Stories von einer US-Tournee

Nun, ich hatte ja versprochen, dass ich von der US-Tournee erzählen werde. Dies soll jetzt kein chronologisch vollständiger Bericht werden, sondern eher eine wahllos zusammen gewürfelte Sammlung von Anekdoten, Erfahrungen und interessanter Ereignisse, an die mich jetzt noch erinnern kann.

Unser Hauptengagement hatten wir in Fort Wayne zum Germanfest. Eine Art Oktoberfest für Amis. Und aus irgendeinem Grund wollten sie dieses Jahr eine deutsche Jazzband. Neben uns waren in LineUp auch so Größen wie die Spitzbuam und die Randfichten. Natürlich mußten wir nicht im großem Bierzelt spielen sondern eher die exklusiveren Randevents in den Clubs. Dennoch führte unsere Anwesenheit dort zu einigen kulturellen Mißverständnissen und sonderbaren Begebenheiten; und damit meine ich nicht das Ferkelwurststopfen, welches wir glorreich für Deutschland gewonnen haben.
Vielmehr ergründeten wir die deutschen Wurzeln und den Stellenwert des Jazzes in dessen Geburtsland.

Naja, zunächst einmal war ich sehr happy, dass ich mein Tenor mit ins Handgepäck nehmen konnte. Es ist doch erstaunlich, was so alles oben in die Gepäckablagen passt. Ob das so bei Ryan-Air funktioniert hätte, bleibt zweifelhaft. Ich wollte auch unbedingt ein Bild von dem durchleutetem Saxophon, der Sicherheitsbeamte schaute etwas verdutzt, als ich das  photographieren wollte. Das habe ich wohlweislich in München gemacht. Bei einem amerikanischem Sicherheitsbeamten, hätte ich mich das nicht getraut.

Ihr glaubt gar nicht, wo man uns spielen lassen wollte im ersten Club unserer Tour. Man dachte, dass es eine gute Idee wäre, uns quasi im Hinterraum (bei den Bierbraufässern) spielen zu lassen und uns dann über die Hausanlage laufen zu lassen. Wie konnten sie dann doch überzeugen, dass es aus akustischen Gründen („Joah, aber das würde hier halt doch sehr hallig klingen“), doch mehr Sinn machen würde im Gästeraum zu spielen. Würde ja auch gut aussehen. Sie waren zwar etwas mißmutig ein paar Tische für eine behelfsmäßige Bühne zu opfern.
Aber an sich, war das bezeichnend. Wir mußten dann doch öfters realisieren, dass Jazz in seinem eigenem Land nichts zählt (so in etwa wie dieser Prophet). In Europa ist Jazz eine überall akzeptiere Kunstform. In den USA ist Jazz eine akzeptierte Form der musikalischen Untermalung beim Essen.
Und tatsächlich in DEM Jazzclub von FortWayne kam dann ein Kellner zu uns, während wir spielten, und sagte uns, wir sollen leiser spielen, damit wir die Gäste nicht stören. Wir straften ihn dann mit einem „Du-wagst-es-uns-bei-unserer-Kunst-zu-stören“-Blick ab und spielten dann noch etwas lauter. (Nicht viel, gerade so, dass wir es mitbekommen haben, aber der Manager des Restaurants nicht).
Dennoch war die Resonanz nach unseren Auftritten immer überschwänglich. Die Leute kamen dann auf uns zu und lobten uns zum Himmel mit „Hey, Guys, you are great!“, „I loved your show, bro!“ usw. und kauften unsere CDs. Am ersten Abend fühlten wir uns noch ganz toll, merkten dann aber doch schnell, dass es sich hier nur um typisches amerkianisches Overstatement handelte und es eher unserem deutschem nüchternem „nicht schlecht“ entsprach.

Interessant war auch die Konfrontation mit den deutschen Wurzeln der Amerikaner. Einer derjenigen, die uns ansprachen, weil wir Deutsch sprachen, erzählte uns, dass 52% aller Amerikaner irgendwie deutsche Vorfahren hätten. Das konnten wir zwar gar nicht so recht glauben, aber es überraschte uns doch, wie viele irgend welche deutschen Urgroßeltern hatten und auch interessant war, was für deutsche Wortfetzen noch einige drauf hatte.

Wir hatten dann auch einen Gig in einer FußBallsportsbar. An dieser WM hatten die Amis besonders Interesse an Fußball bekommen, da sie sich ja verhältnismäßig gut geschlagen hatten. Aber so ganz scheinen sie das Spiel wohl nicht begriffen zu haben. Der Tischkicker, den wir dort entdeckten hatte aus irgendwelchen Gründen 26 Spieler. Aber was soll man von jemand erwarten, die Jubeln, wenn der Ball ins Torwartaus geschlagen wird, weil sie denken, dass gerade ein Touchdown erzielt worden ist.
Diese Fußballsportsbar war wohl auch der deutsche Treffpunkt in FortWayne, denn als wir diese betraten, erblicken wir an den holzgetäfelten Wänden Hirschgeweihe und deutsche Wappen. Und überall standen an den Wänden in pseudoaltdeutscher Schrift  auf Deutsch alte Lebensweisheiten wie „Ein treuer Hund, ein gutes Pferd, sind mehr als tausend Weiber wert“.
An dem Abend gab es eine recht hohe Lederhosenquote. Obwohl wir an diesem Abend, wie üblich wieder über den hohen Klee gelobt worden sind (siehe oben), waren doch wohl nicht alle ganz glücklich mit unserem Repertoir. Man kam auf uns zu und man fragte uns in sehr gutem Deutsch, ob wir nicht auch mal eine Polka spiele könnten. Eine Dame erzählte uns sogar, dass sich ihr Mann nie mit „dieser Hottentottenmusik“  (O-Ton!) anfreunden konnte.

Verblüffend ist auch, was so als Deutsches Kulturgut über den Teich kommt. Wir wurden mehrfach gefragt, ob wir nicht auch etwas von Rammstein spielen könnten. Wir waren dann meist froh, dass sie nichts von Tokio Hotel hören wollten, die sich dort ja auch zur Zeit großer Beliebtheit erfreuen.
Als deutsche Volkslieder gelten dort übrigens schon Helge Schneiders „FitzeFitzeFaze“ und „Katzenklo“ welches unsere Gastmutter textsicher vorsingen konnte.

Für weitere deutsche musikalische Inspiration und natürlich um etwas Bier, Sauerkraut, Würstle und Bretzel (oder zumindest was die Amis dafür halten) zu gönnen. Wir waren etwas erstaunt über die Qualität der musikalischen Darbietungen. (Wie schnell doch ein Soundcheck gehen kann, wenn man nur überprüft, ob alle Mikros an sind). Es war streckenweise ganz lustig, deutschtümliche Gassenhauer von Amerikanern in Lederhosen zu hören. Und tatsächlich gab es auch große Unterschiede in der Qualität.
Wir haben sogar einen Soundcheck einer Band mitbekommen, der ungefähr so ablief: „-Ist das Mikrophon an? -Ja, das ist an! -Ist dieses Mirkophon an? Ja, das ist auch an? Und ist das Mikrophon an? …“
Jedoch einen Bass habe ich auf der Bühne nie gesehen, aber gehört (wo der wohl herkam).
Dafür waren einige kuriose Saxophonspieler dabei. Saxophon und Polka sind also doch vereinbar, zumindest irgendwie. Von einem habe ich sogar ein hübsches Video. Die Stimmung der Amis war fröhlich und feucht. Teutonische Musik scheint wohl allgemein für mehr Stimmung zu sorgen als unser Jazz und Funk. Vielleicht lag es aber auch am deutschem Bier und daran, dass wir uns im Herzen des Amerikansichen Biblebelt (Indiana) befanden.

Interessant war auch unser Besuch bei „Sweetwater“, dem amerikanischem Thomann Gegenstück. Nachdem wir in den eher zu Prestigegründen existierenden Verkäufsräumen ordentlich Krach auf den neusten Spielereien gemacht hatten, wagten wir noch ein paar Blicke im Rest des Unternehmens. Anscheinend läuft SweetWater ganz gut, denn neben eigenem Aufnahmestudio und Konzertsaal, gab es für die Mitarbeiter allerlei Annehmlichkeiten wie Fitnessstudio, Friseur, Indoorgolf , Spielehalle und Bistro. Ob das bei Thomann ähnlich aussieht? Die Lager und Verpackungshalle war in ihren Ausmaßen mehr als beeindruckend (siehe Photo).

Aber es gab auch ein Paar Lichtblicke. In Chicago war der Vibe doch anders. Das merkte man schon an dem ersten Saxophon spielenden Straßenmusiker, der uns über den Weg lief und irgendwie verdammt authentisch spielte.
Dort hatten wir einen Gig in einem UndergroundClub der in der Szene landesweit bekannt ist. Dort hatten wir auch eine ganz andere Resonanz. Deshalb sind wir am nächsten Abend nochmal hin für die Pro Session um ein wenig von der echten Jazzszene mitzubekommen.
Ich habe noch nie Musiker live so grooven gehört. Wie von einer anderen Welt. Ich weiß nicht, ob ich erwähnen muß, dass fast alle Musiker schwarz waren. Es gab auch eine Saxophonistin die einen gewaltigen Druck drauf hatte und wahrscheinlich die weibliche indianische Variante eines Maceo Parkers ist. Ihr indianischer Name war übersetzt „Crazy Fox“ was sich als sehr passend (nicht nur wegen der Fuchsschwänze, die hinten baumeln hat) rausstellte. Auch der Rest war gigantisch. Ein älter Pianist (natürlich auch schwarz) dem man das Gefühl hatte die Lebenserfahrungen zu hören. Ein Percussionist mit sehr starken Afrikanischen Wurzeln der gelegentlich auch ein sozialkritische Poetry improvisierte. Schwarze Schwestern die fantastisch Jazz, Soul und Funk Standarts intonierten und feurige Scatsoli ablieferten. Ein junger Posaunist in Anzug, der Mister Cool persönlich hätte sein können. Eine RaggaeDrummer der so herrlich laidback und groovend spielen könnte, und natürlich ein etwas beleibter Bassist der sich am Soul großgessen hat. Aber es war nicht alle so dunkel pigmentiert. Ein weißer hammer Sänger, ein Harpspieler mit amtlichen Harphalfter und ein Bluesgitarrist (geschmacklose Hawaiihemden scheinen wohl immer noch ein Musthave zu sein). Kurz alles ultra authentisch. Es wurden alle Klischees erfüllt, aber nur im positiven Sinne.
Wir haben uns dann auch ein wenig mit ihnen unterhalten um zu erfahren, wie es so den amerikanischen Jazzern ergeht. Obwohl wir es mit Leuten zu tun hatten, die schon auf Welttourneen unterwegs waren verdienen die in Chicago je nach Monat um die 2100 bis nur 500Dollar was in so einer Stadt so gut wie nichts ist.
Auch sehr interessant fand ich, dass keiner von denen von Berklee oder Konsorten stammen. Sozusagen alles auf den Straßen von Chicago oder NewYork aufgesogen. Das erklärt auch diesen Groove, denn diese Leuten spielten mit so viel „Heart and Soul“ so wie wir es mit unser preußischen Marsch-, bayrischen Volksmusiktradition wahrscheinlich nie so nachmachen können. Irgendwie eine bittere Erkenntnis, aber anderseits haben wir dafür Bach und Co., aber das kann man sich nur schwer auf der Straße aneignen.

neues und altbekanntes von der Frankfurter Musikmesse 2010

Puuh, war das wieder eine Odyssee. Ich saß länger in irgendwelchen Zügen als das ich mir auf der Messe die Hacken wund laufen konnte. Irgendwann um 4 Uhr morgens mußte ich aufstehen (für einen Jazzer ist das eher eine Zeit zum ins Bett gehen) und bin dann irgendwann spät zu einer Zeit im Bett gelandet, die für einen Jazzer angemessen ist. Und dennoch habe ich nicht mal die Hälfte von dem auf der Messe geschafft, was ich eigentlich alles besichtigen und anspielen wollte. Trotzdem war es sehr interessant und, sich gelohnt und es ist genung zusammen gekommen, dass es für einen langen schönen (bzw schön langen) Artikel reicht.

Der Artikel scheint doch etwas länger zu werden, aber da mir keine sinnvolle Teilung einfällt ich jedoch ein paar Tage dran schreiben werde, werde ich ihn etappenweise ergänzen. Also müßt ihr also öfters mal vorbei schauen.

Vorweg, um hier einiges zu realtivieren (und auch einiges, was man woanders über die Messe lesen kann), die Messe ist alles andere als eine ruhige Umgebung. Es klingt, tönt, trötet, musiziert, krächst von überall. Akustische Kontamination wohin man „blickt“. Insofern sind alle klanglichen Eindrücke, die man dort hat mit bedacht zu genießen. Ein echter Test ist nicht möglich. Man spielt ein Sax 5min an, von Überall tönt anderes, die Ohren sind belegt und man kann leider nicht mit seinem gewohnten Instrument vergleichen. Sein eigenes Instrument mitzubringen war untersagt. Selbst Drum Sticks waren verboten. Man hatte sich nen Lärmschutzgrenze von 70dB gesetzt, wurde aber kaum irgendwo gehalten. Naja, vielleicht bei den Streichern. Deren Halle war ne Wohltat für die Ohren. Also werde ich keine definitven Aussagen machen, welches Saxophon wie klingt, und welches wie gut ist und welches nicht gut ist.
Zudem werde ich mich mit Preisaussagen zurückhalten. Erstens, hängt es immer vom Händler ab, wieviel irgendwas am Ende kostet. Zweitens, habe ich oft vergessen zu fragen. Drittens will ich nicht immer überall nochmal nachschauen und dann ggf. etwas falsches schreiben.
Und sorry, leider habe ich vergessen alles zu Photographieren und einige Bilder fehlen auch unerklärlicherweise. Also müßt ihr für visuelles und natürlich mehr Infos auf die Seiten der Hersteller, die natürlich alle verlinkt sind, bemühen.

Vielleicht nun erstmal so ein paar allgemeine Sachen, die ich so festgestellt habe zu meinen.
Es gab eigentlich wenig wirklich neues auf der Messe, was es nicht auch schon die Jahre zuvor gegeben hat. (Vielleicht liegt vielleicht an der Wirtschaftskrise?) Auch würde ich nicht sagen, dass es irgendwelche großen Qualitätssprünge nach oben oder nach unten bei irgendwelchen Händlern gegeben hat. Vieles entsprach den Erwartungen.
Irgendwie schien mir das Thema Sopran doch dieses Jahr recht vordergründig zu sein, aber dazu später mehr.
Erfreulich fand ich persönlich, dass diese Pseudoantik-Airbrush-Lack langsam aus den Regalen verschwindet. Der neue Trend ist „aged unlaquered“. Also dieser dunkle bis bräunliche Farbton an unlackierten Instrumenten, wie es Inderbinen schon seit Jahrenhat  und P.Mauriat vor zwei Jahren bei seinem PMXT 66R UL einführte, das (nicht ganz zu unrecht) Verkaufsschlager zum Verkaufsschalger avoncierte. Der Farbton kommt entweder durch die Messinglegierung selber oder durch verschiedenste „älterungs Methoden“ wie Säurebad oder das Stehen lassen im taiwanesischen Regen (was vielleicht im Prinzip das selbe ist). Ich finde diese Optik nicht nur ansprechender als die PseudoVintageOptik auch finde ich es klanglich besser.
Die massive Präsenz der Chinesen, zumindest in der Bläserhalle, die mir zwei Jahre zuvor sehr aufgefallen ist, ist dieses Jahr doch merklich zurückgegangen. Macht nichts, die waren auch in dieser Masse und der gleichen „Qualität“ und Klangsoße doch sehr langweilig.

Kommen wir nun also zu den einzelnen Austellern. Einige Hersteller habe ich bewußt ausgeklammert. Selmer, Yamaha, Yanagisawa stehen in jedem besseren Saxophonladen. Jupiter und Konsorten erst recht. Mich zog es bei der Messe eher zu denen, wo es wirklich etwas neues gab und solche die man nicht überall findet.  Natürlich gab es auf der Messe ein paar Pflichtbesuche, die erstmal abgeleistet werden mußten.

Fiberreeds
Da ich neue Blätter brauchte und viele Händler einen günstigeren Messepreis haben und ich mich auf ein Wiedersehen mit Harry Hartmann freute, gehörte der Besuch an seinem Stand zu den ersten Stationen. Den neuen „straight cut“ gab es ja schon vor einem Jahr und hat mich schon lange überzeugt. Neu ist ein der „Wiener Schnitt“ für Klarinette der jetzt auf der Messe frisch vorgestellt worden ist.

Theo Wanne
Der berühmte Mundstückschnitzer hatte einen gemeinsamen Stand mir Fiberreed und da ja seine Mundstücke der „neue Geheimtipp“ war mußte ich dort auch etwas schnuppern. Aber mit den Geheimtipps ist es so eine Sache. Alle zwei Jahre gibt es einen neuen. Vor zwei Jahren war es Jody Jazz mit seinem DV (zu dessen Stand habe ich es leider nicht geschafft, aber meines Wissens gab es da eh nichts neues), davor Lebayle und SR Technologies, davor Brancher usw.
Meist sind die Mundstücke wirklich ganz gut, aber das Rad erfinden sie eigenlich nie neu.
Die eigene Mundstücklinie von Theo Wanne gibt es ca. schon seit 2 Jahren. Jetzt ist sie komplett mit jeweils 5 verschiedenen Mundstücken für Alt und Tenor in verschiedenen „Helligkeitsstufen“. Man hat also die Wahl zwischen dem ultralauten hellenden FUnkmundstück, über den Allrounder zu dem ganz warmen smoothen Oldschool teil. Die 5 verschiedenen Mundstücke tragen die Namen indischer Gottheiten (sehr exotisch aber besser als irgendwelche sinnlosen Kürzel, wie DV NY, MBII, LBR oder so vielsagende Namen wie Jazz und Studio). Schick sehen die Teile ja aus und zudem gibt es sie nun auch nicht mehr nur in Metall sondern auch in Holz und Kautschuk. Aber keinen normalo Kautschuk sondern super spezial Vintagesuper Hardrubber, der besonders bröselig auf Schleifpapier ist (???).
Das besondere an den Wanne MPCs ist die „true large chamber“. Treue Leser wissen, dass ich kein Fan mehr bin, von den vielen engkammrigen MPCs auf dem Markt. Aber ob nun die „true large chamber“ nun eine neue Revolution ist oder nur eine neuerfindung des Rads lasse ich mal offen.
Weil es nicht wirklich Sinn macht, auf einem fremden Saxophon 20 Mundstücke zu testen, habe ich mir nur ein HR Alto Amma geben lassen. Schickes Mundstück, dass ich bei gelegenheit mal ordentlich Test spielen müßte.
Gefallen hat mir auch die neue Blattschraube von Theo Wanne, die bei dem Mundstück dabei war. Eigentlich ist sie konzipiert wie die Francois Louis Ultimate Ligature sieht aber stylischer aus. Zudem gibt es sie mit zig aberwitzigen Andruckplatten. Gold, Plain, soger ne Vintageandruckplatte. Absolut abtrus und absolut geil. Wäre sie wie die Mundstücke nicht ganz so hochpreisig gewesen, hätte ich sie gleich so mitgenommen. Jetzt muß ich mal schauen, wie ich da geschickt dran komme und einen weiteren Blattschrauben Test dazu schreiben kann.

oboes.ch
Auch hier wollte ich ganz bewußt wieder hin. Den vor zwei Jahren hatte ich auf der Messe ein sehr chickes kleines hölzernes Reedcase erstanden. Leider hatte ich es verloren und fand nichts, was so gut gewesen ist, wie dieses Case. Flach, aus schickem Holz, stylischer Magnetverschluß. Ich wußte leider auch die Firma nicht mehr, weshalb ein Nachbestellen auch nicht ging. Wie praktisch, dass die meisten Händler die gleichen Standorte wie vor zwei Jahren hatten und so habe ich mir einfach das gleiche wieder gekauft.
Der Hersteller ist Schweizer und scheint wohl eher aus dem Oben bereich zu kommen. Es gibt alles rund ums Oboenblättchen und deren Aufbewahrung. Daneben gibts halt auch noch Cases für Sax- und Klarinettenblätter. Die Qualität ist schweizerhaft. Das einzig irritierende war, dass ich mit einer Standdame gesprochen habe, die chinesischen Ursprungs war und deren englisch (Deutsch ging gar nicht) recht gebrochen war. Neben den Holzvarianten gibt es noch Varianten mit Stoffüberzug der von chinesischen Mustern verziert ist. (Ein Schelm, der jetzt chineschische Produktion wittert…)
Mit meinem Blättercase bin ich hochzufrieden und habe natürlich gleich meine neuen Fiberreeds rein gelegt.

Variosax
Diesen Stand habe ich eher zufällig entdeckt. Es  handelt sich quasi um einen nachrüstbaren großen „micro-tuner“. Micro-tuner findet man heute noch ab und zu an alten Saxophonen. Man steckte das MPC auf, und anstatt, dass man dieses beim stimmen nun, über den Korken schieben mußte, konnte man nun bequem, den S-bogen minimal verlängern, bzw. verkürzen. Hat sich aber nicht durchgesetzt wurde sogar oft nachträglich bei GÜs abmontiert.
Bei dem Variosax ist alles etwas größer. Man kann das Teil so weit ausziehen, dass das ganze Sax bis zu einem Halbton tiefer klingt.
Viele werden fragen, „Wozu?“. Und ich nehme an, die Frage hat man auf dem Stand wohl auch öfters gehört. Nunja, einerseits hat man wieder die Vorzüge eines guten Micro-Tuners andererseits kann man sich so diverse Tonarten erleichtern. Wenn man eine schwere hat, z.B. Fis-Dur, macht man Zack und kann in F-Dur spielen.
Zuletzt wird noch eine Klangverbesserung geredet („mehr Obertöne“), weil es keinen dämpfenden Kork mehr gibt. Das sehe ich ähnlich.
Der Hersteller ziehlt nach eigenen Ausagen eher auf Anfänger und Amateure, die sich mit schweren Tönarten schwer tun.

Nun sehe ich eine Reihe an Problemen. Erstens, wenn man einfach zwei cm länge dazu tut, wird das Sax nicht mehr so in sich stimmen können. Das trifft vor allem die höheren Töne. Im mittleren und tiefen Bereich dürfte sich Probleme in Grenzen halten. Intonation ist sowieso so eine Sache. Ein in sich perfekt gestimmtes Sax gibt es nicht, und er Spieler muß aktiv selber hören und stimmen (aber dazu schreibe ich demnächst mal etwas). Desweiteren passen nicht alle Mundstücke. Gängiges wie Meyer und Yamaha haben einen schmalen schaft, nur leider gibt es viele andere Mundstücke, die nicht passen, da muß sich er Hersteller noch etwas ausdenken.
Viele S-Bögen haben am Ring vor dem Korken, der müßte abmontiert werden, damit das VarioSax drauf geht. Solch einen Eingriff dürften viele scheuen. Generell muß das Teil von jemanden mit Ahnung montiert werden, was zusätzliche Kosten bedeutet.
Zudem bleibt die Frage des Sinns. Nehmen wir mal das Alto. Mit dem Teil kann man aus einem Es-Instrument ein D Instrument machen. Nur gibt es keine Noten für D-Instrumente. Selbst wenn mal mal ein Stück in Fis-Dur vor sich hat, man müßte sich die Stimme in F selber neu schreiben. (ob da das üben in Fis nicht vielleicht schneller geht, muß jeder selber wissen). Und selbst wenn es um das Improvisieren gehen sollte, sind doch die meisten, die mit komplizierten Tonarten dort konfrontiert werden auch soweit, dass sie auch in Fis spielen könnten.

Ich will nicht sagen, dass dieses Ding schlecht ist, ich meine nur, dass der Käuferkreis, für die das Interessant sein dürfte wahrscheinlich eher gering ist.

nuvo clarinéo
Auch dieser Stand war eher eine Zufallsentdeckung, war er doch nicht in der Bläserhalle sondern auf meinem Weg zu Chilinotes im Verlagsbereich in Halle 3. Es handelt sich hier um eine Plastikklarinette für Kinder. Optisch sehr auffallend duch das iPod weiß (mit peppigen Farbkleksen) und einem etwas dezenterem iPod schwarz. Das erste Anfassen war etwas merkwürdig, da doch alles aus Plastik ist und vieles anders als bei einer normalen Klarinette (vorallem kleiner). Aber dann sprach ich etwas mit dem Typen (auf englisch, da er wie das Produkt aus England kommt), schaute mir das Gerät nochmal genauer an und spielte es auch an.
Meine Skepsis wich der Begeisterung für die vielen durchdachten Details.
Also, das Plastikklarinetten gut klingen können ist kein Geheimnis mehr und auch dieser Körper ist „acustic desinged“. Es passen echte Es-Klarinettenmundstücke drauf und es spielt sich und klingt eigentlich sehr sehr annehmbar. Für die Kids gibt es auch ein Mundstück, das ist aber nicht so der Hit, jedoch gibt es dazu ein passendes Plastikblatt, welches einen Nippel hat, wodurch es immer richtig sitzt. Auch die Blattschraube ist idiotensicher. Auch wenn die Mechanik aus Plastik ist, scheint das Ding doch recht robust (made for kids).
Das Teil ist in C-gestimmt. Hurra, endlich mal ein Blasinstrument, wo man nicht mehr transponieren muß. Auch gut für Kids; es erleichtert ungemein das Zusammenspiel mit anderen ungemein. So viel Einfachheit  bringt reine Spielfreude auch die gelungene peppige Optik dürfte dem Spaß am musizieren helfen. Und das ganze soll dann ca. 150 Euro kosten, wenn es über den Teich zu uns kommt. Genial!
Ich denke aber, dass es nicht nur für Kinder ideal ist. Auch viele Erwachsene dürften damit als Nebeninstrument ihre Freude habe. Als Reise- oder Gaginstrument. Für so etwas hat man doch immer im Koffer Platz und es ist auf jeden Fall besser zum Üben als irgendwelche ekligen Mundstückübungen. Zudem dürfte es der Brüller sein, wenn man soetwas auf der Session oder bei einem Konzert aus der Tasche zieht.
Bei mir steht das Teil auf der Wunschliste.

Chili notes
Zur Pflicht gehörte auch ein Besuch bei Bastian Fiebig und Chilienotes. Ich machte mich dort ein wenig schlau, womit ich meine Schüler „quälen“ kann. Diverse Schulen, sinnvolle und hochwertige Playalongzeugs zur Improvistion und schöne Duette für Sax und Klavier. Neben allerlei Messetratscht hat man mir erzählt, dass es jetzt seit kurem die Homepage neu ist. Ein Blick lohnt sich. Zudem es ist die Seite mit der einzig vernünftigen Datenbank für gestohlene Instrumente. Nebenbei ist Chilinotes auch der deutscher Generalimporteur von Brancher und ich nutze die Chance die Saxophone dort in der Verlagshalle in einer Ruhe anzuspilen, an die in der Bläserhalle selber nicht zu denken war.

Brancher
Die Saxophone von Brancher sind noch recht neu (ca. 2 Jahre) haben aber schon einen hervoragenden Ruf. Mundstücke und Equipment gibt es schon länger von Brancher und da weiß man, dass das hochklassiges Zeug ist. (Die Blätter sind 100% Öko (wilder Bambus) und die Blattschrauben werden bei Cartier gefertigt) Nach meinem Anspielen meine ich, die Saxophone auch. Die Ausstattung super (was für Halsgurte, hätte ich keine zwei DeJaques, hätte ich mir von denen noch etwas gehohlt. Mechanisch, technisch und verarbeitungstechnisch merkt man sofort, dass man etwas besonderes in der Hand hat. Vorallem am Gewicht. Das Tenor wiegt fast soviel wie ein normales Bari (gut, dass die Gurte von gleicher Qualität sind). Klanglich sind die Teile sehr französisch. Also eher zentriert. Die Altoversion mit dem höheren Kupferanteil ist merklich weicher und klassischer, die normalen Messingvarianten, sind eher Jazzig und könnten viele Mk VI Fans bezaubern.
Besonders bemerkenswert fand ich das Sopran mit den DREI S-bögen. Alle klingen sie so dermaßen unterschiedlich, dass man meint, man hätte drei verschiedene Saxophone. Von der grellen Quitschtröte bis hin zum warmen exotischen Schlangenbeschwörungsflöte. Beim Brancherstand selber war ich dann nur noch eher kurz um mir die verschiedenen Finishes anzuschauen. Den Schwarz- und Antiklack gibt es nciht mehr (sehr gut) aber dafür eine schwarze versilberung (edel!).
Kurz: Brancher ist so wie Selmer sein sollte.
Da freue ich mich jetzt schon sehr auf das Testexemplar, auf das mir demnächst geliehen wird.

Trevor James
Bei Trevor James bin ich eigentlich nur wegen deren rosa Sax stehen geblieben und weil ich davon ein Photo wollte. Das Photo gibt es leider aus irgendwelchen Gründen nicht, dafür hat hat man mir erklärt, worum es sich bei dem Ding handelt. Es ist keine Geschmacksverfehlung sondern ein Kindersaxophon (quasi die HelloKitty Varaiante). Ansprechende Optik für Mädchen (für Jungs gibt es das noch in Schwarz und unisex in Gold). Die Mechanik ist reduziert, keine Doppeltasten, nur bis zum tiefen C (dennoch ein normal großer Schallbecher). Nun ja, das macht vielleicht das erlernen in den ersten 3 Monaten leichter, aber danach fehlen die zusätzlichen Tasten meiner Ansicht nach. Dafür ist das Instrument auch deutlich leichter. Es ist zumindest ein interessantes Konzept, dumm nur, dass ich vergessen habe nachzufragen, wieviel das Teil nun kosten soll.
Dann habe ich mir auch noch kurz die Profireihe von Trevor James zu gemüte gefügt. Die Mechanik erinnerte mich vom Gefühl etwas an Keilwerth (wahrscheinlich wegen der Tasten). Ansonsten haben die leider nicht so viel besonderes. Da würde ich mir etwas mehr Einfallsreichtum wie bei der Kinderserie wünschen, damit die Trevor James wirklich oben mitspielen könnte. (Sofern die das überhaupt wollen, denn den meisten Umsatz macht man mit Mittelklasseinstrumenten wie bei Jupiter und auf diesem Gebiet scheint Trevor James Fuß gefasst zu haben)

System 54
Auch nicht so wirklich überzeugt hat mich dieses mal System54.  Die sind auch gerade mal ca. zwei Jahre alt, haben sich in Deutschland aber schnell den Ruf als sehr brauchbarer Taiwanese mit gutem Preisleistungsverhältnis gemacht. Selber hatte ich schon Instrumente von ihnen, die von „weniger überzeugend“ bis hin zu „besser als der 500Euro teurere „große Bruder“ P.Mauriat“  in der Hand gehabt.
Am Stand fragte ich nun sehr direkt „So, was ist denn euer neues Spitzenmodel“ „Das da, aber das können Sie nicht anspielen, das ist runter gefallen und nun kaputt“ „Hmm, ihr hattet doch auch mal ein schickes Modell mit weißen Keramikresonatoren, oder? Kann ich das mal spielen“ „Oh, das ist schon lange veraltet“. Ich verkniff mir anzumerken, dass das doch ca. vor einem Jahr neu eingeführt worden war.
Bei System54 konnte man auch wieder den oben erwähnten Finishtrend bemerken. Zwar gabs noch ein paar Antiklacker aber deutlich viele Agedbrasser.
Also habe ich mir das nächstbeste Saxophon gegriffen und Mundstück drauf. Nach zwei Minuten legte ich es auch schon wieder zurück: gewohnte Taiwankost. Das ist überhaupt kein negativ Urteil, kommt doch dort inzwischen sehr gutes Zeugs her. Doch erst wenn System54 mal für über ein Jahr ein durchgängies Sortiment mit etwas eigener Handschrift hat, könnten die Hörner interessanter werden und System54 endlich aus dem Schatten ihres großen Bruders heraus tretten. Ich meine, das Potential hätten sie und genug qualifizierte Endorser haben die auf jeden Fall an Bord.

P.Mauriat
Also nun direkt zum Inbegriff der Taiwanhörner: P.Mauriat. Die hatten ja auch so ihre Probleme mit einer etwas überschwenglichen Produktauswahl und Identitäsfindung. Aber die Marke hat sich etabliert und zwei ihrer Saxophonemodelle haben einen gewissen Erfolgszug angetreten (das PMXT 66r und das System76, hier zum Test).
Ich stellte die gleiche Frage wie beim kleinen Bruder nach dem neuen TopHorn. Hier war plötzlich erstmal Ratlosigkeit und das Suchen begann. „Verschwunden??“. Also habe ich mir einfach das zentral präsentierte Alto gegriffen (unnötig zu erwähnen, in Agedbrassfinish). Ich schien mir das neue PMirgendwas 86 gegriffen zu haben. Nanu, was ist den das für ein zierlicher Becher, wo ist den der BigBell hin? Ein kurzes Anspielen bestätigte meine Vermutung. Es handelt sich um eine Art Nachbau eines Vintage Conns zu handeln. Endlich! Fehlte nur noch die nackte Frau drauf. Schöner dunkler oldschooliger Klang. Soweit ich weiß, ist soetwas auf dem modernen Markt neu. Hat P.Mauriat jetzt eine echte Eigenentwicklung im Sortiment? Mir hat das Teil zumindest sehr gefallen; bei nächster Gelegenheit, muß ich mir das nochmal genauer anschauen.
Dann kam ich noch etwas ins Plaudern mit dem Vertreter des neuen deutschen Vertriebes (schon wieder einer?) und ich erzählte ihm so von meinen Eindrücken zu Mauriat und erklärte ihm, dass die zu weiche Applikatur der Hörner in meinen Augen deren größtes Manko sei. Er wirkte etwas überrascht darüber aber interessiert. Vielleicht hat denen das  einfach noch keiner gesagt, dass die ne härtere Mechanik brauchen.  Die Entwicklungen bei Mauriat scheinen spannend zu bleiben.

Oleg
Diesen Namen haben zwar viele Saxophonisten schon mal gehört, wissen den aber nicht wirklich einzuordnen. Mir geht’s da genauso. Sie stellen Saxophone, Mundstücke und allen sonstigen Equipmentgedöns her und meist sehr hochpreisig. Darunter sehr edle metallenenMechanikanbauten wie Palmkeyrisers usw. Das bekannteste Produkt dürften die Olegature sein, eine metallene Gewebeschraube (das Kettenhemd läßt grüßen).

Eigentlich hatte ich Oleg nicht auf meinem Plan für die Messe, aber da gab es doch einen Eyecatcher der mich zum stehen bleiben zwang: Halsgurte in den möglichsten und unmöglichsten Mustern: Leopard, Knallrosa, Schlangenleder, roter Glitter, Alligator. (Natürlich(hoffentlich) Immitat). Ideal für Saxophonisten, die bei Brian Setzer, (den) Tiffanys oder dergleichen spielen .

Desweiteren Standen dort noch diverse Basssaxophone (oder derartiges) dort rum, wobei mir nicht klar war, ob die nun auch von Oleg waren, oder von einer anderen Firma, mit denen sie sich den Stand teilten. Auf dem Bild kann man wahrscheinlich den fettesten Schallbecher der Messe sehen (hinter dem Saxspieler).

Cannonball
Als bekennender Fan mußte ich auch hier wieder hin. Besonders gefreut hat es mich, dass Tevis und Sheryl (das sind die Gründer und Chefs von CB) sich sogar noch vom letzten Messebesuch vor zwei Jahren erinnerten. Gravierend viel neues gab es nicht. Das Vintage wurde genau vor zwei Jahren neu vorgestellt. Ich nahm also die Chance wahr und teste nochmal das ganze Sortiment durch. Endlich auch mal die Sopransaxophone, die es in Curved, Straight und Halfcurved gab. Gewohnt gute CB-Qualität und wieder haben mir die unlackierten am besten gefallen, dennoch hatte ich nicht das Verlangen, mein Sequoia dagegen einzutauschen.
Die Klarinetten mit den alternativen Bechern und Birnen fand ich auch gut und witzig, aber ich bin zu wenig echter Klarinettist als das ich nach 5min ein echtes Urteil darüber fällen könnte.
Wirklich neu waren zwei Sachen. Die neuen Vintagegravuren. Anstelle der Lady Godiva (die Nackte mit dem Pferd) gibt es nun ein Seemotiv mit Schiff. Ich, als Mensch mit maritimen Hintergrund, fand es sehr ansprechend. Statt dem ständigen floralem Gedöns mal etwas Gischt und Wellen. (Schade nur, dass keine nackte Meerjungfrau drauf war).
Und natürlich gibt es dem Trend folgend ein neues Finish: The Brute. Ihr ahnt es schon, ein neuer Agedbrass-Vertreter. Nach Aussagen von CB durch ein Säureätzbad. Klingt gut, sieht gut aus, weiter so.

Rampone & Cazzani
Die Italiener sind ja seit ein paar Jahren keine gänzlich unbekannten mehr in Deutschland. Gerade die Sopransaxophone erfreuen sich großer Beliebtheit, da sie einen schönen eigenen Klang haben. Nur gab es öfters mal etwas Kritik über die Qualität der Endfertigung an der Mechanik (unplane Tönlöcher, falsche Klappenöffnungen, schnell klappernde Mechanik). Nichts was ein guter Saxdoc nicht korrigieren könnte, aber unnötig. Bei einem kurzen Anspielen der Dinger hatte ich nicht wirklich das Gefühl, als hätte sich da jetzt massiv etwas getan. Dafür gehören sie optisch, meiner Meinung nach, zu dem hübschesten und edelsten auf dem Markt.
Also was gibt es neues bei R&C. Soprane in allen Ausführungen: Silber, unlackiert, Messing, Kupfer, SterlingSilver, Straight, Curved, Halfcurved in allen Varianten und Kombinationen. Da wird auch der größte Sopranfetischist fündig

Inderbinen
Er gehört wahrscheinlich zu den schillernsten Namen in der (zumindest in der deutschen) Szene. Man hört in dem Zusammenhang so einige Superlative: „Bestes Saxophon“ (wie? auch besser als das Mk6?). Klar, dass ein Besuch bei Thomas Inderbinen zur Pflicht gehörte. Am Stand selber mußte ich erstmal ausführlich schauen. Denn Inderbinen baut nicht nur Saxophone, sondern auch flöten, Posaunen, diverse andere Blechblasinstrumente und sehr interessante Trompeten. Davon hatte einige ein sehr spezielles Finish. Dort wurden auf die Oberfläche noch verschiedene Metallraspeln aufgeschmolzen. Schade dass ich keine Trompete spielen kann, die hätte ich gerne auch als Saxophonist angespielt, aber so blamieren wollte ich mich da nicht.
Aber die Saxophone sehen auch so schon heiß genug aus. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Inderbineninstrumente werden quasi geschmiedet. Immer wieder erhitzt und dann behämmert. Und zwar das ganze Instrument und nicht wie bei den meisten Profifirmen nur der Schallbecher (ohne erhitzen). Dadurch entsteht auch diese gräuliche geschmiedeter Stahloptik. (der Vorreiter des Agedbrassoptik).
Die Mechanik stammt von Yamaha 62er Instrumenten, die er dort abbaut, dann anpasst und an seine Instrumente  packt. Das hat zwei Gründe, erstens ist die Mechanik von Yamaha sehr zuverlässig und das 62 halbwegs preisgünstig. Ein anderer, warum er keine andere nimmt, ist, dass Inderbinen recht kleine Tonlöcher hat (Vintagesound) und die meisten anderen modernen Instrumente Klappen für große Tonlöcher hat.
Nun aber Mundstück drauf und anspielen. Vor zwei Jahren war das nicht ganz so einfach, denn damals hatte die Messeverantwortlichen Inderbinen wegen der Lautstärke auf dem Kieker, weshalb man immer in die Schallkabine mußte.
So ganz ungerechtfertigt ist das nicht, denn die Inderbinen erfüllen auf jeden Fall einen Superlativ. Sie sind die lautesten. Es ist unglaublich, beim Alto scheint es keine Grenze zu geben. Man gibt mehr und mehr Gas und es wird immer noch lauter. Vielleicht kommt es faher, dass viele es für das beste Saxophon halten, da viele Lautstärke mit Klangqualität verwechseln. Auch das Tenor macht auch so auf, vielleicht nicht ganz so krass wie das Alt. Das Sopran klingt zwar auch gut, aber hat nicht den gleichen Wow-Effekt wie bei Alt oder Tenor.
Leise geht jedoch auch, sogar sehr gut. Tolle Ansprache. Klanglich hat es deutlichen Charakter, aber auch ordentlich, aber nicht ganz so nörgelnd wie Selmer und mächtig breite Soundmasse. Vielleicht steckt da noch ein wenig Ami im Schweizer. Ein definitives Jazzhorn.
Ich weiß nicht, ob es das beste Saxophon ever ist, aber definitv gehört es zu dem besten was es so gibt. Wer jetzt Kaufgelüste hat sollte auch wissen, dass es zwei weitere Superlative gibt: der Preis (über 7000€) und die Wartezeit (über zwei Jahre).
Da kam mir die Frage auf, warum Herr Inderbinen denn seine Firma noch nicht erweitert hat. Mit einer größeren Produktion, könnten die Saxe billiger werden, er die Nachfrage decken und somit noch mehr Geld machen.
Jedoch hat er daran kein Interesse, er möchte an jedes Instrument, dass seinen Namen trägt selber Hand anlegen und er will auch wissen, zu wem seine Instrumente gehen. Tja, das scheint eine schweizer Einstellung zu sein, die wohl auch ein Grund für diese schweizer Qualität zu sein. Vorbildhaft! Also neben der Qualität hat man also auch noch die Exclusivität.
Ob nun ein Inderbinen auch mein Traum geworden ist? Eher nicht. Und dafür gibt es ein paar Gründe. Ich persönlich mag die Yamaha 62 Mechanik nicht so. Sie liegt mir nicht so gut in den Händen zudem liegt dessen Design noch in den 80ern. Für eine moderne Applikatur finde ich sie etwas antiquiert. Deweiteren sind über 7000 Euro sehr sehr viel Geld für ein Saxophon. Es gibt Saxophone für 1/3 des Preises die fast das gleiche bringen. Das letzte, das mich etwas stört, ist, dass man zwei Jahre auf sein Horn warten muß. Man kann es also nicht vorher antesten und dann kaufen was man in der Hand gehabt hat. Also quasi die Katze im Sack, wobei es sich hier eher um einen kraftprotzenden Tiger handeln dürfte. Schade, dass es für Inderbinen keinen Gebrauchtmarkt gibt, wobei dort die Saxophone wahrscheinlich teurer wären als neu.

Keilwerth
Auf dem Besuch bei Keilwerth habe besonders gefreut, da ich dort auch meinen alten Freund Thomas Voigt mal wieder treffen konnte. Ja, Keilwerth gibt es noch und so wie es scheint auch noch ein bisschen länger. Sehr frische News waren auf der Messe, dass man wahrscheinlich einen neuen Investor gefunden hat.
Auch brand aktuell ist das neue Sopran von Keilwerth, das von Dave Liebman und Benedikt Eppelsheim entwickelt worden ist und dessen Prototyp frisch auf der Messe präsentiert worden ist.
Optisch macht es wirklich was her: der Body in einem schönem bräunliches AgedBrass und die Mechanik in einer spacigen matten Titanoptik. Das dürften einige von den Vintage Serien schon kennen, aber ich mag diesen originellen (noch nicht kopierten) Look. Persönlich finde ich den klaren Schutzlack aus klanglichen Gründen überflüssig, aber das macht Keilwert ja bei allen seinen Saxophonen so und man hat keinen Ärger mit nach Messing riechenden Händen nach dem Spielen.
Auch an der Mechanik gibt es ein paar interessante Neuerungen. Die Palmkeys sind nach vorne gerichtet und abgeflacht und liegen somit sehr gut in der Hand. Die Mechanik der beiden Fisse war dagegen etwas sonderbar. Man klärte mich auf, dass dieser Prototyp speziell auf Liebmans Bedürfnisse zurecht geschnitten ist und Liebmann hat ne Patschehand-Technik. Er spielt mit gestreckten fingern (und nicht korrekt wie alle anderen mit gebogenen), weshalb diese beiden Tasten für ihn angehoben sind. Dies soll aber in aber nicht in die spätere Serienproduktion so übernommen werden. Etwas skuril wirkte eine kleine JingJangGravur auf dem Sax. Keine Ahnung was das soll, aber die Amis sind da ja manchmal etwas komisch. Aber das sind nicht die einzige spezial Anpassungen für Liebmann, was ich beim Anspielen bemerken mußte. Wie einige vielleicht wissen, hat Liebmann aufgrund einer Gewebeschwäche eine recht eigene Spielweise und so verhält sich auch das Sopran.
Insofern war für mich Intonation und Ansprache recht ungewohnt. Jedoch soll es auch viele Messe Besucher gegeben haben, die damit so gut klar gekommen sind, wie mit keinem anderen Sopran zuvor.
Dafür fand ich den Klang sehr viel versprechend, nicht so ne Grelltröte wie man es sonst kennt.
Ich sprach auch nochmal kruz mit Benedikt Eppelsheim über die Kuriosität, dass einige damit so Probleme hätten und andere gar nicht. Es ist halt ein Prototyp speziel für Liebmann.
Es wird für den normalen Markt eine „nicht Liebmannversion geben“ mit einem anderen S-Bogen und noch ein paar anderen Kleinigkeit, so dass es sich so verhält, wie die meisten Spieler es gewöhnt sind. Man darf gespannt sein.
Es wird aber wohl auch eine käufliche Liebmanverion geben. Wahrscheinlich wird die sich in den USA, wo der Liebman sehr geschätzt wird, gut verkaufen. Außerdem dürfte es vielleicht für diejenigen interssant sein, die auf sonstigen Sopranen große Intonationsprobleme haben.

Eppelsheim
Wie die meisten Saxophonsiten, mußte auch ich wieder zu Eppelsheim. Für die unwissenden, Eppelsheim ist ein Münchener Saxentwickler der sich auf die Extremen spezialisiert hat. Bass und Tubax (bis zu eine Oktave tiefer als der Bass) auf der eine Seite und das Soprillo (eine Oktave höher als das Sopran) auf der anderen. Zudem hat er noch Kontrafagotte und Kontrabaßßklarinetten im Angebot.
Das Soprillo ist eine herausforderung und ich war froh, ne ganze Tonleiter sauber spielen zu können. Wer Wurstfinger hat, dürfte auch Probleme haben, noch richtig an die Tasten zu kommen. Aber mein Favorit ist aber das Es-Tubax. Die Hauptröhre ist doppelt geschwungn weshalb es nur minimal höher ist als normales Bari. Dadurch brauch man kein LKW mehr zum Transport, ein Kombi reicht.
Zudem ist es in Es gestimmt, wodurch man ganz einfach in einem Satz die Baristimme spielen kann. Genial ist auch, dass Barimundstücke drauf gehen und man nicht so ein Sondergedöns braucht wie bei Basssaxophonen.
Durch die enge Mensur ist es für so einen Tieftöner sogar noch recht zentriert und verschwimmt nicht so in einem Bassgewarber und die Ansprache wird dadurch leichter. Dennoch, wenn man richtig Gas in der Tiefe gibt, meint man die Erde vibriren zu spüren. Das macht einfach Spaß.
Wer nun auch auf ein Tubax schielt dem sei noch gesagt, dass so ein Teil über 15000 kostet mit über einem halben Jahr Wartezeit.
Aber Eppelsheim hatte auch etwas eigenes neues: ein C-Sopran. Da es ja immer einige Saxophonisten gibt, die sich über das Transponieren Aufregen (und diese vom Klientel auch oft zum Sopran tendieren) dürfte das für so einige recht interessant sein. Es soll auch längst nicht so teuer werden, denn es wird größtenteils in China produziert und Eppelsheim macht dann die Endeinstellung. Als er mir das sagte, hatte ich das Gefühl, dass er einen Gesichtsausdruck machte, dass das wohl doch mehr Arbeit für ihn ist, als erwartet.
Beim Anspielen fand ich das Sopran auch zufriedenstellend. Klanglich jetzt nicht eine Revolution, eher gewohnt gute Kost, wobei ich meine, leichte Tendenzen bei Intonation und Ansprache wie beim Liebman Sopran festgestellt zu haben, jedoch in deutlich kleinerer Form.

Borgani
Auch bei diesem Stand bin ich eher zufällig reingestolpert. Ich hatte Borgani sträflichweise nicht auf dem Plan. Aber in Deutschland sind sie relativ unbekannt. Das einzige was man über die hier so hört ist „Spielt Joe Lovano nicht Borgani, oder so?“ Warum er das tut, weiß ich nun, aber dazu später mehr.
Was mir als erstes in Auge gestoßen ist, war eine bekannte Blattschraube. Der Magnitonenachbau von Corrado Mauzzato. Das war mir schon sehr symphatisch, weil ich die Schraube persönlich für sehr gut halte. Inswischen gibt es sie sogar auch in einer Sopranvariante.
Dann erblickte ich etwas, dass ich gar nicht so recht glauben wollte. Sie hatten doh tatsächlich Sopransaxophone mit ABSCHRAUBAREN und somit austauschbaren Schallbechern. Ich dachte, die sind ja verrückt, aber witzige Idee. Den Becher gab es in verschiedenen Materialausführungen und dann noch mit Tuninigstreifen (also für mehr Masse). Mir war klar, dass sie wohl anders klingen mußten, dennoch mußte ich das nochmal selber für mich ausprobieren. Wir praktisch, dass Borgani eine eigene Schallkabine hatte, so konnte das mit etwas mehr Ruhe anspielen.
Die erste Überraschung, „Hey, das Sopran klingt ja richtig gut“. Ich war wirklcih verblüfft. Ansprache top, Mechanik und Handling top. Dann gleich nochmal den Becher abgeschraubt und den anderen dran. Größerer Unterschied als vermutet. Ich raus, und habe mir gleich nochmal das Sopran in der pink vergoldeten Variante geholt. Das klang sogar noch schöner.
Also frage ich den Herr Borgani himself (Familienbetrieb in der 4. Generation) nach seinem Profi-Modellen. Wie, es gibt nur ein Modell? Sie haben nur wirklcih nur eine Serie, aber in verschiedenen Finishes. Unlackiert, Versilbert und Vergoldet, und dann je sogar noch in einer Matt Ausführung. KEINE LACKIERTEN INSTRUMENTE, aus klanglichen Gründen. Endlich mal ein Hersteller, der da genauso denkt wie ich.
Ich nahm mir also die vergoldete Variante in Matt (sehr hübsch) und zog mich zurück in die Schallkabine. Ein so wohliges Gefühl hatte ich auf der Messe sonst nie an einem Saxophon gehabt. Ein warmer starker Ton, richtig viel Sound. Die Mechanik flutschte wie Butter. Das ist meine Entdeckung der Messe. Borgani hat mich absolut begeistert. Meinen ersten Dämpfer erhielt ich aber, als ich nach dem ungefähren Preis gefragt habe.
Die Borgani Instrumente gehen erst so bei ca. 4000 Euro los. Und das liegt daran, dass alles bei denen noch hochwertige Handarbeit ist. Das braucht halt seine Zeit, kostet dementsprechend aber wie es aussieht lohnt es sich im Resultat.
Ich habe mir vorgenommen, dass ich Borgani noch mal ganz genau unter die Lupe nehmen müßte jedoch dürfte es schwer werden, da es bis jetzt nur einen einzigen Deutschen Händler mit Borgani Instrumenten im Sortimenten gibt.
Tja, wohin es in meinem nächsten Italienurlaub geht, weiß ich also jetzt schon.

Fazit
Du meine Güte, dass der Artikel so lang ausarten würde hätte ich nicht gedacht. Und dabei habe ich trotz des Stresses nicht einmal die Hälfte geschafft, von dem, was ich so vorhatte. Selmer, Yamaha und Yanagisawa hatte ich schon vorher ausgeklammert, weil ich wußte, dass es eng wird, aber dennoch, wäre ich da gerne mal gewesen. Zumal Selmer wohl auch eine überarbeitete SIII vorgestellt hat. Eigentlich wollte ich mich auch bei Expression blicken lassen, aber die habe ich gar nicht gefunden. Ein vergleich mir Jupiter wäre dann auch interessant gewesen. Zudem hätte ich gerne mal ein paar Chinesen genauer aufs Korn genommen.
Geärgert hat mich, dass wohl die Japaner mit Forestone ein neues Kunststoffblatt auf dem Markt gebracht haben. Das hätte ich unbedingt testen müssen. Ein anderer Japaner, der eigentlich ein Besuch wert gewesen wäre, war Aizen mit seinen Repliken von alten Meyer und Selmer Soloist Mundstücken, die sich großer Begeisterung erfreuen.
Tja, nächstes Jahr sind deshalb 3 Tage Messebesuch geplant, nur fragt sich, wie lang dann der Messeartikel werden soll. Ich habe ja fast schon über eine Printausgabe von Saxophonistisches nachgedacht…

Der ultimative Saxophonstarter-Guide (Teil 3)

Hier geht’s zum ersten Teil des USSG und hier zum zweiten.

Nachdem wir uns in den anderen beiden Teilen des USSG (ultimativer Saxophonstarter-Guide) mit dem Saxophon, dem Mundstück und den Blättern beschäftigt haben, haben wir das essentielle und die schwerste Qual der Wahl schon durch. Vielleicht hätte ich auch einfach sagen sollen, kauft euch ein Yamaha 475 (Alto wenn weiblich, Tenor wenn männlich), ein Expression Mundstück (Bahn 5*) und AW-Reeds (Stärke 2) und hätte mir so Stunden für die Arbeit an den Artikeln gespart. Falsch wäre es nicht wirklich gewesen, aber auch nicht Sinn der Sache.
Da wir nun eigentlich das wichtigste hinter uns haben und jetzt nur noch Gedöns kommt, könntet ihr auch aufhören hier zu lesen und anfangen zu üben.

(Hmm, vielleicht sollte ich meinen Lesern nicht raten, mit dem Lesen des Blogs aufzuhören)

Üben kann man immer noch später (sage ich mir ab und zu zu oft und komme dann zu nichts). Hier möchte ich jetzt quasi nochmal so durchgehen, was man noch alles auf den Einkaufszettel für den Musikladen schreiben muß. Ist zwar jetzt fast alles eher Kleinvieh, aber das macht ja bekanntlicherweise auch viel (finanziellen) Mist. Außerdem möchte ich zuletzt noch ein paar Tipps für einen guten und frohen Start in die Welt des Saxophons geben. Allerdings werdet ihr hier jetzt keine einleitende Anleitung finden, wie man jetzt Saxophon spielt, das würde hier zu weit führen und der USSG bräuchte 3 weitere Teile. Wer da etwas sucht, kann gerne mal in die Rubrik Lektionen rein schauen.

Koffer
Ein guter Koffer ist Gold wert, kommt preislich meist sogar hin. Es ist meist auch immer Geschmackssache, ob man auf elegante Koffer, Formkoffer, Gigbags oder was auch immer steht. Massive Koffer haben den Vorteil, dass das Sax dort sehr sicher ist, vor jeglichem Anecken und sonstigen Stößen und man kann sich drauf setzen. Zudem sehen die Ledervarianten unglaublich schick aus. Allerdings sind diese oft schwer und unhandlich. Also wer viel mir seinem Instrument unterwegs ist und nicht immer mit dem eigenen Auto fährt, der wird sich daran schnell stören. Da sind die leichten Gigbags zum schultern komfortabler. Allerdings bieten diese kaum Schutz. Ich habe sogar schon Fälle erlebt, bei denen sich die Mechanik alleine aufgrund des Transportes in einem Gigbag verbogen hat. Ein sehr guter Mittelweg, sind die Trecking/Flight-Cases, die leichter sind und formstabil. Man hat oft noch eine große Notentasche mit dabei und bei einigen kann man sich sogar auch noch draufsetzen, wenn man nicht zu schwer ist. Ich habe bisher noch nichts besseres gesehen, als mein Selmer Lightcase.
Also meist ist beim Saxophon ein Koffer dabei (außer bei Selmer), aber der Gedanke, sich etwas praktischeres oder besseres zu holen ist hier manchmal nicht verkehrt. Wenn man für Sax und Gedöns mehr als 2500€ ausgegeben hat, sollte man nicht am Case sparen.
Wer dennoch eine günstige Variante sucht, mit der man garantiert im Mittelpunkt steht, sollte einfach mal mit dem Sax in einer Einkaufstüte kommen. Man erntet viele Blicke in der Straßenbahn und so manches Kopfschütteln von Bandkollegen.

Tuningzeugs und sonstiges Zubehörgedöns
Das kann man die ersten Jahre wirklich außer acht lassen. Die feinen Unterschiede ist man als Anfänger eh nicht in der Lage zu nutzen und ist daher heraus geschmissenes Geld. Man kann noch soviel Geld für Extraschnickschnack ausgeben (Daumenhaken, Klangbögen, das 8.Mundstück, Blattschrauben, S-Bögen) und wird eigentlich nicht besser klingen, wenn man nicht schon ein gewisses Grundniveau hat. Wer mehr über diese Problematik lesen möchte, kann das hier.

Blattschraube
Eigentlich fällt das auch unter Zubehörgedöns, jedoch mache ich hier eine kleine Ausnahme, da die meist mitgelieferte 08/15 Blattschraube meiner Ansicht nach großer Mist ist. Vor einiger Zeit habe ich hier bereits einen großen Blattschraubenreport geschrieben, in dem viel drin steht. Ich will jetzt nicht zu einer 40Euroschraube raten, dass wäre wieder schon zuviel. Aber eine einfache Lederbandschraube für 20 Euronen kann viel bringen. Sie ist unkompliziert im Handling und glättet den Sound, was bei dem oft quäkigen Anfängerklang nicht das schlechteste ist.
Und vergesst die Kappe nicht, oft ist bei so einer Schraube keine dabei, da muß man sich vielleicht nochmal extra die SmartCap von Francouis Louis besorgen bevor man gar nichts hat.

Gurt
Der aller beste Gurt der Welt ist der DeJaques, allerdings ist der schon etwas dekadent. Aber mal im Ernst, die Gurtwahl sollte im wahrsten Sinne des Wortes nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Das Sax ist schwer und ich kenne viele, die Probleme mit ihren Nacken haben. Das größte Problem ist, dass die Gurte sehr auf den heraus stehenden Nackenwirbel drücken. Nun gibt es eine Vielzahl von Gurten mit Polsterung nur leider ist die eigentlich totaler Mist. Statt den Wirbel zu zu entlasten, belastet eine Polsterung gerade diesen noch mehr. Als höchster Punkt wird dort die Polsterung zusammen gedrückt und somit das meiste Gewicht lagert nun genau auf den Wirbel. Daher kann auf Polsterung gerne verzichtet werden. Es gibt manches Kuriose Gurtgeflecht, dass den Nacken entlastet, kosten aber meist aber auch dementsprechend und diese Pferdegeschirr ähnlichen Teile sind eher unansehnlich und störend (gerade beim schicken/coolen Bühnenoutfit). Sehr gut finde ich daher den eigentlich einfachen Cebulla-Gurt der zwei getrennte Polster hat, also wirklich den Nackenwirbel entlastet (u.a. hier erhältlich).

Ständer
Ein Notenständer ist ein Muß. Die kleinen Silbernen passen zwar in jede Tasche sind aber schnell sehr klapprig und halten eigentlich keine Aktenordner (wenn ihr in einem Hobbyorchester spielt) oder Realbooks (wenn ihr nicht mehr in einem Hobbyorchester spielt) aus. Die Großen halten zwar ne Menge aus, sind aber zum transportieren nur nervig. Das hier halte ich für für einen guten Mittelweg (gibt es sogar in verschiedenen Farben).
Ein Saxophonständer macht meiner Ansicht nach auch Sinn. Ein aufgebautes Instrument im Ständer läd mehr zum üben ein, als wenn es in einem Koffer versteckt in der Ecke ist (außerdem ist es sehr dekorativ). Und gerade auf Proben ist das allemal sicherer, als das Sax einfach auf den Stuhl zu legen. Allerdings sind die normalen Ständer recht sperrig. Es gibt in der Zwischenzeit einige, die sich leicht in den Trichter des Saxes verstauen lassen und dadurch sehr mobil sind (dafür lohnen sich auch die 10 Euro mehr, glaubt mir).

Metronom und Stimmgerärt
So bitter es ist beides ist leider fürs Üben essentiell. Beim Sklaventreiber sollte man darauf achten, dass man sich einen lauten besorgt, damit man das Teil beim spielen auch noch hört. (Es gibt welche mit Ausgang für zum an die Anlage anschließen). Es gibt auch zahlreiche Kombigeräte, allerdings sind die guten teurer, als je ein Metronom und ein Stimmgerät. Es gibt inzwischen auch Tuner mit Vibrationsabnahme. Das ist für den Saxophonsiten eigentlich recht praktisch. An den Schallbecher geklemmt, kann man sich auch in der noch lauten Umgebungen (z.B. direkt vor der Probe, wenn sich alle einspielen) und selbst beim Spielen selbst, kann man einen verstohlenen Blick auf das Gerät werfen und kontrollieren am man selber gerade nicht stimmt oder doch der Nachbar (man muß es ja danach nicht verraten).  Ein schickes Gerät, das viel kann und wenig kostet ist das hier. Ansonsten kann man allem vom KORG vertrauen.

Wischer und Putzzeugs
Nur Klassiker putzen ihre Instrumente, Jazzer stehen zu ihrem Dreck. Im Gegenteil, man ist sogar noch stolz auf jede Gebrauchsspur, den die verleiht dem Instrument Charakter, klingt also besser. Ich persönlich putze auch selten, da es beim Sax wenig Grund gibt, wenn man nicht ständig nach (oder während) des Essens Sax spielt. Nur Mundstück und Blatt werden regelmäßig mal heißem Wasser (selten auch mal ne Kukidentkur (Vorsicht bei Kautuschukmundstücken, hier kein zu heißes Wasser und kein Kukident, weil sich sonst Schwefel raus löst) ) gereinigt, damit es nicht stinkt und hin und wieder auch mal der S-Bogen, da sich bei mir dort nach einer Zeit Zeugs ansammelt, dass erstens irgendwann auch müffelt und zweitens den Klang verändert (ein spannendes Thema unter Trompetern). Ansonsten ist es eigentlich doch ratsam mit einem Durchziehwischer nach dem Spielen mal durch zugehen. Allerdings reicht dafür auch ein altes Stofftaschentuch, das an eine Schnur gebunden ist und am anderen Ende ein paar Holzperlen in einer Reihe befestigt sind, aus. Von den Staubfeudeln muß ich vehement abraten. Warum kann man hier nachlesen.
Wer sich ein sibernes oder unlackiertes Instrument kauft und es glänzend bleibend haben möchte ist selbst Schuld. Silber läuft unweigerlich an und muß daher ständig mit Silberputztüchern gereinigt werden und ein Sax hat viele Ecken und Kanten. Bei unlackiertem Messing ist es fast aussichtslos gegen anputzen zu wollen.
Allerdings ist meist beim Sax schon ausreichend Zeugs dabei.

Sonstiger Kleinkram
Was man sonst noch in Reserve im Koffer haben sollte:
-Bißplatten (aber das habe ich Teil 2 des USSG schon erwähnt)
-Fett (für den S-Bogen Kork und die Steckverbindung Sax-Bogen)
-Zigarettenpapier (für Notfallmaßnahmen bei undichten Klappen und zu dünnem S-Bogen Kork)
-Reedguard (meist reicht das Plasteteil aus, dass beim Blatt dabei ist, aber inzwischen sparen auch da die Firmen und mit einem Schicken Blattaufbewahrungsoption kann man im Saxsatz noch mehr angeben).
-4 Wäscheklammern (für windige Outdoorgigs um die Noten zu befestigen. Wer sozial veranlagt ist, nimmt noch mehr für die restlichen Kollegen mir)

noch ein paar Tipps
Ich würde euch ja gerne jetzt noch etwas Literatur zum Anfang empfehlen, nur kenne ich keine Anfängerschulen. Das was ich damals hatte, war eine ca. 300 Jahre alte aus dem Russischem übersetze Anfängerschule, in der Jazz kurz im letzten Kapitel nebenbei erwähnt wird. Die möchte ich keinem antuen. Außerdem geht nichts über einen guten Lehrer. Oft ist das so ein Streitpunkt aber ich rate vehement zum Unterricht (warum steht hier).

Sucht euch schnell eine Gruppe gleichgesinnter, mit denen ihr musizieren könnt. Das Sax ist eigentlich kein Solointrument. Es macht Spaß und motiviert mit anderen zu spielen, außerdem schult es extrem in einer Band zu sein, die einen fordert. Es gibt viele Hobbyblasorchester die ein harmloses Niveau haben aber viel Freude beim musizieren.

Verschont das Internet! Das meine ich wirklich ernst, überlegt euch gut, was ihr Online stellt. Seid selbstkritisch! Überlegt, wer das wirklich hören will. Ich kenne zig schlechter Saxaufnahmen, die durch das Netz gehen und eigentlich jeden nur nerven. Wer will den wirklich hören, wie es klingt, wenn jemand nach einem Monat Summertime zu einem Playalong dudelt? Selbst wenn ihr Rückmeldung über euren Stand haben möchtet, sind viele zu nett und beschönigen gerne, sie finden es teilweise sogar gut, weil sie selber nicht besser spielen können, oder ihr werdet böswillig zerrissen. Außerdem, was einmal im Netz gelandet ist, bleibt auch dort. Deshalb gibt es nur sehr wenig von mir im Netz, weil ich mit den meisten Aufnahmen nicht zufrieden genug bin. Ich braucht also auch nicht anfangen zu bloggen, denn ich kann euch sagen, das macht ’ne Menge Arbeit und es ist schwer, noch nach einem halben Jahr wirklich noch etwas neues zu sagen zu haben. Und falls ich Fragen habt und die im Netz stellen wollt, benutzt bei der Seite die Suchfunktion. Wahrscheinlich hatte jemand schon vorher das gleiche Problem. So hat man erstens seine Antworten sofort und zweitens nervt nicht die Forenuser.

Stellt euch gut mit den Nachbarn. Wahrscheinlich werden die in nächster Zeit viel erdulden müssen. Eine Vorwarnung und vielleicht eine Flasche Rotwein beruhigen das Gemüt. Macht euch schlau, wie lange ihr Üben könnt (ist von Bundesland, Instrument und Hausordnung unterschiedlich) und haltet euch daran. Auf der Homepage von dem Saxophonisten Bastian Fiebig gibt es einen schönen zusammenfassenden Artikel darüber.
Es wurde schon wegen weniger geklagt. Wenn Ihr dann allerdings im Treppenhaus die ersten Komplimente für euer Spiel bekommt, dann seid Ihr auf dem richtigen Weg.

Ach ja, und als letzten Tipp, immer schön fleißig und regelmäßig in meinen Blog rein schauen und ein gründlicher Blick in die Lektionen lohnen sich auch 😉

to be continued ?
Man weiß nie was noch kommt, und wie die Hollywoodgrößen will ich mir ein mögliches Sequel offen halten. Bilder (muß mir nur noch etwas passendes einfallen) und Rechtschreibkorrektur kommen hier allerdings auch noch.

Klangbeschreibung

Wir Musiker haben oft ein Problem, wenn es darum geht, wenn wir über Klänge reden wollen. Es fehlen oft die richtigen Worte, die das Gehörte angemessen beschreiben. Die Saxophonisten leiden darunter besonders, da diese doch sehr klangverliebt sind und alle auf der Suche nach ihrem eigenen individuellen aber ausgereiften Sound sind. Dabei halte ich es für essentiell Begriffe dafür zu haben, denn wenn man einen Begriff hat, hat man eine geistige Schublade mit der man das gehörte leichter einordnen kann. So entwickelt sich eine genaue Klangvorstellung, welche wiederum für die Entwicklung des eigenen Sounds unabdingbar ist.
Der Klang eines Musikinstrumentes ist min. genauso komplex und vielschichtig wie der Geschmack von gutem Wein. Weinkenner haben aber wenigstens einen anerkannten und gebräuchlichen Wortschatz mit dem sie umgehen können. Den haben Musiker leider nicht.
Die meisten kennen gerade mal hell oder dunkel, warm und weich. Aber wenn man dann mal nachfragt, was denn mit „weich“ gemeint ist, beginnt das Überlegen und oft hört man bei so etwas recht unterschiedliche Definitionen. Aber das ist auch kein wunder, da fast jeder Begriff, bis auf laut und leise, nur behelfsmäßiger Natur und nicht Teil der Akustik sind. Im Grunde sind alles Synästhesien; hell und dunkel beschreiben einen optischen Sinneseindruck, warm beschreibt ein Temperaturempfinden, weich und hart sind ausdrücke für haptisches Fühlen, farbig sind Bilder, voll ist ein Gefäß und breit ist der Alkoholiker.
So ließe sich die Liste beliebig fortsetzen. Es ist also kein wunder, dass wir uns mit der Klangbeschreibung so schwer tun. Ich glaube nicht, dass dieses Blog annähernd die Mammutaufgabe bewältigen könnte, einen einheitlichen Wortschatz zu prägen, dafür wird Musik auch viel zu unterschiedlich wahrgenommen, aber vielleicht macht es dem einen oder anderen bestimmte Begrifflichkeiten klarer oder hilft ihm eine differenzierte Klangvorstellung zu entwickeln.

Persönlich unterscheide ich zudem noch zwischen den beiden Kategorien Klangqualität und Klangfarbe. Oft hört man, dass der Sound ja Geschmackssache sei. Das sehe ich anders. Es gibt einfach Aspekte im Sound die auch ganz objektiv einen guten Sound ausmachen, wie dynamisches Spektrum, Projektion, Klangvolumen. Keiner findet einen dünnen Sound schön. Alles wie hell, dunkel, warm, weich, hart usw, sind nach dem persönlichen Geschmack zu bewerten und fallen unter Klangfarbe. Zum Beispiel klingt das Vollsilbersaxophon von Yanagisawa sehr hell und weich, das absolut nicht meinen Geschmack trifft, aber dennoch finde ich, dass es ein extrem gutes Horn ist, da Projektion und Volumen einfach fantastisch sind.

Klangqualität

dynamisches Spektrum: wie laut und wie leise ein Saxophon kann. Ein ppp ist nicht immer selbstverständlich genauso wenig wie ein müheloses fff.

Volumen: das beschreibe ich gerne als Soundmasse (nicht verwechseln mit Lautstärke), wie groß und schwer ein Sound ist. Das Gegenteil wäre dann ein dünner Sound. Gerade hier wird der Unterschied zwischen Anfänger (dünner Sound) und Profi (voluminöser Sound) deutlich.

Projektion: ist in etwa die Durchsetzungskraft. Auch das hat nichts mit reiner Lautstärke zu tun. Es geht hier um, wie gut man sich gegen andere Instrumente durchsetzen kann und wie weit der Klang trägt. Stellt euch einen etwas weiter entfernten Punkt vor und genau dort hin wollt ihr euren Ton tragen.

Raum füllend: hat auch etwas mit Projektion zu tun. Also wie gut und einnehmend ihr alles um euch rum insgesamt beschallen könnt.

Als Beispiel für Projektion und Raumfüllen kann man eine Opernsängerin anführen, die es schafft unverstärkt mit ihrer Stimme den ganzen Konzertsaal bis zum letzten Platz in der Ecke zu beschallen. Wie das funktioniert, weiß ich leider selber nicht ganz genau. Es hat aber mit jahrelanger Erfahrung, Üben und der richtigen Technik zu tun.


Klangfarbe

hell: ein hoher Anteil an hohen Frequenzen. Schärfe kommt oft mit dazu, muß aber nicht

dunkel: wenig hohe Frequenzen; sehr dunkle Sounds klingen oft gedämpft.

rund: der gesammte Frequenzbereich ist recht homogen. Die Frequenzberge sind auch etwas „breiter“, d.h. einzelne Frequnezen sind nicht deutlich hervorgehoben und raus hörbar. Dies wäre eigentlich schon eine Klangqualität, aber es auch etwas der Gegensatz zu „Charakter“ im Sound, der sich meist eher durch zerklüfteltere Frequenzspektren auszeichnet. Klassische Saxophonisten bevorzugen einen sehr runden Klang.

resonant/sonor: wichtige Frequenzen heben sich deutlich mehr hervor und sind besser zu hören. Gibt oft „Charakter“.

scharf: bestimmte hohe Frequenzen sind deutlich ausgeprägt (hohe, schmale Frequenzberge). Man empfindet den Klang sehr oft als schneidend. Gerade moderne Saxophonisten (Rock, Funk) bevorzugen einen aggressiveren Sound. Hilft sich gegen E-Klampfen durchzusetzen.

warm/weich: oft ist das ein Zusammenspiel aus rund und dunkel (oft und gerne mit vielen Subtones); der sound wird als besonders angenehm empfunden, hat aber wenig härte und kann sich schlecht durchsetzen. Zu übertrieben klingt es sehr schnell nach „Softie“ und kitschig. Im modernen Popbereich, gibt es auch weich und hell klingende Saxophonisten. Diese empfinde ich immer als besonders „schleimig“ (z.B. Kenny G und Captain Cook)

cool: das Gegenteil von warm, weich und schleimig. Geht etwas in die Richtung transparent/klar/straight (s.u.)

hart: das Gegenteil von weich. Oft gefragt im Funk/Rock bereich. Schärfe läuft oft parallel, muß aber nicht.

farbig: wenn der Sound besonders viele interessante Klangnuancen hat

lyrisch: ist sehr nah an warm/weich und farbig hat aber eine gewisse klassische/singende Komponente.

breit: ein sehr ausufernder Sound, der viel im Frequenzbereich abdeckt (breite Frequenzberge), oft geht bei sehr breiten Sounds, der Kern flöten.

schlank/fokussiert: damit ist nicht dünn gemeint, eher elegant. Gerade im klassischen Bereich gern gesehen.

Kern/zentriert: ist nicht gleich schlank und auch nicht unbedingt das Gegenteil von breit. Ein Großteil der Soundmasse ist konzentriert und das wird als Kern bezeichnet. Darum kann sich auch noch viel abspielen. Ein guter Kern ist wichtig für einen prägnanten Sound.

leicht/fluffig: ein Ton ohne schwere, der etwas zu schweben scheint. Also nicht zu dunkel aber mit gewissen Subtones. Man höre Paul Desmond zu.

bauchig: ein ausgeprägter Anteil an tiefen Frequenzen, muß aber nicht unbedingt gleichbedeutend mit dunkel/warm/weich sein.

Glanz: schwer zu beschreiben. Der wird erzeugt noch ein paar schöne Obertöne, ist aber nicht unangenehm wie bei der Schärfe.

Näseln: gewisse nasale Randfrequenzen. Ähnlich wie bei dem Klang einer Oboe. Näseln ist etwas ganz typsiches im französischem Selmersound.

Buzz: so ein gewisses surren und flimmern, dass irgendwie neben dem Eigentlichen Sound stehen zu scheint. Dies ist sehr oft im funkigerem Bereich anzutreffen. Besonders markant finde ich das bei David Sanborn und der Dulfer.

edge: könnte man mit Randschärfe übersetzen. Es ist sehr nahe an „Buzz“. Es sind auch recht hohe Frequnezen, die eine gewisse Schärfe und Durchsetzungskraft haben.

transparent/klar/straight: Wenn im Frequenzspektrum besonders die Obertonreihe herauskommt und nicht zuviel sonstiges Gedöns im Spektrum. Oft sind solche Sounds auch von der helleren Natur. Yamahas sind ein gutes Beispiel für diese Art von Klang. Viele empfinden das eher als Langweilig, wobei es fast schon eine Klangqualität ist.

Rauschen: der Saxophonsound hat oft einen gewissen Geräuschanteil, Frequenzen, die nicht wirklich zum Obertonspektrum des Tons gehören. Dies gibt des Jazzsaxophon oft einen Teil seinens „Soundcharakters“. Zumindest machen sie den Klang eines Saxophones „stimmhafter“. Die beliebten Subtones sind auch eine Art Rauschen. Auf Wiki gibt es dazu einen interessanten Eintrag.

Braun: auch bekannt als brown noise oder brown ton. Klang hat auf den Menschen ja auch immer eine Wirkung und dieser Ton hat eine ganz besondere. Viele halten es ja für eine Urbande Legende, aber ich habe schon einige „Saxophonisten“ gehört, wo es mir eigentlich so ging.

charaktervoll: ich mag diesen Begriff nicht, da „Charakter“ für vieles und nichts steht. Er ist jedoch das Hauptargument vieler Vintagefans. Vielleicht mögen die älteren Kannen mehr davon haben, haben dafür aber in der Regel weniger Klangqualität als ein modernes Profihorn, wie z.B. ein „langweiliges“ Yamaha. Ich meine, dass manchmal „charakter“ eher „Störgeräusch“ ist. Ich persönlich bin der Auffassung, dass es erstmal wichtiger ist, gut zu klingen als charaktervoll. Ich kenne einige Fälle, wo die „saxophonisten“ besonders „charaktervoll“ klingen, man denen aber überhaupt nicht zuhören kann und will.

Das waren natürlich  nicht alle Begriffe, die so verwendet werden und leider ist es auch fast unmöglich dieses alles wirklich adäquat zu beschreiben, aber ich hoffe dennoch, dass ihr euch etwas drunter vorstellen könnt. Eine weitere Problematik ist, dass oft manchmal ähnliches meinen bzw. sich überschneiden; die Begriffe sind oft etwas schwammig und zuletzt interpretiert die auch jeder immer etwas anderes. So sind auch die hiesigen Beschreibung meine subjektive Wahrnehmung. Wahrscheinlich werde ich hier gelegentlich mal etwas ergänzen oder umschreiben.

Auch muß ich nochmal betonen, dass viel von der Klangfarbe auch mit der Spieweise zu tun hat. Es ist nicht so, dass nur der gehaltene Ton (also was man als Frequenzspektrum gerne misst) den Klang ausmacht. Schneidet man Anfang und Ende eines Tones weg und würdet man ihn so euch vorspielen, ihr wärt überrascht, was da alles im Klang fehlt. Man könnte keinen Spieler wieder erkennen. Gerade wie der Ton angespielt wird macht viel aus. Man kann einen Ton sanft und weich anspielen oder sehr hart. Das hinzufügen von Subtones, Vibrato usw. ist auch Spieltechnik.

Also die Moral von der Geschicht ist mal wieder: Wenn ihr einen persönlichen und guten Sound entwickeln wollt, hilft leider nur Üben, Üben und nochmals Üben…

Der ultimative Saxophonstarter-Guide (Teil 2)

Hier geht’s zum ersten Teil des ultimative Saxophonstarter-Guide.

So, nachdem das Einstiegsquiz bestanden worden ist und man vielleicht schon ein Instrument in der Hand hat, stehen noch ein paar andere Punkte aus, die man zum Anfang beachten sollte.
Leider hört es mit der Auswahl des Instruments leider mit der Entscheidungsqual nicht auf.

Mundstück und Blatt sind für den Sound meist entscheidender als das Saxophon selber. Zwar sind beim Saxophon schon ein Mundstück und ein oder zwei Blätter beigelegt. Blätter sind Verschleißware und je nachdem was für ein Sax man gekauft hat ist das beigefügte Mundstück brauchbar oder totaler Mist.
Die Krux an der Sache ist, dass man als Anfänger eigentlich brauchbares und leicht zu spielendes Equipment braucht, es aber als Anfänger nicht bewerten kann, ob das eigene Equipment das ist. Schlechtes Equipment kann zu vielen Problemen führen und der Einsteiger weiß nicht was es ist und verzweifeln daran.

Was die Auswahl des richtigen Equipments angeht, heißt es eigentlich leider wieder Probieren über Probieren, aber da man das als Anfänger schlecht wirklich gut beurteilen, was was taugt, kann das schwer werden. Leider verhält sich auch Equipment bei jedem anders, weshalb das, was bei jemand anderem funktioniert nicht zwangsläufig für einem selber funktionern muß. Zu viel Gesuche kann zu Frust führen und hält vom echten Üben ab. Zudem ist Materialschlacht auch immer mit großen Ausgaben verbunden. Daher rate ich, schnell etwas zu finden, auf dem man sich halbwegs wohl fühlt und man gut zurecht kommt und dann dabei erstmal zu bleiben.

Das Mundstück
DSC00132Die Suche nach dem passendem Mundstück (MPC=mouthpiece) ist oft eine niemals endende Suche. Hier gibt es einen Einblick in meine Odyssee. Es geht also nicht darum, möglichst schnell das beste Mundstück zu finden, sondern erstmal eines zu haben, auf dem man bequem seine ersten Schritte machen kann. Daher muß man auch nicht gleich 200 Euro dafür ausgeben. Wie in meiner Odyssee zu erkennen ist, kann auch ein Plastikmundstück für 30 Euro sehr gut sein und ist für den Anfänger absolut ausreichend. Als Saxophonist wird man öfter noch seine Mundstücke wechseln, also warum unnötig am Anfang dafür zu viel Geld ausgeben.

Gerne werden die Marken Otto Link, Meyer und Selmer empfohlen, ich hingegen rate an dieser Stelle davon ab. Eigentlich sind es gute Mundstücke, aber deren Ruhm basieren eher noch auf alten glorreichen Zeiten und heutzutage erlebt man immer wieder eine hohe Varianz bei diesen Marken, d.h. man hat schnell mal eine Gurke, merkt es nicht und müht sich damit ein paar Jahre ab. Vortreffliches hört man über die neuen ExpressionMPCs die wirklich günstiger sind.  Begeistert bin ich auch von den Cannonballmundstücken, die hier allerdings kaum so einzeln zu bekomme sind. Sehr solide sind die einfachen Ricos, Yamahas und Yanagisawas. Wer es etwas hochklassiger haben möchte, so halte ich die normalen Kautschuk MPCs von Jody, Brancher, Vandorren und Lebayle für gute Allrounder. Ich verstehe auch nicht, dass Anfängern oft KlassikMPCs (wie das Selmer S80) – also Mundstücke die vornehmlich für die klassische Musik gedacht sind – empfohlen wird. Diese sind oft nicht wirklich flexibel und gerade einem Anfänger würde ich zu ein Allrounder raten. Außerdem landen wahrscheinlich über 80% aller Saxophonisten eh beim Jazz.

Wie ein Mundstück klingt hängt maßgeblich von der Form ab. Was meist über das Material des Mundstücks gesagt wird, stimmt so leider nicht und kann getrost ignoriert werden (wer mehr wissen will, kann kurz hier reinschauen). Kammergröße, Kammerform, Baffle, Einlauf, Bahnlänge und Bahnöffnung sind entscheidend. Hier gibt es eine riesige Auswahl an Herstellern und Modellen und bei jedem Modell noch verschiedene Bahnöffnungen (teilweise auch Kammergrößen und Bahnlängen). Um die Verwirrung perfekt zu machen, hat jeder Hersteller seine eigene Skalierung. Vergleichstabellen findet ihr in den Linktipps.
Ich rate dem Anfänger von allen Extremen ab. Sehr große bzw. sehr enge (darunter fallen fast alle MetallMPCs) Kammern sind schwerer zu beherrschen. Übernehmt euch auch nicht bei der Bahnöffnung, das ist etwas in das man hineinwachsen muß. Die Bahnöffnung bestimmt, wie viel Luft man braucht. Je größer desto mehr Sound, allerdings auch schwieriger zu kontrollieren (Luftführung, Intonation, usw.). Alles ab 7 und aufwärts ist zu offen. Allerdings finde ich vieles, was man dem Anfänger sonst so empfiehlt (Yamaha 4c, Selmer C usw) zu eng. Je nachdem ob man eine kleine Lunge hat (oder Raucher ist) oder eine gigantische Puste (so wie der Wolf in dem Märchen mit den 3 Schweinchen) kann man sich für Öffnungen um die 5 oder 6 entscheiden.
Ach ja, und kauft euch gleich ein paar Bißplatten mit. Schützt die Zähne und das Mundstück, stabilisiert den Ansatz und reduziert den durchs MPC übertragene Körperschall.

Die Blätter
Saxophon BlätterEin kleines unscheinbares Teil mit großer Wirkung. Erst das Blatt läßt die Luft schwingen und nur so erzeugt das Saxophon einen Ton. Das Blatt ist also auch essentiell für den Sound und ihr erratet es schon, es gibt wieder eine unüberschaubare Auswahl an Marken, Modellen und Schnitten und alle klingen und verhalten sie sich unterschiedlich und nicht jedes Blatt passt zu jedem Mundstück und auch Spieler gleich gut. Zudem gibt es bei Blättern noch verschiedene Stärken. Und natürlich sind die Stärke angaben bei den Herstellern auch nicht gleich. Hier eine brauchbare Vergleichstabelle.
Die Stärke gibt an wie hart das Blatt ist, also wie leicht es sich spielen läßt. Ein weiches Blatt läßt mehr Spielraum in der Tongestalltung, fordert also auch mehr Kontrolle. Mit einem stärkerem Blatt kriegt man etwas mehr Sound raus (lauter). Ist das Blatt zu weich, kann es zu quiken führen, die hohen Töne stehen nicht stabil genug, die Ansprache ist schwammig und/oder die Oktave überspringt zu leicht; ist es viel zu weich, macht das Blatt, wenn man etwas mehr Gas gibt einfach dicht und blockiert. Ist das Blatt zu hart, strengt das spielen sehr an und man ermüdet sehr schnell; ist es viel zu hart, kriegt man es erst gar nicht zu schwingen.
Die Blattstärke muß passend zur Bahnöffnung gewählt werden. Je offener das Mundstück, desto leichter sollte das Blatt sein  (da das Blatt dort mehr ausschwingt), also bei engen Mundstücken dementsprechend härtere Blätter. Oft hört man, man sollte mit der härtesten Stärke spielen, mit der man noch klar kommt. Ich hingegen finde, dass Musik machen kein Bodybuilding ist. Man sollte mit der Stärke spielen, mit der man 2-3 Stunden bequem spielen kann. Man kann nicht wirklich musizieren, wenn man körperlich mit dem Equipment kämpft. Bei Bahnöffnungen um 5 und 6 sind Stärken um die 2/2,5 für einen Anfänger absolut ausreichend. Wenn man etwas fitter beim spielen wird, kann man die Blattstärke langsam erhöhen.
Wie schon gesagt, das Blatt ist Verschleißmaterial. Viele Anfänger spielen ein Blatt bis es abgeschlafft ist und dann noch zwei weitere Monate. Wenn Blätter abschlaffen verlieren sie ihre Spannung, klingen mistig und machen diverse Probleme. Aber oft wird das nicht bemerkt und der Anfänger ärgert sich, dass er so viele Probleme hat. Wechselt also regelmäßig. Am besten führt ihr ein Rotationsprinzip ein. Vier eingespielte Blätter werden in einem Turnus gespielt, jeden Tag ein anderes. So hat man erstens eine Kontrolle und merkt, wenn eines abschlafft und man hat immer Ersatz, wenn eines plötzlich kaputt geht.
Ja, ihr ahnt es schon: Blätter sind verdammt zickig und bedürfen viel Pflege. Hier habe ich mal ein paar Tipps für den Umgang mit Holzblätter zusammengefasst. Das ist auch einer der Gründe, warum ich selber Kunststoffblätter spiele (hier ein etwas ausführlicherer Test). Sie haben diverse Vorteile und können gerade Anfänger das Leben erleichtern. Allerdings sollte man schon wissen, welche Blattstärke man braucht. Am Anfang ist nicht immer ganz klar, was man braucht und so kauft man ein teures Plasteblatt nur um festzustellen, dass es bei der Stärke nicht passt.
Also was für Blätter soll man nun kaufen. Auch hier wird wieder oft zu etwas geraten, was ich so nicht verstehe. Es werden die blauen Vandoren und die orangen Ricos empfohlen. Das sind aber nur die günstigsten Blätter der zwei bekanntesten Marken. Günstig bedeutet, dass die Blätter weniger selektiert, also mehr Krücken in einer Packung sind. Ein Profi kann Krücken erkennen und nachbearbeiten. Wie soll das ein Anfänger machen? Investiert ruhig zwei Euro mehr, dafür könnt ihr dann sicher gehen, mehr bessere Blätter und weniger Krücken zu haben. Ein kleiner Tipp ist, beim Kauf sich die Blätter vorher nochmal einzeln anzuschauen. Haltet es gegen das Licht und schaut, ob das Herz gleichmäßig und symmetrisch gewachsen ist.
Welche Marke oder Modell man kauft ist eigentlich egal. Fragt man 10 Saxophonisten, was sie denn für die besten Blätter halten, bekommt man 12 verschiedene Antworten. Die bekannten Blattmarken funktionieren also alle. Es ist also nicht so schwer, wie ein passendes/funktionierendes Mundstück zu finden. Die Feinheiten im Klang wird man als Anfänger eh nicht aus den Blättern rausholen können. Die einzige Marke, die ich vielleicht empfehlen kann, sind AW-Reeds (u.a. hier erhältlich); nicht umbedingt, weil sie so gut klingen, aber ich und viele andere Saxophonisten haben festgestellt, dass es die Marke mit der geringsten Varianz ist und jedes Blatt funktioniert (außerdem ist es eine deutsche Firma).

Wer jetzt immer noch keine Ahnung hat, was er sich zulegen soll, für den ist vielleicht dieses Anfängersetup etwas.

to be continued
Man kennt es von Filmen, fast nie bleibt es bei nur zwei Teilen. Meist sind es Trillogien. Ich hoffe nur, dass es bei dem ultimativen Saxophonstarter-Guide eher um ein „Zurück in die Zukunft“ als ein „Matrix“ handelt. Mit dem Saxophon, dem Mundstück und den Blättern haben wir jetzt das essentielle schon behandelt. Wer bei der ganzen Auswahl, die es auf dem Markt dafür gibt, sich absolut überfordert fühlt, ist es zurecht. Aber „don’t panic!“, viele Saxophonisten suchen ihr Leben lang nach dem richtigen Equipment. Allerdings ist das Equipment für die Musik eher zweitrangig, also zerbrecht euch nicht zu sehr den Kopf darüber.

Im dritten und finalen Teil geht es um das restliche Gedöns und ein paar Tipps für den Anfang.

Forum Wars – eine Abrechnung!

Einige dürften mich noch als recht aktives Mitglied der bekannten Saxophonforen kennen doch habe ich es wahrscheinlich als einziger geschafft in allen gesperrt zu werden (teilweise sogar mehrfach). Wie es dazu kam ist eine längere Geschichte, die der Erzählung nicht lohnt, da sie auch nicht wirklich nachvollziehbar ist. Die Kurzform ist, dass ich dort so geschrieben habe wie ich hier schreibe und das dort anscheinend nicht gern gelesen worden ist. Zudem finde ich bezeichnend, dass ich von keinem der Admins eine ordentliche Begründung mit Verweis auf einen akuten Verstoß gegen die Forenregeln bekommen habe. Anscheinend war ich einfach zu rebellisch, jung und ungestüm für die „alte Säcke“ Fraktion.

Naja, dass sind alte Geschichten, die mir nun auch egal sind. Der Blog war damals als eine Gegenposition meinerseits zu den Foren gedacht. Ohne die Foren hatte ich plötzlich mehr Zeit und irgendwie mußte ich ja meinen virtuellen saxophonistichen Mitteilungsdrang kompensieren. Eigentlich bin ich mit der Situation ganz zufrieden. Mein Blog läuft gut und es ist bedeutend angenehmer und ruhiger hier zu schreiben ohne das ganze Forumsblabla. Fernziel ist es, mit meinem Blog eine Sammlung von Artikeln zu schaffen, die die Foren als Informationsquelle ablöst 😉
Ich habe die Foren sogar in den Linktipps angegeben, denn wenn man eine spezifischere Equipmentfrage hat, kann man da ab und zu ne gute Antwort bekommen. Ich habe dort auch viele nette Leute kennen gelernt; allerdings habe ich nur noch mit den wenigsten wirklich Kontakt. Außerdem habe dort auch vieles gelernt, dass aber eigentlich nur Verwendung in der Reproduktion in den Foren selber und nie im „Reallive“ Verwendung gefunden hat. Ich selber habe dort zeitweise etwas zu viel Zeit verbracht und habe insgesamt eine Postzahl zusammen bekommen, auf die ich nicht wirklich stolz bin, allerdings habe ich eine recht gute Einsicht bekommen, was  dort in diesen „Fachforen“ passiert.

Wie dem auch sei, eigentlich habe ich mit den Foren abgeschlossen und schaue nur noch mal Gelegentlich rein um zu kucken, ob es ein Interessantes Thema gibt, aber das war eher seltener noch der Fall. Zudem habe ich mich immer mehr aufgeregt über den Mist den ich teilweise lesen durfte. Leider, so habe ich das gefühlt, hat in letzter Zeit das Niveau sogar abgenommen und ich kann jetzt nicht mehr mit reinem Gewissen die Foren empfehlen. Ich möchte jetzt sogar meine Leser und die virtuell nicht so versierten Saxophonisten vor den Tücken der Foren waren, den die gibt es mannigfaltig.

Meinungsvielfalt
„Mit Meinungen ist es wie mit Arschlöchern; jeder hat eine“ (Clint Eastwood) Das gilt für Internetforen besonders und macht auch nicht bei einem Fachforum nicht halt. Im Gegenteil hier wird dann sogar richtig ernst gestritten was gerne in Austritten und Rausschmissen endet. Da mag zwar die Wortwahl in manchem „“MassenKillerSpielForum“ etwas freier sein, dafür haben aber die meisten User dort eine gewisse Gelassenheit dazu. In den Saxforen ist es, wenn es um deren Hobby geht immer sofort todernst. Leider führt es auch dazu, dass nicht immer jeder Recht hat. Meistens ist es sogar so, dass deshalb viel falsches geschrieben wird. Leider kann man als Leser, wenn man es selber nicht weiß, nicht einschätzen, wer wie kompetent ist. Leider ist die Postingzahl nicht unbedingt kohärent mit Wissen. Personen die über 5000 Posts haben, haben meist zu viel Zeit und üben zu wenig. Aber vielleicht sitzen einige auch im schönen Hawaii und dort ist es meist zu heiß zum üben und was kann man da schon machen, wenn man zu alt zum surfen ist. Jemand der viel spielt und sogar davon lebt, ist nicht daueronline. So kommen wir auch schon zum nächsten Thema.

Profis in den Foren
gibt es nicht. Zumindest selten und meist auch nicht besonders lang und aktiv. Dafür gibt es mehrere Gründe. Erstens hat ein Saxophonprofi meist überhaupt nicht die Zeit sich täglich ne Stunde mit so Internetszeugs zu verschwenden (Auftritte, Touren, Schulen, Üben, usw.), außerdem was soll er da. Selten ist das Niveau eines Threads so gut, als dass ein Profi noch etwas dort lernen könnte. Also wenn ein Profi dort schreibt, erklärt er nur. Meist sind es immer die gleichen Fragen (dazu später mehr), was viele nach einer Zeit anödet. Er selber zieht also keinen nutzen daraus. Vereinzelnd gibt es auch den werbenden Profi. Einige schreiben dort nur, um sich selbst zu vermarkten. Ich kenne Fälle, bei denen von einem Profi die Aussage kommt, dass S-Bögen kaum einen unterschied machen und 6 Posts später verweist er auf seine eigenen S-Bögen, die jedes Mark6 deutlich aufwerten.
Zuletzt habe ich es immer wieder erlebt, dass viele Profis, die deutlich auch mal ihre Ansichten schreiben, schnell gemobbt werden. Ein guter Freund von mir und Endorser einer der großen Saxophonfirmen hatte in mehreren Foren versucht konstruktiv und helfend zu schreiben, aber nach ständigem Gezicke aus dem Foren hat man ihn endgültig vergrault. Warum geht man so mit einer wirklichen Koryphäe um? Tja, es gibt eine Fraktion am meist alteingessesnen Stammuser die sich von dauernden kompetenten Kommentaren in ihrer eigenen Kompetenz bedroht fühlen. Es ist ein Unterschied, wenn man als echter Profi etwas weiß oder als Forenjunkie nur immer etwas besser weiß. Durch die die Anwesenheit eines „Wissenden“ könnte einem selber ja bewußt werden, dass man selber vielleicht doch nicht so gut ist, wie man eigentlich von sich denkt. Ich nenne diese Fraktion gerne liebevoll „alte Säcke“

Die alten Säcke
Diese Fraktion ist vielleicht meine virtuelle Nemesis. Die meisten meiner Probleme hingen genau mit diesem Klientel zusammen. Typisch sind folgende Merkmale: über 40, hat mit dem Saxophon erst spät angefangen (oft ein alter Jugend- oder Kindheitstraum der im Rahmen der obligatorischen Midlifecrisis doch noch erfüllt worden ist), oft auch noch autodidaktisch beigebracht (warum sich auch noch in dem Alter von einem Lehrer bevormunden lassen), so ca. 7 Vintagesaxophone im Keller (mindestens); also sogenannte „Latebloomers“.
Anscheinend haben sie dafür genug Geld, allerdings frage ich mich, wie es schaffen, auf allen Instrumenten regelmäßig zu üben, so wachsam im Forum zu sein, einer geregelten Arbeit nachzugehen um das Hobby zu finanzieren und sich dann noch um die Familie zu kümmern. Ich habe ja den Verdacht, dass min. eine Sache zu kurz kommt. Vielleicht ist es auch so eine Generationensache, dass wir uns nicht so grün sind. Vielleicht bin ich aber auch nur ein junger Klugscheißer, der wirklich übt, etwas weiß und ein bisschen zu direkt formuliert.
Wie dem auch sei, ihr neues Hobby ist ihre Lebenserfüllung und da versteht man kein Humor, wenn einem da jemand virtuell quer schießt.
Oft sind die Foren Rottungspunkte. Man kennt sich, man bildet einen eingeschworenen Kreis. Fremde und Außenseiter stören da eher, vor allem wenn die mehr wissen.  Gerne tauscht man auch Aufnahmen von sich aus und beweihräuchert sich dann gegenseitig, da die anderen ja auch ungefähr auf dem Niveau spielen wie man selber (Vorsicht, wer da mal zu ehrlich ist). Oft führt dieses Gefühl der Gemeinschaft, dass aus dem Fachforum ein sozialer Treffpunkt wird, was zu dem nächsten Problem führt.
(PS: Ich wollte nochmal darauf hinweisen, dass nicht jeder Midlifecrisissaxophonist auch ein alter Sack ist. Ich kenne viele, die zwar auch auf die Merkmale passen, aber alles andere als zu den alten Säcken gehören! Das sind meist die, die gerade bei diesen Zeilen gut über sich selbst schmunzeln können.)

Offtopic
ist alles das, was nicht direkt mit dem Saxophon zu tun hat. Leider macht das ca. 70% des Forumsinhaltes aus (nur eine grobe subjektive Schätzung). Viele Threads fangen eigentlich gut an schweifen dann aber gerne in Grundsatzstreitikeiten, persönlichen Streitigkeiten, philosophischen Streitigkeiten (ist das noch Musik oder will der Hund nur raus und Gassi gehen) und esoterischen Diskussionen (Tja, ab 40 denkt man langsam über den Sinn des Lebens nach, auch in einem Saxophonforum). Interessant wird’s wenn sich die Leute erstmal über Politik aufregen.
Es gibt viele User, die eigentlich fast nur Offtopicposts schreiben (oft, weil sie fachlich nicht wirklich etwas beitragen können). Manche warten nur auf Streitereien, da sie sich nur aufregen wollen und dafür noch einen Grund suchen. Das Problem ist nicht, wenn einer sich mal im Ton vergreift oder zu ehrlich seine Meinung sagt, sondern die streitlüsternden und spamartigen Reaktionen anderer User. Davon findet man viele unter der bereits genannten Fraktion. (Oft sind es auch die, die besonders gerne mit der Moralkeule schwingen, aber keinen Deut besser sind.)
Auch oft gesehen, wenn sich die Communitiy mehr mit sich selbst beschäftigt als mit dem Saxophon. Also mal wieder ein neues Layout und Serverwechsel und das 256. Treffen im Garten des Users X. Aber sowohl für Offtopic wie für Topic hat man nach einiger Zeit der Mitgliedschaft ein gewisse Gefühl eines Déjà-vu.

Déjà-vu
eigentlich ja déjà-lu. Nach einer gewissen Zeit wiederholen sich die Themen. Das ist ganz natürlich, da es nicht wirklich unendlich Themen beim Saxophon gibt und die Mitglieder sind auch nicht immer die gleichen. Sie kommen und gehen (oder werden gekickt), und da werden halt Fragen gestellt, von denen man nicht weiß, dass sie schon mal gefragt worden sind. Woher auch? Manchmal denke ich mir, dass so ein Tool, mit dem man das Forum nach bestimmten Stichwörtern durchsuchen kann, wirklich praktisch wäre. Schade, dass es so etwas nicht zu geben scheint. Naja, aber man muß auch ehrlich sagen, dass viele alte Diskussionen (vor allem zu einem interessantem Thema) wirklich unerträglich zu lesen sind, wenn sie über 10Seiten lang sind und viel Offtopic enthalten. Da kann eine frische Diskussion was gutes sein. Aber oft häufen sich gerade die Langweiligen Fragen. Insbesondere die der Anfänger.

Die Anfänger
Diese tauchen massig auf, Fragen ein paar Fragen und nach einiger Zeit, wenn die Anfangseuphorie des neuen Hobbies verflogen ist, liest man selten nochmal etwas von ihnen. Manchmal sind sie sogar recht penetrant und überhäufen das Forum mit Fragen und Antworten (lustig wird’s, wenn ein Anfänger nach einer Woche schon versucht die ersten Tipps an andere zu geben). Manchmal entwickeln sie einen Mitteilungsdrang (oft auch Selbstdarstellungsdrang) ohne sich zu fragen, ob das jemand eigentlich lesen will. Da war man manchmal sogar froh, wenn es um einige wieder ruhiger wurde.
Meistens fragen sie allerdings, welches Saxophon oder Mundstück sie kaufen sollen, bzw, wenn sie es schon gekauft haben, ob es denn gut sei. Die Antworten darauf sind meist die gleichen bzw. dieselben. Einige machen sich die Mühe und schreiben eine neue Antwort andere verweisen mehr oder weniger freundlich auf alte Threads. Allerdings häufen sich manchmal die Fragen nach dem Anfängersax so dreist, dass man praktisch dreimal die gleiche Frage auf der Startseite sieht. Oft starten genau diese Fragen den Streit zwischen den Equipmentjunkies und den Übminimalisten.

Equipment vs. Üben
Dieses Streitthema ist fast so alt wie die Saxophonforen selber (damals in grauer Vorzeit auch genannt „die 90er“). Sie werden gerne durch Fragen ausgelöst, wie „Welches Saxophon und Mundstück muß ich kaufen um so zu klingen wie die Saxophonlegende XY“. Dann kommt der berechtigte Einwand, dass man lieber üben sollte (Tja, aber niemand traut sich mal auszusprechen, dass viel üben nervt). Oft aber wird dann behauptet, das Material sei unwichtig, worauf sich andere melden, dass das nicht so sei. Nun, dieses Thema an sich wäre vielleicht ein weiteren Blogeintrag wert, aber jetzt werde ich dazu nichts weiter sagen. Das wäre dann ja schon wieder Offtopic. Naja, der Streit wird gerne und oft ausgefochten, bringt aber eigentlich niemanden weiter. Ich habe allerdings oft das Gefühl, dass in dieser Diskussion immer auch ein wenig Neid der Übpuristen gegenüber den Anfängern, die sich ein Selmer Reference leisten können. Dann kommen aber wieder diejenigen, die meinen, dass das Selmer das falsche Saxophon ist.

Was soll man spielen/ Was ist das beste Equipment?
Equipment hat in der Tat Tendenzen und wenn man eine Richtung sucht, könnte man vielleicht einen brauchbaren Tipp bekommen. Aber Sound ist eine individuelle Sache, genaue Vorhersagen sind also nicht möglich. Dennoch wird sehr viel spezifisches empfohlen. Aber eines ist mir aufgefallen: es wird fast immer nur das empfohlen, was diese Leute selber spielen. Klar das jeder seines gut findet, niemand sagt, dass er ein schlechtes Saxophon spielt. Und wie schon gesagt, man weiß nie, wie kompetent so ein Tipp ist.
Interessant wird es dann, wenn es um Kleinigkeiten geht. Welche Blattschraubenandruckplatte soll ich spielen? und welches Finish?

Voodoo Wars
Die Meinungen in wie Weit was noch einen Einfluß hat gehen weit auseinander (Hier meine Auffassung). Oft brechen hier wahre Glaubenskriege aus. Auf beiden Seiten gibt es Kleingeister, die einen, die alles hören, was man sagt, das man hören kann, dann diejenigen, die es nicht für möglich halten können und deshalb nichts hören und dann gibt es noch die, die wirklich nichts hören können (manchen „Forensaxophonisten“ würde ich fast unterstellen, dass sie nicht mal den Unterschied zwischen einem Tenor und Alt blind erkennen könnten).
Deshalb wird alles, was mit Finishes und Daumenhaken zu tun hat, ins Reich des Voodoo und Märchenwelt geschoben. Was die Firmen behaupten sei nur Marketing um den Kunden mehr Geld abknöpfen zu können und wer doch etwas hört bildet sich das ein.
Also nehmt auch hier niemanden zu ernst. Traut euren eigenen Ohren und den Aussagen von echten Experten. Ein weiteres Indiz ist, dass es keine eine richtige Sachlage gibt, da es auch Unterschiede in den Foren gibt, was akzeptierte Meinung ist. In dem einen Forum gilt es als selbstverständlich, dass ein Daumenhaken den Sound verändern kann, in einem anderen Forum kommt man dafür auf den Scheiterhaufen. Was mich zum letzten Punkt bringt.

Die Mehrheit hat immer recht
Tja, damit hatte ich leider meine Probleme, da ich mit meiner Meinung, die ich manchmal etwas zu deutlich formuliere, auch angeeckt bin. Von dem „inneren Kreis“ oder der „verschworenen Gemeinschaft“ habe ich ja schon berichtet. Meist sind die es, die diktieren, was im Forum als richtig gilt, egal ob es wirklich richtig ist.
Nebenbei, das gilt leider auch so für Wikipedia (Wikiality). Wikipedia glaubt ja auch noch, dass „Mucke“ mit gg geschrieben wird, aber das wird vielleicht auch nochmal ein extra Blogeintrag, würde jetzt wieder zu Offtopic werden.

So dann bin jetzt auch endlich fertig mit meiner kleinen Abrechnung. Einige werden sich jetzt wahrscheinlich sehr angegriffen fühlen, andere werden sich vielleicht etwas selbst erkannt haben und können schmunzeln, noch andere wiederum werden hoffentlich gewarnt sein und ich hoffe, dass die letzten sich hierbei amüsiert haben. Denn meine Abrechnung ist als satirische Übertreibung gedacht, aber wie ich aus meiner Forumszeit gelernt habe, Humor ist eine Sache, die eher wenige Menschen wirklich haben.

Achja, ein weiter Vorteil des Bloggens ist es, dass ich entscheiden kann, welche Kommentare hier zugelassen werden. Streitlustige und wütenden Kommentare kommen gar nicht erst hier rein. Vielleicht macht das den kleinen feinen Unterschied zu den Foren (ein Schelm, wer jetzt an Zensur denkt).

Der ultimative Saxophonstarter-Guide (Teil 1)

Soso, Sie haben also vor mit dem Saxophon anzufangen? Wissen sie denn, was Sie alles beachten müssen bei dem Erwerb ihres ersten Saxophons? Hier in diesem Artikel werden Sie viel hilfreiches finden. Aber erstmal müssen wir testen, ob Sie überhaupt würdig sind dieses noble Instrument zu spielen. Nur wenn Sie alle Fragen richtig (Lösungen am Ende des Artikels) beantworten, hat ihre Saxkarriere vielleicht eine Chance.

charlie_parker1)  Wer von diesen ist ein bedeutender Saxophonist gewesen?
a) James Gardener
b) Charlie Parker
c) Richard Yard
d) Anton Courtner

2) Jazz ist …
a) ein Automodel von Honda
b) ein afrikanischer Ausdruck der so in etwa „Ejakulation“ bedeutet
c) die Abkürzung von jamaikansich aromatisierter Zimtzucker
d) eine Musikstilrichtung

3) Was bedeutet es, wenn das Saxophon ein ES-Instrument ist?
a) das Saxophon ist ein transponierendes Instrument und klingt eine kleine Terz höher als notiert
b) daß das Saxophon von Genus her ein Neutrum ist. Es gibt noch ER- und SIE-Instrumente.
c) das Instrument ist es-bar
d) wie bei der Mundharmonka, gibt es ein Saxophon für jede Tonart. Dieses Instrument geht nur für Es-Dur

4) Wer ist bekannt für gute Saxophonmusik
a) James Last
b) Kenny G
c) Captain Cook und seine singenden Saxophone
d) Sonny Rollins

5) Das Saxophon heißt so, weil …
a) es in Sachsen (eng. saxonia) erfunden wurde
b) der Name ein Insiderwitz ist und auf einem schlechten Wortwitz mit „sex“ basiert
c) der Erfinder so hieß
d) das Instrument wurde früher immer in einem Sack transportiert, weswegen man es umgangssprach                            im englischen „Sacksophone“ nannte, woraus dann Saxophone wurde

6) Der Begriff „Altsaxophon“ bedeutet, dass …
a) es ein Vintagesaxophon ist, welche oft recht wertvoll sind
b) es von der Notenlage eine Quarte höher ist als ein Tenor und eine Quinte Tiefer als ein Sopran
c) es ein alternatives Saxophon ist, also keinen  parabolisch Konus hat, wie die originalen Saxophone
d) es, wie das Es-Saxophon für Es-Dur geeignet ist, für alterierten Skaalen geeignet ist.

Ich hoffe, sie konnten alle Fragen leicht richtig beantworten, dann können wir auch mit dem Guide langsam beginnen.

Was für ein Saxophon?
Soll es nun Tenor oder Alt sein. Bariton ist zwar auch cool aber doch sehr teuer und daher vielleicht als Erstinstrument ungeeignet. Vom Sopran rate ich wehement ab. Es gibt den berühmten Spruch „das Sopran ist eine Bitch“ (Wer jetzt an Sängerkollegen denkt, dafür kann ich nichts). Intonatorisch ist das Sopran deutlich schwerer zu beherrschen und das erzeugen eines angemehmen Tones dauert auch deutlich länger als beim Alt oder Tenor. Das Sopran ist wirklicher eher etwas für geübtere Spieler.
Bud Spencer SaxOb jetzt Tenor- oder Altsaxophon ist eher Geschmackssache. Das Altsaxophon ist grob allgemein gesprochen etwas heller, kerniger, zentrierter und durchsetzungsfähiger als das Tenor. Leute die gerne hoch hinaus wollen, schnell und furios spielen möchten sind eher auf dem Alt zu finden. Spieler die sich gerne in einen richtig fetten charaktervollen Klang legen, tendieren eher zum Tenor, da dieses mehr Soundmasse bietet. Ein schöner Ton ist leichter auf dem Tenor zu erzeugen. Ein amerikanischer Jazzjournalist hat mal geschrieben „Das wichtigste, was die Schwarzen über ihre Seele gesagt haben, haben sie auf dem Tenorsaxophon gesagt“.
Wenn man schon Saxophonvorbilder hat, kann man sich auch nach dem Richten, was diese gespielt haben. Zudem sollte man sich überlegen, was man vornehmlich damit spielen möchte. Wer gerne in einem Orchester spielt, und aus egotechnischen Gründen ungern die „zweite Geige spielt“ sollte vielleicht beachten, dass vornehmlich das Alto das Leadinstrument im Saxsatz ist. Wer hauptsächlich Rock’n’Roll spielen will, wird vielleicht bemerkt haben, dass in der Stilisitik vornehmlich das Tenor benutzt wird.
Ein anderer (meiner Meinung nach) auch entscheidender Faktor ist es, wie das Saxophon an einem selbst aussieht. Schaut euch ruhig mit Instrument im Spiegel an. Bei manchen Menschen sieht das Altsax einfach wie ein Kinderspielzeug aus. Bei BudSpencer wirkt z.B. das Bariton wie bei anderen das Altsax (siehe Bild)

Welche Marke? Welches Model?
Diese Fragen lese ich am meisten in den Foren. Bei der Auswahl kann ich auch verstehen, dass man, wenn man neu in der Materie ist, sich da leicht überfordert fühlt. Was ich dann meist als erstes zurück frage, wie viel Geld denn dafür ausgegeben werden kann.
Persönlich bin ich der Meinung, dass man für mehr Geld auch mehr Saxophon bekommt, aber was ich genau meine, muß ich erklären. Die Begriffe „Profisaxophon“ und „Schülersaxophon“ finde ich sehr ungeschickt. „Profisaxophon“ meint nur, dass es den Bedürfnissen eines Profis genügt, also keine Intonations- und Anspracheprobleme hat, einen tollen Klang bietet und absolut zuverlässig ist. Also alles das, was eigentlich ein Anfänger auch dringend nötig hat. Der Begriff „Profisax“ hat also nichts damit zu tun, dass es nur von Profis spielbar ist, im Gegenteil sogar. Naja und „Schülersaxophon“ klingt einfach besser als „billigeres Saxophon“.
Am besten fangen wir im untersten Preissegment an.
Ein neues Saxophon bekommt man schon ab 300 Euro. Diese Saxophone kommen aus China, sind absolute Massenware und um das ganz klar zu sagen, man darf für 300 Euro kein 3000Euro Instrument erwarten. Der Begriff „Chinaschrott“ ist allerdings überhohlt. Die Chinesen (Achtung: es sind die Festlandchinesen gemeint. Was aus Taiwan kommt ist eine ganz andere Sache) haben in den letzten Jahren sehr viel gelernt. Die meisten Chinasaxophone klingen inzwischen eigentlich nicht schlecht und stimmen auch halbwegs. Also warum sollte man da nicht zugreifen? Gegegnfrage, warum fährt keiner ein chinesisches Auto. Die funkeln auch hübsch, sind billig und bringen dich komfortabel von A nach B. Tja, aber keiner traut diesen Teilen. Zurecht nach dem letzten ADAC-Test. Mit den Chinasaxophonen ist es ähnlich. Varianzen kommen immer noch vor, da die Qualitätskontrollen in China schlecht bis gar nicht vorhanden sind. Da kann es sehr wohl mal vorkommen, dass man ein schlechtes Sax erwischt. Zudem sind diese Teile nicht sehr langlebig und verläßlich. Die Mechanik ist aus zu weichem Material und verstellt sich mit der Zeit (Intonations- und Ansprachemängel sind somit vorherbestimmt), Kleber löst sich und Polster, Filze und Korke können leicht abfallen (das kommt allerdings gelegentlich auch bei höherwertigen Firmen vor). Kurz diese Teile sind nicht wirklich verläßlich und können nach einem halben Jahr intensiveren Spielens schon nachlassen und so die Freunde am Instrument sehr trüben. Viele Saxdocs verweigern sogar die Arbeit an solchen Instrumenten, weil sie keine Garantie geben können, dass ihre Reperaturen an dem Instrument halten. Ich meine also, dass es für jemanden, der sich seriös mit dem Saxophon beschäftigen möchte höchst suboptimal ist. Für jemanden, der vielleicht nur mal mit dem Instrument Saxophon experimentieren möchte oder seinem kleinem Kind ein erstes Instrument schenken möchte ist es ideal.

Langsam fängt es preislich an, dass man auch Markenware kaufen kann. Natürlich die „Schüler- und Anfängermodelle“. Oft sind dieses allerdings auch Chinainstrumente und bieten eigentlich nicht wirklich viel mehr als die eigentlichen Chinainstrumente. Jedoch verspricht alleine der Markenname schon etwas mehr Verlässlichkeit, da die Firmen darauf achten, dass die Instrumente die mit ihrem Namen verkauft werden, kein schlechtes Licht auf diese Werfen. Die  Materialien sind hochwertiger, die Arbeiter meist etwas besser geschulter und die Qualitätskontrolle penibler. Zudem bietet der Markenname einen höheren Wiederverkaufswert. Zuletzt findet man mit so einem Instrument unter Saxophonmitspielern oft schneller und mehr Akzeptanz.

Die Saxophone aus Taiwan sind ein ganz deutlicher Qualitätssprung nach oben. Dort haben namenhafte Hersteller lange fertigen lassen und lassen es heute noch und so  konnte sich dort richtig viel KnowHow ansammeln. In den 80ern kam jedes 3. Saxophon aus Taiwan. Das Sortiment reicht von guten preislich fairen Schülerinstumenten bis hin zu Profiinstrumenten. Die Instrumente sind meist aus höherwertigem Material, haben mehr extras (Stellschrauben, Metalldaumenhaken, bessere Taschen/Koffer usw), es gibt sie in mehr Ausführungen (Finishes), mehr Luxus und werden von Leuten zusammengebaut die Anscheinend etwas über das Saxophon wissen.
Jupiter, System54, LeMonde, Expression usw. sind Taiwanesische Firmen die sehr gute Mittelklasseintrumente bauen zu meiner Meinung nach besten Preis/Leistungs-Verhältnis. P.Mauriat und Cannonball (eigentlich eine amerikansiche Marke, die aber dort fertigen läßt) bedienen eigentlich hauptsächlich den Profisektor. Neue Taiwanmarken sprießen gerade wie Tuplen in Holland im Frühling. Da aber alles irgendwie gegenseitig geklaut ist, klingen die meist alle sehr gut, aber im Prinzip irgendwie doch recht ähnlich. Man hat sozusagen eine Taiwansaxsoße (süß-sauer). Übrigens ein echter Geheimtipp ist immer noch die Marke Sequoia.

Jetzt sind wir im Highendsektor: 2500€ und aufwärts. Die Topmodelle von Yamaha, Yanagisawa sind über allen Zweifel erhaben. Die Japaner produzieren mit Abstand auf dem höchsten qualitativem Niveau. Selbst deren Schülerklassen sind sehr zuverlässig, weshalb diese gerne gekauft werden. Selmer hingegen produziert Saxophone ausschließlich für das Profisegment. Daher kommt auch das Gerücht, dass Yamaha eine Schülermarke sei und Selmer die besten Saxophone der Welt produziert.
Andere Interessante Vertreter in diesem Bereich sind Rampone, Keilwerth und Brancher. Es werden nur noch beste Materialen verwendet, die Männer und Frauen in den Werkstätten sind ausgebildete Fachkräfte, penible Kontrollen (naja, ich hatte da von bestimmten Herstellern auch schon nicht ganz so penibel kontrollierte Instrumente in der Hand), mehr Arbeitsaufwand (z.B. die Schallbecher handgehämmert was sich sehr positiv auf den Sound auswirkt). All das macht sich sowohl in der Verläßlichkeit als auch im Sound des Instrumentes bemerkbar. Das Yanagisawa meines Lehrers z.B, wurde immer intensivst genutzt und mußte erst nach 10 Jahren zum ersten mal zum Saxdoc. Zudem bekommt man hier oft noch richtige Tradition und Design. Bisher hat mir außer Cannonball, die eigentlich amerikanisches Design sind, kein Saxophon aus dem unteren Preissegment optisch besser gefallen, als eines der Topmarken. Außerdem sollte man bedenken, dass es diese Marken sind, die die Saxophone entwickeln (Fernost hingegen kopiert nur) und dass hier europäische Arbeiter bezahlt werden.
Wer das Geld hat, kann es ruhig in ein Profisaxophon stecken. Man kann zwar genau so gut in einem Skoda fahren lernen aber in einem Audi macht es einfach mehr Spaß. Was man bedenken sollte ist, dass man jedoch noch am Anfang seiner Entwicklung steht. Es kann also durchaus sein, dass man nach 3 Jahren einen anderen Geschmack entwickelt und feststellt, dass einem ein anderes Profisax viel besser liegt und man kann ein zweites mal 3000 Euro ausgeben.

Der Vollständigkeit halber erwähne ich noch die Vintagesaxophone. Allgemein würde ich sagen: interessant aber für den Anfang ungeeignet!  Der Markt ist riesig und unüberschaubar zudem kann ein Anfänger den Zustand eines Saxes schlecht einschätzen. Außerdem sind viele Vintages nicht ganz so „problemlos“ wie Neuinstrumente. Kleine Intonationseinbußen, schwereres Ansprechen bestimmter Töne sowie eine unbequeme bis hinderliche Applikatur. Warum sich als Anfänger unnötig Steine in den Weg legen? Einige meinen wegen den „charakteristischen Klang“. Man könnte allerdings dazu auch Störgeräusche dazu sagen. Vielleicht klingen die neuen Instrumente nicht ganz so „interessant“ aber persönlich bin ich der Meinung, dass die neuen dafür in der Regel eine höhere Klangqualität liefern. Ich kenne Fälle von Leuten, die gerade mal 2 Jahre spielen, aber in ihrem Keller 6-10 total interessant klingende Saxophone haben, aber auf keinem von denen höre ich der Person gerne beim spielen zu. Dann lieber etwas langweiliger klingen, aber brauchbar.

Wo und Wie kaufen?
SaxeNachdem man ungefähr weiß, welches Saxophon man möchte, welches Modell es sein soll und wie Geld man ausgeben will, kann man beim Kauf noch sehr viel falsch machen. Eine goldene Regel ist es eigentlich „Kaufe nie ein Instrument, dass du nicht vorher sorgfältig selber angespielt hast“ Aber wenn man noch ganz am Anfang steht, hilft das allerdings gar nicht. Auch der Tipp dann jemanden mitzunehmen der bereits spielen kann, ist auch nicht ganz die Lösung, da das Sax bei einem selber wieder ganz anders klingt. Was für den einen sehr gut funktioniert, muß auch nicht unbedingt für für einen selber gut funktionieren. Man kann höchstens Tendenzen hören, wenn derjenige verschiedene Saxophone im Vergleich spielt. Also ob ein Sax heller oder dunkler klingt, zentrierter oder voller als das andere. Viele Musikgeschäfte bieten die Möglichkeit eines Mietkaufs an. Man mietet quasi die ersten 6 Monate das Sax nur und wenn man beim Sax bleibt und einem das Sax gefällt kauft man es und die Raten werden auf den Vollpreis abgerechnet.
Aber wie soll man sich dann entscheiden? Das ist wirklich eine schwere Frage. Ob man nun ein Yamaha oder Yanagisawa Schülermodel für ungefähr den gleichen Preis kauft ist eigentlich sogar irgendwie wurscht, beide sind sie gut.
Nehmt das Teil in eure Hände, wie fühlt es sich an. Was sagen vielleicht kompetente Freunde? oder der Verkäufer (nicht jeder ist nur auf Profit aus; hier ist Menschenkenntnis gefragt), welches macht auf euch den qualitativ besseren Eindruck, bei welchem Sax gefällt euch die Farbe besser (das Auge spielt mit!)? Menschen mit besonders kleinen und großen Händen sollten auf jeden Fall überprüfen, ob die Mechanik in die Finger passt (besonders die Linke Hand mit dem Palmkeys (diese zapfenförmigen Hebel) und die tiefen Töne. Die modernen Mechaniken sind eigentlich alle sehr gut (und auch ähnlich), aber kleine feine Unterschiede gibt es doch.
Generell halte ich es für eine gute Idee, zum nächsten Qualifizierten Musikhänder oder besser noch Saxdoc zu gehen und sich von dort ein Saxophon zu holen. Man bekommt eine qualifizierte Beratung (naja, hoffentlich) und die Garantie (so ist es bei guten Händerln üblich), dass das Saxophon in einem guten Zustand ist und oft bieten sie noch einen gratis Checkup und Nachjustierung nach einem halben Jahr. Dafür lohnt es sich, auch mal 100 Euro mehr auszugeben.

Besonders sinnvoll halte ich eigentlich Secondhandinstrumente. Nur läuft man hier die Gefahr, dass man oft die Katze im Sack kauft. Wenn das Teil abgenudelt ist, nicht deckt und fast schon schrottreif ist, ist es egal wie viel Selmer da drauf steht. Eine komplette Generalüberholung kann locker nochmal 500€ kosten und plötzlich ist das vermeintliche Ebayschnäpchen doch nicht mehr so günstig. Allerdings kann man mit einem Secondhandinstrument auch sehr viel für sein Geld bekommen. Ein gutes Saxophon ist für mehr als nur 3 Jahre konzipiert und der Markt ist voll von 3 Jahre benutzen Yamahamittelklasse-Instrumenten. Es gibt genug Leute, die schnell die Geduld mit ihrem neuen Hobby verlieren und auf Gartenzwergebemalen umspringen, oder Leuten die soviel Spaß daran haben, dass sie ihr Equipment upgraden und deshalb ihr „Anfängersax“ verscherbeln. Oft kann man sogar richtig schöne „Profiinstrumente“ für einen tollen Preis ergattern. Das Selmer Mark 7 ist ein immer noch total „underpriced“ Instrument. Ein weiterer Vorteil ist, dass bereits gebrauchte Saxophone wertstabil sind. Aus oben genannten Gründen weiß man nie, ob das erste Saxophon auch das letzte ist, weshalb man hier ruhig an den Wiederverkaufswert denken kann. Das gilt zwar so auch für Vintages, aber warum Youngtimer den alten Kannen für den Anfang vorzuziehen sind, habe ich oben bereits erwähnt. Also es gibt da viel sehr brauchbares aber auch vieles in sehr abgenutzten Zustand. Als Anfänger ist das schwer zu beurteilen. Einen erfahrenen Freund mit zum Kauf zu nehmen ist hier wirklich sinnvoll. Man kann Ebay abgrasen, aber hier sind viele Dachbodenfunde eher Kellerausmistungen, es gibt Kleinanzeigen auf Musikerwebseiten, die recht seriös sind und viele Saxophonfachläden verkaufen auch gebrauchte Instrumente. Hier hat man den Vorteil, dass man eigentlich davon ausgehen kann, dass sie bei dem Händler im guten Zustand sind.

Wer dennoch meint, nicht mehr als 300Euro auszugeben wollen, dem sei gesagt, dass Thomann auf alle seine Waren 3 Jahre Garantie bietet.

to be continued:
Da dieser Artikel jetzt schon lang genug ist, ist hier erstmal Ende, aber hier geht es zum 2. Teil des ultimativen Saxophonstarter-Guides.

(Lösungen: 1b, 2d (wobei a auch richtig wäre und c ist nur ein ethymologisches Gerücht), 3a, 4d, 5c, 6b)

Selmer Mark VI – doch nur ein Mythos?

Immer und überall in der Saxophonistenszene fällt zwangsläufig in einer Diskussion das „Mark VI“. Es scheint omnipräsent zu sein und mir geht es zunehmend auf die Nerven. Deshalb möchte ich heute mal in diesem Thema aufräumen. Ich werde über ganz rationale Gründe über den Erfolg des Mark VI reden, diverse Gedanken über verschiedene Aspekte des Mythos verlieren und mich mit der Krux dieser übertriebenen Glorifizierung befassen.

Wenn man Saxophonisten nach dem „besten Saxophon fragt“ kommt sehr oft die Antwort „Mark VI“. Verwunderlich ist dann aber, dass alle Saxophonisten (Jazz) ganz individuell klingen wollen und die gängige Meinung über das Equipment ist, dass es eine ganz individuelle Sache sei und es bei keinem gleich zusammen passt.
Also jeder Saxophonist muß sein Equipment finden und alle klingen sie auf ihren Mark VI total unterschiedlich und individuell?

Zuerst muß ich hier aber auch sagen, dass selbst heutzutage die meisten Mark VI doch ganz gute Hörner sind, einige von ihnen sogar fantastisch; aber die besten? Ich meine: bei weitem nicht.
Aber wie kam es zu diesem gigantischem Erfolg und auch dem Mythos?

Ich glaube, da muß man wahrscheinlich im Jahre 1954 anfangen, dem Jahr an dem das Mark VI herauskam. Selmer war schon vorher bekannt und hat wie heute sehr gute Saxophone für den professionellen Bereich gebaut, die sich sowohl für Klassik wie auch Jazz eigneten. Jedoch war das Mark VI damals eine kleine Revolution. Es hatte damals mit Abstand die beste Mechanik. Klanglich spielte es auch ganz oben mit, wobei man aber ganz klar sagen muß, dass es zu der Zeit auch sehr gut klingende amerikanische Hörner gab (hier möchte ich z.B. das legendäre King S20 (Parker und Cannonball spielten es) erwähnen, welches mich persönlich vom Klang mehr anspricht).
Nun war aber noch in der frühen Nachkriegszeit die europäische Wirtschaft noch nicht so stark wie die Amerikanische, weshalb der Dollar deutlich mehr wert war als die französische Währung, wodurch das Mark VI auf dem amerikanischen Markt unschlagbar billig wurde.

Guter Klang, fantastische Mechanik und dazu ein unschlagbarer Preis; logisch, dass die ganzen Jazzer, die nie wirklich im Ruf standen, besonders vermögend zu sein, scharenweise auf das Mark VI gestiegen sind.

Da auch die Größen der Szene nun Mark VI spielten, wollte natürlich ihre Nachahmer, die genauso klingen möchten, auch alle ein Mark VI (das gilt auch heute noch so), vergessen dabei aber oft, dass für den Klang der Jazzlegenden wahrscheinlich eher deren jahrelanges Üben und Spielen verantwortlich sind, gefolgt von ihrer anatomischen Gegebenheiten und Blatt und Mundstück dürften auch noch ihr übriges dazu getan haben.

Wie dem auch sei, das Mark VI wurde damals zum Verkaufsschlager und wurde auch lange produziert. Teilweise wurden aufgrund der Nachfrage die Saxophone in die USA nur in Teilen endgefertigt, wodurch es zu den USA Lack und Gravierungen kam. Die restlichen amerikanischen Saxfirmen konnten damit nicht mithalten und machten Reihenweise ihre Produktionen dicht. Sehr schade. Und auch in Frankreich und dem Rest Europas hatten Konkurenzfirmen wenig Erfolg. Der Markt wurde recht einseitig und lange gab es kaum wirkliche Alternativen. Die Amis waren weg, die Japaner noch nicht da oder fertigten nur  auf Schülerniveau und Taiwan kam erst jetzt vor kurzem richtig auf den Markt mit brauchbaren Saxophonen. Einzig Keilwerth schien sich halten zu können.
Also auch kein Wunder, dass zeitweise fast alle Profis Selmer spielten.

Das Mark VI wurde dann von dem zu unrecht ungeliebten Mark VII abgelöst. Es war nicht wirklich besser, aber auf keinen Fall schlechter, nur moderner. Dabei waren die frühen Mark VII den späten Mark VI sehr ähnlich. Da es die hohen Erwartungen an den Mark VI Nachfolger nicht gerecht werden konnten, fiel es in Ungnade bei der Saxgemeinde (die Mark VII sind immer noch underpriced). Selbst heute muß sich Selmer immer wieder anhören, dass ihre neuen Hörner alle schlechter als das Mark VI seien.

Ein weiterer Grund für die heutige Beliebtheit, den ich persönlich gut nachvollziehen kann, ist dessen einmalige Verbindung von einem Vintageklang mit einer modernen Mechanik.
Tatsächlich ist das Mark VI der Prototyp der heutigen Hörner. Die Mechanik wurde zum Standard und auch das Klangideal orientierte sich sehr am französischen eher schlanken Ton mit dem leichten Näseln. Die Japaner kopierten anfangs ausschließlich Selmer. Sehr schade um den breiten fetten Sound der Amihörner. Dies ist meiner Ansicht nach auch ein Grund für den blühenden Vintagemarkt, weil es tatsächlich lange nichts mit dieser schönen Klangrichtung gab und man zwangsläufig auf die alten Geräte zurückgreifen mußte.

Aber nicht nur die Asiaten kopierten. Es gibt auf dem Markt unendlich viele Hörner, die Mark VI Kopien sein sollen. Als die besten gelten das Yamaha 62, das Selmer USA Omega, B&S Medusa, P.Mauriat System 76, Brancher und sogar Selmer kopiert sich mit dem Reference 54 selber.

Der vergleich mit dem Mark VI ist auch bei der Bewertung eines Saxes quasi obligatorisch. Je „Mark sexier“ etwas ist, desto besser.
Aber nach der Mark VI Fangemeinde erreicht keines von denen die Klasse, Charakter, Seele (oder was auch immer) des Originales. Viele meinen wirklich, dass mit dem Mark VI die Entwicklung des Saxophones abgeschlossen sei und danach die neuen Instrumente immer nur schlechter geworden sind. Ich denke hier sogar schon eine Art kleinen Fanatismus zu erkennen.

Zudem verwundert es mich, das keines der genannten Hörner wirklich ähnlich klingt, was mich mal zwangsläufiger zu der an sich einfachen Frage führte: „Wie klingt ein Mark VI denn nun eigentlich?“
Merkwürdigerweise bekommt man darauf sehr verschiedene Antworten und die Mark VI Spieler loben recht unterschiedliche Vorzüge ihres Horns. Von kräftig und hell über straight und kernig sowie charakteristisch und breit bis hin zu weich und dunkel.
Kann es vielleicht sein, dass es gar keinen einen Mark VI Sound gibt?
Wie kommt das? Dafür gibt es einige Erklärungen die eigentlich sogar auf Hand liegen.
Zunächst hat Selmer selbst heute noch ein kleines Problem mit der Produktionskonsistenz. Die Saxophone fallen trotz gleichen Modelles oft sehr unterschiedlich aus. Das war früher bestimmt nicht besser.
Ein weiterer Grund ist die Tatsache, dass die Instrumente schon alt sind. Ein Instrument verändert sich durch die Abnutzung, jede Generalüberholung. Andere Polster, andere Resonatoren und dann vielleicht noch neulackiert; schon hat man ein ganz anders klingendes Saxophon.
Ich muß zugeben, dass ich nicht der Mark VI Fachman bin, und vielleicht noch keine 100 Mark VI angespielt habe, jedoch waren die alle immer sehr verschieden, selten entsprachen sie ihrem Ruf und nur eines hatte mich vom Klang wirklich umgehauen, welches aber deutliche Intonationsprobleme hatte.

Ein weiterer Hauptgrund für dieses Klangspektrum liegt auch im langem Zeitraum, in dem es gebaut worden ist. In über 20 Jahren wurde das Mark VI nicht konstant gleich gebaut. Das Mark VI gab es ja sowieso in verschiedenen Varianten – mit oder ohne Hoch Fis, Altos mit Tief A, europäische oder amerikanische Variante, ich habe sogar eines im originalem lila Lack angespielt – sondern es wurden auch viele bautechnische Details verändert, Knie, S-Bögen, Mensuren, Material. Eine der kuriosten Legenden, die mir dazu zu Ohren kamen, war, dass man ursprünglich als Material Metall aus wieder eingeschmolzenen Kanonrohren aus dem zweiten Weltkrieg genommen hat (daher wahrscheinlich auch der bombastische Sound). Nachdem dieses Metall verbraucht war, wurden die Mark VI schlechter…

Aufgrund dieser baulichen Unterschiede kommt das Gerede über die Seriennummern zustande; dass es bestimmte Reihen gibt, die besonders gut seien. Aber die wenigsten kennen sich bei diesem Thema wirklich aus, zudem ist das oft eine Geschmacksfrage, was den nun besser klingt und zuletzt halte ich das wegen der Selmer naturellen Fertigungsschwankung und dem Zahn der Zeit für überhaupt nicht aussagekräftig.

So etwas ist dann nur wichtig, für die Sammler. Das sind auch die, die die Preise so hoch treiben. Persönlich finde ich, dass der gezahlte Preis in keiner Relation zu spielerischen Aspekten steht. Das Mark VI ist nicht so teuer, weil es so gut ist, sondern so gefragt.
Seriennummern, die angeblich besonders gut sind, erzielen hohe Preise. Begehrt sind die „5-digit“ (also nur fünfstellige Seriennummer). Ich bin überzeugt, dass hat nichts damit zu tun, dass die besser sind, sondern nur seltener. Aber da jetzt viele jetzt ein 5-digit Horn haben, ist das auch nicht mehr „hip“. Der neue Trend geht zum Selmer SBA. Die sind noch seltener.

Und was den Markt angeht; habt ihr euch noch nie gefragt, warum so viele Mark VI zum verkauf stehen, wenn es doch das beste Horn ist? Deshalb solltet ihr immer fragen, wenn euch eines angeboten wird, wer denn gestorben ist. Wenn die Antwort lautet: „Der Opa, der hat noch mit Miles und Coltrane auf der Bühne gestanden“ ist das ein Zeichen für ein gutes Saxophon, wenn die Antwort hingegen „Keiner“ ist, sollte euch das zu denken geben, warum dieses Sax eigentlich verkauft wird. Und seid gewarnt, viele Ebay Dachbodenfunde sind in Wahrheit nur Kellerausmistungen.

Viele Fans führen gerne an, dass auch heute noch die meisten Profis Mark VI spielen.
Die angehenden Jazzgöttern waren auch nicht vor dieser Selmerindoktrinierung gefeit. An den Musikhochschulen spielten die Dozenten und Lehrer die Teile und so dann auch die Studenten und wie bereits oben erwähnt, gab es lange Zeit auch nicht wirklich viele Alternativen.
Von Maceo Parker gibt es eine Aussage (in einer Sonic Ausgabe), wie er denn zu seinem Mark VI gekommen ist. Sinngemäß: „Damals spielten alle meine Vorbilder ein Mark VI. Ich dachte mir, wenn die das spielen ist das Horn auch gut genug für mich“.
Und warum sollten diese Leute nach 20 Jahren, nachdem sie sich auf diesem ihrem Horn eingespielt haben, jede Eigenart kenne und darauf ihren Sound entwickelt haben, wechseln, auf ein Horn, dass vielleicht objektiv etwas besser klingt und besser Intoniert, wenn sie dann nochmal 5 Jahre brauchen um sich so darauf einzuspielen, damit sie wieder auf ihren heutigen Stand kommen?

Zudem häufen sich Beispiele von jüngeren Profis die von ihren Mark VI auf die modernen Hörner der nächsten Generation wechseln. Wie oft da nun ein Endorsementvertrag mit Yamaha oder P.Mauriat dahinter steckt, wollen wir uns gar nicht fragen.

Vielen Mark VI Fans wird vieles was hier steht wahrscheinlich sehr aufstoßen, dabei ist es gar nicht meine Absicht, das an sich immer noch gute Horn irgendwie schlecht zu reden. Ich wollte nur einmal mit dem größten Mist, der darüber erzählt wird aufräumen, und ich hoffe, dass so manch ein Neuling in dieser Thematik ein etwas realistischeres Bild oder zumindest mal eine Gegenposition bekommen hat.

Eine Frage des Materials??

Immer wieder taucht die Diskussion darüber auf, ob und wie weit das Material des Saxophones, dessen Finish und diverse Anbauteile irgendeinen klanglichen Einfluß haben. Oft werden die Diskussionen darüber sehr hitzig geführt und die Lager spalten sich in die Gläubigen und diejenigen, die meinen, dass es keinen Unterschied macht.

Ich werde hier meine Meinungen, Erfahrungen und Gedanken sowie eine oberflächliche physikalische Erklärung schreiben.

Vorweg muß ich aber erwähnen, dass der einzige harte Fakt zu diesem Thema ist, dass es keinen über allen Zweifeln erhabenen harten Fakt zu diesem Thema gibt.

Ich persönlich, bin zum Schluß gekommen (und sehe das mehr als nur eine Meinung, sondern ich meine zu wissen): Yes, material matters!

Es gibt immer mal wieder irgendwelchen „wissenschaftlichen“ Untersuchungen und Messungen und Spektrenanalysen die durchs Netz geistern. Es gibt oft Ergebnisse wie, „Da gibt es einen minimalen Unterschied im Spektrum, aber der ist so minimal, dass er nicht hörbar sein kann“.

Man sollte sich bewußt sein, dass wir eh um eher kleine Unterschiede reden. Würde man das Frequenzspektrum um ein paar Prozent ändern, würde das Sax wie eine Geige klingen. Minimale Unterschiede können durchaus hörbar sein. Vertraut euren Ohren, immerhin geht es hier um Musik.

Aber der Punkt ist, dass sehr oft hinter diesen Untersuchungen (egal für welche Seite) oft schon eine vorgefasste Meinung steckt und die Ergebnisse gerne dahingehend interpretiert werden. Oft wird den Firmen auch vorgeworfen, dass das ganze Gerede um das Material und Finish nur ein Marketingtrick sei.

Persönlich halte ich es für eine gute Idee, erstmal auf erfahrene Spieler und Instrumentenbaumeister zu hören (auch Instrumenten übergreifend) und massig eigene Erfahrungen zu sammeln.

Frage doch mal einen professionellen Blockflötisten (ein schon sehr lange ausgereiftes Instrument) nach dem Einfluß des Holzes oder einen Trompeter nach Massenergänzungen für seine Kanne.

Systematik

Wichtig bleibt aber, dass ihr wirklich offen eure Klangtests angeht. Leicht passiert es, wenn man ein Goldlackinstrument gegen ein Silbernes spielt, dass man alleine durch das Aussehen fehlgeleitet wird und man meint, das Instrument klingt heller. Geübte Ohren, stehen da eigentlich drüber. Lasst euch also auch nicht einreden, dass ihr euch alles nur einbildet und nur Blindtest das wahre sind.

Dieser Effekt funktioniert auch anders rum. Wenn man überzeugt ist, dass dort kein Effekt sein kann, wird man auch nichts hören; da nützen auch Blindtests nichts.

Das Ohr muß erst sensibilisiert werden, um wirklich alle Nuancen hören zu können und das kann oft ein paar Jahre dauern. Also lasst auch nichts von irgendwelchen Besserwissern sagen, die wahrscheinlich wirklich nichts hören können.

Ihr dürft aber auch nicht, aus zwei oder drei Vergleichen eure Schlüsse ziehen, da zwei gleiche Saxophone aus der gleichen Reihe schon sehr verschieden klingen können (Selmer ist z.B. so ein Kandidat mit recht hohen Schwankungen). Woher weiß man dann, dass der gehörte Unterschied wirklich am Finish liegt und nicht an an irgendwelchen Fertigungschwankungen?

Wenn man hunderte von Saxophonen gespielt hat, und das bei verschiedensten Herstellern die ganze Produktpallette und die unterschiedlichen Finishes, dann kann man klare Tendenzen feststellen.

So klingt’s

Dies ist so die Quintessenz was bei meinem ganzen „Rumgeteste“ raus gekommen ist. Es deckt sich auch mit den Aussagen vieler anderer Musiker, Kollegen und Experten.

Vorweg möchte ich aber nochmal deutlich erwähnen, dass der Hauptfaktor für den Sound des Saxophones die Innenmensur ist. Erst deutlich dahinter kommt dann das Material des Saxes und zuletzt dessen Finish.

Bronze/Kupfer: Klingt weicher und etwas dunkler aber auch farbiger als Messing. Oft empfinde ich den Klang von Bronzeinstrumenten als hochwertiger, aber es ist auch eine Geschmackssache, ob man auf diesen weicheren Sound steht.

Silber: Klingt weicher aber heller und strahlender als Messing. Es hat auf jeden Fall eine höhere Klangqualität. Silberinstrumente sind in der Klassik recht beliebt.

Neusilber: Das ist eine Messingvariante mit hohem Nickelanteil. Es klingt heller und vor allem härter und direkter.

Finishes sind für mich – bildlich gesprochen – in etwa der Rahmen für den Sound des Saxes:

Unlackiert: Ist jetzt wieder der neuste Trend durch den Vintagewahn. Der Klang geht deutlich mehr in die Breite und wird „süffiger“. Verliert aber auch ein wenig an Kern (ein Grund, warum es kaum unlackierte Baris gibt)

Lack: Macht den Sound kompakter aber dämpft auch ein wenig. Verschiedene Lacke können auch sehr unterschiedlich klingen. Man muß nur die schwarze Gummilackvariante der Yamahas mit der Normalen vergleichen.

Vernickelt: kompakter Sound, aber nicht gedämpft, sehr direkt, fast schon hart.

Versilbert: der Sound wird heller und transparenter und strahlender.

Vergoldung: der Sound wird reicher, wärmer und etwas weicher, aber ohne die Dämpfung wie bei einer Lackierung.

Ein weiteres Kapitel sind diverse Anbauteile die es auf dem Markt gibt. Man spricht hier von Resonanzgewichten. Bei Trompetern ist das schon lange kein Geheimnis mehr. Cannonball platziert Halbedelsteine auf ihre S-Bögen und das nicht nur aus ästhetischen Gründen. Keilwerth redet von einem deutlcihen Soundunterschied durch die Bördelringe, Meine Experimente haben gezeigt, dass sogar ein Stück Lederschnur (das von prinzipal erfundene P-Ligging) an der richtigen Stelle einen hörbaren Einfluß haben kann. Über das ganze „Pimp my Sax“-Gedöns werde ich bei Zeiten einen eigenen Artikel zu schreiben. Ihr müßt mal die gesamte Mechanik der tiefen Töne abbauen. Das Sax (also die restlichen Töne) klingen total anders. Jedes Anbauteil am Sax wirkt sich irgendwie aus.

Wie kann das funktionieren?

Diese pseudophysikalsiche Erklärung erhebt keinen Anspruch auf absolute Richtigkeit. Sie ist eher eine oberflächliche kurze Zusammenfassung, was ich über die Akustik des Saxophones weiß, Aussagen eines Saxophon spielenden Physiker im Forum und logischen Überlegungen meinerseits. Bisher hat sie gut funktioniert und dürfte wahrscheinlich auch vielen anderen zum Verständnis helfen.

Es ist nicht so, wie ab und zu gedacht wird, dass das Sax mitschwingt und diese Schwingungen (wie bei einer Geige oder Klavier) den Sound verstärken oder zusätzlich klingen. Das einzige, was bei dem Saxophon klingt, ist die Luftsäule. Es muß also eine Zusammenhang zwischen Luftsäule und Saxophonschwingungenen geben.

Das das Sax schwingt ist unbestreitbar. Man spürt es sogar, wenn man kräftig einen tiefen spielt. Das ganze Sax arbeitet bei jedem Ton.

Es handelt sich hier um Resonanzschwingungen. Ob diese nun durch den Schall (vergleichbar mir den Chladnischen Klanfiguren) oder durch einen direkten mechanische Relation (oder beidem) ausgelöst werden ist nicht ganz klar.

Dabei schwingt das Sax nicht homogen. Es gibt verschiedene Knoteneben. Wenn ein bereich vorschwingt, schwingt ein anderer gerade zurück. Und kommt das Material ins Spiel. Jedes Material (sogar verschiedene Legierungen) verhalten sich hier anders. Jedes Anbauteil verändert die Schwingungseigenschaften. So ergeben auch diese Tuningteile (Resonanzgewichte) eine Sinn. Auch das Finish, welches die gesamte Oberflächliche bedeckt hat natürlich so einen deutlichen Einfluß auf das Schwingungsverhalten des Saxophones.

Diese Schwingungen wirken sich direkt auf die Luftsäule aus. Die Form und somit auch verschiedenen Frequenzen werden beeinflusst.

Ich erkläre das mal an einem konkreteren Beispiel. Wir haben ein Saxophon aus hartem Material, es reagiert also schneller. Dadurch können die hohen Frequenzen besser schwingen, während die langsamen tiefen der Luftsäule eher etwas weggefiltert werden. Weiches Material verhält sich träger, die hohen Frequenzen werden unterdrückt während die tiefen begünstigt werden. Je dünner das Material desto mehr schwingt es aus. Auch die Dicke des Materials wirkt sich unmittelbar aus.

Ich hoffe, das hat die Fragen einige beantwortet, wahrscheinlich hat es aber auch neue aufgeworfen.

Oft tauchen auch recht kuriose Behauptungen auf, z.B. dass das kryogenisches Einfrieren des Saxophones würde den Sound verbessern. Oder das alte Saxophone, durch ihre Nutzung, besser klingen. Klingt alles sehr merkwürdig, aber durch meine Erfahrungen würde ich das nicht zu schnell in Reich der Mythen, Voodoo oder Einbildung schieben. Z.B. werden alle Profisaxophone handgehämmert. Dadurch wird das Material härter und der Sound hochwertiger.

Und selbst bei den alternden Instrumenten ist etwas dran. Man kennt das Phänomen von Geigen und andere Holzinstrumenten, dass sich durch die Schwingungen sich die Fasern besser anordnen, das Instrument besser schwingt, also Widerstände gelöst werden. Ok, die Metallgitterstrukturen der Atome werden sich im Sax nicht neu anordnen, aber durch die Verarbeitung gibt es „Stressstellen“ und es ist durchaus etwas dran, dass sich durch die Zeit auch im Sax Widerstände lösen und die Energie besser ausgenutzt werden kann. Selbst der etwas esoterisch anmutende Stein auf dem S-Bogen der Cannonballsaxophone wird physikalisch nachvollziehbar. Seine Masse ändert das Schwingungsverhalten des für den Sound sehr essentiellen S-Bogens.

Zuletzt möchte ich nochmal erwähnen, dass es sich oft aber eher um Nuancen im Klang handelt, von denen ich hier rede. Das Wechseln der Blattsorte dürfte oft mehr Effekt haben. Aber gerade die vielen Kleinigkeiten machen am Ende den „extra Kick“ im Klang und oft sind es gerade die letzten Prozente im Sound, die am teuersten sind.