sax. Aber weil es so eng ist, könnte es durchaus Probleme mit der Passgenauigkeit geben. Daher gibt es für Vintageinstrumente auch eine zweite Variante mit größerer Becheraussparung. Mein Cannonballvintage passt gerade so rein, nur der Herzschoner (dieses Zapfenteil, welches man aufs Sax steckt) war zu lang. Aber da hat mir die Madleine von Klarinetten Müller freundlicherweise als Ersatz einen schönen Herzschoner aus Holz gedrechselt. (Vielen Dank nochmal an dieser Stelle dafür).
Die von Sonic scheinen da etwas strange drauf zu sein, denn die haben für ihren Test absichtliche ein E-Piano drauf stürzen lassen und den Koffer mit Sax tatsächlich mit der Post durchs Land geschickt. Gut, dann kann ich mir diese Test ja sparen und der Protec scheint diese auch mit Bravour bestanden zu haben.

Tragekomfort
Alle Koffer sind ausgesprochen leicht. Wie viel sie genau wiegen weiß ich nicht, aber kein Vergleich zu normalen Koffern und schon gar nicht zu Teilen von Cannonball (siehe deren Saxophonteste).
Selmer und Bags haben jeweils Rucksackgurte, die man an die Koffer clippen kann. Protec erstmal nicht. Dort ist normalerweise nur ein Trageriemen zum Schultern bei. Ich finden den aber etwas kurz. Man kann es also nicht quer über die Brust nehmen. Es reicht also eher für kurze Strecken zu Fuß und öffentliche Verkehrsmittel, aber längere Strecken oder Fahrradfahren gehen so nicht. Dafür gibt es noch einen Rucksackgurtsystem für ca. 15€ separat, dessen Anschaffung ich empfehlen würde. Er ist dick gepolstert, leicht verstellbar, einen kleinen Kritikpunkt habe ich aber doch an das Teil. Durch diese U-Form (siehe Bilder) kann es sein, dass es auf den Nackenwirbel drücken kann. Sehr ungünstig. Deshalb sollte man die Gurte etwas länger lassen. Das kann dazu führen, dass bei kürzeren Menschen das Case dann beim Fahrradfahren zu tief hängt.
Genial finde ich die Gurte fürs Selmer. Noch breiter, noch mehr gepolstert, ergonomisch geformt, mit Selmerschriftzug und sogar einer obligatorisch unnötigen Handytasche. Ich habe mit dem Koffer viele Strecken zurück gelegt und immer zufrieden.
Dagegen stinkt der Bags quasi ab. Einfache Riemen die nur mit einfachsten Karabiner befestigt sind, weshalb der ganze Koffer sehr auf dem Rücken wackelt. Zum verstellen gibt es nur einfache Metallschnallen auf Achselhöhlenniveau. Diese können unangenehm drücken, vor allem beim Radfahren.

Griffe
Über den beim Selmer brauche ich gar nichts sagen, der ist nämlich gut.
Den an meinem Protec finde ich auch gut. Bei vielen Koffern hat man zwei Henkel, die man in die Hand nimmt (ein riesiger Vorteil, wenn man ein Schussel wie ich ist, vergisst den Koffer zu zu machen und sich dann schwungvoll den Koffer greift…). Hier hat man zwei ineinandergreifende Plastikteikteile, die sich dann sehr bequem tragen lassen. Allerdings habe ich mitbekommen, dass man das bei neueren Modellen verschlimmbessert hat. Jetzt gibt es kein Plastikteile mehr, sondern nur eine Schlaufe mit Klett die man um beide Henkel nimmt und so trägt. Allerdings geht das bei anderen Taschen von denen ich das kenne im Alltag nie wirklich gut und das Tragen finde ich unangenehmer.
Auch der Griff für das Vertikale-Tragen ist sinnvoll positioniert. Nicht oben drauf, da die Tenorköffer für die meisten Menschen zu lang sind; sondern seitlich. So kann ein normal großer Mensch den Koffer an diesem Griff auch mit hängendem Arm tragen ohne das er auf dem Boden schleift.
Der Bags hat natürlich die einfache Schlaufenvariante, jedoch aus echtem Leder. Für ungünstig halte ich, dass die obere Schlafe über die Außentasche geführt wird. Also sollte die Tasche an den Henkeln getragen werden, kann der Tascheninhalt gequetscht werden. Zudem hat das dazu geführt, dass die Taschenumrandung (kann man leider auf den Photos nicht erkennen) beschädigt worden ist.
Ein Griff für das Vertikale Tragen fehlt.

Verschlüsse
Fast alle Treckingcases werden mit einem umlaufenden Reißverschluß geschlossen (nicht vergessen sie wirklich zu schließen, kann zu schweren Unfällen führen (aus eigener Erfahrung)). Dieser Reißverschluß ist nun mein einziges Problem am Selmer. Durch die intensive Nutzung ist einer der „Zuzieher“ (Die Dingensbumens haben garantiert auch einen richtigen Namen, aber ich bin da halt nicht vom Fach) aus einer Bahn raus gegangen und es ist unmöglich diesen wieder einzuführen. Auch die Bahn der Tasche hat schon ihre Stellen (siehe Photo). Man kennt dieses Problem auch von Jacken hier ist es min. genauso ärgerlich. Vielleicht sind Reißverschlüsse nur ein paar Jahre zuverlässig und müssen dann kaputt gehen, aber bei einem Selmer-Koffer für über 200€ halte ich das für eine Zumutung.
Der Bags hat fast gleiche Reißverschlüsse. Noch sind diese Ok, aber wer weiß, wie lange noch.
Protec hat auch Reißverschlüsse nur sind diese größer und machen mir einen robusteren Eindruck. Sie erwecken bei mir mehr Vertrauen als bei denen für Selmer. Sehr clever halte ich, dass die Zuzieher zudem noch eine Öse habe, durch die man ein Vorhängeschloss führen kann und somit den Koffer wirklich zuschließen kann.

Äußerliches
Nun, wie schon erwähnt, sehen Trekkingcases immer eher „sportlich“ aus. Das liegt einerseits an der Rucksacktrageweise und der Cordura-Oberfläche. Praktisches und strapazierfähiges Zeugs, dafür nicht sonderlich elegant.
Dennoch schafft es das Selmercase durch sein grau etwas eleganter daher zu kommen als seine Konkurrenz (aber vielleicht liegt es auch nur daran, dass Selmer drauf steht).
Der Protec hat es mir aber auch angetan. Die kleinen orangen Nähte und Spielereien und das Kunstlederimitat auf der Tasche verleihen dem Case ein gewisses Etwas und machen den Hauptunterschied zu den P.Mauriat-Cases. Allerdings sind auch die Aufhängungen für den normalen Tragegurt besser vernäht als bei Mauriat.
Für die, die es etwas gesitteter mögen, so glaube ich, gibt es den Protec auch in einer Lederausführung.

Stauraum
Ich habe noch nie einen Saxophonisten kennen gelernt, der nur sein Saxophon und ein Mundstück in seinem Koffer transportierte. Viele haben in ihrem Koffer noch Sachen rum fliegen wie Blätter, andere Mundstücke, Tuner, S-Bögen, diverse Blattschrauben, der Gurt, Noten, Aspirin, Ständer, Kondome, Drogen usw.
In diesem Punkt geizt der Protec. Im Inneren gibt es nur ein Fach für den S-Bogen und ein Mundstück (naja, ist halt ein Formkoffer) und auch die beiden Außentaschen sind nicht wirklich groß. Die eine reicht gerade mal um jeweils den ungenutzten Gurt zu verstauen, die andere ist zwar etwas größer, aber mein K&M Notenständer passt nicht (der kleine wackelige silberne passt).
Hier ist der Selmer mit seiner großen Außentasche deutlich geschickter. Notenständer, DIN A4 Noten und Wasserflasche sind kein Problem. Kleinere Aktenordner oder Realbooks leider schon nicht mehr.
In diesem Punkt gewinnt der Bags. Er hat den größten Stauraum. Nur der innen im Sopranfach ist nicht so geschickt, da wenn man das Sopran raus genommen hat und eben schnell das Altfach aufklappt, fliegt natürlich alles durch die Gegend.

Fazit
Dieser Test ist ja mehr als allgemeiner Test für Cases aller Art gedacht. Daher auch so ausschweifend und detailliert. Also Augen auf beim Kofferkauf.
Ansonsten würde ich sagen, dass hier im Vergleich, der Selmer schon der Gewinner ist aber bedenke ich den Preis würde ich mich beim nächsten Koffer wahrscheinlich wieder für Protec entscheiden.
Zudem bevorzuge ich für das Alt noch die rechteckige Lightcase Varianten, da diese erstens mehr Stauraum und eine ordentliche Sitzgelegenheit bieten, beim Tenor, einfach aufgrund der Größe, den Formkoffer. Aber das und viele der anderen Kofferfaktoren bleiben letztendlich wohl doch eine Frage des Geschmacks

zum neuen Jahr!

Liebe Leser,

das Jahr 2009 geht nun zu Ende. Nach jetzt 363 Tagen wurde es auch langsam Zeit.

Aber irgendwie regt das Jahresende alle jedes Jahr dazu an, über das alte Jahr zu sinnieren, sich Vorsätze für das neue Jahr zu machen (die aber beim Silvesterrausch meist wieder aus dem Kurzzeitgedächtnis gelöscht werden) und man sieht sich massig  Jahresrückbliche im TV an, die dort inflationär mit gleichem Inhalt aber wechselnden Moderatoren ausgestrahlt werden.

Die meisten Jahresendungen habe ich verpasst. Auch bin ich kein Freund von guten Vorsätzen und groß rumsinnieren mag ich auch nicht. Aber da ich im Januar (damals noch auf myspace) mit dem bloggen angefangen habe, wäre vielleicht ein kurzer Rückblick auf „saxophonistisches“ legitim.

Ich habe ja schon neulich voll Stolz erzählt, dass der Blog kontinuierlich. So kann ich sogar eine leichte Steigerung im Dezember zum Vormonat verzeichnen trotz der Feiertage, an dem die Menschen endlich mal den Rechner ruhen lassen.
Ich denke, dass auch eine Lernkurve festzustellen ist. Ich finde meine letzten Texte deutlich lesbarer als meine ersten und so langsam scheint sich ein gewisser Stil heraus zu bilden. Würde sich doch bloß auch meine Orthographie so entwickeln. (ich suche immer noch einen ehrenamtlichen Lektor).

Ich möchte mich nochmal bei meinen treuen Lesern bedanken, denn ohne diesen Zuspruch hätte garantiert hier schon aufgehört zu schreiben. Daher habe ich mir als einer der wenigen guten Vorsätze, die ich mir mache, vorgenommen, euch auch weiter mit Lesefutter zu versorgen. Das ist manchmal gar nicht so leicht, genug Zeug zu finden über das man schreiben kann und sich dann auch das lesen dessen noch lohnt. Ihr habt ja gesehen, der Dezember war ein bissle mau. Aber was ich sonst noch versprochen habe, wird dann halt Anfang 2010 kommen.
Tatsächlich lag etwas saxophonistisches unterm Weihnachtsbaum und das führte zu einem größerem Test der so gut wie fertig ist und die Tage kommt.

Also, ich wünsche Euch einen guten Rutsch und alles gute für das Jahr 2010

Euer
Tobias

Frohe saxophonistische Weihnachten

Liebe Leser,

wer kennt das nicht, den Vorweihnachtsstress. Geschenke kaufen, Glühweintrinken, Weihnachtsmarktmucken spielen während die Hände zufrieren, die Stadt ist überfüllt, von über all her ertönt inflationär „Last Christmas“, Plätzchen backen, zur Familie fahren. Aber je stressiger die Vorbereitung desto entspannender die eigentlich Weihnachtstage, oder?
Jedoch Blogschreiben gehört nicht wirklich zu den weihnachtlichen Aktivitäten, weshalb neue Artikel im Dezember genauso wie offene Eisdielen zur Mangelware gehören. Dennoch, sozusagen als kleinen Gruß in die Ferien, eine weitere Liste kurioser Googlesuchanfragen, die ich in den letzten Monaten gesammelt habe, mit denen man meinen Blog gefunden hat. Vielleicht liegt ja unter meinem Weihnachtsbaum irgendwas saxophonistisches über das ich dann über die Feiertage etwas schreibe 😉

Da bleibt mir noch, euch allen eine frohe und besinnliche Weihnachtszeit zu wünschen.

Euer Tobias

Saxo Colores – Ligature oder Sextoy?

Neulich bin ich bei Ebay auf etwas kurioses gestoßen. Betitelt wurde der Artikel als „Saxo Colores Zwinger“. Es ist ein Ring aus Silikon der eher an ein Penisring aus dem Sexshop erinnert aber tatsächlich fürs Sax sein soll. Es handelt sich also um einen weiteren Vertreter auf dem Blattschrauben Markt. (Ich ahne schon, dieser Artikel wird zu einer Menge GoogleTreffern führen)
Ob es sich nun um eine brauchbare Ligature oder doch nur ein Sextoy handelt werde ich hier prüfen.
Ich muß sagen, dass ich im Vorfeld etwas skeptisch war, ob die Teile wirklich halten, genug Druck auf das Blatt ausüben, oder ob dieses ständig verrutscht. Außerdem gibt es diese in verschiedenen Farben, die auch noch unterschiedlich klingen sollen und somit auch passende Namen tragen: Swing (silber Glitter), Jazz (goldener Glitter), Blues (blauer Glitter (wie passend)) und Klassik (schwarz).
Natürlich habe ich dann gleich alle 4 zum Testen geordert. Bei einem Stückpreis von 12 Euro war das sogar mir, einem Studenten, möglich.

Bei „Zwinger“ scheint es sich um eine unglückliche Übersetzung von Ligature zu handeln. Da Zwinger mir deutlich zu martialisch klingt werde ich beim inzwischen üblichen Anglizismus „Ligature“ bleiben.
Auch merkwürdig fand ich etwas, dass der Händler mir keine Auskunft über den Hersteller geben wollte. Ich weiß nur, dass es aus der Gegend von Louisana kommen soll. Dort ist zwar auch der Saxequip-Guru Steve Goodson ansässig, aber von ihm scheint die Saxo Colores nicht zu kommen, denn ansonsten gäbe es dazu schon massig Vids von Steve in schlechter Qualität und auf SOTW würde man sich die Münder über diese Ligature verreißen. Das ist nicht der Fall. Im Gegenteil, die Schraube scheint weitestgehend noch unbekannt zu sein. Vielleicht ein Kaufgrund für den ein oder andern Saxequipment-Trendsetter.

Allerdings sieht die Ligature auch eher noch nach Heimarbeit aus. Daher nehme ich an, dass ein Tüftler eine gute Idee hatte und diese nun im kleinen Rahmen verkauft. Besonders kompliziert scheinen die Saxo Colores in der Herstellung nämlich nicht zu sein. Silikonmasse über ein Rohr gegossen, trocknen lassen, abziehen, schneiden, fertig. Für die besondere Optik scheint das Barbie-Glitzergloss-Arsenal der Tochter mit in den Teig reingemixt worden zu sein. Jedes Sexshopprodukt sieht hochwertiger aus. (Nicht das ich mich da auskennen würde)
Haben die Verschiedenen Glitter wirklich eine Soundeinwirkung? Insider wissen, dass die Zahnspangengoptik der ESM-Mundstücke auch nicht nur optischer Natur ist und ich bin der letzte, der da all zu skeptisch ist, denn durch mein Rumgeteste (siehe fast der gesammte restliche Blog) habe ich festgestellt, dass selbst die unwahrscheinlichsten Kleinigkeiten einen Einfluß haben können.
Aber neben den Glitterfarben gibt es auch noch andere Unterschiede unter den verschiedenen Colores. Die Swing ist vom Material etwas weicher, die Jazz hat innen ein paar eingeschnitzte Rillen auf der Blattauflage, die Klassik hat gar keine Blattauflage, abgeflachtere Enden und wirkt am härtesten und die Blues scheint so das Mittelding zu sein. Ob es nun wirklich Klangunterschiede gibt verrate ich erst gegen Ende des Artikels.
Insgeammt macht die Ligature nicht den professionell gefertigsten Eindruckt wie z.B. eine Vandoren Optimum. Andererseits  macht  das die Francois Louis Ultimate Ligature auch nicht. Aber mit 12 Euro dürfte Sie die günstigste Variante auf dem Schraubenmarkt sein, da will man mal nicht so pingelig sein und von ein bissle Abstand sehen die Dinger auf den Mundstücken unglaublich Spaßig aus. Fragende Sprüche von den Saxkollegen sind garantiert (was ja für manche Saxophonisten ein Hauptgrund für immer neues Equipment ist)!

Das Handling ist simpler als gedacht. Blatt anlegen und Ligature drüber stülpen. Bei Mundstücken die schmaler sind als Böhmklarinetten-Mundstücken wird es eng, bzw die Ligature zu weit. Bei allem was größer als ein KautschukTenormundstück ist, wird es schwer, diese Schraube noch überziehen zu können. Am besten sitzt die Colores auf Alto-HR-Mundstücken (HR=HardRubber=Kautschuk). Das Über und ab ziehen ist zwar an sich einfach, allerdings braucht man dafür schon zwei Hände und ein paar Sekunden bis alles sitzt. Da gibt andere Schrauben. Z.B. bei der Magnitone, welche (wenn einmal eingestellt), sofort sitzt.
Einmal alles an seinem Platz, hält die Colores das Blatt aber gut. Das Blatt kann zwar etwas hin und her rutschen ist mir aber beim Spielen noch nicht passiert. Auch Nachstimmen ist deshalb kein wirkliches Problem.
Bedenken habe ich, dass die Colores evtl. mit der Zeit ausleiert und an Spannung verliert, aber das wird wohl nur ein Langzeittest zeigen. Bei der Ligature, die ich für mein Tenormundstück benutze, meine ich schon, Schwangerschaftsstreifen entdeckt zu haben.

Ich möchte auch nochmal darauf hinweisen, dass natürlich keine normale Kappe auf das Mundstück passt, wenn die Colores drauf ist. Generell halte ich den Umgang ohne Kappe immer für unnötig riskant. Zu oft habe ich erlebt, dass bei Proben (und wenn man das Sax auch nur kurz aus den Augen lässt) jemand aus Versehen anstubst und Blätter sind sowieso so zerbrechlich. Gepaart mit Murphys Gesetz kann das bei einem Auftritt eine üble Sache sein. Daher rate ich, dass man sich zur Saxo Colores gleich noch eine passende Smart Cap (auch wenn sie nicht immer die beste Lösung ist) von Francois Louis besorgt. Tatsächlich gibt auch diese in verschiedenen Farben, man kann sie also farblich zur Colores abstimmen.

Die Ansprache finde ich besonders interessant. Sie erinnert ein wenig an die Lederligaturen. Zwar ist die Ansprache nicht so schnell und direkt wie bei einer Blechklemme dafür aber irgendwie organischer und fühlt sich natürlicher an. Davon bin ich zur Zeit recht begeistert.
Zweifel hatte ich auch, ob dieses elasitische Material genug Druck für die hohen Töne bietet und das Blatt wegbricht. Dem ist nicht so. Die vier Oktaven erreiche ich genauso gut wie mit meinen anderen Highendklemmen.

Genauso skeptisch war ich, ob die Colores wie die Lederschrauben nicht zu viel dämpft. Tut sie aber nicht. Das Silikon verhält sich eher wie eine Art Flummi. Der Sound ist aber wie zu erwarten recht rund. Alle Metallklemmen wirken im Vergleich resonanter und haben somit ein etwas ausgeprägteres und spitzeres Frequenzspektrum. Bei der Colores geht es etwas in die Breite ohne dabei zu dunkel oder dumpf zu werden. Aber wer eine Ligature sucht, die klarer und durchsetzungsfähiger ist und einen kleinen Extra Kick im Sound hat, sollte vielleicht doch eher bei den Metallklemmen bleiben. Daher weiß ich auch noch nicht, wie lange die Colores auf meinen Mundstücken bleibt.
Und nun lüfte ich, ob es Unterschiede zwischen den verschiedenen Colores gibt. Ja, gibt es. Zwar nicht besonders deutliche aber durchaus wahrnehmbar.
Die Swing (Silber) ist die dunkelste, wahrscheinlich weil sie auch die weicheste ist. Die Jazz (Gold) klingt etwas resonanter, was vielleicht durch die Rillen zustande kommt. Die Blues (Blau)  ist irgendwie auch klanglich das Mittelding; im Vergleich minimal heller und lauter. Ich hätte sie ja „Rock“ genannt, aber da lag die Farbassoziation wohl näher. Die Klassik (Schwarz) entspricht wirklich ihrem Namen; braver und kompakter als die anderen.

Ich habe diese Ligature nun übrigens auch in den großen Blattschraubenreport übernommen. Dort könnt ihr wenn ihr wollt, die Colores mit sonstigen Schräubchen vergleichen.

Mein Gesamturteil ist etwas durchwachsen. Klanglich ist die Saxo Colores durchaus brauchbar aber auch nichts wirklich besonderes. Das Handling ist OK, aber auch da gibt es Ligatures die schneller und unkomplizierter sind. Das eine große Plus ist halt, dass es ein sehr witziges Objekt ist die wirklich spacig auf den Mundstücken aussieht. Das andere Plus ist der Preis. Mit 12 Euro ist die billigste auf dem Klemmenmarkt und somit mal ein günstiges „Gadget“ für die experimentierwütigen Saxequipmentfetischisten (so wie ich einer bin). Für welche Version man sich man entscheiden soll würde ich eher von der zum Sax/MPC passenden Farbe und nicht unbedingt von den Soundunterschieden abhängig machen. Sie sind nicht so groß, dass sich wirklich 4 Versionen lohnen.
Bei mir sind die 4 Colores, die ich bestellt habe alle in Verwendung allerdings weiß ich nicht für wie lange, denn wenn ich ehrlich bin, bin ich vor allem aus optischen Gründen von diesen „Zwingern“ angetan.

Saxophonistisches wächst!

Liebe Leser,

mein Blog scheint sich bei euch immer größerer Beliebtheit zu erfreuen, den die Besucherzahlen steigen kontinuierlich.
Dafür möchte ich mich bei euch bedanken, denn das ist neben den vielen Kommentaren und Gästebucheinträgen für mich ein ziemlich großes Lob für das Zeug,s das ich hier so verzapfe.

Daher hatte ich im November ein paar neue Besucherrekorde. Am 22. hatte ich sage und schreibe 615 Besucher an einem Tag. Somit war auch Kalenderwoche 47 mit 2390 Klicks eine neue Bestmarke und im ganzen Monat waren es insgesamt 7839. Das macht im Durchschnitt um die 260 täglich. Und wie gesagt: Tendenz steigend. Mal sehen, wie lange das so bleibt.
Wenn ich mich mal ein wenig aus dem Fenster lehne, würde ich meinen, dass nach den beiden Foren, dieses Blog vielleicht die meistbesuchte deutschsprachige Saxophonseite sein könnte. (eventuell könnten ein/zwei Webshops noch besser besucht sein). Vielleicht ist es aber auch eher Wunschdenken.
So ganz nebenbei habe ich immer eine Besucherzahlspitze Montags festgestellt, vor allem Vormittags. Wie das wohl kommt (-;

Es hat sich aber auch einiges angesammelt. 64 Artikel (die Übersicht ist dementsprechend unübersichtlich) in 13 Kategorien mit 192 Kommentaren.

Ansonsten habt Ihr vielleicht mein neues Layout bemerkt. Ich finde es insgesamt etwas übersichtlicher und angenehmer fürs Auge, obwohl ich glaube, dass die Schrift jetzt kleiner geraten ist. Keine Ahnung, wie man das hier einstellt. Aber wie heißt es in einer Autowerbung? „Blau macht glücklich!“

Was kommt im Dezember? Vielleicht kommt diesen Monat noch der Test zu den Branchersaxophonen. Hoffentlich findet Volker etwas Zeit dafür. Ich bekomme diese Woche ein paar Blattschrauben, die ich neu im Netz gefunden habe und ggf. schaffe ich vor Weihnachten noch einen Test zu einer besonderen Blattmarke. Und ich habe weitere lustige google-Suchanfragen gesammelt. Aber ich will nicht zu viel verraten.

In diesem Sinne

Euer
Tobias

Der Saxständer-Transformer von Hercules

Heute ein weiterer Testbericht über einen Saxophonständer der zusammenklappbar im Becher transportierbar ist. Wie einige es vielleicht noch in Erinnerung haben, war ich im Nachhinein mit der neuen Variante des mobilen Ständers von K&M, dem „Jazz“, doch nicht ganz zufrieden. So bin ich dann vor kurzem auf eine weitere Alternative zu diesem Ständer gestoßen. Es lohnt sich, den alten Test zum „Jazz“ nochmal kurz zu überfliegen, da ich hier öfters Vergleiche zu den direkten Konkurrenten machen werde.

Nach dem Umzug nach Bremen war auch quasi ein Antrittsbesuch bei meinem neuen „Local Dealer“ Pflicht für mich. In dem gemütlichen Räumen von KlarinettenMüller und ich fing an mit Mitarbeitern über dies und das zu fachsimpeln und alles auszutesten, was sie so da hatten (ich glaube ich ging den guten Menschen min. eine Stunde auf die Nerven).
So ist mir dann dort auch der Hercules TravLite Saxophone Stand DS430B aufgefallen. Wie bereits schon erwähnt, ist sein besonderer Clou, dass man ihn so zusammenfalten kann, dass er in den Becher des Saxophons rein passt, und somit ideal zu transportieren ist. Normale Saxophonständer sind ja meist eher von sehr klobiger und sperriger Natur. Damit steht der Hercules in direkter Konkurrenz zu Ständern „Saxxy“ und „Jazz“ von K&M.

Woher die Firma Hercules stammt konnte ich nicht raus bekommen. Der Name ist wohl ein Anspielung darauf, dass die Produkte genauso stark/standsicher sind wie der antike griechische Halbgott Herakles. Da wäre eigentlich der Name „Atlas“ passender, der ja bekanntlich als Strafe den ganzen Himmel auf ewig tragen muß (Obwohl, Herakles das auch kurz gemacht hat, aber das ist eine andere Geschichte).
Kurios finde ich, dass einer ihrer deutschen Endorser das Comedypärchen Mundstuhl ist.
Die Produkte selber werden in China hergestellt, genauer gesagt Tianjin, was zufälligerweise auch der Geburtsort meiner Freundin ist. Folgender Dialog entwickelte sich daraus (hier in Lautschrift):
„Hey, sag mal, du kommst doch auch aus Tiangjang?“ „Das heißt Tienjin.“ „Tanjing?“ „Nein, Tienjin!“  „Tangtang?“ „Tienjin“ „Tieinien“ „TIENJIN“ „Sag ich doch die ganze Zeit!

Zurück zum Ständer selber. Mit dabei, ein schwarzer Samtbeutel zur Aufbewahrung, damit das Sax innen nicht zerkratz. Die Verarbeitung und das Material des Ständers machen für mich einen sehr ordentlichen Eindruck. Allerdings so ganz an das deutsche K&M Niveau kommt es nicht ganz.
Dennoch finde ich das Design sehr gelungen. Es wirkt deutlich filigraner als der massive Jazz und sonstige normale Ständer. Zwar nicht ganz so durchgestylt wie dieser jedoch deutlich mehr als der Saxxy. Er ist auch nicht ganz so ausladend wie die Jazzs, was bei kleinen engen Bühnen schon mal ein Vorteil sein kann.

Alles was ich an dem „Jazz“ bemängelt hatte, scheint Hercules umgesetzt zu haben. Der Gabelüberzug ist deutlich griffiger, unten gibt es eine bessere Auflage und die Gabel selber arretiert sich. Beim Jazz hatte ich es öfters mal, dass sich beim Herausnehmen ein Arm nach oben stellte und ich es beim Zurückstellen fast nicht bemerkt hätte.

Das Auf und Abbauen folgt einem ganz anderen Prinzip als bei K&M. Dort muß man erst aufschrauben (beim Saxxy fand ich das noch nicht so gelungen gelöst), aufschrauben und wieder zudrehen, fertig.
Beim Hercules sind es ca. doppelt so viele Handgriffe. Das macht aber nichts, da diese mir viel mehr Spaß machen als das Geschraubsel. Man entwickelt eine gewisse infantile Freude beim Klick, Klack, Klick und Einrasten der ganzen technischen Raffinessen. Es ist so, als würde man mit einem Transformer spielen.
Ein weiterer Clou ist es, dass dieser Ständer sowohl für Alt als AUCH Tenor gedacht ist. Der Steg ist ausziehbar. Clever!
Demzufolge ist die Gabel für Altos auch etwas weit (wie bei normalen Ständern auch), ist aber egal, da der Gabelüberzug sehr griffig ist und somit das Alt nicht rutscht.
Das Tenor sitzt perfekt darin. Da nun der Ständer sehr filigran ist, schwingt er mit dem Tenor auch etwa hypnotisch, wenn man ihn ansößt. Es besteht aber kein Erhöhtes Risiko, dass das Sax dabei um- oder rausfällt, zumindest bei mir. Aber mal sehen, was der Langzeittest bringen wird. Anscheinend scheint der Ständer zumindest nicht für alle Saxophone ideal zu sein, denn von Hercules selber hat gemeint, dass einige Kunden nicht ganz zufrieden war.
Allgemein halte ich ihn jetzt für deutlich sicherer als den Jazz oder gängige 08/15 Ständer. Aber mal sehen, was der Langzeittest bringen wird.

Zwar ist der Hercules, da er auch ins Alto passen muß, deutlich kleiner als der Tenorjazz, jedoch auch deutlich schwerer. 490g sind fast ein halbes Kilo, dass man im Koffer schleppen muß. Da klingt zwar wenig, aber einem Saxophonisten muß ich nicht erzählen, wie schwer so ein Koffer mit viel Gedöns drinnen werden kann.

Preislich liegt er mit 37€ in etwa genau so wie die K&M Produkte. Halte ich für angemessen. Leider habe ich diesen Ständer bei keinem meiner anderen Händler gesehen außer halt bei meinem neuem: KlarinettenMüller. Dort kann man ihn auch über Versand erwerben. Auch ansonsten scheint mir der Laden freundlich und kompetent. Also grüßt von mir, wenn ihr dort bestellt.

Fazitös würde ich sagen, der Ständer ist sehr zu empfehlen (mal schauen, was beim Langzeittest raus kommt) und irgendwie ist der kleine Hercules ein sehr witzig Objekt. Auch wenn es hier so klingt mag, muß man allerdings seine vorherigen Ständer nicht sofort ad acta legen. Auch der Jazz und Saxxy sind eigentlich gut und ich würde fast meinen, dass im Endeffekt vielleicht sogar eher eine Frage des Geschmacks ist, welchen Ständer man besser findet. Dennoch wandert mein alter jetzt in die Kleinanzeigen, denn ich brauche keine 6 Ständer für 3 Saxophone.