Ein kleines Jubiläum zum 50sten!

Liebe Leser,

ich mag es kaum glauben, aber das ist schon der 50ste Blogeintrag. Wenn man so in die Übersicht reinschaut, stellt man fest, dass die Übersicht inzwischen ganz schön unübersichtlich geworden ist. Ich glaube da muß ich mir bei Zeiten mal etwas überlegen.

Auch die Besucherzahlen steigen stetig. Im letzten Monat hatte ich 4450 Besucher und zZ. liege ich bei ca. 170 Besuchern pro Tag (liegt vielleicht auch daran, dass ich bei so merkwürdigen Googelsuchen auftauche). Ich hoffe das bleibt so steigend. Also fühlt euch frei, meinen Blog überall hin zu verlinken, wo ihr meint, dass es passt.

Ein paar Neuigkeiten gibt es auch.Ich habe vor kurzem den großen Kunststoffblättertest einer Generalüberholung unterzogen. Von dem alten Forentext ist nicht mehr viel übrig. Ich hoffe auch, dass es weniger orthographische Mängel gibt (ich suche immer noch einen ehrenamtlichen Lektor).

Demnächst wird es hier ein paar Gastschreiber geben. Ein paar befreundete Profis wollen mit ein paar Texten zu saxophonistisches etwas beitragen. Von Thomas Voigt habe ich ein paar sehr gute Lektionen bekomme, die in nächster Zeit online stellen werde und Volker Kaufmann hat mir einen schönen Testbericht über seine Brancher Saxophone versprochen. Außerdem haben sich noch zwei weitere Freunde angekündigt, aber dazu erst später mehr.

Von mir gibt es demnächst natürlich das Finale des USSG (ultimativer Saxophonstarter-Guide), eine kleine Liste empfehlenswerter Literatur und meine Gedanken zur Streitfrage „Equipment vs. Üben“. Auch steht noch aus der Text über „meine schlimmste Mugge“, aber die war anscheinend doch traumatisierender als gedacht, denn ich habe immer noch Probleme das aufzuarbeiten.

Zuletzt will ich noch ein Photo, dass mich „in action“ zeigt,  mit euch teilen, dass ein Freund von mir gemacht habe und von dem ich total angetan bin (also vom Photo).

Also noch viel Spaß mit meinem Blog und alles Gute wünscht euch

Euer Tobias

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Klangbeschreibung

Wir Musiker haben oft ein Problem, wenn es darum geht, wenn wir über Klänge reden wollen. Es fehlen oft die richtigen Worte, die das Gehörte angemessen beschreiben. Die Saxophonisten leiden darunter besonders, da diese doch sehr klangverliebt sind und alle auf der Suche nach ihrem eigenen individuellen aber ausgereiften Sound sind. Dabei halte ich es für essentiell Begriffe dafür zu haben, denn wenn man einen Begriff hat, hat man eine geistige Schublade mit der man das gehörte leichter einordnen kann. So entwickelt sich eine genaue Klangvorstellung, welche wiederum für die Entwicklung des eigenen Sounds unabdingbar ist.
Der Klang eines Musikinstrumentes ist min. genauso komplex und vielschichtig wie der Geschmack von gutem Wein. Weinkenner haben aber wenigstens einen anerkannten und gebräuchlichen Wortschatz mit dem sie umgehen können. Den haben Musiker leider nicht.
Die meisten kennen gerade mal hell oder dunkel, warm und weich. Aber wenn man dann mal nachfragt, was denn mit „weich“ gemeint ist, beginnt das Überlegen und oft hört man bei so etwas recht unterschiedliche Definitionen. Aber das ist auch kein wunder, da fast jeder Begriff, bis auf laut und leise, nur behelfsmäßiger Natur und nicht Teil der Akustik sind. Im Grunde sind alles Synästhesien; hell und dunkel beschreiben einen optischen Sinneseindruck, warm beschreibt ein Temperaturempfinden, weich und hart sind ausdrücke für haptisches Fühlen, farbig sind Bilder, voll ist ein Gefäß und breit ist der Alkoholiker.
So ließe sich die Liste beliebig fortsetzen. Es ist also kein wunder, dass wir uns mit der Klangbeschreibung so schwer tun. Ich glaube nicht, dass dieses Blog annähernd die Mammutaufgabe bewältigen könnte, einen einheitlichen Wortschatz zu prägen, dafür wird Musik auch viel zu unterschiedlich wahrgenommen, aber vielleicht macht es dem einen oder anderen bestimmte Begrifflichkeiten klarer oder hilft ihm eine differenzierte Klangvorstellung zu entwickeln.

Persönlich unterscheide ich zudem noch zwischen den beiden Kategorien Klangqualität und Klangfarbe. Oft hört man, dass der Sound ja Geschmackssache sei. Das sehe ich anders. Es gibt einfach Aspekte im Sound die auch ganz objektiv einen guten Sound ausmachen, wie dynamisches Spektrum, Projektion, Klangvolumen. Keiner findet einen dünnen Sound schön. Alles wie hell, dunkel, warm, weich, hart usw, sind nach dem persönlichen Geschmack zu bewerten und fallen unter Klangfarbe. Zum Beispiel klingt das Vollsilbersaxophon von Yanagisawa sehr hell und weich, das absolut nicht meinen Geschmack trifft, aber dennoch finde ich, dass es ein extrem gutes Horn ist, da Projektion und Volumen einfach fantastisch sind.

Klangqualität

dynamisches Spektrum: wie laut und wie leise ein Saxophon kann. Ein ppp ist nicht immer selbstverständlich genauso wenig wie ein müheloses fff.

Volumen: das beschreibe ich gerne als Soundmasse (nicht verwechseln mit Lautstärke), wie groß und schwer ein Sound ist. Das Gegenteil wäre dann ein dünner Sound. Gerade hier wird der Unterschied zwischen Anfänger (dünner Sound) und Profi (voluminöser Sound) deutlich.

Projektion: ist in etwa die Durchsetzungskraft. Auch das hat nichts mit reiner Lautstärke zu tun. Es geht hier um, wie gut man sich gegen andere Instrumente durchsetzen kann und wie weit der Klang trägt. Stellt euch einen etwas weiter entfernten Punkt vor und genau dort hin wollt ihr euren Ton tragen.

Raum füllend: hat auch etwas mit Projektion zu tun. Also wie gut und einnehmend ihr alles um euch rum insgesamt beschallen könnt.

Als Beispiel für Projektion und Raumfüllen kann man eine Opernsängerin anführen, die es schafft unverstärkt mit ihrer Stimme den ganzen Konzertsaal bis zum letzten Platz in der Ecke zu beschallen. Wie das funktioniert, weiß ich leider selber nicht ganz genau. Es hat aber mit jahrelanger Erfahrung, Üben und der richtigen Technik zu tun.


Klangfarbe

hell: ein hoher Anteil an hohen Frequenzen. Schärfe kommt oft mit dazu, muß aber nicht

dunkel: wenig hohe Frequenzen; sehr dunkle Sounds klingen oft gedämpft.

rund: der gesammte Frequenzbereich ist recht homogen. Die Frequenzberge sind auch etwas „breiter“, d.h. einzelne Frequnezen sind nicht deutlich hervorgehoben und raus hörbar. Dies wäre eigentlich schon eine Klangqualität, aber es auch etwas der Gegensatz zu „Charakter“ im Sound, der sich meist eher durch zerklüfteltere Frequenzspektren auszeichnet. Klassische Saxophonisten bevorzugen einen sehr runden Klang.

resonant/sonor: wichtige Frequenzen heben sich deutlich mehr hervor und sind besser zu hören. Gibt oft „Charakter“.

scharf: bestimmte hohe Frequenzen sind deutlich ausgeprägt (hohe, schmale Frequenzberge). Man empfindet den Klang sehr oft als schneidend. Gerade moderne Saxophonisten (Rock, Funk) bevorzugen einen aggressiveren Sound. Hilft sich gegen E-Klampfen durchzusetzen.

warm/weich: oft ist das ein Zusammenspiel aus rund und dunkel (oft und gerne mit vielen Subtones); der sound wird als besonders angenehm empfunden, hat aber wenig härte und kann sich schlecht durchsetzen. Zu übertrieben klingt es sehr schnell nach „Softie“ und kitschig. Im modernen Popbereich, gibt es auch weich und hell klingende Saxophonisten. Diese empfinde ich immer als besonders „schleimig“ (z.B. Kenny G und Captain Cook)

cool: das Gegenteil von warm, weich und schleimig. Geht etwas in die Richtung transparent/klar/straight (s.u.)

hart: das Gegenteil von weich. Oft gefragt im Funk/Rock bereich. Schärfe läuft oft parallel, muß aber nicht.

farbig: wenn der Sound besonders viele interessante Klangnuancen hat

lyrisch: ist sehr nah an warm/weich und farbig hat aber eine gewisse klassische/singende Komponente.

breit: ein sehr ausufernder Sound, der viel im Frequenzbereich abdeckt (breite Frequenzberge), oft geht bei sehr breiten Sounds, der Kern flöten.

schlank/fokussiert: damit ist nicht dünn gemeint, eher elegant. Gerade im klassischen Bereich gern gesehen.

Kern/zentriert: ist nicht gleich schlank und auch nicht unbedingt das Gegenteil von breit. Ein Großteil der Soundmasse ist konzentriert und das wird als Kern bezeichnet. Darum kann sich auch noch viel abspielen. Ein guter Kern ist wichtig für einen prägnanten Sound.

leicht/fluffig: ein Ton ohne schwere, der etwas zu schweben scheint. Also nicht zu dunkel aber mit gewissen Subtones. Man höre Paul Desmond zu.

bauchig: ein ausgeprägter Anteil an tiefen Frequenzen, muß aber nicht unbedingt gleichbedeutend mit dunkel/warm/weich sein.

Glanz: schwer zu beschreiben. Der wird erzeugt noch ein paar schöne Obertöne, ist aber nicht unangenehm wie bei der Schärfe.

Näseln: gewisse nasale Randfrequenzen. Ähnlich wie bei dem Klang einer Oboe. Näseln ist etwas ganz typsiches im französischem Selmersound.

Buzz: so ein gewisses surren und flimmern, dass irgendwie neben dem Eigentlichen Sound stehen zu scheint. Dies ist sehr oft im funkigerem Bereich anzutreffen. Besonders markant finde ich das bei David Sanborn und der Dulfer.

edge: könnte man mit Randschärfe übersetzen. Es ist sehr nahe an „Buzz“. Es sind auch recht hohe Frequnezen, die eine gewisse Schärfe und Durchsetzungskraft haben.

transparent/klar/straight: Wenn im Frequenzspektrum besonders die Obertonreihe herauskommt und nicht zuviel sonstiges Gedöns im Spektrum. Oft sind solche Sounds auch von der helleren Natur. Yamahas sind ein gutes Beispiel für diese Art von Klang. Viele empfinden das eher als Langweilig, wobei es fast schon eine Klangqualität ist.

Rauschen: der Saxophonsound hat oft einen gewissen Geräuschanteil, Frequenzen, die nicht wirklich zum Obertonspektrum des Tons gehören. Dies gibt des Jazzsaxophon oft einen Teil seinens „Soundcharakters“. Zumindest machen sie den Klang eines Saxophones „stimmhafter“. Die beliebten Subtones sind auch eine Art Rauschen. Auf Wiki gibt es dazu einen interessanten Eintrag.

Braun: auch bekannt als brown noise oder brown ton. Klang hat auf den Menschen ja auch immer eine Wirkung und dieser Ton hat eine ganz besondere. Viele halten es ja für eine Urbande Legende, aber ich habe schon einige „Saxophonisten“ gehört, wo es mir eigentlich so ging.

charaktervoll: ich mag diesen Begriff nicht, da „Charakter“ für vieles und nichts steht. Er ist jedoch das Hauptargument vieler Vintagefans. Vielleicht mögen die älteren Kannen mehr davon haben, haben dafür aber in der Regel weniger Klangqualität als ein modernes Profihorn, wie z.B. ein „langweiliges“ Yamaha. Ich meine, dass manchmal „charakter“ eher „Störgeräusch“ ist. Ich persönlich bin der Auffassung, dass es erstmal wichtiger ist, gut zu klingen als charaktervoll. Ich kenne einige Fälle, wo die „saxophonisten“ besonders „charaktervoll“ klingen, man denen aber überhaupt nicht zuhören kann und will.

Das waren natürlich  nicht alle Begriffe, die so verwendet werden und leider ist es auch fast unmöglich dieses alles wirklich adäquat zu beschreiben, aber ich hoffe dennoch, dass ihr euch etwas drunter vorstellen könnt. Eine weitere Problematik ist, dass oft manchmal ähnliches meinen bzw. sich überschneiden; die Begriffe sind oft etwas schwammig und zuletzt interpretiert die auch jeder immer etwas anderes. So sind auch die hiesigen Beschreibung meine subjektive Wahrnehmung. Wahrscheinlich werde ich hier gelegentlich mal etwas ergänzen oder umschreiben.

Auch muß ich nochmal betonen, dass viel von der Klangfarbe auch mit der Spieweise zu tun hat. Es ist nicht so, dass nur der gehaltene Ton (also was man als Frequenzspektrum gerne misst) den Klang ausmacht. Schneidet man Anfang und Ende eines Tones weg und würdet man ihn so euch vorspielen, ihr wärt überrascht, was da alles im Klang fehlt. Man könnte keinen Spieler wieder erkennen. Gerade wie der Ton angespielt wird macht viel aus. Man kann einen Ton sanft und weich anspielen oder sehr hart. Das hinzufügen von Subtones, Vibrato usw. ist auch Spieltechnik.

Also die Moral von der Geschicht ist mal wieder: Wenn ihr einen persönlichen und guten Sound entwickeln wollt, hilft leider nur Üben, Üben und nochmals Üben…

Der ultimative Saxophonstarter-Guide (Teil 2)

Hier geht’s zum ersten Teil des ultimative Saxophonstarter-Guide.

So, nachdem das Einstiegsquiz bestanden worden ist und man vielleicht schon ein Instrument in der Hand hat, stehen noch ein paar andere Punkte aus, die man zum Anfang beachten sollte.
Leider hört es mit der Auswahl des Instruments leider mit der Entscheidungsqual nicht auf.

Mundstück und Blatt sind für den Sound meist entscheidender als das Saxophon selber. Zwar sind beim Saxophon schon ein Mundstück und ein oder zwei Blätter beigelegt. Blätter sind Verschleißware und je nachdem was für ein Sax man gekauft hat ist das beigefügte Mundstück brauchbar oder totaler Mist.
Die Krux an der Sache ist, dass man als Anfänger eigentlich brauchbares und leicht zu spielendes Equipment braucht, es aber als Anfänger nicht bewerten kann, ob das eigene Equipment das ist. Schlechtes Equipment kann zu vielen Problemen führen und der Einsteiger weiß nicht was es ist und verzweifeln daran.

Was die Auswahl des richtigen Equipments angeht, heißt es eigentlich leider wieder Probieren über Probieren, aber da man das als Anfänger schlecht wirklich gut beurteilen, was was taugt, kann das schwer werden. Leider verhält sich auch Equipment bei jedem anders, weshalb das, was bei jemand anderem funktioniert nicht zwangsläufig für einem selber funktionern muß. Zu viel Gesuche kann zu Frust führen und hält vom echten Üben ab. Zudem ist Materialschlacht auch immer mit großen Ausgaben verbunden. Daher rate ich, schnell etwas zu finden, auf dem man sich halbwegs wohl fühlt und man gut zurecht kommt und dann dabei erstmal zu bleiben.

Das Mundstück
DSC00132Die Suche nach dem passendem Mundstück (MPC=mouthpiece) ist oft eine niemals endende Suche. Hier gibt es einen Einblick in meine Odyssee. Es geht also nicht darum, möglichst schnell das beste Mundstück zu finden, sondern erstmal eines zu haben, auf dem man bequem seine ersten Schritte machen kann. Daher muß man auch nicht gleich 200 Euro dafür ausgeben. Wie in meiner Odyssee zu erkennen ist, kann auch ein Plastikmundstück für 30 Euro sehr gut sein und ist für den Anfänger absolut ausreichend. Als Saxophonist wird man öfter noch seine Mundstücke wechseln, also warum unnötig am Anfang dafür zu viel Geld ausgeben.

Gerne werden die Marken Otto Link, Meyer und Selmer empfohlen, ich hingegen rate an dieser Stelle davon ab. Eigentlich sind es gute Mundstücke, aber deren Ruhm basieren eher noch auf alten glorreichen Zeiten und heutzutage erlebt man immer wieder eine hohe Varianz bei diesen Marken, d.h. man hat schnell mal eine Gurke, merkt es nicht und müht sich damit ein paar Jahre ab. Vortreffliches hört man über die neuen ExpressionMPCs die wirklich günstiger sind.  Begeistert bin ich auch von den Cannonballmundstücken, die hier allerdings kaum so einzeln zu bekomme sind. Sehr solide sind die einfachen Ricos, Yamahas und Yanagisawas. Wer es etwas hochklassiger haben möchte, so halte ich die normalen Kautschuk MPCs von Jody, Brancher, Vandorren und Lebayle für gute Allrounder. Ich verstehe auch nicht, dass Anfängern oft KlassikMPCs (wie das Selmer S80) – also Mundstücke die vornehmlich für die klassische Musik gedacht sind – empfohlen wird. Diese sind oft nicht wirklich flexibel und gerade einem Anfänger würde ich zu ein Allrounder raten. Außerdem landen wahrscheinlich über 80% aller Saxophonisten eh beim Jazz.

Wie ein Mundstück klingt hängt maßgeblich von der Form ab. Was meist über das Material des Mundstücks gesagt wird, stimmt so leider nicht und kann getrost ignoriert werden (wer mehr wissen will, kann kurz hier reinschauen). Kammergröße, Kammerform, Baffle, Einlauf, Bahnlänge und Bahnöffnung sind entscheidend. Hier gibt es eine riesige Auswahl an Herstellern und Modellen und bei jedem Modell noch verschiedene Bahnöffnungen (teilweise auch Kammergrößen und Bahnlängen). Um die Verwirrung perfekt zu machen, hat jeder Hersteller seine eigene Skalierung. Vergleichstabellen findet ihr in den Linktipps.
Ich rate dem Anfänger von allen Extremen ab. Sehr große bzw. sehr enge (darunter fallen fast alle MetallMPCs) Kammern sind schwerer zu beherrschen. Übernehmt euch auch nicht bei der Bahnöffnung, das ist etwas in das man hineinwachsen muß. Die Bahnöffnung bestimmt, wie viel Luft man braucht. Je größer desto mehr Sound, allerdings auch schwieriger zu kontrollieren (Luftführung, Intonation, usw.). Alles ab 7 und aufwärts ist zu offen. Allerdings finde ich vieles, was man dem Anfänger sonst so empfiehlt (Yamaha 4c, Selmer C usw) zu eng. Je nachdem ob man eine kleine Lunge hat (oder Raucher ist) oder eine gigantische Puste (so wie der Wolf in dem Märchen mit den 3 Schweinchen) kann man sich für Öffnungen um die 5 oder 6 entscheiden.
Ach ja, und kauft euch gleich ein paar Bißplatten mit. Schützt die Zähne und das Mundstück, stabilisiert den Ansatz und reduziert den durchs MPC übertragene Körperschall.

Die Blätter
Saxophon BlätterEin kleines unscheinbares Teil mit großer Wirkung. Erst das Blatt läßt die Luft schwingen und nur so erzeugt das Saxophon einen Ton. Das Blatt ist also auch essentiell für den Sound und ihr erratet es schon, es gibt wieder eine unüberschaubare Auswahl an Marken, Modellen und Schnitten und alle klingen und verhalten sie sich unterschiedlich und nicht jedes Blatt passt zu jedem Mundstück und auch Spieler gleich gut. Zudem gibt es bei Blättern noch verschiedene Stärken. Und natürlich sind die Stärke angaben bei den Herstellern auch nicht gleich. Hier eine brauchbare Vergleichstabelle.
Die Stärke gibt an wie hart das Blatt ist, also wie leicht es sich spielen läßt. Ein weiches Blatt läßt mehr Spielraum in der Tongestalltung, fordert also auch mehr Kontrolle. Mit einem stärkerem Blatt kriegt man etwas mehr Sound raus (lauter). Ist das Blatt zu weich, kann es zu quiken führen, die hohen Töne stehen nicht stabil genug, die Ansprache ist schwammig und/oder die Oktave überspringt zu leicht; ist es viel zu weich, macht das Blatt, wenn man etwas mehr Gas gibt einfach dicht und blockiert. Ist das Blatt zu hart, strengt das spielen sehr an und man ermüdet sehr schnell; ist es viel zu hart, kriegt man es erst gar nicht zu schwingen.
Die Blattstärke muß passend zur Bahnöffnung gewählt werden. Je offener das Mundstück, desto leichter sollte das Blatt sein  (da das Blatt dort mehr ausschwingt), also bei engen Mundstücken dementsprechend härtere Blätter. Oft hört man, man sollte mit der härtesten Stärke spielen, mit der man noch klar kommt. Ich hingegen finde, dass Musik machen kein Bodybuilding ist. Man sollte mit der Stärke spielen, mit der man 2-3 Stunden bequem spielen kann. Man kann nicht wirklich musizieren, wenn man körperlich mit dem Equipment kämpft. Bei Bahnöffnungen um 5 und 6 sind Stärken um die 2/2,5 für einen Anfänger absolut ausreichend. Wenn man etwas fitter beim spielen wird, kann man die Blattstärke langsam erhöhen.
Wie schon gesagt, das Blatt ist Verschleißmaterial. Viele Anfänger spielen ein Blatt bis es abgeschlafft ist und dann noch zwei weitere Monate. Wenn Blätter abschlaffen verlieren sie ihre Spannung, klingen mistig und machen diverse Probleme. Aber oft wird das nicht bemerkt und der Anfänger ärgert sich, dass er so viele Probleme hat. Wechselt also regelmäßig. Am besten führt ihr ein Rotationsprinzip ein. Vier eingespielte Blätter werden in einem Turnus gespielt, jeden Tag ein anderes. So hat man erstens eine Kontrolle und merkt, wenn eines abschlafft und man hat immer Ersatz, wenn eines plötzlich kaputt geht.
Ja, ihr ahnt es schon: Blätter sind verdammt zickig und bedürfen viel Pflege. Hier habe ich mal ein paar Tipps für den Umgang mit Holzblätter zusammengefasst. Das ist auch einer der Gründe, warum ich selber Kunststoffblätter spiele (hier ein etwas ausführlicherer Test). Sie haben diverse Vorteile und können gerade Anfänger das Leben erleichtern. Allerdings sollte man schon wissen, welche Blattstärke man braucht. Am Anfang ist nicht immer ganz klar, was man braucht und so kauft man ein teures Plasteblatt nur um festzustellen, dass es bei der Stärke nicht passt.
Also was für Blätter soll man nun kaufen. Auch hier wird wieder oft zu etwas geraten, was ich so nicht verstehe. Es werden die blauen Vandoren und die orangen Ricos empfohlen. Das sind aber nur die günstigsten Blätter der zwei bekanntesten Marken. Günstig bedeutet, dass die Blätter weniger selektiert, also mehr Krücken in einer Packung sind. Ein Profi kann Krücken erkennen und nachbearbeiten. Wie soll das ein Anfänger machen? Investiert ruhig zwei Euro mehr, dafür könnt ihr dann sicher gehen, mehr bessere Blätter und weniger Krücken zu haben. Ein kleiner Tipp ist, beim Kauf sich die Blätter vorher nochmal einzeln anzuschauen. Haltet es gegen das Licht und schaut, ob das Herz gleichmäßig und symmetrisch gewachsen ist.
Welche Marke oder Modell man kauft ist eigentlich egal. Fragt man 10 Saxophonisten, was sie denn für die besten Blätter halten, bekommt man 12 verschiedene Antworten. Die bekannten Blattmarken funktionieren also alle. Es ist also nicht so schwer, wie ein passendes/funktionierendes Mundstück zu finden. Die Feinheiten im Klang wird man als Anfänger eh nicht aus den Blättern rausholen können. Die einzige Marke, die ich vielleicht empfehlen kann, sind AW-Reeds (u.a. hier erhältlich); nicht umbedingt, weil sie so gut klingen, aber ich und viele andere Saxophonisten haben festgestellt, dass es die Marke mit der geringsten Varianz ist und jedes Blatt funktioniert (außerdem ist es eine deutsche Firma).

Wer jetzt immer noch keine Ahnung hat, was er sich zulegen soll, für den ist vielleicht dieses Anfängersetup etwas.

to be continued
Man kennt es von Filmen, fast nie bleibt es bei nur zwei Teilen. Meist sind es Trillogien. Ich hoffe nur, dass es bei dem ultimativen Saxophonstarter-Guide eher um ein „Zurück in die Zukunft“ als ein „Matrix“ handelt. Mit dem Saxophon, dem Mundstück und den Blättern haben wir jetzt das essentielle schon behandelt. Wer bei der ganzen Auswahl, die es auf dem Markt dafür gibt, sich absolut überfordert fühlt, ist es zurecht. Aber „don’t panic!“, viele Saxophonisten suchen ihr Leben lang nach dem richtigen Equipment. Allerdings ist das Equipment für die Musik eher zweitrangig, also zerbrecht euch nicht zu sehr den Kopf darüber.

Im dritten und finalen Teil geht es um das restliche Gedöns und ein paar Tipps für den Anfang.

Die Erotik des Saxophons

Dass von dem Saxophon ein besonderer Reiz ausgeht, ist eigentlich unbestreitbar. Aber woher kommt diese magische Anziehung?
Warum läuft im Hintergrund von Softpornos immer seichte jazzige Saxophonmusik? (Habe ich mir zumindest sagen lassen, dass da immer läuft)

Saxerotik

Das Saxophon ist einfach ein sehr erotisches Instrument. Ich habe darüber lange nachgedacht und ich denke, dass es verschiedenste Erklärungen dafür geben könnte.
Das Saxophon hat einen Frequenzbereich, der unserer Menschlichen stimme nicht ganz unähnlich ist und somit für unser Ohr recht angenehm. So wie eine schöne Frauenstimme oder tiefe volle Männerstimme auf uns erotisch wirken kann, kann dies also ein der Klang des Saxophones. Auch ist kaum ein Instrument so ausdrucksstark und flexibel in der Klangfarbe, weshalb sich das Sax ideal zum Ausdruck von Gefühl eignet. Interessant, dass viele Tenorsaxophonisten einen rauchigen und subversiven Sound suchen.

Zudem ist das Saxophon ein recht neues Instrument, ist im Jazz groß geworden und gilt deshalb als DAS Jazzinstrument. Es ist nicht durch „uncoole“ und „alte“ Klassikwerke „vorbelastet“. So wie der E-Gittarist in der Rockmusik ist Saxophonist im Jazz der Star auf der Bühne.
Der Jazz entstand überwiegend in den Bordellen NewOrleans und  als er seinen Siegeszug übers Land antrat und die Swing Ära der Bigbands kam, war es die neue Jugendmusik. Jazz galt als verrucht, man tanzte zum ihm lasziv, die Eltern haben es nicht verstanden und sich darüber aufgeregt und sahen darin oft Teufelsmusik. Also damals in den 30er; 20  Jahre später galt das so für den Rock’n’Roll und die Swingergenration hatte dafür kein Verständnis. Aber auch da stand oft noch ein Saxophon auf der Bühne und klang dreckiger als je zuvor. Kurz; das Saxophon oder besser der Saxophonist hatte also schnell einen gewissen Ruf. In den 80ern hatte sich mit dem seichten kitschigen und schleimigen Smoothjazz und Popsax dann auch endgültig der Bergriff des Pornosax etabliert.

Desweiteren ist das Saxophon ein Blasinstrument. Bei vielen Saxophonisten und auch mir stelle ich fest, dass sie anscheinend nicht wirklich aus ihrer oralen Phase heraus gekommen sind. Ihr müßt nur mal beobachten, wie einige Spieler ihre Blätter anfeuchten (FSK 16). Bei keinem anderen Blasinstrument, nimmt man so viel Mundstück in den Mund, wie die Saxophonisten. Der moderne Ansatz sieht aus, als würde man sein Instrument küssen, ja fast schon liebkosen.
Da fragt man sich, ob die Ähnlichkeit zwischen den Wörtern „Sax“ und „Sex“ nur zufälliger Natur ist…

Aber ich glaube auch, dass Saxophonisten die besseren Liebhaber sind. Wer eine gefühlvolle Jazzballade wirklich spielen kann, der hat auf jeden Fall auch Erfahrung mit dem anderen Geschlecht. Ein Tipp, den ich von meinem Lehrer bekommen habe ist, dass ich beim Saxophonspielen an meine Angebetete denken soll, dann spielt man gleich besser. Tatsächlich, so ist es auch. Es funktioniert aber auch anders rum. Mir wurde nun schon öfters angetragen, dass man mein Saxophonspiel als sehr anziehend empfindet.

Zuletzt werden durch das Saxophonspiel die Zungen- und Lippenfertigkeiten trainiert, zudem werden die Lippen noch besser durchblutet.  Deshalb bin ich überzeugt, dass Saxophonisten besser küssen. Bisher hat sich zumindest noch niemand bei mir beschwert. Übrigens ist das auch ein origineller Anmachspruch, der bei mir tatsächlich sogar funktioniert hat. „Hey, wußtest du eigentlich schon, dass Saxophonisten besser küssen? Das liegt an der hohen Zungen und Lippenfertigkeit“. Das dies nicht nur beim Küssen zum Vorteil gereicht, dürfte ja jeder erahnen. Mit dem Spruch gibt man sich als Saxophonist zu erkennen, was an sich schon erotisch ist, zudem macht man das Gegenüber neugierig und reizt sie zum ausprobieren. Man könnte den Spruch auch noch mit „Weißt du was Doppelzunge ist?“ ergänzen.
Nur sollte man auch halten können was man verspricht. Deshalb hier noch eine gute Übung für eine schnelle Zunge.

Diesen Rhythmus spielt man auf der gleichen Note. Es ist wichtig, das wirklich klar und in „in-time“ artikuliert. Das Tempo wird mit der Zeit gesteigert. Die Viertel dient dazu, dass sich die Zunge entspannt.(tut mir leid, dass ich es nicht als richtige Noten aufschreiben kann, aber ich denke es dürfte auch so klar sein):

||: 4 88 4 88 | 8888 8888 : ||

Nebenbei, nicht nur die Zungenfertigkeit ist beim Sax wichtig, sondern auch eine gute Fingertechnik.

Bei diesem Thema interessiert mich auch eure Meinung und Erfahrungen, also hinterlasst ein paar schöne Kommentare. Zudem könnt ihr hier zum ersten mal Abstimmen. Ich bin gespannt auf das Ergebnis.

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Ein Finish der etwas anderen Art

Viele Leute streiten sich, ob das Finish (also die Oberfläche des Saxes) einen Einfluß auf den Klang hat (mehr dazu hier). Einige meinen ja, dass es sich nur um eine Placeboeffekt handelt, also weil das Silbersax so schnell glänzt, man meint, dass es heller klingt. Da stellt sich bei mir die Frage, wie denn dann der Effekt bei meiner heutigen Ausgrabung ist. Diese „liebevoll“ handbemalten Saxophone von der Firma Greatmind-Saxophones aus Taiwan sind ein garantierter Blickfang. Daneben verblasst selbst mein schwarz vernickeltes und Sandgestrahltes Raven. Endlich ein Hersteller der sich auch mal traut, die ganze nackte Dame auf das Sax zu bringen.
Vor Jahren hatte die kleine Amerikanische Firma LA Sax damit angefangen bemalte Saxophone auf den Markt zu werfen. Flammen-, Tiger-, Zebra- und andere ähnlich klischeehafte Muster gab es. Doch ein Richtiger Erfolg hat sich nicht eingestellt (Gott sei Dank). Die Asiaten scheinen auch diese Idee adaptiert und weiterentwickelt zu haben.

Wie es sich für Saxophone gehört, gibt es florale Motive in verschiedensten Ausführungen und Farbverirrungen. Auch Vögel sind ja nichts besonderes mehr auf Saxophonen. Den Ornithologen dürfte die Auswahl hier begeistern, allerdings finde ich immer noch, dass Selmer mit seinem Flamingo den Vogel abgeschossen hat (bildlich gemeint). Auch nehme ich Cannonball das Pferd übel, dass die „naked Lady“ überdeckt. Pferde gibt es hier auch; genauer gesagt Einhörner!
Naja, über Geschmack läßt sich bekanntlich nicht streiten und deshalb hat die Firma anscheinend logischweise beschlossen für wirklich jeden Geschmack etwas anzubieten. Ob nun grichische Göttinne, spanische Matadore, japanische Samurai, ägyptische Sklavinnen, der naturwissenschaftliche Weltraum  oder vertraut wirkende Kopien von Bildern die bei uns in den Kunstmuseen hängen. Wer steht nicht auf diese kleinen süßen und überhaupt nicht kitschigen Babyengel? Wenn ich durch die Porzelanabteilungen hiesiger Kaufhäuser gehe, scheint sich das gut zu verkaufen, also warum sowas nicht auf ein Saxophon malen.Vielleicht sollten wir nicht zu schnell urteilen, denn das ist das, wovon die Asiaten denken, dass das unser Geschmack ist. Vielleicht haben sie recht?
Nur Cannonball scheint auf dem amerikanischen Markt einen Schritt weiter zu sein. Gerüchteweise habe ich aufgeschnappt, dass auf ihrer nächsten Vintagereihe eine Auto graviert werden soll.

Hier geht’s zur Herstellerseite. Viel Spaß beim herumstöbern in dieser „interessanten Vielfalt“.
http://www.greatmind-sax.com/

Der einzige Feind für diese „Schönheiten“ ist nur noch die Dunkelheit. Aber auch dafür hatte Greatmind-saxophones eine Idee: Glow-in-the-dark-Saxophone! So spart man sich wenigstens die Notenpultleuchte…

(Bilder von sax.co.uk)

Forum Wars – eine Abrechnung!

Einige dürften mich noch als recht aktives Mitglied der bekannten Saxophonforen kennen doch habe ich es wahrscheinlich als einziger geschafft in allen gesperrt zu werden (teilweise sogar mehrfach). Wie es dazu kam ist eine längere Geschichte, die der Erzählung nicht lohnt, da sie auch nicht wirklich nachvollziehbar ist. Die Kurzform ist, dass ich dort so geschrieben habe wie ich hier schreibe und das dort anscheinend nicht gern gelesen worden ist. Zudem finde ich bezeichnend, dass ich von keinem der Admins eine ordentliche Begründung mit Verweis auf einen akuten Verstoß gegen die Forenregeln bekommen habe. Anscheinend war ich einfach zu rebellisch, jung und ungestüm für die „alte Säcke“ Fraktion.

Naja, dass sind alte Geschichten, die mir nun auch egal sind. Der Blog war damals als eine Gegenposition meinerseits zu den Foren gedacht. Ohne die Foren hatte ich plötzlich mehr Zeit und irgendwie mußte ich ja meinen virtuellen saxophonistichen Mitteilungsdrang kompensieren. Eigentlich bin ich mit der Situation ganz zufrieden. Mein Blog läuft gut und es ist bedeutend angenehmer und ruhiger hier zu schreiben ohne das ganze Forumsblabla. Fernziel ist es, mit meinem Blog eine Sammlung von Artikeln zu schaffen, die die Foren als Informationsquelle ablöst 😉
Ich habe die Foren sogar in den Linktipps angegeben, denn wenn man eine spezifischere Equipmentfrage hat, kann man da ab und zu ne gute Antwort bekommen. Ich habe dort auch viele nette Leute kennen gelernt; allerdings habe ich nur noch mit den wenigsten wirklich Kontakt. Außerdem habe dort auch vieles gelernt, dass aber eigentlich nur Verwendung in der Reproduktion in den Foren selber und nie im „Reallive“ Verwendung gefunden hat. Ich selber habe dort zeitweise etwas zu viel Zeit verbracht und habe insgesamt eine Postzahl zusammen bekommen, auf die ich nicht wirklich stolz bin, allerdings habe ich eine recht gute Einsicht bekommen, was  dort in diesen „Fachforen“ passiert.

Wie dem auch sei, eigentlich habe ich mit den Foren abgeschlossen und schaue nur noch mal Gelegentlich rein um zu kucken, ob es ein Interessantes Thema gibt, aber das war eher seltener noch der Fall. Zudem habe ich mich immer mehr aufgeregt über den Mist den ich teilweise lesen durfte. Leider, so habe ich das gefühlt, hat in letzter Zeit das Niveau sogar abgenommen und ich kann jetzt nicht mehr mit reinem Gewissen die Foren empfehlen. Ich möchte jetzt sogar meine Leser und die virtuell nicht so versierten Saxophonisten vor den Tücken der Foren waren, den die gibt es mannigfaltig.

Meinungsvielfalt
„Mit Meinungen ist es wie mit Arschlöchern; jeder hat eine“ (Clint Eastwood) Das gilt für Internetforen besonders und macht auch nicht bei einem Fachforum nicht halt. Im Gegenteil hier wird dann sogar richtig ernst gestritten was gerne in Austritten und Rausschmissen endet. Da mag zwar die Wortwahl in manchem „“MassenKillerSpielForum“ etwas freier sein, dafür haben aber die meisten User dort eine gewisse Gelassenheit dazu. In den Saxforen ist es, wenn es um deren Hobby geht immer sofort todernst. Leider führt es auch dazu, dass nicht immer jeder Recht hat. Meistens ist es sogar so, dass deshalb viel falsches geschrieben wird. Leider kann man als Leser, wenn man es selber nicht weiß, nicht einschätzen, wer wie kompetent ist. Leider ist die Postingzahl nicht unbedingt kohärent mit Wissen. Personen die über 5000 Posts haben, haben meist zu viel Zeit und üben zu wenig. Aber vielleicht sitzen einige auch im schönen Hawaii und dort ist es meist zu heiß zum üben und was kann man da schon machen, wenn man zu alt zum surfen ist. Jemand der viel spielt und sogar davon lebt, ist nicht daueronline. So kommen wir auch schon zum nächsten Thema.

Profis in den Foren
gibt es nicht. Zumindest selten und meist auch nicht besonders lang und aktiv. Dafür gibt es mehrere Gründe. Erstens hat ein Saxophonprofi meist überhaupt nicht die Zeit sich täglich ne Stunde mit so Internetszeugs zu verschwenden (Auftritte, Touren, Schulen, Üben, usw.), außerdem was soll er da. Selten ist das Niveau eines Threads so gut, als dass ein Profi noch etwas dort lernen könnte. Also wenn ein Profi dort schreibt, erklärt er nur. Meist sind es immer die gleichen Fragen (dazu später mehr), was viele nach einer Zeit anödet. Er selber zieht also keinen nutzen daraus. Vereinzelnd gibt es auch den werbenden Profi. Einige schreiben dort nur, um sich selbst zu vermarkten. Ich kenne Fälle, bei denen von einem Profi die Aussage kommt, dass S-Bögen kaum einen unterschied machen und 6 Posts später verweist er auf seine eigenen S-Bögen, die jedes Mark6 deutlich aufwerten.
Zuletzt habe ich es immer wieder erlebt, dass viele Profis, die deutlich auch mal ihre Ansichten schreiben, schnell gemobbt werden. Ein guter Freund von mir und Endorser einer der großen Saxophonfirmen hatte in mehreren Foren versucht konstruktiv und helfend zu schreiben, aber nach ständigem Gezicke aus dem Foren hat man ihn endgültig vergrault. Warum geht man so mit einer wirklichen Koryphäe um? Tja, es gibt eine Fraktion am meist alteingessesnen Stammuser die sich von dauernden kompetenten Kommentaren in ihrer eigenen Kompetenz bedroht fühlen. Es ist ein Unterschied, wenn man als echter Profi etwas weiß oder als Forenjunkie nur immer etwas besser weiß. Durch die die Anwesenheit eines „Wissenden“ könnte einem selber ja bewußt werden, dass man selber vielleicht doch nicht so gut ist, wie man eigentlich von sich denkt. Ich nenne diese Fraktion gerne liebevoll „alte Säcke“

Die alten Säcke
Diese Fraktion ist vielleicht meine virtuelle Nemesis. Die meisten meiner Probleme hingen genau mit diesem Klientel zusammen. Typisch sind folgende Merkmale: über 40, hat mit dem Saxophon erst spät angefangen (oft ein alter Jugend- oder Kindheitstraum der im Rahmen der obligatorischen Midlifecrisis doch noch erfüllt worden ist), oft auch noch autodidaktisch beigebracht (warum sich auch noch in dem Alter von einem Lehrer bevormunden lassen), so ca. 7 Vintagesaxophone im Keller (mindestens); also sogenannte „Latebloomers“.
Anscheinend haben sie dafür genug Geld, allerdings frage ich mich, wie es schaffen, auf allen Instrumenten regelmäßig zu üben, so wachsam im Forum zu sein, einer geregelten Arbeit nachzugehen um das Hobby zu finanzieren und sich dann noch um die Familie zu kümmern. Ich habe ja den Verdacht, dass min. eine Sache zu kurz kommt. Vielleicht ist es auch so eine Generationensache, dass wir uns nicht so grün sind. Vielleicht bin ich aber auch nur ein junger Klugscheißer, der wirklich übt, etwas weiß und ein bisschen zu direkt formuliert.
Wie dem auch sei, ihr neues Hobby ist ihre Lebenserfüllung und da versteht man kein Humor, wenn einem da jemand virtuell quer schießt.
Oft sind die Foren Rottungspunkte. Man kennt sich, man bildet einen eingeschworenen Kreis. Fremde und Außenseiter stören da eher, vor allem wenn die mehr wissen.  Gerne tauscht man auch Aufnahmen von sich aus und beweihräuchert sich dann gegenseitig, da die anderen ja auch ungefähr auf dem Niveau spielen wie man selber (Vorsicht, wer da mal zu ehrlich ist). Oft führt dieses Gefühl der Gemeinschaft, dass aus dem Fachforum ein sozialer Treffpunkt wird, was zu dem nächsten Problem führt.
(PS: Ich wollte nochmal darauf hinweisen, dass nicht jeder Midlifecrisissaxophonist auch ein alter Sack ist. Ich kenne viele, die zwar auch auf die Merkmale passen, aber alles andere als zu den alten Säcken gehören! Das sind meist die, die gerade bei diesen Zeilen gut über sich selbst schmunzeln können.)

Offtopic
ist alles das, was nicht direkt mit dem Saxophon zu tun hat. Leider macht das ca. 70% des Forumsinhaltes aus (nur eine grobe subjektive Schätzung). Viele Threads fangen eigentlich gut an schweifen dann aber gerne in Grundsatzstreitikeiten, persönlichen Streitigkeiten, philosophischen Streitigkeiten (ist das noch Musik oder will der Hund nur raus und Gassi gehen) und esoterischen Diskussionen (Tja, ab 40 denkt man langsam über den Sinn des Lebens nach, auch in einem Saxophonforum). Interessant wird’s wenn sich die Leute erstmal über Politik aufregen.
Es gibt viele User, die eigentlich fast nur Offtopicposts schreiben (oft, weil sie fachlich nicht wirklich etwas beitragen können). Manche warten nur auf Streitereien, da sie sich nur aufregen wollen und dafür noch einen Grund suchen. Das Problem ist nicht, wenn einer sich mal im Ton vergreift oder zu ehrlich seine Meinung sagt, sondern die streitlüsternden und spamartigen Reaktionen anderer User. Davon findet man viele unter der bereits genannten Fraktion. (Oft sind es auch die, die besonders gerne mit der Moralkeule schwingen, aber keinen Deut besser sind.)
Auch oft gesehen, wenn sich die Communitiy mehr mit sich selbst beschäftigt als mit dem Saxophon. Also mal wieder ein neues Layout und Serverwechsel und das 256. Treffen im Garten des Users X. Aber sowohl für Offtopic wie für Topic hat man nach einiger Zeit der Mitgliedschaft ein gewisse Gefühl eines Déjà-vu.

Déjà-vu
eigentlich ja déjà-lu. Nach einer gewissen Zeit wiederholen sich die Themen. Das ist ganz natürlich, da es nicht wirklich unendlich Themen beim Saxophon gibt und die Mitglieder sind auch nicht immer die gleichen. Sie kommen und gehen (oder werden gekickt), und da werden halt Fragen gestellt, von denen man nicht weiß, dass sie schon mal gefragt worden sind. Woher auch? Manchmal denke ich mir, dass so ein Tool, mit dem man das Forum nach bestimmten Stichwörtern durchsuchen kann, wirklich praktisch wäre. Schade, dass es so etwas nicht zu geben scheint. Naja, aber man muß auch ehrlich sagen, dass viele alte Diskussionen (vor allem zu einem interessantem Thema) wirklich unerträglich zu lesen sind, wenn sie über 10Seiten lang sind und viel Offtopic enthalten. Da kann eine frische Diskussion was gutes sein. Aber oft häufen sich gerade die Langweiligen Fragen. Insbesondere die der Anfänger.

Die Anfänger
Diese tauchen massig auf, Fragen ein paar Fragen und nach einiger Zeit, wenn die Anfangseuphorie des neuen Hobbies verflogen ist, liest man selten nochmal etwas von ihnen. Manchmal sind sie sogar recht penetrant und überhäufen das Forum mit Fragen und Antworten (lustig wird’s, wenn ein Anfänger nach einer Woche schon versucht die ersten Tipps an andere zu geben). Manchmal entwickeln sie einen Mitteilungsdrang (oft auch Selbstdarstellungsdrang) ohne sich zu fragen, ob das jemand eigentlich lesen will. Da war man manchmal sogar froh, wenn es um einige wieder ruhiger wurde.
Meistens fragen sie allerdings, welches Saxophon oder Mundstück sie kaufen sollen, bzw, wenn sie es schon gekauft haben, ob es denn gut sei. Die Antworten darauf sind meist die gleichen bzw. dieselben. Einige machen sich die Mühe und schreiben eine neue Antwort andere verweisen mehr oder weniger freundlich auf alte Threads. Allerdings häufen sich manchmal die Fragen nach dem Anfängersax so dreist, dass man praktisch dreimal die gleiche Frage auf der Startseite sieht. Oft starten genau diese Fragen den Streit zwischen den Equipmentjunkies und den Übminimalisten.

Equipment vs. Üben
Dieses Streitthema ist fast so alt wie die Saxophonforen selber (damals in grauer Vorzeit auch genannt „die 90er“). Sie werden gerne durch Fragen ausgelöst, wie „Welches Saxophon und Mundstück muß ich kaufen um so zu klingen wie die Saxophonlegende XY“. Dann kommt der berechtigte Einwand, dass man lieber üben sollte (Tja, aber niemand traut sich mal auszusprechen, dass viel üben nervt). Oft aber wird dann behauptet, das Material sei unwichtig, worauf sich andere melden, dass das nicht so sei. Nun, dieses Thema an sich wäre vielleicht ein weiteren Blogeintrag wert, aber jetzt werde ich dazu nichts weiter sagen. Das wäre dann ja schon wieder Offtopic. Naja, der Streit wird gerne und oft ausgefochten, bringt aber eigentlich niemanden weiter. Ich habe allerdings oft das Gefühl, dass in dieser Diskussion immer auch ein wenig Neid der Übpuristen gegenüber den Anfängern, die sich ein Selmer Reference leisten können. Dann kommen aber wieder diejenigen, die meinen, dass das Selmer das falsche Saxophon ist.

Was soll man spielen/ Was ist das beste Equipment?
Equipment hat in der Tat Tendenzen und wenn man eine Richtung sucht, könnte man vielleicht einen brauchbaren Tipp bekommen. Aber Sound ist eine individuelle Sache, genaue Vorhersagen sind also nicht möglich. Dennoch wird sehr viel spezifisches empfohlen. Aber eines ist mir aufgefallen: es wird fast immer nur das empfohlen, was diese Leute selber spielen. Klar das jeder seines gut findet, niemand sagt, dass er ein schlechtes Saxophon spielt. Und wie schon gesagt, man weiß nie, wie kompetent so ein Tipp ist.
Interessant wird es dann, wenn es um Kleinigkeiten geht. Welche Blattschraubenandruckplatte soll ich spielen? und welches Finish?

Voodoo Wars
Die Meinungen in wie Weit was noch einen Einfluß hat gehen weit auseinander (Hier meine Auffassung). Oft brechen hier wahre Glaubenskriege aus. Auf beiden Seiten gibt es Kleingeister, die einen, die alles hören, was man sagt, das man hören kann, dann diejenigen, die es nicht für möglich halten können und deshalb nichts hören und dann gibt es noch die, die wirklich nichts hören können (manchen „Forensaxophonisten“ würde ich fast unterstellen, dass sie nicht mal den Unterschied zwischen einem Tenor und Alt blind erkennen könnten).
Deshalb wird alles, was mit Finishes und Daumenhaken zu tun hat, ins Reich des Voodoo und Märchenwelt geschoben. Was die Firmen behaupten sei nur Marketing um den Kunden mehr Geld abknöpfen zu können und wer doch etwas hört bildet sich das ein.
Also nehmt auch hier niemanden zu ernst. Traut euren eigenen Ohren und den Aussagen von echten Experten. Ein weiteres Indiz ist, dass es keine eine richtige Sachlage gibt, da es auch Unterschiede in den Foren gibt, was akzeptierte Meinung ist. In dem einen Forum gilt es als selbstverständlich, dass ein Daumenhaken den Sound verändern kann, in einem anderen Forum kommt man dafür auf den Scheiterhaufen. Was mich zum letzten Punkt bringt.

Die Mehrheit hat immer recht
Tja, damit hatte ich leider meine Probleme, da ich mit meiner Meinung, die ich manchmal etwas zu deutlich formuliere, auch angeeckt bin. Von dem „inneren Kreis“ oder der „verschworenen Gemeinschaft“ habe ich ja schon berichtet. Meist sind die es, die diktieren, was im Forum als richtig gilt, egal ob es wirklich richtig ist.
Nebenbei, das gilt leider auch so für Wikipedia (Wikiality). Wikipedia glaubt ja auch noch, dass „Mucke“ mit gg geschrieben wird, aber das wird vielleicht auch nochmal ein extra Blogeintrag, würde jetzt wieder zu Offtopic werden.

So dann bin jetzt auch endlich fertig mit meiner kleinen Abrechnung. Einige werden sich jetzt wahrscheinlich sehr angegriffen fühlen, andere werden sich vielleicht etwas selbst erkannt haben und können schmunzeln, noch andere wiederum werden hoffentlich gewarnt sein und ich hoffe, dass die letzten sich hierbei amüsiert haben. Denn meine Abrechnung ist als satirische Übertreibung gedacht, aber wie ich aus meiner Forumszeit gelernt habe, Humor ist eine Sache, die eher wenige Menschen wirklich haben.

Achja, ein weiter Vorteil des Bloggens ist es, dass ich entscheiden kann, welche Kommentare hier zugelassen werden. Streitlustige und wütenden Kommentare kommen gar nicht erst hier rein. Vielleicht macht das den kleinen feinen Unterschied zu den Foren (ein Schelm, wer jetzt an Zensur denkt).

Der große Blattschraubenreport

Mir wurde mal unterstellt ich hätte einen Bondage-Fetisch. Das war allerdings in einem amerikanischem Saxophonforum und es ging um Blattschrauben und tatsächlich stehe ich auf Klemmen, Zwingen, Schrauben und Ringe aller Art um das Blatt an das Mundstück zu binden. Mir ist dann aufgefallen, dass sich bei mir schon einiges in der Schublade angesammelt habe und dass ich da gerne und viel drüber rede.
Aber nicht nur ich scheine dafür ein Faible gefunden zu haben, unter professionellen Saxophonisten scheint inzwischen öfter über die Blattschraube geredet zu werden als über das Blatt, dass Mundstück oder gar über Mark6e. Es gibt sogar einen Vintageschraubenmarkt. Für die alte 3-Band-Ligature von Brillhart (wird u.a. von Kenny Garrett gespielt) wird bei Ebay regelmäßig über 1000Euro gezahlt. Verschiedene Hersteller trumpfen mit kuriosen Systemen auf und Brancher läßt seine sogar von Cartier herstellen.
Warum ist das so?

DSC00430Ich denke, dass sich die Saxophongemeinde erst jetzt wirklich dem Klangeinfluß der Schraube wirklich bewußt wird, zudem gibt es erst seit ein paar Jahren wirklich einen Markt dafür, der allerdings auch etwas „gehypt“ wird.

Was Blätter und Mundstück alles ausmachen, weiß jeder Saxophonist und da ist über die Jahre auch vieles passiert, aber so spannend ist das Thema nicht mehr. Bei den Saxophonen wird das Mk6 fast schon langweilig, weil jeder eines hat und langsam die Erkenntnis wächst, dass es vielleicht auch nicht mehr das Nonplusultra ist. Jedoch ist es jetzt verbreitet, wie viel eigentlich eine Blattschraube ausmachen kann. Früher wurde man ja eher belächelt von der Allgemeinheit, wenn man so etwas „ketzerisches“ behauptet hat. Tatsächlich höre ich ab und zu aber immer wieder von etwas nicht ganz so erfahrenen Saxophonisten, die nicht immer über Saxophon reden und ständig im Netz über das Thema surfen (so etwas soll es tatsächlich noch geben): „Ach, macht das echt etwas aus?“ Naja, es gibt ja auch noch Leute, die nicht glauben, dass der Daumenhaken am Klang mitwirkt (-;

Aber mal im Ernst, nach dem Mundstück, dem Saxophon, den Blätter (vielleicht auch noch dem Spieler) ist die Blattschraube wohl am wichtigsten. Die Blattschraube hat einen kleinen Einfluß auf den Klang und einen deutlichen auf die Ansprache des Blattes.
Eigentlich ist das auch ganz logisch, denn sie bestimmt, wie das Blatt schwingen kann (es zweifelt ja auch keiner daran, dass der Schnitt des Blattes essentiell ist).
So kann eine gute Blattschraube auch Schwächen eines Blattes ausgleichen. Zudem gibt es auch große Unterschiede im Handling der verschiedenen Schrauben.
Ich werde mich bei dem Schraubentest mit der Ansprache, den Klang, Handling, sonstigen Features sowie dem Preis befassen.

Bevor ich mich den einzelnen Schrauben widme, möchte ich noch kurz über die allgemeinen Tendenzen reden, die ich durch mein Rumgeteste meine festgestellt zu haben. Drei Faktoren halte ich für entscheidend: Andruckfläche, wie die Schwingungen weitergeleitet werden und das Material (also Form, Gewicht, welches Metall und selbst Finish).
Zunächst muß ich mal sagen, dass eigentlich fast alles besser ist als die 08/15 Klemmen. Diese sind meist aus billigem Blech. Sie haben keine richtige Andruckfläche und durch die zwei Schrauben hat man oft unterschiedliche Drücke auf das Blatt (ungeschickt fürs Schwingungsverhalten). Daher drehen viele ihre einfache Blattschraube um (also so, dass die Schrauben oben auf dem Mundstück sind). Die Auflagefläche ist so besser und der Druck wird auch besser verteilt. Eigentlich alle anderen Schrauben auf dem Mark bieten eine vernünftige Fläche auf das Blatt schwingt oder besser formuliert, mit der das Blatt schwingt. Liegt die Fläche ganz auf, ist der Ton meist dunkler und runder. Liegt das Blatt auf Schienen (oder Kanten) die längs zum Blatt verlaufen, klingt es resonanter. Wenn das Blatt nur ein paar Punkten liegt, ist die Ansprache leichter und der Klang transparenter und freier.
DSC00433Gerade über das Wie, wie die Schwingungen des Blattes weitergeleitet werden, haben sich einige Saxophontüftler Gedanken gemacht. Die Fortissimo (das ist die, die wie eine Antenne auf dem Mundstück aussieht) will die Schwingungen komplett frei lassen. Francois Louis führt die Vibrationen über ein Metallgestänge, dass auf Röhren aufliegt und somit wenig Auflagefläche am Mundstück bietet. Die Winslow hingegen ist an sich „gummigelagert“. Die Universalschraube von Heftrig hat nur kleine dünne Drähte, die sie zusammenhält. Diese Schrauben zeichnen sich durch eine leichte und freie Ansprache aus. Das ist aber kein Muß. Es gibt auch andere gute Schrauben, die wie gewohnt  aufliegen. Die Magnitone und die Snake sind eigentlich nur ein Ring, der draufgestülpt wird. Diese klingen eher rund, breit und farbig. Viele Schrauben haben eine Andruckplatte, die in der Mitte gelagert ist und von unten einen Druckpunkt haben (FL, Otto Link, usw). Diese nehme ich als resonanter wahr.
Das Material macht auch viel aus. Alleine eine schwerere und massivere Andruckplatte, läßt das Blatt anders schwingen. Ist die Schraube leicht (wie die Heftrig) kann sie schneller und leichter vibrieren, klingt also heller. Schwere massive Schrauben fördern eher die tiefen Frequenzen; sie können nicht ganz so schnell schwingen, da die Masse auch erstmal in Bewegung gesetzt werden muß. Leder und andere eher elastische Materialien machen den Sound warm weich, da sie die hohen schnellen Frequenzen wegdämpfen.

Durch dieses Wissen, kann man ein paar allgemeine Tipps zum Thema Blattschraube abgeben.
Es macht viel aus, wie das Blatt eingespannt wird. Wird das Blatt zu weit vorne eingespannt, kann es sich nicht frei entfalten; zu weit hinten kann es bei Blättern, die nicht ganz so gut sind, schnell zu Quitschern führen, da das Blatt zu frei schwingt und sich quasi „überschlägt“. Daher klemme ich es meist kurz unterhalb des Schnittansatzes fest.
Das man die 08/15 Schraube für ein besseres Ergebnis umdrehen kann, habe ich ja bereits erwähnt. Einige Saxophonisten kleben Bissplatten für besseren Halt und Ansprache oben auf das Mundstück. Hier findet ihr nochmal meine Weiterentwicklung dieser Idee. Wer einen weicheren,wärmeren Sound sucht, kann damit experimentieren eine Gummi oder Filzauflage auf die Andruckplatte zu kleben.
Auch macht es einen Unterschied, wie fest man die Schraube zudreht. Ist die Blattschraube eher locker, schwingt das Blatt mehr in sich und klingt „verschommener“ (sehr deutlich ist dieser Unterschied bei der Saxxas). Ist die Schraube fest, ist die Ansprache direkter und klanglich klarer. Persönlich ziehe ich meine Schrauben immer möglichst fest, da es ansonstem im Altissimo passieren kann, dass sie dort „wegbricht“. Im Flageolettbereich schwingt das Blatt extrem schnell und brauch etwas mehr „Stütze“.

Nun kommen wir endlich zu den einzelnen Modellen:

08/15 Schraube
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Viele Mundstücke werden mit so einem Teil ausgeliefert. Warum ich von diesen Schrauben eigentlich nichts halte, habe ich weiter oben bereits erwähnt. Aber ich muß auch sagen, dass es Unterschiede gibt. Die Selmerklemmen sind anscheinend von einem hochwertigerem Material. Sie klingt tatsächlich besser (könnte allerdings auch nur daran liegen, dass Selmer drauf steht). Ein Geheimtipp ist, diese Selmerklemmen noch einmal zu glühen und abzuschrecken, damit sie noch härter werden und noch besser klingen. Nennt sich p-glowing und ist eine Idee von meinem Freund prinzipal. Aber das habe ich mich noch nicht getraut selber zu machen. Das Handling ist eigentlich recht einfach. Tipps zum „pimpen“ habe ich ja schon gegeben. Es gibt auch Varianten, bei denen die Schraube oben ist und es eine Auflagefläche gibt. Diese sind tatsächlich besser.
Die einfachen Schrauben sind teilweise schon ab ca. 5 Euro zu haben, allerdings sind sie von der Größe des Mundstückes nicht wirklich flexibel.

Vintage
Es gibt natürlich auch Vintageklemmen. Für eine Brillhart 3Band-Schraube werden ja wie bereits erwähnt horende Summen gezahlt. Ob eine Spezielle wirklich so gut klingt oder nur gehypt ist, weil sie von jemandem wie Kenny Garrett gespielt wird, sei mal dahingestellt. Diese Einhandspanner die ich hier habe, waren bei irgendwelchen alten Mundstücken dabei, die mir eher zufällig in die Hände fielen. Sie klingt eher resonant aber nicht wirklich überragend, zudem ist das Handling mies, da sie nur sehr wackelig halten. Sie haben dafür aber einen gewissen „besonders urig“ Faktor. Preislich reichen die alten Schrauben von in-der-Mülltonne-gefunden bis hin zu ich-gebe-bei-Ebay-für-meine-Schraube-mehr-aus-als-mein-Sax-gekostet-hat.

Rovner (und andere Lederschrauben)
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Diese Lederschrauben sind allgemein sehr beliebt. Sie sind absolut einfach zu handhaben und von der Größe her etwas flexibel. Gerade bei Metallmundstücken gibt es ja keine Standartgröße. Wer einen dunklen und weichen Sound sucht, für den sind die Lederschrauben eine gute Wahl. Sie dämpfen die hohen und scharfen Frequenzen „weg“. Das ist gut, wenn man das will, persönlich meine ich aber, dass so Soundmasse verloren geht. Gerade die Kombination mit einem lauten und grellen Metallmundstück verstehe ich nicht. Warum einerseits ein anstrengendes und teures MPC spielen, wenn die Blattschraube die ganzen hohen Frequenzen, welches die Stärke dieser MPCs ist, wegnimmt. Jody Espina verkauft ja seine MetallMPCs mit den Rovners. Ich habe ihn auf der Musikmesse mal darauf angesprochen. Er war eigentlich sogar auch meiner Meinung, aber er hat sich für diese Schrauben entschieden, weil sie das Metall nicht verkratzen…
Die Lederligaturen sind ab ca. 20 Euro zu haben. Es gibt auch Varianten mit eingelegten Andruckplatten. Rovner bietet mit der Eddie Daniels II (VERSA) sogar austauschbare Metallplatten. So kann man natürlich ganz andere Klangergebnisse erziehlen, hat aber den Komfort  der Lederschrauben.

Fraincois Louis Ultimate Ligature
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Diese Schraube ist gerade super in. Bei einem Konzert der Leipziger Musikhochschul BigBand war die gesamte vordere Reihe damit bestückt. Allerdings auch zurecht. Die Schraube klingt gut und hat eine sehr gute Ansprache. Ein schöner sonorer und resonanter Klang.  Die Optik ist eigentlich auch etwas ungewöhnlicher (mir persönlich gefällt’s), aber da sie wird schon von so vielen gespielt, dass sie kaum noch auffällt. Es gibt eine Andruckplatte (das Blatt liegt eigentlich nur auf den seitlichen Rändern auf) die in der Mitte auf der Schraube gelagert ist. Die Schwingungen werden über den Draht weitergeführt, welcher auf diesen Röhren gelegt ist. Diese sollen einen möglichst geringen Kontakt zum Mundstück bieten, damit alles möglichst frei Schwingen kann. Jedem FL-User rate ich dazu, sich auch gleich die alternativen Andruckplatten zu kaufen. Neben dem Standartblechding gibt es noch eine mit Gummiauflage (weicher Klang) und eine dicke Messingplatte (mein Favorit, dunkler, mehr Charakter). Der Unterschied für die 6Euro ist verblüffend groß (also relativ gesehen bzw. gehört). Theo Wanne kann man sich sogar (wenn man zuviel Geld hat) auch Platten aus Platin und Gold kaufen.
Nachteile dieser Schraube sind, dass sie oft eher wacklig ist und von der Größe wenig flexibel. Man kann sie zwar etwas biegen und eine extra lange Schraube kaufen, aber mehr könnte das hier helfen.  Des weiteren passen bei dieser Schraube keine normal Kappen. Dies ist allerdings ein Problem von vielen der extravaganten Schrauben. Deshalb hat der Francois Louis auch die SmartCap erfunden. Diese ist allerdings auch nicht das gelbe vom Ei, dafür gibt es sie in verschiedenen Farben.
Inzwischen hat der Francois Louis weitere Schrauben auf den Markt gebracht, die alle irgendwie ähnlich sind. Die einfache abgespeckte „Basic“ Versiongibt es schon für 20 Euro.
Genial finde ich aber den fetten und massiven Bruder. Der Klang ist reosnanter und Fetter als bei der normalen FL UL.  Hier gibt es einen ausführlichen Bericht zur Pure Brass.
Die FL UL kostet je nach Finish zwischen 40-70 Euro und liegt damit im preislichen Mittelfeld der Hightechschrauben.

Optimum
Zur Zeit ist die Optimum meine Wahl auf dem Alt und dem Tenor (allerdings gepimmpt). Die Optimum ist bei vielen Spielern recht beliebt, vor allem bei den Klassikern. Das kann ich auch verstehen, da sie einen schönen vollen und flexiblen Sound bietet (u.a. auch wegen der drei verschiedenen Andruckplatten) und eine leichte und schnelle Ansprache. Leider passt die Schraube nur auf Standartgrößen von MPCs. Wundert euch nicht, dass meine versilbert sind, das liegt daran, dass ich eine für Klarinette und eine für Bassklarinette habe, da ich recht schmale MPCs habe. Die fürs Saxophon sind vergoldet. Ein weiterer Grund, warum ich sie spiele ist, dass sie ein fast perfektes Handling haben. Sie sitzen fest und gut, und mit einem Dreh ist sie zugezogen.
Allerdings ist sie mit ca. 55 Euro auch nicht ganz billig. Die Metallkapsel kostet übrigens nochmal fast 30 Euro zusätzlich (eine Plastikkappe ist übrigens schon ab drei/vier Euro zu haben).

Magnitone/Flexitone
Über die Magnitone habe ich schon einen ausführlicheren Test geschrieben, daher hier nur die Kurzversion. Es handelt sich eigentlich nur eine Replik einer Vintageklemme von Selmer. Sie ist Größenverstellbar (von Klarinette bis Bariton, keine MetallMPCs) und muß nur drauf geschoben werden. Hat also ein einfaches Handling. Der Sound ist voll und farbig und hat Sie hat eine gute Ansprache. Man sieht Joe Lovano öfters mal mit dieser Schraube spielen.
Inzwischen wird sie von Borgani vertrieben und kostet bei Duchstein 58 Euro.

Ligaphone
DSC00456Die Ligaphone ist eine Universalblattschraube; passt also auf jedes Mundstück. Für diejenigen, die viele MPCs testen oder gerne mal wechseln ist so eine in der Schublade zu haben sehr praktisch. Der Test zu dieser Schraube ist einer meiner ersten Berichte in diesem Blog und stammt eigentlich noch aus meiner Forenzeit. Diese Schraube hat eine kleine Gewebeeinlage, damit das Blatt gut aufliegt und ist vom Handling eigentlich auch recht einfach. Das Verstellen der Größe ist nur etwas viel Geschraube und das Kabel kann durchaus mal brechen (vor allem wenn man viel rumstellt), ist also ein Verschleißteil. Man sollte sich also gleich Ersatz mitkaufen. Klanglich empfinde ich die Ligaphone als rund. Sie geht ein wenig in Richtung der Rovner aber ohne gleich so dämpfend zu werden. Kostenpunkt sind 40Euro (mit einer sehr praktischen Steckkappe) und liegt damit auch im Mittelfeld. Es gibt sie in einer Klassik und Orchestervariante und in verschiedenen Finishes (tatsächlich klingt die Vergoldete etwas besser kostet aber natürlich auch mehr). Übrigens bei einigen Selmerklarinettenmundstücken wird eine Ligaphoneklemme mitgeliefert.

Snake
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Optisch ist die Snake mein Favorit. Klanglich hat sie auch etwas, recht farbig und voll. Auf dem Alt habe ich mich allerdings gegen die Snake entschieden, da sie schon zu süffig klang. Das Spektrum wurde so breit, dass es anfing zu schwimmen. Dafür nutze ich sie sehr gerne auf dem Sopran, wo sie sich hervorragend macht. Soprane haben ja oft die Tendenz zu grell und spitz zu sein. Die Snake gibt wie die Rovner hier einen in die Breite gehenden Ton hat aber mehr Soundmasse und Strahl. Die Ansprache ist gut; allerdings kann sie nicht die Stabilität einer Optimum oder FL geben, da das Material recht elastisch ist, damit die Snake schön über Blatt und MPC stülpen kann.
Das hat zur Folge, dass gerade in den Höhen vielleicht doch nicht ganz die gleiche Stütze geben kann, wie andere Schrauben.  Außerdem kann das Aufstülpen etwas friemelig sein und beim Nachstimmen verrutscht alles. Da sitzt die Magnitone deutlich fester.
Durch geschicktes biegen kann man sie etwas weiten oder verengen, wodurch sie auch etwas flexibel in der Größe ist. Die Snake gibt es in verschiedenen Größenvarianten (die Klarinettenversion ist versilbert) und kostet ca 40 Euro.

CH Universalblattschraube
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Die Blattschraube von Christoph (ich glaube, ich habe früher immer Christian geschrieben) Heftrig ist die zweite Universalklemme auf dem Markt (vielleicht waren sie auch vor Ligaphone draußen; weiß ich nicht). Ich finde sie sehr chic, da sie sehr minimalsitisch und elegant ist (sofern das Drahtende nicht ausgefranst absteht). Die Ansprache ist sehr gut und schnell und sie klingt sehr hell und transparent, aber eher auf eine klassische Weise. Auf dem meisten Mundstücken und Saxophonen ist mir das allerdings zu viel und kann schnell etwas grell werden. Aber gerade deswegen benutze ich sie gerne auf dem Bariton, da diese Saxophone ja oft die Tendenz haben, dass der Sound schwimmt. Mit dieser Schraube kann man dem ein wenig gegen steuern.
Zudem ist es eine Schraube, die man sehr fest knallen kann. Ich habe mit ihr schon öfters Blätter spielbar bekommen. Allerdings ist das Handling nicht gut. Wenn sie einmal eingestellt ist, dann ist es kein Problem mehr. Das richtige Einstellen erweist sich als echte Hürde. Bis man die richtige Länge eingestellt hat und mit dem Miniimbus den Draht wieder fixiert hat, kann schon ein wenig Zeit flöten gehen. Ein schneller wechsel ist das nicht, zudem ist der Draht recht scharf. Ein Freund von mir, hat sich beim Einstellen mal böse in den Finger geschnitten und bei Kautschukmundstücken schneidet sich der Draht sogar ins MPC und hinterläßt unschöne Rillen.
Kostenpunkt: 74Euro (ohne Kappe).

Saxo Colores
Die Colores ist auch eine Ligature zum drauf stülpen. Da sie aus elastischem Silikon ist, ist die Ansprache zwar nicht die direkteste dafür aber sehr „organisch“. Klanglich geht Sie in die Richtung der Lederschrauben, also rund, aber nicht ganz so dunkel und gedämpft. Handling ist auch OK. Besonderheiten sind meiner Ansicht nach, das sehr spacige Aussehen und der im Vergleich zu den restlichen Schrauben sehr günstige Preis von 12 Euro. Für mehr Infos verweise ich auf meinen ausführlichen Test der Colores.

Saxxas / Winslow
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Kommen wir nun zu der Teuersten Schraube in in meinem Sortiment: 100Euro (dafür mit riesen Kappe, Ersatznoppen und einer zweiten Feststellschraube). Die Saxxas ist eigentlich nur eine Replik der Winslow, die inzwischen schon Vintage ist und deshalb noch mehr kostet. Das Blatt liegt hier auf gummigelagerten Metallnoppen. Der besondere Clou an dieser Klemme ist, dass man die Noppen selbst anordnen kann. Je nachdem wie man die diese aufreiht, schwingt das Blatt anders und klingt somit anders. Z.B. hinten zwei vorne eine, lassen das Blatt mehr durschwingen, dadurch werden tiefere Frequenzen gefördert, andersrum (also zwei vorne hinten eine) bewirkt den gegenteiligen Effekt. Bei neun Steckplätzen gibt es diverse Möglichkeiten, die man durchprobieren kann. Mein Favorit war allerdings: vorne zwei hinten zwei.
Gerade bei der Saxxas macht es einen Unterschied, wie fest man die Schraube eigentlich zudreht, da der einzige Kontakt zum Mundstück über 4 Gummipunkte geht. Bei geringem Druck verschwimmen die Frequenzen eher und es klingt verlaufend (außerdem rutscht die Schraube so auch gerne schnell mal beim Verstellen den MPCs), fest zugezogen, wird es klarer/transparenter und sie spricht schneller und leichter an.
Die Gummilagerungen können auf Dauer auch Kaput gehen, wenn man mit hohem Druck spielt. Als kleiner Tipp, man kann diese auch mit einem scharfen Messer halbieren; dann reichen sie doppelt so lange.

Rhino Ligature
Ich bin wohl der einzige Besitzer dieses brachialen Teiles in Europa. Die Klemme stammt von einem SaxDoc aus PuertoRico. Aber das Prinzip ist genial und die Ansprache einmalig leicht. Optik ist etwas gewöhnungsbedürftig aber dafür fällt sie auch auf. Hier geht es zum ausführlichen Test der Rhino Ligature.

die saxophonistische Blattschraube
Bei so viel Leidenschaft für Blattschrauben war es doch nur eine Frage der Zeit, bis ich mal etwas eigenes entwerfe. Natürlich ist es die beste Blattschraube der Welt, klingt gigantisch, hat eine perfekte Ansprache, passt auf alle Mundstücke und sieht noch super aus.
Vermarkten werde ich sie wohl nicht, da ich so der einzige bleibe, der so ein Teil hat. Außerdem habe ich noch keinen Namen für die Megablattschraube. Vielleicht wird es „Löwenzwinge“. Mehr gibt es in dem Artikel zur besten Blattschraube ever. 😉

So das war es mit dem großen Schraubenreport. Ich hoffe, ihr habt jetzt ein wenig Klarheit über das warum des Blattschraubenhyps und eine kleine Übersicht über den aktuellen Markt bekommen.  Als nächstes kommt dann der große MPC-Kappen- und Kapseltest bei dem auch Optik, Handling und Klang bewertet werden.

Liste aller auf Blattschrauben bezogenen Artikel

Neues aus dem Hause Fiberreed

FiberreedsAnmerkung des Autors:
Der Artikel ist nun etwas älter. Inzwischen spiele ich auf allen meinen Instrumenten Forestoneblätter.
Auch hat der Straight Cut inzwischen eine weitere Überarbeitung erhalten.

Wie einige von euch wissen, bin ich ein großer Fan von Kunststoffblättern und meine „weapon of choice“ sind die Carbon Fiberreeds von Harry Hartmann. Da mein kleiner Vorrat durch die Intensivnutzung sich langsam dem Ende neigte, mußte ich neue bestellen.
Außerdem hat Harry auf der letzten Frankfurter Musikmesse seinen neuen revolutionären Blattschnitt, den „straight cut“, vorgestellt. Ich war also eh scharf die neuen Blätter auszutesten. Also bestellte ich eine Ladung für Tenor, Alt, Sopran, Bariton und Klarinette.

Über Kunststoffblätter allgemein und deren Vorzüge, wie Langlebigkeit, Konsistenz usw., möchte ich hier eigentlich nicht noch einmal alles schreiben, da ich das schon in dem großen Kunststoffblättertest getan habe. Das war mein erster Artikel und daher vielleicht noch ein wenig ungeschliffen. Vielleicht sollte ich den mal bei Gelegenheit mal überarbeiten.

Das revolutionäre an dem neuen Schnitt ist, dass er „gerade“ ist. Wie wahrscheinlich bekannt ist, stammen die Holzblätter von Bambusrohren. Daher kommt auch diese Wölbung im Herzen. Doch bei Fiberreed dachte man sich anscheinend: „Braucht man das eigentlich noch bei einem synthetischem Blatt?“, weshalb die neuen Blätter nun flach sind, also keine Wölbung mehr haben.
Der Straight Cut ist inzwischen für alle Blätter zu bekommen.
Diesen Schnitt hat sich Fiberreed übrigens patentieren lassen, also nicht zuhause mal eben nachschnitzen.

Ich hatte nun genug Gelegenheit den neuen Schnitt mit dem alten zu Vergleichen. Besonders habe ich mich auf das Carbon Tenor (M) konzentriert. Hier habe ich 5 Alte gegen 8 Neue getestet um einen möglichst allgemein gültigen Eindruck vom Unterschied zu bekommen. Auch habe ich das Carbon gegen den Natural Classic Schnitt getestet.

Fiberreed Carbon straight cutWie klingt und verhält sich nun der Straight Cut? Ich würde nicht so weit gehen, es eine Revolution zu nennen, aber der Unterschied ist mehr als deutlich. Besonders angenehm finde ich, dass sie viel leichter und angenehmer Ansprechen. Damit ist nicht gemeint, dass sie sich leichter spielen im Sinne von einer halben Stärke schwächer. Nein, sie sprechen einfach müheloser im ganzen Spektrum an. Als ich nach meiner Eingewöhnungszeit wieder die alten Blätter auflegte, fühlten die sich fast so an, als würden sie sich quer stellen. Zudem finde ich auch, dass der gerade Schnitt auch besser klingt. Erstens ist er noch ein kleines bisschen lauter, sonorer, hat mehr Resonanz, ist ein wenig heller. Der alte Schnitt klingt zwar etwas dunkler und weicher, es ist aber nicht so, dass beim neuen Schnitt im unteren Frequenzspektrum etwas weggenommen wurde. Es ist eher so, als würde oben noch etwas draufgesetzt werden, als hätte der Klang einen besonderen „Glanz“.
Obwohl der Schnitt jetzt gerade ist merke ich im Mund eigentlich keinen wirklichen Unterschied auch sonst gibt es keine Ungewohntheiten beim Verhalten des Blattes, außer, dass es sich leichter spielen lässt.

Das Carbon ist nun schon ein recht lautes und „funky“ klingedes Blatt. Ich nenne es deshalb gerne mal „den Tiger unter den Saxophonblättern“. Wem dieses Reed zu „brutal“ klingt der soll ruhig das Natural Classic probieren. Auch dieses hat mich richtig begeistert und auf der Klarinette, Sopran und Alt (klassisch) bin ich dazu gewechselt. Es ist nicht ganz so laut wie das Carbon klingt dafür aber deutlich runder und ausgeglichener. Der Klang ist eher erdig und dunkel, also wie man es von einem Klassikblatt erwartet.

Allgemein finde ich, dass die Angegeben Stärken eher etwas härter ausfallen. M entspricht nach Hersteller angaben 2,5. Persönlich kommen mir die M Blätter eher wie eine 3er statt einer 2,5er Stärke vor. Besonders deutlich habe ich das so bei den Alto Classic Blättern empfunden.
Also wer gerne deutlich eingespielten Holzblättern benutzt, sollte beim Testen der Fiberreeds vielleicht eine halbe Stufe von der sonstigen Stärke abziehen.

Besonders erfreulich ist, dass ich noch einen weiteren Sprung in der Fertigungsqualität bemerken konnte. Damit meine ich, wie gleich die Blätter ausfallen. Die Qualität war schon vorher gut und zwischen den Blättern gab es nur kleine Unterschiede. Dieses Mal konnte ich nur marginale bis fast gar keine Unterschiede zwischen den ganzen Blättern feststellen. Von den 40 Blättern, die bei mir auf dem Schreibtisch lagen, fiel eigentlich nur eines etwas raus. Also so, als würde man zwei orange Ricos aus einer Packung vergleichen. Vielleicht erleichtert der neue Schnitt auch die Produktion. Unter anderem wurden auch die Preise der Fiberreeds etwas gesenkt (etwas eher seltenes heutzutage).

Fiberreeds Tenor sopran alt neuWie schon in meinem ersten allgemeinen Kunststoffblättertest komme ich zum Fazit, dass man diese synthetic Blätter ausprobieren sollte. Mich haben die Fiberreeds vollkommen überzeugt und ich benutze sie jetzt auf jedem meiner Instrumente (naja, bis auf das Klavier).
Ich weise aber nochmal darauf hin, dass man den Kunststoffblättern eine gewisse Eingewöhnungszeit geben muß. Wie bei Holzblättern wird nicht jedem jeder Schnitt passen, weshalb es nicht heißen muß, dass wenn das Synthetikblatt bei einem selber nicht klingt, alle Synthetikblätter schlecht sind, so wie oft schnell verallgemeinert wird.
Im letzten Test meinte ich noch, dass die Kunststoffblätter nicht besser oder schlechter als Holzblätter sind, sondern nur eine Alternative zu diesen. Nach meinem neuen sehr ausgiebigen Test bin ich mir da nicht mehr ganz so sicher und ich bin gespannt, was die Entwicklung in diesem Bereich noch bringt.  Für mich ist der Straight Cut ein Schritt vorwärts aber wie schon in meinem alten Artikel zum Schluß meinte:

Einfach selber testen!

www.saxophonistisches.de

MoinMoin ihr Leser meines kleines Blögleins,

es gibt ein paar kleine Neuigkeiten.
sax4Ich finde jetzt wieder etwas Zeit und kann jetzt für saxophonistisches wieder etwas schreiben. Ich muß mich etwas für die Durststrecke Juni (nur ein Beitrag) entschuldigen. Aber ich hab’s ja angekündigt, dass ich etwas viel um die Ohren hatte. Dafür hat’s auch mit den Vorspielen geklappt. Ab nächstem Semester bin ich neben meinem Studium der Chemie nun auch Student der Musik an der HfK Bremen mit dem Hauptinstrument Sax. Ich freu mich schon drauf. Es geht also von Leipzig wieder in meine Heimat Norddeutschland.

Neu ist auch die Adresse www.saxophonistisches.de . Endlich habe ich mir die Adresse gesichert und diese kann nun anstelle des etwas unschönen WordPresslinks benutzt werden. Macht davon also fleißig gebraucht und verlinkt mich, wo ihr meint, dass das Blog passt.

Für die Jünger von Studi- und MeinVZ unter euch gibt es jetzt dort die Gruppe „saxophonistisches“. Wenn ihr euch als Fan der Seite „outen“ wollt oder nur einen weiteren Platz sucht, der Gruppenzugehörigkeit simuliert, dann tretet ein. Das Nahziel ist es, die größte Saxophongruppe im VZ zu werden und damit die versprängten Saxophonsten im VZ zu einigen. Wenn uns das gelungen ist, können wir als Fernziel die Weltherrschaft anstreben, oder sowas in der Art.

Hier noch eine Voraussicht, was so in nächster Zeit kommt. Ich schreibe gerade an einem Testbericht über die neuen Blätter von Harry Harmann. Auch noch in Arbeit sind Artikel über meine schlimmste Mucke und die Erotik des Saxophons. Was natürlich auch noch aussteht sind die schon lange angekündigte Klangbeschreibung und natürlich Teil 2 des ultimativen Anfängerguides. Vielleicht fällt mir auch noch ein Thema ein, dass wirklich einen gewissen Belang hat oder „Content“ wie man heute so schön sagt.

Der ultimative Saxophonstarter-Guide (Teil 1)

Soso, Sie haben also vor mit dem Saxophon anzufangen? Wissen sie denn, was Sie alles beachten müssen bei dem Erwerb ihres ersten Saxophons? Hier in diesem Artikel werden Sie viel hilfreiches finden. Aber erstmal müssen wir testen, ob Sie überhaupt würdig sind dieses noble Instrument zu spielen. Nur wenn Sie alle Fragen richtig (Lösungen am Ende des Artikels) beantworten, hat ihre Saxkarriere vielleicht eine Chance.

charlie_parker1)  Wer von diesen ist ein bedeutender Saxophonist gewesen?
a) James Gardener
b) Charlie Parker
c) Richard Yard
d) Anton Courtner

2) Jazz ist …
a) ein Automodel von Honda
b) ein afrikanischer Ausdruck der so in etwa „Ejakulation“ bedeutet
c) die Abkürzung von jamaikansich aromatisierter Zimtzucker
d) eine Musikstilrichtung

3) Was bedeutet es, wenn das Saxophon ein ES-Instrument ist?
a) das Saxophon ist ein transponierendes Instrument und klingt eine kleine Terz höher als notiert
b) daß das Saxophon von Genus her ein Neutrum ist. Es gibt noch ER- und SIE-Instrumente.
c) das Instrument ist es-bar
d) wie bei der Mundharmonka, gibt es ein Saxophon für jede Tonart. Dieses Instrument geht nur für Es-Dur

4) Wer ist bekannt für gute Saxophonmusik
a) James Last
b) Kenny G
c) Captain Cook und seine singenden Saxophone
d) Sonny Rollins

5) Das Saxophon heißt so, weil …
a) es in Sachsen (eng. saxonia) erfunden wurde
b) der Name ein Insiderwitz ist und auf einem schlechten Wortwitz mit „sex“ basiert
c) der Erfinder so hieß
d) das Instrument wurde früher immer in einem Sack transportiert, weswegen man es umgangssprach                            im englischen „Sacksophone“ nannte, woraus dann Saxophone wurde

6) Der Begriff „Altsaxophon“ bedeutet, dass …
a) es ein Vintagesaxophon ist, welche oft recht wertvoll sind
b) es von der Notenlage eine Quarte höher ist als ein Tenor und eine Quinte Tiefer als ein Sopran
c) es ein alternatives Saxophon ist, also keinen  parabolisch Konus hat, wie die originalen Saxophone
d) es, wie das Es-Saxophon für Es-Dur geeignet ist, für alterierten Skaalen geeignet ist.

Ich hoffe, sie konnten alle Fragen leicht richtig beantworten, dann können wir auch mit dem Guide langsam beginnen.

Was für ein Saxophon?
Soll es nun Tenor oder Alt sein. Bariton ist zwar auch cool aber doch sehr teuer und daher vielleicht als Erstinstrument ungeeignet. Vom Sopran rate ich wehement ab. Es gibt den berühmten Spruch „das Sopran ist eine Bitch“ (Wer jetzt an Sängerkollegen denkt, dafür kann ich nichts). Intonatorisch ist das Sopran deutlich schwerer zu beherrschen und das erzeugen eines angemehmen Tones dauert auch deutlich länger als beim Alt oder Tenor. Das Sopran ist wirklicher eher etwas für geübtere Spieler.
Bud Spencer SaxOb jetzt Tenor- oder Altsaxophon ist eher Geschmackssache. Das Altsaxophon ist grob allgemein gesprochen etwas heller, kerniger, zentrierter und durchsetzungsfähiger als das Tenor. Leute die gerne hoch hinaus wollen, schnell und furios spielen möchten sind eher auf dem Alt zu finden. Spieler die sich gerne in einen richtig fetten charaktervollen Klang legen, tendieren eher zum Tenor, da dieses mehr Soundmasse bietet. Ein schöner Ton ist leichter auf dem Tenor zu erzeugen. Ein amerikanischer Jazzjournalist hat mal geschrieben „Das wichtigste, was die Schwarzen über ihre Seele gesagt haben, haben sie auf dem Tenorsaxophon gesagt“.
Wenn man schon Saxophonvorbilder hat, kann man sich auch nach dem Richten, was diese gespielt haben. Zudem sollte man sich überlegen, was man vornehmlich damit spielen möchte. Wer gerne in einem Orchester spielt, und aus egotechnischen Gründen ungern die „zweite Geige spielt“ sollte vielleicht beachten, dass vornehmlich das Alto das Leadinstrument im Saxsatz ist. Wer hauptsächlich Rock’n’Roll spielen will, wird vielleicht bemerkt haben, dass in der Stilisitik vornehmlich das Tenor benutzt wird.
Ein anderer (meiner Meinung nach) auch entscheidender Faktor ist es, wie das Saxophon an einem selbst aussieht. Schaut euch ruhig mit Instrument im Spiegel an. Bei manchen Menschen sieht das Altsax einfach wie ein Kinderspielzeug aus. Bei BudSpencer wirkt z.B. das Bariton wie bei anderen das Altsax (siehe Bild)

Welche Marke? Welches Model?
Diese Fragen lese ich am meisten in den Foren. Bei der Auswahl kann ich auch verstehen, dass man, wenn man neu in der Materie ist, sich da leicht überfordert fühlt. Was ich dann meist als erstes zurück frage, wie viel Geld denn dafür ausgegeben werden kann.
Persönlich bin ich der Meinung, dass man für mehr Geld auch mehr Saxophon bekommt, aber was ich genau meine, muß ich erklären. Die Begriffe „Profisaxophon“ und „Schülersaxophon“ finde ich sehr ungeschickt. „Profisaxophon“ meint nur, dass es den Bedürfnissen eines Profis genügt, also keine Intonations- und Anspracheprobleme hat, einen tollen Klang bietet und absolut zuverlässig ist. Also alles das, was eigentlich ein Anfänger auch dringend nötig hat. Der Begriff „Profisax“ hat also nichts damit zu tun, dass es nur von Profis spielbar ist, im Gegenteil sogar. Naja und „Schülersaxophon“ klingt einfach besser als „billigeres Saxophon“.
Am besten fangen wir im untersten Preissegment an.
Ein neues Saxophon bekommt man schon ab 300 Euro. Diese Saxophone kommen aus China, sind absolute Massenware und um das ganz klar zu sagen, man darf für 300 Euro kein 3000Euro Instrument erwarten. Der Begriff „Chinaschrott“ ist allerdings überhohlt. Die Chinesen (Achtung: es sind die Festlandchinesen gemeint. Was aus Taiwan kommt ist eine ganz andere Sache) haben in den letzten Jahren sehr viel gelernt. Die meisten Chinasaxophone klingen inzwischen eigentlich nicht schlecht und stimmen auch halbwegs. Also warum sollte man da nicht zugreifen? Gegegnfrage, warum fährt keiner ein chinesisches Auto. Die funkeln auch hübsch, sind billig und bringen dich komfortabel von A nach B. Tja, aber keiner traut diesen Teilen. Zurecht nach dem letzten ADAC-Test. Mit den Chinasaxophonen ist es ähnlich. Varianzen kommen immer noch vor, da die Qualitätskontrollen in China schlecht bis gar nicht vorhanden sind. Da kann es sehr wohl mal vorkommen, dass man ein schlechtes Sax erwischt. Zudem sind diese Teile nicht sehr langlebig und verläßlich. Die Mechanik ist aus zu weichem Material und verstellt sich mit der Zeit (Intonations- und Ansprachemängel sind somit vorherbestimmt), Kleber löst sich und Polster, Filze und Korke können leicht abfallen (das kommt allerdings gelegentlich auch bei höherwertigen Firmen vor). Kurz diese Teile sind nicht wirklich verläßlich und können nach einem halben Jahr intensiveren Spielens schon nachlassen und so die Freunde am Instrument sehr trüben. Viele Saxdocs verweigern sogar die Arbeit an solchen Instrumenten, weil sie keine Garantie geben können, dass ihre Reperaturen an dem Instrument halten. Ich meine also, dass es für jemanden, der sich seriös mit dem Saxophon beschäftigen möchte höchst suboptimal ist. Für jemanden, der vielleicht nur mal mit dem Instrument Saxophon experimentieren möchte oder seinem kleinem Kind ein erstes Instrument schenken möchte ist es ideal.

Langsam fängt es preislich an, dass man auch Markenware kaufen kann. Natürlich die „Schüler- und Anfängermodelle“. Oft sind dieses allerdings auch Chinainstrumente und bieten eigentlich nicht wirklich viel mehr als die eigentlichen Chinainstrumente. Jedoch verspricht alleine der Markenname schon etwas mehr Verlässlichkeit, da die Firmen darauf achten, dass die Instrumente die mit ihrem Namen verkauft werden, kein schlechtes Licht auf diese Werfen. Die  Materialien sind hochwertiger, die Arbeiter meist etwas besser geschulter und die Qualitätskontrolle penibler. Zudem bietet der Markenname einen höheren Wiederverkaufswert. Zuletzt findet man mit so einem Instrument unter Saxophonmitspielern oft schneller und mehr Akzeptanz.

Die Saxophone aus Taiwan sind ein ganz deutlicher Qualitätssprung nach oben. Dort haben namenhafte Hersteller lange fertigen lassen und lassen es heute noch und so  konnte sich dort richtig viel KnowHow ansammeln. In den 80ern kam jedes 3. Saxophon aus Taiwan. Das Sortiment reicht von guten preislich fairen Schülerinstumenten bis hin zu Profiinstrumenten. Die Instrumente sind meist aus höherwertigem Material, haben mehr extras (Stellschrauben, Metalldaumenhaken, bessere Taschen/Koffer usw), es gibt sie in mehr Ausführungen (Finishes), mehr Luxus und werden von Leuten zusammengebaut die Anscheinend etwas über das Saxophon wissen.
Jupiter, System54, LeMonde, Expression usw. sind Taiwanesische Firmen die sehr gute Mittelklasseintrumente bauen zu meiner Meinung nach besten Preis/Leistungs-Verhältnis. P.Mauriat und Cannonball (eigentlich eine amerikansiche Marke, die aber dort fertigen läßt) bedienen eigentlich hauptsächlich den Profisektor. Neue Taiwanmarken sprießen gerade wie Tuplen in Holland im Frühling. Da aber alles irgendwie gegenseitig geklaut ist, klingen die meist alle sehr gut, aber im Prinzip irgendwie doch recht ähnlich. Man hat sozusagen eine Taiwansaxsoße (süß-sauer). Übrigens ein echter Geheimtipp ist immer noch die Marke Sequoia.

Jetzt sind wir im Highendsektor: 2500€ und aufwärts. Die Topmodelle von Yamaha, Yanagisawa sind über allen Zweifel erhaben. Die Japaner produzieren mit Abstand auf dem höchsten qualitativem Niveau. Selbst deren Schülerklassen sind sehr zuverlässig, weshalb diese gerne gekauft werden. Selmer hingegen produziert Saxophone ausschließlich für das Profisegment. Daher kommt auch das Gerücht, dass Yamaha eine Schülermarke sei und Selmer die besten Saxophone der Welt produziert.
Andere Interessante Vertreter in diesem Bereich sind Rampone, Keilwerth und Brancher. Es werden nur noch beste Materialen verwendet, die Männer und Frauen in den Werkstätten sind ausgebildete Fachkräfte, penible Kontrollen (naja, ich hatte da von bestimmten Herstellern auch schon nicht ganz so penibel kontrollierte Instrumente in der Hand), mehr Arbeitsaufwand (z.B. die Schallbecher handgehämmert was sich sehr positiv auf den Sound auswirkt). All das macht sich sowohl in der Verläßlichkeit als auch im Sound des Instrumentes bemerkbar. Das Yanagisawa meines Lehrers z.B, wurde immer intensivst genutzt und mußte erst nach 10 Jahren zum ersten mal zum Saxdoc. Zudem bekommt man hier oft noch richtige Tradition und Design. Bisher hat mir außer Cannonball, die eigentlich amerikanisches Design sind, kein Saxophon aus dem unteren Preissegment optisch besser gefallen, als eines der Topmarken. Außerdem sollte man bedenken, dass es diese Marken sind, die die Saxophone entwickeln (Fernost hingegen kopiert nur) und dass hier europäische Arbeiter bezahlt werden.
Wer das Geld hat, kann es ruhig in ein Profisaxophon stecken. Man kann zwar genau so gut in einem Skoda fahren lernen aber in einem Audi macht es einfach mehr Spaß. Was man bedenken sollte ist, dass man jedoch noch am Anfang seiner Entwicklung steht. Es kann also durchaus sein, dass man nach 3 Jahren einen anderen Geschmack entwickelt und feststellt, dass einem ein anderes Profisax viel besser liegt und man kann ein zweites mal 3000 Euro ausgeben.

Der Vollständigkeit halber erwähne ich noch die Vintagesaxophone. Allgemein würde ich sagen: interessant aber für den Anfang ungeeignet!  Der Markt ist riesig und unüberschaubar zudem kann ein Anfänger den Zustand eines Saxes schlecht einschätzen. Außerdem sind viele Vintages nicht ganz so „problemlos“ wie Neuinstrumente. Kleine Intonationseinbußen, schwereres Ansprechen bestimmter Töne sowie eine unbequeme bis hinderliche Applikatur. Warum sich als Anfänger unnötig Steine in den Weg legen? Einige meinen wegen den „charakteristischen Klang“. Man könnte allerdings dazu auch Störgeräusche dazu sagen. Vielleicht klingen die neuen Instrumente nicht ganz so „interessant“ aber persönlich bin ich der Meinung, dass die neuen dafür in der Regel eine höhere Klangqualität liefern. Ich kenne Fälle von Leuten, die gerade mal 2 Jahre spielen, aber in ihrem Keller 6-10 total interessant klingende Saxophone haben, aber auf keinem von denen höre ich der Person gerne beim spielen zu. Dann lieber etwas langweiliger klingen, aber brauchbar.

Wo und Wie kaufen?
SaxeNachdem man ungefähr weiß, welches Saxophon man möchte, welches Modell es sein soll und wie Geld man ausgeben will, kann man beim Kauf noch sehr viel falsch machen. Eine goldene Regel ist es eigentlich „Kaufe nie ein Instrument, dass du nicht vorher sorgfältig selber angespielt hast“ Aber wenn man noch ganz am Anfang steht, hilft das allerdings gar nicht. Auch der Tipp dann jemanden mitzunehmen der bereits spielen kann, ist auch nicht ganz die Lösung, da das Sax bei einem selber wieder ganz anders klingt. Was für den einen sehr gut funktioniert, muß auch nicht unbedingt für für einen selber gut funktionieren. Man kann höchstens Tendenzen hören, wenn derjenige verschiedene Saxophone im Vergleich spielt. Also ob ein Sax heller oder dunkler klingt, zentrierter oder voller als das andere. Viele Musikgeschäfte bieten die Möglichkeit eines Mietkaufs an. Man mietet quasi die ersten 6 Monate das Sax nur und wenn man beim Sax bleibt und einem das Sax gefällt kauft man es und die Raten werden auf den Vollpreis abgerechnet.
Aber wie soll man sich dann entscheiden? Das ist wirklich eine schwere Frage. Ob man nun ein Yamaha oder Yanagisawa Schülermodel für ungefähr den gleichen Preis kauft ist eigentlich sogar irgendwie wurscht, beide sind sie gut.
Nehmt das Teil in eure Hände, wie fühlt es sich an. Was sagen vielleicht kompetente Freunde? oder der Verkäufer (nicht jeder ist nur auf Profit aus; hier ist Menschenkenntnis gefragt), welches macht auf euch den qualitativ besseren Eindruck, bei welchem Sax gefällt euch die Farbe besser (das Auge spielt mit!)? Menschen mit besonders kleinen und großen Händen sollten auf jeden Fall überprüfen, ob die Mechanik in die Finger passt (besonders die Linke Hand mit dem Palmkeys (diese zapfenförmigen Hebel) und die tiefen Töne. Die modernen Mechaniken sind eigentlich alle sehr gut (und auch ähnlich), aber kleine feine Unterschiede gibt es doch.
Generell halte ich es für eine gute Idee, zum nächsten Qualifizierten Musikhänder oder besser noch Saxdoc zu gehen und sich von dort ein Saxophon zu holen. Man bekommt eine qualifizierte Beratung (naja, hoffentlich) und die Garantie (so ist es bei guten Händerln üblich), dass das Saxophon in einem guten Zustand ist und oft bieten sie noch einen gratis Checkup und Nachjustierung nach einem halben Jahr. Dafür lohnt es sich, auch mal 100 Euro mehr auszugeben.

Besonders sinnvoll halte ich eigentlich Secondhandinstrumente. Nur läuft man hier die Gefahr, dass man oft die Katze im Sack kauft. Wenn das Teil abgenudelt ist, nicht deckt und fast schon schrottreif ist, ist es egal wie viel Selmer da drauf steht. Eine komplette Generalüberholung kann locker nochmal 500€ kosten und plötzlich ist das vermeintliche Ebayschnäpchen doch nicht mehr so günstig. Allerdings kann man mit einem Secondhandinstrument auch sehr viel für sein Geld bekommen. Ein gutes Saxophon ist für mehr als nur 3 Jahre konzipiert und der Markt ist voll von 3 Jahre benutzen Yamahamittelklasse-Instrumenten. Es gibt genug Leute, die schnell die Geduld mit ihrem neuen Hobby verlieren und auf Gartenzwergebemalen umspringen, oder Leuten die soviel Spaß daran haben, dass sie ihr Equipment upgraden und deshalb ihr „Anfängersax“ verscherbeln. Oft kann man sogar richtig schöne „Profiinstrumente“ für einen tollen Preis ergattern. Das Selmer Mark 7 ist ein immer noch total „underpriced“ Instrument. Ein weiterer Vorteil ist, dass bereits gebrauchte Saxophone wertstabil sind. Aus oben genannten Gründen weiß man nie, ob das erste Saxophon auch das letzte ist, weshalb man hier ruhig an den Wiederverkaufswert denken kann. Das gilt zwar so auch für Vintages, aber warum Youngtimer den alten Kannen für den Anfang vorzuziehen sind, habe ich oben bereits erwähnt. Also es gibt da viel sehr brauchbares aber auch vieles in sehr abgenutzten Zustand. Als Anfänger ist das schwer zu beurteilen. Einen erfahrenen Freund mit zum Kauf zu nehmen ist hier wirklich sinnvoll. Man kann Ebay abgrasen, aber hier sind viele Dachbodenfunde eher Kellerausmistungen, es gibt Kleinanzeigen auf Musikerwebseiten, die recht seriös sind und viele Saxophonfachläden verkaufen auch gebrauchte Instrumente. Hier hat man den Vorteil, dass man eigentlich davon ausgehen kann, dass sie bei dem Händler im guten Zustand sind.

Wer dennoch meint, nicht mehr als 300Euro auszugeben wollen, dem sei gesagt, dass Thomann auf alle seine Waren 3 Jahre Garantie bietet.

to be continued:
Da dieser Artikel jetzt schon lang genug ist, ist hier erstmal Ende, aber hier geht es zum 2. Teil des ultimativen Saxophonstarter-Guides.

(Lösungen: 1b, 2d (wobei a auch richtig wäre und c ist nur ein ethymologisches Gerücht), 3a, 4d, 5c, 6b)

Dejaques – einfach aber klasse

Naja, ob es wirklich der beste ist, weiß ich nicht, aber noch nie habe ich etwas vergleichbar gutes in den Händen gehabt. Die Rede ist von dem DeJaques-Gurt.

Was macht diesen Gurt so überragend? Klingt man durch diesen besser? Vielleicht, ich will es hier erstmal nicht ausschließen. Schließlich benutzt Brandford Marsallis gleich zwei von denen (das sagt doch schon alles (-; )

DSC00335Der Hauptgrund, warum ich ihn so toll finde ist es, dass es der praktischste und eleganteste Gurt ist, den ich kenne. Ich weiß nicht warum, aber noch nie hatte ich mit diesem Halsschmerzen auch wenn ein schweres Tenor dranhängt. Das hatte ich so noch nicht mal mit irgendwelchen gepolsterten Teilen mit ergonomischer Formung und sonstigem Gedöns. Das Gewebe passt sich anscheinend gut an und ist vorallem auch angenehm auf der Haut. Kein merkwürdiges Synthetic oder Leder unter dem man sofort eklig schwitzt. Das Teil ist sogar so komfortabel, dass ich regelmäßig nach dem Üben vergesse, dass ich das Teil noch trage. Es ist schonmal vorgekommen, dass ich im Kino war und plötzlich im Film bemerkte, dass ich das Teil noch um den Hals hatte.
Zudem ist es so schmal, dass das Teil auch unauffällig unter dem Hemdkragen verschwinden kann, was ich ja sehr geschickt finde. Durch die dünne Schnur und dem unauffälligen Verschluß wirkt der DeJaques nicht wie sonstige  Gurte mit Plastekarabiner wie ein Billigteil aus dem Baumarkt und man kann diesen auch zum schicken Bühnenoutfit tragen ohne das Gesammtbiild mit so einem Baumelteil zu ruinieren. Persönlich finde ich die Plastekarabiner sehr häßlich. Die aus Gußeisen haben leider das Manko, dass die ab und zu brechen. Ungünstig wenn das Sax noch dranhing.  Die Metallhaken sehen zwar etwas besser aus, jedoch kenne ich auch einige Geschichten, bei denen sich das Saxophon ausgeklinkt hat. Auch Ungünstig.

Der Verschluß des DeJaques ist etwas besonderes. Wie man an  den Photos sehen kann, besteht der Verschluß aus zwei kleinen Metallzapfen, die sich öffnen, wenn man sie gegen den Halterrungsring des Saxophones schiebt. Das Saxophon ist darin absolut sicher. Zum Lösen gibt es noch einen kleinen Nippel, dort gegendrücken und raushebeln (nicht verstanden? ich weiß leider nicht wie man das geschickt erklären könnte funktioniert aber super).

DSC00338Auch wenn das recht filigran wirkt, ist es doch recht robust. Das Teil hat bei mir echt viel mitgemacht. Jedoch ging mir das Teil neulich erst kaputt. Und zwar so, dass der Verschluß geklemmt hat (also selbst wenn das Teil kaputt geht, ist das Sax noch sicher). Ich habe dann den Hersteller angeschrieben und obwohl das Teil einige Jahre alt war, hat er mir das Teil ohne Beanstanung repariert. (Hier nochmal ein Dankeschöne an Hope Jaquith) Ich habe nun auch von anderen öfters von unkomplizierter Hilfe seitens DeJaques gehört. Wahrscheinlich haben sie auch den besten Saxophongutservice der Welt.

Tja, leider kostet so ein Superteil auch superviel. 62€ bei Duchstein (ich kenne sonst keinen anderen deutschen Händler, wo man den Gurt herbekommen kann und meinen habe ich aus Tokio), dafür gibt es ihn auch in den Farben IPod-Weiß und IPod-Schwarz. (Ich habe inzwischen beide Farbvarianten, weil ich wissen wollte, ob die unterschiedlich klingen).

Wie ihr wahrscheinlich schon ahnt, ich finde den DeJaques klasse und bekommt von mir eine eindeutige Kaufempfehlung, obwohl der Preis diesen Gurt zu einem Luxusgegenstand macht. Allerdings sollte man auch überlegen, wie oft und lange man so einen Gurt nutzt und ob einen der Luxus eines bequemen Gurtes für den Hals vielleicht den Preis doch wert ist.

Stress, Stress, Stress

MoinMoin an alle Leser,

IMGP4923tja, es tut mir leid, in letzter Zeit kam hier jetzt wenig neues. Wie ihr aus meiner Auftrittsliste entnehmen könnt, waren jetzt ein paar recht aufwendige aber schöne Konzerte (deshalb bei den Anekdoten auch ein Update  . Außerdem bereite ich mich auf die Aufnahmeprüfungen für ein Musikstudium vor, die jetzt diese und nächste Woche stattfinden (drückt mir die Daumen). Danach wird wieder einiges folgen. Versprochen! Genug Material habe ich, z.B. Testberichte über den besten Gurt der Welt, den neuen Blättern von Fiberreed und einem großem Blattklemmenvergleich. Zudem stehen die Essays über die Erotik des Sax, Klangbeschreibung und meine schlimmste „Mugge“ noch aus.
Also schaut demnächst öfters mal rein.

Ich möchte auch kurz erwähnen, dass es gestern einen Rekord gab. 395 Klicks an einem Tag. So viel hatte ich noch nie. Aber die Tendenz ist steigend. Letzten Monat hatte ich durchschnittlich über 100 Klicks pro Tag. Hierfür möchte ich meinen Lesern danken, aber das ist noch ausbaufähig. Deshalb möchte ich euch nochmal daran erinnern, dass wenn euch die Artikel gefallen, ihr gerne so frei sein dürft und diese auf eure Seiten, Foren und Blogs zu verlinken.